Pik reist nach Amerika - Franz Werner Schmidt - E-Book

Pik reist nach Amerika E-Book

Franz Werner Schmidt

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Beschreibung

Das gibt es doch nicht! Pik, ein zahmes Eichhörnchen, ist Bens Ein und Alles. Doch dann kommt Terry und stiehlt es … und das ausgerechnet kurz bevor Terry mit seinen reichen Eltern eine Reise nach Amerika antritt. Terry nimmt Pik mit an Bord. Und für Ben ist eines klar: Er muss hinterher und seinen Pik zurückbekommen. – Franz Werner Schmidts klassische, temporeiche Abenteuergeschichte für kleine Leser erschien erstmals 1927 und erfuhr in den 1950er-Jahren zahlreiche Auflagen. Nicht zuletzt Wolfgang Herrndorf war begeistert von diesem Kinderbuch, das ihn zu »Tschick« inspirierte.

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Seitenzahl: 89

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Franz Werner Schmidt

Pik

reist nach Amerika

Anaconda

Die Originalausgabe dieses Bandes erschien 1927 unter dem Titel Pik reist nach Amerika. Eine lustige Schiffsgeschichte im Franz Schneider Verlag, Leipzig. Orthografie und Interpunktion wurden unter Wahrung von Lautstand und grammatischen Eigenheiten auf neue Rechtschreibung umgestellt.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2022 by Anaconda Verlag, einem Unternehmen

der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotive: Front cover of »John Bull«, October 1946

(colour litho) © The Advertising Archives / Bridgeman Images

(Hauptmotiv); © PurpleBird / shutterstock.com (Eichhörnchen)

Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de

ISBN 978-3-641-29235-5

www.anacondaverlag.de

Inhalt

1. Unser Herr Sohn!

2. Pik trinkt

3. Terry sieht triumphierend aus

4. Ben findet einen Zettel

5. Terry sondiert das Terrain

6. Sachte, mein Junge!

7. Der wird!

8. Weg mit euch!

9. Ben macht Bekanntschaften

10. Ich heiße Wöhler

11. Ben darf den Kartoffelkessel »ausessen«

12. Vater Sambi greift ins Wasser

13. Einbrecher!

14. Feste!

15. Nachtgedanken

16. Herr Wöhler sagt: »Donner und Doria!«

17. Vater Sambi bedeckt sich mit Ruhm

18. Völlig verstockt!

19. Da bist du ja!

20. Die Toten werden lebendig

21. Schrecken und Entsetzen

22. Terry hält eine Rede und jemand sagt: »Dummer Junge!«

23. Schluss

1.

Unser Herr Sohn!

Alloh – hup! der erste Koffer flog ins Auto.

Alloh – hup! Nummer zwei folgte.

Alloh – hup! – der dritte. Sechzehn waren es im Ganzen. –

Der Rücksitz bestand nunmehr aus einer kunstvollen Pyramide, die den Chauffeur zu begraben drohte. Aber das war seine Sache.

Nun stieg Frau Adelström ein.

»Leben Sie wohl, Ida!«, sagte sie zu dem Hausmädchen. »Weinen Sie nicht!«

Aber Ida weinte keineswegs, denn nun hatte sie ja Ferien.

»Auf Wiedersehen, Besemann«, sagte Herr Adelström zu dem Hausmeister. »Werden Sie es auch die sechs Monate ohne uns aushalten?«

Herr Besemann lächelte. Er würde es auch noch länger ohne Herrn Adelström aushalten. Aber das sagte er nicht. Er bedankte sich für die Zigarren, und nun sah er doch betrübt aus. Es fiel ihm ein, dass dies für sechs Monate die letzten Zigarren aus Herrn Adelströms Tasche waren.

»Wo ist der Junge?«, fragte jetzt Frau Adelström und sah sich um.

»Wo ist der Junge?«, fragte Herr Adelström und zog den Fuß wieder aus dem Wagen zurück. »Sollteder Bengel –«, er nahm die Zigarre aus dem Munde und pfiff.

Das Hausmädchen Ida stürzte diensteifrig zurück ins Haus, und man hörte, wie sie rief: »Terry!« Herr Adelström runzelte die Stirn.

»Den Bengel sollte man doch –«, aber er sprach nicht aus, was man sollte; denn nun kam Ida und meldete, dass kein Terry im Hause sei. Der Hausmeister, Herr Besemann, sah unschlüssig die Straße hinunter. Er vollendete im Stillen den Satz des Herrn Adelström auf seine Weise und dachte: Das sollte meiner sein! Aber dann erbot er sich bereitwillig, nach dem jungen Herrn zu forschen.

Herr Adelström sah nach der Uhr.

»Das Schiff geht in drei Stunden«, sagte er, »wir haben also reichlich Zeit, auf unsern Herrn Sohn zu warten.«

Zu dieser Bemerkung seufzte Frau Adelström tief auf, und auch Ida, das Hausmädchen, machte eine bekümmerte Miene.

»Vielleicht ist er im Gemüsekeller«, bemerkte sie bescheiden.

»Im Gemüsekeller?«, wiederholte Frau Adelström erstaunt. »Was hat Terry mit Gemüse zu tun?« Worauf Herr Adelström lachte.

»Da wohnt doch der Junge, mit dem er immer spielt«, entgegnete Ida.

»Unmöglich«, sagte Frau Adelström entschieden und lehnte sich zurück. »Was reden Sie da, Ida!«

Hierauf antwortete Ida nichts, aber sie machte eine Kopfbewegung, als ob sie unschuldig leiden müsste. Herr Besemann entfernte sich nun und begab sich auf die Suche. Herr Adelström aber stieg zu seiner Frau ein, zündete seine Zigarre, die ihm ausgegangen war, wieder an und sprach:

»Warten wir also, bis es unserm Herrn Sohn beliebt.«

2.

Pik trinkt

Während dies geschah, stand Terry im Gemüsekeller der Witwe Polder und nahm auf seine Weise Abschied von seinen Freunden. Die Türklinke zu Tante Polders Wohnstube hielt er in der Hand und schrie den drei Jungen, die am Fenster standen, zu:

»Mit euch habe ich überhaupt nichts zu tun. Ihr seid mir viel zu dumm. Ich rede überhaupt nur mit Ben.«

»Aber ich rede nicht mit dir«, sagte Ben, der am Tisch saß und vorsichtig etwas, das sich bewegte, in ein Tuch hüllte.

Die Jungen am Fenster brachen in ein Gelächter aus, und Terry bekam einen roten Kopf. »Ich fahre überhaupt nach Amerika«, sagte er hochmütig.

»Gute Reise!«, erwiderte Ben trocken, und wieder er tönte Gelächter vom Fenster.

Terry biss die Zähne zusammen. In diesem Augenblick hätte er gerne alle Anwesenden in Grund und Boden geschmettert, wenn es sich hätte machen lassen. Stattdessen sah er stumm nach dem Tisch hinüber, wo Ben gerade Milch in ein Schälchen goss. Sogleich bewegte es sich in dem Tuch; ein kleines, graues Schnäuzchen kam zum Vorschein, zwei blanke, runde Augen sahen hurtig umher, zwei lange rotbraune Öhrchen zuckten unternehmend, und aus der Hülle entwickelte sich, leuchtend roten Felles, mit geschwind arbeitenden Krallenpfoten ein Eichhörnchen. Es sprang auf das Schälchen zu, umfasste es mit den Pfoten, wie ein Mensch einen Brunnen, aus dem er trinken will, und tunkte hastig das Schnäuzchen in die Milch.

Zu diesem Vorgang näherten sich die drei Jungen vom Fenster atemlos; Ben, der Besitzer, machte ein angestrengt zusammengekniffenes Gesicht, um sie zu veranlassen, noch lautloser zu sein, und sah dann mit einem Freudenblick ohnegleichen auf das trinkende Tier.

Bei dem ersten Knarren der Dielen aber fuhr das Eichhörnchen zurück, ersprang Bens Ärmel, umkreiste ihn blitzschnell und fuhr dann rasch wie ein Gedanke unter seine Jacke. Einen Augenblick lang sah man noch den buschigen Schwanz, dann zog es auch den nach und war verschwunden.

Terry war diesem Schauspiel mit düsteren Blicken gefolgt. »Er gehört überhaupt mir!«, sagte er jetzt.

Ben hob den Kopf und sah ihn an. »Wer?«, fragte er scharf.

»Pik«, sagte Terry trotzig. Ben lachte. Auch die anderen lachten. »Das könnte dir so passen«, rief einer. »Jetzt ist er ganz übergeschnappt«, rief der zweite. »So eine Frechheit«, der dritte. Woraus ein allgemeines Getöse entstand. Aber Terry übertönte es.

»Ich habe ihn gefangen!«, schrie er, »darum gehört er mir!«

»Was?«, Ben schrie jetzt auf. »Erst wirfst du mir das Tierchen ins Gesicht, gemeinerweise« – hierbei zeigte Ben auf seine Stirn, von der sich eine breite Schramme bis zu den Wangen hinunterzog – »und jetzt willst du es wiederhaben, weil du siehst, es macht mir Freude?«

»Das ist mir egal!«, schrie Terry, »es ist meins, und wenn du es mir nicht wiedergibst, dann ist das eben Diebstahl.«

Auf dieses Wort hin war es plötzlich ganz still in Tante Polders Wohnstube. Die drei Jungen sahen entsetzt auf Ben. Terry selbst öffnete vorsichtshalber die Tür ein bisschen.

Aber Ben warf nur einen Blick herüber, so verächtlich, dass Terry einen Augenblick lang nicht wusste, wo er hinsehen sollte. »So eine Frechheit!«, sagte schließlich einer von den dreien. Aber Ben hörte nicht darauf. Er löste vorsichtig das Eichhorn aus seiner Jacke, wo es sich ankrallte und ärgerlich piepste wie eine Maus, und setzte es in einen Käfig hinter dem Schrank. Sogleich verkroch es sich in seinem Nest, das aus Tante Polders altem Kaffeewärmer bestand. Ben nahm seine Mütze vom Riegel. »Kommt Jungens«, sagte er, und ging auf die Tür zu, als ob es keinen Terry gäbe.

Terry war so rot wie Feuer. Aber er wich nicht. Jetzt gerade nicht.

»Gut«, sagte er und tat einen Schritt auf den Käfig zu, »dann nehme ich es mir eben allein!«

Ben packte ihn am Arm, dass er aufschrie.

»Höre mal«, sagte er, »wenn du jetzt nicht machst, dass du hier herauskommst, dann kriegst du noch nachträglich Keile, du Tierquäler, verstanden?«

»Klassenkeile kriegst du!«, schrien die andern und rückten vor.

Die Lage wäre für Terry bedenklich geworden, wenn nicht eine unerwartete Wendung eingetreten wäre. Ein polternder Schritt kam die Kellertreppe herunter, die Tür wurde aufgerissen, und der Kopf des Hausmeisters Besemann fuhr atemlos herein.

»Da ist er ja!«, rief er halb wütend, halb triumphierend, ergriff den jungen Herrn ohne Umstände am Kragen und, ohne sich um seinen wütenden Widerstand zu kümmern, zog er ihn rücklings aus der Tür und wie der Sturm die Treppe hinauf. Ein gewaltiges Gelächter brauste ihm nach und folgte ihm die halbe Straße hinab.

3.

Terry sieht triumphierend aus

Drei Stunden später lichtete der Riesendampfer »Kleopatra« unter den Klängen der Musikkapelle seinen Anker. Herr und Frau Adelström standen an der Reling und betrachteten das Schauspiel der Menge am Bollwerk. Ein Meer von winkenden Taschentüchern bewegte sich da unten. Selbst die Gepäckträger, die Droschkenkutscher, die Kohlenverlader mit ihren schwarzen Gesichtern und die Straßenjungen mit ihren zerlumpten Mützen winkten.

»Wie schade«, sagte Frau Adelström, »dass Terry sich dieses hübsche Bild durch seine Ungezogenheit verscherzt hat.«

Herr Adelström nahm die Zigarre aus dem Mund, überlegte eine Zeitlang und sprach:

»Wenn er verspricht, sich in Zukunft wie ein vernünftiger Mensch zu betragen, kann man ihn schließlich herauslassen. Die zwei Stunden Arrest in der Kabine hat er ja nun abgesessen!«

In diesem Augenblick beugte sich Frau Adelström über die Brüstung.

»Sieh mal den Jungen da unten«, sagte sie aufgeregt, »sieht er nicht ganz aus wie Terry? Und er will anscheinend noch mit dem Schiff mit. Aber das ist unerhört!«

In der Tat wurde die Menge unten von gewaltsamen Armen durchbrochen, und ein Junge, der anscheinend irgendetwas unter seiner Jacke trug, schoss wie ein Pfeil auf das abgehende Schiff zu.

Längst hatte die Spitze des Schiffes sich ins freie Wasser gedreht, aber das Heck hatte erst eben die Berührung mit dem Bollwerk gelöst. Ein Spalt, allerdings schon recht breit, trennte es vom Lande.

Der Junge, der von oben gesehen nur ganz klein erschien, sprang blindlings darauf los. Man hörte die Leute aufschreien. Aber von der Eingangsluke griffen zwei, vier, sechs Arme zu, packten ihn und zogen ihn herein.

»Unglaublich«, sagte Frau Adelström entrüstet. »Ordentlich Herzklopfen habe ich bekommen.«

»Dem Lümmel gehörte was hintendrauf«, bemerkte Herr Adelström, während er sich nach der Kabine begab, um Terry herauszulassen.

Vor der Tür stutzte er. Sie war offen. Herr Adelström steckte den Kopf durch den Spalt. Die Kabine war leer.

»Haben Sie meinen Sohn gesehen?«, fragte er den Steward, der gerade mit einem Tablett voll Tassen vorbeilief.

»Bedaure«, rief der Mann höflich, »vielleicht mein Kollege.«