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Der unvergessene, etwas andere Detektiv …
In den Geschichten um den einfühlsamen Priester und scharfsinnigen Ermittler Pater Brown vereinen sich humorvolle Romantik mit kniffligen Rätseln. Chesterton zeichnet ein lebendiges Bild einer Welt voller moralischer Fragen, in der Gerechtigkeit auf unerwartete Weise siegt.
Dieser zweite Band beinhaltet weitere zwölf der zeitlosen Kriminalfälle (u. A. »Das Paradies der Diebe«, »Das Duell des Doktor Hirsch« und »Das seltsame Verbrechen des John Boulnois«), die den Geist bis heute herausfordern.
Intelligenz, Moral und Humor – Krimis, die begeistern!
em>nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
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Seitenzahl: 361
Veröffentlichungsjahr: 2025
Gilbert Keith Chesterton
Pater Brown –
Das Paradies der Diebe
Band 2
Gilbert Keith Chesterton
Pater Brown – Das Paradies der Diebe
Band 2
ISBN/EAN: 978-3-95870-741-2
2. Auflage
Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes
wurden behutsam angepasst.
Covergestaltung: nexx verlag, 2025
www.nexx-verlag.de
Gilbert Keith Chesterton war Schriftsteller, Kritiker und Theologe, und seine Werke zeichnen sich durch einen humorvollen, manchmal surrealen Stil aus, der komplexe moralische und gesellschaftliche Fragen auf zugängliche Weise behandelt. Er war ein Meister des Wortspiels und der Ironie, und seine Erzählungen sind geprägt von einer einzigartigen Mischung aus Liebe zum Detail, tiefer Menschlichkeit und einer kritischen Haltung gegenüber gesellschaftlichen Konventionen.
Besonders berühmt sind seine Geschichten um den unermüdlichen und philosophisch versierten Detektiv Pater Brown. Dieser charismatische Geistliche, der in der kleinen englischen Stadt Kemerton lebt, ist mehr als nur ein brillanter Ermittler – er ist ein moralischer Kompass, der durch sein Wissen und sein Einfühlungsvermögen selbst scheinbar unlösbare Fälle löst. Pater Brown zeichnet sich durch seine tiefgründige Menschlichkeit, seinen Glauben und seine Fähigkeit aus, das Böse im Menschen zu erkennen, oft auf eine Weise, die ebenso humorvoll wie tiefgründig ist.
Die Pater Brown-Geschichten sind mehr als nur Kriminalfälle; sie laden den Leser ein, über das Gute, das Böse und die moralischen Fragen des Lebens nachzudenken. Sie verbinden anspruchsvolle Detektivarbeit mit einer warmherzigen Philosophie, und ihr zeitloser Charme macht sie zu Klassikern der englischen Literatur, die auch heute noch begeistert und inspiriert.
Noch eine kurze Anmerkung: Auch wenn die deutsche Übersetzung »Pater Brown« nicht korrekt ist (die Figur ist kein Ordenspriester, sondern Pfarrer einer Gemeinde), sind auch wir bei dieser gängigen Bezeichnung geblieben.
Und nun viel Vergnügen beim Lesen!
Joachim FeserVerleger
Der große Muscari, der originellste aller toskanischen Dichter, betrat schnellen Schrittes sein Lieblingsrestaurant, das eine herrliche Aussicht auf das Mittelmeer bot, mit einer Sonnenplane überdeckt und von kleinen Zitronen- und Orangenbäumen umsäumt war. Kellner in weißen Schürzen legten bereits die Insignien eines frühen und eleganten Lunchs auf weißgedeckten Tischen zurecht. Dies schien Muscaris Gefühl der Befriedigung noch zu verstärken, das schon beinahe an Prahlerei grenzte. Muscari hatte eine Adlernase wie Dante, Haare und Krawatte waren schwarz und flatternd; er trug einen schwarzen Mantel und hätte eine schwarze Maske tragen können, so sehr umgab ihn die Atmosphäre eines venezianischen Melodramas. Er benahm sich, als nähme ein Troubadour immer noch die selbe soziale Stellung ein wie ein Bischof. Er ging, soweit es sein Jahrhundert zuließ, buchstäblich wie Don Juan mit Degen und Gitarre durch die Welt.
Denn er reiste niemals ohne sein Etui mit den Degen, mit denen er schon viele glänzende Duelle ausgefochten hatte, und niemals ohne seine Mandoline, auf der er Ms. Ethel Harrogate, der ungemein konventionellen Tochter eines Bankiers aus Yorkshire, auf einer Ferienreise wirklich und wahrhaftig Serenaden dargebracht hatte. Und doch war er weder ein Scharlatan noch ein Kind, sondern ein heißblütiger, logisch denkender Lateiner, der eine Sache liebte und für sie einstand. Seine Gedichte waren so einfach und klar wie anderer Leute Prosa. Er verlangte nach Ruhm oder Wein oder Frauenschönheit mit einer so brennenden Unmittelbarkeit, wie sie für die nebelhaften Ideale und Kompromisse des Nordens beinahe unverständlich ist – für Menschen mit verschwommenerem Empfinden roch die Intensität seines Verlangens sogar nach Gefahr, ja nach Verbrechen. Wie das Feuer oder das Meer war er zu einfach und ursprünglich, als dass man ihm hätte vertrauen können.
Der Bankier und seine schöne Tochter wohnten in dem Hotel, das zu dem Restaurant gehörte – weshalb es nun sein Lieblingsrestaurant war. Mit einem flüchtig umhergeworfenen Blick erkannte er jedoch sofort, dass die englische Gesellschaft noch nicht heruntergekommen war. Das Restaurant funkelte und glitzerte, war aber noch verhältnismäßig leer. An einem Tisch in einer Ecke sprachen zwei Priester miteinander, doch Muscari beachtete sie nicht. Aber von einem weiter entfernten Platz, der durch ein Zwergbäumchen voller goldener Orangen etwas verdeckt war, erhob sich eine Gestalt, deren Kleidung in auffallendem Gegensatz zu der Muscaris stand, und näherte sich dem Dichter.
Diese Gestalt trug einen buntkarierten Anzug, eine rosafarbene Krawatte, einen steifen Kragen mit spitzen Ecken und leuchtend gelbe Schuhe. Der Mann brachte es fertig, zugleich auffallend und gewöhnlich auszusehen. Doch als diese Londoner Erscheinung näherkam, musste Muscari mit Erstaunen bemerken, dass sich der Kopf vom Körper doch sehr unterschied. Es war ein italienischer Kopf – dunkelfarbig, kraushaarig und ungemein lebhaft – der sich aus dem emporstehenden Kragen und der komischen rosafarbenen Krawatte erhob. Tatsächlich war es ein Kopf, den er kannte. Er erkannte ihn, trotz der schrecklichen Aufmachung eines englischen Ferienreisenden, es war das Gesicht eines alten, doch vergessenen Freundes namens Ezza. Dieser war auf der Schule ein Wunder gewesen. Man hatte ihm, als er fünfzehn war, den Ruhm ganz Europas vorausgesagt, doch er versagte erst als Dramatiker und Demagoge und dann als Schauspieler, Reisender, Agent und Journalist. Muscari hatte ihn hinter der Bühne kennen gelernt und kannte die Herausforderungen dieses Berufes. Allgemein nahm man an, dass ihn schließlich ein moralisches Unglück verschlungen hatte.
»Ezza!« rief der Dichter, stand auf und schüttelte ihm in angenehmer Überraschung die Hände. »Ich habe dich wahrlich in vielen Kostümen gesehen, aber ich hätte nie erwartet, dich als Engländer verkleidet zu sehen.«
»Das«, antwortete Ezza ernst, »ist nicht das Kostüm eines Engländers, sondern das eines Italieners der Zukunft.«
»In diesem Fall«, bemerkte Muscari, »muss ich gestehen, dass ich den Italiener der Vergangenheit vorziehe.«
»Das war schon immer dein Fehler, Muscari«, sagte der Mann im karierten Anzug kopfschüttelnd. »Und der Fehler Italiens. Im sechzehnten Jahrhundert waren wir Toskaner der aufgehende Morgen: wir hatten den neuesten Stahl, die neuesten Schnitzereien, die neuesten Chemikalien. Warum sollten wir jetzt nicht die neuesten Fabriken haben, die neuesten Motoren, die neuesten Finanzen – und die neuesten Kleider?«
»Weil es sich nicht lohnt, sie zu haben«, antwortete Muscari. »Du kannst Italien nicht zu einem wirklich fortschrittlichen Land machen; die Leute sind zu klug dazu. Menschen, welche die Abkürzungen zu einem guten Leben kennen, werden niemals über diese neuen, mühevollen Straßen wandern.«
»Nun, für mich ist Marconi und nicht d'Annunzio der Stern Italiens«, sagte der andere. »Darum bin ich Futurist geworden – und Reiseführer.«
»Reiseführer?« rief Muscari lachend aus. »Ist das der letzte Beruf auf deiner Liste? Und wen führst du denn?«
»Oh, einen Menschen namens Harrogate mit seiner Familie.«
»Doch nicht etwa den Bankier, der hier im Hotel wohnt?« fragte der Dichter mit einigem Eifer.
»Ja, das ist mein Mann«, antwortete der Reiseführer.
»Ist das ein einträgliches Geschäft?« fragte der Troubadour unschuldig.
»Ich werde auf meine Kosten kommen«, rief Ezza mit sehr rätselhaftem Lächeln. »Aber ich bin ein etwas merkwürdiger Reiseführer.« Dann, als wollte er das Thema wechseln, sagte er ziemlich unvermittelt: »Er hat eine Tochter – und einen Sohn.«
»Die Tochter ist göttlich«, bestätigte Muscari, »Vater und Sohn sind hingegen, glaub' ich, nur menschlich. Und ist dieser Bankier nicht ein wunderbares Beispiel für meine Behauptung? Harrogate hat Millionen in seinen Safes, und ich habe – ein Loch in meiner Tasche. Aber du wirst nicht sagen wollen – du kannst nicht sagen – dass er klüger ist als ich, oder mutiger oder auch nur fleißiger. Er ist nicht klug, er hat Augen, die wie blaue Knöpfe aussehen; er ist nicht fleißig, er bewegt sich von einem Stuhl zum anderen wie ein Paralytiker. Er ist ein gewissenhafter, freundlicher alter Dummkopf; aber er hat Geld erworben, einfach, weil er Geld sammelt, wie ein Knabe Briefmarken sammelt. Du bist zu geistreich, um Geschäfte zu machen, Ezza. Du würdest nicht vorwärtskommen. Um klug genug zu sein, all das Geld zusammenzukriegen, muss man dumm genug sein, es sich zu wünschen.«
»Dazu bin ich dumm genug«, sagte Ezza düster. »Aber ich würde vorschlagen, deine Kritik an dem Bankier aufzuschieben, denn da kommt er gerade.«
Mr. Harrogate, der große Finanzmann, kam wirklich herein, aber niemand sah ihn an. Er war ein kräftig gebauter, älterer Herr mit verwaschenen blauen Augen und verblichenem, sandgrauem Schnurrbart; doch seinen schweren Schritten nach hätte er ein Oberst sein können. Er trug einige ungeöffnete Briefe in der Hand. Sein Sohn, Frank, war ein wirklich hübscher Bursche, mit lockigem Haar, sonnverbrannt und sehnig; aber auch ihn sah niemand an. Alle Augen waren, wie gewöhnlich, auf Ethel Harrogate gerichtet, deren goldener griechischer Kopf sich wie die Farbe der Morgendämmerung gegen den Hintergrund des saphirfarbenen Meeres abzuheben schien, wie das Haupt einer Göttin. Muscari holte tief Atem, als tränke er etwas mit vollen Zügen, was er auch eigentlich tat. Ezza betrachtete sie mit ebenso gierigen aber weit verwirrenderen Blicken.
Ms. Harrogate war bei dieser Gelegenheit besonders strahlend und zu einer Unterhaltung bereit; auch hatte sich ihre Familie den einfacheren Gebräuchen des Kontinents angepasst, die dem Fremden Muscari und sogar dem Reiseführer Ezza gestatteten, an ihrem Tisch Platz zu nehmen und sich an ihrem Gespräch zu beteiligen. In Ethel Harrogate fand der Konventionalismus in einer seltenen Vollkommenheit und mit einem ganz eigenartigen Reiz seine Krönung. Stolz auf die Erfolge ihres Vaters und voller Freude an modernen Vergnügungen, eine liebevolle Tochter und durchtriebene kleine Kokette, war sie alles dies zugleich, und zwar mit einer Art goldener Gutmütigkeit, die sogar ihren Stolz liebreizend und ihre weltliche Respektabilität frisch und herzlich erscheinen ließen.
Die Harrogates befanden sich in großer Aufregung wegen einer angeblichen Gefährdung der Bergstraße, über die sie in derselben Woche noch fahren wollten. Die Gefahr rührte nicht von Felsen und Lawinen her, sondern von etwas noch Romantischerem. Man hatte Ethel aufrichtig versichert, dass Räuber, wahrhaftige Halsabschneider wie in den alten Sagen, diesen Bergrücken immer noch heimsuchten und den Apenninen-Pass besetzt hielten.
»Man sagt«, rief sie mit der vollständigen Hingabe eines Schulmädchens, »dass diese Gegend nicht vom König von Italien beherrscht wird, sondern vom König der Banditen. Wer ist dieser König der Banditen?«
»Ein großer Mann«, erwiderte Muscari, »einer, der es wert ist, mit Ihrem Robin Hood in eine Reihe gestellt zu werden, Signorina. Von Montano, dem König der Banditen, hörte man zum ersten Mal vor etwa zehn Jahren in den Bergen, als die Leute sagten, dass die Banditen ausgerottet seien. Doch seine wilde Autorität verbreitete sich mit der Schnelligkeit einer heimlichen Revolution. Die Leute fanden seine wütenden Proklamationen in allen Bergdörfern angenagelt; seine Wachposten standen, mit dem Gewehr in der Hand, in jeder Bergschlucht. Sechs Mal hat die italienische Regierung versucht, ihn zu vertreiben, und sechs Mal wurde sie in richtigen Schlachten, wie von Napoleon, geschlagen.«
»Nun, so etwas«, bemerkte der Bankier mit Nachdruck, »würde in England niemals erlaubt werden; vielleicht sollten wir doch eine andere Route wählen. Doch unser Reiseführer denkt, sie ist sicher.«
»Sie ist vollkommen sicher«, sagte der Reiseführer verächtlich. »Ich habe sie zwanzig Mal passiert. Es mag sich dort zur Zeit unserer Großmütter irgendein alter Zuchthäusler herumgetrieben haben, aber der gehört der Vergangenheit an – wenn nicht sogar ins Reich der Fabel. Die Straßenräuberei ist vollkommen ausgerottet.«
»Sie kann niemals vollständig ausgerottet werden«, antwortete Muscari, »weil die gewalttätige Revolte für den Südländer eine natürliche Reaktion ist. Unsere Bauern sind wie die Berge, reich an Anmut und grüner Heiterkeit, doch in ihnen brennt das Feuer. Es gibt einen Punkt menschlicher Verzweiflung, an dem sich die Armen des Nordens dem Trinken ergeben – und unsere Armen zum Degen greifen.«
»Ein Dichter hat das Privileg, solche Ansichten zu äußern«, sagte Ezza grinsend. »Wäre Signor Muscari ein Engländer, würde er in Wandworth [Anm.: Stadtteil von London] immer noch nach Straßenräubern Ausschau halten. Glauben Sie mir, in Italien ist die Gefahr überfallen zu werden, nicht größer, als in Boston skalpiert zu werden.«
»Dann schlagen Sie also vor, es zu wagen?« fragte Mr. Harrogate stirnrunzelnd.
»Oh, das klingt ja beinahe gruselig«, rief das Mädchen und richtete ihre strahlenden Augen auf Muscari. »Glauben Sie wirklich, dass der Pass gefährlich ist?«
Muscari warf seine schwarze Mähne zurück. »Ich weiß, dass er gefährlich ist«, sagte er. »Ich werde ihn morgen überqueren.«
Die Schöne, der Bankier, der Reiseführer und der Dichter hatten sich erhoben und zogen sich zurück. Der junge Harrogate blieb einen Augenblick lang alleine zurück, leerte sein Glas Weißwein und zündete sich eine Zigarette an. In diesem Augenblick standen die beiden Priester in der Ecke auf, und der größere von den beiden, ein weißhaariger Italiener, verabschiedete sich. Der kleinere Priester drehte sich um und ging auf den Sohn des Bankiers zu. Dieser war erstaunt zu sehen, dass der Mann, obwohl römisch-katholischer Priester, ein Engländer war. Und er erinnerte sich dunkel daran, ihm auf gesellschaftlichen Versammlungen katholischer Freunde schon einmal begegnet zu sein. Aber der Mann sprach ihn an, noch ehe Harrogate sein Gedächtnis vollständig sammeln konnte.
»Mr. Frank Harrogate, glaube ich?«, sagte der Priester. »Ich denke, wir hatten schon einmal das Vergnügen, aber ich will mich nicht darauf berufen. Das Merkwürdige, das ich Ihnen zu sagen habe, kommt wahrscheinlich besser von einem Fremden. Mr. Harrogate, ich sage nur einen Satz und werde dann gehen: Geben Sie auf Ihre Schwester acht, ihr droht großer Kummer.«
Selbst für Franks brüderliche Gleichgültigkeit schien die strahlende und ausgelassene Heiterkeit seiner Schwester etwas Klingendes, Funkensprühendes an sich zu haben; er konnte ihr Lachen noch vom Hotelgarten herüber hören. Voller Verwirrung starrte er den düsteren Ratgeber an.
»Meinen Sie die Banditen?« fragte er, und dann, sich eines undeutlichen Angstgefühls erinnernd, das er selbst empfunden hatte, »oder denken Sie an Muscari?«
»Man denkt nie an die wirkliche Ursache«, sagte der seltsame Priester. »Man kann nur gütig sein, wenn er sich zeigt.«
Und er verließ schnell den Raum, den jungen Mann mit offenem Mund zurücklassend.
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Zwei Tage später kroch dann tatsächlich ein Kutschenwagen, mit der Gesellschaft die Bergkette hinauf. Zwischen Ezzas fröhlicher Leugnung aller Gefahren und Muscaris prahlerischer Herausforderung derselben blieb die Familie des Finanzmannes bei ihrem ursprünglichen Entschluss, und Muscari machte die Gebirgsreise mit ihnen zusammen. Einen überraschenden Anblick bildete an der Haltestelle der Küstenstadt das Erscheinen des kleinen Priesters aus dem Restaurant. Er erklärte nur kurz, dass ihn geschäftliche Angelegenheiten zur Überquerung der Berge und ins Landesinnere führten. Aber der junge Harrogate konnte seine Gegenwart nur mit der geheimnisvollen Warnung in Zusammenhang bringen.
Der Kutschenwagen war eine Art bequemer kleiner Waggon, entworfen von dem innovativen Reiseführer, dessen wissenschaftlicher Tatendrang und flinker Geist die Expedition leitete. Die Theorie einer von Banditen drohenden Gefahr war aus den Gedanken aller verbannt, obwohl man sich der Form halber dazu entschieden hatte, einige kleinere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Reiseführer und der junge Bankier trugen geladene Revolver, und Muscari hatte, mit viel knabenhafter Freude, eine Art Hirschfänger [Anm.: ca. 30-40 cm lange Stichwaffe] unter seinem schwarzen Mantel umgeschnallt.
Er hatte sich mit einem herzhaften Sprung neben die hübsche Engländerin gesetzt, zu ihrer anderen Seite saß der Priester, der Brown hieß und glücklicherweise ein stiller Mensch war. Der Reiseführer, der Vater und der Sohn saßen auf dem hinteren Sitz. Muscari befand sich in gehobener Stimmung, denn er glaubte ernsthaft an die Gefahr, und nach dem, was er Ethel alles erzählte, hätte sie leicht denken können, er sei wahnsinnig. Aber irgendetwas an diesem waghalsigen und überwältigenden Aufstieg zwischen felsigen Gipfeln, an deren Hängen sich Wälder von Obstbäumen hinzogen, hob den Geist des Mädchens und des Dichters in den Purpur übernatürlicher Himmelsregionen mit kreisenden Sonnen emporhob. Die weiße Straße kletterte die Hänge hinauf, überbrückte tiefe Abgründe und die Form der Strecke ähnelte über weite Strecken einem dahingeworfenen Lasso.
Und wie hoch sie auch kamen, überall blühte das verlassene Land wie eine Rose. Die Felder glänzten in Sonne und Wind mit hunderten von Blumen in den prächtigen Farben von Eisvögeln, Papageien und Kolibris. Es gibt keine schöneren Wiesen und Wälder als die englischen, keine erhabeneren Gipfel und Schluchten als die von Snowdon und Glencoe. Doch Ethel Harrogate hatte die südländischen Gefilde noch nie gesehen. Hier gab es nichts von der Kälte und Verlassenheit, die man in Britannien mit solchen Landschaften verbindet. Es sieht eher wie ein von einem Erdbeben zertrümmertes Mosaikschloss oder ein holländischer Tulpengarten aus, der mit Dynamit in die Luft gesprengt worden war.
»Es ist wie Kew Gardens auf Beachy Head«, sagte Ethel.
»Es ist unser Geheimnis«, antwortete Muscari, »das Geheimnis des Vulkans – und der Revolution – nämlich, dass etwas gewalttätig und gleichzeitig fruchtbar sein kann.«
»Sie sind selbst ein bisschen gewalttätig«, erwiderte sie und lächelte ihn an.
»Aber recht unfruchtbar«, gab er zu; »wenn ich heute Nacht sterbe, sterbe ich unverheiratet und als Narr.«
»Es ist nicht meine Schuld, dass Sie mitgekommen sind«, sagte sie nach einem peinlichen Schweigen.
»Es ist niemals Eure Schuld«, antwortete Muscari; »es ist nicht Eure Schuld, dass Troja gefallen ist.«
Während er sprach, fuhren sie an überwältigenden Felswänden vorbei, die sich beinahe wie Flügel über eine besonders gefährliche Wegbiegung ausbreiteten. Erschrocken von dem großen Schatten auf dem schmalen, Felsvorsprung, scheuten die Pferde. Der Kutscher sprang ab, um sie bei den Zügeln zu fassen, aber sie waren nicht mehr zu bändigen. Eines der Pferde bäumte sich auf – zu der erschreckenden Größe eines Pferdes, wenn es zu einem Zweifüßler wird. Das genügte aber, dass die Kutsche aus dem Gleichgewicht kam, der Wagen kippte wie ein Boot und stürzte krachend durch die Büsche am Rand der Felswand. Muscari legte einen Arm um Ethel, die sich an ihn klammerte und laut aufschrie. Für solche Momente lebte er.
In diesem Augenblick, als sich die wunderschönen Bergwände wie Windmühlenflügel um den Kopf des Dichters drehten, geschah etwas Erstaunliches. Der ältliche und lethargische Bankier sprang im Wagen aufrecht in die Höhe und in den Abgrund, noch bevor das umgekippte Vehikel ihn dahin bringen konnte. Im ersten Augenblick sah es verrückt, wie ein Selbstmord aus, aber im zweiten erwies es sich als so klug wie eine sichere Kapitalanlage. Der Mann aus Yorkshire verfügte offensichtlich über mehr Klugheit und Entschlussfähigkeit, als Muscari ihm zugetraut hätte. Denn er landete auf einem Fleckchen, das absichtlich mit weichem Gras ausgepolstert worden zu sein schien, um ihn zu aufzufangen. Tatsächlich landete die ganze Gesellschaft schließlich dort, glücklich, wenn auch nicht ganz so würdevoll wie der Bankier. Unmittelbar unterhalb der Straßenbiegung befand sich eine gras- und blumenbewachsene Mulde, eine Art grünes Samtkissen. Da hinein wurden sie alle mit geringem Schaden geschleudert, ihr kleines Gepäck und sogar der Inhalt ihrer Taschen lagen ringsum im Gras verstreut. Der zerbrochene Wagen hing noch oben im dichten Gebüsch, während die Pferde mühsam den Abhang herunterglitten. Der kleine Priester war der erste, der sich wieder aufsetzte und sich mit einem närrisch-verwunderten Gesicht den Kopf kratzte; Frank Harrogate hörte, wie der Pater zu sich selbst sagte: »Wie in Gottes Namen sind wir genau hierher gefallen?«
Er sah sich unter den verstreuten Dingen um und entdeckte seinen ungewöhnlich plumpen Schirm. Dahinter lag der breitkrempige Hut Muscaris und daneben ein versiegelter Geschäftsbrief, den er nach einem flüchtig darauf geworfenen Blick dem älteren Mr. Harrogate überreichte. Auf der anderen Seite lag Ms. Ethels Sonnenschirm, halb vom Gras verdeckt, und unmittelbar daneben ein merkwürdiges kleines Glasfläschchen, kaum zwei Zoll lang. Der Priester hob es auf, zog den Stöpsel mit einer schnellen, unauffälligen Bewegung und schnüffelte daran; sein ausdrucksloses Gesicht wurde aschfahl.
»Gott steh uns bei!« murmelte er, »es wird doch wohl nicht ihr gehören?« Er ließ das Fläschchen in seine Westentasche gleiten. »Ich glaube dazu berechtigt zu sein«, sagte er zu sich, »bis ich ein wenig mehr weiß.«
Er schaute verstohlen mit schmerzvollen Blicken zu dem Mädchen, dem in diesem Augenblick von Muscari aufgeholfen wurde, wobei er sagte: »Wir sind in den Himmel gefallen, das ist ein Zeichen. Nur Götter und Göttinnen können aufwärts fallen.«
Und wirklich erhob sie sich so schön und glücklich aus diesem Meer aus Farben – ein Anblick, die den Verdacht des Priesters aus seinem Kopf vertreiben zu wollen schien. »Das Gift gehört vielleicht gar nicht ihr«, dachte er; »vielleicht ist es nur einer von Muscaris melodramatischen Tricks.«
Muscari stellte die Dame sanft auf die Füße, machte eine absurd-theatralische Verbeugung und hackte dann mit dem gezogenen Hirschfänger mit aller Kraft auf die verknoteten Geschirre der Pferde ein, bis diese aufspringen konnten und zitternd auf der Wiese standen. Kaum hatte Muscari dies getan hatte, geschah etwas sehr Merkwürdiges. Ein schweigsamer Mann, sehr ärmlich gekleidet und ungemein sonnverbrannt, trat aus dem Gebüsch und fasste die Pferde an den Zügeln. Er trug ein seltsam geformtes, sehr breites, gebogenes Messer im Gürtel, sonst war nichts Bemerkenswertes an ihm, nur eben, dass er so plötzlich und still aufgetaucht war. Der Dichter fragte ihn, wer er sei, aber er antwortete nicht.
Als sich Muscari unter der verwirrten und erstaunten Gesellschaft in der Mulde umsah, bemerkte er, dass ein zweiter gebräunter und zerlumpter Mann, mit einem Karabiner unterm Arm, die Ellbogen aufs Gras gestützt, vom unteren Rand der Wiese aus zu ihnen heraufsah. Dann schaute Muscari zur Straße hinauf, von der sie heruntergestürzt waren, und sah vier weitere braune Gesichter, mit hellen, unbeweglichen Augen, und die Mündungen von vier weiteren Karabinern auf sie herabblicken.
»Die Banditen!« schrie Muscari mit einem gewissen Frohlocken. »Das war eine Falle. Ezza! Wenn du nun die Freundlichkeit haben wolltest, zuerst den Kutscher zu erschießen, dann können wir noch entkommen. Sie sind nur zu sechst.«
»Der Kutscher«, sagte Ezza, der grimmig, die Hände in den Taschen vergraben, dastand, »ist ein Diener von Mr. Harrogate.«
»Dann erschieß ihn erst recht«, rief der Dichter ungeduldig; »er wurde bestochen, seinen Herrn zu hintergehen. Wir wollen die Dame in unsere Mitte nehmen, nach oben stürmen und die Schlachtreihe dort oben durchbrechen.«
Durch das dichte, blumenübersäte Gras watend, näherte er sich furchtlos den vier Karabinern; doch als er bemerkte, dass ihm – mit Ausnahme des jungen Harrogate – niemand folgte, drehte er sich um und schwenkte den Hirschfänger, um die anderen herbeizuwinken. Er sah den Reiseführer, immer noch etwas abseits inmitten des Wiesenrundes, die Hände in den Taschen, dastehen, wobei sein schmales, ironisches, italienisches Gesicht im Abendlicht immer länger und länger zu werden schien.
»Du dachtest immer, Muscari, ich sei der Missratene unter den Schulkameraden«, sagte er, »und du der Erfolgreiche. Aber ich habe mehr erreicht als du und werde in der Geschichte den wichtigeren Platz einnehmen. Ich habe Epen geschaffen, während du nur welche geschrieben hast.«
»Vorwärts jetzt!« donnerte Muscari von oben. »Willst du da stehenbleiben und Unsinn reden, wenn du eine Dame zu retten hast und dir drei starke Männer dabei helfen wollen? Wie, glaubst du, wird man dich da wohl nennen?«
»Man nennt mich Montano«, rief der seltsame Reiseführer mit ebenso lauter und volltönender Stimme. »Ich bin der König der Banditen, und ich heiße euch in meiner Sommerresidenz willkommen.«
Während er sprach, traten noch fünf weitere stille Männer mit Waffen aus dem Gebüsch heraus und schauten ihn an, als erwarteten sie seine Befehle. Einer von ihnen hielt ein großes Stück Papier in der Hand.
»Dieses hübsche kleine Nest, in dem wir hier alle ein Picknick feiern«, fuhr der räuberische Reiseführer mit demselben spöttischen und unheimlichen Lächeln fort, »ist zusammen mit einigen unterirdischen Höhlen unter dem Namen ›Paradies der Diebe‹ bekannt. Es ist meine wichtigste Festung auf diesen Bergen, da sie – wie Sie sicher bemerkt haben – weder von der Straße noch aus dem dort unten liegenden Tal aus sichtbar ist. Sie ist also noch besser als uneinnehmbar, sie ist unauffindbar. Hier lebe ich zumeist, und hier werde ich sicherlich auch sterben, falls mich die Gendarmen hier jemals aufspüren sollten. Ich gehöre nicht zu der Art von Verbrechern, die sich auf ihre Verteidigung verlassen, sondern zu der besseren Art, die sich ihre letzte Kugel aufheben.«
Alle starrten ihn schweigend, wie vom Donner gerührt, an – mit Ausnahme Pater Browns, der einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstieß und die kleine Phiole in seiner Tasche befingerte. »Gott sei Dank!« murmelte er, »Das ist doch weitaus wahrscheinlicher. Das Gift gehört natürlich diesem Räuberhauptmann. Er trägt es, wie Cato, bei sich, damit er niemals gefangengenommen werden kann.«
Der Räuberhauptmann fuhr in derselben gefährlichen Höflichkeit fort: »Es bleibt mir jetzt nur noch übrig«, sagte er, »meinen Gästen die gesellschaftlichen Bedingungen mitzuteilen, unter denen ich das Vergnügen habe, sie zu bewirten. Ich brauche wohl kaum die althergebrachte Tradition des Lösegeldes zu erklären, das zu erheben meine Pflicht ist. Aber dies trifft nur einen Teil der Gesellschaft. Den hochwürdigen Pater Brown und den berühmten Signor Muscari werde ich im Morgengrauen freilassen und bis zu meinen äußersten Wachtposten eskortieren lassen. Poeten und Priester haben, wenn Sie meine einfache Rede freundlichst entschuldigen wollen, niemals Geld. Und darum – da es unmöglich ist, etwas aus ihnen herauszuholen – wollen wir diese Gelegenheit ergreifen, unsere Bewunderung für klassische Literatur und unsere Verehrung für die heilige Kirche zu zeigen.«
Er hielt mit einem unangenehmen Lächeln inne; Pater Brown blinzelte wiederholt in seine Richtung und schien plötzlich mit großer Aufmerksamkeit zuzuhören. Der Räuberhauptmann nahm das große Papier von dem wartenden Banditen und fuhr, es flüchtig mit einem Blick streifend, fort:
»Meine weiteren Absichten sind in diesem Dokument hier klar dargelegt, das ich gleich herumreichen lassen werde, und das nachher in jedem Dorf und an jeder Wegkreuzung in den Bergen angeschlagen werden wird. Ich will Sie nicht mit Fachausdrücken langweilen, das werden Sie dann ohnehin alleine herausfinden. Das Wesentliche meiner Proklamation ist folgendes: Ich teile zuerst mit, dass ich den englischen Millionär, den Finanzmagnaten Mr. Samuel Harrogate, gefangen habe. Ich teile weiterhin mit, dass ich bei ihm zweitausend Pfund in Banknoten und Wertpapieren gefunden habe, die er mir übergeben hat. Da es nun wirklich unmoralisch wäre, etwas Derartiges dem gläubigen Publikum mitzuteilen, wenn es nicht auch tatsächlich passiert ist, schlage ich vor, dass dies jetzt, ohne jede weitere Verzögerung, stattfindet und Mr. Harrogate Senior mir die zweitausend Pfund, die er in der Tasche trägt, übergibt.«
Der Bankier sah ihn stirnrunzelnd, mit rotem Gesicht und einem mürrischen Ausdruck an, war aber offensichtlich eingeschüchtert. Der Sprung aus dem umstürzenden Wagen schien den letzten Rest seiner Manneskraft aufgebraucht zu haben, als sein Sohn und Muscari den gewagten Versuch machten, auszubrechen, war er nur mit zerknirschter Miene zurückgeblieben.
Jetzt fuhr seine rote, zitternde Hand widerwillig in die Brusttasche, und er überreichte dem Banditen ein Bündel Papiere und Briefumschläge.
»Ausgezeichnet!« rief der Bandit frohlockend, »So weit geht doch alles recht gemütlich. Ich fahre also in der Aufzählung der Punkte meiner Proklamation fort, die bald in der ganzen Gegend bekanntgegeben werden soll. Der dritte Punkt ist die Frage des Lösegeldes. Ich verlange von den Freunden der Familie Harrogate ein Lösegeld von dreitausend Pfund, und diese Forderung – davon bin ich überzeugt – ist für diese Familie beinahe eine Beleidigung. Wer würde nicht eine dreimal so hohe Summe bezahlen, um noch einen Tag länger in diesem Kreis verbringen zu dürfen? Ich will Ihnen nicht verbergen, dass das Dokument mit gewissen gesetzmäßig klingenden Phrasen über die unangenehmen Dinge, die passieren könnten, falls das Geld nicht bezahlt wird, endet. Doch inzwischen, meine Dame und meine Herren, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass es Ihnen hier an Bequemlichkeit, Wein und Zigarren nicht mangeln wird und ich Ihnen einstweilen meinen sportlichen Willkommensgruß entbiete – mit allen Freuden und Genüssen im ›Paradies der Räuber!‹«
Während er so sprach, waren immer mehr zweifelhaft aussehende Männer mit Karabinern und schmutzigen Filzhüten dazu gestoßen, so dass sogar Muscari erkannte, welch geringe Aussichten ein Ausfall mit dem Schwert haben würde. Er schaute sich um. Das Mädchen war zu ihrem Vater hinübergegangen, um ihn zu trösten und zu beruhigen, denn ihre natürliche Zuneigung zu ihm war ebenso stark oder vielleicht noch stärker als ihr etwas snobistischer Stolz auf seinen Erfolg. Muscari, mit der mangelhaften Logik jedes Liebhabers, bewunderte diese töchterliche Ergebenheit und fühlte sich doch zugleich durch sie unangenehm berührt. Er steckte den Dolch wieder in die Scheide und zog sich zurück, um sich schmollend auf eine der Rasenbänke zu werfen. Der Priester setzte sich ein Yard von ihm entfernt hin, und Muscari drehte ihm in einem Augenblick der Verärgerung seine Adlernase zu.
»Nun«, sagte der Dichter scharf, »halten mich die Leute immer noch für zu romantisch? Gibt es in den Bergen nun noch Banditen oder nicht?«
»Das könnte sein«, sagte Pater Brown agnostisch.
»Was meinen Sie damit?« fragte der andere scharf.
»Ich meine, dass ich verwirrt bin«, erwiderte der Priester. »Ich bin verwirrt, wegen diesem Ezza oder Montano oder wie immer er auch heißen mag. Er erscheint mir als Bandit noch weit unverständlicher, als er es als Reiseführer war.«
»Aber wieso?« fragte sein Gefährte beharrlich. »Santa Maria! Ich denke doch, der Bandit ist klar zu erkennen!«
»Ich finde drei seltsame Schwierigkeiten«, sagte der Priester mit ruhiger Stimme. »und würde gerne Ihre Meinung dazu hören. Zunächst muss ich Ihnen sagen, dass ich in dem Restaurant am Strand zur selben Zeit wie Sie gespeist habe. Als Sie vier das Lokal verließen, gingen Sie und Ms. Harrogate lachend und plaudernd voran; der Bankier und der Reiseführer folgten Ihnen und sprachen wenig und ziemlich leise. Aber ich konnte nicht umhin, Ezza die Worte sagen zu hören: ›Nun, mag sie ihren Spaß haben, Sie wissen, der Schlag kann sie jeden Augenblick treffen.‹ Mr. Harrogate antwortete nichts, deshalb müssen die Worte eine bestimmte Bedeutung gehabt haben. Aus einem Impuls heraus warnte ich den Bruder und sagte ihm, dass seine Schwester vielleicht in Gefahr schwebe. Ich erwähnte nichts von der Art der Gefahr, da ich ja nichts Näheres darüber wusste. Doch sollte er diese Gefangennahme in den Bergen gemeint haben, wäre das Unsinn. Wozu sollte der räuberische Reiseführer seinen Auftraggeber warnen, wo es doch sein einziges Ziel war, ihn in eine Falle zu locken? Das konnte es nicht bedeutet haben. Wenn aber nicht, was sollte dann dieses andere Unglück sein, das sowohl dem Reiseführer wie dem Bankier bekannt ist, und das über dem Haupt von Ms. Harrogate schwebt?«
»Ein Unglück über dem Haupt von Ms. Harrogate?« rief der Dichter aus und richtete sich mit einiger Wildheit auf. »Erklären Sie das, fahren Sie fort!«
»Alle meine Fragen drehen sich jedoch um unseren Räuberhauptmann«, nahm der Priester seine Betrachtungen wieder auf. »Hier ist das zweite: Wozu sollte er in seiner Lösegeldforderung die Tatsache, dass er seinem Opfer zweitausend Pfund auf der Stelle abgenommen hat, so besonders betonen? Das fördert die Zahlung des Lösegeldes doch nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Harrogates Freunde müssten weit mehr um sein Schicksal besorgt sein, wenn sie glaubten, dass die Räuber arm und verzweifelt seien. Und doch ist die Plünderung an Ort und Stelle ausdrücklich hervorgehoben und an die Spitze der Forderung gestellt worden. Warum sollte Ezza Montano so viel Wert darauf legen, alle wissen zu lassen, dass er diesen Leuten die Taschen ausplünderte, noch ehe er die Erpressung vornahm?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Muscari und strich sein schwarzes Haar zurück, dieses Mal ohne affektierte Geste. »Sie glauben vielleicht, mich aufzuklären, aber Sie führen mich immer nur noch tiefer ins Dunkel. Was ist Ihr dritter Einwand gegen den Räuberhauptmann?«
»Der dritte Einwand«, sagte Pater Brown, noch immer in Nachdenken versunken, »ist diese Wiese, auf der wir sitzen. Warum nennt unser räuberischer Reiseführer sie seine wichtigste Festung und das ›Paradies der Räuber‹? Es ist sicherlich ein schöner Fleck, um darauf niederzufallen, und ein lieblicher Fleck Erde, um ihn anzusehen. Es ist auch ganz richtig, dass er, wie Ezza sagt, vom Tal und von der Höhe nicht einsehbar ist und darum ein gutes Versteck darstellt. Aber es ist keine Festung. Ich glaube, es wäre die schlechteste Festung der ganzen Welt. Denn sie wird tatsächlich von oben über die Landstraße durch die Berge beherrscht – ausgerechnet über die Straße, über die voraussichtlich die Polizei anrücken würde. Ja, fünf schäbige kleine Gewehre haben uns vor einer halben Stunde hier festgehalten. Was soll dieser seltsame Schlupfwinkel aus Gras und Blumen bedeuten? Er ist keine verschanzte Stellung. Er hat irgendeine andere seltsame Bedeutung, irgendeinen Vorzug, den ich nicht verstehe. Er gleicht eher einem Theater oder einem natürlichen Rasen; es ist wie die Szenerie einer romantischen Komödie; es ist wie ...«
Als sich die Worte des kleinen Priesters immer weiter in die Länge zogen und in uninteressanten und träumerischen Erwägungen verloren, hörte Muscari – dessen animalischen Sinne wach und ungeduldig waren – ein Geräusch, das aus den Bergen kam. Sogar für ihn war der Ton nur schwach und leise vernehmbar; doch er hätte schwören können, dass die Abendbrise so etwas wie Pferdegetrappel und weit entfernte Rufe mit sich getragen hatte.
Im selben Augenblick und noch lange, bevor das Geräusch die weniger empfindsamen Ohren der Engländer erreicht hatte, lief Montano, der Räuberhauptmann, zur Höhe hinauf und spähte, gegen einen Baum gestützt, die Straße hinunter. Es sah merkwürdig aus, wie er so dort lehnte; denn er hatte sich in seiner Eigenschaft als Anführer der Banditen einen phantastischen Schlapphut und einen am Gürtel hängenden Degen zugelegt, aber der leuchtend-karierte Anzug des Reiseführers schimmerte in hellen Flecken durch das Gebüsch.
Im nächsten Augenblick drehte er sein olivfarbenes, grinsendes Gesicht um und machte eine Bewegung mit der Hand. Die Räuber verstreuten sich auf das Zeichen hin, nicht planlos, sondern, wie es schien, in einer Art kriegerischer Ordnung. Statt, wie bisher, die Straße selbst besetzt zu halten, verteilten sie sich längs derselben hinter den Bäumen und Gebüschen, als erwarteten sie einen Feind. Der ferne Lärm wurde lauter und fing an, die Bergstraße erbeben zu lassen; man konnte deutlich eine Stimme hören, die Befehle erteilte. Die Räuber duckten sich und kauerten sich zusammen, fluchten und flüsterten, und die Abendluft war von tausend kleinen metallischen Klängen erfüllt, vom Laden von Pistolen, vom Herausziehen von Messern und vom Schlagen der Säbel gegen Steine und Wurzeln. Dann schien sich der Lärm von beiden Seiten oben auf der Straße zu vereinen; Zweige wurden geknickt, Pferde wieherten, und Männer schrien.
»Rettung!« rief Muscari, sprang auf die Beine und schwenkte seinen Hut. »Gendarme schlagen sie zurück! Jetzt lasst uns für unsere Freiheit kämpfen! Rebellen gegen Banditen! Kommt, wir wollen nicht alles der Polizei überlassen; das ist so schrecklich modern. Fallen wir diesen Schurken in den Rücken! Die Gendarmen sind uns zu Hilfe gekommen, jetzt wollen wir den Gendarmen zu Hilfe kommen!«
Er warf seinen Hut hoch über die Bäume, zog sein kurzes Schwert und begann den Abhang hinaufzustürmen, auf die Straße zu. Frank Harrogate sprang auf und lief, den Revolver in der Hand, hinüber, um ihm zu folgen, hielt jedoch erstaunt inne, als er hörte, dass die raue Stimme seines Vaters, der in großer Aufregung zu sein schien, ihn höchst energisch und bestimmt zurückrief.
»Ich will das nicht«, sagte der Bankier mit keuchender Stimme, »ich will nicht, dass du dich einmischst.«
»Aber Vater«, sagte Frank herzlich, »ein Italiener geht voran. Du wirst doch nicht wollen, dass ein Engländer zurückbleibt?«
»Es ist zwecklos«, sagte der ältere Mann heftig zitternd, »es ist zwecklos. Wir müssen uns in unser Schicksal fügen.«
Pater Brown sah den Bankier an; dann legte er seine Hand instinktiv an die Brust, als griffe er nach seinem Herzen, doch tatsächlich tastete er nach dem Fläschchen mit dem Gift; dann glitt ein Leuchten über sein Gesicht, die Erleuchtung der Offenbarung des Todes.
Muscari hatte inzwischen, ohne auf Unterstützung zu warten, die Höhe der Straße erklommen und den Räuberhauptmann heftig auf die Schulter geschlagen, so dass dieser schwankte und herumfuhr. Auch Montano hatte sein Schwert aus der Scheide gezogen, und Muscari, ohne ein Wort zu verlieren, führte einen Hieb gegen Montanos Kopf, den dieser parieren und auffangen musste. Aber noch während die beiden kurzen Schwerter gekreuzt waren und gegeneinanderschlugen, ließ der Räuberhauptmann seine Klinge sinken und lachte.
»Wozu, alter Freund?« sagte er in munterem italienischem Dialekt; »diese verdammte Komödie wird bald vorüber sein.«
»Was meinst du damit?« keuchte der feuerspeiende Dichter. »Ist dein Mut nur Täuschung, ebenso wie deine Ehrlichkeit?«
»Alles an mir ist nur Täuschung«, erwiderte der Ex-Reiseführer jetzt in vollkommen heiterer Laune. »Ich bin Schauspieler; und wenn ich jemals einen eigenen Charakter besessen habe, kann ich mich längst nicht mehr daran erinnern. Ich bin ebenso wenig ein echter Bandit, wie ich ein echter Reiseführer bin. Ich bin nur eine Ansammlung von Masken, und damit kannst du dich nicht schlagen.« Er lachte in knabenhafter Ausgelassenheit und verfiel wieder in seine gewohnte breitbeinige Stellung, den Rücken dem Scharmützel auf der Straße zugewandt.
Die Dunkelheit fiel unter den hohen Bergwänden ein, und es war nicht leicht, noch viel von dem Fortgang des Kampfes zu erkennen, außer, dass große Männer die Köpfe ihrer Pferde durch eine dichte Menge von Banditen durchzuzwängen versuchten, die aber mehr geneigt zu sein schienen, die Eindringlinge zu belästigen und zu bedrängen, als sie zu töten. Das Ganze glich einer Menschenansammlung in einer Stadt, bei der die Polizei daran gehindert werden soll, durchzukommen, als einem Bild, das sich der Dichter vom letzten Standhalten verurteilter und geächteter Mörder und Räuber vorgestellt hätte. Gerade als Muscari voller Verwunderung die Augen rollte, fühlte er sich am Ellbogen berührt und sah den merkwürdigen kleinen Priester, wie einen kleinen Noah mit einem großen Hut, dort stehen und ihn um die Freundlichkeit bitten, ein paar Worte mit ihm wechseln zu dürfen.
»Signor Muscari«, sagte der Priester, »in dieser seltsamen Situation werden Sie es mir nicht übelnehmen, wenn ich ein wenig persönlich werde. Ich kann Ihnen vielleicht, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, sagen, in welcher Weise Sie mehr helfen könnten, als wenn Sie den Gendarmen beistehen, die auf jeden Fall hier durchbrechen werden. Sie werden mir diese unverschämte Intimität verzeihen; aber liegt Ihnen etwas an dem Mädchen? Ich meine, liegt Ihnen so viel an ihr, dass Sie sie heiraten und ihr ein guter Gatte sein wollen?«
»Ja«, sagte der Dichter ganz schlicht.
»Und liegt ihr etwas an Ihnen?«
»Ich glaube, ja«, lautete die ebenso ernste Antwort.
»Dann gehen Sie hin, und halten Sie um ihre Hand an«, sagte der Priester; »bieten Sie ihr alles an, was Sie anbieten können; Himmel und Erde, wenn Sie sie besitzen. Die Zeit ist knapp.«
»Warum?« fragte der erstaunte Mann der Feder.
»Weil«, sagte Pater Brown, »ihr Schicksal die Straße dort heraufkommt.«
»Nichts kommt die Straße herauf«, erwiderte Muscari, »nur die Hilfstruppen.«
»Nun, dann gehen Sie hinüber und helfen Sie ihr, den Hilfstruppen zu entkommen.«
Noch während er sprach, wurde das Gebüsch über den ganzen Bergkamm hinweg vom Ansturm der fliehenden Banditen niedergetreten. Sie tauchten im Buschwerk und dichten Gras unter wie verfolgte, geschlagene Leute; und die großen, federgeschmückten Hüte der berittenen Gendarmen schwebten entlang der niedergetretenen Hecke an ihnen vorbei. Ein anderer Befehl wurde erteilt; man hörte das Geräusch des Absitzens von Pferden, und ein großer Offizier, mit federgeschmücktem Hut, einem grauen Spitzbart und einem Blatt Papier in der Hand, erschien in der Öffnung, die das Tor zum ›Paradies der Diebe‹ bildete. Die eingetretene Stille wurde auf außergewöhnliche Weise von dem Bankier unterbrochen, der mit heiserer und erstickter Stimme ausrief: »Ausgeraubt, ich wurde ausgeraubt!«
»Das geschah doch schon vor Stunden«, rief sein Sohn erstaunt, »dass man dir die zweitausend Pfund geraubt hat.«
»Nicht die zweitausend Pfund«, sagte der Finanzmann, plötzlich erschreckend gefasst, »ein kleines Fläschchen!«
Der Polizeioffizier mit dem grauen Spitzbart schritt über den grünen Rasen auf die Mulde zu. Als er an dem Räuberhauptmann vorbeikam, schlug er ihm auf die Schulter, auf eine Weise, die irgendwo zwischen einer Liebkosung und einem Schlag lag, und versetzte ihm dann einen Stoß, der ihn taumeln ließ. »Sie werden Ärger bekommen«, sagte er, »wenn Sie solche Streiche spielen.«
Es kam dem Künstlerauge Muscaris überhaupt nicht wie die Gefangennahme eines Verbrechers vor. Der Offizier ging weiter und machte vor der beieinanderstehenden Familie Harrogate halt: »Samuel Harrogate, ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes wegen der Veruntreuung von Geldern der ›Hull and Huddersfiel Bank‹.«
Der große Bankier nickte mit dem seltsamen Ausdruck eines Geschäftsmannes, der sein Einverständnis bezeugt, schien einen Moment nachzudenken, und – ehe es jemand verhindern konnte – drehte sich um und machte einige Schritte an den Rand der Bergwand. Dann, die Arme in die Höhe werfend, sprang er, genauso, wie er aus dem Wagen gesprungen war. Aber dieses Mal fiel er nicht auf eine kleine Wiese, die direkt unterhalb lag; er fiel tausend Fuß tief und blieb mit zerschmetterten Gliedern im Tal liegen.
In dem Ärger, dem der italienische Polizeioffizier, an Pater Brown gewendet, wortreichen Ausdruck gab, lag durchaus Bewunderung. »Das sieht ihm ähnlich, uns im letzten Moment doch noch zu entkommen«, sagte er. »Er war ein großer Bandit, wenn Sie so wollen. Dieser letzte Streich, den er uns gerade spielte, ist, glaube ich, absolut beispiellos. Er floh mit den Geldern der Bank nach Italien und ließ sich von Banditen-Darstellern die er selbst bezahlte, gefangen nehmen, um so sein eigenes Verschwinden und das des Geldes, zu erklären. Diese Lösegeldforderung ist tatsächlich von der Polizei ernstgenommen worden. Er hat schon seit Jahren immer wieder brillante Ideen gehabt und ausgeführt. Sein Tod wird für seine Familie in jeder Hinsicht ein großer Verlust sein.«
Muscari führte die unglückliche Tochter fort, die sich fest an ihn klammerte, wie sie es danach noch viele Jahre hindurch tun würde. Aber selbst in dieser tragischen Situation konnte sich Muscari gegenüber dem unmöglichen Ezza Montano ein Lächeln und eine spöttische und gleichzeitig freundschaftliche Geste nicht verkneifen. »Und wohin geht es als Nächstes?« fragte er ihn über die Schulter hinweg.
»Birmingham«, antwortete der Schauspieler, an einer Zigarette paffend. »Hab ich dir nicht gesagt, dass ich Futurist bin? Ich glaube wirklich an diese Dinge, wenn ich denn überhaupt an etwas glaube. Veränderungen, Trubel und jeden Tag etwas Neues. Ich reise nach Manchester, Liverpool, Leeds, Hull, Huddersfield, Glasgow, Chicago – kurz gesagt, zu aufgeklärten, energischen, zivilisierten Leuten!«
»Kurz gesagt«, sagte Muscari, »in das wahre ›Paradies der Diebe‹.«
Die Sprechzimmer der Praxis von Doktor Orion Hood, dem berühmten Kriminologen und Spezialisten für gewisse moralische Störungen, erstreckten sich in Scarborough entlang der Küste, mit einer Reihe sehr großer, bis an den Boden reichender Fenster, hinter denen die Nordsee wie eine Mauer aus bläulich-grünem Marmor wirkte.
Hier hatte das Meer etwas von der Monotonie eines bläulich-grünen Würfels, denn in den Zimmern herrschte eine schreckliche Regelmäßigkeit, die der schrecklichen Regelmäßigkeit des Meeres nicht unähnlich war. Man darf nicht annehmen, dass es den Zimmern von Doktor Hood an Luxus oder einer gewissen Poesie mangelte. Diese gab es durchaus und an den richtigen Stellen, aber man hatte das Gefühl, als dürfte sich nichts an einer anderen Stelle befinden, als eben genau an dieser richtigen. Luxus war vorhanden: auf einem eigens dazu bestimmten Tischchen standen acht oder zehn Schachteln der feinsten Zigarren; sie standen nach einem bestimmten System: die dicksten Zigarren Richtung Wand, die dünnsten Richtung Fenster. Ein Tantalus [Anm.: ein verschließbares Tragegestell für Flaschen oder Karaffen] mit drei verschiedenen Spirituosen – alles ausgezeichnete Marken – stand immer auf diesem Luxustischchen. Etwas realitätsferne Leute behaupten, dass die Whiskey-, Brandy- und Rumflaschen immer gleich voll waren. Auch Poesie war da: Die linke Ecke des Zimmers war mit einer ebenso vollständigen Sammlung englischer Klassiker ausgestattet wie die rechte Ecke mit Fachliteratur von englischen und ausländischen Physiologen. Aber wenn man nur einen Band von Chaucer oder Shelley herausnahm, irritierte dessen Fehlen den Geist, wie eine Lücke in den Vorderzähnen eines Menschen. Man konnte nicht sagen, dass die Bücher niemals gelesen wurden, wahrscheinlich wurden sie es, aber sie erweckten den Eindruck, als wären sie angekettet, wie die Bibeln in den alten Kirchen. Doktor Hood behandelte seine privaten Bücherregale, als wären sie eine öffentliche Bibliothek. Und wenn diese strikte wissenschaftliche Unantastbarkeit sogar über den mit Lyrik und Balladen angefüllten Regalen und über den mit Tabak und Getränken besetzten Tischen lag, dann ist es wohl selbstverständlich, dass noch weit mehr dieser heidnischen Heiligkeit über den anderen Regalen und Tischen lag, welche die zerbrechlichen und geheimnisvollen Instrumente eines ärztlichen Labors trugen.