Politik zum Selbermachen - Eva Leipprand - E-Book

Politik zum Selbermachen E-Book

Eva Leipprand

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  • Herausgeber: Suhrkamp
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Rüttgers, Koch und Köhler – die Politikverdrossenheit hat nun auch die Politiker erfaßt. Während die Menschen in Stuttgart und anderswo demonstrieren, ist kaum noch jemand bereit, Verantwortung zu übernehmen und das Land zu gestalten. Hinterzimmer, Ochsentouren, Kompromisse – wer hat darauf schon Lust? Aber was erlebt man wirklich in deutschen Ortsvereinen? Wie fühlt man sich an einem regnerischen Samstag am Infostand in der Fußgängerzone? Und warum reden die da oben eigentlich immer so geschwollen? Eva Leipprand hat sich auf das Experiment Kommunalpolitik eingelassen und ihre Erfahrungen in 22 Lektionen aufgeschrieben. Eine unterhaltsame Gebrauchsanweisung, mit der Sie außerdem herausfinden können, ob Sie für die praktische Politik geeignet sind.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 176

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Eva Leipprand

POLITIK ZUM SELBERMACHEN

Eine Gebrauchsanweisung

Suhrkamp

Umschlagillustration: Anja Nolte

Suhrkamp eBook Berlin 2011

Originalausgabe

© Suhrkamp Verlag Berlin 2011

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere dasdes öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitete werden.

Umschlaggestaltung: Göllner, Michels

eISBN 978-3-518-74810-7

www.suhrkamp.de

Inhalt

Einleitung

Für Anfänger

Der Einstieg

Der Ortsverein

Die Liste

Der Infostand

Der Populist

Die Stadtratssitzung

Die Beschlussvorlage

Die Frauen und die Männer

Für Fortgeschrittene

Der Wahltag

Die Referentenwahl

Die Kleidung

Die Klientel

Das Grußwort

Der Dienstwagen

Die Finanzberatungen

Der Bürgerwille

Die Fassade

Die Wirtschaft

Die Medien

Der Sponsor

Die Intrige

Die Macht

Auswertung der Antworten

Einleitung

Heute Morgen beim Zeitunglesen hast du dich wieder einmal furchtbar aufgeregt. Was machen die doch für einen Mist in der Politik! Sie fahren den Karren an die Wand, und unsereins muss es ausbaden. Und kann nichts dagegen tun!

Wirklich nicht? Versuch’s doch mal mit Politik zum Selbermachen!

Dieses Buch zeigt dir, wie es geht. Wie kommt man rein in die Politik? Welche Hürden muss man überwinden? Wie läuft der Betrieb da drin eigentlich ab? Und was ist das für ein Gefühl, wenn du endlich an den Hebeln der Macht sitzt? Dazu der ultimative Test: Taugst du zum Politiker oder solltest du doch lieber die Finger davon lassen?

Und so funktioniert Politik zum Selbermachen:

Wir stellen dir zu Beginn jedes Kapitels eine Szene vor – Politik, wie man sie kennt, Politik vor Ort. Begebenheiten, wie sie in Städten mittlerer Größe überall zu beobachten sind. Dann bist du an der Reihe und teilst uns deine Gefühle, Meinungen und Erfahrungen mit, während du dich immer tiefer in das politische Geschäft hineinbegibst. Du wirst dich dabei durch die unterschiedlichen Ressorts bewegen und auch gendermäßig flexibel sein. Du kannst ein Mann sein oder eine Frau. Du wirst hier einem Oberbürgermeister, dort einer Oberbürgermeisterin begegnen (→ »Die Frauen und die Männer«). Als dritter Schritt folgt der Stoff der Lektion in der Zusammenfassung, und zum Schluss bist du aufgefordert, dich zwischen vier Möglichkeiten der Weiterarbeit zu entscheiden. Das ist nicht einfach! Aber wer nicht entscheiden kann, taugt nicht für die Politik.

Den Antworten sind Punkte zugeordnet. Die Auswertung am Ende gibt dir Auskunft über deine Eignung zum Politiker.

Viel Spaß – und: viel Glück!

FÜR ANFÄNGER

DER EINSTIEG

Die Zustände auf dem Kaiserplatz sind untragbar geworden. Täglich berichtet die Zeitung über unschöne Vorkommnisse, Gegröle, Pöbeleien und Randale bis hin zu Messerstechereien. Kürzlich kam ein junger Mann nur knapp mit dem Leben davon, als er von zwei Volltrunkenen völlig grundlos attackiert wurde. Anwohner klagen über die Hinterlassenschaften der nächtlichen Exzesse: zertretene Döner, Scherben, Urin, Erbrochenes. Ausgerechnet auf dem schönsten Platz der Stadt, der auf jeder Postkarte abgebildet ist, hat sich um ein paar einschlägige Lokale herum eine Vergnügungsszene entwickelt, die dem Ruf der Stadt allmählich schadet. Junge Leute, vornehmlich aus dem Umland, fallen hier allnächtlich ein, den Kofferraum gefüllt mit Bierkästen und auch schärferen Getränken. Sie posieren an ihre Wagen gelehnt oder versuchen, kurz vor Mitternacht durch einen quietschenden Blitzstart Aufsehen zu erregen. Sehr beliebt ist auch das gockelhafte Auf-und Abfahren, während das Wummern und Stampfen der Bässe aus den geöffneten Wagenfenstern dröhnt.

Das Problem, das derzeit eskaliert, ist nicht neu. Schon seit vielen Jahren ist der Brunnen in der Mitte des Platzes ein beliebter Treffpunkt, insbesondere in Sommernächten, wenn der Vollmond über der historischen Kulisse steht. Das Brunnenwasser wird zum Kühlen der Getränke genutzt, und wenn der Fußballverein endlich einmal wieder gewonnen hat, halten die Brunnenfiguren Siegesfahnen in der Hand. Dann allerdings nimmt die Zahl der Feiernden ein solches Ausmaß an, dass der Autoverkehr blockiert ist und auch die Straßenbahn nicht mehr durchkommt. Am nächsten Morgen liegen die Scherben knöcheltief.

Wechselnde Stadtregierungen haben sich vergeblich bemüht, das Problem in den Griff zu bekommen. Vor einigen Jahren hat der Stadtrat beschlossen, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und den Platz für den Autoverkehr zu sperren. Die Wogen der Entrüstung schlugen hoch. Häme und Spott troffen aus den Leserbriefspalten der Zeitung, bis die Sperrung so schnell verschwand, wie sie gekommen war.

Auch jetzt ist keine Lösung in Sicht. Ordnungsrechtliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Schließung der Lokale um ein Uhr nachts erregen den Unmut der Jugendlichen und bringen der Stadt den Ruf eines Provinzkaffs ein, weshalb die Stadträte, die es sich mit keinem, schon gar nicht mit der Jugend verderben wollen, die Maßnahme wieder aussetzen. Versuche, die Wirte stärker in die Verantwortung zu nehmen, scheitern am Geschäftssinn derselben. Die Polizei sieht sich außerstande, allabendlich Streifenbeamte von anderen Aufgaben abzuziehen, um auf dem Kaiserplatz für Ordnung zu sorgen.

Die Stadthistorikerin beklagt den Niedergang der einstigen Pracht, die Hausbesitzer melden horrenden Wertverlust ihrer Immobilien. Kopfschüttelnd wenden sich die Touristen ab. Der Verkehrsverein und die Einzelhändler schreiben wütende Briefe an den Oberbürgermeister. Wegen der nächtlichen Exzesse ziehen die Mieter an den Stadtrand und lassen das Herz der Stadt verödet zurück.

Was denkst du?

Genau so ist es! Du gerätst in einen heiligen Zorn. Sie kriegen einfach nichts zustande, diese Weicheier! Das ist doch eine Bankrotterklärung der Politik. Kein Konzept, keine Strategie, nur ein Kneifen und Herumdoktern an Symptomen, so kommt man nicht weiter. Es kann doch nicht so schwer sein, für diesen Kaiserplatz eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt.

Du denkst, du solltest vielleicht selber in die Politik gehen. Da gibt es offenbar zu viele Leute, die ihre Verantwortung nicht in der richtigen Weise wahrnehmen. Oder ganz einfach unfähig sind. Seit Jahren hast du mit deinen Freunden über solche Fragen diskutiert, bist auch schon einmal bei einer Bürgerversammlung gewesen, doch geändert hat sich nichts. Du bist sicher, du kannst es besser.

Die ganze Richtung stimmt nicht, man müsste die Dinge im größeren Zusammenhang sehen. Die Vision fehlt, alles ist viel zu provinziell und kleinkariert. Warum schaffen sie es nicht, ein vernünftiges Verkehrssystem einzurichten und das Wirtschaftsleben anzukurbeln? Und die Schulen endlich in einen zeitgemäßen Zustand zu bringen? Jeder weiß schließlich, dass in der Bildung der Kinder unsere Zukunft liegt. Ganz abgesehen davon, dass der soziale Kitt in der Stadt brüchig zu werden droht, hier muss unbedingt etwas geschehen. Unsere Stadt hat doch das Zeug, Stärke und Glanz zu entwickeln, man muss es nur richtig anpacken! Vielleicht bist du sogar ein Idealist und glaubst, dass gute Politik für deine Stadt auch gute Politik für die ganze Welt ist. Was kann man hier nicht alles machen, für die soziale Gerechtigkeit, für die Umwelt und gegen den Klimawandel. Mitbauen an einem zukunftsfähigen guten Leben. Ein kleines bisschen die Welt retten. Du fühlst, es ist Zeit, politische Verantwortung zu übernehmen.

Lektion

Eine solche Entscheidung sollte man sich gründlich überlegen. Der Politiker (es gibt auch Politikerinnen, → »Die Frauen und die Männer«) gehört zu den unbeliebtesten Leuten überhaupt, hinter ihm kommt nur noch der Versicherungsvertreter. Das merkt der Politiker nicht gleich, weil ihm die Leute meist mit Ehrerbietung und Respekt begegnen. Sie tanzen um ihn herum, reden ihm nach dem Mund und begrüßen ihn bei jeder Gelegenheit mit Lob und Preis, sie brauchen ihn ja. Aber sie mögen ihn nicht. Das merkt er spätestens dann, wenn die Dinge einmal nicht so glatt für ihn laufen. Dann kann die Bürgerin, die ja auch die Wählerin ist, über Nacht sehr ungemütlich werden und ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Und irgendeiner ist immer unzufrieden. Wie auf dem Kaiserplatz. Von der Presse ist in so einer Situation keine Gnade zu erwarten, die freut sich an dem ergiebigen Thema und hält es am Köcheln. Leicht kann es geschehen, dass sich die Lage zuspitzt und am Ende eine Rücktrittsforderung im Raum steht. Von da ist es nicht weit bis zum unrühmlichen Abgang, und man hat nicht nur den Job, sondern auch den guten Ruf verloren.

Du lässt dich von deinem Vorsatz nicht abbringen. Was tust du?

O1.Du möchtest dich gründlich vorbereiten und beginnst ein zwölfsemestriges Studium der Politikwissenschaft.O

2.

Du schaust noch einmal ein paar Diskussionsrunden im Ersten, im Zweiten und bei RTL an und gibst dein Vorhaben auf.

O3.Du lässt dich von einer Bekannten in die nächste Sitzung ihres Ortsvereins mitnehmen.O4.Du bist froh, dass du dieses Buch gekauft hast, und arbeitest es durch.

DER ORTSVEREIN

Der Ortsverein tagt im Nebenzimmer einer Gaststätte, dem ehemaligen Wienerwald. Sehr gemütlich ist es nicht, aber immerhin ist die Bedienung mit einem großen Tablett Weizen unterwegs. Der Raum ist etwa zur Hälfte besetzt, vorwiegend mit älteren Herrschaften, als die Ortsvereinsvorsitzende das Wort ergreift (es gibt selbstverständlich auch männliche Ortsvereinsvorsitzende, das ist sogar die Regel, → »«). Sie begrüßt die Mitglieder des Ortsvereins herzlich und beginnt die Sitzung mit einer Schweigeminute für den gemeinsamen Freund Josef, der während der Sommerpause leider ganz unerwartet verstorben ist. Der nächste Tagesordnungspunkt ist die Ehrung zweier langjähriger Mitglieder, die eine Urkunde und eine Ehrennadel erhalten, die ihnen die Vorsitzende auch gleich mit launigen Worten ans Revers heftet. Einer der beiden erinnert in einer kleinen bewegenden Rede an Josef und all das, was er für die gemeinsame Sache geleistet hat.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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