Praktikum! - Ulrike Job - E-Book

Praktikum! E-Book

Ulrike Job

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Gerade für Geisteswissenschaftler*innen führt der Einstieg in den Beruf meist über ein Praktikum. Es öffnet Türen und Horizonte und bietet so die Möglichkeit, die besonders vielfältigen Berufsfelder zu erkunden und herauszufinden, wo die eigenen Stärken und die im Studium erworbenen Kompetenzen am wirkungsvollsten einsetzbar sind. Der Ratgeber unterstützt Studierende der Geisteswissenschaften dabei, die Chancen eines Praktikums optimal zu nutzen. Er gibt einen systematischen Überblick über Betätigungsfelder für Geisteswissenschaftler*innen, erkundet mit den Leser*innen geisteswissenschaftliche Fach- und Schlüsselkompetenzen und gibt Tipps für die erfolgreiche Bewerbung, die gezielte Vorbereitung und die anschließende Auswertung eines Praktikums. Eine Liste nützlicher Links sowie zahlreiche Arbeitsblätter geben praktische Hilfestellung auf dem Weg vom Studium durch das Praktikum in den Beruf. Ulrike Job, Nadia Blüthmann und Christoph Fittschen beraten seit vielen Jahren geisteswissenschaftliche Studierende zu allen Fragen rund um Praktikum, Bewerbung und Laufbahnplanung. Mit diesem Ratgeber geben sie ihre gesammelten Erfahrungen an Studierende, Lehrende und Berater*innen aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen weiter.

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Seitenzahl: 151

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Ulrike Job / Nadia Blüthmann / Christoph Fittschen

Praktikum!

Chancen nutzen - ein Ratgeber für Studierende der Geisteswissenschaften

Dr. Ulrike Job ist Leiterin der Arbeitsstelle Studium und Beruf der Universität Hamburg.

Nadia Blüthmann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Studium und Beruf der Universität Hamburg.

 

Christoph Fittschen ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsstelle Studium und Beruf der Universität Hamburg.

© 2020 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

 

utb-Nr. 5422

ISBN 978-3-8252-5422-3 (Print)

ISBN 978-3-8463-5422-3 (ePub)

Inhalt

Einleitung1 Das geisteswissenschaftliche Studium1.1 Gegenstandsbereich und Methoden der Geisteswissenschaften1.2 Das Studium der Geisteswissenschaften2 Kompetenzen aus einem geisteswissenschaftlichen Studium2.1 Bedeutung von Fach- und Schlüsselkompetenzen in den Geisteswissenschaften2.2 Fachkompetenzen in den Geisteswissenschaften2.3 Überfachliche Schlüsselkompetenzen2.4 Geisteswissenschaftliche Kernkompetenzen2.5 Schlüsselkompetenzen im beruflichen Kontext3 Berufliche Einsatzfelder für Geisteswissenschaftler*innen3.1 Berufliche Einsatzfelder: fachnah – disziplinnah – hochschuladäquat?3.2 Berufsfelder3.2.1 Bildung und Kultur3.2.2 Information und Kommunikation3.2.3 Wirtschaft3.2.4 Politik und Gesellschaft3.3 Wie finde ich das passende Berufsfeld?3.3.1 Welche Interessen leiten mich?3.3.2 Welche Persönlichkeitsanteile kann ich an mir entdecken?4 Sinn und Zweck eines Praktikums4.1 Warum ein Praktikum?4.2 Vorteile eines Praktikums für Arbeitgebende und Hochschulen4.3 Alternativen zum Praktikum4.4 Reflexionsteil: Was verspreche ich mir vom Praktikum?5 Die Recherche für ein Praktikum5.1 Erste Rechercheüberlegungen5.2 Recherchestrategien für ein Praktikum im Inland5.3 Recherchestrategien für ein Praktikum im Ausland5.4 Telefonische Direktrecherche6 Bewerbung um ein Praktikum6.1 Signal geben!6.2 Der Lebenslauf6.3 Das Anschreiben6.4 Die Online-Bewerbung6.5 Die Initiativbewerbung6.6 Bewerben im Ausland6.7 Das Vorstellungsgespräch6.8 Optimistisch ins Vorstellungsgespräch7 Organisatorisches rund um das Praktikum7.1 Beurlaubung vom Studium, Versicherung, BAföG7.2 Der Praktikumsvertrag7.3 Die Vergütung7.4 Organisatorisches für ein Praktikum im Ausland8 Im und nach dem Praktikum8.1 Die Praktikumsbetreuung8.2 Wie verhalte ich mich im Praktikum?8.3 Das Praktikumszeugnis8.4 Nachbereitung des Praktikums und Kontakt halten9 Und zum guten SchlussAnhangLiteraturInternetquellenLinksammlung zu Stellen- und Praktikumsbörsen im InternetDanksagung

Einleitung

Liebe Nutzer*innen dieses Ratgebers,

 

der Buchmarkt hält etliche Praktikumsratgeber vor, aber ein aktueller Ratgeber speziell für Geisteswissenschaftler*innen fehlt. Für sie finden sich lediglich ein Sammelband wissenschaftlicher Aufsätze und ein Ratgeber, der nach über 20 Jahren in vielen Teilen notwendig veraltet ist, beide Bücher sind außerdem vergriffen.1 Die zahlreichen allgemeinen Ratgeber zu Bewerbungen gehen nicht auf die Spezifika geisteswissenschaftlicher Bewerbungen und Praktika ein. Diese Lücke wollen wir mit der vorliegenden Publikation schließen. Im Rahmen von langjähriger Leitung und Wissenschaftlicher Mitarbeit an der Arbeitsstelle Studium und Beruf der Universität Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften, haben wir Studierende der Geisteswissenschaften auf Praktika vorbereitet. Unsere Expertise, die wir durch Vorbereitungsseminare, Einzel- und Gruppenberatung und Bewerbungsunterlagenchecks entwickelt haben, möchten wir mit diesem Ratgeber weitergeben. Der Ratgeber wendet sich direkt an Sie: Studierende der Geisteswissenschaften, die an einem Praktikum interessiert oder auch durch ihre Studienordnung dazu verpflichtet sind, sowie an Dozent*innen und Berater*innen in einschlägigen Bildungseinrichtungen.

Wir verstehen ein Praktikum als „Element eines kompetenzorientierten Studiums“2, als verantwortliche und engagierte Erfahrungsphase, die auf die berufliche Praxis vorbereitet, die beruflichen Auswahl-Chancen erhöht und daher bevorzugt im Studium stattfinden sollte. Damit entspricht unsere Vorstellung von einem Praktikum gerade nicht dem pessimistischen Lebensgefühl einer „Generation Praktikum“, die (zumindest laut zahlreichen Medienberichten) befürchtet, von der einen zur anderen Praktikumsstelle wechseln zu müssen, wenn man aber doch eigentlich einen verbindlich-festen beruflichen Einstieg sucht.

Wir sehen diesen Ratgeber als Motivationsgeber: Wir wollen Ihnen aufzeigen, mit welchen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen Sie Profil zeigen und punkten können, in welchen beruflichen Einsatzfeldern Sie als Geisteswissenschaftler*innen Praktika inhaltlich erleben und wie Sie über Praktika hinaus Ihr Studium berufsbezogen gestalten können. Fühlen Sie sich motiviert, ein Praktikum in Ihr Studium einzubauen, um reale berufliche Problemstellungen kennenzulernen und mit Ihren Studieninhalten in Verbindung zu bringen.

Um fachliche und überfachliche Kenntnisse aus dem Studium mit beruflicher Praxis zu verbinden, bieten sich vor allem Praktika an. Gerade in Studiengängen mit geringer Professionsorientierung (wie den geisteswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen) ermöglichen es Praktika, noch im Studium orientierende und motivierende Vorstellungen von beruflichen Anwendungsfeldern für Ihre Studieninhalte zu entwickeln und diese noch vor Studienende an gewünschte Berufsfelder anzupassen. Praktika stellen somit ein wichtiges Element dar, um Sie in der Entwicklung arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen zu unterstützen.3 Wirksam werden Praktika – so der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt – jedoch nur,

wenn sie gezielt darauf ausgerichtet sind, die Anwendbarkeit des Erlernten, aber auch die Differenz zwischen Theorie und Praxis deutlich zu machen und diese Erfahrungen in die Lernprozesse des weiteren Studiums einfließen zu lassen. Dafür sind eine gründliche Vor- und Nachbereitung der Praxisteile sowie eine systematische Verzahnung mit theorieorientierten Lehrveranstaltungen notwendig.4

Praktika sind Brückenglieder zwischen oft sehr theoretischen Studieninhalten und praktischen Erfordernissen im beruflichen Einsatz. Oder anders ausgedrückt: Praktika sind neben studentischen Jobs zum Broterwerb die Berufserfahrung von Hochschulabsolvent*innen der Geisteswissenschaften.

1Das geisteswissenschaftliche Studium

„Die Glücklichen sind neugierig.“ (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

1.1Gegenstandsbereich und Methoden der Geisteswissenschaften

Sie studieren mindestens das Hauptfach oder sogar Haupt- und Nebenfach aus der großen Disziplin der Geisteswissenschaften und suchen ein Praktikum, um erste berufliche Erfahrungen zu sammeln? Viele Arbeitgebende haben kaum Vorstellungen darüber, wie Ihr Studium gestaltet ist und was unter „Geisteswissenschaften“ verstanden wird. Wir möchten Ihnen in diesem Kapitel eine Funktions- und Aufgabenbeschreibung der Geisteswissenschaften geben, um Sie im Verständnis dieser komplexen Disziplin zu unterstützen, damit Sie zukünftig Personalverantwortliche über Studieninhalte, Sinn und Zweck geisteswissenschaftlicher Fächer informieren können.

Unter dem Begriff „Geisteswissenschaften“ werden Fächer wie Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, europäische bzw. außereuropäische Einzelphilologien und deren Kulturraum, Klassische Philologie, Indogermanistik, Philosophie und Theologie/Religionswissenschaft, Geschichte, Kunst- und Musikgeschichte, Kulturkunde, Ethnologie, Völkerkunde und Medienwissenschaft zusammengefasst. Auch Anteile weiterer Fächer (etwa Pädagogik oder eine nicht naturwissenschaftlich ausgerichtete Psychologie) können zu den Geisteswissenschaften gerechnet werden, eine Kontur ist nicht exakt zu ziehen.

Charakteristische Forschungsobjekte geisteswissenschaftlicher Fächer sind kulturelle Artefakte: zeichenhafte, symbolische Ausdrucksformen des Menschen wie Inschriften, Texte, Bilder, Skulpturen, Filme, Theaterstücke, Musik, Medienerzeugnisse, aber auch Mythen, Traditionen, Rituale, die Menschen als kulturelle Wesen im Laufe ihrer Geschichte erschaffen und entwickelt haben. Die Geisteswissenschaften stellen den Zusammenhang all dieser Einzelkomponenten, die „Kultur“ ergeben, her, bewahren ihn, entwickeln ein Verständnis der menschlichen Kultur in der Vielfalt ihrer Formen und Subsysteme und vermitteln es an die nachfolgenden Generationen. Dabei spielen methodische Verstehens- und Einordnungsprozesse eine große Rolle, kulturelle Objekte im Kontext ihrer Zeit und in ihrer eigenen Funktionslogik wahrzunehmen.

Geisteswissenschaften sind auf Einzelfälle konzentriert und tragen der großen Individualität ihrer Untersuchungsobjekte Rechnung, nehmen Schwieriges, Schönes, Besonderes, aber auch Abweisendes wahr und können es gelten lassen. Die methodisch kontrollierte Erschließung der Bedeutung bzw. Funktionslogik von kulturellen Artefakten beinhaltet individuelle Anschauung und subjektives Gefühl. Gleichermaßen wird nach wiederkehrenden Mustern in diesen Schöpfungen, nach inhärenten Strukturformaten bzw. nach übergeordneten Systematisierungen gesucht.

Geisteswissenschaften pflegen das kollektive „kulturelle Gedächtnis“ der Menschheit. Kulturelle Schöpfungen erinnern uns, woher wir kommen, und lassen uns unser kulturelles Gewordensein besser verstehen.1 Somit sind die Geisteswissenschaften die große Disziplin, in der Kenntnisse über kulturbezogenes gesellschaftliches Verhalten methodisch gewonnen, bewahrt und vermittelt werden.

Einen ebenfalls hilfreichen Erklärungsansatz der Bedeutung der Geisteswissenschaften finden Sie auf den Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Es widmete das Wissenschaftsjahr 2007 den Geisteswissenschaften und betont mit dem Motto „Die Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit“ die besondere Wirkmächtigkeit ihres Hauptuntersuchungsobjektes „Sprache“ und deren geistigen Reichtum. Das „ABC“ steht symbolisch für die Grundlage unserer Kulturtechniken Sprechen, Lesen, Schreiben, es ist aber auch eine Grundlage zum Ordnen und Systematisieren. Wenn die Geisteswissenschaften als „ABC der Menschheit“ verstanden werden, dann wird deutlich, dass sie sich unverzichtbar mit den Grundlagen der menschlichen Kultur befassen. Auf der spannenden Website zum Wissenschaftsjahr wird den Geisteswissenschaften zudem eine Brückenfunktion zwischen Vergangenheit und Zukunft zugewiesen: Die Aufgaben der Geisteswissenschaften bestehen im Erinnern der kulturellen Vergangenheit, im Erschließen und Vermitteln von kulturellem Verständnis in der Gegenwart und im Gestalten des kulturellen Selbstverständnisses der Gesellschaft:

Die Geisteswissenschaften sind die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Indem sie erinnern und bewahren, prägen sie Kulturen und Traditionen und öffnen die Gesellschaft für die Zukunft. Sie reflektieren Grundlagen, Traditionen und Erinnerung und beeinflussen unser Selbstverständnis, das im Rückgriff auf die Vergangenheit entsteht.2

So sind es die Geisteswissenschaften, die zur kulturellen Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft verantwortlich beitragen.

Wir hoffen, dass Sie von dieser Funktions- und Aufgabenbeschreibungen der Geisteswissenschaften gut Gebrauch machen und von diesem verantwortlichen Selbstanspruch selbstbewusst profitieren können, wenn im Bewerbungsprozess nach den Inhalten Ihres Studiums gefragt wird.

1.2Das Studium der Geisteswissenschaften

Der Anteil von Studierenden aus den Geisteswissenschaften (ohne Lehramt) verglichen mit der Studierendenschaft insgesamt betrug im Wintersemester 2017/2018 deutschlandweit 8,0 Prozent.1 Das ist ein vergleichsweise kleiner Anteil. Charakteristisch ist der hohe Frauenanteil im Studium.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2019) weist in ihrem „Blickpunkt Arbeitsmarkt“ über Akademikerinnen und Akademiker aus, dass seit 2014 jedes Jahr ca. 230.000 Studierende in den Geisteswissenschaften immatrikuliert sind.2 Die (fast) gleichbleibenden Immatrikulationszahlen für geisteswissenschaftliche Studienfächer drücken eine konstante Beliebtheit aus, die sich auch darin manifestiert, dass in einem Bachelorstudium, in dem zwei Fächer studiert werden, oft auch im Nebenfach eine geisteswissenschaftliche Disziplin gewählt wird.

Die Kombinationsmöglichkeiten von Haupt- und Nebenfach in einem Studium mit dem Studienziel „Bachelor of Arts“ sind schon mit nur geisteswissenschaftlichen Fächern sehr vielfältig, die Vielfalt potenziert sich durch die Kombinationsmöglichkeit auch mit nicht-geisteswissenschaftlichen Nebenfächern mannigfaltig und ermöglicht so eine sehr individuelle Profilbildung.

Die große Fächervielfalt und deren vielseitige Kombinationsmöglichkeiten ziehen nach sich, dass ein geisteswissenschaftliches Bachelor-Studium Studierende flexibel auf den Arbeitsmarkt vorbereitet und nicht professionsorientiert für bestimmte Berufsbereiche wie etwa ein geisteswissenschaftliches Lehramtsstudium: Die beruflichen Möglichkeiten für Geisteswissenschaftler*innen mit einem Bachelor of Arts sind breit angelegt und so vielseitig wie deren Fächerkombinationen. Das geisteswissenschaftliche Studium ist somit eine sehr zukunftsoffene Form der Qualifizierung. Absolvent*innenbefragungen stellen zudem immer wieder heraus, dass sich Studierende bei der Wahl von geisteswissenschaftlichen Studienfächern von hoher intrinsischer Motivation leiten lassen und weniger von wirtschaftlichen Überlegungen bzw. Karrieregesichtspunkten.3

Studierende mit Lehramtsziel haben obligatorische Studieninhalte, in denen sie auf die zukünftige berufliche Aufgabe gezielt vorbereitet werden: Schulpraktika, Veranstaltungen in (Fach-)Didaktik und Pädagogik gehören pflichtgemäß in den Lehrveranstaltungskanon. Das geisteswissenschaftliche Bachelor- und Masterstudium ist hingegen in erster Linie wissenschaftlich-forschend ausgerichtet mit dem Anliegen, Studierende durch Wissenschaft und Forschungsorientierung zu befähigen, verschiedenartigen neuen Anforderungen im Berufsleben gerecht zu werden und sich immer wieder mit neuartigen Problemen ergebnisorientiert auseinandersetzen zu können:

Die Möglichkeit, im Studium forschen zu lernen, ist der Königsweg zur Qualifikation für offene, im Voraus nicht bekannte Berufsfelder.4

Dies führt uns dazu, im nächsten Kapitel in den Blick zu rücken, welche Kompetenzen Sie durch ein geisteswissenschaftliches Bachelor-/Masterstudium erwerben.

2Kompetenzen aus einem geisteswissenschaftlichen Studium

„Je moderner die moderne Welt wird, desto unvermeidlicher werden die Geisteswissenschaften.“ (Odo Marquardt)

2.1Bedeutung von Fach- und Schlüsselkompetenzen in den Geisteswissenschaften

Geisteswissenschaftliche Studiengänge mit Bachelor- bzw. Masterabschluss außerhalb der Lehramtsausbildung sind auf den ersten Blick so angelegt, dass sie der eigenen Nachwuchsgewinnung dienen: Germanisten und Germanistinnen bilden Germanisten und Germanistinnen aus. Dennoch verlassen ca. 90 Prozent der Absolventen und Absolventinnen die Hochschule, um sich außeruniversitären Tätigkeitsfeldern zuzuwenden. Und dort haben Absolvent*innen beruflichen Erfolg in studienfachfernen Arbeitsfeldern, die nicht ohne Weiteres einen Zusammenhang zu den Inhalten des Studiums erkennen lassen und für die eine explizite Vorbereitung im Studium auch nicht stattgefunden hat.

Mit welchen Kompetenzen starten Sie als geisteswissenschaftliche Absolvent*innen dann in den Arbeitsmarkt? Was haben Sie an Handwerkszeug in Ihrem „Rucksack“? Was wird von Ihnen als geisteswissenschaftliche Absolvent*innen an Können gemeinhin erwartet? Welchen Mehrwert hat ein geisteswissenschaftliches Studium, das nicht in wiederum wissenschaftliche Tätigkeitsfelder mündet?

Verbleibstudien zeigen, dass die meisten Absolvent*innen außerhalb ihres Hauptstudienfaches arbeiten1 und dies aufgrund der entscheidenden Voraussetzung, ein Hochschulstudium abgeschlossen zu haben – nicht im formalen Sinne, sondern vor allem im Hinblick auf die damit verbundene Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen. Bewähren können Sie sich als Geisteswissenschaftler*innen vor allem deshalb, weil Sie gelernt haben, sich systematisch neues Wissen zu erschließen und weil Sie daher in einer wissensbasierten und globalen Arbeitswelt als Wissensarbeiter*innen nachgefragt sind:

[Es] ist zu beobachten, dass Geisteswissenschaftler in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen zunehmend geschätzt werden, verfügen sie doch in der Regel über ausgeprägte Kompetenzen im Bereich des Wissensmanagements.2

Im Folgenden wollen wir umreißen, welche Kompetenzen Sie durch ein geisteswissenschaftliches Studium erwerben (können).

2.2Fachkompetenzen in den Geisteswissenschaften

In jedem geisteswissenschaftlichen Studienfach erwerben Sie fachliches Wissen z. B. im Hinblick auf die Wissenschaftsgeschichte des Faches, den aktuellen Stand von Forschungsdebatten, Fakten, Theorien und Untersuchungsmethoden.

Für ein Studium der Anglistik etwa lassen sich diese Fachkompetenzen so beschreiben:

Fachkenntnisse aus einem Anglistikstudium

englische Literatur/-geschichte und deren Epochen

literaturwissenschaftliche Theorien und Methoden

methodische Reflexion und kontextbezogene Erschließung und Interpretation von Literatur

mündliche und schriftliche Beherrschung der englischen Sprache (skalierbar auf einer Sprachniveau-Skala nach dem Europäischen Referenzrahmen1)

Übersetzungsfähigkeit Englisch – Deutsch und umgekehrt

Kenntnisse zur Sprachgeschichte der englischen Sprache

(formale) sprachwissenschaftliche Beschreibung der englischen Sprache in ihrer historischen und gegenwärtigen Form

Kultur- und Landeskunde, Landes- und Geistesgeschichte

Versuchen Sie nun auch selbst, Ihre fachlichen Kompetenzen aus Ihrem Haupt- bzw. Nebenfach zu beschreiben. Hilfreich dafür sind fachspezifische Bestimmungen, Studienordnungen bzw. Institutswebsites.

Arbeitsblatt
Fachliche Kompetenzen

Bitte recherchieren Sie in Ihren Studienordnungen, Fachspezifischen Bestimmungen oder den Websites Ihres Haupt- und auch Nebenfaches nach Beschreibungen der Fachkompetenzen. Auch Modulbeschreibungen helfen, fachliche Lernziele zu erkennen.

 

Bitte machen Sie sich hier Notizen zu Ihren fachlichen Kompetenzen aus Haupt- bzw. Nebenfach:

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

    

 

2.3Überfachliche Schlüsselkompetenzen

Das Bildungsangebot in einem geisteswissenschaftlichen Studium dient vor allem der Befähigung zu wissenschaftlichem, kritischem Denken, das durch Forschendes Lernen erworben wird. Forschendes Lernen ist eine Form des Lernens, bei dem Studierende selbstständig eine für sie relevante Fragestellung oder Hypothese entwickeln und versuchen, diese Frage methodisch begründet zu beantworten. Dabei gestalten sie ihren Forschungsprozess eigenständig und reflektiert und können das Ergebnis in Präsentationen, Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten strukturiert aufbereiten. Durch Forschendes Lernen werden nicht (nur) bereits gesicherte Wissensbestände erworben und eingeübt, also wissenskonservativ gearbeitet, sondern im Forschenden Lernen studiert man wissensinnovativ, indem man sich einer ergebnisoffenen Aufgabe widmet.

Diese besondere wissenschaftliche Bildungs- und Studierhaltung bewirkt, dass Sie überfachliche Schlüsselkompetenzen erwerben. Diese Kompetenzen entstehen bei der Herausbildung von fachlichen Kompetenzen: Indem Studierende fachbezogenes Wissen erwerben und seine Anwendung üben, entwickeln sie fachübergreifende Kompetenzen. Dies geschieht häufig eher nebenbei und wird weder von den Lehrenden explizit thematisiert noch von den Studierenden bewusst wahrgenommen. Schlüsselkompetenzen sind stets Teil des Lernziels, werden aber gerade deshalb selten als Ziele benannt oder eigens bewertet. Wenn eine Hausarbeit mit 1,3 benotet ist, hat der oder die Studierende sicherlich die Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten bewiesen. Im Zeugnis steht aber: 1,3 im Modul „Shakespeares frühe Sonette“. Das spiegelt nicht die große Bedeutung der Schlüsselkompetenzen wider, auf die wir im Folgenden hinweisen möchten.

Die überfachlichen Schlüsselkompetenzen lassen sich vom Fach lösen und auf andere Bereiche übertragen. Die hohen Transfermöglichkeiten von Kompetenzen aus dem Studium sind der Schlüssel für die Flexibilität von Hochschulabsolventen und -absolventinnen. Der Begriff „Schlüsselkompetenzen“ deutet bereits an, dass es sich dabei um Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse handelt, mit denen sich Türen zu anderen Bereichen öffnen lassen.

Der Begriff „Fähigkeit“ bezieht sich auf das Talent, die Veranlagung, die Begabung, das Potenzial für bestimmte Fertigkeiten, der Begriff „Fertigkeiten“ auf Erfahrung, Übung und Motivation.

Schlüsselkompetenzen helfen über die fachlichen Kompetenzen hinaus übergreifend in allen Lebenslagen, mit neuen Situationen, Anforderungen und Problemen zurechtzukommen. Sie begleiten uns als Rüstzeug nachhaltig ein Leben lang und sind Grundlage für die Fähigkeit, sich neues Wissen anzueignen und sich auf neue Bedingungen vor allem auch im Arbeitsleben erfolgreich einzustellen – oder mit anderen Worten:

Schlüsselkompetenzen sind erwerbbare allgemeine Fertigkeiten, Einstellungen und Wissenselemente, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind, so dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, die es ermöglicht, sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.1

Schlüsselkompetenzen werden üblicherweise in drei Bereiche unterteilt: methodische, soziale und selbstbezogene Kompetenzen.

 

Methodische Kompetenzen umfassen Wissen und Fähigkeiten, Mittel so einsetzen zu können, dass Handlungsziele effektiv und umfassend erreicht werden. Methodische Kompetenzen beinhalten den Umgang mit Informationen und Wissen, also die Beschaffung, Bearbeitung, Strukturierung und die Bewahrung von Informationen und Wissen, das dann weiter auch zur Problemlösung herangezogen werden kann.

 

Soziale Kompetenzen umfassen solche Fähigkeiten, die der Verständigung dienen und dazu geeignet sind, soziale Beziehungen aufbauen, gestalten und erhalten zu können. Sie beinhalten den angemessenen, respektvollen und konstruktiven Umgang mit anderen Menschen, auch im Konfliktfall.

 

Selbstbezogene Kompetenzen umfassen persönliche Fähigkeiten, das eigene private und berufliche Leben aktiv selbst zu gestalten. Sie beziehen sich auf den Umgang mit der eigenen Person etwa im Hinblick auf die Arbeitshaltung, Weltsicht und Selbstreflexion.

 

Schlüsselkompetenzen werden durch wissenschaftliches Arbeiten und Forschendes Lernen integrativ im Haupt- und Nebenfachstudium erworben. Das eigenständige Studium ist ein großartiges Projekt, das in Selbstmotivation, Aufgabenorientierung, Zielerreichung, Zeitmanagement und Geduld übt. Diskursive Plenumsveranstaltungen fördern die kritische Auseinandersetzung mit Gelesenem und verbessern Argumentationsfähigkeit und moderierendes Eingehen auf andere Diskussionsbeiträge. Studierende gewinnen durch regelmäßiges Vortragen im Plenum souveräne Präsentationskompetenz und üben sich in Arbeitsgruppen in der Entwicklung ihrer Teamfähigkeiten.

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