Präger: Krieger aus der Unterwelt - Donisha Poke - E-Book

Präger: Krieger aus der Unterwelt E-Book

Donisha Poke

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Beschreibung

Stell dir vor, du spielst als Kind in deinem Zimmer. Plötzlich wird die Tür eingetreten und ein schwarzgekleideter Mann mit einem goldenen Oberarmgürtel entführt dich und deine Schwester und bringt euch in eine Unterwelt, wo ihr als Auserwählte in übernatürliche Krieger verwandelt werdet, um euch einer Suche anzuschließen! Genau das ist Hayley Newman, ihrer Schwester Darleen und ihren Freunden widerfahren. Seit ihrer Kindheit hat das Team eine Mission: Manucos Rabenkette zu finden. Doch seit sie von Luke und James fliehen konnten, den Königen von Petrava, die sie damals in Präger verwandelten, geht es ihnen um mehr als nur darum. Sie wollen die Kette zerstören, um den darin lebenden Dämon zu vernichten. Als eine Spur Hayley und ihr Team in die Menschenwelt führt, treffen sie auf Emma, deren ganzes Leben mit einem Schlag auf den Kopf gestellt wird. Es liegt nun an Hayley und ihrem Team, Emma zu beschützen und Luke und James aufzuhalten, bevor es zu spät ist.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

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Impressum

Präger – Band I

Donisha Poke

Präger

Krieger aus der Unterwelt

Roman

Band 1

Für meine Mum, meine Schwester Darleen und meine Tante,

sowie für Janine.

Ihr habt mir beigebracht stets weiterzumachen.

Ebenso ein besonderer Dank an Leonie und Sven,

die mir dabei halfen, Präger zum Leben zu erwecken.

Liebe Leserinnen und Leser,

Willkommen in Prägazu.

Bevor ihr euch Hayley und ihrem Team auf der Mission anschließt, möchte ich euch darauf hinweisen, dass dieses Buch gewisse Themen enthält,

die möglicherweise triggern könnten.

Darunter fallen:

körperliche Gewalt, psychische Gewalt, Vergewaltigung, Depressionen.

Wenn es dir aktuell mit diesen Themen nicht gut geht, dann lies dieses Buch lieber zu einem späteren Zeitpunkt

und hole dir Hilfe.

Mentale Gesundheit ist wichtig und hat allzeit Priorität.

Prolog

10. Februar 1914, Bristol, England.

>>Heute habe ich schwarz gekleidete Männer und Frauen in der Stadt gesehen. Sie sind mit großen Autos hergekommen.<<

>>Das hat mit Sicherheit nichts zu bedeuten<<, versucht Darleen mich zu beruhigen. Ich schaue von meinem Spielzeugholzpferd auf.

>>Aber sie haben gefährlich ausgesehen.<<

Darleen rutscht über den dunkelroten Teppich zu mir rüber und umarmt mich fest. Meine Nase liegt zwischen ihren Haaren. Sie riecht nach Lavendel. Ich habe sie so lieb. Von unten knallt es plötzlich.

Darleen und ich lassen uns schnell los.

>>Was war das?<<, frage ich ängstlich.

Darleen steht auf und nimmt fest meine Hand. Sie zieht mich hinter den Kleiderschrank in die Ecke und drückt meinen Kopf unter ihr Kinn.

>>Leise. Wir müssen jetzt leise sein. Bitte, Hayley.<<

Ich presse meine Lippen aufeinander, versuche keinen Mucks zu machen, aber ich zittere am ganzen Leib. Genau wie Darleen.

Die Zimmertür fliegt auf einmal zu Boden und ich kann nicht anders, als einen kleinen Angstschrei hervorzubringen. Schwere Schritte kommen auf uns zu. Schwarze Stiefel bleiben vor uns stehen.

Oh nein.

>>Da seid ihr zwei ja!<<, schnauft der Mann. Er packt uns beide an den Armen und zieht uns hinter sich mit. Dabei drückt er so fest zu, dass es weh tut.

Aua. Loslassen. Aua.

Bei den Treppen angekommen, stolpere ich und schlage mir das Knie an. Es pocht. Er lässt uns nicht los. Darleen schreit. Ich schaue den Mann an. Er hat kurze schwarze Haare und trägt schwarze Kleidung und einen goldenen Oberarmgürtel.

>>Mummy!<<, schreit Darleen hilfesuchend. Sie und Daddy liegen in der Küche auf dem Boden. Ihre Augen und Münder stehen offen und etwas Rotes tropft von ihren Lippen.

>>Mummy! Daddy!<<, schreie ich.

1

Präger. So nennt sich unsere Spezies und das ist, was ich bin. Die meisten von uns würden sich als Helden bezeichnen, andere sich als Monster, aber jeder sich als einen Krieger. Schließlich sind wir das auch. Dieses Leben, das ich nun führe, war nie gewollt: von Baum zu Baum zu springen, Gedanken zu lesen, mich an jeden beliebigen Ort der Welt zu teleportieren, eine unvorstellbare Schnelligkeit zu haben und schärfere Sinne zu besitzen als ein einfacher Mensch. Hört sich zwar toll an, kann aber auch etwas Negatives an sich haben. Vor zwei Monaten, am 15. August, wurde ich mal wieder ein Jahr älter. Ein Geburtstag ist für einen Präger nichts, was er sich in seinem Kalender einträgt und mit strahlenden Augen darauf wartet. Doch für mich ist er wichtig. Nur so gelingt es mir, das Zeitgefühl nicht zu verlieren.

Ich verbringe meine Zeit gerade damit, auf einem hohen Ast zu stehen und das Schloss meiner Feinde, das der Pentagramme, zu beobachten. Es ist schön gebaut, so wie jedes Schloss in Prägazu. Jedoch gibt es kaum Fenster und auf dem großen Hof sehe ich gerade, wie sie ihrer Trainingszeit nachgehen. Noch immer hat kein Pentagramm auch nur das Schutzschild übertreten, was mich stutzig macht. Für gewöhnlich schicken Luke und James stündlich ihre Krieger über die Barriere. Bei dem Gedanken an die beiden verspanne ich mich instinktiv.

In wenigen Minuten werden die letzten Sonnenstrahlen untergehen. Ich wäre bereit für einen Schichtwechsel, denn immerhin stehe ich nun seit sage und schreibe elf Stunden auf diesem Ast. Natürlich wird es uns antrainiert so lange durchzuhalten, allerdings habe ich Tage zuvor nicht mehr richtig geschlafen. Das ist nichts Besonderes mehr. Ich schlafe seit Jahren nur noch mit Hilfe von Schlaftabletten ein, die Felix mir zubereitet hat. Wenn ich sie nicht nehme, besuchen mich die Albträume.

Das Schutzschild der Pentagramme führt um ihre gesamte Insel Petrava herum und endet wenige Meter vor dem Abgrund der Schlucht. Sie haben den südlichen Teil des Ozeans unter ihrer Kontrolle, somit also auch die Wasserungeheuer.

>>Hayley<<, ruft eine bekannte Stimme meinen Namen. Es ist Hayden – mein Schützling, wenn man das so sagen kann, auch wenn ich sie eher als eine Art Schwester betrachte. Wie sagt man in solch einem Fall: Schwester von einer anderen Mutter oder irgendwie so in der Art. Ich bin nicht wirklich gut, was Sprichwörter angeht.

Sie steht unten und schaut zu mir hinauf. >>Schichtwechsel<<, gibt sie Bescheid und sofort springe ich zu ihr runter. Das muss sie mir nicht zweimal sagen.

>>Kevin und Felix wollen dich in der Bibliothek sprechen.<<

Ich nicke stumm, schaue Hayden dabei zu, wie sie auf einem hohen Ast über mir aufkommt und streiche dann über meinen Rubin am rechten Ringfinger.

In einer Geschwindigkeit, die schneller ist als zu Schnipsen, verschwinde ich aus dem Wald und komme vor kastanienbraunen Augen, die mich schlagartig anschauen, auf. Seine langfingrige Hand umklammert ein dickes Buch. Wir stehen an einem sehr großen runden Tisch mitten in der Bibliothek. Kevins schlanke, muskulöse Gestalt wendet sich mir zu. In seinem Nacken erkenne ich das Raben-Tattoo, das auch ich am rechten Oberarm trage und jeder andere Präger, der dem Rabenvolk seine Treue geschworen hat. Der Saphir an seinem Ringfinger funkelt prächtig.

>>Und<<, spricht er mich zur Begrüßung an, >>ist während deiner Schicht etwas passiert?<<

Ich schüttle den Kopf, setze mich neben ihn auf den Stuhl und lege die Füße hoch.

>>Nein, immer noch nichts<<, sage ich ausdruckslos, in der Hoffnung, dass er mir meinen Frust nicht anmerkt. >>Die Pentagramme verstecken sich wie Ratten in einem Loch.<<

>>Die Pentagramme planen etwas und verstecken sich nicht<<, korrigiert er mich grob. >>Du weißt genau, wie sie sind. Sie wollen Manucos Kette.<<

So wie jeder von uns, Kev.

>>Hayden sagte, du und Felix wollt mich sprechen<<, umgehe ich seine Worte. Kaum habe ich seinen Namen ausgesprochen, taucht Felix hinter mir auf und schleicht neben Kevin. Felix ist ein Mann von guter Statur und einem unglaublich brillianten Verstand. Er arbeitet mit Alec zusammen, einem weiteren Mitglied aus meinem Team, der zufälligerweise auch mein Schwager ist. Felix erstellt die Waffenpläne und Alec setzt sie um.

>>Ja<<, bestätigt Felix mit seiner ruhigen, leicht kühlen Stimme und setzt sich vor mich.

Kevin bleibt mit verschränkten Armen stehen.

>>Wir haben womöglich eine Spur zur Rabenkette gefunden<<, verrät Kevin gedämpft.

Was? Wirklich?

Sofort wird mein Interesse geweckt und ich reiße die Augen auf. Wir haben seit Monaten keine genaue Spur mehr gefunden.

>>Und wohin führt sie uns diesmal?<<, will ich wissen.

>>In einen Club in London namens Hurricane<<, sagt Felix. Sofort huschen mir sämtliche Gedanken durch den Kopf: Die Rabenkette soll in einem Club in der Menschenwelt sein? Wieso?

>>Wie kommt ihr darauf, dass die Rabenkette ausgerechnet dort sein soll?<<, frage ich ein wenig zu skeptisch.

>>Bevor dieser Club gebaut wurde<<, fängt Felix an zu erklären, >>gab es dort einen kleinen Wald. Laut der Geschichte sollen Zaik und seine Geliebte Laquela dort ihren ersten Kuss gehabt haben.<<

Laquela.

Vor nicht allzu langer Zeit sind Felix und ich ihr noch persönlich gegenübergestanden. Jetzt ist sie tot. Ein Glück, dass sie nun wirklich tot ist!

>>Also schön, dann gehen wir heute Abend eben in die Menschenwelt<<, sage ich und schaue abwechselnd die jungen Männer an. >>Einer von euch sagt Alec Bescheid.<<

>>Nicht nötig<<, meint Felix selbstzufrieden. >>Das habe ich bereits gemacht.<<

Natürlich. Er wusste, dass ich zustimmen würde, mit in die Menschenwelt zu gehen. Kevins Mundwinkel deuten ein amüsiertes Lächeln an. Als hätten wir uns abgesprochen, teleportieren Kevin, Felix und ich uns gleichzeitig aus der Bibliothek.

In der Menschenwelt trägt der Nachthimmel noch pechschwarze Wolken und die Sterne funkeln magisch. Ich stehe auf einem Flachdach, die Hände vergrabe ich in der Jackentasche. Trotz des Unwetters stehen die Menschen vor der Eingangstür Schlange, um in den Club hereinzukommen, über dem ein großes rotes Neonschild mit dem Namen, Hurricane’ leuchtet. Mein Blick fällt auf den breiten afroamerikanischen Türsteher, der vor dem Eingang steht. Was mich an ihm reizt ist sein Tattoo auf seinem kurzen Hals: ein schwarzes M.

Er gehört zu den Malanern, ein weiteres Volk das in Prägazu lebt. Sie sind enge Verbündete der Pentagramme.

Anstatt eines Einstecktuchs an seinem grauen Jackett trägt er eine weiße Resa. In der Menschenwelt nennt man sie Rose. Ausgerechnet die Weißen gefallen mir am liebsten. Ein wunderschöner Rabe setzt sich auf meine Schulter und stupst mir zur Begrüßung gegen die Wange. Es ist mein Rabe Rinco. Sanft streiche ich ihm über seinen Rücken, so wie er es mag, während meine Augen auf den Club geheftet bleiben. Auf den grauen Mauern des Gebäudes ist Graffiti zu sehen, das sich bis in die dunkle Gasse verbreitet.

>>Welch eine Premiere, Hayley Newman in der Menschenwelt zu sehen<<, höre ich Alecs tiefe Stimme. Ich spüre seine Anwesenheit dicht hinter mir, aber wende mich ihm nicht zu. Ebenso wenig antworte ich ihm. Meine Augen sind voll und ganz auf den Malaner geheftet. Er ist nicht der einzige. Ich erkenne weitere mit seinem Geruch und sie kommen aus dem Club heraus.

>>Felix hat mir gesagt, dass du mit ihm und Kevin hierher kommst, aber du weißt ja – ich glaube erst etwas, wenn ich es mit eigenen Augen sehe.<<

Ich neige meinen Kopf zu ihm, bekomme Alecs gepflegten Dreitagebart zu Gesicht und dann seine strahlend blauen Augen und die kräftige Nase. Im Gegensatz zu Felix ist er sportlich muskulös. Seine schulterlangen, dunkelbraunen Haare liegen ihm wegen dem Regenwasser im Nacken.

>>Du hättest nicht zufällig Lust auf einen Drink, jetzt wo du schon mal hier bist?<<, fragt er mich. Seine ausdruckslose Miene bleibt unverändert, aber sein lockerer Ton überrascht mich so sehr, dass ich mich zu ihm umdrehe. Ausgerechnet der oberste Prägerjäger wünscht sich, mit mir in der Menschenwelt etwas trinken zu gehen!? Laut dem Kodex ist es uns nur erlaubt wegen der Mission hierherzukommen und nicht, um dabei zusätzlich zu trinken. Aber wie könnte ich einem guten alten Glas Bourbon Whiskey widerstehen?

>>Meinetwegen<<, gebe ich nach und verschwinde mit Alec vom Dach.

Von niemandem bemerkt, tauchen Alec und ich vor einer langen Glastheke im Club auf. Der Kellner vor mir wischt die Gläser sauber und bedient gleichzeitig die Gäste neben uns. Die Musik dröhnt in meinen Ohren und mir wird mal wieder bewusst, dass man in Prägazu sehr viel besser feiern kann als in der Menschenwelt. Alec zieht mir meine Kapuze vom Kopf, als wäre ich ein kleines Kind das unangemessen gekleidet ist, und nimmt sich eine Vodka Flasche hinter der Theke. Der Geruch von Prägern vermischt sich mit dem der Menschen, die mit jedem Auf- und Abspringen ihren Körpergeruch verschlimmern. Augenblicklich fahre ich herum. Der einzige Weg, um irgendwie voranzukommen, ist sich von der Menge mitreißen zu lassen. Nur wenige, mich und Alec miteingeschlossen, stehen an der Bar. Buntes Scheinwerferlicht schießt über die Tanzfläche. Weiter vorne erkenne ich das Mischpult und direkt daneben, in dunkler Kleidung, Felix. So lustig ich es auch finde, wie seine hellbraunen Locken, die bei tageslicht wie honigblond und in der Nacht wie ein weiches goldbraun aussehen, sich durch den wummernden Bass auf und ab bewegen, bleibe ich todernst und gehe dem Geruch meiner Feinde nach. Es sind viele von ihnen hier, aber nicht genug, sodass wir es mit ihnen aufnehmen könnten, wenn es zu einem Kampf kommen würde. Über mir am Geländer nehme ich Kevin wahr. Er schaut mit gezielter Miene in die springende Menge hinunter.

Wie sollen wir in diesem Chaos, das aus lauter Betrunkenen besteht, eine Kette finden?

Ich spüre, wie sich etwas Kühles in meine Hand drückt und sehe, dass Alec mir eine 300 Jahre alte Bourbonflasche von hinter der Theke zugeschoben hat. Leider stößt unser Blut Alkohol und jegliche Krankheiten ab. Das kann manchmal wirklich traurig sein, denn in einigen Situationen wünscht man sich nichts lieber als stockbetrunken zu sein. Keiner von uns hat je die Erfahrung gemacht, wegen einer starken Grippe den halben Tag zu schlafen, zu nießen oder sich die Nase zu putzen, weil sie läuft.

Ich stoße mit Alec an und nehme einen kräftigen Schluck.

Es schmeckt überraschend gut. Sehr gut, um ehrlich zu sein …

>>Ich gehe zu Kevin hoch und suche dort mit ihm<<, gibt Alec in einer normalen Lautstärke Bescheid und ich habe ihn klar und deutlich durch den ohrenbetäubenden Bass verstanden. >>Bleib’ du hier unten bei Felix.<< Er wagt es, sich mit seiner kühlen angespannten Art durch die Menge hindurch zu schleichen.

Alec lacht selten, nimmt vieles zu ernst und hält sich streng an die Regeln des Kodex. Als oberster Prägerjäger ist es seine Pflicht, die Meister nicht zu enttäuschen. Man merkt es ihm an, dass er wie wir anderen unter sehr starkem Druck steht. Schlagartig wird mir bewusst, dass wir eine uralte goldene Rabenkette, in der ein Dämon gefangen ist, unmöglich jetzt unter all diesen Menschen und Prägern finden werden. Davon abgesehen – wäre die Kette tatsächlich hier, hätten die anderen Präger sie schon längst gefunden. Diese Spur ist falsch! Scheiße verdammt, es war ein Fehler, die Unterwelt zu verlassen. Wir hätten Wachen herschicken sollen. Dann hätte ich endlich Zeit gehabt, um mich für einen längeren Zeitraum auszuruhen als nur für eine halbe Stunde.

Unbemerkt zwänge ich mich durch die Menschenmenge hindurch, um den Club wieder zu verlassen.

Der Regen ist stärker geworden. Er prasselt von der Regenrinne auf meine Schultern. Als ich über die Türschwelle trete, pralle ich gegen den robusten Malaner und wir schauen uns finster an. Für einen kurzen Moment scheint es, als würde er die Menschen ignorieren und mich jetzt und hier umbringen. Seine Hand liegt sogar auf seiner Pistole, die er in einem Holster an der Hüfte befestigt hat. Wären wir nicht in der Menschenwelt, dann würde er das vermutlich auch machen. Doch wie es aussieht, hält ihn die fünfte Regel aus dem Kodex der Malaner, einen Präger nicht in der Menschenwelt vor Menschen anzugreifen, zurück. Ich gehe an ihm vorbei und betrete die finstere Gasse. Ziemlich lächerlich einem Kodex zu folgen, wenn man bedenkt, dass ich bereits gegen über die Hälfte der Regeln verstoßen habe. Trotzdem halte ich mich daran, dass Menschen nicht in der Nähe sein sollten, wenn ich teleportiere, auch wenn eine bestimmte Gruppe von ihnen über unsere Existenz Bescheid weiß.

Wie durch eine Ohrfeige werde ich plötzlich wegen eines starken Zusammenstoßes mit einer jungen, blonden Frau aus meinen Gedanken gerissen. Erschrocken schaut sie mich mit ihren strahlenden großen blaugrauen Augen an. Offensichtlich war auch sie in Gedanken. Im letzten Moment streifen unsere Finger einander und als wir nicht mehr direkt voreinander stehen, spüre ich auf einmal, wie diese kurze Berührung, die nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert hat, ein Prickeln hinterlassen hat.

>>Beeil dich, die Schlange ist riesig!<<, ruft ihre Freundin in unsere Richtung. Ich schaue sie weiterhin an, so wie sie mich, bis ich mich dann doch schließlich umdrehe und weitergehe, als wäre nichts gewesen.

Wieso verflucht ist sie hier? Wieso ist sie nicht daheim und lernt, wie sie es normalerweise macht?

Um die Ecke gekehrt und bereit wieder zu verschwinden, steht plötzlich Alec vor mir und funkelt mich böse an.

>>Du hättest dich wenigstens bei ihr entschuldigen können<<, motzt er mich an. Ich hole tief Luft, genervt von der Tatsache, dass mir das immer wieder passiert. Ständig motzt er mich für Kleinigkeiten wie diese an.

>>Ich entschuldige mich für gar nichts!<<

Alec packt mich auf einmal am Kragen meiner Jacke und drückt mich gegen die rote Tür des Hinterausgangs des Clubs.

Ist er denn jetzt völlig übergeschnappt?

>>Ich will, dass du zurück gehst und dich bei ihr entschuldigst!<<

Ich stoße Alec kräftig zurück und streiche mir die Falten meiner Jacke glatt.

>>Und ich will, dass du so etwas nie wieder machst!<<, entgegne ich sauer. Als sein Blick sich besorgt in ihre Richtung wendet, mache ich einen theatralischen Schritt von ihm zurück, indem ich einen großen Bogen um ihn herum gehe.

Ich schaue mich um, um sicher zu gehen, dass uns keiner beobachtet oder dass sie immer noch in der Gasse steht.

>>Was macht sie hier?<<, schnauft Alec.

>>Anscheinend will sie sich vor ihrem Semester noch amüsieren<<, scherze ich.

>>Das ist nicht witzig<<, faucht er. Für diese Aussage verziehe ich meine Lippen absichtlich zu einem breiten Grinsen, auch wenn mir der Gedanke, sie in einem Club, umgeben von ungefähr zwanzig Prägern, überhaupt nicht gefällt!

Ein schwerer Schlag ertönt hinter uns, Schreie dringen aus dem Club und verteilen sich auf der ganzen Straße. Alec und ich reagieren sofort und rennen schnell zurück in das Gebäude.

Der Türsteher ist weg, genau wie die Menschen, die davor standen. Kaum haben Alec und ich die Türschwelle erneut übertreten, hebt Alec sein Schwert in der Hand und nimmt seine Kampfposition ein. Scherben liegen am Boden verstreut, die Musik ist ausgeschaltet, die Lampen hängen schräg von der Decke und Blut klebt am Boden. Kein Mensch ist zu sehen. Dafür aber Kevin, wie er von jemand äußerst schlankem in die Luft gehalten wird. Ich ziehe eine meiner Klingen unter meinem Ärmel hervor und werfe sie dem Präger in seinen Hals, woraufhin er Kevin zu Boden fallen lässt und zurückweicht. Kaum erhebt sich der unbekannte Mann, fällt mir sein M an der Schnittwunde auf. Noch einer von den Malanern. Kevin umgreift sein Heft und richtet sich mit Alec gegen den Krieger. Ich sehe, wie Felix gegen fünf auf einmal kämpft und springe schnell über das Geländer zu ihm hoch. Innerhalb von Sekunden schaffen wir es, den Männern das Genick zu brechen. Plötzlich packt mich eine Hand von hinten und wirft mich rücklings in einem hohen Bogen durch den Raum. Ich schlage knallend gegen die Vitrine und bekomme einen Glasregen zu spüren. Einen Moment lang bleibe ich liegen, obwohl ich einen unterdrückten Schrei neben mir höre und werfe die Scherben von mir. Blaugraue Augen schauen mich angsterfüllt und erschrocken an.

Es ist die junge Frau aus der Gasse. Schnell richte ich mich auf, drücke meine aufgerissene Hand auf ihren Mund und sehe, wie Felix, Kevin und Alec ohne mich weiterkämpfen.

>>Bloß keinen Laut, verstanden?!<<, flüstere ich. Wer weiß, wie viele Malaner und Pentagramme sich hier noch verstecken. Sie dürfen nicht wissen, dass ein Mensch hier ist, sonst nehmen sie sie auch noch mit!

>>Kann ich meine Hand weg nehmen, ohne dass du schreist?<< Es dauert einen Moment, bis sie einverstanden nickt. Langsam nehme ich meine Hand zurück. Ihr Mund öffnet sich, als wolle sie etwas sagen, aber kein Ton huscht über ihre zitternden Lippen.

Warum bist du nur hierher gekommen?

>>Hayley!<<, ruft Alec.

Ich springe über die Theke. Kevin und Alec holen mit ihren Schwertern nach dem Malaner aus, doch er ist schneller. Er weicht hinter die beiden und schlägt sie zurück. Felix richtet seine Armbrust auf ihn und trifft seine Schulter rechtzeitig, bevor der Malaner sein Schwert in Alecs Brust rammen kann. Ich ziehe eine weitere Raziaklinge unter meinem Ärmel hervor, werfe sie und lasse seinen Kopf rollen. Alec springt rasch auf die Seite. Wie ein schwerer Stein fällt der Malaner kopflos zu Boden und Kevin und ich schauen uns an. Mein Blick verfinstert sich.

>>Und du wolltest unbedingt in die Menschenwelt<<, knurre ich. Kevin schweigt und schaut etwas betroffen auf die Leiche vor uns. Ich kremple meine Ärmel hoch.

>>Luke hat sie mit Sicherheit geschickt. Sie haben uns beschattet<<, meint Alec. Ich kneife verwirrt die Augen zusammen. Sollte er nicht bluten? Der Kopf liegt neben meinem Fuß und kein Tropfen Blut klebt auf dem dunklen Boden. Zumindest von keinem Präger.

>>Wie ist so etwas möglich?<< Felix zieht an meinem Ärmel und ich folge seinem eindringlichen Blick zur Theke. Der Türsteher steht mit seinen dunkelgrünen Augen vor uns. Seine Hand liegt am Hals der jungen Frau, die vor Angst am ganzen Leib zittert. Felix richtet sofort seine Armbrust auf ihn.

>>Lass sie gehen!<<, befehle ich drohend. Der Malaner grinst höhnisch.

>>Du weißt, das darf ich nicht<<, erwidert er. >>Ich habe Anweisung sie nach Prägazu zu bringen!<<

>>Haben dir das Luke und James befohlen?<<, will Kevin wissen. Der Mann antwortet nicht. Felix schießt und trifft den Malaner in die Schulter. Aus Reflex packe ich die junge Frau am Arm, reiße sie dem Präger aus seinem Griff und fahre über meinen Edelstein.

Ich verschwinde aus dem Club – mit einem Menschen.

Kaum komme ich mit den Füßen auf dem grauen Steinboden im Krankensaal auf, verdreht sie die Augen und fällt mir bewusstlos in die Arme.

Na super!

Vorsichtig lege ich sie auf eines der cremefarben bezogenen Krankenbetten, die hinter mir stehen. Dass sie ohnmächtig wird, war zu erwarten. Menschen ist es verboten in der Unterwelt zu sein. Das ist gegen den Kodex!

Verdammt, was habe ich nur getan!

Unruhig trete ich vom rechten auf den linken Fuß, bis ich es nicht mehr aushalte und mich neben sie auf die Bettkante setze. Ich mustere sie nachdenklich. Sie hat wie Alec mandelförmige Augen und überaus zarte Haut. Ich muss zugeben, sie ist wunderschön. Behutsam streiche ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und hinters Ohr. Dass sie hier in der Unterwelt ist, macht mich unfassbar zornig auf mich selbst. Das war nicht beabsichtigt. Ich wollte sie in Sicherheit bringen und nicht an diesen verdammten Ort, an dem sie in Lebensgefahr ist! Ihr Duft ist so intensiv. Er riecht, wie jeder Mensch für einen Präger, nach Schwefel.

Was habe ich nur verdammt nochmal getan?!

>>Du hättest sie nicht hierher bringen sollen!<<, schnauzt Alec mich an, noch bevor ich ihn überhaupt sehen kann. Er stürmt von der Eingangstür des Krankensaals auf mich zu. >>Das ist gegen den Kodex. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu beschützen und sie nicht dem Tode auszuliefern.<< Alec bleibt neben mir stehen. Sein Blick liegt kühl auf ihr, während sein Brustkorb sich vor Wut hastig auf und ab bewegt.

>>Du hättest sie nicht hierher bringen sollen<<, wiederholt er trocken. Ich spüre, wie mein Kiefer vor Anspannung zuckt und muss mich beherrschen, Alec nicht anzuschreien. Natürlich ist es mir bewusst, dass das ein Fehler gewesen ist, aber es war im Moment die einzige Möglichkeit sie zu retten! Alec ist sichtlich außer sich, aber ich versuche nicht auf ihn zu achten.

>>Sie ist deine Schwester, Alec!<<, sage ich und höre, wie wütend ich klinge.

>>Ich werde es trotzdem nicht erlauben, dass sie hier bleibt. Sie ist ein Mensch!<< Alec ballt die Fäuste.

>>Es bleibt uns aber keine andere Wahl.<< Felix taucht neben Kevin auf. >>Sie ist ein Humanta und noch dazu Marcs Freundin. Wenn er erfährt, dass sie hier ist, wird man ihr das gleiche antun wie uns damals. Es wundert mich, dass er es bisher nicht getan hat.<<

>>Weil er sie liebt<<, sagt Kevin etwas erstaunt und zugleich fasziniert. Er lässt seine Augen über ihren Körper wandern. Ich kenne diesen Ausdruck an ihm. Etwas an ihr hat seine Neugier geweckt.

>>Weil er sie liebt<<, wiederholt Alec verächtlich.

>>Felix hat recht<<, redet Kevin weiter, als hätte er ihn nicht gehört. >>Sie muss bei uns bleiben. Wo anders ist sie nicht sicher.<<

>>Wir sind mitten auf einer Mission und sie dabei zu haben …<<

>>Ich werde mit den Meistern sprechen<<, unterbreche ich Alec düster. >>Es ist meine Schuld, dass sie hier ist, also werde ich die Konsequenzen dafür tragen.<<

Als sie leicht den Kopf zu Kevin dreht, halten wir alle sofort inne. Alecs todernster Blick neben mir macht mich noch wütender als ich es bereits bin. Ich weiß was für einen Mist ich gebaut habe.

>>Wie ist es möglich, dass der Malaner nicht geblutet hat?<<, fragt Kevin nach ein paar Minuten. Felix schüttelt ahnungslos den Kopf.

>>Ich weiß es nicht. So etwas gibt es selbst in unserer Spezies nicht.<<

>>Damit haben bestimmt Luke und James etwas zu tun<<, vermutet Alec erneut. Felix nickt mit zustimmender Miene. In seinem sonst so ruhigen Gesicht erkenne ich Besorgnis.

>>Was ist?<<, frage ich Alec, als sein Blick mir das Gefühl gibt, dass ihn mehr beschäftigt als die Tatsache, dass seine kleine Schwester nun bewusstlos vor uns auf Ravela liegt.

>>Dass so viele Malaner heute Abend um uns herum gewesen sind, war kein Zufall. Sie wurden mit Sicherheit von Luke und James geschickt, was bedeutet, dass die beiden uns nah auf den Fersen sind. Wenn wir sie aufhalten wollen, dann brauchen wir das ganze Team! Und damit meine ich wirklich jeden!<<, fügt er hinzu. Felix und Kevin blicken ebenso ernst wie Alec. Sie sind seiner Meinung und damit überrascht Kevin mich, denn für gewöhnlich steht er immer auf meiner Seite. Immer.

Ich habe meine Schwester seit 21 Jahren nicht mehr gesehen oder mit ihr gesprochen. Seit der Nacht, in der sie mich und Felix an unsere größten Feinde verraten hat. Ihretwegen wurden wir von Luke und James mitgenommen, während ich wegen eines Wolfsbisses im Sterben lag. Fünf Jahre lang waren Felix und ich die Gefangenen der Pentagramme. Sie nahmen ihn mit, nachdem er versucht hat, mich vor den Harrison Brüdern zu beschützen.

>>Sie ist deine Schwester und gehört ebenfalls zum Team. Du weißt, dass wir sie für das hier brauchen werden. Es geht hier um etwas Wichtigeres als deine Wut auf sie.<<

Wut, wiederhole ich in Gedanken. Welch ein ausgezeichnetes Stichwort.

Ich merke, wie es vor Wut in mir bebt. Ein Mensch ist in der Unterwelt und das wegen mir. Luke und James wussten wo wir sind und haben diesen Angriff bewusst gestartet. Meine Schwester ist immer noch ein Teil von meinem Team, also ist dies auch ihre verdammte Mission. Ich möchte es nicht, aber Alec hat recht und mir bleibt nichts anderes übrig, als nachzugeben.

>>Ihr zwei passt auf sie auf solange wir weg sind.<< Ich werfe Alec einen aggressiven Seitenblick zu.

>>Es wird Zeit, dass meine Schwester zurück nach Hause kommt.<<

2

Die düsteren Wolken begleiten uns auch hier in Winchester. Alec und ich marschieren auf das große, kaputte Haus in der Ferne zu. Die Fenster davon sind eingeschlagen, so wie die dunklen Hausmauern. In den Dachziegeln sind Löcher. Die grauen Marmorsäulen sind von Unkraut umschlungen. Am liebsten wäre es mir, wieder zurück ins Schloss zu kehren, die Gedanken Alecs kleiner Schwester zu löschen, sowie ich es bereits die letzten fünfzehn Jahre getan habe, und sie wieder in die Menschenwelt zu bringen. Aber das geht nicht. Wenn herauskommt, dass sie hinter dem Raben-Schutzschild gewesen ist, werden die Pentagramme sie in der Menschenwelt überfallen. Und die Vorstellung, dass ihr meinetwegen deshalb etwas zustößt, ist so grausam, dass ich sie mir sofort wieder aus dem Kopf schlage. Ich muss daran denken, wie sich unsere Zeigefinger berührt haben, als wir in der Gasse aneinander gestoßen sind. Für eine Sekunde hat mich das Knistern zwischen uns vollkommen aus der Bahn geworfen.

Verdammt, was soll das bedeuten? Es war nur eine Berührung! Eine dumme, lächerliche, zufällige Berührung! Nichts wofür es sich lohnt, mir jetzt den Kopf zu zerbrechen.

Rinco nimmt wie üblich auf meiner Schulter Platz. Ich nehme den feuchten silbernen Türknauf in die Hand und drehe ihn. Die kaputte Eingangstür öffnet sich mit einem Klick und ein Schwarm an Mücken fliegt aus dem Haus, zusammen mit einem fürchterlich fauligen Gestank.

>>Wieso hast du weiterhin nach ihr gesucht?<<, frage ich Alec und streichle Rinco langsam den Rücken. Er genießt es. >>Du bist der Einzige von uns gewesen, der wollte, dass sie zurückkommt.<<

>>Das stimmt nicht<<, entgegnet er rasch. >>Du warst so wütend auf sie, dass du zu verblendet gewesen bist, um zu erkennen, was um dich herum passiert.<<

>>Natürlich bin ich wütend auf sie gewesen. Sie hat mich an Luke und James verraten, als ich im Sterben gelegen bin, verdammt nochmal, und ist dann aus Prägazu verschwunden. Felix hat sich nach unserer Rückkehr in die Bibliothek und Kevin in die Trainingsräume eingesperrt. Du warst der Einzige, der sie gesucht hat.<<

Mir fällt der Brief ein, den meine Schwester mir auf ihrem Bett hinterlassen hat. „Such mich nicht“. Das war das einzige, das sie von sich hinterlassen hat. Einen verdammten Zettel auf dem „Such mich nicht“ stand!

>>Weil ich sie liebe<<, sagt Alec in solch einem warmen Ton, dass ich aufhorche. Für seine Romantik ist Alec nicht gerade bekannt, aber er fährt fort: >>Sie ist ein Teil von mir, ohne den ich nicht leben kann. Als ich dir gesagt habe, wohin sie sich zurückgezogen hat, hat es dich nicht einmal interessiert.<<

>>Sie kam nicht für mich zurück. Für keinen von uns.<<

>>Sie hat einen Grund dafür, Hayley.<<

Den wird sie auch brauchen, wenn wir uns gegenüberstehen werden. Ich schaue ins Haus hinein. Der graue Fliesenboden hat Dellen, an den weißen Wänden klebt Blut und Scherben liegen auf dem Boden. Hier sieht es aus, als wäre eine Armee durchgestürmt.

>>Dann besuchen wir die kleine Verräterin doch mal.<< Rinco fliegt auf Befehl ins Haus. >>Bleib hier und halte Wache, bis ich mit ihr wiederkomme. Falls ich mit ihr wiederkomme<<, korrigiere ich mich düster und schließe die Tür.

Herausgerissene und zerknüllte Buchseiten liegen wie ein Bodenteppich unter meinen Füßen verteilt. Rinco sitzt auf dem Metallgeländer der Wendeltreppe.

Ich brauche nicht lange, um meine Schwester zu finden. Sie liegt mit geschlossenen Augen unter einer Fleecedecke auf dem dreckigen aufgeschnittenen Sofa, an dem ein ekelerregender Geruch klebt. Ihre langen mahagonibraunen Haare riechen stark nach Erde. Sie sieht schlanker aus im Vergleich zum letzten Mal als ich sie gesehen habe. Ich bin darauf trainiert, meine Gefühle zu kontrollieren und dennoch fasziniert es mich jedes Mal, wie gut ich sie in mir behalten kann. Als wäre es wirklich so einfach, wie es von außen scheint. Hasserfüllt schaue ich sie an. Ich trete stark gegen das Sofa, sodass es einen dumpfen Knall gibt. Instinktiv zieht sie ein Messer unter dem Kissen hervor und hält es mir an die Kehle.

>>Guten Morgen.<<

Sie sieht aus als wäre ich ein Geist, der vor ihr steht. Ich frage mich, was sie tun würde, wenn ich wirklich nur in ihrer Einbildung hier wäre.

>>Hayley?<<, fragt sie ungläubig. Sie nimmt ihr Messer wieder runter und springt rasch auf. Ich sehe ihr an, dass sie meine Anwesenheit kaum fassen kann.

Als sie einen Schritt auf mich zu geht, die Arme etwas angehoben, um mich zu umarmen, weiche ich schnell zurück.

Nicht so schnell Schwesterherz.

>>Aber wie …<<

Darleen hat zwar sichtlich abgenommen, aber es fehlt ihr an nichts.

>>Du kannst dich bei Alec bedanken<<, beantworte ich ihre unausgesprochene Frage. Ihr Blick weitet sich, als ich seinen Namen ausspreche.

>>Alec ist hier?<<, fragt sie mit einem erfreuten Unterton.

>>Er hat dich doch schließlich in der Menschenwelt gefunden.<<

>>Du wärst niemals einfach so zu mir gekommen<<, sagt Darleen.

>>Nein, das wäre ich ganz sicher nicht, nachdem was du mir und Felix angetan hast.<<

>>Ich wusste nicht, dass sie Felix mitnehmen würden. Das war nicht beabsichtigt.<<

>>Aber mich an Luke und James zu verraten, das war beabsichtigt?!<<, zische ich und sehe, dass meine Worte wie Messer auf sie einstechen. Sie zieht scharf die Luft ein und ich balle die Faust, um mich zurückzuhalten.

>>Ich bin nicht dafür hergekommen. Wir hatten eine Spur, die uns in die Menschenwelt geführt hat – vergeblich. Die Malaner haben uns angegriffen, wobei ich Alecs Schwester aus Versehen nach Ravela teleportiert habe. Und bevor du was dazu sagst – spar’s dir. Ich brauche deine Kommentare darüber nicht. Luke und James sind Manucos Kette gefährlich nah. Du bist immer noch ein Teil des Teams und das ist auch deine Mission. Es wird Zeit, wieder nach Hause zu kommen, Darleen.<< Wir beäugen einander stillschweigend. Ich habe keine besondere Reaktion von ihr erwartet, aber dennoch zeigt mir ihr unentschlossener Blick, wie sie zu dem steht, was ich gerade gesagt habe. Ich stelle mich an den Kamin, um einen größeren Abstand von ihr zu halten und lasse meinen Blick im Zimmer umherschweifen. Dieses Haus ist ein einziges Drecksloch. In unseren ersten Jahren als Präger haben wir es hier im Wald bei der Mission gefunden. Oft bin ich nicht hier gewesen, nachdem wir von den Pentagrammen geflohen sind. Zuerst habe ich für eine Weile bei Bakati gewohnt, dann im Schloss. Wenn man es also genau betrachtet, gehört dieses Haus Darleen und Alec. Immerhin waren die beiden am meisten von uns hier.

>>Ach, weshalb bin ich überhaupt gekommen? Als ob du jemals diese Bruchbude verlassen würdest, geschweige denn überhaupt daran gedacht hast.<<

>>Woher willst du das wissen?<<, zischt Darleen.

>>Hättest du dieses Drecksloch auch nur ein einziges Mal verlassen, hättest du nach uns geschaut!<<, schreie ich sie an und gehe auf sie zu. >>Weil ich deine kleine Schwester bin! Weil dein Ehemann nicht aufhören kann, dich zu lieben und das trotz deiner ganzen Fehler! Weil es unter uns immer noch welche gibt, die denken, dass du bei dieser Mission tatsächlich eine Hilfe bist! Luke und James werden nicht lange mit ihrem nächsten Schritt zögern. Du weißt, zu was sie alles fähig sind. Also entweder kommst du jetzt mit uns, oder du bleibst hier. Allein. Ich werde dich nicht darum bitten.<<

Aufgewühlt stürme ich aus dem Haus und schlage die Tür ins Schloss. Ist es lächerlich, dass ich mir wünsche, ihre Schritte hinter mir zu hören?

>>Ich hoffe, du hast jedes Wort mit angehört, denn genau so ist meine Schwester. Sie hat sich kein bisschen verändert!<<

>>Wir brauchen sie!<<, beharrt Alec.

Ich wirble hastig zu ihm herum.

>>Nein! Du brauchst sie!<<, kontere ich. So lächerlich es auch ist, bleibe ich wie Alec noch vor dem Haus stehen, bis mir endgültig klar ist, dass mich meine Schwester erneut im Stich lässt. Dann teleportiere ich mich nach Ravela zurück.

Aus dem Regen entkommen, tauche ich vor den geschlossenen hohen Eisentüren des Krankensaals auf, auf denen in der Mitte ein Relief eines Rabens mit ausgestreckten Flügeln zu sehen ist. Felix geht mit verschränkten Armen auf und ab und nuschelt etwas vor sich hin, das ich nicht ganz verstehe. Als er mich bemerkt, hält er inne.

>>Etwas stimmt nicht mit ihr. Ich kann dir nicht sagen, was genau es ist. Sie hat im Schlaf immer wieder deinen Namen geflüstert. Als ich ihre Gedanken gelesen habe, sah ich, wie ihr zwei euch in einer Gasse begegnet seid. Und sie hat von der Sache im Club geträumt und hatte sowas wie Erinnerungsfetzen.<<

>>Was meinst du mit Erinnerungsfetzen?<<

>>Ich meine damit, dass sie Erinnerungen von dir hat, die von heute Abend stammen. Ob sie weiß, wer du bist, kann ich nicht sagen, aber sie hat dein Gesicht in ihrem Gedächtnis.<<

Verdammt.

Das ist überhaupt nicht gut. Sie sollte meinen Namen gar nicht kennen!Okay, Ruhe bewahren.

>>Ruf das Team in die Bibliothek.<<

Felix nickt und eilt die Treppen hinter mir hoch. Ich betrete die Krankenstation und sehe, wie Alecs Schwester sich unruhig im Schlaf hin und her wälzt.

Ich ziehe den Hocker unter der Liege hervor und setze mich neben sie. Es ist, als würde sie meine Anwesenheit spüren. Kaum sitze ich, wird sie ruhiger und dreht ihren Kopf in meine Richtung. Mir fällt das goldene Armbändchen mit dem Herz-Anhänger an ihrem Handgelenk auf, das sie von Marc geschenkt bekommen hat. Ich betrachte sie nachdenklich. Da ist etwas an ihr, das mich beunruhigt und es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht deuten kann, was genau das ist. Wie aus einem Albtraum erwacht, schreckt sie schreiend zusammen, setzt sich ruckartig auf und lässt ihren Blick unsicher und ahnungslos umherwandern. Sie ist blass, das fällt mir sofort auf. Zum Glück sind wir die Einzigen im Krankensaal. Sie kneift verwirrt ihre Augen zusammen und keucht. Ihr Herz hämmert unüberhörbar.

Mal sehen, wie sie auf mich reagieren wird.

>>Emma.<<

Sie zuckt erschrocken zusammen als sie mich neben sich bemerkt.

>>W-wo, wo bin ich?<<, fragt sie ängstlich und klammert sich an der Bettdecke fest. >>Woher kennst du meinen Namen?<<

>>Auf der Krankenstation<<, antworte ich und ignoriere ihre zweite Frage. Emma wischt sich den Schweiß von der Stirn und stößt zittrig Luft aus. Verwirrt lässt sie ihren Blick ein zweites Mal umher wandern.

Findet sie unsere Einrichtung etwa so schön?

>>Ich war doch gerade noch mit meinen Freunden feiern<<, fängt sie an sich zu erinnern. >>Es gab eine Schlägerei zwischen zwei Männern und dann fingen alle an zu schreien und rannten heraus.<< Die Worte sprudeln nur so aus Emmas Mund. Sie fängt an, tiefgründiger zu überlegen.

>>An was erinnerst du dich noch?<<, hake ich nach, in der Hoffnung, dass sie keine Erinnerung an mich hat. Nun ja, keine, die ich ihr genommen habe.

>>Luke hat mich angesprochen.<< Sofort weckt sie mein Interesse. Luke? Der Luke?

>>Luke? Welcher? Wie ist sein Nachname?<<

Sie kneift die Augen zusammen.

>>Sind Sie ein Cop?<<, fragt sie misstrauisch.

Ich verdrehe die Augen.

Was für eine beknackte Menschenfrage.

>>Fragt man einen Cop wirklich, ob er ein Cop ist, indem man ihn als einen Cop bezeichnet?<<

Emmas Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben. Ich lese schnell ihre Gedanken und sehe, dass sie mich witzig und hübsch findet. Ich gebe ihr bei beidem Recht. Zum Glück scheint sie sich an nichts anderes zu erinnern, als an das, was heute Abend geschehen ist.

>>Also sind Sie Ärztin?<<

>>Nur wenn’s darauf ankommt.<<

Emma zögert einen kurzen Moment.

>>Luke Harrison. Er ist ein Kumpel meines Freundes Marc Malik.<<

Rasch setze ich mich neben sie auf die Bettkante und schaue ihr in die überaus verführerischen blaugrauen Augen.

Bloß nicht ablenken lassen, Hayley Newman!

>>Was hat er zu dir gesagt?<<

>>Er hat mir nur einen schönen Abend gewünscht.<<

>>An was kannst du dich noch erinnern?<<, frage ich nach. Emmas Augen weiten sich plötzlich erschrocken und sie springt von der Liege, wobei sie die Bettdecke zur Hälfte über mich wirft. Sie greift nach der Verbandschere, die auf dem Nachttisch liegt und richtet sie auf mich. Das bringt mich zum Schmunzeln.

Wie süß, dass sie denkt, sie könnte mich mit einer Schere aufhalten.

>>Ich habe dich gesehen. D-du hast ihn umgebracht. Du hast diesen Mann mit einem Messer getötet!<< Ich werfe gelassen die Decke von mir. >>Wer zum Teufel bist du?<<, verlangt sie zu erfahren.

>>Wir nennen ihn Ruzio<<, verbessere ich sie, was sie offenbar nicht rafft. >>Und du solltest nicht mit Dingen spielen von denen du keine Ahnung hast. Das gehört sich nicht.<< Schneller als sie es realisiert, halte ich die Schere zwischen meinen geschickten Fingern.

>>Das könnte jetzt ein Schock für dich sein, aber ich werde dir nichts antun.<<

Emma macht nicht den Eindruck, als hätte sie vor mir Angst. Da ist ein Funkeln in ihren Augen, das wie ein Funke sticht. Interessant. Würde sie mich wirklich angreifen, wenn ich ihr etwas tun würde?

>>Ich möchte, dass du vorrübergehend bei mir bleibst. Zu deiner eigenen Sicherheit. Komm jetzt mit mir.<<

>>Und wohin? Warum sollte ich?<<, entgegnet sie und ich erkenne eine leichte Bedrohung in ihrer sanften wohlklingenden Stimme.

Mach dich nicht lächerlich Emma.

>>Wenn du willst, dann zu unserer Stylistin Tarina, die dir neue Klamotten gibt. Oder auf mein Zimmer und dort bekommst du welche von mir und eine warme Dusche, wenn dir danach ist. Ich würde dir die zweite Option empfehlen. Dort hast du wenigstens die Gelegenheit, dich etwas auszuruhen, ohne dass dir jemand die Ohren über irgendwelche Modetipps vollredet.<<

Ich mache einen Schritt auf die Seite, um ihr den Weg frei zu machen. Deine Entscheidung. Die Schere werfe ich auf die Liege zurück. Ihre Klamotten haben Risse, sind schmutzig und riechen stark nach Alkohol. Misstrauisch geht Emma auf mich zu. Sie ist noch unsicher auf den Beinen. Ihre blaugrauen Augen sind atemberaubend. Solch eine Farbe habe ich bisher selten gesehen. Selbst Alec hat diese Nuance seiner Augenfarbe nur sehr selten zu Gesicht bekommen.

Wow.

>>Bring mich auf dein Zimmer<<, entscheidet sie sich für mein zweites Angebot und folgt mir aus dem Krankensaal. Doch kurz darauf bleibt sie abrupt stehen. Emma legt mit staunendem Blick ihre Hände auf das Glasgeländer der Treppe in der großen Eingangshalle. Ihr fehlen die Worte. Das Rabenschloss ist alt und sehr prächtig. Als ich es zum ersten Mal von innen gesehen habe, fehlten mir genauso die Worte. Es steckt viel Geschichte in diesen Wänden, mehr als ich es ihr jetzt in kurzen Sätzen erklären könnte.

Wir gehen die restlichen Marmorstufen hinauf, wobei ich immer wieder zu ihr hinüber spähe, um bloß keine Reaktion von ihr zu verpassen.

>>Wo bin ich?<<, fragt Emma neugierig. >>Und wer sind all diese Menschen um uns herum?<< Als sie das Wort >>Mensch<< ausspricht, stampfen die Wachen vor uns einen Schritt auf uns zu. Ihre Montur ist schwarz und sie tragen einen silbernen Oberarmgürtel.

>>Dieses Wort solltest du hier unten besser nicht aussprechen. Damit machst du dich nur noch unbeliebter als du es ohnehin schon bist.<<

Emma kneift verständnislos die Augen zusammen und wir gehen den Flur geradeaus weiter.

>>Noch unbeliebter? Wo bin ich hier? Wie heißt du überhaupt?<<

>>Ich bin Hayley und du bist in meinem Zuhause. Ravela – die siebte Insel und das größte Königreich in ganz Prägazu.<<

>>Prägazu? Ich verstehe nicht ganz.<<

Die Meister werden nicht davon begeistert sein, wenn ich ihr von uns erzähle. Ganz davon zu schweigen, erlaubt mir der Rabenkodex das nicht. Ich höre Felix’ Stimme im Kopf, die mir zuträgt, dass Emma fürs erste bei uns bleiben soll und sofort habe ich einen Plan: Als ein Mensch ist Emma bei den Raben eine Gefahr und wenn ich sie hinter dem Schutzschild lasse, haben die Pentagramme sie und das kann ich nicht zulassen. Ich werde den Pentagrammen keinen Menschen auf dem Silbertablett servieren. Emma wird bei mir bleiben und ich werde sie auf die Mission mitnehmen, welche andere Wahl bleibt mir denn? Sobald wir die Rabenkette und die Pentagramme aufgehalten haben, werde ich ihre Gedanken an uns löschen und sie zurück in die Menschenwelt bringen, wo sie ihr ruhiges, normales Menschenleben weiterführen kann.

Als ich den Mund aufmache, um ihr alles außer die Wahrheit zu erzählen, spüre ich auf einmal, wie meine Muskeln sich verkrampfen und ich nicht lügen kann.

>>Du bist in der Unterwelt. Und wir sind keine Menschen. Wir sind Präger. Wir gehören zum Volk der Raben, um genauer zu sein.<<

Ich sehe ihr jede ihrer tausend Fragen an. Sie braucht einen Moment, bis sie sich für eine von ihnen entscheidet.

>>Was bitte ist ein Präger?<<

Ich habe mir eine schlimmere Reaktion von ihr vorgestellt, zum Beispiel eine wie die, die ich gerade im Krankensaal von ihr gesehen habe oder zumindest, dass sie nun vor mir wegrennt. Aber sie bleibt ruhig und immer noch fasziniert von dem, was sie um sich herum sieht.

Vielleicht komme ich ihr ja doch bekannt vor.

>>Ein Präger ist ein übernatürlicher Krieger, der entweder geboren oder durch ein Serum erschaffen wurde. Wir Raben werden dazu ausgebildet, deine und unsere Welt vor den Gefahren der Pentagramme zu beschützen.<<

Für einen Moment schweigen wir beide.

>>Vor den Pentagrammen?<< Erneut taucht dieser Krampf auf.

Was ist denn jetzt auf einmal los?

>>Das ist eine sehr lange Geschichte.<<

>>Waren das die Männer aus dem Club?<<, fragt Emma.

>>Verbündete von ihnen.<< So viel Neugier gibt es um mich herum für gewöhnlich nicht. Seltsam!

Emma und ich bleiben vor meiner ebenholzschwarzen Zimmertür stehen. Ich lege meine Hand auf den silbernen Türknauf, drehe ihn aber noch nicht um. Ihr Blick fällt auf meinen Rubin. Als sie nach meiner Hand greift, ziehe ich sie schnell zurück und Emma blickt mich perplex an. Mir fällt unsere Berührung in der Gasse wieder ein.

>>Regel Nummer eins für dich: Greife niemals einen Präger an, wenn du keine Erfahrung hast!<<, warne ich sie. Sie zieht die Brauen hoch.

>>Das nennst du einen Angriff? Wenn ich deinen Ring anschauen möchte?<<, erwidert sie schnippisch. >>Meine Regel Nummer eins ist, verlasse dich auf dein Bauchgefühl! Und irgendwie vertraue ich dir.<<

Ich muss mich zurückhalten, ihr nicht frech ins Gesicht zu lachen. Vertrauen? Wäre das doch nur möglich.

Wieso fürchtet sie sich nicht vor mir?

Schließlich drehe ich den Knauf und gebe der Tür einen Stoß. Wie in Trance schleicht Emma in mein Zimmer hinein. Ein Himmelbett steht vor ihr. Aus dem Fenster sieht man über den westlichen Teil vom Rabenwald bis hinaus auf den Ozean. Mein Zimmer ist wie immer bis auf das letzte Staubkorn aufgeräumt. Ich kann es nicht leiden, wenn der Schmutz liegen bleibt. Mein hoher Kleiderschrank, auf dem rechts und links an den schwarzen Holztüren jeweils ein Rabenrelief ist, steht links von der Badezimmertür. Meine Zimmerbar steht unter dem Fenster, rechts daneben ist mein Schreibtisch, an dem ich vor einigen Stunden noch gesessen bin und an meinem Diarium weitergeschrieben habe. Im Eck steht ein Ledersessel. Drei hohe Bücherregale befinden sich an der Wand hinter einem grauen Sofa. Die hohen Wände sind mit einem dunklen Holz getäfelt, was einen beruhigenden Einfluss auf mich hat und das Zimmer älter scheinen lässt. Es riecht nach brennendem Holz, vermutlich deshalb, weil der Kamin vor meinem Bett vor Kurzem noch gebrannt hat. Emma wirft einen Blick auf den großen grauen Teppich, der quer auf dem Boden liegt. Ich beobachte sie dabei, wie sie zu den Büchern hinüber schlendert und mit ihrem Finger die Überschriften am Buchrücken nachfährt. Jedes einzelne Buch habe ich mehrmals gelesen. Manche davon habe ich auch selbst geschrieben.

Damals, als dieses Zimmer noch leer stand, sind Felix, Kevin und ich ab und zu hierher gekommen, um den Unterricht bei den Professoren zu schwänzen. Wir zeichneten oft. Felix war immer eifersüchtig auf mich, weil ich besser zeichnen konnte als er. Als Trost habe ich sein Bild genommen und es mir in einem gläsernen Bilderrahmen neben meinem Bett aufgehängt.

Zwischen den Ölgemälden, auf denen überwiegend Landschaften aus Prägazu zu sehen sind, fällt Felix’ Bild schnell auf.

Emma wirkt nicht mehr unsicher. Ihre Finger gleiten über die weiche Baumwollbettdecke. Sie wirkt so vertraut zwischen diesen vier Wänden. Als wäre das hier ihr Zimmer. Erst jetzt betrete ich selbst den Raum.

Emma schaut mich fasziniert an. Ich gehe zu meinem Kleiderschrank hinüber und lege ihr eine Hose und ein frisches schwarzes T-Shirt aufs Bett.

>>Hier. Nimm das. Ich denke, das müsste dir passen. Willst du duschen?<< Sie schüttelt den Kopf. >>Na gut. Zieh dich um und komm dann mit mir in die Bibliothek. Ich kann dich von jetzt an nicht mehr alleine lassen. Die Raben-Präger würden dich zwar beschützen, aber ich denke nicht, dass du es hier auch nur für einen Tag aushalten könntest.<<

Emma scheint überraschenderweise wirklich ein gutes Gefühl bei mir zu haben, aber ich verstehe nicht warum. Das ist ziemlich naiv und dumm, um ehrlich zu sein. Ich überlege kurz, was ich zu den Meistern sagen werde. Sie werden mich bestrafen, da bin ich mir sicher, und noch dazu ins Hauptgericht nach Gemian schicken, sollte ich nach meinem Gespräch mit ihnen überhaupt noch leben. Meister Erinos wird ausrasten.

>>Wie bin ich hierher gekommen?<<, platzt es aus Emma.

>>Ich habe dich hierher gebracht.<<

>>Wie und wieso?<<

>>Mit meinem Rubin. Damit konnten wir teleportieren. Und dich hierher gebracht zu haben, war nicht meine Absicht.<<

>>Wieso hast du es dann getan?<<

>>Reiner Reflex. Irgendwer musste dir ja schließlich das Leben retten.<< Ich gehe aus meinem Zimmer heraus. Doch bevor ich die Tür hinter mir zuziehe, drehe ich mich nochmal zu Emma. Die Neugier lockt mich.

>>Jetzt habe ich eine Frage an dich: Wieso hast du keine Angst?<<

>>Vor dir?<<, fragt sie verwundert. Sie zuckt unwissend mit den Achseln. >>Ich weiß nicht. Als wir uns aus Versehen in der Gasse angerempelt haben, kamst du mir von irgendwoher bekannt vor. Du hast mich im Hurricane gerettet und bist da gewesen, als ich aufgewacht bin. Ich habe ein gutes Gefühl bei dir, Hayley. Ist das komisch?<<

Ja.

>>Zieh dich um.<<

Ich schließe die Tür. Der robuste Wachmann auf meinem Flur, William ist sein Name, hat seine Augen zu Schlitzen zusammengekniffen.

Mein Blick fällt auf seinen silbernen Oberarmgürtel.

>>Ihr Geruch hat sich im ganzen Flur verteilt<<, knurrt er mürrisch.

>>Und was soll ich dagegen machen?<<, erwidere ich schnippisch. Er brummt und bekommt von mir einen finsteren Blick zugeworfen.

Es dauert keine zwei Minuten, da steht Emma in meinen Klamotten vor mir. Ihre langen blondbraunen Haare liegen ihr über der Schulter. Sehr schön. Das T-Shirt ist ihr etwas zu groß, aber die Hose passt perfekt. Sie ist zu schwach, um bis in die Bibliothek, die ungefähr neun Stockwerke über uns liegt, hinauf zu gehen. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter.

>>Was machst du da?<<

>>Halt einfach die Luft an<<, sage ich und fahre über meinen Edelstein.

Panisch umgreift Emma meinen Arm, als wir in der Bibliothek auftauchen, und keucht atemlos.

Ich habe doch gesagt, dass du die Luft anhalten sollst, verdammt.

Ich mache ihre Hand von mir los und gehe an den hohen Bücherregalen vorbei. Ich höre bereits Kevin und Felix, die über etwas diskutieren. Kaum bin ich um das Bücherregal herum gegangen, bleibe ich abrupt stehen.

Was macht sie hier? Wieso hat sie sich umentschieden?

Ich habe nicht damit gerechnet, Darleen hier zu sehen. In Prägazu, umgeben von Prägern, umgeben von unserem Team. Es fühlt sich an, als würden meine Beine im Boden versinken.

>>Was hat dich dazu gebracht deine Meinung zu ändern?<<, frage ich und bin zugleich froh, meine Stimme wiedergefunden zu haben. Hinter Darleen steht Alec. Er ist ungefähr einen Kopf größer als sie, aber einen halben kleiner als Kevin, der mit seiner hochgewachsenen Statur neben mir steht.

>>Alec<<, sagt Darleen und räuspert sich. >>Er hat mir genaueres berichtet und ich dachte, somit könnte ich wieder etwas gutmachen. Und du hast recht. Es wird Zeit, wieder nach Hause zu kommen.<<

>>Also bist du nur deswegen zurückgekehrt? Weil du denkst, auf diese Weise alles wieder gutzumachen?<<

War ja klar!

Darleen schüttelt den Kopf. >>Nein, so darfst du es nicht –<<

>>Was spielt's überhaupt für eine Rolle, weshalb du wirklich zurückgekommen bist<<, falle ich ihr ins Wort.

>>Du wirst früher oder später sowieso wieder gehen.<<

>>Was macht dich da so sicher?<<, fragt Darleen bissig.

>>Kannst du versprechen hier zu bleiben, auch nachdem alles vorbei ist?<< Sie schweigt auf meine Frage.

>>Die Dinge haben sich geändert<<, sagt sie schließlich.

Soll das ein Scherz sein?! Du würdest jetzt nicht einmal vor mir stehen, wenn Alec dir nicht nachgelaufen wäre! Welche Dinge sollen sich den geändert haben?

>>Ist ja was ganz Neues! Damit habe ich wirklich ein Problem, dir zu glauben.<<

Emma, die die Anspannung zwischen uns nicht unberührt lässt, geht einen Schritt auf Darleen zu und streckt ihr höflich die Hand entgegen.

Sie geht einen Schritt auf Darleen zu?! Auf einen Präger?! Was soll das verdammt?

>>Hallo. Ich bin Emma.<<

Darleen zögert einen Moment, sichtlich verdutzt über Emmas Mut, dann erwidert sie ihre Höflichkeit.

>>Ich bin Darleen<<, stellt sie sich ihr vor. >>Hayleys Schwester.<<

>>Ältere bestimmt.<<

Darleen nickt mit einem schrägen Lächeln und die beiden lassen einander los.

Was zum Ruzio geht hier vor? Ich habe den Eindruck, als würde irgendwer mich gerade verarschen.

Felix setzt sich auf die Tischkante und verschränkt die Arme. Ich merke, wie unbehaglich Emma sich gerade um uns herum fühlt.

>>Damit das klar ist:<<, Alec schaut Emma drohend an, >>Du bist hier in unserem Zuhause. Hier gelten unsere Regeln. Ich weiß nicht, was Hayley dir bereits alles über uns gesagt hat, aber deine Art gehört hier nicht her. Du bist ein Außenseiter. Ein Ballast! Wenn du meinst, dich in unsere Angelegenheiten einzumischen, unsere Befehle zu missachten oder auch nur im Traum daran denkst, Marc zu kontaktieren, dann werden die, die um uns herumstehen und noch sehr viele andere dich in Stücke zerfetzen! Das hier hat nichts mit deiner kleinen bunten Menschenwelt zu tun, Emma!<< Eine bessere und furchteinflößendere Ansage hätte Alec seiner kleinen Schwester nicht machen können. Emma steht die Angst ins Gesicht geschrieben und ich muss zugeben, Alecs kleine Rede hat mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, genauso wie Kevin, wie ich sehe. Was soll ich sagen? Er und ich haben eben eine Schwäche für gute Bedrohungen. Natürlich werden wir Emma nichts antun. Das oberste Gesetz des Rabenkodex lautet: Bringe keinen Menschen um.

Unwohl tritt Emma einen Schritt zurück, schluckt fest und versucht unsere Blicke zu meiden. Alles Blut ist aus ihrem Gesicht gewichen.

>>Das Treffen hier ist essenziell<<, wechsle ich wieder zum Thema. >>Emma hat mir gesagt, dass Luke sie im Club angesprochen hat. Das bedeutet, dass die Malaner tatsächlich nach seinem Befehl gehandelt haben und dass Luke natürlich selbst da gewesen sein muss.<<

>>Und was jetzt?<<, fragt Kevin.

>>Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird Luke erneut zuschlagen. Er will nicht nur die Kette, sondern auch unsere Vernichtung. Und er weiß, dass wir die stärksten Präger im Schloss sind.<<

>>Was?<<, kommt es Emma fassungslos über die Lippen. >>Wieso denkt ihr, dass Luke euch vernichten möchte? Welchen Grund hätte er denn dazu? Überhaupt, woher kennt ihr Marc?<<

>>Weil Luke nun mal so ist<<, knurrt Alec und missachtet Emmas zweite Frage.

>>Zwischen uns und Luke gibt es eine Vergangenheit. Er ist nicht so, wie du ihn kennst<<, sagt Kevin.

>>Und wie ist er dann?<<

>>Gefährlich<<, antwortet Darleen. >>Menschen haben von allem ein anderes Bild. Sie verlassen sich oft nur auf den ersten Eindruck. Wie lange kennst du Luke schon?<<

>>Knapp zwei Jahre<<, antwortet Emma unverzüglich.

>>Und wie gut kennst du ihn?<<

Sie braucht einen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln.

>>Na ja, er kam mit meinem Freund ab und an zu mir nach Hause, blieb dann aber entweder draußen stehen oder saß unten im Wohnzimmer und redete kaum.<<

>>Siehst du.<< Darleen und Emma schauen sich an. >>Das hier ist ernst Emma. Luke ist ein Präger und er gehört zu den Pentagrammen, genauso wie sein Bruder James und dein Freund.<< Sie hätte Emma genauso gut ins Gesicht schlagen können. >>Ist das Schutzschild noch aktiv?<<, fährt Darleen fort. Offensichtlich entgeht ihr, wie ihre Worte Emma den Boden unter den Füßen weggerissen haben. Vielleicht ist Darleen aber auch einfach so empathielos.

>>Würdest du wissen, wenn du in Prägazu geblieben wärst<<, kontere ich scharf.

>>Ja<<, antwortet Felix ihr, >>und wenn Luke sich eingemischt hat, dann sollten wir uns schleunigst auf die Suche machen. Ich habe heute Morgen ein paar der Jäger in den Norden auf die Dracheninsel geschickt. Warten wir, bis sie zurückkommen.<<

>>Ich werde zurück in den Club gehen. Wir hatten keine Gelegenheit, richtig nachzuschauen. Vielleicht finde ich die Rabenkette ja doch<<, schlägt Alec vor.

>>Ich werde mit dir kommen<<, schließt Darleen sich ihm an.

>>Gut<<, meint Felix zufrieden, >>dann kann Darleen wieder das Gefühl von früher bekommen.<<

>>Meinst du das Gefühl, das sie verspürt hat, als sie mich mit Absicht an Luke und James verriet, während ich im Sterben gelegen bin, oder als sie meine Schreie gehört und nichts dagegen unternommen hat?!<< Nicht einmal Alec sagt etwas dazu.

>>Wir sollten das vielleicht nicht vor den anderen besprechen<<, meint Darleen.

Ich schüttle den Kopf.

>>Wir zwei haben nichts mehr zu besprechen! Du bist hier wegen der Mission, das ist alles.<<

>>Hayley Newman<<, sagt eine sehr tiefe Männerstimme plötzlich hinter mir meinen Namen. Ein breiter Mann in Kampfmontur steht vor uns und fixiert mich streng. >>Die Meister verlangen dich zu sprechen!<<

Verdammt!

Ich weiß genau, was das für mich bedeutet.

>>Bleib bei meinem Team!<<, befehle ich Emma. Mit erhobenem Kopf marschiere ich auf den Wachmann zu.

War doch nur eine Frage der Zeit, bis die Meister mich sprechen wollen.

3

Natürlich bin ich mir den vielen Konsequenzen meines Handels bewusst. Ich habe es gewagt einen Menschen in die Unterwelt zu bringen. Mich getraut eine weitere Regel aus dem Rabenkodex zu brechen, indem ich ihr freiwillig von uns erzählt habe. Aber angenommen ich werde zum Gericht geschickt, dann werde ich dem Rat von meinem Plan erzählen, Emma mit auf die Mission zu nehmen, um ihr dann, wenn wir die Rabenkette finden, ihre Erinnerung an uns zu nehmen. In diesem Fall denke ich, dass der Rat mich milder verurteilen wird. Die Meister verlassen ihre Räume sehr selten. Um genau zu sein, sind sie nur beim Abendessen anwesend und bei Verurteilungen von hoher Priorität. Meiner Meinung nach ist Meister Juros der netteste von ihnen. Wenn man Glück hat, erwischt man ihn im Gewächshaus, das knapp vor meinem Zimmer liegt. Er sitzt dort immer auf der Bank, umgeben von den weißen Resas, die mir so lieb sind, und schreibt an seinem Diarium. Meister Erinos dagegen ist ein Choleriker.

Sich mit ihm zu unterhalten ist anstrengend und ihm zu widersprechen ein Todesurteil. Meister Walco wiederum ist die Ruhe in Person. Jetzt wo ich über die drei nachdenke, ist es schwer zu glauben, dass sie miteinander verwandt sind. Während ich die Treppe mit dem Wachmann hinauf marschiere, frage ich mich, wie ich auf Alec hören konnte.

Wie konnte ich meine Schwester bloß wieder zurück nach Prägazu holen? Es war ein Zeichen der Schwäche von mir und ich bin nicht schwach! Ich frage nicht, ich verlange! Davon abgesehen wird Darleen sowieso wieder verschwinden, sobald wir es geschafft haben die Kette vor Luke und James zu finden. Ich spare mir die Kraft zu hoffen, dass sie einen langen Aufenthalt bei uns haben wird.

Die Wache und ich bleiben vor einer großen silbernen Tür stehen.

Dahinter liegt also die Entscheidung, was mit mir und Emma passieren wird.

Mit erhobenem Kopf betrete ich den Raum und bleibe mit der Wache vor drei älteren Männern, die auf schwarz silbernen Thronen sitzen, stehen. Die Meister schenken uns keinerlei Aufmerksamkeit, sondern starren in ihre Bücher, die sie in den Händen halten und ich muss mir ein kleines Lächeln verkneifen, weil sie aussehen, als wären sie in einem von ihnen gegründeten Buchclub. Um uns herum stehen Bücherregale und Bilder von uralten gefallenen Helden, darunter auch eine Abbildung von Aliacro, der Vater der Meister: schmales Gesicht, tiefe Augenhöhlen und weiße lange Haare. Auch die Meister haben jeweils ein Einzelportrait von sich. An der Seite brennen Kerzen. Der Geruch von Weihrauch und Kohle liegt in der Luft. Die Decke besteht aus einem großen Glasdach.

>>Hayley Newman ist nun anwesend<<, verkündet die Wache und verlässt den Raum. Minuten vergehen, in denen keiner von uns etwas sagt. Meister Erinos ist der Erste, der sein Buch aus der Hand legt und aufsteht. Er trägt einen dunkelgrauen Umhang über seinem schwarzen Mantel. Ich spähe zu Meister Juros, der durch seine weißen Haare, die ihm bis zu den Schultern gehen, sehr weise wirkt. Auch er trägt einen dunkelgrauen Umhang über dem schwarzen Mantel. Meister Erinos’ Augen funkeln zornig. Durch meine schnellen Reaktionen sehe ich, wie er den Arm hinauf reißt. Ich weiß, was er nun tun wird und widersetze mich dem nicht. Seine starke Ohrfeige mit der Außenhand lässt mir das Blut in den Kopf schießen. Ich trete nicht einmal einen Schritt zurück. Ich habe diesen Schlag kommen sehen und ihn durchaus verdient.

Meine Wange glüht und pocht von dem Hieb, den ich abbekommen habe.

>>Weißt du, für was dieser Schlag war?<<, fragt Meister Erinos. Seine Stimme bebt vor Zorn. Noch bevor ich antworten kann, schlägt er mich ein zweites Mal. Diesmal habe ich ihn ebenfalls kommen sehen.

>>Und dieser? Weißt du, wofür du diesen verdient hast?<<

Und ob!

>>Ja, Meister Erinos<<, sage ich kräftig.

Seine Augen glühen. >>Und für was?<<

>>Wegen dem Humanta, der Menschenfrau, den ich mit nach Prägazu gebracht habe.<<

>>Wie kannst du es wagen? Ich kenne wirklich einiges von dir, Hayley Newman, aber damit bist du eindeutig zu weit gegangen! Der Kodex verbietet es nicht einfach so, dass wir uns von ihnen fernhalten.<<

>>Meister …<<

>>Schweig! Ich sehe mich gezwungen, die restlichen Mitglieder des Rates über dein Handeln zu benachrichtigen. Wir gehören nicht zu den Humantas! Wir unterscheiden uns von ihrer Art! Sie sind schwach und naiv. Ein leichtes Opfer! Wir beschützen deren Welt vor dem Bösen und freunden uns nicht mit ihnen an.<<

>>Ich habe sie vor einem Malaner gerettet.<<

>>Dazu musstest du sie aber nicht nach Ravela bringen!<<

>>Erzähl uns, was passiert ist<<, verlangt Meister Walco sachte. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und versuche mich zusammenzureißen.