Polemik durch Verbesserung. Der Meißner gegen den Marner - Sophie Strohmeier - E-Book

Polemik durch Verbesserung. Der Meißner gegen den Marner E-Book

Sophie Strohmeier

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit Etablierung der volkssprachlichen Sangspruchdichtung im deutschen Mittelalter und deren schriftlicher Tradierung in Handschriften sind auch immer wieder sogenannte lyrische Sängerkriege überliefert worden. In diesen werden namentlich genannte oder ungenannte Dichter und sogar ganze Dichterkollektive kritisiert bis grob beschimpft. Einerseits kann man die polemischen Texte durchaus ernst nehmen, immerhin wurden die dazugehörigen Texte vor Publikum vorgetragen und für wichtig genug befunden, um aufgeschrieben zu werden. Andererseits ist eine persönliche Feindschaft zwischen zwei Autoren doch eher unwahrscheinlich und auch in der bekanntesten Dichterfehde, der zwischen Walther von der Vogelweide und Reinmar dem Alten, geht die neuere Forschung eher von einem literarischen Spiel zwischen den Dichtern und einer Gegenüberstellung von zwei Meinungen in einer Performanz-Situation aus. Besonders gut kann man das an den Nachrufen vermeintlich verfeindeter Dichter aufeinander sehen, beispielsweise dem von Walther auf Reinmar. Dort werden die Fähigkeiten und Verdienste, des vorher kritisierten Dichters, schließlich doch respektiert und sogar gelobt. Doch inwieweit man allen polemischen Strophen, abgesehen vielleicht von denen, wo bloße Beschimpfung das Thema ist, ihre Ernsthaftigkeit absprechen kann, wird wohl aufgrund von Informationsmangel Gegenstand ewiger Spekulationen bleiben.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Fehden zwischen Sangspruchdichtern

2. Der Meißner gegen den Marner

2.1. Der Spruch des Marners in der Physiologus-Tradition

2.2. Der Spruch des Meißners und seine Änderungen

3. Art und Intention der Kritik des Meißners

3.1. Die Quellen der beiden Dichter

3.2. Meißners zweiter Spruch gegen den Marner

3.3. Verbesserung als Polemik und Selbstinszenierung

4. Fegfeuers Eingriff in die Fehde

5. Literaturverzeichnis

 

1. Fehden zwischen Sangspruchdichtern

2. Der Meißner gegen den Marner

 

Die Invektive des Meißners in drei Sprüchen gegen den Marner, von denen hier besonders einer genauer untersucht werden wird, bietet mehrere Perspektiven auf die Polemik von Sangspruchdichtern gegeneinander, die im Folgenenden näher bestimmt werden.

 

2.1. Der Spruch des Marners in der Physiologus-Tradition

 

Meißners Angriff auf den Marner bezieht sich nicht nur auf seine Person und Fähigkeiten wie im Späteren gezeigt wird, sondern auch auf einen ganz bestimmten Sangspruch. Diese Strophe ist typisch in der Tradition der Sangspruchdichter, sie soll Gelehrten-Wissen, auch in der Volkssprache für Laien vermitteln[1]. Hier werden die typologischen Eigenschaften des Löwen, des Elefanten, des Strauß‘, des Adlers, des Phönix und des Pelikans nach der naturkundlichen Physiologus-Tradition dargestellt. Alle Eigenschaften der dargestellten Tiere haben jedoch wenig mit dem realen Lebewesen zu tun - im Physiologus sind auch Fabelwesen vertreten - sondern die Tiere stehen für Zeichen von Gottes Schöpfung, also dem Buch der Natur und verweisen somit allegorisch, wie auch im letzten Vers vom Marner erläutert wird, auf das Buch Gottes, die Bibel, hin. Durch die Tiere und ihre Eigenschaften kann eben auch der „Illiteratus“ die Wunder Gottes sehen.

 

Im Spruch des Marners werden nacheinander die einzelnen Tiere vorgestellt und ihr Umgang mit ihren Jungen beschrieben. Diese Handlungen können jeweils biblisch ausgedeutet werden. Der Löwe befreit seine, sozusagen durch die Last der Erbsünde bereits totgeborenen Kinder, er ist daher vergleichbar mit Gott oder Jesus, die den Menschen wieder erwecken bzw. erlösen oder auch Gott der Jesus wiederauferstehen lässt (Vers 1- 5). Der Elefant bringt seine Kinder im Wasser, also gleich getauft zur Welt und schützt sie so vor Satan, während der Strauß seine Brut drei Tage lang ansehen muss, damit sie schlüpft, sowie auch Jesus nach drei Tagen wieder aufersteht (Vers 6- 10). Die Nachkommen des Adlers müssen in die Sonne sehen, also Gott ansehen bzw. an ihn glauben, um nicht in die Hölle zu geworfen zu werden (Vers 11- 13). Der Phönix wiederrum tut es Jesus gleich und ersteht nach dem Tod wieder auf und der Pelikan erweckt seine getöteten Kinder mit seinem Herzblut zum Leben, er opfert sich also für sie, wie Jesus für die Erbsünde belastete Menschheit oder er ist vergleichbar mit Gott der Jesus erst opfert und ihn dann wiederauferstehen lässt (Vers 14- 19).