Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker - Beatrix Potter - E-Book

Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker E-Book

Beatrix Potter

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Beschreibung

Peter ist ein frecher, aber liebenswerter Hase, der mit Regeln nicht sonderlich viel anfangen kann. Im Gegensatz zu seinen Schwestern Mopsi, Flopsi und Wuschelpuschel gerät er deshalb ständig in Schwierigkeiten. Zusammen lebt die Hasenfamilie in der Nähe eines Bauernhofes. Auch mit Thomas, dem neuen Bewohner des Hofes, hatte Peter anfänglich so seine Probleme. Nun aber sind die Hasen mit ihren Nachbarn Bea und Thomas zu einer großen Familie zusammengewachsen. Als es trotzdem weiterhin ständigen Ärger mit Peter Hase gibt, steht nicht nur sein Ruf auf dem Spiel, sondern er bringt dadurch auch seine Familie in Gefahr. Wird Peter Hase sich ändern können und wieder Teil seiner Familie sein? Er muss sich entscheiden.

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Seitenzahl: 141

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INHALT

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Kapitel sechzehn

Kapitel siebzehn

Kapitel achtzehn

Kapitel neunzehn

Kapitel zwanzig

Kapitel einundzwanzig

Kapitel zweiundzwanzig

Kapitel dreiundzwanzig

Kapitel vierundzwanzig

Kapitel fünfundzwanzig

KAPITEL EINS

Kikerikiii!«, kräht JW Gockelhahn II. putzmunter an einem traumhaft schönen Sommermorgen vor dem Landhaus McGregor. Es gibt keinen besseren Anfang für eine Geschichte als eine Hochzeit – mit Liebe, Hoffnung und Tieren von nah und fern … Und genau damit fängt unsere Geschichte an.

Bei der romantischen Hochzeit, die an diesem Tag gefeiert wird, ist alles vom Feinsten – Stühle, Blumen und viele, viele Luftballons. Jonathan Stadtmaus, wie immer elegant gekleidet, wird von drei ähnlich gut gekleideten Artgenossen begleitet. Das Quartett beginnt zu singen.

Der Bräutigam, ein Mann namens Thomas McGregor, wartet am Altar auf seine Braut. An seiner Seite stehen nicht etwa zwei Trauzeugen, sondern zwei kleine Hasen. Der eine ist Peter, ein zielstrebiger, cleverer Hase mit einem frechen Grinsen und dem Talent, immer wieder Unfug zu machen. Der andere ist sein Cousin Benjamin Häschen, der hilfsbereit und klug ist und aussieht, als seien seine Ohren verkehrt herum angewachsen.

Peter und Benjamin sind natürlich nicht die einzigen Tiere, die gekommen sind. Bea, die Braut, ist eine Freundin aller Tiere aus der Gegend. Auf ihrer Gästeliste stehen Enten, Dachse, Füchse und eine sehr stachelige Igeldame namens Mrs Tiggy-Wiggel. Im Moment sind all diese Gäste damit beschäftigt, winzige Anstecksträußchen an ihren winzigen Jäckchen zu befestigen.

Da trifft Bea in ihrem himmlisch weißen Brautkleid ein. Ihre Wangen sind vor Glück gerötet, als sie durch den Gang zwischen den Stühlen auf Thomas zuschreitet. Drei entzückende Hasenmädchen hüpfen vor ihr her und streuen Rosenblätter auf ihren Weg. Es sind Flopsi, Mopsi und Wuschelpuschel, Peters Drillingsschwestern.

»Sie ist wunderschön«, haucht Mopsi hingerissen.

Flopsi ist hoch konzentriert und murmelt ständig vor sich hin: »Nicht weinen, nicht weinen.«

Das dritte Häschen, Wuschelpuschel, wirft ihren beiden Schwestern einen tadelnden Blick zu – ihr Weicheier. Sie bildet sich gern ein, die toughste der drei Schwestern zu sein. Als sie hinter sich plötzlich eine Art Schnüffeln hört, dreht sie sich um und erblickt Schweinchen Softie, der ihnen folgt und an den Rosenblättern schnuppert.

»Verzieh dich, Schwein!«, zischt sie ihm zu.

Schweinchen Softie macht schnell den Mund zu, schluckt und schaut drein, als könne er kein Wässerchen trüben.

Dann endlich ist Bea am Altar angekommen und drückt ihrem Vater ein Küsschen auf die Wange. Der Vater schüttelt Thomas’ Hand, und die Standesbeamtin tritt vor.

»Willkommen, Freunde, groß und klein, zwei- oder vierbeinig«, sagt sie und lächelt die Festgemeinde an. Thomas tätschelt Peters Kopf, der kleine Hase lächelt ihn an. Die Standesbeamtin fährt fort: »Wir haben uns heute hier versammelt, um Bea und Thomas im heiligen Bund der Ehe zu vereinen.«

Benjamin raunt Peter zu: »Du verkraftest es echt gut.« Als Thomas McGregor damals nach Windermere gekommen war, hatten er und Peter sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpft. Thomas’ Großonkel, der erste McGregor, war jahrelang Beas Nachbar gewesen. Er war ein alter Brummbär gewesen, der die Hasen, die ständig seinen Gemüsegarten plünderten, geradezu hasste. Rund um die Uhr hatte er seine Bohnen, Karotten und Salatköpfe bewacht. Dann, eines schrecklichen Tages, hatte der alte McGregor Peters Vater zu fassen bekommen und zu einer Hasenpastete verarbeitet. Das hatte Peter ihm nie verziehen. Aus diesem Grund war es verständlich, dass Peter auch den jungen McGregor anfangs als erbitterten Feind gesehen hatte. Doch inzwischen ist alles anders. Peter ist wie ausgewechselt.

»Er ist ein guter Mann«, sagt Peter mit einem Nicken und blickt zufrieden zu dem Paar neben ihm hoch. »Macht sie glücklich.«

»… und auch ein besonderer Tag für ihre Familie, die geliebten Hasen«, sagt die Standesbeamtin gerade. »Sie bekommen mit dem heutigen Tag ein neues Elternteil – einen Vater sozusagen.«

Peter runzelt die Stirn. »Vater?«

Plötzlich und ohne Vorwarnung stürzt sich der Hase auf Thomas. Flopsi und Mopsi greifen den Geigenspieler an, Stühle fliegen durch die Gegend, und der Blumenbogen fällt um. Ein wildes Durcheinander brichtaus. Schweinchen Softie beißt ein Riesenstück von der Hochzeitstorte ab, Peter kickt den Bräutigam in den Bauch, woraufhin dieser rückwärtstaumelt und in ein Gebinde aus Luftballons stolpert. Hektisch versucht Thomas, sich aus den verhedderten Schnüren zu befreien, doch es nützt nichts, und die mit Gas gefüllten Luftballons tragen ihn langsam, aber sicher himmelwärts.

Die arme Bea sieht ihren Bräutigam hinauf in den Orbit schweben, und ohne lange zu überlegen, ergreift sie das nächstbeste Gebinde aus Luftballons, hält sich daran fest und schwebt ihm nach. Peter, geistesgegenwärtig wie immer, krallt sich eilends Mrs Tiggy-Wiggel, springt mit ihr hoch und landet mit einem Satz auf Beas Füßen.

Bea fliegt höher und höher, auf Thomas zu, der ihr beide Arme entgegenstreckt. Mit dem Geschick einer Trapezkünstlerin ergreift sie seine Hände. Dann nickt sie Peter zu, der auf ihren Füßen sitzt. Der Hase hebt Mrs Tiggy-Wiggel hoch, die ihre Stacheln auf die Luftballons abfeuert.

Plopp! Plopp! Plopp!

Das glückliche Brautpaar fällt wie zwei Steine vom Himmel. Peter fliegt in Superhelden-Manier vor ihnen her und öffnet seine Jacke, weshalb er wie ein Flughörnchen aussieht. Da er als Erster auf dem Boden landet, kann er Bea und Thomas geschickt auffangen, und in diesem Moment erleuchtet ein Feuerwerk den Himmel …

Doch das alles ist natürlich nicht passiert. So etwas hätte vielleicht der Peter aus dem ersten Buch gemacht. Der Peter aus dieser Geschichte aber hat aus seinen Fehlern gelernt.

Mit einem Rippenstoß holt Benjamin seinen Cousin aus seinem Tagtraum zurück. »Peter! Der Ring! Der Ring!«

»Ach ja«, sagt Peter Hase. »Entschuldige.«

Peter greift in seine Jackentasche, um den Ring herauszuholen, doch der ist nicht da. Peter kramt in der anderen Tasche. Wieder nichts. Alle starren ihn an, als er hektisch nach diesem wichtigen Schmuckstück tastet. Eine Frau hüstelt.

»Ich wusste, dass man ihm nicht trauen kann«, seufzt Thomas.

Doch dann, zu seiner größten Erleichterung, findet Peter den Ring doch noch und reicht ihn dem Bräutigam. Thomas streicht dem Hasen zärtlich, fast väterlich, über den Kopf, bevor er Bea den Ehering an den Finger steckt.

»Sie dürfen den Bräutigam jetzt küssen«, sagt die Standesbeamtin. Das lässt Bea sich nicht zweimal sagen. Alle klatschen begeistert, mit Ausnahme von Wuschelpuschel, die vor Rührung in Tränen ausbricht. Flopsi und Mopsi sehen sie nachsichtig an – du Weichei.

»Ich hab was im Auge«, erklärt sie und zupft einen kleinen Fussel heraus, »… deshalb weine ich.«

Bea bückt sich, um Peter zu umarmen, bevor das frischgebackene Ehepaar Hand in Hand durch den Gang zurückschreitet und Jonathan Stadtmaus mit seinem Quartett wieder zu singen beginnt. Es ist so ein glücklicher Moment, dass niemand darauf achtet, dass Schweinchen Softie gierig den Konfetti-Reis aufschlabbert, mit dem die Gäste das Brautpaar bewerfen.

Peter hat die Hochzeitsfeier also nicht ruiniert. Bea und Mr McGregor sind nun verheiratet und fahren mit ihrem Wagen in die Flitterwochen, der ein Spruchband mit der Aufschrift FRISCH VERHEIRATET hinter sich herzieht. Die Gäste – ob Mensch oder Tier – winken ihnen lange nach. In Windermere hätte es nicht friedlicher zugehen können, doch das soll sich bald ändern.

KAPITEL ZWEI

Thomas steht in seinem Spielwarenladen und führt einem kleinen Jungen eine neue Puppe vor.

»Schau, du ziehst den Schnuller heraus …«, erklärt er und zieht der Puppe den Schnuller aus dem Mund. Wie auf Kommando beginnt die Puppe zu plärren. Als Thomas ihr den Schnuller wieder in den Mund drückt, wird sie schlagartig still. »Jetzt du!«, sagt er zu dem Jungen und reicht ihm die Puppe.

Thomas eilt derweil zur Kasse und zu Bea.

»Klingt gut«, sagt er, als der Junge die Puppe immer und immer wieder weinen lässt. »Genau so klingt eine Familie.«

»Wir sind eine Familie.« Lächelnd deutet Bea durch das Geschäft auf Peter, Benjamin, Flopsi, Mopsi und Wuschelpuschel.

»Ja, wir haben großes Glück«, stimmt Thomas ihr zu. »Aber es gibt auch die altmodische Definition von Familie. Du weißt schon, wenn Menschen kleine Menschen bekommen.«

Bevor Bea sich dazu äußern kann, ruft ein anderer Junge im Geschäft ganz laut:

»Dad, sieh nur! Das ist Peter Hase aus dem Buch!«

Der kleine Junge greift nach der Hand seines Vaters und zeigt auf Peter. In der Mitte des Spielwarenladens gibt es einen Ausstellungstisch, auf dem Dutzende von Büchern liegen: druckfrische Ausgaben von Beas erstem Buch!

»Ich hasse es, im Rampenlicht zu stehen«, sagt Peter. »In dem Buch geht es um uns alle.«

Die anderen Hasen verdrehen die Augen.

Der Junge erzählt seinem Vater, was in dem Buch passiert. »Peter hat keinen Vater. Der wurde nämlich zu einer Pastete verarbeitet. Deshalb ist Peter auch immer so ungezogen …« Peter zieht den Kopf ein – warum halten ihn alle für ungezogen? Da erst entdeckt der Junge auch die anderen Hasen. »Und das da sind seine Schwestern – Flopsi, Mopsi und Wuschelpuschel!«

Der aufgeregte Junge zeigt der Reihe nach auf jedes der Hasenmädchen, verwechselt dabei aber Flopsi und Mopsi.

»Ich bin Flopsi!«, erklärt Flopsi.

»Und ich bin Mopsi!«, ruft auch ihre Schwester. »Warum werden wir ständig verwechselt? Wir sehen uns doch kein bisschen ähnlich.«

»Immerhin werdet ihr überhaupt erkannt«, seufzt Benjamin. Daraufhin tritt Wuschelpuschel ihm mit voller Absicht auf den Fuß, sodass er aufschreit.

»Und das dort ist Benjamin!«, ruft der Junge.

Nun ist Benjamin zufrieden. »Danke.«

Eine Frau nimmt eines der Bücher in die Hand und geht damit zur Kasse, wo auf einem großen Schild steht: 30% GEHEN AN DEN LANDSCHAFTSSCHUTZ.

»Sind Sie die Autorin?«, fragt die Kundin.

»Eigentlich ist es die Geschichte der Hasen«, stellt Bea richtig. »Ich habe sie nur aufgeschrieben. Und mein Ehemann hat sie gedruckt. Er ist der Verleger.«

»Nun, Verleger würde ich es nicht nennen«, wirft Thomas McGregor ein. »Ich habe lediglich unser Wohnzimmer in eine Werkstatt verwandelt, das Manuskript meiner Frau gesetzt, im Steindruckverfahren mit einer Fünf-Farben-Palette ihre Illustrationen eingefügt, außer denen vom Garten, bei denen mehr Grüntöne nötig waren …«

»Pssst«, raunt Bea ihm zu. »Verrate nicht all unsere Geheimnisse, Liebster. Es soll ein Rätsel bleiben.«

»Oh, das Buch ist jedenfalls wunderbar geworden«, sagt die Frau. »Sie malen die Hasen mit so viel Liebe.«

»Sie sind meine Familie«, erklärt Bea lächelnd und blickt zu Thomas und den Hasen. »Da kommt es von ganz allein. Und vielen Dank für Ihren Beitrag zu unserem Projekt. Das Geld kommt direkt der Erhaltung ihres natürlichen Lebensraums zugute.«

In diesem Moment klopft der Postbote ans Fenster, während er die Briefe in den Briefkasten steckt. Peter wuselt nach draußen, wo neben der Ladentür ein großes Werbeschild für das Buch Peter Hase steht. Als Peter hochspringt, um die Post zu holen, kommen zwei Hasenmädchen vorbei.

»Bist du nicht Peter?«, fragt eines von ihnen kichernd.

Peter schaltet sofort in seinen Flirtmodus. »Kommt ganz drauf an, wer fragt.«

»Sie«, sagt das zweite Hasenmädchen und deutet auf das erste. »Meine Freundin hier hat dich das gerade gefragt.«

»Dann bin ich euch vermutlich eine Antwort schuldig.« Lässig lehnt sich Peter an die Stange, an der das Werbeschild befestigt ist. Die gerät gefährlich ins Wanken, doch Peter ergreift sie blitzschnell, richtet sie wieder auf und lehnt sich ein zweites Mal lässig dagegen. Die beiden Hasenmädchen lachen.

»Du bist vielleicht komisch«, sagen sie.

»Unter anderem«, erwidert er, als die Stange erneut unter seinem Gewicht nachgibt und gegen eines der Fenster kippt. Die Glasscheibe geht kaputt, und Peter fällt auf den Boden. Dort versucht er sofort, eine coole Pose einzunehmen, während hinter der Scheibe Thomas’ wütendes Gesicht auftaucht.

»Peter!«

»Aha, du bist es wirklich!«, quiekt das erste Hasenmädchen.

Später an diesem Tag ist Thomas damit beschäftigt, die kaputte Glasscheibe mit Klebeband zu reparieren. Peter schaut ihm kleinlaut dabei zu.

»Es war bestimmt nur ein Unfall«, sagt Bea und geht in die Hocke, um Peter zu trösten.

»Es war kein Unfall!«, widerspricht Thomas grimmig. »Er macht ständig Unfug. Er weiß sich einfach nicht zu benehmen!«

»Hör nicht auf ihn«, flüstert Bea Peter zu. »Er hat dich lieb.«

»Er hört nie auf mich, das ist das Problem!«, faucht Thomas.

Bea sieht ihren Mann vorwurfsvoll an. Es gefällt ihr nicht, wenn er so über Peter redet, besonders nicht, wenn der Hase anwesend ist! Thomas dagegen sieht nicht ein, warum er nicht sagen darf, was er denkt. Hasen können die Sprache der Menschen sowieso nicht verstehen – das weiß jeder!

Allerdings sieht Thomas schnell ein, dass Bea nicht nachgeben wird. Er seufzt. »Aber natürlich habe ich dich lieb«, sagt er gestelzt zu Peter. »Eben so, wie ein erwachsener Mann einen Hasen im Teenageralter lieb hat.«

Mit hängendem Kopf hoppelt Peter zu den anderen Hasen.

»Ich hab es nicht gewollt!«, wiederholt Peter.

Benjamin, verständnisvoll wie immer, legt seinem Cousin tröstend einen Arm um die Schultern.

Bea wendet sich wieder dem Sortieren der Post zu. Dabei stößt sie auf einen auffälligen Umschlag, der an sie persönlich gerichtet ist.

»Was ist das? Vom Basil Jones-Verlag?«

Thomas’ Augen blitzen auf. Bevor er nach Windermere gezogen war, hatte er in London in der Spielzeugabteilung des berühmten Kaufhauses Harrods gearbeitet. Dort gibt es eine ganze Abteilung mit Büchern vom Basil Jones-Verlag. »Das war das letzte Display gewesen, das ich vor meiner Kündigung gestaltet habe.«

»Du meinst, bevor du gefeuert und mit Gewalt aus dem Kaufhaus geführt wurdest?«, ruft Bea ihm in Erinnerung, während sie immer noch verblüfft auf den Umschlag starrt.

»Ist doch Jacke wie Hose«, murrt Thomas.

»Von wegen, es war ein Nervenzusammenbruch«, korrigiert Bea sachlich.

»Aber jetzt geht es mir um Längen besser, stimmt’s?«, fragt ihr Mann, der auf ein Kompliment hofft.

Bea hat den Umschlag inzwischen aufgemacht und schnappt entgeistert nach Luft, als sie den Inhalt liest. »Er ist von Nigel Basil Jones persönlich! Er will mein Buch veröffentlichen, es in jedem Buchladen platzieren, Werbung dafür machen, es in verschiedene Sprachen übersetzen lassen …«

»Unglaublich!«, ruft Thomas lachend.

Bea liest weiter. »Er möchte, dass wir nach Gloucester kommen. Du auch. Er will das ›Genie‹ kennenlernen, das für die Illustrationen eine Fünf-Farben-Palette verwendet hat.«

»Außer für die Gartenszenen, für die mehr Grün …«, stellt Thomas richtig. »Aber … ja! Das ist super, Bea! Ein Traum wird wahr!«

Bea und Thomas fallen sich um den Hals und hüpfen gemeinsam so begeistert auf und ab, dass sie eine Auslage mit Puppen umstoßen.

Peter entgeht dieses Missgeschick nicht. »Aha, er darf Mist bauen, und kein Mensch schnauzt ihn an«, murmelt er, ohne das übermütig herumtanzende junge Ehepaar aus den Augen zu lassen. »Und jetzt kriegt er sogar einen Kuss! Aber das ist sowieso eklig, darum kann ich darauf auch verzichten, schätze ich.«

Als die Familie an diesem Abend nach Hause fährt, kann Bea über nichts anderes reden als über die großartige Chance, dass ihr Peter-Hase-Buch von einem großen Verlag veröffentlicht wird.

»Soll ich diesen Nigel anrufen? Oder ihm lieber schreiben?«, fragt sie verträumt. »Oder sollen wir vielleicht besser hinfahren, wie zufällig vorbeischauen und sagen: ›Oh, hallo, Nigel Basil Jones, wir waren zufällig gerade in der Nähe …‹ Nein, das würde zu übereifrig wirken. Ah, ich weiß! Ich werde sein Schreiben einfach ignorieren! Dann weiß er, dass ich eine ernst zu nehmende Autorin bin.«

Thomas strahlt. »Es ist schön, dich so aufgeregt zu sehen und so übermütig …«

»Oje, das Benzin geht zur Neige«, sagt Bea nach einem Blick auf die Tankanzeige.

»Stimmt, ich wollte heute tanken«, sagt Thomas. »Aber ich habe meine Arbeitshandschuhe vergessen, und wenn meine Hände nach Benzin stinken, muss ich ständig niesen.«

Bea verkneift sich ein Grinsen.

»Ich bin stolz auf dich«, fährt Thomas fort. »Du hast endlich deine Stimme gefunden; sie verdient es, gehört zu werden.«

»Ich liebe dich, Mr McGregor«, sagt Bea mit einem Lächeln.

Thomas sieht sie zärtlich an. »Und ich liebe dich, Mrs McG–«, beginnt er, doch Bea lässt ihn nicht ausreden.

»Papperlapapp!«

Thomas fällt ein, was Bea ihm zu diesem Thema bereits mehrfach erklärt hatte, und er zitiert sie: »Meinen Namen anzunehmen, würde das Patriarchat verfestigen.« Er seufzt. »Ich weiß.«

»Außerdem klingt McGregor nach einer Keksmarke«, ruft Bea ihm erneut in Erinnerung.

Der Land Rover, ein robuster Pick-up, biegt knirschend auf einen Feldweg ein und hält auf einen Birnbaum zu. Peter klopft an die Trennscheibe. Er und die anderen Hasen sind auf der Ladefläche mitgefahren. Sobald sie sich dem Baum nähern, huschen die Tierchen aufs Autodach.

»Bereit?«, ruft Bea. Im genau richtigen Moment tritt sie das Gaspedal durch, der Pick-up macht einen Satz, und die Hasen fliegen in die Luft. Mit ausgestreckten Pfoten pflücken sie etliche Birnen von den Ästen, bevor sie in einem großen, pelzigen Knäuel auf die Ladefläche zurückplumpsen, alle auf Benjamin.

»Iiih, dein Fuß ist in meinem Mund, Flopsi«, stöhnt Benjamin.

»Nein, es ist mein Fuß!«, ruft Mopsi entrüstet. »Wir sind unterschiedlich! Und von nun an werde ich dafür sorgen, dass jeder es merkt!«

»Ich auch«, stimmt Flopsi ihr zu.

»Ab sofort!«, rufen die Häschen wie aus einem Munde.

Sie versuchen es erneut.

»Jetzt!« Wieder rufen Mopsi und Flopsi es genau gleichzeitig.

»Jetzt!« Und wieder …

»Oje«, stöhnen sie wieder im gleichen Moment. »Wird nicht einfach werden.«

KAPITEL DREI