Parker und die blonde Dreizehn - Günter Dönges - E-Book

Parker und die blonde Dreizehn E-Book

Günter Dönges

0,0

Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Agatha Simpson war eindeutig entrüstet. »Unglaublich, diese Dreistigkeit!« ereiferte sich die ältere Dame. »Ich werde die Verkehrsrowdies sofort zur Rechenschaft ziehen, Mister Parker.« »Ein Vorhaben, das man nur begrüßen kann, Mylady«, pflichtete Josuah Parker seiner Herrin bei. »Das Fahrverhalten der Herren dürfte nicht gerade als rücksichtsvoll zu bezeichnen sein, falls diese Anmerkung erlaubt ist.« Die schwarze Rover-Limousine hatte Parker an einer Kreuzung im Londoner Norden auf ausgesprochen rabiate Weise die Vorfahrt genommen. Nur durch eine Notbremsung hatte der Butler einen Zusammenstoß vermieden. Die beiden Rover-Insassen schien der Beinahe-Unfall nicht zu kümmern. Mit Vollgas jagte die Limousine weiter. Offenbar hielten die Männer Parkers schwerfällig wirkendes Fahrzeug für ein altgedientes Taxi, das man problemlos abhängen konnte. Was die Unbekannten im Vorbeirasen registrierten, war aber nur die halbe Wahrheit, denn der Butler hatte den schwarzen Kasten zu einer »Trickkiste auf Rädern« umfunktioniert. Und das wurde den Rüpeln zum Verhängnis ... Gelassen trat Parker das Gaspedal bis zum Anschlag durch und ließ das Zusatztriebwerk aufröhren. Der Vorsprung der schwarzen Limousine schmolz zusehends. Näher rückten die roten Punkte der Schlußlichter. Der Butler hatte so weit aufgeholt, daß er das Kennzeichen des in der Dunkelheit vorausfahrenden Wagens ablesen konnte. Plötzlich wurde der Roverlenker auf die Verfolger aufmerksam, und der Mann holte aus seinem Fahrzeug heraus, was herauszuholen war.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 116

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der exzellente Butler Parker – 12 –

Parker und die blonde Dreizehn

Günter Dönges

Agatha Simpson war eindeutig entrüstet.

»Unglaublich, diese Dreistigkeit!« ereiferte sich die ältere Dame. »Ich werde die Verkehrsrowdies sofort zur Rechenschaft ziehen, Mister Parker.«

»Ein Vorhaben, das man nur begrüßen kann, Mylady«, pflichtete Josuah Parker seiner Herrin bei. »Das Fahrverhalten der Herren dürfte nicht gerade als rücksichtsvoll zu bezeichnen sein, falls diese Anmerkung erlaubt ist.« Die schwarze Rover-Limousine hatte Parker an einer Kreuzung im Londoner Norden auf ausgesprochen rabiate Weise die Vorfahrt genommen. Nur durch eine Notbremsung hatte der Butler einen Zusammenstoß vermieden. Die beiden Rover-Insassen schien der Beinahe-Unfall nicht zu kümmern. Mit Vollgas jagte die Limousine weiter. Offenbar hielten die Männer Parkers schwerfällig wirkendes Fahrzeug für ein altgedientes Taxi, das man problemlos abhängen konnte.

Was die Unbekannten im Vorbeirasen registrierten, war aber nur die halbe Wahrheit, denn der Butler hatte den schwarzen Kasten zu einer »Trickkiste auf Rädern« umfunktioniert. Und das wurde den Rüpeln zum Verhängnis ...

Gelassen trat Parker das Gaspedal bis zum Anschlag durch und ließ das Zusatztriebwerk aufröhren. Der Vorsprung der schwarzen Limousine schmolz zusehends. Näher rückten die roten Punkte der Schlußlichter.

Der Butler hatte so weit aufgeholt, daß er das Kennzeichen des in der Dunkelheit vorausfahrenden Wagens ablesen konnte. Plötzlich wurde der Roverlenker auf die Verfolger aufmerksam, und der Mann holte aus seinem Fahrzeug heraus, was herauszuholen war. Mit Parkers schwarzem Monstrum konnte der Rover aber beim besten Willen nicht mithalten.

»Warum stellen Sie die dreisten Lümmel nicht endlich, Mister Parker?« feuerte die passionierte Detektivin ihren Butler an. »Meine Zeit ist kostbar. Ich will es kurz und bündig machen.«

»In kurzer Zeit dürften Mylady Gelegenheit erhalten, die Herren zur Rede zu stellen«, versprach Parker und setzte zum Überholen an.

Dem Roverfahrer schien dieses Manöver eindeutig zu mißfallen. Er stellte seine Fahrweise auf Schlangenlinien um und ließ dem Butler keine Chance, vorbeizukommen. Loswerden konnte er die lästigen Verfolger auf diese Weise allerdings nicht.

Deshalb nutzte der Mann die nächste Gelegenheit, um ohne Vorwarnung links abzubiegen. Da Parker mit einem derartigen Ausbruchsversuch schon längst gerechnet hatte, mißlang der Plan. Panik schien die beiden Männer im Rover zu befallen.

Auf jaulenden Reifen schlingerte der schwere Wagen um eine scharfe Ecke nach der anderen. Der Zickzackkurs auf abendlichen Vorstadtstraßen endete erst, als der Roverfahrer eine langgezogene Linkskurve unterschätzte – zumal es inzwischen zu regnen begonnen hatte.

Wie von Geisterhand gezogen, driftete die schwarze Limousine von der Fahrbahn ab und nahm eine steile Böschung unter die Pneus. Die Insassen des Rover glaubten sich in die Steilkurve einer Rennbahn versetzt, als ihr Wagen in bedenklicher Schräglage durch tiefes Gras und struppiges Buschwerk schoß.

Dicht unter der Oberkante der Böschung brach der Rover seinen etwas holprigen Geländeritt ab. Ächzend legte sich das Fahrzeug auf die Seite und kollerte mit einer dreifachen Rolle seitwärts an den Straßenrand.

Die beiden Unbekannten schienen noch Glück im Unglück gehabt zu haben.

Parker, der die Kurvenfahrt im Vertrauen auf das Hochleistungsfahrwerk seines schwarzen Monstrums ohne Probleme gemeistert hatte, stoppte hundert Schritte weiter und sah in den Rückspiegel. In wilder Hast kletterten die Männer durch die zerborstene Frontscheibe ins Freie. Anschließend überquerten sie die Straße und tauchten in einem Wäldchen unter. Ehe der Butler eingreifen konnte, war die Roverbesatzung verschwunden.

»Sie sind schuld, Mister Parker!« ereiferte sich Mylady umgehend. »Hätte ich mich nicht auf Sie verlassen, wären die Lümmel nicht entwischt. Sie werden alt, Mister Parker, und von Tag zu Tag hinfälliger.«

»Alt zu werden, ist das Los eines jeden Menschen, sofern der Hinweis erlaubt ist, Mylady«, wandte der Butler höflich ein.

»An mir können Sie sehen, wie man sich jugendliche Frische bis in die reiferen Jahre bewahrt, Mister Parker«, konterte Lady Agatha, die die Sechzig sichtbar überschritten hatte. »Man muß sich ständig Höchstleistungen abverlangen. Das ist das ganze Geheimnis.«

»Mylady werden für meine Wenigkeit stets ein leuchtendes Vorbild darstellen«, versicherte Parker. »Darf man übrigens in diesem Zusammenhang die Frage anschließen, wie Mylady weiter vorzugehen gedenken?«

»Die Kerle sind weg und werden sich so schnell nicht wieder blicken lassen«, meinte Agatha Simpson. »Also verschiebe ich die geplante Maßregelung auf später und fahre erst mal nach Hause. Mein Kreislauf könnte ohnehin eine kleine Stärkung vertragen, Mister Parker.«

»Zweifellos haben Mylady sich Gedanken darüber gemacht, warum die Herren aus dem Rover in so beispielloser Hast die Flucht ergriffen«, spielte der Butler seiner Herrin einen Ball zu, den sie mit der ihr eigenen Geschicklichkeit auffing.

»Natürlich habe ich mir darüber Gedanken gemacht, Mister Parker«, nickte sie eifrig. »Welche?«

»Falls man nicht irrt, haben Mylady die Möglichkeit erwogen, daß es sich um Kriminelle handeln könnte.«

»Papperlapapp, Mister Parker! Sie sehen Gespenster. Die Lümmel hatten nur Angst vor meiner Rache, weil sie mich beim Überholen so dreist geschnitten haben.«

»Die Herren haben Mylady an einer Kreuzung in unverantwortlicher Weise die Vorfahrt genommen, falls der Hinweis erlaubt ist.«

»Wie auch immer. Kriminelle sind es in jedem Fall. Die Fahrweise der Kerle kann man nur als kriminell bezeichnen.«

»Gegebenenfalls dürfte das Fehl verhalten der Herren im Straßenverkehr nicht der einzige Grund für die Flucht sein, Mylady.«

»Daran habe ich selbstverständlich schon längst gedacht, Mister Parker. Welche weiteren Gründe fasse ich näher ins Auge?«

»Mylady dürften damit rechnen, daß die fraglichen Herren sich den Mühen eines Dauerlaufes unterzogen, um nicht wegen einer kriminellen Handlung belangt werden zu können.«

»Das sind Hirngespinste, Mister Parker! Wenn es wirklich Gangster gewesen wären, hätte mein unfehlbarer Instinkt sofort Alarm geschlagen. Vermutlich waren die Burschen betrunken und wollten ihren Führerschein nicht loswerden.«

»Zweifellos sollte man auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen, Mylady«, räumte der Butler ein. »Gegen eine solche Annahme dürfte allerdings die fahrerische Leistung sprechen, die der Roverlenker bis zu seinem bedauerlichen Unfall zeigte.«

»Wenn Sie ganz genau wissen wollen, daß Sie auf dem Holzweg sind, Mister Parker, gehen Sie doch hinüber und sehen Sie sich den Wagen an«, gestand Lady Agatha ihrem Butler zu. »Ich werde hier warten, bis Sie mir melden, daß Sie nichts Verdächtiges gefunden haben.«

»Man dankt in alle Form für Myladys großzügiges Entgegenkommen«, sagte Parker und verließ den Wagen.

*

In würdevoller Haltung lenkte Josuah Parker seine Schritte zu dem verlassenen Rover hinüber. Der Butler war ein Mann mittleren Alters und durchschnittlicher Statur. Der konventionelle Bowler, der schwarze Zweireiher und der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm wiesen ihn als Angehörigen eines traditionsreichen Berufsstandes aus. Aber nicht nur Parkers äußere Erscheinung ließ sofort an einen hochherrschaftlichen Butler vergangener Zeiten denken – seine untadeligen Umgangsformen entsprachen diesem Bild in vollkommener Weise.

Der schwarze Rover war zwar wieder auf die Räder gefallen, doch die Spuren der unfreiwilligen Geländefahrt waren nicht zu übersehen. Das elegante Design der Karosserie war nur noch andeutungsweise zu erkennen, die Scheiben zertrümmert. Lehmklumpen, Grassoden und abgerissene Zweige förderten den Eindruck, der Fahrer habe sein Fahrzeug vor neugierigen Blicken tarnen wollen.

Mit kräftigem Ruck öffnete Parker die verklemmte Tür und unterzog das Innere der schwarzen Limousine einer gründlichen Inspektion. Papiere, die Aufschluß über die Insassen gegeben hätten, fanden sich ebensowenig wie Waffen oder verdächtiges Werkzeug.

Schon wollte der Butler die Durchsuchung abbrechen und zu seiner Herrin zurückkehren, als er auf ein Geräusch aufmerksam wurde. Es klang wie menschliches Stöhnen. Dann war ein kraftloses Klopfen zu hören.

Die rätselhaften Laute schienen aus dem Kofferraum des Wagens zu kommen.

Gelassen zog Parker sein kleines Universalbesteck aus der Tasche und ließ den passenden Fühler in das Kofferraumschloß gleiten. Der simple Schließmechanismus gab den Überredungskünsten des Butlers umgehend nach, doch die Haube war verklemmt und ließ sich nicht ohne weiteres öffnen. Erst als Parker einen kräftigen Schraubenzieher ansetzte, gab der Deckel plötzlich nach und sprang auf.

»Was sehe ich denn da, Mister Parker?« Lady Agatha hatte sich im Fond des hochbeinigen Monstrums gelangweilt und war näher getreten. Neugierig schob sie sich in den Vordergrund und beugte sich selbst über den Kofferraum.

»Falls man sich nicht täuscht, Mylady, dürfte es sich um eine junge Dame handeln, die soeben aus tiefer Bewußtlosigkeit erwacht«, gab Parker die gwünschte Auskunft.

»Das sehe ich auch, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin unwirsch. »Und wie ist das arme Kind in den Kofferraum dieses Wagens geraten?«

»Dieser Frage sollte man in der Tat mit aller Gründlichkeit nachgehen, Mylady«, ließ der Butler sich vernehmen. »Die Antwort dürfte zugleich Aufschluß darüber geben, warum Fahrer und Beifahrer so überstürzt das Weite suchten.«

»Auf diesen Zusammenhang wollte ich Sie auch gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, behauptete die ältere Dame postwendend. »Also hatte ich recht mit meiner Vermutung, daß es sich bei den Burschen um hochkarätige Kriminelle handelt.«

»Diese Möglichkeit sollte man zweifellos ins Auge fassen, falls der Hinweis erlaubt ist«, pflichtete Parker seiner Herrin bei. Vorsichtig hob er die junge Dame, die nur schwache Lebenszeichen von sich gab, aus dem Kofferraum und trug sie zum hochbeinigen Monstrum hinüber.

»Natürlich werde ich umgehend die Spur der Gangster aufnehmen, die dieses bedauernswerte Geschöpf entführen wollten«, verkündete Agatha Simpson, während der Butler seine blonde Last behutsam auf die Polster im Fond des Wagens bettete.

Das Mädchen aus dem Kofferraum stöhnte immer noch leise, ohne die Augen zu öffnen.

»Bezaubernd sieht die Kleine aus«, stellte Agatha Simpson anerkennend fest und musterte das hübsche Gesicht, das von blonden Locken umrahmt wurde.

»Eine Feststellung, die man nur mit allem Nachdruck unterstreichen kann, Mylady«, meinte auch Parker. Er schätzte das Mädchen auf höchstens siebzehn Jahre.

Modische Kleidung und eleganter Schmuck ließen darauf schließen, daß die Entführte einem nicht gerade armen Elternhaus entstammte. Eine Handtasche oder Personalpapiere hatte die junge Dame aber nicht bei sich.

»Jedenfalls habe ich den Schurken schon mal ihr Opfer entrissen«, frohlockte die Detektivin. »Dabei will ich es aber nicht bewenden lassen, Mister Parker. Ich werde die dreisten Lümmel überwältigen und der gerechten Strafe zuführen.«

»Darf man sich in aller Bescheidenheit erkundigen, ob Mylady bereits konkrete Ermittlungsschritte geplant haben?«

»Selbstverständlich, Mister Parker«, gab die ältere Dame leicht eingeschnappt zurück. »Mein taktisches Konzept steht schon in Umrissen.

Über die Details dürfen Sie sich Gedanken machen.«

»Möglicherweise sollte man die junge Dame nach Shepherd’s Market bringen, um sie eingehend befragen zu können, sobald ihr Zustand das erlaubt«, schlug der Butler vor.

»Darum wollte ich ohnehin bitten, Mister Parker«, stimmte Lady Simpson zu. »Mein Kreislauf hält auch nicht mehr lange durch.«

Wenn Mylady ihren sensiblen Kreislauf ins Gespräch brachte, war Eile geboten. Dann half nur ein hochprozentiges Stärkungsmittel, das in dem uralten Gewölbe unter Lady Simpsons repräsentativem Wohnsitz lagerte.

Josuah Parker half deshalb unverzüglich seiner Herrin auf den Beifahrersitz, warf noch einen Blick auf das bewußtlose Mädchen im Fond und ließ sein hochbeiniges Monstrum anrollen.

*

»Wo bin ich?« lauteten die ersten Worte der unbekannten Schönen, als sie in Myladys weitläufiger Wohnhalle die Augen öffnete und verwirrt um sich sah.

»In guten Händen, Kindchen«, versuchte Agatha Simpson das Mädchen zu trösten und fuhr ihr mit der Hand über die Locken. »Skrupellose Gangster wollten Sie entführen, aber ich habe den Lümmeln einen Strich durch die Rechnung gemacht.«

»Entführen? wiederholte das Mädchen entgeistert. »Ich kann mich an nichts erinnern ...«

»Möglicherweise darf man darauf hoffen, daß Sie wenigstens über Ihren Namen und Ihre Anschrift Auskunft geben können, Miß ...?«

»Blooming«, stellte sich die Fremde vor. »Linda Blooming. Meine Eltern wohnen an der Devonshire Street in Marylebone.«

»Mister Parker wird gleich dort anrufen, Kindchen«, bot die Hausherrin an. »Vermutlich machen Ihre Eltern sich schon Sorgen.«

»Das fürchte ich auch«, nickte Linda nach einem Blick auf die pompöse Standuhr, deren Zeiger bereits auf 1 Uhr rückten. »Aber wie bin ich denn überhaupt hierhergekommen?«

Mit großen Augen hörte das Mädchen zu, als Parker von der Verfolgung der schwarzen Limousine, von dem Unfall und von ihrer Befreiung aus dem Kofferraum des demolierten Wagens berichtete.

»Ich habe das Gefühl, als ob mein Kopf voller Nebel wäre«, gestand sie anschließend. »Ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen, wo ich vorher war und wie ich in das Auto gekommen bin. Haben Sie denn schon die Polizei alarmiert?«

»Die Polizei?« fragte Lady Agatha pikiert. »Aber warum denn, Kindchen?«

»Die Polizei ist doch dazu da, um Verbrecher zu fangen, oder nicht?« gab Linda verblüfft zurück.

»Das mag im allgemeinen stimmen«, antwortete Agatha Simpson in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. »Doch Sie können von Glück sagen, Kindchen, daß eine Detektivin sich Ihres Falles annimmt.«

»Sie sind Detektivin?« Linda staunte und musterte die ältere Dame mit ungläubigen Blicken.

»Sie sind noch sehr jung, Kindchen«, fuhr Agatha Simpson fort.

»Ich werde nächsten Monat siebzehn«, protestierte Linda Blooming.

»Eben«, fuhr die Detektivin fort. »In diesem zarten Alter ist es verzeihlich, wenn von meinen Erfolgen noch nichts an Ihre Ohren gedrungen ist.«

»Nichts liegt meiner bescheidenen Wenigkeit ferner, als Myladys Äußerungen zu widersprechen, Miß Blooming«, versicherte Parker mit einer angedeuteten Verbeugung, als er den fragenden Blick des jungen Mädchens bemerkte.

»Wenn ich nur wüßte, was die Kerle mit mir vorhatten«, rätselte die Blondine.

»Die Antwort auf die zweifellos berechtigte Frage dürfte sich mit einiger Sicherheit aus Myladys Ermittlungen ergeben, falls die Anmerkung gestattet ist«, ließ der Butler sich vernehmen.

»Sparen Sie sich Ihre Kommentare, Mister Parker«, entgegnete Lady Simpson. »Für mich ist die Frage beantwortet.«

Die korpulente Dame ließ sich neben Linda auf das Sofa sinken und legte ihr vertraulich den Arm um die Schultern.

»Ihnen fehlt noch die Erfahrung mit Männern, Kindchen«, begann Mylady. »Irgendwann werden auch Sie feststellen, daß alle nur das eine wollen. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine?«

»Natürlich, Mylady«, erwiderte Linda. In ihrem Lächeln lag nicht mal eine Spur von Verlegenheit. »Ich bin doch nicht von gestern.«

»Ich hoffe, Sie lassen sich das eine Warnung sein, Kindchen«, fuhr die Hausherrin fort. »Gerade Ihre jugendliche Unerfahrenheit in Verbindung mit Ihrer ... äh ... ausgesprochen fraulichen Figur reizt eine bestimmte Sorte von Männern besonders.«

»Ich weiß, Mylady«, nickte Linda und errötete nur ganz leicht. Ihr mädchenhaft geschnittenes Gesicht bildete in der Tat einen reizvollen Kontrast zu ihren Vollreifen Formen.

»Trotzdem zerbreche ich mir ständig den Kopf darüber, wie das geschehen konnte«, setzte sie hinzu. »Ich steige doch nicht freiwillig zu fremden Männern ins Auto. Und schon gar nicht in den Kofferraum.«