Perry Rhodan 3308: Verrat auf der ELDA-RON - Michelle Stern - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3308: Verrat auf der ELDA-RON E-Book und Hörbuch

Michelle Stern

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Beschreibung

4000 Jahre in der Zukunft ... Wir befinden uns in der Mitte des 23. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Die Menschen leben in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie ein Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen geschlossen, das zahlreiche Planeten in der Milchstraße umfasst. Perry Rhodan – der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat – beabsichtigt, mit dem Prototypen einer neuen Klasse von Kurierschiffen die Verbindungen zwischen den Mitgliedern seines galaxienübergreifenden Bundes von San zu verstärken. Doch ehe der PHOENIX zu seinem Jungfernflug starten kann, attackiert aus dem Nichts heraus die Leun Shrell die Erde: Sie zündet das Brennende Nichts, das binnen vier Jahren Erde und Mond verschlingen wird, wenn nicht Perry Rhodan in ihre Heimat fliegt, um den dortigen Tyrannen zu töten. Dieser Tyrann sei Reginald Bull, Rhodans ältester Freund, und ihre Heimat, die Agolei, ist weiter entfernt, als selbst der PHOENIX fliegen kann. Shrell stattet das Raumschiff deshalb mit einem Verstärkungsmodul aus, und notgedrungen begibt sich Rhodan auf den Weg zur Agolei. An Bord von Shrells eigenem Raumschiff ELDA-RON kehren der Mausbiber Gucky und Perry Rhodans Ehefrau Sichu Dorksteiger aus einer geheimnisvollen Maschine ins Leben zurück, und es kommt zum VERRAT AUF DER ELDA-RON ...

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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zeit:4 Std. 13 min

Veröffentlichungsjahr: 2025

Sprecher:Martin Bross

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Nr. 3308

Verrat auf der ELDA-RON

Ein Leun hilft Blinden Passagieren – ein Ilt und eine Ator verstecken sich

Michelle Stern

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Allein

1. Ungehorsam

2. Rückkehr

3. Abwägungen

4. Nachwirkungen

5. Hindernisse

6. Vorstoß

7. Pläne

8. Wahrheit

9. Verrat

10. Spiele

11. Ausgespielt

Epilog: Hoffnung

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

4000 Jahre in der Zukunft ...

Wir befinden uns in der Mitte des 23. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung.

Die Menschen leben in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie ein Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen geschlossen, das zahlreiche Planeten in der Milchstraße umfasst.

Perry Rhodan – der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat – beabsichtigt, mit dem Prototypen einer neuen Klasse von Kurierschiffen die Verbindungen zwischen den Mitgliedern seines galaxienübergreifenden Bundes von San zu verstärken. Doch ehe der PHOENIX zu seinem Jungfernflug starten kann, attackiert aus dem Nichts heraus die Leun Shrell die Erde: Sie zündet das Brennende Nichts, das binnen vier Jahren Erde und Mond verschlingen wird, wenn nicht Perry Rhodan in ihre Heimat fliegt, um den dortigen Tyrannen zu töten.

Dieser Tyrann sei Reginald Bull, Rhodans ältester Freund, und ihre Heimat, die Agolei, ist weiter entfernt, als selbst der PHOENIX fliegen kann. Shrell stattet das Raumschiff deshalb mit einem Verstärkungsmodul aus, und notgedrungen begibt sich Rhodan auf den Weg zur Agolei.

An Bord von Shrells eigenem Raumschiff ELDA-RON kehren der Mausbiber Gucky und Perry Rhodans Ehefrau Sichu Dorksteiger aus einer geheimnisvollen Maschine ins Leben zurück, und es kommt zum VERRAT AUF DER ELDA-RON ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Ilt leidet an Nachfolgen.

Sichu Dorksteiger – Die Ator folgt ihrem Instinkt.

Alcot – Der Leun fürchtet die Folgen seines Handelns.

Shrell

Prolog

Allein

Die Wüste erstreckte sich in alle Richtungen. Ein fahler, blauer Dunst lag über dem Boden. Es war kalt an diesem Vormittag, selbst für Tramp. Temperaturen um die minus dreißig Grad in der Nacht waren auf dem Planeten normal. In der dünnen Atmosphäre gab es kaum Feuchtigkeit. Noch immer war es so kühl, dass Gucky seinen Atem als weiße Wolke erkannte.

Gucky wägte die Trinkflasche am Gürtel in der Hand. Er brauchte nicht viel Wasser, doch wenn er zu wenig davon bekam, schwächte ihn der Mangel mehr als andere Lebewesen. Hatten er und Jumpy genug getrunken? Würden sich die tiefen Temperaturen auf Jumpys Konzentration und damit auf seine Paragabe auswirken? Es gab jede Menge Faktoren, die bei der Anwendung von Psi-Fähigkeiten eine Rolle spielten.

»Was ist jetzt?« Sein Sohn patschte mit dem abgeplatteten Biberschwanz auf den Boden. Eisensand wirbelte auf und bildete eine Wolke. »Bist du so weit, oder willst du Frostzapfen spielen?«

Gucky ließ die halb leere Flasche sinken und zog das Messgerät aus der Schlaufe daneben. »Von wem hast du bloß diese unleidliche Ungeduld? Ich bin so weit. Spring!«

»Ich werde besser sein als du!«

»Du willst weiter springen als eine Million Kilometer?«

»Natürlich!« Sein Sohn verschränkte die Arme vor dem weißen Brustteil des dünnen Schutzanzugs. »Ich schaffe die Milliarde allein! Ohne einen zweiten Parabegabten, der Händchen halten muss!«

»Geh es langsam an, Dreirübenhoch! Hundert Meter wären ein würdiger Start.«

Jumpy verschwand. Er tauchte in fünfzig Metern Entfernung auf dem Wüstensand auf – und sprang sofort wieder!

Gucky teleportierte zu der Stelle, an der sein Sohn gestanden hatte. Das Schockwellenmuster, das Jumpys Teleportation hinterlassen hatte, war eindeutig, und das Messgerät zeigte einen für Jumpy ungewöhnlich weiten Sprung an. In den letzten Tagen war Jumpy selten über die Dreißig-Meter-Marke hinausgekommen, was ihn frustriert hatte. Gucky war froh, dass diese einschränkende Phase offensichtlich vorüber war.

Er folgte Jumpy. Dieses Mal hatte sein Sohn gut einen Kilometer zurückgelegt. Beeindruckend. Der Frequenzdetektor peilte sich auf Jumpy ein. Der kleine Ilt, der gerade einmal halb so groß wie Gucky war, drehte ihm den fellbedeckten Rücken zu. Seine großen, runden Ohren zuckten aufgeregt.

Was Gucky mithilfe des Geräts in Jumpys Gehirn anmaß, verschlug ihm den Atem. Eine wahre Explosion der Paragabe schien vonstattenzugehen! Der psionische Apparat spuckte einen unglaublichen Wert auf dem Zuckerman-Spektrum aus.

»Bist du bereit?«, fragte Jumpy – und sprang.

Gucky fühlte sich nicht bereit. Im Gegenteil. Etwas stimmte nicht. Unbehaglich schaute er sich in der leeren Wüste um. Wo war eigentlich Iltu? Hatte sie nicht dabei sein wollen, wenn Jumpy teleportieren übte?

Das Schockwellenmuster verflachte. Es löste sich auf wie Wellen auf einer Wasseroberfläche, nachdem ein Stein hineingefallen war. Zögerte Gucky zu lange, verlöre er die Spur. Er tat, was er tun musste: Er folgte Jumpy.

Kaum dass Gucky seinen Sohn erreicht hatte, sprang dieser wieder fort. Erst acht Kilometer, dann 110, dann 513.

»Jumpy! Stopp!« Gucky rief es gleichzeitig laut und telepathisch.

Es kam keine Antwort. Stattdessen bewegte Jumpy sich weiter: 801 Kilometer, gut zweitausendvierhundert, über zehntausend.

Das Gerät in Guckys Hand piepte wie verrückt. Es drehte regelrecht durch. Orangefarbenes Licht blinkte in kurzen Abständen.

Gucky folgte dem Schockwellenmuster mental – und erstarrte. Jumpy hatte den Planeten verlassen! Wie konnte das sein? Panik stieg in ihm auf. Er dachte an Jumpys Geburt und den Schrecken, der damit verbunden gewesen war. Damals war Jumpy von Terra fort zu Tramp gesprungen. Hatte er nun etwas Ähnliches durchlebt? Wenn er Jumpy verlöre, würde Gucky sich das nie vergeben. Er entmaterialisierte, folgte der Paraspur und kam auf einer anderen Welt heraus.

Der Entzerrungsschmerz war unangenehm und raubte ihm für einen Augenblick die Orientierung. Dann kehrte seine natürliche Gabe zurück, sich leicht und rasch zurechtzufinden.

Das war nicht mehr der Steinplanet Tramp. Tramp war eine mondlose Welt, die 117 Millionen Kilometer von ihrer Sonne entfernt lag. Dieser Planet hatte nun gleich zwei Monde, und Gucky erkannte sie auf Anhieb: Phobos und Deimos. Demzufolge befand er sich nun auf dem Mars. Der Abstand zu seinem Zentralgestirn betrug um die 230 Millionen Kilometer. Es hatte ausgedehnte Terraforming-Prozesse gebraucht, um ihn in eine bewohnbare Welt zu verwandeln.

Das Armbandgerät verriet Gucky, dass es ihn in die Dünenfelder der nördlichen subpolaren Ebene verschlagen hatte.

Gucky wunderte sich, dass er keine der vielen Anlagen entdecken konnte, die den Mars überzogen. Er stand mitten im roten Sand. Weit und breit gab es nichts als Dünen hinter Dünen.

War er wirklich 2438 Lichtjahre gesprungen? Unmöglich! Falls ja, musste er zugleich in der Zeit gesprungen sein. Hinein in eine Epoche, in der es auf dem Mars keine maschinellen Anlagen in großem Stil gegeben hatte.

Was ging hier vor? Und wo war Jumpy?

»Jumpy? Iltu?«

Wind pfiff über Guckys Fell, peitschte gegen die empfindlichen Haare an der Nase. Sein Armbandgerät gab einen scharfen, schrillen Warnton von sich. Ein Blick auf die Holoanzeige verriet warum – es drohte Gefahr. Ein Sturm bewegte sich mit über zweihundert Kilometern pro Stunde in seine Richtung.

»Jumpy? Wo bist du?«

Der Wind wurde lauter, pfiff und heulte. Roter Staub umwirbelte Gucky und hüllte ihn ein. Die Dünen verschwanden hinter undurchdringlichen Wänden aus rasend schnellen Kleinstpartikeln. Sand geriet in seine Augen und brachte sie zum Brennen. Es gab nur noch Gucky, seinen Atem, den rascher werdenden Herzschlag und das Gefühl, zu ersticken.

Er war allein. Isoliert von seiner Familie und weit fort von Tramp. Wenn er hier stürbe, würde niemand es erfahren.

Trauer und Verzweiflung legten sich auf Gucky, schwerer als ein bleiernes Tuch. Er wollte fort von diesem Ort, weg vom Sturm und den Winden, die an ihm rissen und seine Lunge mit ihrem Staub von innen her aufrieben und ihn zum Husten brachten.

»Jumpy?« Gucky suchte nach der letzten Schockwelle. Sie war fort. Jumpy war verschwunden, als hätte er sich nie auf den Mars teleportiert.

»Du bist ein Verlassener«, flüsterte es wesenlos im Wind. »Der Letzte deiner Art.«

Gucky hielt sich die Ohren zu. Er blinzelte gegen den Schmerz in seinen Augen an, stemmte sich in die anwachsenden Gewalten. Mitten im Chaos aus pfeifenden Staubwirbeln glomm ein Licht auf. Es wurde rasch größer, erweiterte sich zu einer staubfreien Sphäre mit frischer Luft. Goldene Strahlen drangen daraus hervor.

»Komm!«, rief eine Stimme.

Erst dachte Gucky, es wäre Sichu, die da sprach, doch dann erkannte er Anzu. Er meinte die schlanke Gestalt der Freundin im Aufriss aus Licht zu erkennen. Ihre Silhouette zeichnete sich dunkel gegen die Helligkeit ab. Sie streckte ihm die Hand entgegen.

»Wohin?«, fragte Gucky in das Heulen der Luftmassen.

1.

Ungehorsam

Ich muss Shrell aufhalten.

Der Satz vibrierte auf Alcots Tasthärchen. Ihm war, als hämmerte jemand die Worte mit Handflächen auf seinen lang gezogenen Körper ein. Unruhig wälzte er sich auf der gepolsterten Plattform, die ihm als Schlafplatz diente. Die Wände des Quartiers kamen Alcot größer vor als sonst. Sie schienen näher zu rücken. Der weiche Untergrund ließ ihn tief einsinken. War das vielleicht eine Warnung des Bodens? Ein Zeichen?

Keine zwei Kriechlängen entfernt schlief Shrell, die Alcot aus dem Mentatron geholt und zu einem Gefangenen gemacht hatte. Sie war es, die auf der fernen Erde das Brennende Nichts entzündet hatte und nun nach dem Sternwürfel griff. Die Feindin Reginald Bulls. Die Gerechte der Agolei.

Ein kleiner, aber lauter Teil in Alcot begehrte auf. Er wollte sich nicht gegen die Kommandantin der ELDA-RON stellen. Früher war es ihm wichtig gewesen, Shrell zu beeindrucken. Alcot hatte sie verehrt und sie zufriedenstellen wollen. Sie war für ihn eine Heldin gewesen.

Durch die gemeinsame Abwendung eines Unfalls vor wenigen Wochen war Alcot in ihrer Gunst gestiegen. Er verfügte seitdem über mehr Freiheiten als zuvor. Shrell hatte sogar angedeutet, ihn gehen zu lassen, falls er sich weiterhin bewies und Treue zeigte. Sie wollte zu ihresgleichen zurück, in die Agolei, zu den Restauraten. Sobald sie ihr Ziel erreicht hatte, brauchte sie ihn nicht mehr. Dann war er frei. Wollte Alcot diese Chance wirklich wegwerfen? Falls er versuchte, Shrell aufzuhalten, riskierte er sein Leben.

Ghillers geschundener Körper kam ihm in den Sinn. Er dachte an den Freund, der im Mentatron den Verstand verloren hatte. Die Maschine, die der Wyconder Bonnifer auf Shrells Geheiß hin gebaut hatte, war eine Falle gewesen. In grausamen Experimenten hatte Shrell die Mannschaft hineingeschickt. Als Alcot seine Freunde endlich befreit hatte, war es zu spät gewesen. Ihre Körper waren degeneriert, der Geist vermutlich unwiderruflich zerstört.

Shrell hatte nicht versucht, zu retten, was zu retten war. Sie hatte keine medizinische Studie angeordnet, sondern die Unglücklichen direkt an Ort und Stelle hingerichtet. Das war ein Verbrechen gegen den Gleichklang – genau das Verbrechen, das Shrell ihm, Alcot, vorwarf. Dabei hatte sie selbst es begangen.

Illustration: Swen Papenbrock

Ich muss Shrell aufhalten! Das Entsetzen über das Ende Ghillers und sämtlicher anderen Mannschaftsmitglieder, die im Mentatron gewesen waren, wandelte sich in Wut. Es war genau die Energie, die Alcot brauchte, um sich von der gepolsterten Schlafplattform zu schieben und in den dunklen Raum zu schlängeln. Solang er sich Shrell nicht weiter näherte, würde er keinen Alarm auslösen.

Alcot aktivierte eine vorbereitete Holoattrappe. Sollte Shrell im Halbschlaf flüchtig in seine Richtung blicken, würde sie denken, er wäre nach wie vor auf der Plattform.

Leise, ganz leise, glitt er zur Tür und öffnete sie geräuschlos. In der ELDA-RON war es so ruhig, wie das in einem alten Militärschiff möglich war. Für Alcots sensible Hörorgane war der Raumer immer laut. Es sirrte und summte, knackte, pulste und wummerte. Ruhe suchte man auf diesem Schiff vergeblich. Der Antrieb, die Umwälzpumpen, die Maschinen der Energieversorgung, die Aufbereitungssysteme der Lebenserhaltung – es war ein niemals schlafender Gesang. Roboter unterschiedlichster Art eilten, rollten oder schwebten zu jeder Stunde durch die Gänge: Wachroboter, Wartungseinheiten, Hygiene- und Säuberungsstaffeln. Auch sie produzierten Laute.

Ein Rezeptorhaarflimmern lang dachte Alcot an das schwarze Weltall, durch das sie flogen. An den Tod, der dort draußen wartete. Alles, was ihn von dem schwarzen Nichts und der Kälte des Raums trennte, waren dünne Wände, ein alter, verletzlicher, teils geschmolzener Rumpf und ein ausgesprochen störanfälliger Schutzschirm. Es war besser, darüber nicht zu viel nachzudenken. Es brauchte jemanden mit Shrells Fanatismus, um auf eine solche Reise zu gehen.

Alcot kroch in schlängelnden Bewegungen über den Boden des Gangs, der wie aus Metallfäden gewebt schien, hin zur Sektion des Maschinenparks. Dabei setzte er in regelmäßigen Abständen winzige Überwachungsgeräte mit empfindlichen Sensoren ab. Sie würden ihn informieren, falls Shrell aufwachte und ihm folgte.

Seine Gedanken eilten zu den beiden Leun im Mentatron. Einer davon kam ihm vertraut vor. Das Muster wirkte vertraut. Es erinnerte Alcot an das von Ghiller. Aber Ghiller war tot wie der Rest der Mannschaft. Es mussten andere Leun sein, die Bonnifer dort versteckt hatte. Vielleicht sogar Wyconder? Nein. So lange konnten sie noch nicht an Bord sein, oder?

Im Schiff war es nahezu dunkel, doch Alcot brauchte kein Licht. Für ihn schuf Helligkeit ohnehin nur Umrisse. Er hatte empfindliche Sinnesgruben, aber keine Augen. Sein Tast- und sein Gehörsinn reichten aus, sich in der ELDA-RON zu orientieren. Zusätzlich trug er ein Hapt-Netz um den Körper, das ihm sichtbare Informationen in Berührungen übersetzte.

Im Maschinenpark herrschte nahezu gespenstische Ruhe. Kein Roboter war in Sicht, außer den beiden Bewachern des Mentatrons. Doch um die Kampfeinheiten hatte Alcot sich vorab gekümmert. Sie waren inaktiv. Er hatte den Moment abgepasst und näherte sich dem verstörenden Gerät, das Bonnifer gebaut hatte. Darin war Ghiller von einem intelligenten Wesen zum gehirnlosen Zombie geworden.

Alcot wusste, dass Sehende die große Anlage »weiß« nannten. Für ihn war sie wie ein helles Loch im Raum, eine zylinderförmige Falle, die sich über eine Körperlänge hoch auftürmte. Er roch die metallenen Einlagerungen in den beiden Kampfrobotern, die das Mentatron flankierten. Es war ihm gelungen, beide für eine Weile abzuschalten. Sie würden ignorieren, was er tat.

Langsam glitt Alcot auf die organisch geformte, dunkle Plattform zu, die vor der Anlage am Boden lag. Ein leises Sirren begleitete ihn, das ihm wie eine Drohung erschien. Das Mentatron hatte seine eigene energetische Stimme. Es warnte ihn, sich mit ihm anzulegen.

»Es muss sein«, wisperte Alcot. »Für Ghiller, Desbran und die anderen.«

Mit Schwung schob er sich auf die Plattform und ließ sie ein Stück in die Höhe steigen. Sein vorderes Körperende legte sich auf die Eingabefläche, während das hintere den Boden betastete.

Er überprüfte die Sicherungsanlagen der Liege. Es war möglich, die Erwachenden zu ihrem eigenen Schutz mithilfe eines Fesselfelds auf der Mehrpersonenliege zu fixieren. Probehalber testete Alcot den Mechanismus. Ein satter Druck gegen sein Körperende zeigte die Einsatzbereitschaft. Er nahm das schwache Leuchten wahr und wusste aus Berichten, dass es sich um grünes Licht handelte.

Obwohl Ghiller ihn allein ließ und ihn nicht in Form einer hilfreichen Halluzination unterstützte, fühlte sich Alcot stark genug, den Prozess einzuleiten. Er hatte lange auf diesen Moment gewartet und sich viele Gedanken gemacht.

Die beiden Blinden Passagiere im Mentatron würden ihm helfen. Bonnifer hatte sie dort versteckt. Das bedeutete, sie waren Verbündete gegen Shrell. Warum sonst hätte Bonnifer sie verbergen sollen?

Alcot wartete, bis das nervöse Zittern der Tasthärchen abgeklungen war. Ein letztes Mal überprüfte er die Lage. Es gab keinen Warnhinweis der Überwachungsgeräte. Shrell musste schlafen.

»Tu es!«, rief alles in ihm. Zum ersten Mal seit Wochen waren die Zweifel verschwunden, als hätten sie sich in einer atomaren Explosion aufgelöst. Es gab nur ihn, Alcot, und die simple Kombination, die er mit dem Körperende in die Tastfläche eingeben musste.

Er aktivierte die Wiederverstofflichung auf dem Eingabefeld.

Das Mentatron erwachte zum Leben. Es sirrte und surrte. Alcot kamen die Geräusche des Mentatrons wie ein fremdartiger Gesang vor. Im Innern der Maschine, verborgen vor seinem Tastsinn, kehrten die Entstofflichten zurück. Der Prozess verlief schneller, als es gebraucht hätte, den Ausgang der Halle zu erreichen. Dennoch kam er Alcot ewig vor. Nervös prüfte er den Status der abgesetzten Geräte.

Das Sirren des Mentatrons wurde leiser. Eine breite Liege fuhr aus dem Gerät. Eine Kamera nahm Bilder auf und übertrug sie als Impulse in Alcots Hapt-Netz. Auf diese Weise bekam er einen Eindruck der beiden Wesen, die dort lagen. Beide trugen Schutzanzüge. Alcots Muskeln zogen sich zusammen. Eines der Geschöpfe weckte Erinnerungen an Ghiller, aber das andere ... Es hatte Muster im Gesicht, die an Fraktale erinnerten. Der Mund war leicht geöffnet. Seine Zähne hatten eine ungewöhnliche Färbung, wie Alcot sie noch nie bei einem Leun bemerkt hatte. Machten die Übertragungsgeräte einen Fehler?

Weitere Daten trafen ein, lieferten Alcot übersetzte Erkenntnisse, die er über die Rezeptoren der Haut aufnahm. Hastig überprüfte der Leun die Funktionen des Hapt-Netzes. Sämtliche Parameter arbeiteten normal. Es lag nicht an seinem Gerät, sondern an dem Wesen, das er gerade zurückgeholt hatte. Es war ungewöhnlich.

Alcot fühlte sich, als hätte der Boden ihn verraten. Er stieß einen schrillen Laut aus und hieb auf die Taste, die das Fesselfeld um die Gemeinschaftsliege aktivierte.

»Nicht Leun!«, brachte er hervor. »Ghiller, wie kann das sein?«

2.

Rückkehr

Das Licht wurde heller. Gucky blinzelte und versuchte zu verstehen, wo er war. Seine Nase juckte, und es fühlte sich unbequem im SERUN an, obwohl Maschinen den Anzug speziell für ihn angefertigt hatten.

In Guckys Hals schien Wüstensand zu kleben. Er hustete, räusperte sich und versuchte sich aufzusetzen. Als sein Körper ihm den Dienst versagte, half er telekinetisch nach, bis er die gewünschte Position erreicht hatte.

Dicht neben sich erkannte er Sichu Dorksteiger und ein fremdartiges Wesen, das an einen langen, übergroßen Wurm mit moosgrüner Haut erinnerte. Es trug eine Art schwarzes Netz mit silbernen Aufsätzen und glitt auf Sichu zu. Dabei gab es schrille Laute von sich, die von mehreren Orten des Körpers zugleich kamen, zumindest hörte es sich für Gucky so an.

Im Hintergrund erkannte Gucky einen Maschinenpark, der ihm vage vertraut vorkam. Sein Magen zog sich zusammen. Die Umgebung bedeutete Gefahr. Wissensfragmente tauchten wie Scherben in ihm auf, die mehr Fragen aufwarfen, als sie Antworten gaben. Er war an Bord eines feindlichen Schiffs! Wie war er dorthin gekommen? Was genau war geschehen?

Langsam verblassten der rote Mars und Tramp in Guckys Erinnerung. Stattdessen stand das Bild von Shrell vor ihm, der Kommandantin, die das Brennende Nichts entfacht hatte. Er war an Bord der ELDA-RON, und er war nicht allein gekommen. Dass er seine Telekinese hatte nutzen können, war ein gutes Zeichen. Offensichtlich gab es keinen aktivierten oder funktionierenden Psi-Hemmer an Bord.

»Sichu?«, fragte er.

Sie gab ein leises Krächzen von sich, stemmte sich nach oben und fiel kraftlos zurück.

Gucky wollte ganz aufstehen, doch etwas traf ihn wie ein Hammerschlag. Es riss ihn zurück in eine liegende Position. Ein leises Sirren erklang. Als er gegen den Druck auf seinem Körper ankämpfte, wurde ihm klar, dass er und Sichu in einem Fesselfeld lagen. Instinktiv suchte Guckys Hand den Strahler, doch er kam trotz der Kraftverstärker kaum gegen das Fesselfeld an. Seine Bewegungen waren unkontrolliert. Der SERUN verstärkte das, was man ihm gedanklich und körperlich lieferte. Gucky Finger glitten am Griff der Waffe vorbei.

Immerhin reagierte der Translator und übersetzte die Worte des Wurmartigen. Der Fremde, den Gucky nie zuvor erblickt hatte, sprach Shrells Sprache.

»Was bist du?«, herrschte der Wurmartige Sichu an. Dabei schien seine Stimme wiederum von mehreren Stellen seines Körpers zu kommen. Vielleicht sogar von jedem der kleinen Härchen. In den Worten lag ein sirrender Hauch, als bliese jemand über einen metallenen Kamm. »Wie kommst du an Bord meines Schiffs? Und wie bist du in den Mentaspeicher geraten?«

Jetzt erst setzten sich die Wissensscherben zusammen. Gucky erinnerte sich, wie er und Sichu als Blinde Passagiere in die Traummaschine an Bord der ELDA-RON gegangen waren. Offensichtlich hatte dieses Wesen sie herausgeholt. Warum? Wusste Shrell, dass sie sich an Bord des Geisterschiffs aufhielten?

Der Wurmartige stürzte sich auf Sichu und schlug ihr einen Teil des Körperendes auf den Kopf. Er musste den Sensor gefunden haben, denn der Helm faltete sich ein. Ein Teil des Körperendes berührte die Ator im Gesicht, was Sichu heftig zucken ließ. Sie presste die Lippen aufeinander und schien einen Aufschrei zu unterdrücken. Gab dieses grüne Geschöpf ihr etwa Stromstöße?

Gucky fuhr hoch, nun endgültig wach und wütend. Sein Körper gehorchte ihm besser, die Kraftverstärker unterstützen seinen Willen. Sofort leitete er eine Teleportation ein, sprang aus dem Fesselfeld und auf die andere Seite des Wurms. Er umschlang das dünne Ende und zerrte das Wesen mithilfe der Kraftverstärker von der keuchenden Sichu weg.

Der Wurmartige wand sich und fuhr zu ihm herum. »Du!«, stieß er mit dieser seltsamen, von vielen Orten kommenden Stimme aus, die selbst übersetzt fremdartig wirkte. »Weshalb hilfst du ihr? Sie ist nicht Leun!«

Ich etwa?, dachte Gucky verwundert.

»Warte!«, bat er das Wesen. Der Translator übersetzte. »Du hast uns aus dem Traumding da geholt, oder? Dann lass uns reden!« Ihm kam ein Gedanke. »Du bist ein Freund Bonnifers, richtig?« Die Frage war ein Schuss in den Leerraum, doch wie erhofft war dieser Raum gar nicht so leer. Das Wesen hielt tatsächlich inne.

»Nun ...«, sagte der Wurmartige langsam. »Hat Bonnifer euch an Bord gebracht?«

»Ja«, behauptete Gucky. Es war die kürzere, einfache Version.

Eigentlich hatte Cameron Rioz dabei eine Rolle gespielt. Doch der war nicht mehr an Bord, und vielleicht wusste dieses Wesen nicht einmal von ihm. Als sie an Bord gekommen waren, hatten sich nur Shrell und Cameron Rioz dort aufgehalten.

Auch Sichu richtete sich auf. Die Kraftverstärker kamen gegen das Fesselfeld an. Ihre Hand griff nach dem Strahler am Magnetholster.

Der Wurmartige wich zurück. Es wirkte, als wollte er sich unter das schwebende Bedienpult verkriechen. Sehr mutig schien er nicht zu sein.

»Es ist in Ordnung!«, sagte Gucky. »Sie ist eine Freundin. Ihr Name ist Sichu. Ich bin Gucky, und wer bist du?«

»Alcot«, sagte ihr Befreier. Er schaute sich gehetzt in dem großen Raum um. »Wir haben wenig Zeit! Shrell kann uns auf die Schliche kommen. Sie ist sehr misstrauisch.«

Gucky versuchte, telepathisch herauszufinden, ob Alcot die Wahrheit sagte. Mit seiner Paragabe suchte er nach den Gedanken des anderen. Doch er fand das Wesen nicht. Wie Shrell war Alcot für ihn telepathisch unzugänglich. Vor Gucky lag ... nichts. Ganz so, als wäre Alcot mental nicht vorhanden, genau wie die Leunkommandantin. Waren Shrell und er trotz ihres vollkommen unterschiedlichen Aussehens etwa beide Leun oder zumindest auf die gleiche Weise mentalstabilisiert? Es war ärgerlich, derart im Dunkeln zu tappen.