Petronella Apfelmus - 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus - Sabine Städing - E-Book

Petronella Apfelmus - 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus E-Book

Sabine Städing

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Beschreibung

Band 10 der beliebten Bestseller-Reihe rund um Apfelhexe Petronella Apfelmus


Der Dezember naht - und für Petronella Apfelmus und ihre Freunde beginnen die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest. Wie freut sich die Apfelhexe, als der Poststorch ihr einen magischen Adventskalender bringt, denn hinter seinen Türchen verbirgt sich so manche Überraschung! Auch Lea und Luis sind schon mächtig in Weihnachtsstimmung: Mit ihrer Klasse bereiten sie eine große Aufführung vor. Ganz gleich, ob Petronella das Apfelhaus festtagstauglich hext, die Apfelmännchen Geschenke basteln, Lucius die Weihnachtspost verteilt oder alle zusammen den Wichteln helfen: Für die Gartenbewohner gibt es jede Menge zu tun und zu erleben. Am 24.12. aber ist es dann endlich so weit: Das ersehnte, gemeinsame Weihnachtsfest kann beginnen!


Fantasievoll und weihnachtlich illustriert von SaBine Büchner

24 hexig-fantasievolle Geschichten helfen, das Warten auf Heiligabend zu verkürzen

Ein Quiz auf Antolin bietet eine besondere Motivation für Selbstleser:innen



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Seitenzahl: 174

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über die Autorin

Über die Illustratorin

Titel

Impressum

Am Abend vor dem 1. Dezember

1. Dezember

2. Dezember

3. Dezember

4. Dezember

5. Dezember

6. Dezember

7. Dezember

8. Dezember

9. Dezember

10. Dezember

11. Dezember

12. Dezember

13. Dezember

14. Dezember

15. Dezember

16. Dezember

17. Dezember

18. Dezember

19. Dezember

20. Dezember

21. Dezember

22. Dezember

23. Dezember

24. Dezember

Weitere Titel der Autorin

Petronella Apfelmus – Verhext und festgeklebt

Petronella Apfelmus – Zauberschlaf und Knallfroschchaos

Petronella Apfelmus – Schneeballschlacht und Wichtelstreiche

Petronella Apfelmus – Zauberhut und Bienenstich

Petronella Apfelmus – Hexenbuch und Schnüffelnase

Petronella Apfelmus – Schnattergans und Hexenhaus

Petronella Apfelmus – Hexenfest und Waldgeflüster

Petronella Apfelmus – Zaubertricks und Maulwurfshügel

Petronella Apfelmus – Eismagie und wilde Wichte

Petronella Apfelmus – Überraschungsfest für Lucius (Erstleser)

Petronella Apfelmus – Wer schleicht denn da durchs Erdbeerbeet? (Erstleser)

Petronella Apfelmus – Krawall im Hühnerstall (Erstleser)

Petronella Apfelmus – Mein weihnachtliches Back- und Bastelbuch

Petronella Apfelmus – Das Adventskalenderbuch

Über die Autorin

© Tomas Rodriguez

Sabine Städing (rechts), in Hamburg geboren, hat sich schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht. Inzwischen veröffentlicht sie erfolgreich Kinder- und Jugendbücher. Sie lebt immer noch im Norden, ganz in der Nähe von Hamburg

Über die Illustratorin

SaBine Büchner hat Kommunikationsdesign und Animation studiert und bereits zahlreiche Bücher illustriert sowie eigene Bilderbücher veröffentlicht, die mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurden. Sie lebt in Berlin.

Sabine Städing

Petronella Apfelmus

24 weihnachtliche Geschichtenaus dem Apfelhaus

Mit Illustrationen von SaBine Büchner

Originalausgabe

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG,

Schanzenstraße 6–20, 51063 Köln

Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung einer Illustration von © SaBine Büchner

Einband- und Umschlagmotiv: SaBine Büchner

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-2787-7

boje-verlag.de

www.lesejury.de

Am Abend vor dem 1. Dezember

Petronella Apfelmus hatte es sich gerade in ihrem Lieblingssessel gemütlich gemacht, als jemand mit lauten Hieben gegen die Tür klopfte.

»Nanu, wer kann das so spät noch sein?«, wunderte sie sich und öffnete die Tür.

Davor stand ein fremder Poststorch. »Wohnt hier Petronella Apfelmus?«, fragte er streng.

»Ganz recht«, antwortete die kleine Hexe.

»Sehr schön. Wenn Sie hier unterschreiben würden. Ich habe nämlich ein Paket für Sie.«

»Ein Paket?«, wunderte sich Petronella.

»Ja, ein Paket. Vielleicht könnten Sie sich mit der Unterschrift ein bisschen beeilen … Ich habe noch 13 weitere Pakete auszuliefern«, klapperte der Storch.

»Natürlich.« Petronella kritzelte ihren Namen auf die Empfangsbestätigung, und der Poststorch reichte ihr einen flachen Karton. »Ich wünsche einen guten Abend!«, klapperte er, spreizte die Flügel und flog davon.

»Wer war denn da noch so spät unterwegs?«, erkundigte sich Lucius. Der Hirschkäfer sah seine Freundin neugierig an.

»Der Poststorch hat ein Paket gebracht«, erklärte die kleine Hexe und schüttelte es vorsichtig. »Was mag da wohl drin sein?«

Auf Lucius’ Gesicht machte sich ein dickes Käferlächeln breit. Ihm genügte ein Blick, um zu wissen, was sich in dem Päckchen befand. »Ich weiß es«, summte er. »Und ich wette, du weißt es auch.«

Zuerst sah ihn Petronella verblüfft an. Doch dann lächelte sie ebenfalls. »Natürlich! Wie konnte ich das vergessen. Im Paket steckt ein Adventskalender! Ist morgen tatsächlich schon der 1. Dezember?«

Lucius nickte. »Ist es, auch wenn man es dem Wetter nicht anmerkt.«

Lea und Luis Kuchenbrand hatten nicht einen Augenblick vergessen, dass morgen der 1. Dezember war. Im Gegenteil. Sie konnten kaum abwarten, dass es endlich Abend wurde und ihre Mutter ihnen die Adventskalender ins Zimmer stellte. Zum Selberbasteln hatte diesmal die Zeit gefehlt, aber Lea und Luis liebten auch die Kalender mit Schokolade.

»Die Hauptsache ist, dass es mit jeder Tür ein Stückchen mehr Richtung Weihnachten geht«, meinte Luis.

Das fand Lea auch. Aber sie mochte es auch, sich das Bild auf dem Kalender immer wieder anzuschauen. Denn je häufiger sie hinschaute, desto weihnachtlicher wurde ihr zumute.

An diesem Abend brachte Frau Kuchenbrand zwei besonders große Adventskalender herein. Der eine zeigte eine verschneite Winterlandschaft mit Futterkrippe, kleinen Engeln, Reh und Hase. Auf dem anderen Kalender war ein Marktplatz abgebildet, mit Tannenbaum und Häusern ringsherum. Beide Kalender waren mit Glitzer bestreut, und weil letztes Jahr Luis zuerst an der Reihe gewesen war, durfte sich diesmal Lea den Kalender aussuchen. »Ich nehme den mit den kleinen Engeln und den süßen Tieren«, sagte sie.

Die Zwillinge stellten die Kalender so auf, dass sie sie bequem vom Bett aus sehen konnten. Danach kuschelten sich beide zufrieden unter ihre Decken.

»Ein bisschen fängt Weihnachten jetzt schon an«, sagte Lea und Luis nickte.

1. Dezember

Am Morgen, gleich nach dem Aufwachen, öffneten die Kinder das erste Türchen. Was war das für eine Überraschung, als sie keine Schokolade darin fanden, sondern ein feingezeichnetes kleines Bildchen. In Leas Kalender saß plötzlich eine dicke Taube im Vogelhaus und in Luis’ Kalender war ein Sack voller Maronen auf dem Markt ausgekippt.

Lächelnd kam Frau Kuchenbrand zu ihnen ins Zimmer. »Sind die nicht schön?«, fragte sie. »Wenn ihr ein Licht hinter den Kalender stellt, leuchten die Türchen, die ihr schon geöffnet habt.«

»Die sehen ganz nett aus. Aber Schokolade statt Bilder wäre auch nicht schlecht gewesen«, meinte Luis.

»Hm.« Ihre Mutter dachte einen Moment nach. »Wie wäre es, wenn ihr euch zu jedem Bild eine kleine Geschichte ausdenkt und sie mir erzählt? Und zur Belohnung gibt es dann etwas Süßes.«

»Super! Das ist eine gute Idee«, rief Lea.

»Echt jetzt?«, fragte Luis.

Doch seine Schwester legte schon los. »Meine dicke Taube war schon lange auf der Suche nach einem Vogelhäuschen. Denn leider ist sie so dick, dass sie in keines hineinpasst. Sie ist den ganzen Tag geflogen und war schon völlig erschöpft, bis sie endlich dieses Vogelhäuschen gefunden hat. Und weil sie so erschöpft war, haben es ihr die anderen Vögel gegönnt, dass sie sich endlich einmal sattessen kann.« Lea strahlte in die Runde.###

»Das war eine schöne Geschichte«, sagte ihre Mutter. »Ich besorge nachher ein paar Kleinigkeiten und heute Abend kannst du dir deine Belohnung abholen. Aber es ist wirklich nur eine winzige Kleinigkeit.«

»Das ist schon okay«, lachte Lea.

»Ist dir zu deinem Bild auch schon eine Geschichte eingefallen?«, fragte Frau Kuchenbrand ihren Sohn.

Luis schüttelte den Kopf. »Ich überlege noch«, sagte er.

»Okay«, lächelte seine Mutter und zog die Tür hinter sich zu.

»Das ist eine blöde Idee«, brummte Luis, nachdem seine Mutter das Zimmer verlassen hatte. »Was soll mir zu so einem winzigen Bild denn einfallen?«

Lea sah ihn aufmunternd an. »Du hast es ja noch nicht einmal versucht. Mir würde ganz viel dazu einfallen.«

»Zu einem Sack Kastanien?«, staunte Luis.

»Das sind Maronen. Esskastanien. Die hast du auch schon auf dem Weihnachtsmarkt gegessen. Geröstet schmecken sie echt lecker, und sie riechen so gut.«

Jetzt sah sich Luis den Kalender noch einmal genauer an. Dann grinste er. »Da geht ein Mann direkt auf den umgefallenen Sack zu. Ich wette, er rutscht auf den Maronen aus. Wedelt wie verrückt mit den Armen und haut damit die Orangen aus dem Korb vor dem Marktstand. Und dann rutschen noch viel mehr Marktbesucher aus, und alle stolpern durcheinander.«

Lea verdrehte die Augen. »Oder die Frau hinter ihm fängt ihn einfach auf, bevor er hinfällt.«

»Das geht auch«, meinte Luis. »Wäre aber nicht so lustig.«

»Aber viel weihnachtlicher«, sagte Lea. Dann sprang sie aus dem Bett. »Was meinst du? Ob Petronella auch einen Adventskalender hat?«

»Na, das wäre was!«, rief Luis und zog sich an wie der Blitz. »Los, lass uns nachsehen.«

»Jetzt? Es ist doch noch ganz dunkel«, gab Lea zu bedenken.

»Natürlich jetzt. Später müssen wir zur Schule.« Und schon sausten die Zwillinge los.

Sie kannten den Weg zu Petronellas Apfelbaum im Schlaf. Bereits drei Minuten später standen sie vor ihrem Baum und kletterten die magische Strickleiter hinauf. Dabei wurden sie mit jeder Leitersprosse kleiner und immer kleiner. Oben angekommen, klopfte Luis an die Tür des Apfelhauses.

»Ob sie noch schläft?«, fragte Lea.

»Ich glaube nicht. Hinter dem Fenster hat sich etwas bewegt.«

Und tatsächlich. Die Apfelhexe war schon auf den Beinen. Etwas verschlafen öffnete sie die Tür und war sehr überrascht, als die Zwillinge vor ihr standen.

»Nanu, was treibt euch denn so früh hierher?«, fragte sie.

»Wir müssen gleich zur Schule«, sagte Lea. »Aber vorher wollten wir dich fragen, ob du auch einen Adventskalender bekommen hast.«

Jetzt strahlte die kleine Hexe. »Das habe ich. Und ich wollte gerade das erste Türchen öffnen. Wenn ihr wollt, könnt ihr mir dabei zusehen.«

Natürlich wollten die Kinder. Sie folgten Petronella ins Haus und blieben erstaunt in der Tür zum Wohnzimmer stehen. Obwohl es erst der 1. Dezember war, sah es drinnen bereits recht weihnachtlich aus. Strohsterne und Tannengrün schmückten die Fenster, und auf einer Leine trockneten schon Mandarinen- und Apfelringe. Der Adventskalender hing an der Wand, gegenüber von Petronellas Lieblingssessel, sodass sie genau draufschauen konnte. Und er war wunderschön. Er sah beinah aus wie ein Schloss, mit goldenen Türmchen und 24 Türchen.

Begeistert betrachteten die Zwillinge das kleine Kunstwerk. Da reckte sich plötzlich die schwarze Katze, die auf dem Dach neben dem Schornstein saß und machte einen Buckel.

»Wow, hast du das gesehen?!« Luis war völlig aus dem Häuschen.

»Natürlich habe ich das gesehen«, grinste Lea entzückt.

Und auch Petronella konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Es ist ein ganz besonderer Kalender«, erklärte die Apfelhexe den Zwillingen. »Den gibt es nicht jedes Jahr. Aber ihr werdet gleich sehen.«

Gespannt beobachteten die Kinder, wie Petronella zu ihrem Kalender ging und anfing, das richtige Türchen zu suchen.

»Ah, hier haben wir es«, sagte sie schließlich und machte sich daran, es zu öffnen. Doch das war gar nicht so einfach. Entweder klemmte das Türchen, oder es war wirklich so fest verschlossen, dass Petronella einen Schraubenzieher zur Hilfe nehmen musste, um es zu öffnen. Ein freundliches Licht leuchtete ihnen entgegen und heraus schauten Petronellas Schwestern, die Wetterhexen. Sie lachten und winkten und sagten kein Wort.

Verblüfft sahen die Kinder Petronella an. »Da sind lebendige Bilder in deinem Kalender?«

Die kleine Hexe nickte. »Aber es steckt noch viel mehr darin. Denn hinter manchen Türen verbergen sich alte Freunde, die ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe, weil sie so weit entfernt wohnen. Durch den Kalender kann ist sie besuchen. Einfach so, ohne lange zu reisen. Nur an diesem einen Tag und nicht länger als für 24 Stunden. Alles, was man dafür tun muss, ist, auf die kleine Leiter zu steigen und durch das Fenster zu klettern.« Petronella deutete auf ein Leiterchen neben der Haustür des Kalenders.

»Wahnsinn«, murmelte Luis. »Das heißt, du könntest jetzt sofort deine Schwestern besuchen? Und müsstest nicht auf den Besen steigen und dich mit dem miesen Maul abärgern?«

»So ist es«, lachte Petronella. »Aber ich werde sie heute nicht besuchen. Wir haben uns ja gerade erst gesehen, und ich habe jede Menge anderer Dinge zu tun. Diesmal wird das Weihnachtsfest nämlich eine Nummer größer werden. Lucius und die Apfelmännchen haben ihre Verwandten eingeladen, und ein paar Gartenzwerge haben auch zugesagt.« Die Apfelhexe lächelte.

Lea und Luis sahen sie mit glänzenden Augen an. »Dürfen wir auch kommen?«, fragte Lea.

»Natürlich dürft ihr kommen!« Jetzt lachte Petronella so breit, dass sich ihr kleiner Wackelzahn über die Oberlippe schob.

»Juhu!«, riefen die Zwillinge. Mit einem Schlag war die Vorfreude auf Weihnachten noch ein Stückchen größer geworden.

2. Dezember

Gurkenhuts Wohnung lag gut versteckt zwischen den Wurzeln eines alten Apfelbaums. Noch war alles still im Garten, doch wenn man das Ohr an den Stamm des Baumes legte, war ein kleines Geräusch zu hören. Denn der Holzwurm, der unter der Rinde gleich hinter Gurkenhuts Bett wohnte, klopfte genau sechs Mal.

Sofort wachte der Chef der Apfelmännchen auf. Er gähnte und reckte sich und sprang aus dem Bett. Obwohl es draußen noch dunkel war, hatte er die allerbeste Laune. Wie immer, wenn es reichlich zu tun gab. Doch heute wartete eine besonders schöne Arbeit auf ihn: die Herstellung des Weihnachtsschmucks!

Gurkenhut stellte einen Wasserkessel auf den Herd und ging nach nebenan in seine kleine Holzwerkstatt. Ein herrlicher Duft von Holz und Farbe umfing ihn. In den Regalen drängten sich die Figuren, die er und seine Kollegen in den letzten Wochen gedrechselt und geschnitzt hatten. Da standen Apfelmännchen neben einem Waldschrat und mehreren kleinen Hexen. Es gab die Zaubermühle, das Müllerhaus und die Zwillinge. Und es gab Feen, Kobolde und knorzige Trolle. Auch Bommel, der Karpfen, und die fünf Hühner durften nicht fehlen. Gurkenhut war eben ein Meister im Drechseln und Schnitzen, und auch die anderen Apfelmännchen waren sehr begabt.

Da pfiff der Wasserkessel auf dem Herd, und Gurkenhut eilte zurück in die Küche, um eine Kanne Früchtetee aufzugießen. Er hatte die Kanne gerade abgestellt, als er plötzlich ein lautes Poltern aus dem Wohnzimmer hörte. Die Haustür war noch verschlossen, und Gurkenhut konnte sich nicht erklären, woher das Geräusch kam. Da polterte es zum zweiten Mal.

»Wer ist da?!«, rief der Apfelmann grimmig und stand mit einem Satz in seinem Wohnzimmer.

»Ich bin hier!«, antwortete eine klägliche Stimme und Spargelzahn kroch kleinlaut hinter dem Sofa hervor.

»Potzblitz, weshalb versteckst du dich hinter meinem Sofa?!«, fuhr Gurkenhut ihn an.

»Ich verstecke mich nicht, ich dachte, wir wären hier zum Arbeiten verabredet«, erwiderte Spargelzahn beleidigt. »Aber wenn ihr meine Hilfe nicht braucht, kann ich ja wieder gehen.« Das Apfelmännchen deutete auf eine schmale, flimmernde Tür, die ganz plötzlich zwischen zwei Bücherregalen in Gurkenhuts Wohnzimmer erschienen war.

»Du hast also einen magischen Adventskalender bekommen«, knurrte Gurkenhut. »Und ich dachte, ein paar Grimmbärte wollten über meine Vorräte herfallen.«

Über Spargelzahns Gesicht lief ein Lächeln. »Ganz recht. Ich hatte Glück und habe endlich wieder diesen unglaublichen Kalender bekommen.«

»Trotzdem hättest du anklopfen oder zu Fuß kommen können«, brummte Gurkenhut. »Schließlich wohnst du keine drei Apfelbäume weiter.«

»Wie langweilig wäre das, wenn man die Möglichkeit hat, durch den Kalender zu reisen?!«, rief Spargelzahn.

»Da ist was dran«, nickte Gurkenhut. »Die anderen werden auch jeden Moment hier sein.«

Da klopfte es auch schon an der Tür. Karottenwams, Bohnenhals und Rübenbach kamen herein und waren erstaunt, dass Spargelzahn bereits da war.

»Ich habe fünf Minuten vor deiner Tür gestanden und auf dich gewartet«, sagte Bohnenhals vorwurfsvoll.

»Tut mir leid, ich bin durch den Kalender gerutscht«, grinste Spargelzahn.

»Du reist von drei Bäumen weiter hierher?«, fragte Rübenbach verblüfft.

»Natürlich«, lachte Spargelzahn. »Man kann sich schließlich nicht aussuchen, welche Reise der Kalender für einen bereithält.«

»Alter Angeber«, brummte Karottenwams, der selbst fest damit gerechnet hatte, dieses Jahr einen magischen Adventskalender zu bekommen.

»Wenn nun alle da sind, können wir mit dem Bemalen der Figuren anfangen«, sagte Gurkenhut und beendete damit die Diskussion. Er reichte jedem Apfelmännchen einen Teebecher und trug höchstpersönlich die Teekanne in die Werkstatt.

»Mir gefällt der Waldschrat am besten«, erklärte Spargelzahn nach einem Blick ins Regal. »Er sieht aus, als wäre er direkt aus dem Haspelwald gesprungen.«

»Wir sind aber auch nicht schlecht getroffen«, lachte Rübenbach und nahm eins der dünnen Holz-Apfelmännchen aus dem Regal.

»Noch besser werden sie aussehen, wenn sie erst angemalt sind. Und jetzt ran an die Arbeit!« Gurkenhut klatschte in die Hände.

Der Vormittag verging wie im Flug. Vor dem Bemalen wurden die Figuren mit Holzbeize grundiert und mit einem Hauch Wüstenwind getrocknet. Dann kam die Farbe. Zuerst mit groben, dann mit immer feineren Pinseln malten die Apfelmännchen die Figuren an und verwandelten sie so in kleine Kunstwerke. Zwischendurch war Bohnenhals zwar etwas ungeduldig geworden und hatte die Feenkönigin einfach in goldene Farbe getaucht. Doch im Großen und Ganzen gaben sich alle viel Mühe. Zu guter Letzt strich noch mal eine Brise Wüstenwind darüber, und die Figuren waren fertig.

»Sehen sie nicht wunderbar aus?«, fragte Karottenwams und hängte eine Petronella zu den anderen Figuren in einen kahlen Ast, den Gurkenhut extra dafür aufgestellt hatte.

»Ich glaube, wir können zufrieden sein«, nickte Gurkenhut. »Aber jetzt müssen wir sie einpacken, damit uns die Figuren bis Weihnachten nicht einstauben.«

Die anderen Apfelmännchen sahen sich an. Allmählich bekamen sie Hunger. Ob die Arbeit nicht ein wenig warten konnte? »Wie sieht es denn mit einer Mittagspause aus?«, erkundigte sich Rübenbach.

»Ja, die haben wir uns verdient«, nickten Spargelzahn und Bohnenhals eifrig.

Verlegen sah der Chef der Apfelmännchen seine Männer an. »Tja, da habt ihr wohl recht. Leider habe ich außer getrockneten Steinpilzen nichts Essbares im Haus …«

»Heißt das, wir sollen den Gürtel enger schnallen und weiterarbeiten?«, empörte sich Rübenbach.

»Ich könnte euch noch einen Früchtetee kochen«, bot Gurkenhut an.

Doch die anderen schüttelten den Kopf. Da klopfte jemand an die Fensterscheibe der Werkstatt, die gerade so zwischen den Wurzeln des Apfelbaums herausschaute, und Petronella lugte zu ihnen herein. »Hier steckt ihr also«, lachte sie. »Bei mir gibt es Kartoffelsuppe und Streifenpudding. Ihr seid herzlich eingeladen! In fünf Minuten wird gegessen. Also beeilt euch, wenn ihr mitessen wollt.« Und mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte zurück zu ihrem Apfelbaum.

»Ich habe es ja gewusst. Petronella hat den siebten Sinn«, freute sich Spargelzahn.

Fünf Minuten später saßen sie alle zusammen in Petronellas Wohnzimmer und ließen sich die Kartoffelsuppe schmecken.

»Woran habt ihr denn gearbeitet?«, erkundigte sich die Apfelhexe.

»Och …« Gurkenhut legte einen Finger an die Lippen.

»Ich verstehe«, lächelte Petronella.

»Und ich sehe etwas«, summte Lucius und deutete aus dem Fenster.

Gurkenhut verschluckte sich beinah an seiner Kartoffelsuppe, als er nach draußen sah. Und auch den anderen verschlug es beim Blick aus dem Fenster die Sprache.

»Das sind Eddie und Freddie, die Eichhörnchenkinder. Wer hat das Fenster zur Werkstatt offen gelassen?«, rief Gurkenhut.

»Ich wollte bloß lüften«, verteidigte sich Karottenwams.

»Wenn ich die Burschen in die Finger bekomme!«, schimpfte Spargelzahn, und die Apfelmännchen stürmten zur Tür.

Petronella lachte. Denn im Apfelbaum gegenüber schaukelten die gerade bemalten Figuren lustig im Wind.

»Sind die aber schön geworden!«, rief die kleine Hexe.

»Weggucken!«, donnerte Gurkenhut und schloss sich den anderen an.

Petronella lächelte. »Ich halte euch die Suppe warm«, sagte sie einfach und stellte den Topf zurück auf den Herd.

3. Dezember

 

Petronellas Adventskalender war eine zauberhafte Angelegenheit. Auch wenn sich nicht hinter jedem Fenster ein alter Bekannter versteckte. Gestern hatte zum Beispiel ein Milchtopf mit Mandelmilch im Kalender gestanden. Heute aber gab es wieder die Gelegenheit, einen Freund zu besuchen. Gespannt blickte der Petronella mit einem großen Fernrohr aus dem Kalender entgegen. »Beim blubbernden Blasentank! Wenn das nicht Enno Sternison ist. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?«

Neugierig sah Lucius der kleinen Hexe über die Schulter. »Ein alter Freund von dir?«

Petronella nickte. »Ein sehr alter Freund.«

»Ich wusste nicht, dass auch Seemänner zu deinen Freunden zählen«, wunderte sich der Hirschkäfer.

»Enno ist kein Seemann. Er ist Leuchtturmwärter und einer der besten Sternengucker, die ich kenne.«

Die Apfelhexe zog sich einen gelben Regenmantel über und setzte ihren wetterfesten Hexenhut auf. »Ich werde ihm sofort einen Besuch abstatten. Wie wunderbar, dass mich der Kalender an diesen lieben Freund erinnert.« Und mit diesen Worten trat Petronella vor den Adventskalender und berührte die hölzerne Leiter, die daran befestigt war. Sofort stand sie, klein wie ein Käfer, auf der untersten Stufe. Wie von Geisterhand glitt die Leiter zum richtigen Fenster. Die kleine Hexe kletterte eilig hinauf. Sie schob Enno ein Stück beiseite, steckte den Kopf zum Fenster hinein und war, schwupp, darin verschwunden.

War das ein Sausen und Brausen, als Petronella durch den Adventskalender rutschte. Sie wurde tüchtig durchgeschüttelt, doch gleich darauf stand sie in voller Hexengröße in einem runden Raum. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick über die Nordsee. Der rot-weiß gestreifte Leuchtturm stand auf einem flachen Felsen, der bis ins Meer hineinreichte. Bei Ebbe, wenn sich das Wasser zurückzog, konnte man den Felsen sehen, auf dem er stand. Aber bei Flut hatte man den Eindruck, mitten im schäumenden Meer zu stehen.

Enno Sternison wohnte auf der vorletzten Etage des Turms und hatte sich dort gemütlich eingerichtet. Es gab jede Menge Karten und Bücher. Ein altes Fischernetz unter der Decke und ein Teleskop, mit dem man in die Sterne oder weit übers Meer blicken konnte.

Enno Sternison blickte gerade über die Nordsee, als er ein leises Räuspern hörte. Er sah sich um, und da stand Petronella mitten im Raum und strahlte ihn an.

»Petronella!?«, rief Enno erstaunt. »Wie kommst du denn hierher?«

»Dreimal darfst du raten«, lachte die kleine Hexe. »Kleiner Tipp, heute ist der 3. Dezember.«

»Der magische Adventskalender! Den hatte ich glatt vergessen.« Enno Sternison sah seine alte Freundin lächelnd an. »Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen«, sagte er herzlich und schaute schnell noch einmal durch sein Teleskop.

»Bitte, nimm doch Platz. Darf ich dir vielleicht einen Tee anbieten?« Und schon wieder blickte der alte Mann durch das Fernrohr.

Petronella runzelte die Stirn. »Ist alles in Ordnung?«

»Ich bin mir nicht sicher«, murmelte der Leuchtturmwärter. »Aber ich glaube, im alten Schiffswrack, das dort draußen vor der Sandbank liegt, hat sich ein Seehund verfangen. Die Flut läuft gerade auf, und wenn er sich nicht befreien kann, könnte er ertrinken.«