Pferdeflüsterer-Mädchen, Band 3: Das verbotene Turnier - Gina Mayer - E-Book

Pferdeflüsterer-Mädchen, Band 3: Das verbotene Turnier E-Book

Gina Mayer

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Beschreibung

Auf den Klippen am Meer steht ein alter Hof – die Ocean Ranch. Hier lernt Ruby die Sprache der Pferde. Ruby ist entsetzt: Auf dem Nachbargrundstück der Ocean Ranch soll ein Flughafen entstehen! Das wäre das Aus für den Hof, denn die Pferde könnten den Lärm nicht ertragen. Doch der Besitzer des Grundstücks schlägt Ruby einen fiesen Deal vor: Wenn sie an seinem Reitturnier teilnimmt und gewinnt, wird der Flughafen nicht gebaut. Nun ist Ruby in der Zwickmühle, denn Turniere sind für Pferdeflüsterer streng tabu! Die neue Pferdeflüsterer-Reihe von Bestseller-Autorin Gina Mayer für Kinder ab 8 Jahren Entdecke alle Abenteuer der Reihe: Band 1: Rubys Entscheidung Band 2: Ein großer Traum Band 3: Das verbotene Turnier Band 4: Das kleine Wunder

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2021Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag© 2021 Ravensburger VerlagText: Gina MayerVermittelt durch die Literaturagentur Arteaga, BerlinIllustrationen: Florentine PrechtelCoverzeichnungen: Florentine PrechtelUmschlaggestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg,unter Verwendung von Bildern von© Abramova Kseniya / Shutterstock (Pferd);© Andrey_Arkusha / AdobeStock (Mädchen);© Helen Hotson / Shutterstock (Landschaft, Berge);© StevanZZ / Shutterstock (Landschaft);© ValekStudio / Shutterstock (Textur Lichter);© Paladin 12 / Shutterstock (Textur 2)Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN 978-3-473-51091-7www.ravensburger.de

Das Wasser tropfte von Rubys Reithelm in ihren Nackenausschnitt. Ihr Rücken war schon ganz nass. Und ihre Reithosen klebten an ihren Beinen.

Fantasys Fell, das normalerweise weiß wie Schnee war, war grau vom Regen. Die schönen schlanken Beine der Stute waren von Schlammspritzern überzogen, genau wie Rubys Reitstiefel.

„Es reicht.“ Patrice wischte sich das Wasser aus dem Bart. Eine sinnlose Geste, es fiel ja immer wieder neuer Regen vom Himmel. Die ganze Woche schüttete es schon wie aus Kübeln.

„So ist das, wenn man in England lebt“, hatte Rubys Mutter am Morgen trübsinnig bemerkt.

Aber das hatte Ruby nicht gelten lassen. „In Berlin war das Wetter im November auch nicht besser.“

Dort hatten sie und ihre Mum vor wenigen Monaten nämlich noch gewohnt, bevor sie mit Sack und Pack nach Bickerick in Cornwall gezogen waren. Jetzt hatte Ruby eine neue Schule und – noch viel wichtiger – einen neuen Reiterhof.

Auf der Ocean Ranch fand jeden Dienstagnachmittag um vier eine Reitstunde für alle statt. Und zwar draußen im Freien, egal bei welchem Wetter. Doch heute kapitulierte selbst Patrice vor dem Dauerregen.

„Wir brechen ab“, sagte er. „Bevor wir alle ertrinken.“ Der Besitzer der Ocean Ranch hatte einen unverkennbar französischen Akzent – Patrice stammte ursprünglich aus Quebec im französischsprachigen Teil Kanadas.

„Aber jetzt sind wir doch eh alle nass“, sagte Amanda. „Da können wir auch weitermachen.“

Dottie, die gefleckte Stute, auf deren Rücken Amanda saß, schien ganz ihrer Meinung zu sein. Sie schnupperte interessiert an dem Matsch, in dem ihre Hufe versunken waren, und ließ den Schweif dabei hin und her schwingen.

Patrice schüttelte den Kopf. „Der Platz ist viel zu aufgeweicht. Am Ende rutscht noch eins der Pferde aus.“ Bevor einer der vier Reiter widersprechen konnte, ging er zum Tor und zog es auf. „Bitte schön.“ Er nickte Simon auffordernd zu.

„Wie du meinst.“ Simon tätschelte den nassen Hals seines Wallachs Sultan. „Vielleicht sollten wir den Round-Pen überdachen“, schlug er vor, während er vom Platz ritt. „Dann könnten wir auch bei Regen hier reiten.“

„Patrice hat eine viel bessere Idee“, sagte Amir, der neben Ruby aus dem Sattel sprang und nach den Zügeln seines Quarter Horses griff.

„Das ist noch nicht spruchreif.“ Der Besitzer der Ocean Ranch warf Amir einen warnenden Blick zu, während er das Regenwasser aus dem Haarknoten drückte, zu dem er seine dunklen Haare zusammengeschlungen hatte.

„Was für eine Idee?“, fragte Simon neugierig.

„Sag doch mal!“, drängte nun auch Ruby.

Es war typisch, dass sie Patrice jedes Wort aus der Nase ziehen mussten. Er war total wortkarg und einsilbig. Mit Menschen hatte er oft Schwierigkeiten, dafür konnte er super mit Pferden umgehen.

Deshalb war er ja auch Pferdeflüsterer geworden und arbeitete mit verstörten oder traumatisierten Pferden. Die Besitzer zahlten Patrice viel Geld dafür, dass er ihre Tiere dazu brachte, sich wieder reiten zu lassen oder einen Hänger zu besteigen, ohne vorher den ganzen Pferdetransporter zu zerlegen.

Manchmal kaufte Patrice auch Pferde, die misshandelt oder vernachlässigt worden waren. Und dann arbeitete er so lange mit ihnen, bis sie das Vertrauen zu den Menschen wiederfanden.

In den wenigen Wochen, die Ruby seither in der Ocean Ranch geritten war, hatte sie mehr über den Umgang mit Tieren gelernt als in all den Jahren zuvor in ihrem früheren Reitstall.

„Später.“ Das war alles, was sie aus Patrice rauskriegten.

Der Pferdetrainer klopfte zärtlich auf Fantasys nassen weißen Hals, als Ruby die Stute an ihm vorbeiführte. Danach drehte er sich um und ging durch den Regen weg. Er hinkte ein bisschen. Seit er sein rechtes Bein bei einem Unfall verloren hatte, trug er eine Prothese.

„Dann erzähl du mal, Amir.“ Ruby wischte sich eine klatschnasse Haarsträhne aus der Stirn. „Du scheinst ja Bescheid zu wissen.“

Alle Augen richteten sich nun auf den großen Jungen mit den fast blauschwarzen Haaren, der mit seinem Quarter Horse vor dem Round-Pen stehen geblieben war.

Amir zögerte einen Moment lang. „Ich weiß nicht …“ Er blickte Patrice nach, der gerade hinter dem Stall verschwand.

„Komm schon!“, sagte Simon. „Sonst fragen wir Kelly. Die erzählt es uns bestimmt.“

„Das stimmt.“ Amir grinste. „Es ist ja auch kein Geheimnis. Patrice und Kelly wollen bauen. Sie hätten gerne eine große Halle, in der Patrice auch im Winter mit den Pferden trainieren kann. Und in der dann auch die Reitstunden stattfinden können. Die jetzige Halle wird ja eigentlich immer von Kelly und ihren Patienten belegt.“

Kelly arbeitete als Reittherapeutin und hatte sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Ihre Praxis lief richtig gut – Kelly war über Monate ausgebucht und hatte eine lange Warteliste.

Ihre Therapiestunden fanden in der kleinen Reithalle neben dem Stall statt, sodass Patrice mit seinen Pferden eigentlich immer im Freien arbeiten musste. In den Sommermonaten war das kein Problem gewesen, aber im Winter würde es schwierig werden.

„Und wo soll die Halle hin?“ Amanda schob ihre Nickelbrille nach oben. Es war erstaunlich, dass sie durch die nassen Gläser überhaupt noch irgendwas sehen konnte. „Hier ist doch schon alles voll.“

Damit hatte sie wirklich recht. Auf dem Bauernhofgelände drängten sich ein mit Reet gedecktes Steinhaus, in dem Patrice und Kelly wohnten, die kleine Reithalle, eine Scheune und der lang gezogene, moderne Stall. Dahinter lagen die Pferdeweiden und der Reitplatz, auf dem sie gerade trainiert hatten.

„Sie haben an das Grundstück dort hinten gedacht.“ Amir zeigte auf das freie Feld neben der Koppel, auf der die Wallache und Hengste grasten.

„Ich wusste gar nicht, dass das noch zur Ranch gehört“, sagte Simon.

„Tut es auch nicht. Patrice will es dazukaufen“, erklärte Amir. Dann legte er den Kopf schief und schaute Ruby an, deren Herz prompt einen kleinen Sprung machte. Mit seinen glänzenden dunklen Haaren und den pechschwarzen Augen sah Amir so unglaublich gut aus. Noch vor zwei Wochen war sie überzeugt gewesen, dass er sie nicht ausstehen konnte, aber das stimmte nicht. Er mochte sie sogar richtig gern. „Sollen wir noch ausreiten?“, fragte er sie.

„Super Idee“, sagte Amanda, bevor Ruby etwas erwidern konnte. „Nasser, als wir sind, können wir nicht mehr werden.“

Simon räusperte sich und Amanda wurde von einem Moment auf den anderen knallrot.

„Oh“, sagte sie betreten. „Wolltet ihr lieber allein los? Also, ich meine … zu zweit?“

„Quatsch.“ Ruby schüttelte den Kopf, obwohl sie schon lieber mit Amir allein gewesen wäre. „Kommst du auch mit, Simon?“

„Klar“, sagte Amir an Simons Stelle. „Gleich kommt die Sonne raus, ich hab das im Gefühl.“

Simon schüttelte die Regentropfen aus seinen roten Haaren und blickte zweifelnd zum Himmel. Die dicken Wolken hingen so tief, sie berührten fast die Baumwipfel.

„Okay“, sagte er dann.

Amir hatte tatsächlich recht gehabt. Als die vier Reiter den Strand erreichten, brachen die Wolken plötzlich auf. Die Sonne tauchte das Meer und die weiten Dünen in ein fast unwirkliches goldenes Licht. Sie ließen die Zügel locker und die Pferde galoppierten über den nassen Sand.

Ruby jubelte vor Glück, als der Wind ihre langen Haare nach hinten blies. Die Möwen, die kreuz und quer übers Meer schossen, kreischten laut, als wollten sie ihr zustimmen.

Sie ritten bis zu den Felsen, die die weite Bucht beschränkten, dann trabten sie langsam wieder zurück.

Ruby sog die salzige Seeluftmit vollen Zügen ein. Der Reitunterricht, den Patrice ihnen jede Woche gab, war wirklich gut. Sie konnte immer besser mit Pferden kommunizieren, ohne Gewalt, ohne Druck, ohne die Tiere auch nur zu berühren.

Aber am besten war das hier: die freien Ausritte am Strand oder über die Wiesen, mit Amir und den anderen. Obwohl Ruby in Deutschland schon jahrelang geritten war, hatte es eine ganze Weile gedauert, bis Patrice ihr erlaubt hatte, mit Fantasy ins Gelände zu gehen. Was Ruby in ihrem alten Reitstall über den Umgang mit Pferden gelernt hatte, entsprach seinen Vorstellungen leider überhaupt nicht.

„Guckt mal, da vorn ist Kelly!“, rief Amanda, als sie fast den schmalen Pfad erreicht hatten, der nach oben auf die Klippen und zurück zur Ranch führte.

Patrices Freundin trug eine ausgewaschene Latzhose über einem karierten Männerhemd und eine bunte Wollmütze auf den blonden Locken. Sie führte ein braunes Pferd mit einer weißen Blesse am Halfter, auf dessen Rücken ein Mädchen saß. Und neben ihr trottete ein großer struppiger Schäferhund.

„Mit Emily und Arthur.“ Ruby winkte der kleinen Gruppe zu.

Kelly winkte zurück, und nach einer Weile hob auch Emily den Arm und grüßte zu ihnen herüber. Kelly musste ihr gesagt haben, dass Ruby und die anderen auf sie zukamen, Emily war nämlich blind.

Arthur, der Schäferhund, hatte sie inzwischen ebenfalls entdeckt. Er bellte laut und raste schwanzwedelnd auf sie zu.

„Hallo, ihr vier!“, begrüßte Kelly sie, als sie sie kurz darauf erreicht hatten. „Genießt ihr die Regenpause?“

„Es ist megaschön hier unten, oder?“ Emily reckte das Gesicht in die Sonne.

„Aber du siehst doch gar nichts“, platzte Simon heraus.

Amanda beugte sich im Sattel zu ihm rüber und boxte ihn gegen die Schulter. Ruby verdrehte die Augen. Manchmal konnte Simon echt taktlos sein.

„Na und?“ Zum Glück schien Emily überhaupt nicht beleidigt zu sein. „Ich höre die Möwen und Arthur und das Meer und das Hufgetrappel. Und ich spüre den Wind und die Sonne in meinem Gesicht.“

Kelly legte ihre Hand auf Emilys Hände, die auf dem Sattelknauf ruhten, und drückte sie. Sie lächelte Emily voller Stolz an, was diese natürlich ebenfalls nicht sehen konnte, aber Ruby war sich sicher, dass sie auch das spürte.

Als ihre Eltern Emily vor ein paar Wochen auf die Ocean Ranch gebracht hatten, hatte sie sich mit Händen und Füßen gegen eine Therapie bei Kelly gewehrt. Doch sobald sie einmal im Sattel gesessen hatte, hatte sie den Widerstand aufgegeben. Emily liebte Pferde und das Reiten, genau wie Ruby, Amir, Simon und Amanda. Und dafür, dass sie erst seit Kurzem ritt, konnte sie es schon richtig gut.

„Wo seid ihr denn hingeritten?“, wandte Emily sich an die vier Freunde.

„Nur bis zum Ende der Bucht“, sagte Ruby. „Unser Reitunterricht ist nämlich ins Wasser gefallen.“

„Ich würde auch gerne mal zum Ende der Bucht reiten“, flüsterte Emily.

„Aber das tust du doch“, sagte Kelly.

„Nein, ich meine, zusammen mit den anderen. Ohne dass jemand Marlon führt.“

„Das kommt noch, Emily“, sagte Kelly. „Sei mal nicht so ungeduldig.“

Ruby wechselte einen überraschten Blick mit Simon. War das Kellys Ernst? Dachte sie wirklich, dass Emily irgendwann mit ihnen über den Strand galoppieren könnte? Obwohl sie nichts sehen konnte?

Vielleicht hatte Kelly das auch nur gesagt, um Emily zu trösten, dachte Ruby.

Der Sonnenschein war leider nicht von Dauer. Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken wieder zu einer dicken Decke zusammengezogen.

Als Ruby vor der Bickerick Primary School vom Rad sprang, begann es zu nieseln. Sie zog ihre Kapuze über die dunklen Haare. Zumindest war sie noch trocken zur Schule gekommen.

„Hi, Ruby!“ Simon schloss gerade sein Fahrrad ab.

„Hallo!“ Ruby schob ihr Rad in den Ständer. „So ein Sauwetter. Wenn der Winter bloß schon wieder vorbei wäre.“

„Alles eine Frage der richtigen Kleidung.“