Panaolo - Michelle Zerwas - E-Book

Panaolo E-Book

Michelle Zerwas

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Beschreibung

Zwischen Yvonne und Panaolo ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch kaum ist er auf dem Reiterhof angekommen, soll er bereits wieder verkauft werden. Yvonne versucht den Verkauf zu verhindern, aber es gelingt ihr nicht. An ihrem Geburtstag erlebt sie allerdings eine Überraschung. Ihre Eltern schenken ihr Panaolo. Bei einem Ausritt läuft Panaolo aus zunächst unerklärlichen Gründen auf die Autobahn. Panaolo wird von einem Auto erfasst und Yvonne landet mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Kaum wird Yvonne aus dem Krankenhaus entlassen, zieht es sie natürlich zu Panaolo in den Stall. Der Anblick ihres geliebten Pferdes ist ein Schock für sie. Yvonne erkennt ihr Pferd kaum wieder. Er lässt niemanden mehr an sich heran. Daraufhin soll Panaolo getötet werden. Doch Yvonne kämpft mit allen Mitteln dagegen und Panaolo darf fürs Erste am Leben bleiben. Um Panaolo vor dem Tod zu retten, reist Yvonne mit ihren Eltern und Panaolo zu einem Pferdeflüsterer nach Amerika. Sie setzt alle Hoffnungen in Mr. Brown und hofft, dass er Panaolo helfen kann.

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Michelle Zerwas

Panaolo

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Ein Traumpferd

Heute war besonders viel los im Reitstall, denn es sollte ein neues Pferd ankommen.

Ich war bei Apple in der Box, einer Schimmelstute, auf der ich schon seit drei Jahren Reitunterricht hatte. Sie war mein absolutes Lieblingspferd.

Als ich ein Auto auf den Hof fahren hörte, verließ ich den Stall und gesellte mich zu den anderen Wartenden, die sich bereits vor einer Stunde dort versammelt hatten.

Mit Spannung verfolgten wir, wie der Pferdeanhänger geöffnet und ein wunderschöner Friese die Rampe hinuntergeführt wurde. Mir stockte beinahe der Atem vor Bewunderung, denn so ein schönes Pferd hatte ich noch nie gesehen.

Er wurde in den Stall geführt und einer der Pferdepfleger befestigte ein Schild an der Stalltür. Ich blieb stehen, um zu lesen, was darauf geschrieben stand.

Name: Panaolo von Feenstein

geboren am: 16.08.1998

Vater: Pikorino von Feenstein

Mutter: Feodora von der Tau

Rasse: Friese

Nicht zu fassen. Panaolo musste ein Vermögen gekostet haben. In meiner Fantasie sah ich mich bereits mit Panaolo über die Felder galoppieren, aber das würde wahrscheinlich ein Traum bleiben.

Den Rest des Tages schweiften meine Gedanken immer wieder zu diesem wundervollen Pferd. Es war geradezu Liebe auf den ersten Blick gewesen.

 

Am nächsten Tag fuhr ich nach der Schule mit dem Fahrrad zum Stall. Nachdem ich Apple kurz begrüßt hatte, stattete ich Panaolo einen Besuch ab. Er war wirklich ein tolles Pferd und ich hatte mich bereits den ganzen Tag darauf gefreut ihn wiederzusehen.

Apple wieherte, als sie mich bei Panaolo stehen sah. Sie war eifersüchtig, denn bisher hatte es für mich kein anderes Pferd gegeben, das mir wichtiger war.

Erst jetzt bemerkte ich die weißen Abzeichen auf Panaolos Stirn. Sie waren zwar sehr klein, aber für einen Friesen dennoch ungewöhnlich, die ja bekannt waren für ihr tiefschwarzes Fell. Ich fragte mich sofort, ob man ihn deshalb verkauft hatte. Es gibt ja so verrückte Menschen, die ein Tier nur dann haben möchten, wenn es perfekt ist.

Ich wollte gerade den Stall verlassen, als Herr Rüger, der Reitlehrer auf mich zukam.

„Hallo Yvonne, sag mal, hättest du vielleicht etwas Zeit?“, fragte er.

„Worum geht es denn?“

„Ich bin auf der Suche nach jemandem, der auf Panaolo ein wenig reiten möchte.“

Ich glaubte, mich verhört zu haben. Hatte Herr Rüger gerade wirklich „Panaolo“ und „reiten“ in einem Satz genannt?

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, riss er mich aus meinen Gedanken. „Ich kann auch jemand anderen fragen, aber ich dachte, du hast vielleicht Interesse.“

„Nein, auf gar keinen Fall“, beantwortete ich seine Frage. „So eine Chance lasse ich mir doch nicht entgehen.“

Herr Rüger lachte. „Na dann los, worauf wartest du noch? Wo die Sattelkammer ist, weißt du, ich warte in der Reithalle auf dich.“

So schnell hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie ein Pferd gesattelt. Aufgeregt führte ich Panaolo aus dem Stall und betrat mit ihm die Reithalle.

Ich stieg auf und folgte den Anweisungen des Reitlehrers. Zwei Stunden später stieg ich müde und verschwitzt aus dem Sattel, aber ich war glücklich, denn mein Traum, Panaolo zu reiten, hatte sich erfüllt. Er war einfach ein großartiges Pferd und in meiner Fantasie sah ich wieder das Bild vor mir, wie ich mit ihm bei einem Ausritt über endlose Felder galoppierte. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als die Besitzerin von Panaolo zu sein.

 

Panaolo und ich

Als ich nach Hause kam, stürmte ich sofort das Büro meines Vaters. Ich wusste zwar genau, dass er nicht gerne bei der Arbeit gestört wurde, aber in diesem Fall war es wirklich wichtig.

Ohne mich lange mit der Begrüßung aufzuhalten, plapperte ich sofort drauflos. „Wir haben ein neues Pferd im Stall und ich durfte heute auf ihm reiten. Er ist wundervoll Papa und ich wollte dich fragen, ob wir ihn kaufen können?“

Mein Vater sah mich eine Weile irritiert an und ließ sich meine Worte durch den Kopf gehen. Dann antwortete er: „Du weißt, ich mag Tiere, aber jetzt noch ein Pferd, das wird zu viel. Wir haben schließlich schon zwei Hunde, drei Katzen und acht Kaninchen. Außerdem haben wir über dieses Thema erst vor gar nicht allzu langer Zeit ausführlich gesprochen.“

„Aber Papa, er wird dir gefallen. Er ist ein Friese.“

Mein Vater blickte mich ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen an. „Hast du eine Vorstellung davon, was das Pferd kostet? Ich glaube nicht, dass wir ihn uns leisten können.“

„Ich brauche nie wieder Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke, nie wieder, bitte Papa.“

„Yvonne, darum geht es doch gar nicht. Eine solche Entscheidung kann man nicht aus einer Laune heraus treffen und nun muss ich weiter arbeiten.“

Enttäuscht verließ ich das Büro, doch so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen.

 

Von nun an ritt ich Panaolo jeden Tag und versuchte mit allen Mitteln meine Eltern davon zu überzeugen Panaolo zu kaufen. Ich redete von nichts anderem mehr.

Irgendwann hatte ich zumindest meinen Vater so weit sich Panaolo wenigstens mal anzuschauen. Stolz präsentierte ich ihm Panaolo und mein Vater begutachtete ihn mit fachmännischem Blick, bevor er sagte: „Du hast recht, Panaolo ist schon ein tolles Pferd, aber er wird sicher sehr viel Geld kosten.“

„Kannst du denn nicht wenigstens mal mit Herrn Rüger reden? Vielleicht ist er gar nicht so teuer.“

Mein Vater gab nach. „Na meinetwegen, wenn es dich glücklich macht.“

Ungeduldig wartete ich während des Gesprächs vor dem Büro. Nach einer halben Stunde Wartezeit wäre ich am liebsten hineingestürmt und ich begann ungeduldig von einem Bein aufs andere zu treten. Als sich die Tür endlich öffnete, war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

„Was hat er gesagt? Wie viel soll Panaolo kosten?“ Ich bestürmte meinen Vater mit Fragen.

„Er soll 5500 Euro kosten und ist damit viel zu teuer für uns, so wie ich es erwartet habe.“

Mir war schlagartig zum Heulen zumute, denn nun gab es keine Chance mehr, dass Panaolo irgendwann mir gehören würde.

Bevor wir nach Hause fuhren, ging ich nochmal zu ihm in die Box.

 

Am nächsten Tag sollte ich mich um eine neue Reitschülerin kümmern. Sie hieß Anke und sollte ihre erste Reitstunde auf Apple bekommen. Es gefiel mir nicht, jemand anderen auf meiner Apple zu sehen, obwohl es ziemlich ungerecht von mir war so zu denken. Seit Panaolo im Stall war, hatte ich mich kaum noch um Apple gekümmert und war auch nicht mehr mit ihr ausgeritten.

Während ich Apple sattelte, fragte Anke mir Löcher in den Bauch und ging mir damit ein wenig auf die Nerven. Normalerweise redete ich ausgesprochen gerne über Pferde und alles, was mit ihnen zu tun hatte, aber meine Laune war am Tiefpunkt und ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Ich beantwortete ihre Fragen deshalb so knapp wie möglich und brachte Anke und Apple zur Reithalle.

Danach kümmerte ich mich um Panaolo. Er war mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen und ich konnte mir nicht mehr vorstellen ohne ihn zu leben. Ich durfte gar nicht daran denken, mich von ihm trennen zu müssen, doch genau das sollte bald geschehen.

 

Als ich einige Wochen später morgens in den Stall kam, fehlten die beiden Haflinger Pinello und Pikorello, Shadow ein Araberwallach und auch die Box von Panaolo war leer.

Zuerst machte ich mir keine Sorgen, denn die Pferde wurden wahrscheinlich für den Reitunterricht gebraucht oder sie waren auf der Koppel. Ich beschloss nach der Schule nochmal wiederzukommen.

Doch auch einige Stunden später, war von den vier verschwundenen Pferden nichts zu sehen, weder in der Reithalle, noch auf der Koppel. Nun machte ich mir doch Sorgen und ging zu Herrn Rüger ins Büro. Er telefonierte gerade und ich trat nervös von einem Bein aufs andere. Kaum hatte er den Hörer aufgelegt, redete ich auch schon drauflos.

„Hallo Herr Rüger, wo ist Panaolo?“

„Ich habe ihn und drei andere Pferde verkauft. Ich muss den Reitbetrieb verkleinern, damit ich nicht endgültig schließen muss.“

„Aber warum haben Sie ausgerechnet Panaolo verkauft?“

Herr Rüger seufzte. „Mir ist die Entscheidung auch nicht leicht gefallen, aber ich hatte keine Wahl.“

„An wen haben Sie Panaolo denn verkauft?“

„An den Gutshof Hallertau. Das ist hier ganz in der Nähe. Wenn du magst, schreibe ich dir die Adresse auf.“

Kurz darauf reichte er mir den Zettel mit der Adresse. Ich bedankte mich und fuhr niedergeschlagen mit dem Fahrrad nach Hause. Dort verkroch ich mich in meinem Zimmer und gab mich meiner Trauer hin, bis ich irgendwann die Stimme meiner Mutter hörte, die mich zum Essen rief.

Lustlos ging ich nach unten und stocherte wenig später in meinem Essen herum.

„Du isst ja gar nichts“, sagte meine Mutter. „Geht es dir nicht gut?“

„Panaolo ist verkauft worden“, sagte ich unglücklich und hatte Mühe die Tränen zurückzuhalten.

Nun mischte sich auch mein Vater ein. „Panaolo ist doch der Friese, den du gerne haben wolltest, stimmt’s?“

Ich nickte nur. Dass mein Vater sich an Panaolo erinnerte, war ein gutes Zeichen, fand ich.

„Weißt du, an wen er verkauft wurde?“, fragte mein Vater weiter.

„An den Gutshof Hallertau.“

„Das ist aber doch kein Grund zu verzweifeln“, meinte mein Vater aufmunternd. „So weit ist das doch gar nicht weg.“

„Ja schon, aber zu weit um mit dem Fahrrad hinzufahren.“

„Da muss ich dir recht geben“, pflichtete meine Mutter mir bei und damit war das Thema für meine Eltern erledigt.

 

Am nächsten Morgen in der Schule, fiel sogar einer Mitschülerin auf, dass ich traurig war.

„Was ist los mit dir Yvonne?“

„Ich habe dir doch von Panaolo erzählt.“

„Ach ja, dieses Pferd, ich erinnere mich. Du hast ja auch fast von nichts anderem mehr gesprochen. Was ist mit ihm?“

„Er ist gestern verkauft worden und ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden.“

„Na und, er ist doch bloß ein Pferd. Es gibt echt Wichtigeres im Leben als ein Pferd.“

Das war mal wieder typisch für sie, dass sie kein Verständnis für mich hatte. Sie war kein großer Tierfreund und interessierte sich viel mehr für die Jungs in unserer Klasse.

Mir blieb nichts anderes übrig, als mit meiner Trauer allein fertig zu werden, da mich offenbar niemand verstehen konnte.

 

Ein Besuch bei Panaolo

In der nächsten Zeit dachte ich fast ununterbrochen an Panaolo und vermisste ihn von Tag zu Tag mehr. Ich versuchte auch weiterhin meine Eltern zu überreden mir Panaolo zu kaufen. Zuerst blieben sie standhaft bei ihrem Nein, aber schließlich hatte ich sie zumindest so weit, dass sie mit mir zu Panaolo fuhren.

An einem Sonntag machten wir uns auf den Weg zum Gutshof Hallertau. Wir fragten nach Panaolo und wurden sofort zu ihm geführt.

Er schien sich sehr wohl zu fühlen und erkannte mich auch sofort wieder, als er mich sah.

Heimlich schlüpfte ich in seine Box. Er rieb seinen Kopf so fest an meiner Schulter, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Ich streichelte seine weiche samtige Nase und tätschelte seinen Hals. Panaolo schnaubte laut, die Streicheleinheiten gefielen ihm offensichtlich ganz gut.

Nun, da ich Panaolo wiedergesehen hatte, fiel es mir noch schwerer zu akzeptieren, dass er nicht mir gehörte und als hätte mein Vater meine Gedanken gelesen, sagte er: „Panaolo ist wirklich ein schönes Pferd, aber ich habe dir ja bereits gesagt, dass er viel zu teuer für uns ist und wie du siehst, geht es ihm hier sehr gut.“

„Ich weiß, Papa“, antwortete ich traurig.

Meine Mutter setzte ängstlich hinzu: „Panaolo ist doch viel zu groß und ungestüm für dich. Stell dir vor, du fällst von ihm hinunter.“

„So groß ist Panaolo gar nicht“, protestierte ich. „Apple ist auch nicht viel kleiner.“

Meine Mutter sah es nicht so gerne, dass ich ritt. Sie hatte zwar früher ebenfalls einen Haflingerwallach besessen, der im Alter von 25 Jahren gestorben war, aber nach einem Reitunfall war sie nie wieder aufs Pferd gestiegen.

Nachdem ich eine ganze Weile in Panaolos Box verbracht hatte, drängten meine Eltern zum Aufbruch und wir fuhren nach Hause, ohne zu fragen, was Panaolo kostete.

 

Eine Woche später hatte ich Geburtstag. Ich beschloss keine große Sache daraus zu machen, denn mir war nicht nach feiern zumute.

Beim Frühstück überreichte mir meine Mutter ein dickes Buch.

Pferdehaltung, Pferdepflege und richtiges Reiten las ich. Ich fragte mich, wozu das gut sein sollte. Ich wusste doch schon alles über Pferde.

Mein Vater überreichte mir einen riesigen Karton, der so schwer war, dass ich ihn kaum tragen konnte. Als ich hineinschaute, entdeckte ich einen Pferdesattel mitsamt Trense, neue Reitstiefel, einen neuen Reithelm, neue Reithosen und eine Kiste mit Putzzeug.

„Könnt ihr mir mal verraten wozu das gut sein soll?“, fragte ich.

„Das wirst du heute Nachmittag erfahren“, antwortete mein Vater geheimnisvoll.

Bis ich zur Schule musste, versuchte ich meinem Vater sein Geheimnis zu entlocken, aber er schwieg eisern.

In der Schule konnte ich mich an diesem Morgen nicht konzentrieren. Stattdessen wagte ich davon zu träumen, dass meine Eltern Panaolo gekauft hatten, obwohl ich es mir nicht so recht vorstellen konnte.

 

Nach der Schule verbanden meine Eltern mir die Augen und halfen mir beim Einsteigen ins Auto. Die Fahrt dauerte nicht sehr lang, aber ich wurde dennoch mit jeder Minute aufgeregter. Es fehlte nicht viel und ich hätte mir die Augenbinde vom Kopf gerissen.