Praxistipps zu Hörgeräten und Cochlea-Implantaten - Kerstin Bremken - E-Book

Praxistipps zu Hörgeräten und Cochlea-Implantaten E-Book

Kerstin Bremken

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Beschreibung

Nach der Diagnose "Hörschädigung" ist es beruhigend zu wissen, dass dem eigenen Kind alle technischen Hilfen zur Verfügung stehen, die es benötigt. Gleichzeitig verwirrt die Vielfalt der Produkte und Anwendungsmöglichkeiten. Dieser Ratgeber bietet Eltern Orientierung - praxisnah und mit zahlreichen Beispielen. Die Autorinnen geben nützliche Informationen über den Ablauf einer Versorgung mit Hörtechnik und einfach umsetzbare Tipps für den Alltag mit Hörgeräten und Cochlea-Implantaten - vom Baby- bis zum Teenageralter. So sind Eltern wie ihre Kinder bestens gerüstet für die auf sie zukommenden Herausforderungen.

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Seitenzahl: 122

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Inhalt

Liebe Eltern

1

Basiswissen

Auswahl der Hörtechnik

Fragen, die Eltern zu Beginn beschäftigen

2

Beim Pädakustiker

Ablauf einer Hörgeräteversorgung in der Pädakustik

Herausforderungen bei der Anpassung

Hilfreiches Zubehör zur Sicherung der Hörtechnik

Eltern und Pädakustiker – ein Team

3

Hörtechnik im Alltag

Mit Hörtechnik spielerisch umgehen

Freizeit und Sport

Urlaub

Familienfeste, Konzerte, Clubbesuche: Wenn es laut wird

Theater, Kino, Kirche: Hören in großen Räumen

Kita und Schule: Hören in der Gruppe

Mediennutzung

Weitere Alltagsthemen

Was tun mit alten Hörgeräten?

4

Wartung und Pflege zu Hause

Funktionskontrolle der Hörtechnik

Batterien und Akkus

Reinigung und Aufbewahrung

Ausblick in die Zukunft

5

Serviceteil

Fachbegriffe leicht erklärt

Literatur

Spielzeug mit Hörtechnik und Sticker

Stirnbänder und Schutzhüllen

App für Kinobesuche

Adressen und Austauschforen

Online-Zusatzmaterial zum Buch

Auf der Homepage des Verlags unter www.reinhardt.verlag.de finden Sie zusätzlich zu den Inhalten in diesem Buch Checklisten zu den Themen Urlaub, Pannenhilfe, Verwendung der drahtlosen Übertragungsanlage (DAÜ), Sicherheitsempfehlungen, Wartung und Pflege.

Liebe Eltern,

je informierter Sie und Ihre Kinder sind, desto effektiver können Hörgeräte, Cochlea-Implantate (CI)* und Zubehör im Alltag genutzt und Empfehlungen von Fachleuten nachvollzogen bzw. diskutiert werden. Durch diese Zusammenarbeit finden sich passende Lösungen, egal, ob die Hörgeräte beim Baby vom Ohr rutschen oder der Teenager eine Bluetooth*-Anbindung zum Musikhören nutzen will.

Dieser Ratgeber basiert auf unserer langjährigen Berufserfahrung und entstand aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: Aus der Sicht der Pädakustikerin* und aus der Sicht der Hör- und Sprachtherapeutin. So bilden die zahllosen Beratungsgespräche aus den Förderstunden, der Arbeit in der Klinik und bei der Pädakustikerin* die Grundlage dieses Buches.

Insbesondere kurz nach der Diagnose einer Schwerhörigkeit werden Eltern mit einer Fülle von Informationen konfrontiert. In den einzelnen Kapiteln können Sie Beratungspunkte aus Gesprächen mit Ärzten und anderen Fachleuten nochmals nachlesen sowie zusätzliches, einfach umsetzbares Wissen erwerben. Die Chancen, mit der Diagnose „Hörschädigung“ auf einem sehr natürlichen Weg Sprache zu erwerben und später ein unabhängiges Leben zu führen, waren noch nie so groß wie heute, nicht zuletzt aufgrund der ständigen Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Hörtechnik.

Wir würden uns freuen, wenn wir Sie und Ihr Kind mit diesem Ratgeber auf Ihrem gemeinsamen Weg unterstützen können.

Münster / München im Sommer 2020Kerstin Bremken und Gisela Batliner

Anmerkungen

◗Die Namen der Kinder in den Fall­beispielen wurden geändert.

◗Fachbegriffe, die im Serviceteil erklärt werden, sind im Text mit einem Sternchen als Fachbegriff gekennzeichnet.

◗Der Sprachprozessor eines Cochlea-Implantates wird international auch als „Audioprozessor“ oder „Sound­prozessor“ bezeichnet, da zunehmend auch auf die Qualität der Übertragung von Musik Wert gelegt wird. Wir verwenden im Rahmen dieses Ratgebers den allgemein geläufigeren Begriff „Sprachprozessor“.

◗Zugunsten des Leseflusses wird für Gender-Formulierungen nur eine Form gewählt. Selbstverständlich sind immer alle Geschlechter gemeint.

◗Alle Ratschläge und Anleitungen in diesem Buch wurden von den Autorinnen sorgfältig recherchiert und entsprechen ihren Erfahrungen. Dennoch können weder Autorinnen noch Verlag für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

1

Basiswissen

Dieses Kapitel gibt einen ersten Überblick über den Ablauf einer Hörgeräteversorgung und deren Finanzierung durch die Krankenkassen. Neben Informationen zu den verschiedenen Formen von Hörgeräten und Hörimplantaten erhalten Sie Antworten auf Fragen, die Eltern zu Beginn besonders beschäftigen.

Ein Hörtest allein reicht nicht aus!

Zu Beginn steht immer eine ausführliche Diagnostik, um die genaue Art, die Ursache und den Grad der Hörschädigung festzustellen. Fachärzte für Phoniatrie und Päd­audiologie sind die Fachleute für kindliche Hör- und Sprachstörungen. Sie arbeiten in freien Praxen oder in den entsprechenden Abteilungen in Kliniken. Wichtig ist: Ein Hörtest allein reicht nicht aus! Neben den verschiedenen Testergebnissen sind die Hör-Sprach- und Gesamtentwicklung des Kindes und Ihre Beobachtungen im Alltag von großer Bedeutung. Auf der Grundlage dieser Dia­gnostik wird die passende Hörtechnik ausgewählt und individuell angepasst. Dafür ist besonders wichtig, ob es sich um eine Schallleitungsschwerhörigkeit oder eine Schallempfindungsschwerhörigkeit handelt. Das zeigt, ob die Ursache im äußeren Ohr, im Mittelohr oder im Innenohr liegt bzw. an der Weiterleitung und Verarbeitung der Nervenimpulse im Gehirn.

Dazu werfen wir anhand von Abb. 1 einen kurzen Blick auf das Ohr und seine Funktion.

Abb. 1 Aufbau des Ohres (© Cochlear Ltd.)

1Das äußere Ohr besteht aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, dessen Ende das Trommelfell bildet. Musik, Sprache und Geräusche, also alle Schallereignisse, bestehen aus Wellenbewegungen der Luft. Diese Bewegungen versetzen das Trommelfell in Schwingungen.

2Das Mittelohr ist ein luftgefüllter Raum. Hier werden die Schallschwingungen über die Gehörknöchelchenkette zum ovalen Fenster weitergeleitet, einer Membran, dem Eingang zum Innenohr. Bis zu diesem Punkt spricht man von „Schallleitung“ im Gegensatz zur „Schallempfindung“, die im Innenohr stattfindet.

3Das Innenohr ist geformt wie ein winziges Schneckenhaus und mit Flüssigkeit gefüllt. Es hat bereits bei der Geburt seine endgültige Größe. Hier werden die Schwingungen auf die Haarzellen* übertragen und in Nervenimpulse umgewandelt. Diese gelangen über den Hörnerv und zahlreiche Verschaltungen zu den entsprechenden Zentren im Gehirn. Erst dort findet die Hörverarbeitung statt wie das Richtungshören, das Sprachverständnis oder das Erkennen von Geräuschen.

Wichtige Einheiten und Zahlen

Die Tonhöhe wird als Frequenz bezeichnet und in Hertz (Hz) angegeben:

◗Ein junger Mensch hört von 20–20 000 Hz, ein Hund von 15–50 000 Hz. Sprache liegt im Bereich von ca. 80–8000 Hz, Musik von ca. 50–16 000 Hz.

Die Lautstärke wird in Dezibel (dB) angegeben:

◗Ein Gespräch in ruhiger Umgebung liegt bei 50–60 dB, ein lauter Lastwagen bei ca. 90 dB.

◗leichtgradig schwerhörig: 20–40 dB

◗mittelgradig schwerhörig: 40–60 dB

◗hochgradig schwerhörig: 60–80 dB

◗an Taubheit grenzend schwerhörig: 80–95 dB

◗gehörlos: 95 dB und mehr

Übrigens: In der Altersgruppe 60–70 Jahre hat mehr als ein Drittel bereits einen deutlichen Hörverlust ab 2000 Hz.

Hörfrühförderung unterstützt die ganze Familie.

Kinder mit einer Hörschädigung haben vom Säuglingsalter bis zur Einschulung Anspruch auf Hörfrühförderung. Ihr Pädaudiologe* nennt Ihnen die zuständige Einrichtung vor Ort. Im Idealfall setzt diese bereits parallel zur Hörgeräteversorgung ein. Die Fachleute begleiten die Familien und unterstützen in erster Linie die Kommunikation zwischen Eltern und Kind über eine natürliche, ganzheit­liche Förderung im Alltag.

In der Schweiz ist vom Baby bis zum Ende der Erstausbildung der dort sogenannte audiopädagogische Dienst für die Förderung zuständig. In Österreich werden Kinder nach einer Versorgung mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten(CI)* durch die Hörfrühförderung und Logopädie betreut.

Tipp

→Kontakte zu ebenfalls betroffenen Familien sind oft hilfreich. Neben dem Austausch der Erwachsenen zu den vielen Themen des Alltags ist es auch für die Kinder selbst eine wertvolle Erfahrung, Mädchen und Jungen im gleichen Alter mit Hörgeräten oder CI zu treffen – eine Situation, die es für viele durch die Inklusion nicht oft gibt.

Die Pädakustik

Kinderakustiker heißen Pädakustiker.

Wird eine Schwerhörigkeit entdeckt, so stellt der zuständige Facharzt eine „ohrenärztliche Verordnung einer Hörhilfe“ aus. Damit gehen Eltern und Kind zu einem Hörgeräteakustiker mit Erfahrung in der Kinderversorgung oder noch besser zu einem Päd­akustiker*.

Das Thema „Kindliche Hörgeräteversorgung“ ist ein ganz eigenes Fachgebiet. Deshalb ist ein Hörgeräteakustiker aus dem Erwachsenenbereich nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner. Die Ansprüche an eine Kinderversorgung sind im Gegensatz zu einer Altersschwerhörigkeit grundverschieden: Bei älteren Menschen mit Schwerhörigkeit ist es oft schwierig, sie wieder an die Lautstärke der Umwelt und das Hören bzw. Verstehen in lauter Umgebung zu gewöhnen. Bei ihnen hat sich die Schwerhörigkeit oft schleichend über viele Jahre entwickelt und sie sind in vielen akustischen Situationen „hörentwöhnt“. Diese Gewöhnung dauert oft lange und erfordert viel Training. Bei Kindern ist die Situation komplett anders: Sie entwickeln schnell eine Hörneugier und nehmen alle akustischen Informationen, die sie erstmalig oder mit der Hörtechnik einfacher wahrnehmen können, interessiert auf. Die Akzeptanz der Hörgeräte ist bei korrekter Einstellung und guter Begleitung von Eltern und Kind meist problemlos. Auch die Geräte für Kinder müssen anderen Ansprüchen genügen, z. B. deutlich robuster sein, gerade wenn es sich um die Versorgung von Säuglingen oder Kleinkindern handelt.

Mit zwei Ohren hört man besser!

Als Standardversorgung gilt die Versorgung beider Ohren. Nur mit zwei funktionierenden Ohren kann eine Richtungslokalisation gelingen. Das menschliche Gehirn braucht außerdem die Informationen von beiden Ohren, um Sprache aus Nebengeräuschen herauszufiltern, und wir hören mit zwei Ohren entspannter, benötigen also weniger Energie. Wenn die Schwerhörigkeit nur eine Seite betrifft, wird natürlich auch nur diese mit Hörtechnik versorgt.

Hörgerät und CI ergänzen sich gut.

Wenn auf einer Seite ein CI getragen wird und auf der anderen ein Hörgerät, spricht man von bimodaler Versorgung*. Dies ist gar nicht so selten der Fall, da viele Kinder und Erwachsene rechts und links ein unterschiedliches Hörvermögen haben. Eine bimodale Versorgung* zählt daher weltweit genau so zur Standardversorgung wie die Anpassung von zwei CIs oder zwei Hörgeräten. Sie kann einige Vorteile bieten, weil vor allem beim Musikhören eine detailliertere Klangwahrnehmung beschrieben wird. „Der angenehme Klang kommt eher vom Hörgeräteohr, das Sprachverstehen eher vom CI-Ohr. Mitunter kann es aber auch genau umgekehrt sein.“ (Hoppe 2019, 36).

Die Eingewöhnung geschieht in erster Linie dadurch, dass die Hörtechniken möglichst ganztags auf beiden Ohren getragen werden. So lernt das Gehirn, die akustischen Signale beider Seiten zu verarbeiten. Isolierte Übungen mit jeweils nur einem Ohr sind dagegen oft nur eine zusätzliche Maßnahme. Belastung sowie Nutzen für das Kind müssen je nach Alter und Vorgeschichte gut abgewogen werden.

Die Testphase

Die Auswahl und korrekte Einstellung der Hörgerätetechnik ist nur erfolgreich, wenn die Geräte in unterschiedlichen Alltagssituationen ausführlich ausprobiert werden können. Das dauert in der Regel mehrere Wochen, im Einzelfall auch Monate. Das gilt auch für die Programmierung eines Sprachprozessors. Bei der Hörgeräteversorgung von älteren Kindern werden mehrere Hörgerätetypen ausprobiert, bei Säuglingen ist manchmal der Versuch mit einem Gerätetyp ausreichend: Mit zunehmender Hör­erfahrung werden die Hörreaktionen sicherer; somit wäre dann das zuletzt getestete Hörgerät auch das beste, weil das Baby oder Kleinkind damit die sichersten Reaktionen zeigt. Wichtiger ist, den Verlauf der Hör- und Sprachentwicklung zu begleiten und die Hörgeräteeinstellung regelmäßig zu überprüfen bzw. zu optimieren.

Nach erfolgreicher Abnahme der Versorgung durch den Arzt, der die Verordnung dafür ausgestellt hat, rechnet der Akustiker die Kosten für die Hörgeräteversorgung mit der gesetzlichen Krankenkasse ab. Privatversicherte bekommen eine Rechnung über die Hörgeräteversorgung zur Vorlage bei ihrer Krankenkasse.

Das Cochlea-Implant-Zentrum

Sollte der Hörgewinn mit der bestmöglichen Hörgerätetechnik nicht für einen erfolgreichen Spracherwerb ausreichen, wird in der Regel eine Cochlea-Implantation* vorgeschlagen. Zur Besprechung der Details werden Eltern an ein Cochlea-Implant-Zentrum* verwiesen. Dort und in der operierenden Klinik gibt es eine umfassende Beratung und eine Reihe von Voruntersuchungen, um dann gemeinsam über eine eventuelle Operation zu entscheiden. Bei einer CI-Versorgung schreibt die Klinik ­direkt einen Antrag zur Kostenübernahme an die Krankenkasse.

Im Gegensatz zu Hörgeräten, die das Kind einfach ausprobieren kann, ist die Entscheidung für ein bestimmtes CI in der Regel eine Entscheidung für Jahrzehnte. Gleichzeitig kann ein Laie die feinen technischen Unterschiede nur schwer verstehen. Lassen Sie sich u. a. die äußeren Unterschiede und die Handhabung im Alltag erklären und fragen Sie nach der Zuverlässigkeit der Systeme. Beruhigend ist zu wissen: Wie gut Ihr Kind hören und sprechen lernt, hängt nicht von der Wahl eines bestimmten CI-Fabrikates ab. Es gibt andere wichtige Faktoren, z. B. wie sprachbegabt Ihr Kind ist, in welchem Alter die Diagnose gestellt wurde, ob es schon einmal gehört hat, ob es zusätzliche Entwicklungsbeeinträchtigungen hat und wie die ganze Familie durch Frühförderung, Kita und Schule unterstützt und begleitet wird.

Kein CI ohne CI-Reha!

Im CI-Zentrum* findet nach der Implantation auch die sogenannte CI-Reha mit einer ganzheitlichen Förderung der Kinder statt. Dazu gehören neben den Therapien mit dem Kind und der Beratung der Eltern auch Hörtests zur Kontrolle des Hörvermögens. Außerdem finden dort die Anpassungen und Kontrollen der CIs statt. Trägt ein Kind auf einer Seite ein Hörgerät und auf der anderen ein CI, ist für alle Belange rund um das Hörgerät weiterhin der Pädakustiker* zuständig.

Jedes CI-Zentrum* arbeitet eng mit einer operierenden Klinik zusammen.

In der Schweiz ist dies anders gelöst. Die CI-Reha führt der audiopädagogische Dienst durch. Die Kontrollen und Anpassungen der Hörtechnik werden in der operierenden Klinik durchgeführt. Zu Beginn der Versorgung wird versucht, dass bei diesen wichtigen Terminen die Audiopädagogen mit anwesend sind, da der direkte fachliche Austausch die Optimierung der Einstellung sehr erleichtert. Diese Regelung gilt auch bei einer Hörgeräteversorgung für die Termine beim Pädakustiker*.

In Österreich gibt es ebenfalls keine Cochlea-Implant-Zentren*. Der Begriff „Implantatzentrum“ steht oft ausschließlich für eine Klinik, die Implantationen durchführt. Die Nachsorge, also die CI-Reha, wird bei Kindern in der Regel über die Hörfrühförderung und die Logopädie durchgeführt.

CI-Nachsorge durch den Akustiker

Teilbereiche aus der CI-Nachsorge werden zunehmend von Hörgeräteakustikern nach entsprechender Schulung mit übernommen, da die große Anzahl der CI-Träger nicht mehr langfristig und umfassend allein von den CI-Zentren betreut werden kann. Eine intensive Zusammenarbeit der Fachleute ist auch hier unverzichtbar.

Die Krankenkasse

Für Erwachsene gibt es Richtwerte, ab welchem Grad der Schwerhörigkeit ein Hörgerät angepasst und bezahlt wird. Für Kinder gilt das nicht. Wird bei einem Kind eine Einschränkung des Hörvermögens festgestellt, hat es Anspruch auf eine Versorgung mit der passenden Hörtechnik.

Der Betrag für Kinderhörgeräte ist höher.

Die Krankenkassen zahlen außerdem für die Versorgung eines Kindes oder Jugendlichen eine deutlich höhere Summe als für Erwachsene. Mit diesem Betrag lassen sich qualitativ sehr gute Versorgungen durchführen, so dass Eltern sich in der Regel nicht an den Kosten beteiligen müssen. Einige Versorgungen, z. B. mit Knochenleitungshörgeräten*, gelten als Sonderversorgungen. Für die Übernahme dieser Kosten gibt es jeweils eine Einzelfallentscheidung durch die zuständige Krankenkasse. Wenn die Krankenkasse einmal die Kostenübernahme genehmigt hat, so sind auch die Folgekosten abgedeckt. Die meisten Krankenkassen in Deutschland zahlen eine jährliche Pauschale, die dann die regelmäßigen Nachsorgetermine, die Batteriekosten, eventuell notwendige neue Ohrpassstücke (Otoplastiken*) sowie Reparaturen abdeckt.

Das häufigste und sehr sinnvoll einsetzbare Zubehör ist eine drahtlose Übertragungsanlage (DAÜ)*. Durch diese bleibt Sprache auch aus größerer Entfernung und bei starken Nebengeräuschen gut verständlich. Mit einer Verordnung durch den Päd­audiologen* oder HNO-Arzt werden in Deutschland die Kosten für eine Übertragungsanlage bei Kindern und Jugendlichen während der Kita- und Schulzeit in der Regel von der Krankenkasse erstattet, wenn der Hörgewinn nachgewiesen wird.

Neue Hörgeräte werden nach vier bis fünf Jahren erstattet.

Für Hörgeräte gibt es eine Mindestgebrauchszeit. Bei einigen Krankenkassen erfolgt eine neue Versorgung bereits nach vier, bei anderen erst nach fünf Jahren. Nach Ablauf der Mindestgebrauchszeit ist keine weitere Begründung für eine Neuversorgung nötig. Beim Wechsel vom Sprachprozessor eines CIs gibt es keine Mindestgebrauchszeit. Hier entscheiden vergleichende Messungen mit dem alten und neuen Prozessor, die nachweisen, dass z. B. das Sprachverstehen im Störgeräusch mit dem neuen Modell besser ist. Die Begründung, dass er kleiner ist oder bessere Ankopplungsmöglichkeiten, z. B. via Bluetooth*, hat, sind für eine Neuversorgung bei der Krankenkasse nicht entscheidend. Neue Sprachprozessoren sind in der Regel „rückwärtskompatibel“. Das heißt, dass sie mit dem verbleibenden, einoperierten Teil funktionieren.

Kostenübernahme durch private Krankenkassen

Inwieweit die Kosten von privaten Krankenversicherungen übernommen werden, hängt von den individuellen Verträgen ab und ist daher sehr unterschiedlich.

Verlorene Hörgeräte sind keine Katastrophe!