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Beschreibung

Fünfzehn Patienten mit schwersten Phobien – Ein Arzt und sein Team – Die größte Katastrophe ihres Lebens. Prof. Dr. Dr. Heiko Früh testet in einem Hotel im Schwarzwald ein neues Medikament an psychisch schwerkranken Probanden. Doch dann kommt es zu einem Desaster: Ein Erdrutsch verschüttet das Hotel. Während die Gruppe, abgeschnitten von der restlichen Welt, um ihr Leben kämpft, sorgt ein Mörder unter ihnen für Panik. Kann das Medikament seine Wirkung entfalten? Wird die verzweifelte Situation die Eingeschlossenen in den Wahnsinn treiben? Wer wird überleben?

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PHOBIE
Psychothriller
Lena Sander
Über dieses Buch
Fünfzehn Patienten mit schwersten Phobien – Ein Arzt und sein Team –  Die größte Katastrophe ihres Lebens.
Prof. Dr. Dr. Heiko Früh testet in einem Hotel im Schwarzwald ein neues Medikament an psychisch schwerkranken Probanden.
Doch dann kommt es zu einem Desaster: Ein Erdrutsch verschüttet das Hotel.
Während die Gruppe, abgeschnitten von der restlichen Welt, um ihr Leben kämpft, sorgt ein Mörder unter ihnen für Panik.
Kann das Medikament seine Wirkung entfalten? Wird die verzweifelte Situation die Eingeschlossenen in den Wahnsinn treiben? Wer wird überleben?
Über die Autorin
Lena Sander
Die Thriller-Autorin Lena Sander lebt in Freiburg, am Fuße des Schwarzwalds. Das Schreiben war für sie zunächst ein Ausgleich während des trockenen Marketingstudiums, ließ sie danach aber nicht mehr los.
Die Grundthemen ihrer Psychothriller beruhen immer auf Tatsachen. Das Markenzeichen ihrer Bücher ist, die raffinierte Verknüpfung von Realität und Fiktion zu spannungsgeladenen Storys. Während die plastisch beschriebenen Szenarien ihrer Psychothriller schockieren, wirken die tieferliegenden Botschaften noch lange in der Seele nach.
Contents
Title Page
Über dieses Buch
Über die Autorin
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Nachwort
Danksagung
IMPRESSUM
Copyright © 2021 Lena Sander
Alle Rechte vorbehalten
Lena Sander
c/o autorenglück.de
Franz-Mehring-Str. 15
01237 Dresden
Die Tatsachen, die diesem Buch zugrunde liegen, werden im Nachwort erläutert. Alle weiteren Figuren und Ereignisse sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten realen Personen ist zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder in einem Abrufsystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise elektronisch, mechanisch, fotokopiert, aufgezeichnet oder auf andere Weise übertragen werden.
Ausgabe August 2021
Lektorat und Korrektorat: Anke Höhl-Kayser
Coverdesign: BreisgauART
Bildnachweis: stockadobe – www.stockadobe.com
Internet: www.lena-sander.de
Prolog
Es gibt keine Alternative. Keinen Ausweg. Es ist ein Kampf, den ich gegen mich selbst verlieren werde, nein, verlieren muss.
So wie jeden Morgen schließt die Verkäuferin auch heute um 06:00 Uhr die Tür der Bäckerei auf. So wie jeden Morgen stellt sie den Werbeständer, der das Tagesangebot anpreist, auf den Gehweg. Sie darf mich nicht bemerken. Deckung! Ich verstecke mich hinter dem Transporter. Durch die große Fensterfront kann ich sie beobachten. Ich starre auf ihre ebenmäßigen Gesichtszüge und ihre glatte, helle Haut, wie feinster Carrara Marmor. Die dunklen, lockigen Haare trägt sie heute hochgesteckt, nur einige Strähnen umspielen ihre hübschen Ohren. Die gelbe Bäckereischürze sitzt wie maßgeschneidert und unterstreicht ihre weiblichen Rundungen. Sie ist eine wahre Schönheit, sieht aus, als wäre sie einem Gemälde von Sandro Botticelli entsprungen.
Seit Wochen beobachte ich sie, seit Wochen krallt sie sich in meinen Gedanken fest und saugt meine Lebensenergie aus. Mein Puls schlägt bei ihrem Anblick wie der Trommler einer Galeere, der die rudernden Sklaven zur Höchstleistung antreibt.
Jetzt bedient sie die Arbeiter, die gewiss ihr Frühstück bestellt haben. Die Schönheit greift mit ihren feingliedrigen Fingern über die Theke und übergibt einem von ihnen das Wechselgeld. Kurz darauf verlassen die Männer die Bäckerei, steigen in ihre Fahrzeuge und fahren davon. Meine Atmung beschleunigt sich, als wäre ich die sieben Kilometer von Freiburg nach Oberried gejoggt. Wie oft habe ich in Gedanken diesen Plan durchgespielt und bin dann unverrichteter Dinge wieder nach Hause gefahren?
Die Kälte lässt meinen Atem sichtbar werden. Ich schlage den Schal um meinen Hals, ziehe die Handschuhe an und die Skimütze über das Gesicht. Natürlich spielt es mir in die Karten, dass es jetzt im Winter um diese Uhrzeit noch dunkel ist. Durch die große Schaufensterfront kann ich beobachten, dass die Verkäuferin den Platz hinter der Theke verlässt und durch eine Tür geht. Es ist so weit. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich schaue nach links und nach rechts. Kein Mensch weit und breit. Ich überquere die Straße, schleiche in den Verkaufsraum und stelle mich seitlich neben den Türrahmen. Immer wieder lasse ich den Blick aufgeregt zwischen Eingang und Theke hin und her schweifen. Vorsichtig greife ich in meine Jackentasche und hole die Spritze heraus. Nicht auszudenken, wenn ich mich selbst damit verletze. Mit zittrigen Händen ziehe ich den Plastikschutz von der Nadel, halte die gefüllte Spritze ins Licht und drücke so lange, bis die ersten Tropfen zu sehen sind.
Schritte! Sie kommt. Hinter der Tür muss sich eine Treppe befinden. Das Klacken der Absätze wird immer deutlicher. Bestimmt war sie im Lager oder in der Backstube. Sie läuft schwerfällig, als hätte sie eine Last zu tragen. Die Tür öffnet sich und ich sehe zuerst einen ausladenden Korb, gefüllt mit duftenden Backwaren. Blitzschnell greife ich an, ziehe die Verkäuferin rücklings zu mir und halte meine Hand auf ihren Mund. Sie lässt den Korb fallen und die Brötchen rollen über den Fußboden.
Diesen Schockmoment muss ich nutzen. Ich steche die Spritze direkt in ihren Hals und drücke ab. Sie hat Kraft – oder es ist das Adrenalin, das ihr diese Stärke verleiht? Ich habe zu kämpfen, sie in meiner Gewalt zu halten, bis ihr Körper in meinen Armen zusammensackt. Niemals hätte ich gedacht, dass diese zierliche, bewusstlose Person so schwer sein könnte. Vorsichtig ziehe ich sie über den Boden, hinter die Theke. Ich renne zur Tür, halte mein Ohr daran und horche. Nichts. Panisch blicke ich mich um, sehe zu den Schaufenstern und auf die Straße. Nichts. Jetzt muss ich schnell sein. Ich ziehe die Maske aus meinem Rucksack und stülpe sie der Verkäuferin über das Gesicht. Gleich darauf renne ich aus der Bäckerei zu meinem Transporter, steige ein und starte den Motor. Rückwärts parke ich den Wagen direkt neben dem Seiteneingang, steige aus und öffne die Türen am Heck.
Einige Minuten später habe ich meine wertvolle Ladung gut im Transporter verstaut und bin mit ihr auf dem Weg nach Freiburg. Hätte ich zuvor gewusst, wie kräftezehrend es ist, eine leblose Person allein auf die Ladefläche eines Lieferwagens zu hieven …
Meine Hände krallen sich am Lenkrad fest. Sie zittern. Ich greife in den Rucksack auf dem Beifahrersitz, achte dabei gleichzeitig auf die Straße und ziehe eine Tablettenschachtel heraus. Noch acht Stück. Sie sind genau abgezählt und reichen bis Freitag. Ich drücke mit einer Hand so lange, bis ich eine Tablette zu greifen bekomme und schlucke sie ohne Wasser hinunter. In Gedanken gehe ich die Utensilien durch, die sich im Rucksack befinden. Ein Eispickel, eine Axt, zwei Messer. Die Hände und Füße der Schönheit auf der Ladefläche sind mit Kabelbinder fixiert, und die Clowns-Maske hatte ich ihr noch in der Bäckerei hinter der Theke über den Kopf gezogen. Niemals wäre ich bei ihrem Anblick sonst zu einer Handlung fähig gewesen. Der Clown war die richtige Wahl. Er ist hässlich, bunt und hat eine grauenhafte Fratze. Die Gamma-Butyrolacton- und Butanol-Mischung ist so dosiert, dass meine Hübsche zwar nicht mehr reagieren kann, doch sie bekommt alles bei vollem Bewusstsein mit. Gut, ob sich die Verkäuferin hinterher noch daran erinnern wird, spielt keine Rolle, denn das kann sie niemandem mehr erzählen. Vorbereitung ist alles. Die seit Wochen herrschende Kälte hat die Oberfläche des Waldsees in Freiburg-Littenweiler zufrieren lassen. Beim Aufhacken habe ich gestern festgestellt, dass die Eisschicht bestimmt zwanzig Zentimeter dick ist.
Kapitel 1
Sein Schienbein war mit einem Baseballschläger zerschmettert worden. Der Knochen war zerborsten und jeder einzelne Splitter bohrte sich tief ins Fleisch. Der zweite Schlag hatte seinem Kopf gegolten. Er sah das Bild einer Metallplatte mit einem aufgeplatzten Loch vor dem inneren Auge. Die metallischen Späne schnitten tief in sein Gehirn. Das waren Heikos einzige Erklärungen für die grauenhaften Schmerzen, die er empfand, nachdem er zu Bewusstsein gekommen war. Er öffnete die Augen. Dunkel. Der Geruch von modriger Erde vermischte sich mit dem von fauligem Holz und Schwefel. Schwefel? Heiko lag rücklings auf einem harten, unebenen Untergrund. Es fühlte sich an wie Holz, Matsch und Geröll. Einer dieser spitzen Steine stach ihm vehement in den Lendenwirbel. Er atmete ein und wieder aus. Bei jedem Versuch, sich zu erinnern, bohrte sich einer dieser Metallspäne tiefer in seine Hirnrinde.
Das alles fühlte sich nicht real an. War es ein verschachtelter Albtraum? Anstatt aufzuwachen, würde er in Kürze feststellen, dass ihm das Unterbewusstsein einen Streich gespielt hatte und er in der nächsten surrealen Sequenz gefangen war? Doch könnte er dann Schmerzen verspüren? Er kam zu dem Schluss, dass dieser Gedanke falsch war, und revidierte ihn wieder. Aber was war passiert?
Vorsichtig griff er sich an den Schädel. Sicher war es Blut, das ihm von der Stirn über die Schläfen in den Nacken lief. Bei dem Versuch, sich auf seine Ellbogen zu stützen, wurde ihm übel und er legte den Oberkörper wieder zurück. Heiko war völlig klar: Er musste Ruhe bewahren. Auch wenn Konfuzius mit seiner Weisheit ›In der Ruhe liegt die Kraft‹ recht hatte, so war die Umsetzung nicht immer ein Leichtes. Wieder hievte sich Heiko mühevoll auf die Ellbogen, balancierte sich dann mit den Händen aus und verharrte einen Augenblick. Der Schwindel war zwar da, aber diesmal zum Aushalten. Er tastete die nähere Umgebung ab. Wie erwartet: Geröll, Äste, Blätter und Matsch. Seine Arme und das linke Bein konnte er bewegen, doch das rechte schmerzte, als bestünde es nur noch aus einzelnen Fetzen vom Knie abwärts. Heiko beugte sich nach vorne und tastete vorsichtig vom Oberschenkel bis zu …
Ihm wurde heiß und sein Herz schlug schneller. Anstelle seines Schienbeins fühlte er einen Balken. Feuchtes, splitterndes Holz. ›In der Ruhe liegt die Kraft‹.
Ammoniak! Der stechende, faulig-unangenehme Geruch verstärkte sich. Ein Gasleck? War es eine Explosion gewesen? Dann müsste es irgendwo brennen, oder? Wieder griff er nach seinem Schienbein und wieder hatte er das feuchte Holz in der Hand. Diesmal tastete er weiter und spürte, dass sein Bein von einem schweren Holzbalken eingeklemmt war. In dem Moment, als er seinen Fuß bewegte, stach der Dolch zu. Jede signifikante Nervenbahn – vom großen Zeh bis zum Scheitel – wurde durchbohrt und ließ Heiko aufschreien. Es dauerte einen Moment, bis sich die Schmerzspitzen wieder einpendelten.
Egal, wo er sich gerade befand und egal, was passiert war: Diese Rätsel würde er später lösen. Jetzt hatte nur eines Priorität: Er musste sich befreien! Die Kombination ›dunkel, gefangen und der Gestank nach Ammoniak‹ ließ keine gute Prognose zu. Wieder setzte er sich auf, beugte sich nach vorne und griff mit beiden Händen an die Unterkante des Balkens. Er atmete drei Mal tief ein und wieder aus. Mit aller Kraft drückte er das nasse Holz nach oben und versuchte zeitgleich sein Bein zu bewegen. Diesmal war es kein Dolch, sondern ein Speer, der mit einer glühenden Spitze den Knochen seines Schienbeins durchstieß. Ihm wurde übel und er spürte den kalten Schweiß, der sich auf seiner Stirn bildete. Sofort legte er den Oberkörper wieder ab.
Erinnerungen kehrten zurück. Er sah ein kleines, ländliches Hotel, das Hotel ›Zur frohen Einkehr‹ vor sich. Der Regen klatschte an die Scheiben und der Sturm ließ Fensterläden an die Hauswand knallen. An der Rezeption stand Elisabeth Sauerbaum, die Hotelchefin, in ihrem jägergrünen Dirndl und dem farblich passenden Haarreif und übergab ihm den Zimmerschlüssel mit der Nummer 7. Ihm fiel ein, wie er die Nummer mit den goldenen Ziffern, die als Pendant an den Türen prangten, verglichen hatte.
Die Worte ›Hotel, Schramberg, Zimmer Nr. 7‹ klackten in seinem Kopf, als wäre jedes Wort auf eine Stahlkugel eines Newtonschen Pendels gestanzt. Klick klack. Fünfzehn Probanden hatte er eingeladen. Die Austherapierten. Diejenigen, die keine Hoffnung mehr hatten, jemals wieder ein normales Leben führen zu können. Diejenigen, die kurz davor waren, durch ihre Diagnose irreversible Schäden davonzutragen.
›Erich-Fromm-Institut für Psychologie, Studie, Probanden, ›Phobiose‹ und Heilung‹ gesellten sich jetzt zu den Kugeln vor seinem geistigen Auge. Klick klack. Heiko plante, dass seine jahrelangen Forschungsarbeiten hier im Hotel ihren Höhepunkt erfuhren. Und dieser sollte nicht in einer Klinik, nicht in einer Stadt wie Freiburg oder in einem Forschungszentrum stattfinden. Heiko und seine Schützlinge brauchten dafür die Ruhe und Abgeschiedenheit, die ihnen dieses beschauliche Hotel mitten im Schwarzwald bot.
Nichts war in den letzten Jahren wichtiger für Heiko gewesen als die Entwicklung des Medikaments. Endlich würde er die Ängste der Menschen vor bestimmten Situationen oder Objekten lindern oder sogar heilen können. Fünfzehn Probanden, bei denen er seit knapp zwei Jahren alle gängigen Therapien und Medikamente gegen phobische Störungen angewandt hatte, waren hier im Hotel und er allein trug jetzt die Verantwortung für diese Menschen. Die Patienten wurden seit einiger Zeit mit Tabletten auf die Studie vorbereitet und bevor … was auch immer … passiert war, hatte er ihnen ›Phobiose‹ injiziert.
Er sah es genau vor sich, wie er der letzten Probandin nach der Injektion das Pflaster auf den Arm klebte, wie sie ihn mit großen Augen anstarrte. Doris Rumpczyk: Ligyrophobie, die Angst vor lauten Geräuschen. Er erinnerte sich an die Panik in ihrem Gesicht und wie sie aus dem Saal gerannt war, als der Lärm seinen Höhepunkt erreichte. Es hatte nur Sekunden gedauert. Zuerst war es wie ein entferntes Grollen gewesen, dann wackelte das Parkett unter seinen Füßen und irgendetwas traf ihn am Kopf. Kein Baseballschläger, kein Angriff, wie er zuerst vermutet hatte.
Um Gottes willen, ein Erdbeben, dachte Heiko. Hier im Schwarzwald? Damit so ein altes Fachwerkhaus verschüttet werden konnte, wäre mindestens ein Beben der Stärke 10 auf der Richterskala vonnöten gewesen, oder? So gut kannte er sich in Seismologie nicht aus, außerdem war es dunkel und er konnte den gesamten Schaden nicht abschätzen. Dennoch war er sich sicher, dass dieses Unglück einen anderen Auslöser gehabt haben musste. Die Probanden, seine Assistenten und die Hotelmitarbeiter – alle waren zum Zeitpunkt der Katastrophe im Haus gewesen und damit jetzt in Gefahr. Wenn ihn seine Erinnerungen nicht trogen, dann befand er sich immer noch im großen Festsaal. Er hatte auf der Bühne gestanden, die mit einem schweren dunkelroten Samtvorhang eingerahmt gewesen war, und einen Patienten nach dem anderen empfangen. Unter ihm im Saal war eine lange Tafel, die für mindestens 30 Personen Platz bot und hinten in der Ecke hatte ein Kaminfeuer gebrannt. Auch wenn ihn an diesem Desaster keine Schuld traf, so fühlte er sich dennoch für seine Mitarbeiter und Probanden verantwortlich. Wer konnte schon sagen, wie schwer es die anderen Räume des Hotels getroffen hatte. Es gab Verletzte, Verschüttete, Menschen, die seine Hilfe benötigten. Er musste handeln, egal wie.
Die größte Angst, die ein Mensch haben konnte, war die vor dem Ungewissen. Die Angst vor seinen eigenen Gedanken, vor dem Kopfkino: die Erwartungsangst. Jeder Mensch fragte sich: Was passiert, wenn …. Ein ganz normales Verhalten, dachte Heiko, schließlich war es für viele Situationen im Leben wichtig, Reaktionen abzuwägen und abzuschätzen. Aus Aktion resultierte Reaktion oder umgekehrt. Das dritte Newtonsche Gesetz, auch Gegenwirkungsprinzip oder Wechselwirkungsprinzip genannt. Das Thema seiner Dissertation. Jeder Mensch hatte diesen Urinstinkt, der eine mehr, der andere weniger ausgeprägt. Dazu musste man nicht an einer Phobie leiden. Es war gut, Angst zu haben. Das war ein Schutzmechanismus des Körpers mit dem Zweck, Menschen vor gefährlichen Situationen zu warnen, rief sich Heiko ins Gedächtnis. Das betraf ihn jetzt selbst: Ein Kratzen ganz in seiner Nähe ließ ihn stutzen.
Kapitel 2
Clara
Lebendig begraben. Ich hatte mir in meinem Leben schon viele Szenarien vorgestellt, mit meinen wirren Gedanken durchlebt und gefühlt, aber dieses war nicht dabei gewesen. Keins von meinen imaginären Bildern hatte den Schrecken dieses Schauplatzes vorwegnehmen können. Eingeklemmt. Über mir war Holz, das konnte ich ertasten, ansonsten umgab mich ringsherum stinkender, nasser Matsch und Geröll. Es war so still, dass ich mein Herz schlagen hörte. Jetzt war es so weit. Natürlich, was hatte ich auch anderes erwartet? Eine Studie, ein paar Tabletten, die Spritzen und dann die Wunderheilung? Quatsch! Ich, Clara Martin, leide an Dementophobie und das von Kindheit an – also seit über 30 Jahren. Kein Wunder, wenn Großmutter und Mutter schon dem Wahnsinn verfallen waren und ihr Dasein in einer psychiatrischen Klinik fristeten. Ich war die Nächste und der Anfang war gemacht. Denn jetzt hatten sich meine schlimmsten Befürchtungen – die Angst, geisteskrank zu werden oder die Gehirnfunktionen zu verlieren – bewahrheitet.
Gerade hatte ich mir in der Hoffnung auf Heilung die zweite Spritze von Herrn Professor Dr. Heiko Früh geben lassen und nun lag ich irgendwo in diesem muffigen Hotel im Schwarzwald, umgeben von stinkendem Morast und wartete darauf, in welche irrealen Situationen mich mein Verstand noch zwingen würde. Es war dunkel. Ich griff in die Hosentasche, zog das Smartphone heraus und schaltete die Taschenlampenfunktion ein. Ein Lattenrost. Okay, Clara, denken. Nachdem ich die Spritze bekommen hatte, war ich in mein Hotelzimmer gegangen. Dann hörte ich dieses unheimliche Grollen, das immer lauter wurde, und rannte vom Bad ins Zimmer. Innerhalb einer Sekunde brachte ich mich unter dem Bett in Sicherheit und hielt mir die Ohren zu. Der Lärm war unerträglich. Lag es diesmal nicht an meiner Krankheit, die allgegenwärtig war und mein Leben bestimmte? Egal! Diese Szene war anders. Ich zwickte mich zur Bestätigung in den Unterarm. »Aua.«
Für einen kurzen Augenblick wusste ich nicht, was schlimmer war, tatsächlich verschüttet worden zu sein oder meinen Vorfahren in absehbarer Zeit in die Psychiatrie zu folgen. Der Professor pflegte in Paniksituationen zu sagen: »Atmen, tief ein- und wieder ausatmen; für einen Moment innehalten, die Gedanken sortieren und wieder tief atmen.« War eventuell das Medikament schuld? Hatte ich den Zettel mit den Nebenwirkungen genau genug durchgelesen? Nein, warum auch. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass mich das Institut für diese Studie damals unter Hunderten von Bewerbern ausgewählt hatte. Die Teilnahme war meine einzige Hoffnung darauf, irgendwann ein normales Leben führen zu können, daher hatte ich die Einverständniserklärung sofort unterschrieben. Und wenn ich alle Nebenwirkungen durchlas, die auf Beipackzetteln standen, müsste ich in Zukunft einen großen Bogen um jedes Medikament und alle Apotheken machen. Tief ein- und wieder ausatmen. Der Gestank nach fauliger Erde erleichterte mir diese Übung nicht. Ich nahm das Handy in die linke Hand und griff mit der rechten tief in den Matsch. Was, wenn Riesenwürmer in diesem Unrat herumkrochen, sich langsam in meine Haut bohren, sich durch die Muskeln fressen würden, um sich dann meine Organe einzuverleiben? Ein Riesenschiffsbohrwurm. Vater hatte mir von den bis zu einem Meter fünfzig langen, schwarzen, glitschigen Würmern erzählt, als er mir deren selbst gebauten Unterschlupf gezeigt hatte. Schalenartige Hüllen, so groß wie Stoßzähne eines Elefanten. Vater, der großartige, berühmte Biologe, der immer betonte, dass seine Frau nicht imstande gewesen war, ihm einen Sohn zu gebären.
Oder wenn sich spitze Steine in diesem Dreck befanden und rasiermesserscharf meine Finger abschnitten? Ich sah es vor mir, wie ich die Hand aus dem Matsch zog und der kleine Finger nur noch an einem Hautfetzen hing. Hör auf mit dem Scheiß! Kein Wunder, dass sich niemand mit mir abgeben wollte. Ich hatte immer eine Außenseiter-Stellung eingenommen. Ich war diejenige, die wie eine Schildkröte den Kopf einzog, um sich zu verstecken und nicht wahrgenommen zu werden. Irgendwann hatten sich auch die letzten Freunde von mir verabschiedet oder waren ohne Abschied aus meinem Leben verschwunden. Ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Wer wollte sich schon mit einer wie mir abgeben? Sofort zog ich meine Hand wieder aus dem Morast.
Selbst wenn ich mich durch dieses Zeug buddeln könnte, wo sollte ich den überschüssigen Schlamm lagern? Hier unter dem Bett war kaum Platz und wer wusste schon, was mich auf der anderen Seite erwartete. Wenn ich davon ausging, dass diese Szene real war, dann wäre es sinnvoll, mich bemerkbar zu machen, oder? Wenn es aber tatsächlich echt war, dann waren alle anderen, die sich hier im Haus befanden, in der gleichen oder in einer schlimmeren Situation und würden mir bestimmt nicht helfen können. Davon mal abgesehen wusste ich nicht, wie dick diese Schlammschicht war. Vielleicht würde ich mir umsonst die Seele aus dem Leib brüllen. Wie lange bekam ich noch Luft? Durch die Steine, Blätter und Äste wurde der Schlamm aufgelockert. Bedeutete dies automatisch, dass er luftdurchlässig war?
Auch wenn mir klar war, dass ich keinen Empfang hatte, kontrollierte ich die Anzeige meines Smartphones. Schon als ich heute Vormittag hier im Hotel eingetroffen war, hatte die Skala nur einen von vier Balken gezeigt. Konnte das Unwetter für diese Katastrophe verantwortlich gewesen sein? Seit Tagen regnete es Bindfäden und hinzu kam das Schmelzwasser. Auf den 50 Kilometern zwischen Freiburg und Schramberg waren Straßen wegen Überflutung gesperrt und ich hatte einige Umleitungen in Kauf nehmen müssen.
Mein Zimmer im Hotel lag im ersten Stockwerk. Ich erinnerte mich an den Berg, der vom Balkon aus in circa zwei Metern Entfernung steil nach oben ragte. Ich hatte mich über die daraus resultierenden schlechten Lichtverhältnisse in meinem Hotelzimmer geärgert. Jetzt hätte ich mich über den schattigen Raum gefreut, wenn der Berg wieder an seinem Platz gewesen wäre.
Abwarten, bis mir eventuell die Luft ausginge, oder graben? Einer von Großmutters Sprüchen war: »Du musst selbst die Dinge in die Hand nehmen, Kind, und nicht darauf warten, bis dir die gebratenen Tauben in den Mund fliegen.« Damals ging es Oma noch gut und sie war bei klarem Verstand gewesen. Sie hatte recht. Ich drehte mich auf die linke Seite, legte das Handy oberhalb meines Kopfes ab und fing an zu graben. Die Gedanken an Riesenwürmer oder an messerscharfe Steine schob ich beiseite. Tief ein- und wieder ausatmen. Es war real und kein Hirngespinst, zumindest fühlte es sich verdammt echt an. Ich grub meine Hände tief in den Matsch und schob den Schmodder nach unten zu meinen Füßen.
Kapitel 3
Heiko
Hoffentlich hatten alle überlebt und waren höchstens leicht verletzt, so wie er. Handelte es sich bei ihm denn um eine leichte Verletzung? Die Schmerzen waren durchdringend und ließen nicht nach. Kein Wunder, solange sein Bein eingeklemmt unter diesem Balken lag. Heikos Frau Hilla wäre bestimmt anderer Meinung gewesen. Männer waren nicht das starke Geschlecht, zumindest nicht, was das Leiden anging. »Du wärst schon bei der ersten Wehe gestorben«, hatte sie nach der Geburt ihrer ersten gemeinsamen Tochter zu ihm gesagt. Womöglich hatte sie damit auch recht. Bei dem Gedanken an seine Frau und die beiden Töchter kroch das schlechte Gewissen in ihm hoch. Was, wenn er nicht mehr lebend hier herauskam? Wenn sich in den nächsten Minuten das zweite Unglück mit einem Grollen ankündigte? Er war gefangen, und selbst wenn es ihm gelang, sich zu befreien, wo sollte er Schutz suchen?
Finanziell war seine Familie abgesichert, aber …. In den letzten zwei Jahren hatte er sich mehr um die Entwicklung von ›Phobiose‹ und die Probanden gekümmert als um seine Lieben. Wenn jetzt in den nächsten Sekunden alles vorbei wäre …
Selbst an den Wochenenden hatte er Hilla und die beiden Mädels oft allein gelassen, nicht einmal einen Urlaub in den letzten zwei Jahren hatten sie gemacht. Natürlich liebte er seine Frau und die Kinder, aber er ging dermaßen in seiner Arbeit auf, dass er die Zeit vergaß. Was würde er jetzt dafür geben, wenn er mit Hilla sprechen und ihre Hand halten könnte. Bilder tauchten auf. Wie er den Töchtern das Fahrradfahren beibrachte und hinter ihnen herrannte. Wie er auf der Kirmes den großen Teddybären schoss oder einer Puppe einen Kopfverband anlegen musste. Wenn man ihn heute fragen würde, wie die engsten Freunde seiner Töchter hießen, welche Musikrichtung sie gerade bevorzugten oder andere persönliche Dinge, müsste er passen. Er hatte viel versäumt und das war traurig. Seine verzweifelte Lage gab ihm Zeit, darüber nachzudenken, doch jetzt konnte es zu spät sein. Gerade ihm als Psychiater und Psychotherapeut hätte so etwas nicht passieren dürfen. Er, der sich neben der Medikamentenforschung für die Psyche, Ängste und Nöte der Menschen interessierte, hatte seine eigene Familie im Stich gelassen.
Heiko zuckte zusammen. Da war wieder dieses Kratzen. So oft er sich auch in der Zwischenzeit bemerkbar gemacht hatte, es war nie eine Reaktion gekommen. Ob doch noch eine weitere Person mit ihm im Festsaal gewesen war, bevor das Unglück passierte? Ob hier direkt neben ihm jemand verschüttet worden war, nicht antworten konnte und jetzt versuchte, die Aufmerksamkeit mit diesem Kratzen auf sich zu lenken? Verzweifelt tastete er seine Umgebung ab, in der Hoffnung, der Ursache auf die Spur zu kommen. Er grub die Hände tief in den Matsch und schaufelte den Dreck von einer zur anderen Seite.
»Hallo? Wo sind Sie?« Keine Reaktion. Soweit es sein eingeklemmtes Bein zuließ, streckte Heiko den Oberkörper in die Richtung, in der er das Geräusch vermutete, bis er mit den Fingerspitzen etwas ertasten konnte. Schnitte! Wie aus dem Nichts wurde sein Unterarm mit Rasiermessern traktiert. Er stöhnte auf und zog die Hand sofort zurück. Die Wunden brannten, als hätte jemand während des Schneidens gleichzeitig Benzin darüber geschüttet.
»Mau.« Heiko atmete auf. Auch wenn die Katze ihre Krallen in seinen Arm gerammt hatte, war er erleichtert. Das arme Tier hatte das nicht aus bösem Willen, sondern aus Angst getan.
Ein Lichtkegel. Aus der Richtung, wo Heiko die Tür des Festsaals vermutete, wurde es heller.
»Hallo?«, rief er.
»Hallo, warten Sie, ich komme!« Er hörte lautes Schluchzen, als jemand ungeschickt über Steine stolperte, mit den Füßen im Matsch versank und sie wieder herauszog. Die Taschenlampe blendete.
»Herr Professor? Gott sei Dank, Sie leben!« Die schluchzende Stimme kam ihm bekannt vor.
»Ja. Könnten Sie bitte in eine andere Richtung leuchten?«
»Entschuldigung.« Die Frau legte die Taschenlampe zur Seite. Elisabeth Sauerbaum, die Hotelchefin, kniete sich neben ihn. Tränen zogen helle Bahnen über das verschmutzte Gesicht. Das jägergrüne Dirndl war seitlich zerfetzt und von ihrem Oberarm tropfte Blut. Sie griff in ihre blonden, kurzen Haare, zog den Haarreif heraus und pfefferte ihn weit weg.
»Geht es Ihnen gut?«, wollte Heiko wissen. Frau Sauerbaum zuckte mit den Schultern und schluchzte. »Nein, ja, nein … oh Gott. Ich war in der Küche nebenan und wollte das Abendessen für Sie und Ihre Gäste vorbereiten, als es losging. Ich konnte noch in die Kühlkammer flüchten, wer weiß, was sonst … die Küchenhilfe, sie ist tot!« Frau Sauerbaum fing an zu zittern, sie weinte lauthals und schrie: »Meine Kinder, Ihre Assistentin, die Gäste und Hotelmitarbeiter.  …  Was sollen wir denn jetzt ….«
»Frau Sauerbaum …«
»Bitte – Elisabeth«, unterbrach sie ihn gequält.
»Gut, Elisabeth. Ich habe auch keine Ahnung, was genau passiert ist, aber wir müssen uns beruhigen und versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren.«
»Ja«, antwortete Elisabeth mit zitternder Stimme.
»Dieses Unglück ist bestimmt im Ort schon bemerkt worden und man wird die Rettungskräfte verständigen.«
»Das Hotel liegt, wie Sie wissen, abseits vom Ortskern. Ich habe keine Ahnung, ob die Telefone … wir müssen die anderen suchen … können Sie aufstehen? … was sollen wir denn jetzt …?« Elisabeth hielt inne und hob ihre Nase in die Luft. »Oh Gott – Gas! Der Herd in der Küche …« Es dauerte einen Moment, dann beruhigte sich die Hotelchefin und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken vom Gesicht. »Schnell in die Küche, Herr Professor! Wir müssen den anderen helfen und uns jetzt zusammenreißen … irgendwie. Nützt ja nichts.« Heiko tätschelte bestätigend ihre Hand.
»Aber zuerst möchte ich wissen, wie es Ihnen geht, Professor. Sind Sie verletzt?« Noch bevor er eine Antwort geben konnte, zuckte er zusammen.
»Mau.« Die Katze war zurückgekommen und mit einem gezielten Sprung auf Heikos Bauch gelandet.
»Pauli!« Elisabeth klang freudig überrascht und streichelte sogleich dem grau getigerten Kater über den Kopf.
»Das ist unser Hauskater. Anscheinend geht es ihm gut«, stellte sie fest. »Aber nun zu Ihnen, wir müssen uns beeilen.«
Sie nahm die Taschenlampe wieder in die Hand und leuchtete damit Heikos Körper von oben nach unten ab.
»Eine Kopfverletzung, aber das Blut ist schon fast getrocknet. Um Ihr Bein mache ich mir mehr Sorgen, das, was ich sehe, schaut nicht gut aus. Haben Sie sonst noch irgendwo Schmerzen? … Warten Sie, ich bin gleich wieder da.«
Davon mal abgesehen, dass Heiko nichts anderes übrigblieb, als zu warten, ließ ihm Frau Sauerbaum auch keine Zeit für eine Antwort. Flink war sie mit der Taschenlampe in der Hand über den Schutt zur anderen Seite des Saales geklettert. Sicher gehörte sie auch zu den Menschen, die sich in Stresssituationen beschäftigen mussten, damit sie keine Zeit hatten, über die Misere nachzudenken.
---ENDE DER LESEPROBE---