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Irgendwie versteht Ponke die Erwachsenen nicht. Mal sind die gleichen Dinge wichtig, mal nicht. Mal sind die Nachbarn doof (wenn ihr Hund bellt), dann nicht (wenn Sie zu Besuch kommen). Ponke ist fest davon überzeugt, dass man als Kind noch genau weiß, wie die Welt funktioniert, als Erwachsener aber immer mehr zu verblöden scheint. Und er hat Beweise!
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Seitenzahl: 28
Veröffentlichungsjahr: 2015
DAS HANDTUCH
DAS TRAINING
DIE TÜR
DER GEBURTSTAG
HAUSAUFGABEN
DAS SKATEBOARD
BOWLING
DER HUND
ERDBEERQUARP
PONKES GEBURTSTAG
DIE SAUNA
PRÜGEL
NÜRNBERGER CHRISTKINDLESMARKT
SPINNING
PAPA KNURRT
Ponke ist stinkesauer.
Eben ist ihm das Handtuch auf den nassen Boden im Bad gefallen. Nicht nur, dass seine Mutter ihn ständig drängt zu duschen, er einen Mädchennamen trägt (was aber zum Glück nur wenige wissen), seine Haare nie das machen, was sie sollen, jetzt auch noch ein nasses Handtuch. Ekelhaft.
„Ponke Jensen“, ruft seine Mutter aus der Küche. „Wie lange brauchst Du noch? Du weißt, dass wir schon fast zu spät sind!“
„Booooah jaa! Weiß ich.“ Ponke steigt mit glibberigen Füßen aus der Dusche auf das nasse Handtuch. „Mama! Ich brauche ein Handtuch!“ „Was ist falsch an dem, was Du schon im Bad hast?“ „Das ist nass.“ Seine Mutter kommt grummelnd aus der Küche. „Wieso ist das Handtuch nass?“ Seine Mutter kommt ins Bad und sieht Ponke mit nassen Füßen auf dem Handtuch stehen. Sie schließt die Augen, seufzt und geht ins Schlafzimmer ein neues Handtuch holen. „Jetzt beeil‘ Dich!“ „Ja. Mach‘ ich doch!“
Irgendwie versteht Ponke die Erwachsenen nicht. Mal sind die gleichen Dinge wichtig, mal nicht. Mal sind die Nachbarn doof (wenn ihr Hund bellt), dann nicht (wenn sie zu Besuch kommen). Ponke ist fest davon überzeugt, dass man als Kind noch genau weiß, wie die Welt funktioniert, als Erwachsener aber immer mehr zu verblöden scheint.
Und er hat Beweise!
Heute soll es ein besonderer Tag für Ponke werden. Heute geht er das erste Mal ins Training. Taekwondo. „Koreanische Kampfkunst“, sagt sein Papa, „Kloppsport“, sagt seine Mama.
Mama und Papa verwenden seltsamerweise nicht immer dieselben Begriffe für manche Dinge. Sehr verwirrend.
Mama findet es aber trotzdem gut, dass Ponke in das Taekwondo-Training geht, da kann er sich abreagieren, sagt sie.
Jetzt ist aber erstmal Schule dran. Ponke trocknet sich ab und findet, dass sein Handtuch komisch riecht. „Mama“, sagt er, „Mama, mein Handtuch riecht wie Omas Handtasche.“ „Was?“, ruft seine Mama aus der Küche. „Was ist mit Omas Handtasche?“ „Sie riecht komisch, wie mein Handtuch.“ „So ein Unsinn“, sagt seine Mama.
Unsinn, klar. Das Handtuch riecht genau wie das Innere der Handtasche. Ponke denkt sich, wie kann Mama so etwas sagen, sie hat gar nicht dran gerochen. „Riech‘ mal!“ sagt er. „Reg‘ mich nicht auf!“, ruft seine Mama jetzt deutlich lauter.
OK. Gestern hat seine Mama noch gesagt, dass er kein Urteil fällen soll über Dinge, von denen er nichts weiß. Heute macht seine Mama genau das Gleiche. Sie hat keine Ahnung, wie das Handtuch riecht, oder die Handtasche von seiner Oma, aber sie weiß, dass das Unsinn ist, dass beide gleich riechen.
Tja. Erwachsene. Verblödet eben.
Die Schule verlief ganz normal. Zweimal von seiner Klassenlehrerin ermahnt worden, insgesamt sechsmal auf dem Schulhof hingesemmelt, einmal hat sein Knie stark geblutet. Sein bester Kumpel Olaf hat ihm für immer und ewig die Freundschaft gekündigt und seine Lieblingsklassenkameradin Lisa hat kein Wort mit ihm geredet.
Auf die Frage, ob heute in der Schule irgendwas war, wird er später seiner Mama sagen, „nichts“.