Phantaplanta - Gabriele Mitterbauer - E-Book

Phantaplanta E-Book

Gabriele Mitterbauer

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Beschreibung

Hauptdarsteller sind die Floras = Pflanzen, im grünen Himmel - kann es wegen des Knackens des Chemiecodes = Pflanzensprache, erstmalig gelingen, zu verstehen was Pflanzen ausdrücken? Das längste Abenteuer dieses Planeten ist die Evolution. Dieser Vorgang wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern in einem unterirdischen Labor beschleunigt. Das tüftelige Spiel und all die Späße, Streitereien, Ideen und Zauberei lassen das Leben der Floras beim Lesen lebendig werden. Im rechten Eck entsteht ein Wesen - schau es dir mit Daumenkino an. Die fantastischen Illustrationen verlocken zum Eintauchen in diese Geschichte.

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Vorgeschichte

»Vor 3 000 000 000 − drei Milliarden − Jahren waren Bakterien auf der Erde unter sich. Noch einmal 1 500 000 000 − eine Milliarde und fünfhundert Tausend − Jahre davor, also vor 4 500 000 000 − vier Komma fünf Milliarden − Jahren, ist die Erde entstanden. Kann sein aus einem explodierten Stern. So weit zurück in die Geschichte müssen wir nicht, wenn wir zu den ersten Lebewesen auf diesem Planeten kommen wollen, den Pflanzen. Heute möchte ich ein spezielles Thema vorstellen: Der Code, die Sprache der Pflanzen, er besteht aus 3 000 − drei Tausend − Chemikalien.«

Im Labor steht eine Person, komplett in einem weißen Overall gekleidet, und schreibt die Symbole von unterschiedlichen Chemikalien wie C für Kohlenstoff, H für Wasserstoff auf ein Whiteboard, dabei spricht sie sehr schnell. Außerdem schreibt sie so eigenartig, dass die einzelnen Buchstaben schwer zu erkennen sind. Sie ist keine Schönschreiberin, das ist klar.

Seit Jahren tüfteln Biologinnen und Biologen daran die Sprache der Pflanzen in menschliche Sprachen zu übersetzen. Allen voran Frau Dok− tora Igsypsilon, die mit ihrem Team einen Großteil der Chemikalien für uns Menschen verständlicher gemacht hat.

»Dies ist erst der Anfang. Bis jetzt haben wir 1/3 − ein Drittel − der Chemikalien entschlüsseln können«, meint sie in dem Interview und macht dabei mit ihren Armen Gesten in der Luft. Sie sieht in ihrem weißen Overall aus, als wolle sie abheben.

»Viele Geheimnisse der Pflanzenwelt sind uns Menschen, trotz dieser wichtigen Entschlüsselung, der sogenannten Pflanzensprache, immer noch ein Rätsel. Wir sind bei unseren Forschungen auch öfters in Sackgassen gelandet. Eine unserer Sackgassen möchte ich nennen. Wenn du ein Wort einer anderen Sprache ins Deutsche übersetzt und dann so etwas wie üöttp als Ergebnis der Übersetzung herauskommt. Das uöttp sagt uns nur, dass es dieses Wort bis jetzt im Deutschen nicht gibt. Dann heißt es für uns wieder einen neuen Übersetzungsweg zu finden. Diese komplizierten Übersetzungen sind für mich einer der spannendsten Bereiche der Forschung, weil wir auch immer wieder Erfolge erleben.«

Frau Dr. Igsypsilon lächelt und verabschiedet sich sehr schnell. Dabei übergibt sie ihr neuestes Fachbuch. Im Weggehen hört sie das Dankeschön für dieses Interview, dreht sich um und meint: »Gerne habe ich das Interview gegeben, es ging ja um mein Lieblingsthema, die Pflanzensprache. Vielleicht können wir uns in Zukunft auch in der Pflanzensprache ausdrücken?«

Lachend geht sie und wird immer schneller bis sie läuft − in Richtung Labor.

Die Erkenntnisse von Dr. Igsypsilon und ihrem Team fließen in diesen Fantasieroman ein. Für Begriffe, die in der Geschichte erstmals verwendet werden, ist im Anhang eine Erklärung vorhanden.

Die Lebewesen der Geschichte

– 1 –

Die Verflorung – oder ein Pflanzentreffen

An diesem Platz lässt sich die Weite des Tals, durch das üppige Grün, nicht sofort erkennen. So ein bei-all-den-Pflanzen-siehst-du-die-Wiesenicht-mehr-Platz. Das Licht, die Kombination aus allen Farben, die dann zusammen weiß ergeben, ist hier anders. Es ist am Anfang nicht so leicht heraus zu finden woran es liegt, dass es hier so wie in einem speziellen Filmstudio aussieht. Das intensive Licht hat mit einer sehr starken Gelbstrahlung zu tun, dadurch wirkt das Grün wie eine Mischung aus Neongrün und Hellgrün. Auch die Wasserfläche, speziell die des Sees, hat dadurch an den Wellspitzen kleine, leuchtende, grüne Kronen. Die Luft ist von intensiven Düften so richtig voll. Das Rauschen der Blätter ergibt eine abwechslungsreiche Melodie schschschiiiiuuuuschschiiooiuischiiiuh-hu …

An diesem speziellen Ort leben Taraxacum, das sich sehr gezähnt dem Licht entgegenstreckt, Drosera, die damit beschäftigt ist ihre Leibspeise zu verdauen und Spirulina, die sich schon seit unglaublich langer Zeit vom warmen Wasser massieren lässt (1 Million Jahre − echt wahr!).

Die Drei haben alle Zeit ihrer Welt. In dieser lassen sie sich immer wieder neue Spiele einfallen; wie zum Beispiel neue Erscheinungsformen oder Floraval. So nennen sie dieses Spiel, ›Flora‹ für Pflanzenwelt und ›Val‹ von Carneval. Das Spiel funktioniert, nicht dass du Leserin oder Leser, meinst, so wie ein Chamäleon, das unterschiedliche Farben produzieren kann. Stell es dir eher so vor, wie wenn sich ein Wesen statt ihren vier Beinen, Flügel wachsen lässt. So was stellt sixch Spirulina vor. Spirulina ist die Verwandlungsspezialistin und hat so schon viele verschiedene Formen an den Tag gelegt. Das könnte in Richtung Zauberei gehen, aber diese Bezeichnung verwendet sie nicht. Sie mag dieses Wort Zauberei nicht. Da wird sie richtig sauer und das hat damit zu tun, dass viele meinen, dass sie eine Zauberin wäre − nur weil sie sich einfach, von Natur aus, gut verwandeln kann. Capitulumwesen, so heißt die Wesensart, die aus Fleisch, Knochen und Blut besteht, auf zwei Beinen geht und nicht fix an einem Ort leben kann.

Spirulina meint dazu: »Capitulumwesen, ich weiß, es ist kein schöner Name, aber nachdem wir fast alle Namen auf Latein geändert haben, ist aus Mensch Capitulum geworden. Manchmal sagen wir nur Capi. Ich bin nicht gut auf diese Lebewesen zu sprechen. Da sie versuchen, die gesamte Lebenswelt nur auf ihre Bedürfnisse zurecht zu basteln.«

Taraxacum meint dazu: »Ja, zumindest in der letzten Zeit sind die Capis so geworden. Die letzten 1 000 Jahre ungefähr. Ich weiß, dass es auch andere Capis gibt, aber mit denen, die uns Floras auch gut leben lassen, passt es für mich, eh klar. Wir Floras lassen andere Lebewesen ihr Leben gestalten und können den Planeten mit ihnen teilen. Für Floras, ist das Leben anderer Lebewesen auch schwer vorstellbar und wir akzeptieren diese Eigenarten von anderen Lebewesen Zum Beispiel, dass es für ein gutes Leben, keinen fixen und passenden Standort braucht.«

Diese Capitulumwesen wollten Spirulina, wegen ihrer verschiedenen Erscheinungsformen, schon in unterschiedliche Arten einteilen. Für Spirulina ist das eigentlich nicht wichtig, wie die Capitulumwesen sie einteilen. Sie meint dazu nur: »Ich teile sie auch nicht ein, die Capis, weil sie eine Art sind und deswegen sehr verschieden aussehen.«

Spirulina geht es darum, dass sie gerne mit all ihren Möglichkeiten spielt und sich dazu mit all den anderen Biowesen austauscht. Was Spirulina immer wieder interessiert, ist, neue Variationen von sich hervorzubringen. Sie will eine Idee ihres Floraverwandten Ginkgo ausprobieren. Sie weiß noch nicht wie genau sie das machen könnte, dass sie ein Spiruko oder eine Ginklina kreiert. Wie der Name schon sagt, planen sie gemeinsam eine Verschmelzung beider Arten. Dieser Plan ist auch nicht so einfach, da nicht nur die Elemente, wie das Wasser bei Spirulina und die Erde bei Ginkgo unterschiedlich, sondern Ginkgo ungefähr 40mal größer ist als Spirulina.

Ginkgo hat dazu vor einiger Zeit nur gemeint: »Ich bin auch einmal nur so groß wie eine grüne Kirsche gewesen. Als ich noch ein ganz kleiner Samen war. Größe ist also immer nur eine Frage der Zeit!«, meinte er und ließ seine Fächerblätter rascheln.

Ginkgo kennt sich sehr gut mit der Existenz vor der Geburt, der Keimung aus. In seiner immens langen Lebenszeit hat er das Kommen und Gehen vieler Wesen miterlebt. Er selbst hat mit seiner Erscheinungsform bis jetzt kaum experimentiert. Er fühlt sich optimal und konnte sich bis vor einiger Zeit auch nicht vorstellen, dass er Lust haben könnte, damit zu spielen. So ganz stimmt das aber nicht, er hat hauptsächlich an seinem Wurzelwerk Veränderungen vorgenommen. Er ist auf die Idee gekommen mit Pilzen, denen er immer wieder begegnet ist, zu kooperieren. Seine Verflechtung unter der Erde war dadurch immer größer geworden.

Spirulina bringt ihn auf die Idee wieder mehr zu wagen. Mit ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen ihrer Blätter − von hellgrün bis blaugrün bis spaghettiartig − spiralig − wurmförmig − weißtupfig − großblättrig − wie grünes üppigstes Meereshaar. Gemeinsam überlegen sie welche Fähigkeiten das neue Wesen haben könnte. Mit ihren Freundinnen und Freunden bei der nächsten Verflorung, eine Versammlung von ungefähr zehn Wesen, treffen sie jetzt zusammen. Gemeinsam hatten sie schon viele spannende Geschichten erlebt und planen noch mehr.

Am Anfang ihres Treffens rollt Taraxacum seine Blätter ein, da ihm der intensive Geruch von Convallaria zu viel ist. Er findet sogar, dass es kein Duft, sondern ein Gestank ist. Er weiß schon, dass er mit dieser Meinung vorsichtig umgehen muss. Da er Convallaria, nicht wie schon öfter, damit beileidigen will.

»Du kannst dir nicht vorstellen, wie wir das schaffen können?«, fragt Spirulina ihre Freundin Convallaria.

Convallaria läutet mit ihren kleinen weißen Glocken. Taraxacum versucht sich aus der Duftwelle zu bringen. Was ihm nicht so gut gelingt, aber immerhin öffnet er einen Teil seiner Blätter, auf der dem Wind abgewandten Seite. So kann er Spirulina zuhören.

Bis auf Papavers, der gerade vor sich hindämmert, sind alle anderen sehr aufmerksam was Spirulina jetzt weitersagen würde.

»Ginkgo, jetzt hilf mir weiter, du bist der Größte. Von oben siehst du am besten.«

»Na, gut«, meint Ginkgo, »nach dem ich zu den ältesten Floras gehöre, versuche ich euch unsere Idee zu erklären. Wir können uns seit sehr, sehr vielen Jahren fortpflanzen, kurz − seit immer. Wir Pflanzen haben uns schon in der Vergangenheit so extrem gewandelt und in der nächsten Zukunft wollen wir ein neues Experiment starten. Wir wollen zwischen unseren Arten mit unseren Blüten, Kapseln und Samen einen neuen Versuch starten.«

Ginkgo versucht richtig viel Duftstoffe an die Luft abzugeben. Das sind die Botenstoffe, die er sonst meist nur in Gefahrensituationen wie Feuer abgibt, um die anderen Wesen auf Spirulinas und seine Idee neugierig zu machen.

»Was gibt‘s? Droht irgendeine Feuersbrust?«, fragt der verwirrte Papavers als er aus seinem Schläfchen plötzlich aufwachte.

»Gut, dass du jetzt fragst«, meint Ginkgo, »sonst hättest du wieder das Wichtigste verschlafen und wir können es dir noch einmal extra …«

»Ist schon gut. Habe schon kapiert, dass was WICHTIGES kommt«, meint Papavers und rasselt mit seiner großen Kapsel.

»An diesem wunderschönen Platz lässt sich für so viele Arten exzellent leben«, Ginkgo verstärkt seine Rede in dem er seine Fächerblätter hin und her bewegt, »Spirulina hat, wie wir alle wissen, schon sehr viel mit ihrer Art ausprobiert. Sie war, wie gesagt, mein Vorbild. Die Idee ist, dass wir mit all den spannenden und speziellen Fähigkeiten, die jedes Wesen hat, versuchen, ein neues Wesen zu schaffen.«

Papavers ist jetzt richtig munter und mit einem hellen Ton spricht er: »Alsdafälltmireintagtraumeindenichvorkurzemhatte.«

Taraxacum unterbricht ihn: »He, du, kannst du zumindest kleine Pausen zwischen den Wörtern machen? Nur so eine Idee meinerseits. Falls du gerne hättest, dass wir dich verstehen.«

»Ja, entschuldige, die Begeisterung ist mit mir durchgegangen. Ich wollte meine verschlafene Zeit aufholen, jedenfalls, ich hatte folgenden Traum: Wir waren ein gemeinsames Wesen in dem wir unser Wurzelwerk gut vernetzen und uns so nicht nur mit den Dingen, die wir täglich brauchten, versorgen. Außerdem, so wie das in Träumen geht, sprachen wir in Luftwellen. So ähnlich wie jetzt nur viel lauter, dass andere Wesen − in meinem Traum waren es die Capis − uns hören konnten. In meinem Traum war es so, dass sie uns zwar hören, aber nicht verstehen konnten.«

Convallaria läutet mit ihren weißen Glöckchen. »Damit war dein Traum so wie es in echt in den Beziehungen mit vielen Capis bis jetzt ist. Sie hören uns und denken es sind halt Geräusche oder eigentlich weiß ich nicht was die Capis denken. Es geht jetzt um uns Floras. Aber spannend dein Traum Papavers. Das mit den Wurzeln könnten wir sicher weiter überlegen. Das kann was!«

Spirulina macht den Vorschlag, dass sie sich jeweils zu zweit die Ideen zum Floraval überlegen.

Das Einteilen in Paare ist nicht so leicht, da sich nicht alle gut vertragen und, bis auf zwei, die mit allen können, ist es zäh und schwierig.

Ginkgo kann von diesem Problem ein Lied singen und erspart den anderen das Singen. Da er keine so angenehme Stimme hat − finden zumindest Taraxacum, Spirulina und noch zwei andere. Er bringt den Vorschlag ein, sich nach dem Florabet zusammenzufinden.

Diese Abfolge geht von der Reihenfolge aus, in der sie an diesem Ort zu leben begonnen hatten. Es war auch etwas von ihnen selbst Geschaffenes, weil sie nicht mehr so genau wussten, wann welche Flora hier als erste aufgetaucht war. Sie hatten sich bei einer ihrer Versammlungen, nach langen Gesprächen und auch Streitereien auf eine Reihenfolge geeinigt. Das war vor einigen Monaten noch sehr wichtig gewesen − diese Reihenfolge. Welche Flora als allererste hier an dem Platz war, mittlerweile finden sie es eher lustig, dass sie da richtig arg darüber gestritten hatten. Mit echt wüsten Schimpfereien.

Sie finden sich in diesen Paaren zusammen und Spirulina ist mit Ginkgo am Überlegen wie sie sich das vorstellen.

»Ich denke, jede von uns hat eine spezielle Eigenschaft. Bei mir ist es die Fähigkeit ein umfassendes Netzwerk aufzubauen. Du weißt ja, wie ich da mit den Pilzen zusammengearbeitet habe − im Untergrund.«

Ginkgo muss laut und lang lachen, dass es Spirulina auf die Nerven geht und sie anfängt komplett unter Wasser zu tauchen, um sein Gelächter nicht mehr zu hören. Als sie wiederauftaucht, ist er immer noch nicht fertig mit dem Lachen.

Sie nimmt all ihre Kraft zusammen und schreit hinauf Richtung Ginkgo: »Schön, dass du so über deine eigenen Wie?tze lachen kannst, aber jetzt bin ich mit dem Reden dran, falls du die Güte hast zuzuhören.«

»Ja, hahaaaaa«, dabei versucht Ginkgo sein Lachen zu unterdrücken und half sich damit, dass er sich so weit wie möglich nach unten zu Spirulina beugt.

»Jetzt übertreib deine unglaubliche Biegsamkeit nicht und entspann dich. Ich denke, dass ich die Fähigkeit sehr wendig zu sein für mich beanspruchen möchte. Du weißt ja, dass ich durch mein Leben im Wasser wirklich äußerst viel Bewegung brauche. Ich weiß eigentlich gar nicht was das sein soll, still zu halten. Ich denke, dass ich das Stillhalten gar nicht kennenlernen will. Was denkst du? Könnte die Biegsamkeit, die sogenannte Elastizität, meine Fähigkeit sein?«