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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Multimedia, Internet, neue Technologien, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Kommunikationswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschreibt das neue Online-Format Weblogs, mit dem die Hoffnung einer direkten Anteilnahme jedes Einzelnen am Öffentlichkeitssystem verbunden ist. Dabei bieten die normative und die systemtheoretische Öffentlichkeitstheorie die Hilfsmittel, mit denen sich verschiedene Teilaspekte dieses neuen Genres der computervermittelten Kommunikation betrachten lassen. Ausgehend von einer grundsätzlichen Beschreibung des recht komplexen Begriffs der Öffentlichkeit stellt die Arbeit beide Theorieansätze vor und operationalisiert wichtige Begrifflichkeiten, mit denen sich die Öffentlichkeit der Weblogs adäquat beschreiben lässt. Weblogs selbst werden aus diesem Grund eben-falls näher beschrieben und in die Online-Kommunikation eingeordnet. Nach der Ana-lyse, die sich entlang eines systemtheoretischen Rasters entwickelt, kann festgestellt werden, dass Weblogs durchaus das Potential für wichtige Impulse in Richtung politi-scher Öffentlichkeit besitzen, dass sie aber innerhalb der bestehenden Öffentlichkeits-Konstellation an der Dominanz bisheriger „Meinungsmacher“ nichts wesentliches ver-ändern können.
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Veröffentlichungsjahr: 2006
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Institut für Kommunikationswissenschaft Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Datum: 29.09.2006
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Abstract
This paper describes ‘public sphere’ within the computer mediated communication and sets its focus on a new World Wide Web genre - Weblogs.
The theory of public sphere provides useful normative and also systemtheoretical basics for the description of different aspects of that new communication format. Beginning with a short review of the Weblog-genesis the paper introduces the two major theoretical approaches. Some points are then operationalized for the adequate description of political weblog-communication. In addition to that the weblog-genre and its role in the computer mediated communication is explained. The analysis will be in-line with the process-oriented (Input, Throughput and Output). After that closer look one can say, that weblog-communication have some potential for bringing input in the dominant mass-media system but there is no new net-public-sphere that is able to obtain the opinion leading mass-media system.
Zusammenfassung
Die Arbeit beschreibt das neue Online-Format Weblogs, mit dem die Hoffnung einer direkten Anteilnahme jedes Einzelnen am Öffentlichkeitssystem verbunden ist. Dabei bieten die normative und die systemtheoretische Öffentlichkeitstheorie die Hilfsmittel, mit denen sich verschiedene Teilaspekte dieses neuen Genres der computervermittelten Kommunikation betrachten lassen. Ausgehend von einer grundsätzlichen Beschreibung des recht komplexen Begriffs der Öffentlichkeit stellt die Arbeit beide Theorieansätze vor und operationalisiert wichtige Begrifflichkeiten, mit denen sich die Öffentlichkeit der Weblogs adäquat beschreiben lässt. Weblogs selbst werden aus diesem Grund ebenfalls näher beschrieben und in die Online-Kommunikation eingeordnet. Nach der Analyse, die sich entlang eines systemtheoretischen Rasters entwickelt, kann festgestellt werden, dass Weblogs durchaus das Potential für wichtige Impulse in Richtung politischer Öffentlichkeit besitzen, dass sie aber innerhalb der bestehenden Öffentlichkeits-Konstellation an der Dominanz bisheriger „Meinungsmacher“ nichts wesentliches verändern können.
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Kapitel 1: Einleitung
Laut der aktuellen und repräsentativen ARD/ZDF-Online-Studie 2006 sind knapp 60% der Erwachsenen in Deutschland online (s. van Eimeren/Frees 2006: 403). Das Internet durchdringt nahezu sämtlich Bereiche des privaten sowie beruflichen Alltags des Menschen und „online sein“ klingt heute fast so profan wie Zeitungslesen. Die ehemalige Werbeformel „ich bin drin“ des Internetproviders AOL hätte heute wohl kaum noch Bedeutung, denn für viele Leute geht es nicht mehr um den Zugang zum Internet, sondern vielmehr um die Entscheidung, welchen Dienst bzw. welches Online-Medium sie für ihre individuellen Vorlieben nutzen. Hier entwickelt sich besonders das komplexe und dynamische WorldWideWeb (WWW) permanent weiter und bietet - etwa im Gegensatz zum E-Mail-Dienst - Jahr für Jahr neue zusätzliche Möglichkeiten.
Seit Beginn des neuen Jahrtausends etabliert sich ein neues Genre innerhalb der computervermittelten Kommunikation. Die Rede ist vom Weblog. Mit diesem sind keine Programmierkenntnisse mehr nötig, um sich mit einer eigenen Internet-Präsenz online mitzuteilen. Es genügt, sich bei einem der kostenlosen Weblog-Anbieter zu registrieren. In wenigen Minuten ist das Weblog erstellt und es können Einträge verfasst werden. Neben der rein textbasierten Nutzung besteht meist auch die Möglichkeit Bild-, Audio- und sogar Videomaterial in den „Blog“ zu integrieren. Thematische Beschränkungen gibt es keine und solange der Inhalt nicht gegen geltendes Recht verstößt, ist der Weblog-Nutzer in seiner Artikulation nicht eingeschränkt. Weblogs sind modern und man kann mit ihnen eine große Anzahl Menschen erreichen - kostenlos.
Entgegen der nun fast antiquiert wirkenden Homepage, erscheinen Weblogs ungleich dynamischer, verlinken sich untereinander auf ganz unterschiedliche Themen und bilden so eine kommunizierende Gemeinschaft, die im Diskurs und öffentlich aktuelle Dinge bespricht. Weblos könnten jedoch nicht nur das Internet revolutionieren. Auch die politische Dimension erscheint nahe liegend. Denn Begriffe wie „freie Artikulation“ „diskursfördernd“ und „einfache Zugänglichkeit und Nutzung“ muten wie die Erinnerungen an einen urdemokratischen Traum an. Schon seit Mitte der 1990er Jahre wurden dem Internet großartige Leistungen zum Beispiel für die Demokratie zugeschrieben, die es allerdings auf-grund seiner Struktur, seiner vielen unterschiedlichen Dienste, seiner Okkupation durch wirtschaftlicher Interessen und aus sozialen und finanziellen Gründen auf der Nutzerseite nie völlig einzulösen vermochte. Nun, nachdem die New-Economy im Jahr 2002 ein jähes Ende erlebte, verändert sich das Netz.
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Kapitel 1: Einleitung
Weg vom Geld, hin zum Menschen, weg vom Gegeneinander und hin zum Miteinander.Welches Motto dem „neuen“ Netz auch gegeben wird, es betrifft weniger eine gesichtslose Masse, sondern vielmehrIndividuen.Man stellt sich einen virtuellen Marktplatz vor, der neben dem Güterhandel bei Ebay, Amazon und Co. einen Handel, oder besser, denkostenlosenAustausch von Gedanken, Meinungen und Themen ermöglicht. Dazu zählen beispielsweise die Online-Enzyklopädie Wikipedia, Diskussionsforen, Chatcommunities und besonders das Weblog-Format. Mit diesem ist die Hoffnung verbunden, dass es auch die politische Kommunikation fördert. Dabei drängen sich Analogien aus der Antike auf, als die Bürger der Stadt auf einem großen Platz zusammentraten und Angelegenheiten besprachen, die von gesellschaftlicher und politischer Relevanz waren. Derartige Idealvorstellungen sollten näher betrachtet werden und die Wissenschaften bieten vielfältige Möglichkeiten, auch neue Kommunikationsmodi im Internet hinsichtlich ihrer Breitenwirkung zu untersuchen. Die Politikwissenschaft zum Beispiel kann von einem umfangreichen Begriffsverständnis ausgehen und könnte die politische Komponente der neuen Kommunikationsform untersuchen, ob und wie stark sie etwa eine (Direkt)Demokratie fördert. Sie würde sich aber dennoch zu weit aus ihrem spezialisieren Terrain herausbewegen wenn sie beispielsweise das Gesamtphänomen der Weblog-Kommunikation, das eine Reihe publizistischer und journalistischer Aspekte beinhaltet, betrachten und auswerten will. Die Informatik befasst sich freilich auch mit neuen Kommunikationstechniken im Internet, verzichtet aber hier auf die sozial-gesellschaftliche Komponente von Kommunikation. So nimmt die Kommunikationswissenschaft die Vermittlerrolle ein, denn sie kann sowohl auf das Phänomen Weblogs selbst eingehen, indem sie die (durchaus auch technische) Struktur des Formats beschreibt, als auch auf die politischen und publizistischen Aspekte von Weblog-Kommunikation. Dabei kann sie ebenfalls etwaige Auswirkungen des neuen Online-Genres auf das Verständnis von Öffentlichkeit beschreiben, denn der Öffentlichkeitsbegriff selbst ist Bestandteil des kommunikationswissenschaftlichen Begriffskanons. Klaus Merten zählt ihn zu den „Grundbegriffender Kommunikationswissenschaft“(Merten 1999: 49).
Die Artikulation gesellschaftlich relevanter Themen und Meinungen erfolgt heute aufgrund der räumlichen Trennung über die Medien, zu denen zumindest in der demokratischen Gesellschaft nahezu jeder Bürger Zugang hat. Ohne Kommunikation, das heißt ohne ein Zirkulieren von Themen die von allgemeinem Interesse sind, ist Demokratie nicht vorstellbar. Der höchste Souverän der Demokratie - das Volk - verhandelt also auf einer unteren Artikulationsebene politisch relevante Themen und Meinungen im öffentlichen Diskurs, die