Parker legt die Biber trocken - Günter Dönges - E-Book

Parker legt die Biber trocken E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Diesmal, Mister Parker, werde ich mich aber durch nichts ablenken lassen«, erklärte Agatha Simpson sehr nachdrücklich. »Ich werde jetzt meinen Roman schreiben, komme, was da will.« »Mylady werden möglicherweise bald auf der internationalen Liste der Bestseller erscheinen«, deutete der Butler höflich an. »Mylady werden dann mit einem völlig neuen Leben rechnen müssen.« »Ich weiß«, seufzte sie. »Autogrammstunden, Dichterlesungen und dann Hollywood, das meinen Roman selbstverständlich verfilmen wird.« »Von diversen Fernsehproduktionen ganz zu schweigen, Mylady.« Das Gesicht des Butlers blieb glatt und ausdruckslos. »Ich werde mich damit abfinden müssen, Mister Parker.« Die ältere Dame seufzte erneut, gab sich dann einen inneren Ruck und musterte unternehmungslustig die nähere Umgebung. Sie befand sich auf der Terrasse eines kleinen, hübschen Hotels, das nahe am Wasser lag. Zu ihren Füßen dehnte sich ein idyllischer See... Bootsstege reichten weit in das saubere Wasser. An ihnen lagen Motor- und Hausboote in allen Größen und Preisklassen. Es war ein wunderbarer früher Nachmittag. Man war gerade aus London angereist. Lady Agatha brannte darauf, so schnell wie möglich auf ihr Hausboot zu gelangen.

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Der exzellente Butler Parker – 4 –

Parker legt die Biber trocken

Günter Dönges

»Diesmal, Mister Parker, werde ich mich aber durch nichts ablenken lassen«, erklärte Agatha Simpson sehr nachdrücklich. »Ich werde jetzt meinen Roman schreiben, komme, was da will.«

»Mylady werden möglicherweise bald auf der internationalen Liste der Bestseller erscheinen«, deutete der Butler höflich an. »Mylady werden dann mit einem völlig neuen Leben rechnen müssen.«

»Ich weiß«, seufzte sie. »Autogrammstunden, Dichterlesungen und dann Hollywood, das meinen Roman selbstverständlich verfilmen wird.«

»Von diversen Fernsehproduktionen ganz zu schweigen, Mylady.« Das Gesicht des Butlers blieb glatt und ausdruckslos.

»Ich werde mich damit abfinden müssen, Mister Parker.« Die ältere Dame seufzte erneut, gab sich dann einen inneren Ruck und musterte unternehmungslustig die nähere Umgebung. Sie befand sich auf der Terrasse eines kleinen, hübschen Hotels, das nahe am Wasser lag. Zu ihren Füßen dehnte sich ein idyllischer See...

Bootsstege reichten weit in das saubere Wasser. An ihnen lagen Motor- und Hausboote in allen Größen und Preisklassen. Es war ein wunderbarer früher Nachmittag.

Man war gerade aus London angereist. Lady Agatha brannte darauf, so schnell wie möglich auf ihr Hausboot zu gelangen. Butler Parker hatte von London aus ein besonders komfortables Boot gemietet, das über ein großes Sonnendeck verfügte. Zwei starke Inborder-Motoren warteten nur darauf, ihre Schrauben in Bewegung setzen zu können.

Die immens vermögende und schon seit vielen Jahren verwitwete ältere Dame konnte sich diesen Luxus durchaus leisten. Zudem glaubte sie fest an ihre einmalige schriftstellerische Begabung. Sie war fest entschlossen, dafür ihre kriminalistischen Neigungen zu unterdrücken. In der romantischen Abgeschiedenheit der sogenannten Norfolk Broads wollte sie sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren.

»War ich nicht schon mal hier?« fragte sie und beobachtete die beiden Hotelangestellten, die viele Gepäckstücke an Bord brachten.

»Mylady beehrten die Broads vor Jahren«, erinnerte Josuah Parker. »Mylady bekamen seinerzeit Kontakt mit Mitgliedern der Unterwelt.«

»Richtig«, meinte sie und nickte wohlwollend. »Ich zerschlug hier eine Gangsterbande, nicht wahr?«

»Mylady waren selbstverständlich erfolgreich.«

»Nun, diesmal werde ich meine Ruhe haben, Mister Parker. Sie haben genügend Manuskriptpapier geordert?«

»Mylady könnten damit durchaus zwei Bestseller zu Papier bringen.«

»Wer weiß, wer weiß«, sagte sie kokett. »Ich fühle mich in ausgezeichneter Form, Mister Parker. Sind Sie sicher, ein ruhiges Plätzchen entdeckt zu haben?«

»Die Spezialkarte der Norfolk Broads weist etwa dreihundertzwanzig Kilometer Wasserwege auf, Mylady, ganz zu schweigen von verwunschenen Buchten und kleinen Seitenarmen, die in dieser Kilometerzahl nicht enthalten sind.«

»Ich werde nach einem bestimmten Programm leben und arbeiten, Mister Parker«, schwärmte Lady Agatha weiter. »Ich werde pro Tag wenigstens zwanzig bis dreißig Seiten schreiben.«

»Mylady werden mit Sicherheit neue Maßstäbe setzen.« Josuah Parker, ein alterslos wirkender Mann, etwas über mittelgroß, war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers. Seine Bewegungen waren stets würdevoll und gemessen. Seine Sprache zeichnete sich durch übergroße Höflichkeit aus. Dennoch, Butler Parker war keineswegs servil. Er strahlte beeindruckende Autorität aus. Es gab kaum etwas, was ihn in Erregung zu setzen vermochte, wenigstens spiegelte sein glattes Gesicht solch ein Gefühl niemals wider. Er war, alles in allem, eine Persönlichkeit.

»Nun denn, Mister Parker.« Sie warf sich in die an sich schon üppige Brust und setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung. Wenn man mit Lady Agatha zu tun hatte, vergaß man schnell, daß sie mit einiger Sicherheit bereits das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte. Sie verfügte über eine sehr baritonal gefärbte Stimme, die nicht gerade leise war und erinnerte, was ihre Gestik betraf, an eine Bühnen-Heroine.

Josuah Parker folgte nicht unmittelbar.

Er hatte zwei männliche Gäste entdeckt, die ihm nicht gerade fremd waren. Einer der beiden Männer war untersetzt und zeigte einen deutlichen Bauchansatz. Auf seinem Kopf saß ein Panamahut, sein Sommeranzug stammte mit Sicherheit nicht von der Stange eines Warenhauses.

Sein Begleiter war schlank, hatte geschmeidige Bewegungen und trug eindeutig eine Schulterhalfter, die wohl kaum unbesetzt war.

Es handelte sich um die Herren Wade Allyson und Cliff Snakins, denen man romantische Anwandlungen kaum nachsagen konnte. Sie gehörten zur Unterwelt von London und spielten in ihr keine unbedeutende Rolle.

Wade Allyson war der Chef einer Bande, die sich mit Drogen aller Art befaßte. Cliff Snakins galt als ein Vollstrecker und hatte mit Sicherheit bereits einige Morde auf dem Gewissen, die man ihm bisher allerdings nicht hatte nachweisen können.

»Was ist denn, Mister Parker?« fragte Lady Agatha ungeduldig vom Bootssteg her.

»Stets zu Myladys Diensten«, lautete die Antwort des Butlers. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß seine Herrin kaum in aller Ruhe an ihrem geplanten Bestseller schreiben würde.

Mit Störungen war fest zu rechnen.

*

Lady Agatha erwies sich als wahre Meisterin, was ihre seemännischen Qualitäten betraf.

Sie stand vor dem Ruder und wartete nur darauf, die beiden Inborder-Motoren in Bewegung setzen zu können. Die Angestellten des Freizeitparks hatten die Leinen gelöst und winkten der älteren Dame zu, die beherzt nach den beiden verchromten Hebeln langte, die die Benzinzufuhr der Motoren regelten.

Selbstverständlich gab die Lady sofort Vollgas und ließ die Schrauben arbeiten. In eleganter Schlangenlinie durchpflügte das nicht gerade kleine, recht massiv wirkende Hausboot die stillen Wasser, rammte einen soliden Steg, ließ ihn in den Fluten versinken und nahm Kollisionskurs auf eine schnittige Motoryacht, deren Freizeitkapitän übernervös reagierte. Er riß sein Ruder herum und setzte die Motoryacht durchaus gekonnt auf eine Böschung.

Dies bekam weder dem Boot noch ihm.

Die Motoryacht besann sich auf ihre Einzelteile und legte sie auf der Böschung ein wenig unordentlich ab. Der Freizeitkapitän absolvierte einen Salto und landete nach kurzem Freiflug auf dem Sonnensegel eines Wohnwagengespanns.

»Was suchen diese Anfänger nur auf dem Wasser, Mister Parker?« fragte die ältere Dame, die dem Geschehen nur einen kurzen Blick gegönnt hatte. Sie konzentrierte sich bereits auf die Einfahrt in eine Art Kanal, aus dem ein Tretboot hervorkam.

»Mylady sollten vielleicht ein wenig nach Backbord ausweichen«, schlug Josuah Parker in seiner höflichen Art vor.

»Warum nicht, Mister Parker?« Sie lächelte wohlwollend und tat genau das Gegenteil. Sie steuerte nach Steuerbord und brachte den Mann auf dem Tretboot in einige Verlegenheit. Er entschloß sich dann aber in Anbetracht der vorauszusehenden Entwicklung, das Wassergefährt schleunigst zu verlassen. Mit durchaus elegantem Hechtsprung warf er sich ins Wasser und brachte sich in Sicherheit.

»Sehr leicht zu handhaben, Mister Parker«, konstatierte Lady Agatha, die erstaunlicherweise ohne weitere Komplikationen das Boot in den an sich breiten Wasserkanal bugsierte.

»Mylady beweisen wieder mal eine einmalige Meisterschaft«, stellte der Butler fest. »Vielleicht könnten und würden Mylady die Fahrt ein wenig drosseln«, deutete Parker an.

»Ich will so schnell wie möglich an meinen Liegeplatz«, gab sie munter zurück. »Ich darf keine Zeit verlieren.«

Josuah Parker wußte aus Erfahrung, daß Mylady nun kaum noch zu bremsen war. Was sie sich mal in den Kopf gesetzt hatte, führte sie auch durch. Sie verunsicherte zwei entgegenkommende Hausboote, drängte eine kleinere Motoryacht in den Kanal ab und veranlaßte schließlich zwei Kanufahrer, auf Tauchstation zu gehen. Sonst aber gab es kaum Zwischenfälle. Parker atmete auf, als der Kanal sich erweiterte und in einen kleinen See überging.

Er dachte unwillkürlich an die Niederlande.

Dort wie hier gab es flache, weite Wiesen, sogar einige Windmühlen, weidendes Vieh, idyllisch gelegene Häuser und einen weiten Himmel.

Die Norfolk Broads, die der Butler natürlich recht gut kannte, waren ein beliebtes Ferienziel im Nordwesten von Yarmouth. Bis zur Ostküste war es nicht weit. Wer Ruhe, Erholung und eine sanfte Abwechslung suchte, kam hier mit Sicherheit voll auf seine Kosten.

Wasservögel stiegen ohne Panik aus den schilfbestandenen Uferzonen hoch, Libellen schwirrten durch die Luft und erinnerten an kleine, bunt schillernde Helikopter, Fische sprangen aus dem ruhigen Wasser und schnappten nach Fliegen.

»Machen wir uns nichts vor, Mister Parker«, ließ Agatha Simpson sich plötzlich vernehmen. »Auf die Dauer wäre das hier alles doch recht langweilig, finden Sie nicht auch?«

»Mylady sehnen sich nach dem pulsierenden Leben der Großstadt?« fragte Parker.

»Das mich doch nur wieder ablenken würde«, meinte sie und gab sich einen Ruck. »Nein, nein, Mister Parker, ich werde arbeiten und schreiben, wie ich es mir vorgenommen habe. Und keine Macht der Welt wird mich daran hindern.«

Der Butler dachte an die beiden Unterweltler Wade Allyson und Cliff Snakins und entdeckte dann plötzlich zwei Wasserski-Jets, die ihnen mit geradezu wahnwitziger Geschwindigkeit folgten.

Kam es bereits schon jetzt zu einer ersten Ablenkung?

*

Es waren zwei geschickte Fahrer, die auf dieser Kreuzung mit Wasserskiern und Motorboot vorbeiwischten, dann abdrehten und für eine mächtige Gischtfontäne sorgten. Ein Schwall Wasser ergoß sich über das Hausboot und traf die ältere Dame, die voll erwischt wurde. In wenigen Augenblicken war sie durchnäßt. Ihr eigenwilliger Topfhut rutschte in sich zusammen, und das Wasser rann aus Myladys eisgrauem Haar.

Sie verriß das Ruder. Parker mußte diskret und korrigierend eingreifen. Er brachte das schwerfällige Hausboot wieder auf Kurs und widmete sich dann Lady Agatha, die sich das Wasser aus den Augen wischte.

»Warum sind Sie nicht naß geworden?« fauchte sie danach ihren Butler an.

»Meine Wenigkeit stand möglicherweise günstiger als Mylady«, gab der Butler zurück. Er hatte tatsächlich nichts abbekommen, weil er sich rechtzeitig geduckt hatte.

»Sie hätten mich warnen müssen«, reagierte sie gereizt. »Aber das haben Sie natürlich absichtlich unterlassen.«

»Meine Wenigkeit wurde von den beiden Wasserski-Jets völlig überrascht, Mylady«, lautete Parkers Antwort. »Mylady wollen sich umkleiden?«

»Was bleibt mir denn anderes übrig?« schimpfte sie weiter. »Selbstverständlich haben die beiden Rowdys mich absichtlich bespritzt. Sie werden mir dafür Schadenersatz leisten müssen.«

»Sofern man sie ausfindig machen kann, Mylady. Wasserski-Jets dieser Art sind hier in den Broads häufig vertreten.«

»Wasserski-Jets?« Sie wischte sich das aus dem Haar rinnende Wasser von den Wangen.

»Sie werden von Zweitakt-Motoren angetrieben, Mylady, die bis zu fünfundvierzig Pferdestärken aufweisen«, erläuterte der Butler. »Geschwindigkeiten bis zu maximal achtzig Kilometern sind keine Seltenheit.«

»Warum habe ich nicht solch ein Wasser-Motorrad an Bord?« fragte sie streng. »Ich hätte sofort die Verfolgung dieser Subjekte aufnehmen können.«

»Möglicherweise werden die beiden Wassersportler sich noch entschuldigen, Mylady.« Josuah Parker hatte längst das Ruder übernommen und steuerte das große Hausboot zielsicher durch den See. Er hielt sich an die Fahrrinne, die durch Bojen abgesteckt war.

»Das war kein Zufall, Mister Parker«, sagte die ältere Dame und passionierte Detektivin, die sich anschickte, über den kurzen Niedergang nach unten ins Bootsinnere zu gehen. »Haben Sie darüber schon nachgedacht?«

»Mylady vermuten eine Absicht?«

»Selbstverständlich, Mister Parker. Man hat mich sehr gezielt attackiert. Ich gehe davon aus, daß die Londoner Unterwelt mir Killer auf den Hals geschickt hat.«

»Myladys Urlaubsabsichten können unmöglich bekannt geworden sein.«

»Papperlapapp, Mister Parker. Eine Frau wie ich wird stets und immer beobachtet. Aber dazu später mehr.«

Sie brachte ihre majestätische Fülle über den Niedergang nach unten und verschwand in ihrer komfortabel eingerichteten Schlafkabine. Parker verließ für einen Moment den Ruderstand und holte seine schwarze Reisetasche nach oben.

Sie war von ihm neben dem Niedergang gleich vorn an der Pantry abgestellt worden und enthielt Dinge, auf die Parker nie verzichtete, wenn er unterwegs war. Er rechnete mit weiteren Zwischenfällen, wenngleich er auch nicht davon ausging, daß man ihnen von London aus gefolgt war.

Der Butler entnahm dieser Tasche seine Gabelschleuder und ließ sie im schwarzen Zweireiher verschwinden. Anschließend versorgte er sich noch mit der notwendigen Munition, die aus gebrannten Ton-Erbsen und kleinen, perforierten Plastikkapseln bestand. Für den Augenblick war er gerüstet, er wollte das Ruder nicht zu lange verlassen.

Er kam genau im richtigen Moment wieder zurück.

Die beiden Wassersportfreunde auf ihren Ski-Jets schossen aus einem verschilften Seitenarm des Sees hervor und nahmen erneut Kurs auf das Hausboot. Parker betätigte seine Gabelschleuder und legte eine der Ton-Erbsen in die Lederschlaufe der Zwille. Er war bereit, sich auf seine sehr persönliche Art mit den beiden Wasserfreunden auseinanderzusetzen.

Sie kamen schnell heran. Parker schätzte die Geschwindigkeit der Ski-Jets auf etwa sechzig Kilometer pro Stunde. Die beiden Reiter auf den motorradähnlichen Vehikeln trugen eng anliegende, schwarze Taucherkleidung und Jet-Helme. Sie kurvten spielerisch über die Wasseroberfläche, hinterließen schäumende Heckwellen und wirkten äußerst bedrohlich.

Parker nahm nur kurz zur Kenntnis, daß Mylady, die sich umgekleidet hatte, schon wieder im Ruderstand erschien. Er spannte die beiden Gummistränge seiner Schleuder und ... verschoß die erste Ton-Erbse.

Sie landete mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit auf dem Sonnenvisier des rechts fahrenden Sportlers und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Um dem zweiten Wasserfreund eine Art Warnschuß vor den Bug zu geben, setzte Parker ihm eine Ton-Erbse auf die Brust.

Das Resultat war in beiden Fällen frappierend.

Die Personen kippten von ihren Ski-Jets und landeten im hoch aufspritzenden Wasser. Die Motoren der beiden Ski-Jets wurden sofort automatisch abgeschaltet.

Die Sportgeräte beschrieben einen weiten Bogen und kehrten wie durch Zauberei zu den im Wasser paddelnden Männern zurück, die sich wieder auf die Ski-Jets schwangen und augenblicklich den Rückzug antraten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie im verschilften Seitenarm verschwunden waren.

»Das lobe ich mir, Mister Parker«, ließ die ältere Dame sich vernehmen. »Sie lernen es endlich, wie man mit solchen Subjekten umgehen muß. Selbstverständlich werde ich sofort die Verfolgung aufnehmen.«

»Der Seitenarm, Mylady, dürfte möglicherweise zu flach für das Hausboot sein«, wandte der Butler ein.

»Unsinn«, urteilte sie sofort. »Sie kennen sich auf dem Wasser eben nicht so gut aus wie ich, Mister Parker. Schon als junges Mädchen habe ich viele Seen befahren. Ich sehe doch auf den ersten Blick, daß die Wassertiefe reicht.«

Sie riß das Ruder förmlich an sich und gab Vollgas für die beiden Motoren. Das wirklich nicht kleine Hausboot machte einen Satz nach vorn und rauschte mit dem Bug in den verschilften Seitenarm. Die ältere Dame schaffte es mit spielerischer Leichtigkeit, das Boot auf Grund zu setzen.

»Vielleicht nur eine unwesentliche Untiefe, Mylady«, kommentierte der Butler das Festsitzen.

»Wo blieben Ihre Tiefenangaben, Mister Parker?« räsonierte sie prompt und maß den Butler mit vorwurfsvollem Blick. »Natürlich hätten Sie das Grundlot werfen müssen.«

»Ein unverzeihbarer Fehler, Mylady.« Parkers Gesicht blieb glatt und ausdruckslos wie stets. Was Mylady betraf, so war er durch nichts zu erschüttern.

»Sie wissen ja immer alles besser«, mokierte sich Agatha Simpson. »Sorgen Sie jetzt auch dafür, daß Sie Ihren Fehler Nieder ausbügeln, Mister Parker. Ich wasche meine Hände in Unschuld.«

*

Josuah Parker hatte das Hausboot gerade wieder freigesetzt, als er Motorengeräusch hörte. Wenige Augenblicke später kreuzte vor dem Seitenarm ein kleines Boot auf, in dem zwei junge, sportlich gekleidete Männer saßen, die einen vertrauenerweckenden Eindruck machten.

Parker konnte sich durchaus vorstellen, daß sie vor einer Viertelstunde noch auf den Wasserski-Jets gesessen hatten. Er war also sofort in Alarmbereitschaft und langte nach seinem altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm, der neben dem Rudersitz stand.

»In Seenot geraten?« rief der Mann, der den Außenborder bediente, und bugsierte das Motorboot einige Meter in den Seitenarm.

»Gewisse Schwierigkeiten in dieser Hinsicht konnten bereits behoben werden«, gab Parker zurück und lüftete höflich die schwarze Melone.

»Sie werden Ärger mit Ihren Schrauben haben«, sagte der zweite junge Mann und deutete auf das breite, fast rechteckige Heck des Hausbootes. »Da scheint sich ein Netz verwickelt zu haben.«

»Wir bringen das in Ordnung«, versicherte der Mann am Außenborder und winkte lächelnd. »In einigen Minuten können Sie wieder voll losrauschen.«

»Man wird Ihnen zu danken wissen«, gab der Butler zurück. »Darf man Sie vorher zu einem Willkommenstrunk an Bord einladen?«

»Was soll denn das, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson, die noch auf dem Niedergang stand. »Der Whisky kostet schließlich sein Geld.«

»Mylady können davon ausgehen, daß es sich mit Sicherheit um eine gute Geldanlage handelt«, versicherte der Butler und beobachtete das Motorboot, das weit hinten am Heck längsseits kam. Leichtfüßig und geschmeidig stiegen die beiden jungen Männer über und gerieten mit Butler Parker in Kollision, der ihnen dabei helfen wollte.