Perry Rhodan 3307: Gucky und das Mentatron - Michelle Stern - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3307: Gucky und das Mentatron E-Book und Hörbuch

Michelle Stern

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Beschreibung

4000 Jahre in der Zukunft ... Wir befinden uns in der Mitte des 23. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Die Menschen leben in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie ein Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen geschlossen, das zahlreiche Planeten in der Milchstraße umfasst. Perry Rhodan – der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat – beabsichtigt, mit dem Prototypen einer neuen Klasse von Kurierschiffen die Verbindungen zwischen den Mitgliedern seines galaxienübergreifenden Bundes von San zu verstärken. Doch ehe der PHOENIX zu seinem Jungfernflug starten kann, attackiert aus dem Nichts heraus die Leun Shrell die Erde: Sie zündet das Brennende Nichts, das binnen vier Jahren Erde und Mond verschlingen wird, wenn nicht Perry Rhodan in ihre Heimat fliegt, um den dortigen Tyrannen zu töten. Dieser Tyrann sei Reginald Bull, Rhodans ältester Freund, und ihre Heimat, die Agolei, ist weiter entfernt, als selbst der PHOENIX fliegen kann. Shrell stattet das Raumschiff deshalb mit einem Verstärkungsmodul aus, und notgedrungen begibt sich Rhodan auf den Weg zur Agolei. An Bord von Shrells eigenem Raumschiff ELDA-RON befasst sich ein Mausbiber mit einer ganz besonderen Maschine. Die beiden sind GUCKY UND DAS MENTATRON ...

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zeit:3 Std. 31 min

Veröffentlichungsjahr: 2025

Sprecher:Florian Krombach

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Nr. 3307

Gucky und das Mentatron

Der Ilt kämpft um seine Verstofflichung – ein Feind will ihn töten

Michelle Stern

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Das Mentatron

1. Rückkehr

2. Traumwelten

3. Geheimnisse

4. NORA

5. Die Entdeckung

6. Erinnerungen

7. Das Phänomen

8. Die Frau

9. Die Aufzeichnung

10. Erkenntnisse und Entscheidungen

Epilog

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung ELDA-RON

Impressum

4000 Jahre in der Zukunft ...

Wir befinden uns in der Mitte des 23. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung.

Die Menschen leben in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie ein Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen geschlossen, das zahlreiche Planeten in der Milchstraße umfasst.

Perry Rhodan – der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat – beabsichtigt, mit dem Prototypen einer neuen Klasse von Kurierschiffen die Verbindungen zwischen den Mitgliedern seines galaxienübergreifenden Bundes von San zu verstärken. Doch ehe der PHOENIX zu seinem Jungfernflug starten kann, attackiert aus dem Nichts heraus die Leun Shrell die Erde: Sie zündet das Brennende Nichts, das binnen vier Jahren Erde und Mond verschlingen wird, wenn nicht Perry Rhodan in ihre Heimat fliegt, um den dortigen Tyrannen zu töten.

Dieser Tyrann sei Reginald Bull, Rhodans ältester Freund, und ihre Heimat, die Agolei, ist weiter entfernt, als selbst der PHOENIX fliegen kann. Shrell stattet das Raumschiff deshalb mit einem Verstärkungsmodul aus, und notgedrungen begibt sich Rhodan auf den Weg zur Agolei.

An Bord von Shrells eigenem Raumschiff ELDA-RON befasst sich ein Mausbiber mit einer ganz besonderen Maschine. Die beiden sind GUCKY UND DAS MENTATRON ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Mausbiber muss seinen Sohn retten.

Sichu Dorksteiger – Perry Rhodans Frau muss sich dem Altern stellen.

Alcot

Prolog

Das Mentatron

Düsterblaues Licht holte die kreisrunde Suspensionsanlage aus der Schwärze und brachte die weiße Verschalung zum Schimmern. Der zylinderförmige Block erhob sich im Maschinenpark der ELDA-RON wie ein Mahnmal an ein kosmisches Verbrechen. Er überragte mit einer Höhe von knapp vier Metern die anderen Geräte der Halle.

Zwei tonnenförmige, kupferrote Kampfroboter flankierten ihn, die Waffenarme gesenkt, das Lichtband an der Oberseite erloschen. Ihre Sensoren und Kampfsysteme waren auf eine organisch geformte, schwarze Plattform ausgerichtet, die vor der Anlage in der Luft schwebte.

Das Mentatron schien mitsamt seiner metallenen Wächter im Winterschlaf zu liegen, vergessen von seiner Herrin Shrell und seinem Erbauer Bonnifer. Nur ein leises Sirren verriet, dass die Anlage arbeitete. Hohe bis mittlere Frequenzen wechselten in charakteristischer Folge. Die Töne, die das Kühlsystem, die mit Energie durchströmten zuführenden Hyperfeldleiter und die stabilisierenden Strukturfeldgeneratoren erzeugten, bildeten eine eigene Melodie.

Feine, einander überlagernde Unregelmäßigkeiten schufen ein maschinelles Flüstern. Sie verrieten dem Eingeweihten, wie stark das Mentatron ausgelastet war. Einst hatte es mehrere Dutzend Bewusstseine in sich getragen und sie ausgelagert. Nun war es verwaist wie die Isolationskammern im Ringspeicher eines ungenutzten Suspensionsalkovens.

Gerade einmal drei Lebewesen hielten sich in entstofflichter Form im Mentatron auf. Sie hatten sich aus dem Einstein-Kontinuum entfernt, um eine neue Seinsform anzunehmen. Ihre Informationen dagegen waren noch da, bewahrt von vorgeschalteten Mentatrixen, über die das Mentatron sie jederzeit anpeilen und zurückholen konnte.

Einer der drei Entstofflichten war ein Leun aus einer fernen Galaxis, die anderen beiden waren Bewohner der Milchstraße. Während der Leun in das Mentatron gehörte, hielten die Galaktiker sich verbotenerweise darin auf. Die Blinden Passagiere waren dorthin geflohen, um Shrell, der Kommandantin der ELDA-RON, zu entgehen.

Das Mentatron bewahrte sie und hielt sie zugleich gefangen. Niemand außer der Maschine wusste, dass sich Fremde an Bord aufhielten.

Hätte Shrell geahnt, dass der legendäre Mausbiber Gucky und die berühmte Hyperphysikerin Sichu Dorksteiger in einer Isolationskammer steckten, verborgen vor dem Überwachungssystem, sie hätte beide Mentatrixen ohne Zögern gelöscht.

Jede andere Anlage des Raumschiffs hätte längst reagiert und auf die Eindringlinge hingewiesen. Doch das Mentatron war nicht wie die anderen Geräte im Maschinenpark. Sein Erbauer, der Wyconder Bonnifer, hatte es verändert. Er hatte das Mentatron manipuliert für den Tag, an dem er es brauchen würde. Deshalb behielt das Mentatron dieses Geheimnis für sich.

1.

Rückkehr

Ein Hauch fuhr wie ein Windstoß über Alcots Haut. Dabei hatte er gar keine Haut. Er war ein Gedanke, der aus dem Winterschlaf erwachte. Sein Körper musste erst ins Sein zurückkehren.

Alcot wusste das. Es gab Dinge, die er sofort begriff und rasch einordnen konnte, ohne in Nervenzuckungen zu geraten. In dieser Rezeptorfühlung lag eines dieser Dinge so unmittelbar vor ihm, wie gleich ein Boden unter seinem kopflosen Röhrenleib liegen würde: Jemand holte ihn aus dem Mentatron! Er wiederverstofflichte!

Während das geschah, streiften Alcot andere Informationen. Ihm war, als würde Bonnifer ihm als verschwommener Schemen zuwinken und Wörter raunen. Ein Prickeln an der weichen Unterseite bestätigte den Eindruck. Das Hapt-Netz, in das Alcots Körper wie in einen Kokon gehüllt war, übermittelte ihm einen wichtigen Hinweis, der von Bonnifer kam.

Aber warum ausgerechnet in diesem Moment? Um ihm was zu sagen?

Das Mentatron schien Alcot eine geheime Botschaft anvertrauen zu wollen.

Das Gefühl des Windstoßes verstärkte sich. Aus der Vorstellung wurde Sein, aus einer Illusion von Haut ein reales Organ, das Alcots Körper umschloss und ihn nach außen hin abgrenzte. Er spürte die winzigen Knotenpunkte des Hapt-Netzes und die Millionen Rezeptoren in der Haut wie feine Nadelstiche.

Allmählich begriff Alcot die Tragweite seiner Lage. Seine Härchen zitterten. Freude und Furcht rangen miteinander.

Jemand holte ihn zurück! Und das nach seinem Verrat. Aber wer? War es Bonnifer? Oder ein anderer aus der Mannschaft?

Oder ...

... Shrell?

Licht brachte Alcot zum Schaudern. Seine Muskeln zogen sich zusammen. Tausende Tasthärchen gerieten dank der gleißenden Helligkeit in Aufruhr. Das Synapsengeflecht versetzte Alcot in Alarmbereitschaft und flutete ihn mit Hormonen.

Er hatte seinen Körper zurück! Endlich! Die Träume, Halluzinationen und Illusionen, denen er im Mentatron ausgesetzt gewesen war, fanden in dieser Kontraktion ein Ende. Er war in seinem ursprünglichen Kontinuum angekommen. Zu Hause.

Endlich gab es wieder einen Boden, der ihn trug.

Unter sich spürte Alcot etwas Weiches. Anhand der Textur konnte er es zuordnen. Er lag zusammengerollt auf der schwebenden Zwei-Leun-Mentaplattform und wagte nicht, sich zu bewegen. Sein Körper fühlte sich an wie immer. Vertraut. Als hätte Alcot ihn nie zurücklassen müssen. Er schien stark und gesund zu sein, bis auf das Zittern, das in Wellen über ihn kam.

Um sich zu beruhigen, tastete Alcot mit den Härchen den Untergrund ab. Böden und Untergründe verrieten die Zukunft, wenn man in der Lage war, die Zeichen zu deuten. In ihnen speicherte der Kosmos per Quantenschaum-Transmission geheime Botschaften.

Die Mentaplattform unter Alcot war anschmiegsam, was eine Verheißung bedeuten könnte. Womöglich stand eine strahlende Zukunft bevor. Allerdings kratzte sie zugleich ein wenig. Das war schlecht. Es könnte heißen, dass er in Gefahr schwebte.

Während Alcot sich an die Helligkeit gewöhnte, ließ das Zittern allmählich nach. Aus einem Instinkt heraus stellte er sich ruhend und wartete. Wer immer ihn aus dem Mentatron geholt hatte, würde ihn früher oder später berühren oder ansprechen.

Lange brauchte Alcot nicht zu warten.

»Ich weiß, dass du wach bist«, sagte eine kalte, befehlsgewohnte Stimme. Sie zu hören, war, als stieße jemand mit einem Messer auf Alcots Oberseite ein. Es versetzte seiner Hoffnung auf eine gleißende Zukunft den Todesstoß.

Seine Muskeln zuckten stärker. Das war Shrell! Die Gerechte der Agolei. Die Kommandantin der ELDA-RON stand erhöht vor ihm auf dem Podest mit der ausgefahrenen Kontrollstation. Obwohl sie im Gegensatz zu vielen Intelligenzwesen zierlich war, erschien sie Alcot überlebensgroß.

Könnte Alcot auf einem Ende stehen und sich voll nach oben strecken, wäre Shrell weniger als halb so lang wie er. Dennoch wusste Alcot, wie unterlegen er ihr war. Der Umfang ihrer Oberschenkel übertraf den seines schlauchförmigen Leibs. Shrell nutzte ihre Möglichkeiten, um ihren Willen durchzusetzen. Mit ihren Armen und Beinen hatte sie ihm einiges voraus, wenn es darum ging, anderen Lebewesen Schmerzen zuzufügen. Doch ihr Körper war das geringste Problem. Es war ihr Geist, der nur ein Ziel kannte. Es war ihr Geist, den Alcot zu fürchten gelernt hatte.

Alcot fragte sich, wie Wesen mit Augen Shrell wahrnehmen mochten. Durch seine extreme Lichtempfindlichkeit konnte er schwache Unterschiede in Farben ausmachen. Er wusste, dass Shrells Augen für Sehende »rot« waren. Doch »rot« bedeutete für Alcot etwas anderes, weil seine Sinneszellen es auf ihre eigene Weise wahrnahmen.

Wenn es um Shrell ging, waren es nicht die Augen, die ihr Auftreten dominierten, sondern die Körperhaltung. Alcot fühlte sich »rot«, als Shrell sich ihm zuwandte. Die intensive Aufmerksamkeit machte ihn nervös und sorgte für die Bereitstellung von Energie. Er wollte fliehen!

»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Shrell. »Vermutlich willst du wissen, warum ich dich zurückhole. Ich will gnädig sein. Du bekommst eine zweite Chance. Tritt deinen Posten wieder an! Werde mein neuer Gesellschafter!«

Alcot glaubte, die Tasthärchen hätten ihm einen Streich gespielt. Warum er? Was war mit Bonnifer, den Shrell sich stets wie ein Tragtier gehalten hatte? Und was war mit der Besatzung, die ...?

Seine Gedanken kamen ins Stocken. Vor seinen Erinnerungen wuchs eine Mauer in die Höhe. Die Besatzung. Nein. Es war besser, nicht über sie nachzudenken. Vielleicht später.

»Du hast niemanden mehr«, sagte Alcot mithilfe der Härchen auf seinem Körper. Sie erweckten den Eindruck, dass seine Stimme von mehreren Orten zugleich kam. »Sonst würdest du dein Körperende nicht um dieses dünne Seil schlingen, um dich daran festzuklammern.«

Er wusste nicht, wie Shrell ihn anblickte, weil er im Gegensatz zu ihr keine Augen hatte, doch er hörte dank der empfindlichen Härchen, dass ihr Atem für mehrere Momente aussetzte. Vermutlich loderte in ihr blanker Hass, der sich von seinem Verrat nährte.

Alcot erinnerte sich an den Widerhall ihrer Worte. Sein Gedächtnis war phänomenal, wenn es um die letzten Sinneseindrücke ging. Er wusste, wo sich was im Raum befand. Da waren etliche Gegenstände in Shrells Nähe, die dort nicht hingehörten. Einen erkannte Alcot dank seiner Erfahrung als zerrissenes Tuch. In einem anderen vermutete er ein Stück Metall, das zerfetzt oder zerschnitten war. Hatte Shrell die Beherrschung verloren und gewütet? Wenn sie ihn weckte, damit er ihr als Gesellschafter diente, musste sie verzweifelt sein. Wie lange war sie wohl schon allein?

»Es stimmt«, sagte Shrell.

Für jeden anderen hätte ihre Stimme kalt und ruhig geklungen, doch Alcot nahm das leichte Vibrieren über die Haarspitzen wahr.

»Ich habe niemanden mehr«, fuhr Shrell fort. »Bonnifer ist tot. Du wirst fortan seinen Platz einnehmen, um meinen biologisch bedingten Durst nach Gesellschaft zu stillen.«

Schweigen senkte sich über den Maschinenpark. Es war kein vollständiges Schweigen. In ihm flüsterte die energetische Stimme des Mentatrons.

Alcots Gedanken rasten. Ihm bot sich eine unverhoffte Gelegenheit.

Wenn er nicht zu Shrells Gefangenem werden wollte, musste er sofort handeln. Er musste den wycondrischen Fiktivtransmitter an Bord finden, an dem Bonnifer gebaut hatte, und aus diesem unglückseligen Schiff entkommen. Das war vermutlich der einfachste Weg. Aber wenn er das tat und scheiterte, könnte es Shrell wütend machen. Tödlich wütend. Sollte die Flucht missglücken, würde die Kommandantin ihn bestrafen. Womöglich steckte sie ihn wieder in das Mentatron oder brachte ihn um. Vielleicht würde sie ihn auch leiden lassen, um ihn zu brechen. Sie brauchte ihn. Falls das bedeutete, ihn in einen sabbernden Eingerollten zu verwandeln, der auf Zuruf parierte, würde sie es in Kauf nehmen.

Illustration: Swen Papenbrock

Wollte Alcot eine solche Zukunft riskieren?

Tat er das nicht, stand er vor einem Leben in Gefangenschaft, als Sklave der Wüko-Leun. Shrell würde ihn mit Fesselfeld- und Waffenanlagen in ihre Nähe zwingen. Es waren Anlagen, die Alcot bestens kannte, weil er sie vor seiner Zeit im Mentatron gewartet hatte.

Zu welchen Taten würde Shrell ihn treiben? Sollte vielleicht sogar er das Brennende Nichts in der Milchstraße entzünden? Das wäre entsetzlich. Ein Frevel. Schlimmer als der Tod. Alcot hatte miterleben müssen, wie sich das Brennende Nichts im System der Wyconder verbreitete. Das grausige Voranschreiten der Vernichtung hatte ihn verändert und an Shrells Tun zweifeln lassen.

Ihm war, als würde die ELDA-RON ihn mit einer dünnen Körperspitze streifen. Sie wollte ihn wissen lassen, dass er eine Verbündete hatte. Die ELDA-RON war sein Schiff! Er war schon während ihrer Erbauung der Bordingenieur gewesen. Jeder Kriechgang, jede Naht, jede Masche der Außenhülle war in seiner Erinnerung verwahrt. Alcot kannte diesen Raumer besser als jeder andere.

Mit seinem wurmartigen Körper gelangte er in Schächte und durch Leitungskanäle, in die kein Kampfroboter ihm folgen konnte. Er war es gewesen, der das Mentatron gesichert hatte.

»Deine Zeit in Freiheit ist abgelaufen«, sagte Shrell. Sie schnalzte mit der Zunge.

Alcot kannte dieses Signal. Es aktivierte Fessel- und Kraftfelder.

»Gravo-Zugriffs-Stop!«, rief Alcot und warf sich zur Seite. »Mentatron! Protokoll Siebzehn! Entferne den Eindringling!«

Ein vager Plan nahm in Alcots Synapsengeflecht Gestalt an. Eine Flucht durch den Fiktivtransmitter war unwahrscheinlich. Shrell würde die Anlage bestens gesichert haben. Aber es gab einen schnelleren und wirkungsvolleren Weg, sich endgültig von Shrell zu befreien!

Zu seiner Erleichterung und Überraschung reagierten die von ihm programmierten Sicherheitssperren.

Shrell schrie überrascht auf, als das geschwungene Podest mit dem Steuerpult sirrend nach unten fuhr und ein mechanischer Greifarm aus dem Boden sie hinunterfegte. Sie überschlug sich, kam aber mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Beine.

Um die Liege mit Alcot, die Plattform mit dem Steuerpult und um den nahen Umkreis des Mentatrons glühte ein Schutzschirm, den Alcot in den Gruben seines Körpers wahrnehmen konnte. Für ihn schmeckte er »grün«.

»Desaktiviere sofort diesen Schirm!«, forderte Shrell.

Alcot dachte nicht daran. Stattdessen befahl er der Plattform mit einem Hieb seines Körperendes, sich zu senken. Er kroch darauf zu, um das Steuerpult zu übernehmen. »Mentatron, Wiederverstofflichungsvorgang für die vorhandenen Mentatrixen starten!«

Nun würde Alcot endlich das tun, was er schon lange hatte tun wollen! Er würde die Besatzung zurückholen und dann ...

Die Steuerpultpositronik unterbrach seine Gedanken: »Es sind keine Mentatrixen vorhanden.«

Alcot erstarrte. Das Mentatron war leer? Wie konnte das sein?

Er wollte sich erinnern, was damals geschehen war, aber wieder war da diese Wand, die ihn abhielt.

Hinter dem Schirm gab Shrell einen verächtlichen Ton von sich. Es war ein Laut, der Alcot körperlich schmerzte. Er krümmte sich zusammen.

»Aber ...« Alcot begriff nicht, was vor sich ging.

Er umschloss mit einem Körperende den taktilen Ball des Steuerpults, der ihm zusammen mit dem Hapt-Netz um seinen fast vier Meter langen Körper als Schnittstelle zum Mentatron diente. Schnell spürte er in die Informationen hinein und tastete sich seinen Weg, um mehr zu erfahren. Das Mentatron war tatsächlich leer!

Als wäre das nicht schlimm genug, brach der grüne Schutzschirm um die zylinderförmige Anlage zusammen.

Shrell näherte sich mit lauten, selbstsicheren Schritten. Sie hielt etwas in der Hand. Vermutlich einen Biodisruptor-Strahler. »Hast du wirklich gedacht, ich hätte mit dieser Attacke nicht gerechnet? Ich kenne dich, Alcot!«

»Aber ...« Alcot verstand es nicht. Vielleicht war er noch zu verwirrt von seiner langen Entstofflichung. Ihm schienen wesentliche Informationen zu entgehen. »Warum hast du zugelassen, dass ich dich von der Plattform gestoßen habe?«

»Damit du begreifst, wie hoffnungslos deine Lage ist. Ich werde dir immer zwei Kriechlängen voraus sein. Also gib auf!«

Erneut schnalzte Shrell mit der Zunge. Dieses Mal legte sich ein Fesselfeld um Alcot.

Er nahm es kaum wahr. In Gedanken war er bei dem Mentatron und bei der Mauer, die ihn von seinen Erinnerungen fernhielt. »Was ist mit der Mannschaft?«

»Alle tot«, behauptete Shrell. »Dein Verrat hat sie umgebracht.«

»Nein!« Alcot meinte in einem schmerzhaft grellen Licht zu liegen. »Du lügst!«

Statt einer Antwort entfernte sich Shrell. Ihre Schritte wurden leiser.

Zwei Roboter kamen aus den Schatten und bewegten sich auf Alcot zu. Sie projizierten das Fesselfeld, das Alcot hielt, und zwangen ihn, Shrell zu folgen.

Alcot dachte an Desbran, einen Kheti-Leun wie er. Sollte Desbran wirklich tot sein? Und was war mit Ghiller und all den anderen? Waren sie für immer verloren?

Er meinte, das Mentatron wäre über ihm eingestürzt, um seinen Körper lebendig zu begraben.

Shrell sprach von ihm abgewandt. »Hast du geglaubt, ich wäre so naiv wie damals?«

Damals.

Das Wort schien weitere schwere Anlagenteile auf Alcots langen, zerbrechlichen Körper zu laden. Wie viel Zeit hatte er im Mentatron verbracht?

»Ja.« In der Intensität von Shrells Worten klang Genugtuung mit. »Wir sind nicht mehr im Wycosystem, sondern weit, weit davon entfernt. Es sind über fünfzig Jahre in der Heimat des Usurpators vergangen.«

Alcot musste das erst verarbeiten. »Dann sind wir im Solsystem? Dem Herkunftsort Reginald Bulls?«

»Nicht mehr. Wir befinden uns auf dem Rückweg in die Agolei. Ich habe das Brennende Nichts gezündet. Perry Rhodan ist auf dem Weg. Selbst wenn es eine Mannschaft gegeben hätte, die du hättest befreien können ... wir sind mitten im Leerraum. Es gibt keinen sicheren Ort, an den du fliehen könntest.«

»Dann war das alles eine Machtdemonstration?«

»Was sonst? Ich kenne dich, Alcot. Wären Desbran und Ghiller noch am Leben, du würdest keine Ruhe geben, sie zu retten. Doch sie sind tot. Wie Bonnifer. Wie die anderen. Und du trägst daran Schuld. Du hast den Gleichklang gestört und mich verraten. Erinnerst du dich?«

Alcot konnte sich nicht erinnern. Entsetzen schüttelte ihn, ohne dass er wusste, woher es kam.

Als das Nervenzucken endete, legte sich Ruhe wie eine Decke über ihn. Sein Körper wurde weich und erschlaffte. Shrell kannte ihn tatsächlich. Sie wusste, dass er nicht anders hatte handeln können, so kurz nach dem Erwachen. Ihre Strafe würde milde ausfallen. Im Grunde war es so, dass sie einander brauchten.

Auch Alcot wollte nicht allein sein. Aber hieß das, ausgerechnet Shrell ertragen zu können? Die Wüko-Leun, die ... Er hielt inne. Wieder war da eine Mauer, die sich einem Weiterdenken in den Weg stellte. Er könnte sie zerschlagen, doch dazu war er nicht mutig genug. Nicht in diesem Moment. Seine Emotionen hätten ihn übermannt, und er war erschöpft.

Stattdessen dachte Alcot an etwas anderes. Da war ein Hinweis gewesen, als er auf der Mentaplattform zu sich gekommen war. Bonnifer hatte ihm heimlich eine wichtige Information zukommen lassen wollen. Vermutlich war sie schon lange gespeichert gewesen. Die Positronik hatte sie allerdings erst freigegeben, als der richtige Zeitpunkt gekommen war.

Alcot musste sich mit Shrell gut stellen, damit er an die Anlage herankam.