Piet Unverzagt – Piet und die Schätze der schwarzen Braut - Karin Hübener - E-Book

Piet Unverzagt – Piet und die Schätze der schwarzen Braut E-Book

Karin Hübener

0,0
1,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit Piet Unverzagt präsentiert Karin Hübener ein efrischendes Abenteuerbuch für Kinder, spannend, ein wenig gruselig aber jederzeit passend für die Altersgruppe ab zehn Jahren. Als der Fischerjunge Piet aufwacht, findet er sich auf der „Schwazen Braut“ wieder, dem gefürchtetsten Piratenschiff der sieben Meere. Hier muss er dem schrecklichen Kapitän Einauge und seiner gespenstischen Mannschaft zu Diensten sein. Nur der schlaue papagei Corax steht ihm zur Seite. Und Hilfe hat Piet Unverzagt auch sehr nötig, denn der wahre Herscher über die „Schwarze Braut“ ist das fürchterliche Gespenst, das dem Piratenschiff seinen Namen gab. Und dieses Ungeheuer hat mit Piet seine ganz eigenen Pläne.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Karin Hübener

Piet Unverzagt – Piet und die Schätze der schwarzen Braut

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorspann

 

Bookworm by vss – Band 5

Karin Hübener – Piet Unverzagt – Piet und die Schätze der schwarzen Braut

1. eBook-Auflage – Februar 2014

© vss-verlag Hermann Schladt

 

Titelbild: Georgine Schilling unter Verwendung einer Illustration von fotolia.com

Lektorat: Armin Bappert

 

Karin Hübener

 

PIET UND DIE SCHÄTZE DER 'SCHWARZEN BRAUT

 

 

Böses Erwachen

 

Piet erwachte vom Schrei der Möwen. Die Augen behielt er noch geschlossen. Unter sich spürte er harte Planken. Der Boden schwankte und salzige Gischttropfen sprühten über sein Gesicht. Merkwürdig, er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr Kutter heute früh ausgelaufen war.

Als er den Kopf anhob, schoss ihm ein stechender Schmerz unter die Schädeldecke. Stöhnend sank er auf die Planken zurück. Piet wurde übel. Dagegen half es manchmal, tief durchzuatmen. Er sog Luft durch die Nase und wunderte sich. Auf Vaters Boot roch es sonst anders: Mehr nach Fisch, mehr nach Teer und nicht so nach Moder.

"Bist ein Wrack, fauler Sack!"

Jemand krächzte in Piets Ohr, sodass es am Trommelfell kitzelte. Vorsichtig blinzelte er zu den Wolken hinauf.

Da sah er sie, die schwarze Flagge über dem grauen Segel. Vor Schreck schlug sein Herz schneller. Denn dort oben wehte nicht nur eine Piratenfahne, nein! Deutlich erkannte er die wilden Locken, die den Totenschädel umgaben. Piet war auf der 'Schwarzen Braut' gelandet, dem berüchtigsten Seeräuberschiff des Ozeans.

Ein krummer Schnabel, grüne Federn und gelb umrahmte Knopfaugen schoben sich in sein Blickfeld.

"Guck nich dumm, trink den Rum!", forderte der Krächzer. Aber Piet zog es vor, die Augen wieder zu schließen. Wie um alles in der Welt war er hierher gekommen?

Einem dumpfen Pochen im Hinterkopf folgten neue Wellen der Übelkeit. Weiterhin schön durchatmen! Jetzt bloß nicht auf die Planken kotzen, dachte er.

Unheimliche Geschichten erzählte man sich abends an den Herdfeuern über dieses Seeräuberschiff. Es gab keine einzige Fischerhütte, in der man nicht voller Angst an die 'Schwarze Braut' dachte.

Verhext war sie, verzaubert und verflucht.

Piet stöhnte erneut. Dabei wollte er sich nicht verraten. Die Mannschaft sollte glauben, dass er tot wäre! Von ihm aus konnten sie ihn über Bord werfen. Alles wäre besser, als von bösen Mächten gequält zu werden.

Sie hatten ihn als ihren siebten Mann an Bord geholt, das war ihm jetzt klar. Denn sechs Matrosen brauchte man auf der 'Schwarzen Braut'. Und einen Kapitän. Insgesamt also immer sieben Leute. Jedenfalls erzählten das die Geschichten. Und wenn einer von der Mannschaft zu Tode kam, dann musste er sofort ersetzt werden. Dabei gingen die Piraten nicht zimperlich vor. Kräftige Fischerjungen waren ihre liebsten Opfer. Deshalb brummte Piet jetzt der Schädel. Sie hatten ihm einfach einen übergebraten. Ihm fiel aber nicht ein, wo das gewesen sein könnte.

"Corax hat recht", erklärte eine heisere Stimme. "Nimm n'en Schluck! Wird dir auf Beine helf'n."

Fordernd stieß ihm jemand einen Becher gegen die Lippen. Da blieb Piet nichts anderes übrig, als zu trinken. Teufel, war das Zeugs stark! Mit einem Ruck saß er aufrecht. Tränen schossen ihm in die Augen und die Nase brannte.

Der Papagei Corax flatterte erschrocken auf die nächste Taurolle.

Obwohl das Tageslicht blendete, öffnete Piet jetzt die Augen.

 

Hein Pfannenwender

 

Er blickte in das bleiche Gesicht eines alten Mannes. Diese Blässe erstaunte Piet, denn Seeleute arbeiteten ja stets an der frischen Luft. Sie hatten normalerweise einen gebräunten, wettergegerbten Teint.

Auch den Blick des Mannes konnte Piet nicht deuten. Es war, als läge ein Schleier vor dessen Augen. Graue, verfilzte Haare schauten unter dem verblichenen Rot des Piratentuches hervor. Die Nase hatte in der Mitte einen Knick. Zwischen den Bartstoppeln gab es hässliche Narben. Am linken Ohr trug der Pirat einen goldenen Reif. Als er den Mund aufmachte, schlug Piet ein Pesthauch ins Gesicht. Kein Wunder, die Zähne darin waren schmutzig und verfault.

"Willkomm'n an Bord, Piet", sagte der Pirat mit seiner heiseren Stimme. Er klang so lustlos wie das Geschrubbe einer Wurzelbürste.

"Bin Hein Pfannenwender, Koch aufer 'Schwarzen Braut'. Musst mir 'ne Woche lang dien'n. Steh auf und schäl Kartoffeln!"

"D- d- darf ich, also darf ich da- da- danach wieder h- h- heim? Also, wenn die Woche vor- vorbei ist, m- m- meine ich", stotterte Piet.

Hein Pfannenwender verzog keine Miene. Er lachte nicht, er höhnte nicht, er fluchte nicht. Es war, als blickten seine toten Augen durch Piet hindurch.

"Nee", flüsterte er, "danach sin annere dran. Woche um Woche. Un' zuletz, in sechster Woche, gehörste dann ihr."

Piet bekam eine Gänsehaut.

"Wem?", fragte er leise. "Wem gehöre ich zuletzt?"

Gleichgültig zuckte Hein Pfannenwender die Schultern.

"Na ihr halt, der Schwarzen Braut."

Dann schlurfte er gebückt davon. Wunderlich daran war, dass Piet sein Schlurfen nicht hören konnte.

Während Piet an Deck die Kartoffeln schälte und sie danach in einen Topf mit Wasser warf, quälten ihn weiterhin Kopfschmerzen. Eine imposante Beule hatte er unter seiner Mütze ertastet. Das Denken fiel ihm noch immer schwer.

"Wenn Piet brät Speck, Schmerz ist weg."

Der Papagei hatte sich in der Nähe auf einer Kiste niedergelassen.

"Ach, Corax!" Der neue Küchenjunge seufzte. "Wenn ich doch nur wüsste, was ich tun soll."

"Hör' und schaue und vertaue!"

"Du hast gut reden."

Dankbar war er dem Vogel trotzdem. Denn außer ihm selbst schien er das einzige lebendige Wesen an Bord zu sein.

Ab und zu lief einer von diesen Kerlen vorbei. Obwohl Piet sich gut mit Segelschiffen auskannte, hatte er keinen blassen Schimmer, welchen Aufgaben diese Matrosen nachgingen. Er konnte in ihren Bewegungsabläufen keine Logik erkennen.

Gruselig war, dass sie alle gleich aussahen. Sie hatten die gleiche blasse Haut, die gleichen Narben, die gleichen trüben Augen, die gleiche Knicknase, die gleichen goldenen Creolen und die gleichen grauen Haare unter dem Piratentuch. Nur die Gegenstände, die sie mit sich herumschleppten, waren verschieden.

Manchmal kamen sie zu zweit über das Deck. Piet hatte inzwischen vier Matrosen gezählt. Der erste war Hein Pfannenwender mit seinem Kochlöffel. Die Namen der anderen kannte Piet noch nicht. Wie auf Schlittschuhen glitten sie lautlos an ihm vorbei.

Der zweite Pirat, den Piet zu sehen bekam, trug Säge und Hammer unter dem Arm, der dritte hielt ein Fernrohr in der Hand und der vierte eine Rattenfalle. Drei tote Tiere baumelten an seinem Gürtel.

Das Kartoffelschälen nahm kein Ende. Wegen der Kopfschmerzen konnte Piet sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Vielleicht aber auch wegen dieser merkwürdigen Gestalten.

Als endlich die letzte Kartoffel geschält war, kam auch der fünfte Seemann auf ihn zu.

Oh Schreck! Der sah wirklich schlimm aus. So richtig zum Fürchten, fand Pit. Ein Entermesser klemmte zwischen seinen Zahnstummeln quer im Mund. Unter dem rechten Arm stecktete ein Degen und unter dem linken ein Schwert. Am Gürtel hingen mehrere Messer und eine Streitaxt herab.

Als Piet schon glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen, da änderte der Pirat knapp vor ihm die Richtung und glitt mit ebenso leeren Blick an dem Jungen vorbei, wie zuvor seine Kameraden.

"Pffff!", machte Piet und ließ das Kartoffelmesser fallen.

"Keine Panik auf der Titanik!", krächzte Corax.

Der Papagei behielt recht. Als Piet in der Kombüse neben Hein Pfannenwender den Speck in die Pfanne gab, zogen sich die Schmerzen in seinem Kopf zurück. Endlich, dachte er. Ab jetzt würde er aufpassen und hören und schauen, wie der kluge Corax es ihm geraten hatte.

Die Bratkartoffeln dufteten köstlich. Aber das erfreute den Schiffskoch nicht. Im Gegenteil. Missmutig blickte er den aufsteigenden Rauchschwaden hinterher. Das war die erste Gefühlsregung, die der Junge im blassen Gesicht seines Lehrherrn entdeckte. Wenn Piet nicht aufgepasst hätte, wären die Kartoffeln samt Speck und Zwiebeln sogar angebrannt. Hein Pfannenwender schien das nicht zu kümmern. Lustlos ergriff er einen Blechteller und schaufelte ein Viertel der Malzeit darauf.

"Hier", flüsterte er, "bring's Käpt'n Einauge!"

"Und wo finde ich den?"

Der Kapitän war der einzige Pirat an Bord, dem Piet noch nicht begegnet war. Und vor dem fürchtete er sich besonders.

"Aufer Kommandobrücke", antwortete der Koch.

An Deck flatterte Corax herbei und landete auf Piets Schulter. Die scharfen Krallen störten den Jungen nicht, denn er war froh, nicht allein zum Kapitän zu müssen.