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Katie McLane

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Beschreibung

Zwei Millionen für eine Fake Ehe mit dem heißen CEO, der küssen kann wie ein Gott? Klingt nach dem perfekten Deal. Oder?

Gwen Hancock steht vor den Scherben ihrer Existenz, als sie sich in jener Nacht auf ein Trinkspiel einlässt und diesen faszinierend sexy Typen küsst.
Dummerweise läuft ihr Taylor Fleming wenige Tage später erneut über den Weg. Als CEO der Firma, mit der sie zukünftig zusammenarbeiten will.
Zu allem Überfluss kennt er ihre finanziellen Probleme und macht ihr ein unwiderstehliches Angebot. Zwei Millionen dafür, dass sie ein halbes Jahr seine Frau spielt.
Wenn da bloß nicht dieses heftige Knistern zwischen ihnen wäre.

Für alle, die diese Tropes lieben:

*Spicy Fake Romance*

*Billionaire*

*Deal*

*Fling*

*Never Date / Marry*

*Forced Proximity*

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Playlist
Kapitel 1 - Gwen
Kapitel 2 - Taylor
Kapitel 3 - Gwen
Kapitel 4 - Taylor
Kapitel 5 - Gwen
Kapitel 6 - Taylor
Kapitel 7 - Gwen
Kapitel 8 - Taylor
Kapitel 9 - Gwen
Kapitel 10 - Taylor
Kapitel 11 - Gwen
Kapitel 12 - Taylor
Kapitel 13 - Gwen
Kapitel 14 - Taylor
Kapitel 15 - Gwen
Kapitel 16 - Taylor
Kapitel 17 - Gwen
Kapitel 18 - Taylor
Kapitel 19 - Gwen
Kapitel 20 - Taylor
Kapitel 21 - Gwen
Kapitel 22 - Taylor
Kapitel 23 - Gwen
Kapitel 24 - Taylor
Kapitel 25 - Gwen
Kapitel 26 - Taylor
Kapitel 27 - Gwen
Kapitel 28 - Taylor
Kapitel 29 - Gwen
Kapitel 30 - Epilog – Gwen
Mein Buchtipp
Perfect Fake Match
Perfect Fake Daddy

 

 

Perfect Fake Deal

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Zwei Millionen für eine Fake Ehe mit dem heißen CEO, der küssen kann wie ein Gott? Klingt nach dem perfekten Deal. Oder?

 

Gwen Hancock steht vor den Scherben ihrer Existenz, als sie sich in jener Nacht auf ein Trinkspiel einlässt und diesen faszinierend sexy Typen küsst. Dummerweise läuft ihr Taylor Fleming wenige Tage später erneut über den Weg. Als CEO der Firma, mit der sie zukünftig zusammenarbeiten will.

Zu allem Überfluss kennt er ihre finanziellen Probleme und macht ihr ein unwiderstehliches Angebot. Zwei Millionen dafür, dass sie ein halbes Jahr seine Frau spielt.

Wenn da bloß nicht dieses heftige Knistern zwischen ihnen wäre.

 

 

Über den Autor:

Gestatten? Katie McLane.

Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit Mann, Maus und Hund im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne. Fast alle meine Lie-besromane spielen in New York, meiner absoluten Traumstadt.

Sie drehen sich um dominante Männer und starke Frauen.

Sind leidenschaftlich, sinnlich und erotisch. Voll prickeln-der Lust, überwältigendem Verlangen und absoluter Hin-gabe.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.

 

Ihr wollt noch viel mehr über mich erfahren? Kein Problem, ich bin eine Autorin zum Anfassen.

Wie das geht? Schaut einfach hier vorbei: www . Katie - McLane . de / Katies - Herzenspost

 

 

 

 

Impressum

1. Auflage, 2022

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Cover: Dream Design – Cover and Art, Renee Rott

Lektorat: Franziska Schenker

 

Katie McLane

c/o easy-shop, K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

www.katie-mclane.de

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

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Perfect Fake Deal

 

 

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Playlist

»Desperation« – Daughtry

»Sirens Of The Sea« – OceanLab

»World On Fire« – Daughtry

»We’re In This Together« – Jackarta

»Make A Move« - David Cook

»Changes Are Coming« - Daughtry

»Fall Into Me« - Forest Blakk

»Stigmatized« – The Calling

»Orange Skies« – Wolkengrau

»Unbreakable« – Crowne

»Call you Mine« – Daughtry

»My Universe« – Coldplay x BTS

»Deep End« – Daughtry

Kapitel 1 - Gwen

Du musst deine Sorgen mal für eine Nacht vergessen, Gwen. Geh feiern, hab Spaß. Der Montag kommt schnell genug.

Das waren Brittneys Worte zum Wochenende, bevor wir am späten Freitagabend die Bürotür hinter uns abgeschlossen haben. Und ja, ich habe sie befolgt.

Die Konsequenz daraus?

Ich stehe mit meiner besten Freundin Vera in diesem teuren Club, in dem wir noch nie waren. Erschöpft vom Tanzen und ziemlich angetrunken, wie ich mir eingestehen muss. Der Beat wummert durch meinen Körper, um mich herum zucken bunte Lichter und an der Bar drängen sich unzählige Gäste, um einen der Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.

So wie Vera.

Ich schaue auf meine Armbanduhr, blinzle mehrfach und kneife schließlich die Augen zusammen, um aus den drei Zifferblättern eines zu machen. Fast zwei Uhr.

Ich stoße meiner Freundin einen Ellenbogen in die Seite und beuge mich zu ihrem Ohr. »Wollen wir gehen?«

»Was?« Veras Kopf fährt herum. »Warum? Es ist doch noch früh.«

»Ich bin fix und alle.«

»Du bist einfach aus der Übung, Süße.« Der breite Mund mit den vollen, dunkelrot geschminkten Lippen verzieht sich zu einem Grinsen. »Du denkst schon viel zu lange immer nur an deine Firma.«

Ich verdrehe die Augen und hole Luft für eine Antwort, allerdings kommt der Barkeeper mir zuvor, der endlich auftaucht.

Der sexy Surfertyp streckt ihr den Kopf entgegen. »Was darf’s denn sein?«

Vera verschränkt lächelnd die Unterarme auf dem Tresen, stellt sich auf die Fußspitzen und beugt sich vor, um ihr Dekolletee besonders gut zur Geltung zu bringen.

»Machst du uns zwei Lemon Drops Shots und zwei Ladykiller?«

»Kommt sofort.«

Sie schaut ihm nach, streicht sich eine Strähne des bordeauxroten kurzen Haars aus der Stirn.

»Mensch, Vera!«

Endlich wendet sie sich mir zu. »Was denn?«

»Muss das sein?«

»Krieg dich wieder ein, einer geht noch.«

Ich stoße die Luft aus und schüttele den Kopf, drehe mich etwas zur Seite und lasse den Blick über die Menge vor und auf der Tanzfläche schweifen. Vor einer halben Stunde habe ich selbst die Arme hochgerissen und die Hüften geschwungen, doch über den euphorischen Höhepunkt des Abends bin ich inzwischen hinaus.

Kurz darauf stellt der Barkeeper uns die Cocktails und Shots hin, nimmt Veras Karte entgegen und verbucht die Rechnung darauf.

Sie hebt ihr Schnapsglas und wartet, dass ich das Gleiche tue. »Lass uns ein kleines Spiel spielen, so wie früher.«

»Das da wäre?«

»Wir gehen auf keinen Fall ungeküsst nach Hause. Also laufen wir jetzt rüber in die VIP-Lounge, suchen uns jede einen allein sitzenden Typen und küssen ihn.«

»Bist du verrückt geworden?«

»Himmel, nun sei doch kein Spielverderber! Es ist nur ein Kuss, wir sehen die Typen nie wieder.«

»Und was soll das bringen?«

»Vielleicht kommen deine Hormone ja endlich mal wieder in Fahrt.«

Nach fast eineinhalb Jahren Abstinenz? Wohl kaum.

»Der Typ, der das schafft, muss erst noch geboren werden.«

Vera lacht. »Wer weiß, wer weiß.«

»Und wenn der Typ nicht küssen kann?«

»Dann sag ihm, dass er ein Frosch ist, und hau ab.«

Gegen meinen Willen breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. »Du bist total durchgeknallt, weißt du das?«

»Ja, weiß ich. Und jetzt sag mir, ob wir das durchziehen.«

Bei dem Gedanken an diese bescheuerte Aktion schießt Adrenalin in meine Adern und eine Art Nostalgie kommt hoch. Vor ein paar Jahren haben wir uns jedes Wochenende so einen Scheiß einfallen lassen, also warum nicht? Ich sollte doch Spaß haben und meine Sorgen vergessen.

»Okay, du Verrückte. Wir ziehen’s durch.«

»Super. Darauf trinken wir.«

Wir stoßen miteinander an, kippen den Shot in einem Zug hinunter und knallen die leeren Gläser auf die Theke. Automatisch lecke ich mir die Lippen, ich liebe diesen Geschmack.

»So, dann lass uns mal rübergehen.«

Wir nehmen unsere Cocktails, und ich folge meiner Freundin im Tanzschritt zwischen den Leuten hindurch zum Flur, der an den Waschräumen vorbei in die Lounge führt. In dem Durchgang ist es eng und die Luft steht regelrecht. Unterschiedliche Gerüche stürmen auf mich ein, Parfüm, Schweiß, Knoblauch, Alkohol und ein oder zwei schlimmere Nuancen. Mein Magen ist sonst eher unempfindlich, aber dieses Gemisch ist selbst ihm zu viel, vor allem bei der Menge an Drinks, die wir genossen haben. Eine Welle von Übelkeit schwappt durch meinen Bauch.

Als wir endlich die Lounge betreten und uns angenehm klimatisierte, gefilterte Luft entgegenschlägt, atme ich mehrmals tief ein und fühle mich gleich besser.

Erst jetzt schaue ich mich in dem separaten, luxuriös eingerichteten Raum um, in dem Deep House gespielt wird. Es ist nur wenig los, trotzdem tummeln sich einige Pärchen in den Nischen und auf den ledernen Sitzbänken, die zum Teil intensiv miteinander beschäftigt sind. Die Atmosphäre wirkt irgendwie schwer, sexuell aufgeladen.

Ich lege Vera eine Hand auf den Arm und beuge mich zu ihrem Ohr. »Meinst du wirklich, hier finden wir noch einen Typen ohne Begleitung?«

»Ich hab‘ schon einen«, flötet sie und geht los.

Überrascht hebe ich die Brauen und folge ihr mit den Augen mitten hinein ins Dunkel. Kurz darauf tritt ein Paar in mein Sichtfeld, das mich ablenkt. Der große breitschultrige Kerl im grauen Anzug marschiert auf den Durchgang zu, vor dem ich stehe, also trete ich zur Seite. An seiner Hand hängt eine Frau mit dunklem Haar in einem knappen, eleganten Kleid, die sich lächelnd auf die Unterlippe beißt. Na, da wird es wohl gleich zur Sache gehen.

Schmunzelnd wende ich den Blick ab, um nach meiner Freundin zu schauen, und streife dabei die hiesige Bar sowie die wenigen Personen davor. Im nächsten Moment stutze ich, meine Augen wandern zurück und treffen auf ihn.

Der Kerl sitzt auf einem Barhocker, mir halb zugewandt, eine Hand neben seinem Drink auf der Theke abgelegt, die andere auf dem Oberschenkel. Er starrt mich direkt an, trifft damit mein Innerstes und lässt meinen Adrenalinspiegel erneut in die Höhe schießen.

Wie von selbst setzen sich meine Füße in Bewegung.

Okay, wenn ich schon jemanden küssen muss, dann ihn.

Im Näherkommen versuche ich, ihn so genau wie möglich zu mustern, doch mit meinem alkoholumnebelten Hirn und bei den Lichtverhältnissen ist das mehr als problematisch. Immerhin erkenne ich, dass er einen dunklen Anzug trägt, der sich an seinen schlanken Körper schmiegt. Der Hemdkragen steht zwei Knöpfe weit offen und der weiße Stoff umspannt ein paar einwandfrei trainierte Brustmuskeln.

Mir wird heiß, mein Magen flattert.

Nur noch drei Schritte von ihm entfernt registriere ich das gut geschnittene hellbraune Haar, an den Seiten heller, den gepflegten Vollbart und den scharfen Amorbogen seiner Oberlippe. Dann verzieht sich sein Mund zu einem selbstsicheren Lächeln, doch ich hebe den Blick zu seinen Augen.

Einzig auf mein Vorhaben fokussiert, dränge ich das flaue Gefühl zurück und stelle meinen Cocktail auf dem Tresen ab. Hebe die Hände und lege sie um sein Gesicht. Die kurzen Barthaare fühlen sich sexy an und ich frage mich unbewusst, ob sie zwischen meinen Beinen eher kratzen oder kitzeln würden.

Dann schließe ich die Augen und küsse ihn.

 

 

Kapitel 2 - Taylor

Der Barkeeper stellt mir den zweiten Bourbon Whisky hin und ich reiche ihm die schwarze VIP-Karte des Clubs. Auch wenn die Getränke bei dieser Mitgliedschaft inklusive sind, müssen sie verbucht werden.

Anschließend stecke ich sie zurück in die Innentasche meines Jacketts und nehme einen großen Schluck, lasse ihn in meinem Mund warm werden. Der Bourbon ist zwar nicht so erstklassig wie meine Lieblingssorte von Heaven’s Door, trotzdem harmonisch und vollmundig, mit einer angenehmen geschmacklichen Tiefe.

Genau das, was ich nach dem vielen Champagner und Wein auf der Charity Party gebraucht habe.

Ich lasse die Luft aus meiner Nase strömen und den Whisky meine Kehle hinabrinnen. So langsam entspanne ich mich.

Mein Kumpel Vince ist da bereits weiter.

Neugierig drehe ich den Kopf und beobachte, wie offensiv er die Brünette angräbt, die er gleich bei unserem Eintreffen entdeckt hat. Seine Hände liegen auf ihren Hüften, während er ihr vermutlich schmutziges Zeug ins Ohr flüstert. Dann verändert sich seine Körperhaltung und ihre Finger fahren über sein kurzrasiertes schwarzes Haar, da hat er wohl direkt ins Schwarze getroffen.

Ich wende mich wieder meinem Bourbon zu, trinke und blicke in die entgegengesetzte Richtung, da schlägt Vince mir auf die Schulter. »Ich verschwinde mal eben in einem der Separees.«

Schmunzelnd sehe ich ihn an. »Viel Spaß.«

»Worauf du einen lassen kannst.« Er kippt den Rest seines Drinks, nimmt die Kleine an der Hand und marschiert Richtung Flur.

Ich schaue ihnen neidisch hinterher. Nach dem Stress der letzten Woche steht mir der Sinn ebenfalls nach einem guten Fick, doch bisher hat hier keine mein Interesse geweckt.

Gleich darauf bleibt mein Blick an einer umwerfenden Frau ganz in Schwarz hängen, mit einem Cocktail in der Hand. Meine Augen wandern genüsslich von ihren hochhackigen Lederstiefeln, über die bestrumpften Knie und den engen Lederrock, zu der schmalen Bluse mit V-Ausschnitt und voluminösen, transparenten Ärmeln. Auf ihrem Dekolletee ruht eine schlichte silberne Kette mit einem Anhänger, an ihren Ohren glitzert es ebenfalls. Das schwarze, gelockte Haar trägt sie lässig hochgesteckt, was ihren schlanken Hals hervorragend zur Geltung bringt.

Wie wohl die Haut direkt unter ihrem Ohr schmeckt? Oder in ihrer Kehlgrube? Welch ein glücklicher Bastard, der hier auf sie wartet.

Ihr Kopf dreht sich von der Bar zur anderen Seite, wobei sie die Gäste mustert. Unvermittelt stockt sie und ihre Augen kehren zurück, finden meine. Zwei Sekunden später setzt sie sich in Bewegung.

Ihre Hüften schwingen leicht von einer Seite zur anderen, regen sogleich meine Fantasie an. Natürlich fällt mir auf, dass sie mich abcheckt, und ich muss grinsen. Dann hebt sie den Blick und schaut mir erneut in die Augen.

Ihre Iriden sind von einem klaren Grau und nehmen mich sofort gefangen, ein erregendes Prickeln wandert mein Rückgrat hinauf. Woraufhin ein paar schmutzige Gedanken in meinem Kopf aufkommen.

Direkt vor mir bleibt sie stehen und stellt ihr Glas auf dem Tresen ab, hebt die Hände und legt sie um mein Gesicht. Ich habe gerade noch Zeit, überrascht zu sein, da schließt sie die Augen und drückt ihre Lippen auf meine.

Ein aufregender Schauer rieselt über meine Haut, sammelt sich in meinem Bauch. Automatisch fallen meine Lider zu, ich schiebe die Hand in ihren Nacken und erwidere den Druck.

In perfektem Einklang öffnen sich unsere Lippen, unsere Zungen finden sich zu einem leidenschaftlichen Tanz. Sie schmeckt nach Zitronenbonbons und Alkohol, duftet nach Vanille, Jasmin und einer Spur von Rose. Darunter nehme ich ihr eigenes Aroma wahr, das tief in mir etwas anspricht.

Ich muss diese Frau haben, am besten sofort.

Mir entschlüpft ein hungriges Knurren und ich drehe mich zu ihr, um sie zwischen meine Beine zu ziehen. Da löst sich ihre Hingabe in Luft auf, der Kuss gerät ins Stocken und sie zieht sich zurück, soweit meine Hand in ihrem Nacken das zulässt.

Ich hebe den Kopf und schaue sie an, möchte am liebsten in ihren Augen versinken.

»Welch ein Glück, du bist gar kein Frosch.«

Ich blinzle, muss lachen. »Was?«

Im nächsten Moment wirkt ihr Gesicht irgendwie beunruhigt, fast schon gequält. Doch bevor ich fragen kann, ob alles in Ordnung ist, reißt sie die Augen auf.

»Oh, mein Gott, ich muss kotzen.«

Damit schlägt sie sich die Hand vor den Mund, dreht sich um und rennt davon.

Fuck, so etwas ist mir auch noch nie passiert. Fassungslos sitze ich da, starre ihr nach.

Keine Ahnung wie lange, doch schließlich trinke ich meinen Bourbon aus und folge ihr. Diese Frau kann ich auf keinen Fall einfach so gehen lassen.

Ich warte eine halbe Ewigkeit vor der Damentoilette und frage letzten Endes zwei junge Frauen, die aus dem Waschraum kommen, nach der Unbekannten.

Sie zucken auf meine Beschreibung hin mit den Schultern. »Nee, da drin ist keine, die so aussieht.«

»Ihr könnt doch bestimmt noch einmal nachschauen, oder?«

Eine der beiden lächelt. »Na, klar. Warte einen Moment.«

Als sie den Waschraum ein zweites Mal verlässt, schüttelt sie bedauernd den Kopf. »Tut mir echt leicht, Mann. Deine Lady ist nicht da drin.«

Ich resigniere, nicke. »Trotzdem danke. Und noch einen schönen Abend.«

Eine eventuelle Antwort höre ich nicht mehr, da ich in die Lounge und an meinen Platz zurückkehre. Gereizt bestelle ich einen weiteren Bourbon und starre mit zusammengebissenen Zähnen vor mich hin.

Irgendwie fühle ich mich gerade vom Schicksal gefickt. Erst dieser Scheiß mit der Übernahme, die zu platzen droht, und jetzt das. Schlimmer kann eine Woche kaum zu Ende gehen.

 

 

Kapitel 3 - Gwen

Wie jeden Montag fahre ich früh ins Büro, um ungestört die Buchhaltung und die Kontobewegungen der letzten Woche zu kontrollieren. Leider macht mir das seit einigen Monaten keinen Spaß mehr. Die Einnahmen schwanken, gehen zurück, ebenso die Aufträge. Für ein solches Tal hat es vor sechzehn Monaten noch ein Festgeldkonto gegeben, dann hat es sich in Luft aufgelöst. Zusammen mit Bryant, meinem damaligen Freund.

Mit einer großen Tasse grünem Tee, dessen Blätter sich im heißen Wasser entfalten, setze ich mich an den Schreibtisch und werfe einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne ist vor einer knappen Stunde aufgegangen und scheint zum Teil in die West 19th Street, taucht die über hundert Jahre alten, mehrstöckigen Geschäftshäuser in orangerotes Licht. Die Gegend hat Flair, deswegen passt meine kleine Firma, Modern Work & Living – Interior Design, perfekt hierher. Der Nachteil – die repräsentativen Räume im vorderen Teil der vierten Etage verursachen horrende Kosten.

Ich rolle den Bürostuhl an den Schreibtisch, bewege die Maus und melde mich erneut beim Betriebssystem meines Computers an. Aus irgendeinem masochistischen Drang heraus starte ich als Erstes den Internetbrowser und logge mich beim Onlinebanking ein. Das Dashboard erscheint, ich scrolle ein Stückchen tiefer und mein Blick fällt auf die sechsstellige rote Zahl in mittlerer Höhe.

Mir wird heiß und speiübel, mein Herz rast und ich presse die Lider zusammen.

So dramatisch ist es noch nie gewesen.

Großer Gott, wie konnte ich es nur so weit kommen lassen?

Ich scrolle bis zum Anfang des Jahres hinunter, meine Befürchtungen werden bestätigt. So gut wie keine Einnahmen, lediglich Kosten.

Meine Finger zittern, als ich die Spitzen an meine Schläfen lege und sie massiere. Durch tiefes, bewusstes Atmen versuche ich, zur Ruhe zu kommen, doch es fällt mir schwer. Die Existenz meiner Firma hängt inzwischen am seidenen Faden und damit auch die meiner beiden Angestellten.

Ach ja, und meine.

Hat sich mein Banker eigentlich gemeldet?

Hastig logge ich mich aus, öffne das E-Mail-Programm und warte, bis sich der Posteingang aktualisiert hat. Drei neue Mails, zweimal Werbung und die von Carl Elliott, eingegangen am Freitagabend, 19:38 Uhr. Sofort verstärkt sich mein Herzklopfen, ich klicke darauf.

 

Sehr geehrte Ms. Hancock,

 

die abschließende Entscheidung in Ihrer Darlehensangelegenheit ist noch nicht gefallen. Da ich am Montag außer Haus bin, melde ich mich telefonisch am Dienstag, im Laufe des Nachmittags.

 

Mit freundlichen Grüßen ...

 

Ich stoße die Luft aus und streiche mir über die Stirn, schon wieder warten. Am besten lenke ich mich mit Arbeit davon ab, also nippe ich vorsichtig an meinem Tee und öffne das Buchhaltungsprogramm.

Nicht, dass ich Alison tatsächlich kontrollieren müsste, sie leistet als Assistentin und Buchhalterin ausgezeichnete Arbeit. Allerdings behalte ich gern den Überblick. Um etwaigen Katastrophen oder Ähnlichem vorzubeugen.

Finde den Fehler!

Meine Laune sinkt durch den Keller ins zweite Untergeschoss, trotzdem erledige ich meine Aufgaben. Womit ich gerade fertig bin, als ich höre, wie die Tür zu unseren Geschäftsräumen geöffnet wird. Dann ertönen quietschende Schritte und Brittney taucht am Eingang zu meinem Büro auf, meine Kollegin und in meiner Firma angestellte Innenarchitektin.

Die eher lässig hübsche Mittdreißigerin mit den langen, dunkelblonden Wellen lächelt mich fürsorglich an. »Guten Morgen.«

»Morgen.«

»Wie geht es dir heute?«

Ich zucke die Schultern und lächele schief. »Geht so.«

»Ich richte mich häuslich ein, hole mir einen Kaffee und bin gleich bei dir.«

»Okay.«

Voller Bedauern starre ich auf den leeren Türrahmen und lausche den Geräuschen, die sie verursacht. Natürlich weiß sie im Großen und Ganzen, wie es um meine – oder unsere? – kleine Firma für Innendesign bestellt ist, und ich rechne ihr hoch an, dass sie noch immer hier ist. Aber sie und Paul haben eine kleine Tochter, müssen an die Zukunft ihrer kleinen Familie denken.

Gott, ich fühle mich so hilflos. Waren all die Jahre etwa umsonst?

»Soooo!«

Beinahe lautlos kommt Brittney in ihren Sneakers herein, in der Hand ihre riesige Lieblingstasse, und lässt sich in dem Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch nieder. Automatisch nehme ich meinen Tee und rolle mit dem Stuhl so weit zur Seite, dass wir uns direkt gegenübersitzen.

»Fangen wir doch mal mit dem Wochenende an. Hast du meinen Rat befolgt?« Sie trinkt von ihrem Kaffee und beobachtet mich über den Rand der Tasse hinweg.

»Ja, habe ich.«

»Und?«

»Hat erstmal ganz gut funktioniert. Nur das Ende war ... keine Glanzleistung.«

Brittney grinst. »Ich will jedes Detail hören.«

Also erzähle ich ihr davon, von vorne bis hinten.

Woraufhin meine liebe Kollegin in schallendes Gelächter ausbricht und eilig die Tasse auf dem Tisch abstellt, um keine Kaffeeflecken zu verursachen.

»Ich glaub‘ es nicht. Du küsst einen Typen und musst danach kotzen?«

»Na ja, mit dem Typen hatte das nichts zu tun. Nur mit dem scheiß Alkohol.«

Sie beugt sich vor und mustert mich eindringlich. »Du kannst dich an alles erinnern?«

»Oh, und ob!«

»Klingt, als hättest du einen guten Küsser erwischt.«

Ich seufze wehmütig. »Und wie der küssen konnte! Ich glaube, ich bin direkt feucht geworden.«

»Sieh an, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Aber du machst mich gerade verdammt neidisch.«

»Sagt diejenige von uns, die einen tollen Ehemann und eine supersüße Tochter zu Hause hat.«

»Was keineswegs bedeutet, dass alles perfekt ist. Das ist es im Alltag nie. Und manchmal vermisse ich meine wilden Zeiten, das kannst du mir glauben.«

»Ich auch.« Und das tue ich wirklich. Aber Bryant hat mir die Unbeschwertheit genommen, mein großes Herz und vor allem meinen Glauben an die Liebe.

»Und was ist dann passiert? Bist du zurück in die Lounge?«

»Spinnst du? Erstens ging es mir richtig mies und zweitens war das viel zu peinlich. Ich bin so schnell wie möglich abgehauen.«

»Zu schade, das hätte eine heiße Nacht werden können.«

Meine Mundwinkel sacken herab. »Du weißt genau, dass ich niemals mit Fremden ins Bett gehe.«

»Vielleicht brauchst du das aber mal. Einfach nur fallenlassen, fühlen und genießen.«

Ich schüttele den Kopf und trinke von meinem Tee, der inzwischen lauwarm ist. »Niemals. Das kann und will ich nicht.«

Brittney seufzt, streckt die Hand aus und legt sie auf meinen Arm. »Das ist vollkommen okay. Aber du bist schon so lange Single, das tut dir alles andere als gut.«

»Ich brauche keinen Mann, ich komme super allein klar.«

»Ach, Gwen, ich rede nicht davon, ob du jemanden brauchst, sondern ob du jemanden willst. Fürs Bett und fürs Herz. Einen Mann, der dich respektiert, unterstützt, auffängt, glücklich macht.«

»Den finde ich wohl kaum durch einen One-Night-Stand. Oder einen alkoholumnebelten Kuss in einem Club.«

»Kann schon sein, aber –«

Ich hebe die Hand, um sie zu unterbrechen. »Bitte, ich habe zurzeit keinen Kopf für so etwas.«

Ihre Miene nimmt einen ernsten Zug an. »Wie kann ich dir helfen?«

»Wenn ich das wüsste.« Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück. »Die Auftragslage ist zum Verrücktwerden mies und ich habe keine Ahnung, was wir machen können, um das zu ändern.«

»Da gibt es bestimmt einige Möglichkeiten. Kooperationen mit Architekturbüros, Möbelhäusern, Bauunternehmen ...«

»Du hast recht, ich muss noch mehr Klinken putzen gehen.«

»Nicht du, Gwen. Wir.«

Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. »Du bist die Beste. Danke.«

Zur Antwort schenkt sie mir ihr liebevolles Lächeln. »Wir schaffen das. Am besten machen wir später ein Brainstorming, wen wir kontaktieren wollen, und teilen das für die Kontaktaufnahme untereinander auf.«

»Das ist eine gute Idee. Vor ein paar Wochen hatte ich eine ähnliche Eingebung und habe diverse Bauunternehmen angerufen oder angeschrieben.«

»Und?«

»Nichts. Bisher hat keiner reagiert.«

»Ach, verdammt. Okay, wir dürfen jetzt auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken. Lass mich erst meine Mails checken, dann legen wir los. In einer halben Stunde wieder hier?«

Ich nicke. »Klingt gut.«

»Super, dann bis gleich.« Brittney steht auf, nimmt ihre Tasse und läuft rüber in ihr Büro.

Mit einem Seufzen wende ich mich dem E-Mail-Programm zu und schaue voller Hoffnung in den Posteingang. In dem Moment werde ich mit einem Ping über eine neue Nachricht informiert.

Absender: Anna Ogley.

Betreff: Ihre Unternehmensvorstellung

Verdammt, garantiert eine Absage.

Ich klicke die Mail an und sehe den Text rechts in der Vorschau.

 

Sehr geehrte Ms. Hancock,

 

vielen Dank für die überzeugende Präsentation Ihres Unternehmens.

 

Aktuell eruieren wir mögliche neue Business Partner und möchten Sie deshalb am morgigen Dienstag um 14 Uhr zu einem persönlichen Gespräch einladen.

Bitte geben Sie mir kurzfristig Bescheid, ob Sie den Termin wahrnehmen können.

 

Freundliche Grüße,

Anna Ogley

Sekretariat Chandler Dawson, CBDO

Triton Construction

 

Mein Herz galoppiert los, Adrenalin und Hoffnung schießen mir ins Blut. Endlich ein Hoffnungsschimmer. Das muss ich sofort Brittney erzählen.

 

Kapitel 4 - Taylor

»Gut, lasst mich das einmal zusammenfassen.«

Ich beuge mich vor, lege die Unterarme auf die Tischplatte und falte die Hände. Nacheinander sehe ich die Kollegen an, die mit mir an dem Konferenztisch im kleinen Besprechungsraum neben meinem Büro sitzen.

»Eigentlich ist alles so weit klar. Der Kaufpreis ist ausgehandelt und die Summe steht bereit. Die Verträge sind ausformuliert und unterschriftsreif. Sogar die PR steht.«

Zustimmendes Nicken von allen Beteiligten.

»Wo ist dann das Problem? Warum unterschreibt Sharp nicht?«

Chris Learson, unser Syndikusanwalt, zuckt mit den Schultern. »Sein Anwalt hat durchklingen lassen, dass die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen ist. Es gibt da wohl ein oder zwei Punkte, die er mit dir persönlich besprechen will.«

Überrascht hebe ich eine Braue. »Und das fällt ihm erst jetzt ein? Worum geht’s?«

»Da bin ich leider überfragt. Sprich mit Chandler, der hat einen guten Draht zu deren Marketingchefin.«

»Welch ein Theater.« Ich schüttele den Kopf.

»Da stimme ich dir vollkommen zu. Ich habe schon so manche Übernahme für Triton vorbereitet, auch vor deiner Zeit, aber so etwas habe selbst ich noch nicht erlebt.«

»In Ordnung, ich kümmere mich darum. Euch erst einmal vielen Dank.« Ich schiebe den Stuhl zurück und verlasse den Raum, um direkt zum Schreibtisch meiner Sekretärin zu gehen.

Janice sieht von ihrem Bildschirm auf. Heute trägt sie das graublonde Haar hochgesteckt, womit sie meiner Mutter ähnlichsieht, wenn auch zehn Jahre jünger. Trotzdem hat sie damals nur wenige Wochen gebraucht, um mein vollstes Vertrauen zu gewinnen.

»Was kann ich für Sie tun?«

»Setzen Sie sich bitte mit der Assistentin von Steven Sharp in Verbindung, er möchte wohl ein persönliches Treffen. Schlagen Sie ihm ein Abendessen oder so etwas vor, nur wir beide.«

»Ich kümmere mich darum.«

»Danke.« Ich schiebe den linken Ärmel hoch und schaue auf die Uhr, mir bleiben nur sieben Minuten. »Ich bin dann jetzt unten bei Chandler.«

»Alles klar, bis später.« Schon tippt sie geschäftig auf der Tastatur herum.

Die strategische Geschäftsentwicklung sitzt mit der Finanzabteilung nur eine Etage tiefer, also nehme ich das nächstliegende Treppenhaus. Auf dem Weg zu Chandlers Büro auf der anderen Seite des Stockwerks schlendere ich an diversen Büros entlang, mustere die Mitarbeiter, grüße sie und achte auf ihr Verhalten. Entdecke durchweg Respekt in Verbindung mit einem Lächeln, selten begleitet von Nervosität oder sogar einem sichtbar schlechten Gewissen. Bestens, sie sollen ruhig wissen, dass ich sie alle im Auge behalte.

Zwischen den Fahrstühlen am anderen Ende des Gebäudes und Chandlers Büro gibt es einen großzügigen, repräsentativen Aufenthaltsbereich mit einem Empfang vor dem Übergang zu den Konferenzräumen. Hier stehen Modelle der prestigeträchtigsten Projekte von Triton Construction sowie Pflanzen zwischen verschiedenen Sitzgelegenheiten, in die man sich ebenfalls zum Telefonieren oder Besprechen zurückziehen kann.

Beim Näherkommen höre ich eine weibliche Stimme, deshalb bleibe ich an der Seitenwand stehen. Keine Ahnung, warum ich in dem Moment auf mein Bauchgefühl höre, anstatt direkt durchzumarschieren, schließlich bin ich hier der CEO. Stattdessen verharre ich dort und lausche den Worten, der wachsenden Verzweiflung.

»Mr. Elliott, bitte, das können Sie doch nicht machen, ich ... Ich weiß, dass es nicht Ihre persönliche Entscheidung ist. Aber können Sie den Herren vielleicht noch ein paar Informationen zukommen lassen? Ich habe mich gerade bei Triton Construction vorgestellt, es geht um eine Kooperation und sieht sehr positiv aus ... Tut mir leid, das kann ich Ihnen nicht sagen, es wurde noch kein genauer Startzeitpunkt genannt ... Aber ... Was? So schnell geht das nie und nimmer! ... Bitte, Mr. Elliott! Wie soll ich innerhalb einer Woche so viel Geld auftreiben? ... Deswegen habe ich doch um eine Umschuldung gebeten, das ...«

Ich höre den Kloß in ihrer Stimme, die unterdrückten Tränen, das Zittern. Und runzele die Stirn. Irgendwie kommt mir die Stimme bekannt vor.

Vorsichtig schiebe ich mich bis zum Ende der Wand vor und schaue langsam um die Ecke, entdecke sie gleich gegenüber, vor dem Fenster.

Sie steht mit dem Rücken zu mir, hält sich ein Smartphone ans Ohr und umschlingt mit dem anderen Arm ihre Mitte. Ein grauschimmernder Rock schmiegt sich eng an ihre Kurven und Schenkel, umspielt ihre Knie mit einem üppigen Saum. Dazu trägt sie den passenden Blazer und farblich abgestimmte Pumps. Das schwarze Haar fällt lockig bis etwa zur Mitte ihres Rückens.

Bei ihren darauffolgenden Worten geht sie ein paar Schritte bis zum nächsten Modell. »Okay. Und was passiert, wenn ich die Summe nicht beibringe?«

Ich stutze, auch ihren Gang habe ich schon mal gesehen.

Dann dreht sie sich um und läuft zurück, mich trifft fast der Schlag.

»Danke, Mr. Elliott. Ich melde mich.«

Sie nimmt das Telefon vom Ohr, tippt aufs Display und starrt einen Moment darauf.

Ich richte mich zu voller Größe auf, schiebe die linke Hand in die Hosentasche und schlendere auf sie zu. »Wenn das kein Schicksal ist.«

Ihr Kopf ruckt hoch, ihre Miene zeigt Erkennen und ihr entschlüpft ein geschocktes Flüstern. »Ach, du Scheiße!«

»Danke, ich freue mich ebenfalls, Sie wiederzusehen.« Mit meinem charmantesten Lächeln bleibe ich vor ihr stehen und betrachte ihr Gesicht, das von schwarzen Locken eingerahmt wird. Die Lippen, die mich zu einem der besten Küsse meines Lebens verführt haben, sind herzförmig und der Amorbogen ihrer Oberlippe erinnert mich an Wellen. Über dem linken Mundwinkel befindet sich ein kleines, hellbraunes Muttermal, was ihr etwas Laszives verleiht. Darüber dirigiert die schmale Stupsnase meinen Blick zu ihren klaren grauen Augen, direkt unter zwei hinreißend geschwungenen Brauen.

»Ich hoffe, dass weder ich noch der Kuss Ihre Übelkeit ausgelöst haben.«

Röte schießt ihr in die Wangen und sie presst die Lider zusammen, beißt sich auf die Unterlippe. Was mich irgendwie antörnt. Ich versuche, mich abzulenken, indem ich von den schlichten Diamantsteckern an ihren Ohren zu der passenden Kette schaue, doch der Anblick ihres Dekolletees macht es kaum besser. Im Gegenteil, der gewölbte Ansatz ihrer Brüste, der im Ausschnitt ihrer Bluse aufblitzt, bringt mich auf heiße Ideen.

Als sie mich erneut ansieht, hat sie sich wieder unter Kontrolle und weicht einen Schritt zurück. »Nein, natürlich nicht, tut mir leid.« Sie räuspert sich. »Und wie geht es Ihnen so? Arbeiten Sie hier?«

»Ja, ab und zu, wenn man einigen Kollegen glauben darf.«

Sie runzelt die Stirn, doch bevor sie reagieren kann, deute ich mit dem Kinn in Richtung von Chandlers Büro. »Hatten Sie einen Termin?«

»Ja, genau. Und ich muss auch sofort weiter zum nächsten.« Sie schaut demonstrativ auf ihre Uhr, tritt zur Seite und nimmt ihre große Businesshandtasche von einem Sessel. Lässt ihr Smartphone hineinfallen, schiebt sich die Träger über die Schulter und lächelt mit höflich an.

»Also dann, alles Gute.« Damit dreht sie sich um und marschiert zum Fahrstuhl.

Natürlich schaue ich ihr nach und mein Blick bleibt an ihren schwingenden Hüften kleben. Fuck, was für ein geiler Arsch!

Ich grinse.

Ja, geh du nur, ich werde schon herausfinden, wer du bist. Und dann kriege ich dich.

Letzten Endes verschwindet sie im Aufzug und ich gehe rüber in Chandlers Büro. Deren Tür steht offen, also schließe ich sie hinter mir. Mein Chief Business Development Officer erwartet mich in der kleinen Sitzgruppe, in ein paar Unterlagen vertieft. Ich setze mich ihm gegenüber in den Sessel und lege die Arme bequem auf den Lehnen ab.

Chandler sieht auf, klappt die Mappe zusammen und wirft sie auf den niedrigen Tisch zwischen uns. »Da bist du ja.«

»Was war das für ein Termin, den du gerade hattest?« Ich versuche, möglichst beiläufig zu klingen.

»Ms. Gwen Hancock von Modern Work & Living – Interior Design. Sie hat vor ein paar Wochen eine Unternehmenspräsentation geschickt, die mir gefallen hat.«

»Und wie ist dein Urteil? Kommt sie als Kooperationspartner in Frage?«

Er nickt. »Anna hat mir Bilder ihrer Referenzen zusammengestellt. Ich denke, sie passt gut zu Triton.«

»Wie groß ist ihre Firma?«

»Oh, sie sind nur zu dritt, aber sie suchen nach einer langfristigen Zusammenarbeit. Ich habe ihr von dem Projekt am Hallets Point erzählt, da können sie sich beweisen.«

»Klingt doch gut, ich bin gespannt. Hast du noch weitere Bewerber, die unsere Firmenentwicklung vorantreiben können?«

»Ja, zwei, aber die passen besser zu anderen Projekten.«

»Gut, halt mich einfach auf dem Laufenden.«

»Sicher. Wollen wir dann jetzt über Sharp sprechen? Er hat noch nicht unterschrieben.«

»Genau. Und Chris meinte, du hättest eventuell ein paar tiefergehende Informationen.«

»Ich kann dir keine genauen Gründe nennen, aber Yeva, seine Marketingchefin, hat mir im Laufe der Verhandlungen ein paar Dinge über ihn erzählt. So ganz im Vertrauen.«

»Woher kennst du sie?«

»Oh, unsere Kinder gehen zusammen zur Schule. Über diesen Weg habe ich ja auch erfahren, dass Sharp ans Verkaufen denkt, so ganz ohne Nachfolger.«

Ich nicke, lege die Fingerspitzen vor meinem Mund aneinander. »Dann schieß mal los.«

Er lehnt sich bequem zurück. »Nun, das Wichtigste ist wohl, dass ihm seine Mitarbeiter sehr am Herzen liegen. Er will, dass die Firma in seinem Sinne weitergeführt wird, in allen Belangen.«

»Die da wären?«

»Er hat die Geschäftsführung vor über vierzig Jahren übernommen, weil sein Vater früh verstorben ist. Die Firma hatte damals zwanzig Mitarbeiter und ist unter seiner Leitung in gesundem Maße gewachsen. Das Familiäre hat er beibehalten, bis heute. Weißt du, seine Frau konnte nur ein Kind bekommen, welches an plötzlichem Kindstod gestorben ist. Daraufhin hat er all seine Energie in die Firma gesteckt, die Angestellten wie seine eigene Familie behandelt. Und das möchte er keinesfalls durch einen unbedachten Verkauf zunichtemachen.«

»Worauf genau willst du hinaus?«

Chandler lächelt entschuldigend. »Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich der Grund für sein Zögern ist, aber ... Steven Sharp verurteilt den kalten, profitorientierten Führungsstil der vergangenen Jahrzehnte. Und begrüßt dementsprechend die aktuellen Entwicklungen, zu denen Arbeitgeber gezwungen sind, um ihre Mitarbeiter zu binden. Trotzdem ist er der Meinung, dass vor allem den jungen, alleinstehenden Managern etwas Essentielles fehlt. Sie sollten bereits einen gewissen Grad von Verantwortungsbewusstsein erreicht haben, gegenüber nahestehenden Personen. Und privat genauso gefestigt sein, besonders ab Mitte Dreißig, so wie bei dir.«

»Chandler, komm endlich zum Punkt.«

»Es ist ganz einfach. Wenn Sharp dir sein Unternehmen verkaufen soll, brauchst du eine Ehefrau.«

Mir entgleisen die Gesichtszüge. »Wie bitte?«

Er zuckt mit den Schultern und nickt.

»Das ist nicht dein Ernst.«

Lächelnd hebt er die Hände auf Schulterhöhe. »Das ist Sharps Ansicht, tut mir leid.«

»Wie kommt er dazu?«

»Das ist sein gutes Recht, es ist seine Firma.«

»Das ist unprofessionell, so funktioniert das Business nicht.«

»Und trotzdem sitzt er am längeren Hebel.«

Ich schüttele perplex den Kopf, meine Arme fallen auf die Lehnen. »Das geht gerade über meinen Horizont hinaus.«

»Lass die Fakten erst einmal sacken und denk in Ruhe darüber nach, ob du Sharp Engineering wirklich haben willst.«

In meinem Bauch wallt Ärger auf. »Du weißt genau, dass es der strategisch perfekte Schritt ist.«

»Natürlich.«

»Dann erzähl mir doch nicht, ich soll noch einmal darüber nachdenken.«

»Taylor, das Ganze liegt nun bei dir. Du musst entscheiden, was oder wie viel dir diese Übernahme wert ist.«

Kurz presse ich die Augen zusammen und kämpfe gegen den Drang an, loszubrüllen. Das wäre weder professionell noch angebracht, schließlich ist Chandler nur der Überbringer der schlechten Nachrichten. Und leider hat er recht, der Deal steht oder fällt mit meiner Entscheidung.

Also atme ich tief durch und nicke. »In Ordnung, ich werde darüber nachdenken.« Damit stemme ich mich hoch, und Chandler folgt meinem Beispiel.

»Sehr gut. Hast du bereits einen Termin mit ihm vereinbart? Vielleicht kannst du ihn im Zweifel umstimmen.«

Unwillkürlich keimt Hoffnung in mir auf. Ja, eventuell gelingt mir das. Ich kann verdammt überzeugend sein, wenn ich muss. »Janice kümmert sich gerade darum.«

»Dann bin ich auf das Ergebnis gespannt.«

Und ich erst!

Wir verabschieden uns und ich nehme den diesseitigen Fahrstuhl nach oben. Nachdenklich schlendere ich durch die lichtdurchflutete oberste Etage, in der die Architekten und technischen Zeichner ihrem Job nachgehen. Dieser Bereich ist ebenfalls Teil meines Studiums gewesen, allerdings haben mir die Visionen gefehlt. Stattdessen konzentriere ich mich lieber auf meine Stärken, die eindeutig im wirtschaftlichen Bereich liegen.

Was mich zu Sharp zurückbringt.

Die Gedanken schießen in meinem Kopf hin und her wie Flipperkugeln, doch ich kriege sie kaum zu fassen. Am besten frage ich Vince, ob er heute Abend Zeit für ein paar Drinks hat. Wir kennen uns seit dem Studium und haben vom ersten Tag an Gespräche geführt, die uns jeweils weiterbringen konnten. Weil wir uns helfen, die Gedanken zu kanalisieren und in die richtige Richtung zu lenken.

Kurzentschlossen ziehe ich das Smartphone aus der Innentasche meines Jacketts und schreibe ihm eine Nachricht.

 

Taylor: 19 Uhr im Campbell? Muss reden.

 

Mein Kumpel antwortet, wortkarg wie immer, mit einem Daumen hoch, keine zwei Minuten später. So kann ich meinen Weg erleichtert fortsetzen und in mein Büro zurückkehren.

Janice erwartet mich mit einem Grinsen. »Sharps Assistentin hat bereits geantwortet, er lädt für Samstag zum Mittagessen bei sich zu Hause ein. Sie und Ihre Frau.«

Na, wunderbar.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Bestätigen Sie den Termin, ohne darauf einzugehen. Den Rest regele ich selbst.«

»Wie Sie meinen«, flötet meine Sekretärin und widmet sich wieder dem Bildschirm.

Innerlich grollend marschiere ich in mein Büro und werfe die Tür hinter mir ins Schloss. Ich weigere mich, weiter über dieses Thema nachzudenken, bevor ich mit Vince gesprochen habe.

Stattdessen googele ich erst einmal nach der süßen Gwen Hancock.

 

*

 

»Guten Abend, Mr. Fleming.«

»Hallo, George.« Ich knöpfe mein Jackett auf.

»Wie immer?«

»Gerne, danke.« Der Barkeeper nickt und geht zur linken Seite der aufgereihten Spirituosen hinüber. Dahinter ragt das einhundert Jahre alte, bleiverglaste Fenster etwa fünf Meter in die Höhe.

Um mir die Zeit zu vertreiben, schaue ich mich, wie so oft, in der exquisiten, versteckten Bar von Grand Central um. Nach einer aufwendigen Restaurierung ist man dem Stil des gleichnamigen Jazz-Zeitalter-Finanziers treu geblieben, der hier unter anderem sein Büro eingerichtet hatte. Das Ergebnis spiegelt sich vom teuren Parkettboden bis zur handgemalten Holzdecke wider, in Form von stilvollen Möbeln aus teurem Holz und Leder in männlichen Farben sowie dem Originalkamin von damals, handgemauert. Meistens rieselt leiser Jazz aus den versteckten Lautsprechern und Unterhaltungen werden ebenfalls nur in dezenter Lautstärke geführt, so wie in einer Bibliothek.

Obwohl ich eher der moderne Typ bin, fühle ich mich in diesem gedämpften Ambiente pudelwohl und komme hier schnell zur Ruhe. Einer der Gründe, warum The Campbell meine Lieblingsbar ist.

»Bitte sehr, Sir.« George legt einen Untersetzer aus weichem Papier vor mir auf den marmornen Tresen und stellt den Kristalltumbler mit meinem Lieblingsbourbon darauf ab.

»Danke.«

Er nickt und geht zum nächsten neuen Gast.

Ich nippe an dem bernsteinfarbenen Lebenswasser, lasse mir den Schluck genüsslich auf der Zunge zergehen und entspanne mich endlich. Nach diesem Tag habe ich das verdammt nötig. Das Gefühl von Sonntagnacht ist stärker geworden, das Schicksal ist ein Arschloch.

Zum Glück muss ich nicht lange auf Vince warten, der mich wie immer mit einem ordentlichen Hieb auf die Schulter begrüßt.

»Hey, Alter!« Er macht es sich auf dem Hocker neben mir gemütlich, öffnet ebenfalls sein Jackett und schaut zu George hinüber. Als er seine Aufmerksamkeit auf meinen Kumpel richtet, hebt der den ausgestreckten Zeigefinger und nickt.

Danach wendet er sich mir zu. »Hast du schon gegessen?«

Ich schüttele den Kopf. »Das ist mir vergangen.«

»Klingt ernst.«

»Ist es.«

Wir schweigen und warten, bis George ihm den Old Fashioned hinstellt. Stoßen an und trinken einen Schluck.

»Also dann, raus damit.«

Ich grinse ihn an. »Und wie war dein Tag so, Schatz?«

Er verdreht die Augen, lacht aber. »Im Gegensatz zu deinem vermutlich langweilig.«

Ja, das kann gut sein. Auch wenn er bereits seit ein paar Jahren zu den Top 5 Immobilienmaklern der Stadt gehört und eine eigene Firma führt, mit Themen wie meinen hat er keine Berührungspunkte.

»Das freut mich. Was darf ich dir denn zuerst erzählen? Die gute oder die schlechte Nachricht des Tages?«

»Bei welcher hast du mehr Gesprächsbedarf?«

»Der schlechten.«

Vince verzieht das Gesicht. »Dann fang mit der guten an.«

»Mir ist die Kleine von Sonntagnacht in die Arme gelaufen.«

»Die Froschkönigin? Ist nicht wahr!«

Der Spitzname, den wir ihr noch im Club gegeben haben, bringt mich zum Grinsen. »Doch.« Ich erzähle ihm davon, sogar von ihrem verzweifelten Telefonat, und zeige ihm ihr Foto von der Firmenwebsite.

Vince boxt mir auf den Oberarm. »Echt heiß, die Kleine. Du Glückspilz.«

»Das müssen wir erst noch sehen.«

»Wirst du sie anrufen? Oder noch besser – im Büro aufsuchen?«

»Erst mal habe ich andere Dinge zu klären.«

»Ich nehme an, damit kommen wir zu den schlechten Nachrichten.«

Ich nicke und vertraue ihm Sharps Bedingungen für die Übernahme an.

»Wow, das ist hart.«

»Hart ist gar kein Ausdruck.«

»Und was willst du nun tun? Hast du bereits eine Tendenz?«

Entgeistert starre ich ihn an. »Alter, ich habe keine Frau, schon vergessen?«

»Hm.« Er schaut auf seinen Drink hinab, sein Blick richtet sich nach innen. Einige Sekunden lang spielt er mit den Kiefermuskeln, dann nimmt er einen großen Schluck und schmunzelt. »Das kannst du ändern.«

»Was meinst du?«

»Wie sehr willst du diese Übernahme?«

»Um jeden Preis, das bringt Triton einen riesigen Schritt voran.«

»Wirklich um jeden Preis?«

Ich horche in mich hinein. »Definitiv. Worauf willst du hinaus?«

»Dann brauchst du eine Frau.«

»Sehr witzig.«

»Nein, ich meine, auf dem Papier. Ein simpler Business Deal, ein halbes Jahr, dann die Scheidung gegen eine feste Summe. Die genauen Konditionen musst du natürlich entsprechend aushandeln.«

So, wie er das sagt, klingt es verdammt leicht. Das ist es zwar keineswegs, aber ja, es wäre machbar.

Ich trinke meinen Bourbon aus und gebe dem Barkeeper ein Zeichen, dass er uns Nachschub bringen soll. Dann schaue ich Vince an.

»Bleibt noch die alles entscheidende Frage. Wer soll meine Frau spielen? Ich wüsste niemanden.«

»Wirklich nicht?« Sein Mund verzieht sich zu einem herausfordernden Lächeln, er leert sein Glas und stellt es akkurat auf den Papieruntersetzer.

»Oh, klar, vermutlich würden viele Weiber meine Frau werden wollen. Aber ich brauche eine, die verzweifelt genug ist, diesen Deal kurzfristig einzugehen und alle meine Konditionen zu akzeptieren. Und am besten macht sie an meiner Seite auch noch ein bisschen was her, damit es glaubwürdig ist.«

»Also eine Geschäftsfrau in finanziellen Nöten.«

»So in etwa, ja. Womit ich am Arsch bin, ich kenne keine.«

»Du hast mir gerade noch von ihr erzählt.«

»Aber ich ... Was?«

»Ganz genau.« Er bedankt sich bei George für die neuen Getränke. »Lass dir das mal in Ruhe durch den Kopf gehen und sprich mit eurem Anwalt, ob das möglich ist.«

Blinzelnd erwache ich aus meiner Reglosigkeit, meine Gedanken schweifen bereits ab. »Nein, das ... wenn ich so etwas durchziehe, gehe ich zu meinem Privatanwalt. Dann dürfen nur wenige Menschen von dem Deal wissen.«

»Ich würde sagen, du bist auf einem guten Weg.«

»Fuck, warum ist mir das nicht selbst eingefallen?«

»Weil ich für die verrückten Ideen zuständig bin, ganz einfach.«

Ich nehme mein Glas und halte es ihm grinsend entgegen. »Darauf trinke ich, verrückte Ideen.«

»Cheers.«

Wir stoßen an und trinken, meine Laune hebt sich. Mit diesem Hoffnungsschimmer am Horizont sieht die Welt doch gleich anders aus.

 

Kapitel 5 - Gwen

»Ich bin dann weg, bis morgen!«

Ich richte mich im Bürostuhl auf und schaue über den linken Monitor zum Eingang meines Büros, zwinge mich zu einem Lächeln. »Bis morgen, Brittney. Schönen Feierabend.«

Als sie zum Abschied winkt, sehe ich nur noch ihre Hand. Kurz darauf fällt die Haupttür hinter ihr ins Schloss und ich sacke wieder in mich zusammen.

Seit dem Telefonat mit meinem Banker verstecke ich mich von morgens bis abends hinter meinem Rechner und suche nach einer Möglichkeit, die Schulden zu begleichen.

Natürlich sind Brittney und ich bereits Montagabend in die Offensive gegangen und haben potenzielle Kooperationspartner sowie Auftraggeber recherchiert und zusammengetragen. Wir schicken praktisch am laufenden Band Firmenpräsentationen raus, haben unsere Website mit zusätzlichen Referenzfotos versehen. Doch wie ich schon Mr. Elliott am Telefon gesagt habe – so etwas braucht Zeit, um sich zu entwickeln.

Zeit, die ich nie und nimmer habe. Sie zerrinnt mir praktisch zwischen den Fingern.

Mir schnürt sich die Kehle zu, Tränen brennen in meinen Augen.

Ich muss es ihnen sagen. Morgen.

Neben der Verzweiflung, die mir seit Dienstag das Essen vergällt und mich nur wenig schlafen lässt, breitet sich nun Resignation in mir aus, will mich zu Boden drücken.

Ich muss meinen beiden Kolleginnen die Wahrheit sagen. Gleich morgen früh. Dann haben sie das Wochenende, um es zu verdauen und sich auf die Suche nach etwas Neuem zu machen.

Genauso wie ich.

Es ist vorbei. Mein Traum ist ausgeträumt.

Mit einem unterdrückten Schluchzer schlage ich die Hände vors Gesicht, widersetze mich jedoch den Tränen. Scheiße, nein, ich darf jetzt auf keinen Fall heulen.

Also kämpfe ich dagegen an. Wenn ich untergehe, dann mit erhobenem Kopf.

Und genau deswegen verfalle ich in Aktionismus. Klicke mich durchs Netz und recherchiere, wie es nach einer Firmenpleite weitergeht.

»Gwen?«

Ich fahre in die Höhe und schaue über den Rand des Monitors. »Ja?«

Allison kommt herein, den Trenchcoat schon an, die Handtasche über der Schulter. »Da ist gerade noch ein Kunde gekommen, ich habe ihm einen Kaffee gemacht und ihn in den Showroom gesetzt.«

»Was? Wie spät ist es denn?« Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, halb sechs. »War er angemeldet?«

»Nein. Hier ist seine Karte.« Sie reicht mir eine Visitenkarte. »Sorry, aber heute kann ich keinesfalls länger bleiben.«

»Weiß ich doch. Keine Angst, ich kümmere mich um ihn. Hat er gesagt, was er möchte?«

»Nein, er hat nur ausdrücklich nach dir gefragt.«

»Okay, danke. Dann einen schönen Feierabend.«

Sie lächelt und streicht sich die kurzen blonden Locken zurück, die langsam ergrauen. »Dir auch, bis morgen.«

Und schon dreht sie sich um und eilt hinaus.

Ich stoße die Luft aus und schaue auf die Karte hinab, das Triton-Logo springt mich förmlich an. Sofort klopft mein Herz los. Dann lese ich den Rest.

Taylor Fleming, CEO.

Überrascht runzele ich die Stirn. Der gestrige Termin war beim Leiter der strategischen Geschäftsentwicklung, den obersten Boss habe ich überhaupt nicht kennengelernt und es ist mehr als erstaunlich, dass der hier auftaucht. Was hat das zu bedeuten?

Ist doch egal, er sitzt im Showroom!

Von jetzt auf gleich gerate ich in Panik, lasse die Karte fallen und springe auf. Ich eile zu meinem Spiegel neben der Garderobe, gleich hinter der Tür, und kontrolliere mein Aussehen. Das Make-up sitzt, Zähne überprüfen, Pony zurechtzupfen, Jerseykleid glattstreichen, fertig. Dann atme ich tief durch, straffe die Schultern und verlasse mein Büro.

Meine Absätze klicken laut über das Parkett, während ich den Flur durchquere und auf der anderen Seite im Türrahmen stehenbleibe. Der CEO von Triton Construction steht, mit dem Rücken zu mir, am Fenster, das auf den Hinterhof hinausführt, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er ist schlank und bestimmt größer als 1,90 m. Außerdem hat er breite Schultern, wirkt fit und trainiert, und der dunkle Anzug sitzt wie angegossen, unterstreicht seine körperlichen Vorzüge. Das hellbraune Haar ist oben länger und lässig gestylt, an den Seiten bereits ergraut.

Irre ich mich oder bin ich ihm schon mal begegnet? Seine Silhouette kommt mir irgendwie bekannt vor.

Bevor die Nervosität mich vollends aus dem Konzept bringt, klopfe ich an die offenstehende Tür. »Mr. Fleming?«

Er dreht sich um, ich sehe sein Lächeln – und im nächsten Moment bleibt mein Herz stehen. Mir entschlüpft ein ungläubiger Laut und mein Kreislauf lässt mich im Stich, sodass ich mich gegen das Türblatt lehnen muss.

Sogleich runzelt er die Stirn, zieht die Hände aus den Taschen und kommt auf mich zu. »Alles in Ordnung?«

Herrgott, reiß dich zusammen!

Ich atme tief durch und richte mich trotz des Schwindelgefühls wieder auf, die Schultern gestrafft. »Natürlich, danke.«

Mein gezwungenes Lächeln zittert, das merke ich überdeutlich, aber ich werde mir, verdammt noch mal, keine Blöße geben. Nicht vor ihm.

»Das ist ja eine Überraschung.«

Kaum bleibt Taylor Fleming vor mir stehen, gehe ich in die andere Richtung und setze mich an den runden Tisch. Zwei Plätze weiter als das kleine Tablett mit dem Kaffee darauf.

»Ich hoffe, keine allzu negative.« Er zieht den Sessel neben mir zurück und dreht ihn in meine Richtung, schiebt den Kaffee an die neue Position und nimmt Platz.

Im ersten Moment fühle ich mich eingeschüchtert, seine Ausstrahlung ist überwältigend. War das neulich im Club genauso? Oder haben mir die Drinks im Vorfeld einfach nur das Hirn vernebelt?

Die Erinnerung daran erweckt in mir den Wunsch nach einem Lemon Drop, den könnte ich jetzt verdammt gut gebrauchen.

Stattdessen reiße ich mich zusammen und drehe mich auf dem Sessel halb in seine Richtung, schlage die Beine übereinander und lege einen Ellbogen auf den Tisch, die Finger locker ineinander verschränkt.

»Was kann ich für Sie tun, Mr. Fleming? Geht es um meinen Termin bei Mr. Dawson?«

Seine Augen folgen den Konturen meiner Beine hinauf, über meinen Oberkörper bis zu meinem Gesicht. Gott, es fühlt sich an wie eine Berührung, meine Haut prickelt.

»Wir sind doch hier in einem eher privaten Rahmen. Und im Club waren wir bereits beim Du, das sollten wir beibehalten, Gwen.«

Himmel, wie er meinen Namen ausspricht, so voller Verheißung. Mein Körper erschauert.

Aber ... dann ist er nicht geschäftlich hier? Enttäuschung steigt aus meinem Bauch auf.

Trotzdem lächele ich ihn höflich an. »Wie du möchtest. Also, was kann ich für dich tun? Sind nach dem Gespräch am Dienstag noch Fragen offengeblieben?«

Taylor schüttelt den Kopf, nimmt die Tasse und trinkt von dem Kaffee. »Das ist Chandlers Aufgabenbereich, da mische ich mich niemals ein.«

»Ah, okay. Dann bist du wegen Sonntagnacht hier, ja?« Ein grauenvoller Verdacht keimt in mir auf und ich spreche ihn aus, ohne darüber nachzudenken. »Muss ich mit dir ins Bett gehen, um bei zukünftigen Projekten mit Triton zusammenarbeiten zu dürfen? Dann muss ich dich enttäuschen, das ist nicht mein Stil.«

Seine linke Braue wandert nach oben, er wirkt wenig erfreut. »Meiner genauso wenig.«

Die Zurechtweisung trifft mich, mein Kinn ruckt nach oben. »Es lag keinesfalls in meiner Absicht, dich zu beleidigen, tut mir leid. Aber mir fällt kein Grund mehr ein, warum du hier sein könntest.«

»Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten, das sowohl das Geschäftliche als auch das Private betrifft.«

»Aha? Und worum geht es dabei?«

»Das bedarf einiger Ausführungen und ich möchte dich bitten, mich erst einmal ausreden zu lassen, bevor du mich unterbrichst oder es kategorisch ablehnst.«

Ich runzele die Stirn. »Klingt irgendwie ... dubios.«

»Gibst du mir die Chance, es dir zu erklären? Es wird bestimmt nicht zu deinem Nachteil sein.«

»Nur zu, ich bin ganz Ohr.«

Zwei Sekunden lang mustert er mich, nickt und nimmt noch einen Schluck von seinem Kaffee. Dann lehnt er sich zurück, legt den rechten Unterschenkel auf das linke Knie und faltet die Hände in seinem Schoß.

»Wir haben beide jeweils ein gewaltiges Problem, aber wenn wir kooperieren, können wir als Gewinner hervorgehen. Ein Win-Win-Deal sozusagen.«

Er macht eine Pause, mustert mich. Also hebe ich die Brauen, damit er fortfährt.

»Fangen wir mit deinem Problem an. Es war purer Zufall, aber ich habe am Dienstag dein Telefonat belauscht. Und im Rahmen meiner Überlegungen im Vorfeld recherchiert. Das heißt, ich kenne deine komplette wirtschaftliche Situation.«

Mir wird heiß und kalt, meine Finger verkrampfen sich. Ich beiße die Zähne fest aufeinander, um nichts Falsches zu sagen.

»Okay.« Ich wünschte, meine Stimme würde kraftvoller klingen, mein sonstiges Selbstbewusstsein widerspiegeln, aber in diesem Moment ist keine Spur davon zu hören. Stattdessen fühle ich mich entblößt, blamiert, entwürdigt.

»Mein Problem ist, dass eine strategisch wichtige Übernahme zu platzen droht, weil der Verkäufer reichlich antiquierte Ansichten hat. Der Käufer und neue CEO seiner Firma soll auch privat gefestigt sein, also verheiratet.«

Ich runzele die Stirn. »Tut mir leid, aber ich sehe den Zusammenhang nicht.«

»Du brauchst Geld, ich eine Ehefrau.«

Mir stockt der Atem, Chaos stürzt über mich herein und meine Stimme überschlägt sich. »Wie bitte? Du willst mich kaufen?«

Taylor bleibt gelassen. »Ich würde es anders ausdrücken.«

»Ach, ja? Du gibst mir Geld dafür, dass ich deine Ehefrau spiele, vermutlich in allen Belangen. Also willst du mich kaufen. Aber dein Geld kannst du dir sonst wo hinstecken, ich werde mich niemals prostituieren, da können meine Schulden noch so hoch sein.«

»Ich rede keineswegs davon, dass du deinen Körper verkaufen sollst. Es geht um einen reinen Business Deal.«

Wütend lehne ich mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust. »Und wie genau hast du dir das vorgestellt? Du bist doch sicher bestens vorbereitet.«

Er nickt, trinkt seinen Kaffee aus. »Wir schließen einen Vertrag, in dem sämtliche Punkte festgehalten sind, und bei Unterschrift erhältst du von mir eine Million Dollar. Dafür spielst du ein halbes Jahr lang meine Frau, unterschreibst am Ende die Scheidungspapiere und bekommst dafür eine weitere Million. Das war’s.«

Meine Brust hat sich mit jedem Satz enger zusammengezogen und lässt mir kaum noch Luft zum Atmen. »Aha, das war’s.«

»Ganz genau.«

»Und du willst dafür oder währenddessen keinesfalls mit mir ins Bett.«

Sein Mund verzieht sich zu einem verboten sexy Lächeln, das meinen Bauch in Aufruhr versetzt. »Das ist kein Teil unseres Vertrages, aber wenn sich etwas ergibt, sage ich bestimmt nicht nein. Der Kuss war verdammt gut.«

Keine Ahnung, ob ich lachen oder weinen soll, ich fühle mich gedemütigt.

Weshalb ich nur auf eine einzige Weise reagieren kann.

»Vergiss es, such dir eine andere.«

»Erstens wüsste ich niemanden, der das kurzfristig übernehmen kann, zweitens will ich keine andere.«

Aufgrund seiner Worte hämmert mein Herz los, doch vermutlich meint er das ebenfalls vollkommen anders. »Warum?«

»Wir müssen nicht nur den Anschein eines Ehepaares erwecken, es muss auch glaubhaft sein. Schließlich zieht sich eine solche Übernahme über mehrere Monate hin und der Verkäufer könnte später noch negativen Einfluss nehmen. Von den äußeren Faktoren passen wir auf jeden Fall zusammen. Und vom Zwischenmenschlichen genauso.«

Was, zum Teufel, meint er damit? Wir kennen uns nicht im Geringsten.

»Ich habe keine Ahnung, worauf du hinaus willst.«

Da stellt Taylor den Fuß zurück auf den Boden, beugt sich vor und stützt die Ellbogen auf seine Knie. Das Lächeln wird breiter und in seinen braunen Augen funkelt etwas auf. »Willst du etwa abstreiten, dass es zwischen uns knistert?«

Ich hebe eine Braue und gehe in die Offensive. »Wie kommst du darauf?«

»Wegen des Kusses.«

»Herrgott, ich war betrunken. Außerdem war das nur ein Spiel zwischen meiner Freundin und mir.«

»Ich wette, du bist trotzdem feucht geworden.«

Seine Worte treffen mich direkt zwischen den Beinen, Hitze steigt in mir auf und mein Schoß pocht. Aus irgendeinem blöden Reflex beiße ich mir auf die Unterlippe und sein Blick wandert dorthin, kehrt anschließend zu meinen Augen zurück.

Erneut presche ich nach vorn. »Bild dir bloß nichts ein. Wie gesagt, ich war betrunken. Außerdem habe ich genug von euch Kerlen, ich könnt mir getrost gestohlen bleiben.«

Für einen kurzen Moment verändert sich seine Miene, wirkt weicher, irgendwie verständnisvoll. Er richtet sich wieder auf.

»Dann lass uns zum Geschäftlichen zurückkehren. Was sagst du zu meinem Angebot?«

Oh ja, es ist verlockend, all meine Schulden mit einem Schlag los zu sein. Ohne Verpflichtungen und mit einem finanziellen Puffer neu durchzustarten. Außerdem säßen Brittney und Alison nicht auf der Straße.

Doch ich habe das Gefühl, dass es bei der Sache mindestens einen Haken gibt.

»Was genau sind die Bedingungen?«

In Taylors Augen blitzt etwas auf, er ist sich seines Sieges bereits gewiss. »Wie lautet deine private E-Mail-Adresse? Ich schicke dir den Vertragsentwurf umgehend rüber.« Er angelt in der Innentasche des Jacketts nach seinem Smartphone, zieht es hervor und entsperrt das Display.

Ich nenne sie ihm, er tippt und schaltet das Display anschließend aus.

»Bis morgen Mittag um zwölf Uhr hast du Zeit, auf den Vertrag zu reagieren. Falls du Anmerkungen hast, ruf mich an, meine private Handynummer habe ich eingefügt. Für siebzehn Uhr habe ich bereits einen Termin bei meinem Rechtsanwalt vereinbart, wegen der Unterschriften. Danach gehen wir essen und zeigen uns das erste Mal zusammen in der Öffentlichkeit.«

»Es geht sofort los?«

»Natürlich. Weil wir am Samstag zum Mittagessen eingeladen sind, bei besagtem Verkäufer.«

Mir sackt der Magen durch. »Bist du wahnsinnig? Wir kennen uns kaum, wie sollen wir da schon ein Paar spielen?«

»Darüber reden wir morgen beim Abendessen. Ach ja, ich bräuchte dann noch deine Ringgröße?«

»Wofür?«

»Na, für den Verlobungsring.«

Ich schlucke. »Sechs«.

»Sehr gut. Ich kümmere mich um sämtliche Formalitäten und einen Trautermin in der nächsten Woche. Ich halte dich auf dem Laufenden.«

»Okay.« Ich fühle mich überfahren und jeglicher Energie beraubt.

»Perfekt.« Er steht auf und knöpft sein Jackett zu.

Ein letztes Mal bäumt sich etwas in mir auf. »Ich habe noch nicht zugesagt.«

»Du hast keine andere Wahl. Oder du machst so weiter und riskierst, ins Gefängnis zu gehen, weil du es mit deiner Firma so weit hast kommen lassen.«

Beschämt presse ich die Augen zusammen, wende den Kopf ab. Er hat recht und das tut am meisten weh.

»Also, bitte ruf mich morgen um zwölf Uhr an, ich habe mir extra eine halbe Stunde im Kalender freigeschaufelt.«

Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande.

»Gut, dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend, bis morgen.«

Ich höre, dass er den Raum verlässt, zur Eingangstür marschiert und diese wenig später hinter ihm zufällt.

Erst da öffne ich die Augen wieder, schaue von seiner leeren Kaffeetasse zum Türrahmen. Nein, ich will jetzt nicht darüber nachdenken.

Ich erhebe mich schwerfällig, schiebe die beiden Sessel ordentlich unter den Tisch und bringe das Geschirr in unsere kleine Küche. Räume es in die Spülmaschine, säubere den Kaffeevollautomaten und werfe einen letzten Kontrollblick in die Runde. Dann lösche ich beim Verlassen das Licht und schleppe mich in mein Büro, um Feierabend zu machen. Den Vertragsentwurf werde ich in Ruhe durchgehen.

Meine Gedanken haben sich längst selbstständig gemacht, doch sie drehen sich im Kreis. Weshalb ich meine Pumps gegen Sneakers tausche und mich zu Fuß auf den Weg mache. Mein Apartment liegt nur gute zwanzig Minuten entfernt, doch ich lasse es gemächlich angehen, um mich mit Taylors bizarrem Angebot auseinanderzusetzen.

Der Spaziergang hat den gewünschten Effekt und am Ende bleibt nur eine Erkenntnis. So oder so, ich habe großen Mist gebaut, in mehrfacher Hinsicht, und muss dafür geradestehen. Jetzt kommt es nur auf die Details an.

 

*

 

Um zehn sitze ich noch immer im Pyjama und mit einem Glas Wein auf der Couch, den Laptop auf dem Schoß. Den Vertragsentwurf habe ich mehrfach gelesen, mir Notizen dazu gemacht und trotzdem habe ich keine Ahnung, was genau ich davon halten soll.

Wie Taylor gesagt hat, steht kein Wort davon im Vertrag, dass wir die Ehe vollziehen müssen, wie es im Rechtsjargon heißt. Natürlich muss ich bei ihm wohnen und nach außen hin ein normales Eheleben mit ihm führen. Das gehört zu den unverhandelbaren Punkten.

Aber was ist, wenn er in dieser Zeit jemanden kennenlernt und sich verliebt? Okay, dann lässt er mich eventuell eher aus dem Vertrag.

Und wenn er rumvögeln will? Oh, dann sollte er das gefälligst im Verborgenen tun. Ich bin nicht gewillt, am Ende die betrogene Ehefrau zu mimen und von der Klatschpresse durch den Kakao gezogen zu werden.

Ich nehme den Stift auf und füge diesen Punkt hinzu, trinke einen Schluck Rotwein. Streiche die Worte durch und formuliere es neu. Keine anderweitigen Abenteuer oder Ähnliches in den sechs Monaten, weder diskret noch öffentlich, für beide Seiten.

Was mir ein trauriges Lächeln entlockt. Von meiner Seite aus wird das kein Problem werden, nach der Sache mit Bryant habe ich den Männern abgeschworen und fahre bestens damit. Von meinem vernarbten Herzen ganz zu schweigen.

Auf der anderen Seite gibt es Punkte, die gar nicht aufgeführt sind.

Was ist mit meiner Bewerbung bei Triton? Wird die wegen möglicher Bevorzugung aussortiert? Das wäre fatal.

Was ist mit unseren Familien? Müssen wir das Theater dort fortsetzen?

Was genau erwartet mich in einem Alltag mit ihm?

Was erwartet er von mir?

Mit jeder Frage tun sich zwei neue auf und irgendwann schwirrt mir so sehr der Kopf, dass ich mir ein Glas Wein gönne. Und eine Tafel edelherbe Schokolade.