Pique Dame - Alexander Puschkin - E-Book

Pique Dame E-Book

Alexander Puschkin

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Beschreibung

Eine der bekanntesten Kurzgeschichten der russischen Literatur, die auch zum Opernklassiker wurde: Alexander Puschkin neu übersetzt von Alexander Nitzberg und in Szene gesetzt von Kat Menschik als achter Band der Reihe Illustrierte Lieblingsbücher. Alexander Puschkins schaurig-böse Erzählung über einen, der gewinnen will, ohne ein Risiko einzugehen. Am Ende sind es nicht die Karten, sondern die Damen, die das Schicksal des Spielers bestimmen. Karten, Würfel, Glücksspiel: Hauptbeschäftigung der russischen Offiziere, zumal in langen Winternächten. Doch einer sitzt dabei, der nicht mitspielt: Hermann bleibt, von den Kameraden belächelt, Zuschauer. Bis er eines Tages von der steinalten Gräfin Anna Fedotowna hört, von der erzählt wird, sie kenne seit ihrer Jugend das Geheimnis, wie man die Karten zum Gewinnen bringt. Am nächsten Morgen bezieht er Posten vor ihrem Haus. Die junge Ziehtochter der Gräfin sieht ihn hartnäckig dort stehen und hält ihn für einen Verehrer. Es folgen Blicke, heimliche Briefe und schließlich die erste Verabredung, zu der Lisaweta Hermann ins Haus schmuggelt. Doch der wartet nicht wie verabredet in einem Versteck auf sie – er eilt sofort los, um die alte Frau zu suchen und von ihr das Geheimnis zu erpressen. Unheilvolle Ereignisse nehmen ihren Lauf …In Nitzbergs Neuübersetzung bekommt Puschkins Meisterprosa einen unangestrengten, bezaubernden Klang. Kat Menschik inszeniert die hochdramatische Erzählung über Liebe, Gier und enttäuschte Hoffnungen kongenial in einem Reigen aus Spielkartenfiguren, die uns mal lockend zuzwinkern und mal erschrocken anstarren. Sie lässt Totenköpfe tanzen, die uns aus der russischen Winternacht fast nach Mexiko schicken. Schwarze Romantik der Extraklasse.

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Seitenzahl: 63

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Alexander Puschkin

Pique Dame

Neu übersetzt von Alexander Nitzberg
Illustriert & in Szene gesetzt von Kat Menschik

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Alexander Puschkin

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Motto

I. Kapitel

II. Kapitel

III. Kapitel

IV. Kapitel

V. Kapitel

VI. Kapitel

Epilog

Nachwort des Übersetzers

Inhaltsverzeichnis

Pique Dame bedeutet geheime Missgunst.

Aus dem neuesten Wahrsagebuch

Inhaltsverzeichnis

I

Hat es draußen geschneit,

wurden Karten gereiht,

gestoßen,

wurden Scheine gesetzt:

Erst die kleinen, zuletzt

die großen.

Der Partien Verlauf

wurde säuberlich auf-

geschrieben.

Hat es draußen geschneit,

hat man so seine Zeit

vertrieben.[1]

Es war ein Kartenabend bei Narumow, dem Gardekavalleristen. Die lange Winternacht ging kaum merklich vorüber; zu speisen geruhte man gegen vier in der Frühe. Die Siegreichen aßen mit dem größten Appetit, die Übrigen saßen recht aufgelöst da und starrten auf ihre leeren Teller. Doch schon kam der Champagner, die Konversation sprühte, und jeder nahm wieder daran teil.

– Los, Surin, was hast du angestellt? –, fragte der Gastgeber.

– Wie immer, verloren. Das nenne ich eine Pechsträhne: Jetzt spiele ich schon mirandole[2], lasse mich auch niemals treiben, bewahre immer nur kühlen Kopf – und trotzdem verliere ich!

– Und bist auch nie in Versuchung geraten? Warst nie geneigt, auf route[3] zu setzen? … Muss sagen, deine Contenance verdient alle Achtung.

– Und Hermann erst! –, sprach einer der Gäste und zeigte auf einen jungen Ingenieur[4], – der hat ja zeit seines Lebens noch kein Blatt in die Hand genommen, hat noch nie Paroli gebogen[5], sitzt aber bis fünf Uhr morgens mit uns und beobachtet unsere Partie!

– Das Spiel beschäftigt mich über die Maßen –, sagte Hermann, – doch ich bin nicht imstande, um des Überflusses willen das Nötige zu opfern.

– Hermann ist ein Deutscher, wie er leibt und lebt, die zählen ja bekanntlich jeden Groschen, das ist alles! –, bemerkte Tomski. – Aus wem ich aber wirklich nicht schlau werde, ist meine Großmutter, die Gräfin Anna Fedotowna.

– Wie? Was? –, riefen die Gäste.

– Ich begreife nicht –, setzte Tomski fort, – aus welchem Grunde sie nicht pointiert![6]

– Was wäre denn daran so verwunderlich –, entgegnete Narumow, – dass eine achtzigjährige alte Dame nicht pointiert?

– Dann wissen Sie also nichts von ihr?

– Nein! In der Tat, nicht das Geringste!

– Nun, so hören Sie:

Meine Großmutter war vor etwa sechzig Jahren in Paris und daselbst überaus beliebt. Das Volk lief ihr nach, um die berühmte Venus moscovite[7] zu bestaunen; Richelieu[8] höchstpersönlich machte ihr den Hof, und Großmutter schwört, wegen ihrer Grausamkeit hätte er sich beinahe die Kugel gegeben.

Damals spielte die Damenwelt Pharo. Eines Tages bei Hof nach einer Partie stand Großmutter beim Herzog von Orléans[9] mit einem ganz schönen Batzen Geld in der Kreide. Während sich Großmutter wieder daheim die mouches[10] aus dem Gesicht entfernte und den Reifrock löste, erklärte sie Großvater, sie habe verloren, und befahl ihm, die Schuld zu begleichen.

Großvater, Gott hab ihn selig, war fast so etwas wie Großmutters Kämmerer. Er fürchtete sie wie der Teufel das Weihwasser; allein der Betrag war dermaßen hoch, dass es selbst ihn aus der Fassung brachte; er machte ihr anhand von Rechnungen klar, dass sie in nur einem halben Jahr eine halbe Million verlebt hätten, dass Paris weder Moskau noch Saratow sei, wo sie ja Landgüter besäßen, und weigerte sich ausdrücklich zu zahlen. Großmutter ohrfeigte ihn und ging zum Zeichen ihres Grolls allein zu Bett.

Tags darauf ließ sie den Gatten rufen in der Hoffnung, die Strafe habe genügt, fand ihn jedoch unverbesserlich. Zum allerersten Mal kam es zwischen ihnen zu Differenzen und Wortgefechten; sie redete ihm ins Gewissen, musste ihn freundlichst daran erinnern, Schulden seien nicht gleich Schulden, es gäbe da feine Unterschiede, etwa zwischen einem Prinzen und einem Stellmacher. – Na, und wenn schon! Großvater rebellierte. Nein und Punktum! Großmutter war ratlos.

Nun stand sie einer Persönlichkeit nahe, die als höchst bemerkenswert galt. Die Rede ist vom Grafen von Saint Germain[11], über den viel Sonderbares erzählt wird. Sie wissen, für wen er sich ausgab: Für den Ewigen Juden[12], für den Erfinder des Lebenselixiers und des Steins der Weisen et cetera et cetera. Er wurde als Scharlatan belächelt, Casanova in der Geschichte seines Lebens[13] nennt ihn gar einen Spion; und doch besaß der Graf von Saint Germain, all seiner Zwielichtigkeit zum Trotz, ein durch und durch respektables Äußeres und war ein geschätzter Zeitgenosse. Großmutter ist bis zum heutigen Tag von ihm hingerissen und ist ergrimmt, redet jemand von ihm ungebührlich. Großmutter ging davon aus, dass er über größere Beträge verfügte. Und fasste den Entschluss, sich an ihn zu wenden. Sie schrieb ihm, er solle auf der Stelle kommen.

Der alte Kauz eilte herbei und fand sie im Zustand größter Verzweiflung. In den dunkelsten Farben schilderte sie ihm das geradezu stupide Verhalten ihres Gatten und verkündete schließlich, sie hoffe nun einzig auf des Grafen Freundschaft und Herzensgüte.

Saint Germain überlegte.

»Wohl könnte ich Ihnen mit einem Betrag dieser Größenordnung aushelfen«, sagte er, »doch ich weiß nur zu gut, Sie werden erst dann Ihre Ruhe finden, wenn Sie ihn mir zurückgezahlt haben, und ich möchte Sie nur ungern in Verlegenheit bringen. Es gäbe da noch ein anderes Mittel: Sie könnten Ihr Geld zurückgewinnen.« – »Doch, mein lieber Graf«, antwortete Großmutter, »uns ist überhaupt kein Geld mehr geblieben.« – »Sie brauchen dazu auch gar kein Geld«, entgegnete ihr Saint Germain, »wenn Sie die Güte hätten, mich anzuhören.« Und da verriet er ihr ein Geheimnis, für das jeder von uns viel geben würde …

Die jungen Spieler spitzten die Ohren. Tomski zündete eine Pfeife an, tat einen Zug und erzählte weiter.

– Noch am selben Abend erschien Großmutter in Versailles au jeu de la Reine[14]. Der Herzog von Orléans hielt die Bank; Großmutter entschuldigte sich beiläufig dafür, dass sie die geschuldete Summe nicht bei sich führte, erfand sogar irgendeine kleine Geschichte und fing an, gegen ihn zu pointieren. Sie wählte sich drei Karten aus und setzte auf sie – eine nach der anderen: Alle drei gewannen sonica[15], und so holte sich Großmutter den gesamten Betrag zurück.

– Zufall! –, glaubte einer der Gäste.

– Ammenmärchen! –, erklärte Hermann.

– Gezinkte Karten? –, fragte ein Dritter.

– Wohl kaum –, sprach Tomski wichtigtuerisch.

– Wie! Deine Großmutter –, staunte Narumow, – ist in der Lage, drei Karten in Folge vorauszusagen, und du hast es bis heute nicht für nötig befunden, ihre kabbalistische Kunst zu erlernen?

– Zum Teufel, nein! –, erwiderte Tomski. – Sie hatte vier Söhne, darunter mein Vater: Alle vier waren leidenschaftliche Spieler, nicht mit einem wollte sie ihr Geheimnis teilen; und das, obwohl es doch für sie alle, ja selbst für mich, nicht von Nachteil wäre. Aber mein Onkel, der Graf Iwan Iljitsch, hat mir Folgendes erzählt und auf Ehre versichert, es sei die Wahrheit. Der selige Tschaplitzki, na, Sie wissen schon, jener, der all seine Millionen verjubelt hat, um dann in tiefster Armut zu sterben, verlor als er jung war – ich glaube, an Soritsch[16] – drei Tausend oder mehr. Er war verzweifelt. Großmutter, eigentlich immer streng gegenüber den Launen der jungen Leute, hatte nun Mitleid mit Tschaplitzki. Sie verriet ihm drei Karten, auf die er nacheinander setzen sollte, und ließ ihn schwören, nie wieder ein Blatt in die Hand zu nehmen. Tschaplitzki erschien vor seinem Gläubiger: Und sie begaben sich an den Spieltisch. Tschaplitzki setzte auf die erste Karte fünfzig Tausend und gewann sonica; er bog Paroli, er bog Lappé[17] – holte sich seinen Verlust zurück und gewann sogar noch reichlich dazu …

Doch wir sollten jetzt schlafen: Es ist Viertel vor sechs.