Pretty Womanizer - Ein Gigolo zum Vernaschen - Karin Koenicke - E-Book
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Pretty Womanizer - Ein Gigolo zum Vernaschen E-Book

Karin Koenicke

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Beschreibung

Damn it! Die ehrgeizige New Yorker Anwältin Rebecca sitzt gewaltig in der Patsche. Sie soll zu einem Geschäftsessen der Kanzlei ihren Verlobten mitbringen. Der existiert allerdings nur in ihrer Fantasie. Wo kann sie auf die Schnelle einen Mann auftreiben? Letzter Ausweg ist ein Escortservice, bei dem sie sich einen eleganten Begleiter für das wichtige Dinner mietet. Dummerweise schickt man ihr ausgerechnet Logan, einen selbstverliebten Macho, der Rebecca zur Weißglut bringt. Ihr Boss hingegen ist von dem lässigen Automechaniker völlig hingerissen und lädt sexy Logan zum Firmenwochenende in seiner Lodge ein, wo Rebecca mit ihm glückliches Paar spielen muss. Als sie dann auch noch einen schweren Verdacht gegen ihren Boss hegt, gerät ihr sorgsam geplantes Leben vollkommen aus den Fugen …

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1. Meet Miss Miller
2. Elegant Dinner for Eight
3. Family and other Fantasies
4. Over the Wild Rover
5. Rolling the Stone
6. Lama in Love
7. After office hours
8. Rebecca’s Reggae-Night
9. San Quentin’s Sins
10. Caramel Cheesecake Chatter
11. Broken mug, broken luck
12. Tired and Fired
13. Only lonely friends
14. Helpful Rhonda
15. Awesome Armageddon
New York Lovestorys – die Reihe
Deine Geschenke
Die HARTE KERLE-Reihe
Rezepte
Impressum

 

 

 

Pretty Womanizer -

Ein Gigolo zum Vernaschen

 

 

 

Ein turbulenter Liebesroman von

Karin Koenicke

 

 

Anmerkung:

Handlung, Personen sowie alle erwähnten Unternehmen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Orten, Menschen oder Unternehmen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Leider.

Hin und wieder würde ich mir durchaus mal bei „Angel Escort“ einen schnuckligen Begleiter buchen oder zumindest bei Emilia ein paar Pralinen kaufen. Falls jemand beim Lesen Appetit auf Automechaniker bekommt, empfehle ich die nächst gelegene Werkstatt. Bei Appetitanfällen auf einen wunderbaren New York Cheesecake kann ich leicht Abhilfe schaffen, nämlich mit einem Rezept am Ende des Buches.

 

Karin Koenicke

 

Für mehr Rezepte, Gewinnspiele und Infos besuch mich doch auf meiner Facebook-Seite oder hol dir meinen witzigen Newsletter auf karinkoenicke.de

 

 

 

Kurzbeschreibung:

Damn it! Die ehrgeizige New Yorker Anwältin Rebecca sitzt gewaltig in der Patsche. Sie soll zu einem Geschäftsessen der Kanzlei ihren Verlobten mitbringen. Der existiert allerdings nur in ihrer Fantasie. Wo kann sie auf die Schnelle einen Mann auftreiben?

Letzter Ausweg ist ein Escortservice, bei dem sie sich einen eleganten Begleiter für das wichtige Dinner mietet. Dummerweise schickt man ihr ausgerechnet Logan, einen selbstverliebten Macho, der Rebecca zur Weißglut bringt. Ihr Boss hingegen ist von dem lässigen Automechaniker völlig hingerissen und lädt Logan zum Firmenwochenende in seiner Lodge ein, wo Rebecca mit ihm glückliches Paar spielen muss.

Als sie dann auch noch einen schweren Verdacht gegen ihren Boss hegt, gerät ihr sorgsam geplantes Leben vollkommen aus den Fugen …

 

 

 

 

Hey Männer,

 

kennt ihr das?

Ihr gebt euer hart verdientes Geld für teure Pralinen und Blumensträuße aus, um einer Frau zu gefallen. Ihr seht mit ihr öde französische Filme an und macht ein interessiertes Gesicht, wenn sie stundenlang von der neuen Schuhmode schwärmt. Und trotz all dieser Anstrengung klappt es nicht richtig mit den Ladies.

 

Dabei ist es gar nicht so schwer, als Kerl gut rüberzukommen. Habt ihr Lust, euch von mir ein paar Tipps zu holen? Zu lernen, wie man als ganzer Mann bei den Señoritas punkten kann?

 

Dann abonniert meinen Blog.

 

Hasta luego

Euer El Hombre

 

 

1. Meet Miss Miller

 

 

Gleich ging es los!

Rebecca Millers Finger krampften sich unwillkürlich um die Kante des polierten Besprechungstisches, an dem sie und die anderen Anwälte der Kanzlei „Armadon, Hall and Piddlefield“ saßen. Jeden Donnerstag fand ein Meeting statt, in dem die aktuellen Fälle vorgestellt wurden, und dieses Mal war auch sie selbst an der Reihe. Die Klimaanlage rauschte leise, einer der zwölf Kollegen raschelte mit einem Blatt, von draußen drang gedämpft der Sirenenton eines Polizeiautos herein.

Quentin Armadon, die Ehrfurcht einflößende Galionsfigur der berühmten Kanzlei, nickte Rebecca zu. Mit seiner silberweißen Mähne, die ihm bis zum Kragen seines tadellosen Anzugs reichte, dem aristokratischen Profil und dem scharfen Adlerblick wäre auch einem Außenstehenden sofort klar gewesen, wer hier das Sagen hatte. Dass der Name Armadon im Schriftzug der Kanzlei als erster aufgeführt war, lag ganz bestimmt nicht am Alphabet.

„Miss Miller hat sich als vielversprechender Neuzugang in unserer Firma erwiesen“, erklärte Quentin. „Sie hat es geschafft, einen Fuß ins Stone-Imperium zu bekommen. Ich muss sicher nicht erklären, wie lukrativ es wäre, diesen Mandanten in allen Belangen des Konzerns zu vertreten. Rebecca, bitte berichten Sie.“

Rebecca räusperte sich und straffte die Schultern. Selbstverständlich war sie perfekt vorbereitet und würde ihren mächtigen Chef nicht enttäuschen. Das hier war nach dem Studium ihre erste Anstellung und sie war unfassbar stolz, ausgerechnet bei einer der renommiertesten Kanzleien von ganz New York City untergekommen zu sein. An ihrer Präsentation hatte sie viele Stunden gearbeitet und würde nun ihre Kollegen gewaltig beeindrucken.

„Mir ist es gelungen, die anwaltschaftliche Vertretung von Global Invest zu übernehmen. Wie Sie sicher wissen, ist Global Invest eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Stone Konzerns. Durch meinen Einsatz wurde der CEO des Mutterkonzerns, Richard Stone, auf mich aufmerksam. Ich unterbreitete ihm ein Angebot unserer Kanzlei und er ließ mich als Test einen Plan zur Umgestaltung der Führungsebene ausformulieren. Mein Ziel ist es natürlich, den kompletten Stone-Konzern als Mandanten zu akquirieren.“

Sie klickte auf den Knopf einer winzigen Fernbedienung und sofort startete die Powerpoint Präsentation. Die Köpfe aller Anwälte wandten sich den von ihr erstellten Tabellen zu, die der Beamer an die Wand warf. Kein schlechtes Gefühl!

Hochkonzentriert erläuterte Rebecca die kurz- und mittelfristige Honorarplanung der diversen Szenarien und gab Informationen zum aktuellen Vertrag weiter.

Dass sie es geschafft hatte, an den begehrten Großkunden heranzukommen, lag allerdings nicht an ihrem immensen Verhandlungsgeschick, sondern am Step Aerobic-Kurs im Fitnessstudio „Body Kiss“, drüben in der 85ten Straße. Während des schweißtreibenden Trainings hatte sie sich nämlich mit Gwendolyn Morehouse angefreundet, der Chefsekretärin bei Global Invest. Die hatte Rebecca bei einem Eiweiß-Shake mit Goji-Beeren und Rucola den begehrten Termin mit ihrem Boss verschafft. Aber das musste sie den hier anwesenden Vollblutanwälten ja nicht auf die Nase binden.

„… und so bin ich guter Dinge, dass unsere Kanzlei sich bald über Großaufträge aus dem Stone-Konzern freuen kann“, schloss sie ihre Ausführungen. „Ich habe Mister Stone Senior und Junior bereits bei einem Meeting kennengelernt und die Kanzlei – wie ich hoffe – gewinnbringend vertreten.“

Einige der Kollegen nickten beeindruckt. Die Präsentation war gut gelaufen, da war sich Rebecca sicher. Trotzdem suchten ihre Augen die von Quentin, denn nur seine Meinung zählte. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern rief den nächsten Kollegen auf, damit der seine Sammelklage gegen einen Einrad-Hersteller erläutern konnte.

Die fehlende Reaktion ihres Chefs verunsicherte Rebecca nun doch. Hatte sie etwas falsch gemacht? Nervös wippte sie unterm Tisch mit dem Fuß, der in eleganten Pumps steckte. Die waren zwar unbequem, insbesondere jetzt im Hochsommer und an den elend langen Arbeitstagen hier in der Firma, aber sie passten perfekt zu Rebeccas Kostüm und der lachsfarbenen Bluse. Als Neue und dazu als einzige Frau in dieser Herrenrunde musste sie sich dem eleganten Stil der Kanzlei anpassen. Bei ihr zu Hause waren alle nur in löchrigen Jeans oder ausgeleierten Shirts herumgelaufen, Rebecca hatte ihre Mutter kein einziges Mal in einem Rock gesehen. Dass die jüngste Tochter aufs College wollte, war ihren Eltern überhaupt nicht recht gewesen, sie waren einfache Arbeiter und wollten keine besserwisserische Studierte in der Familie. Doch Rebecca war früh klar geworden, dass sie nicht in der Imbissbude Hamburger braten und abends mit Frittierfett in den Haaren ins Bett fallen wollte. Ihr Fleiß und Ehrgeiz hatten sie hierher gebracht, nun würde sie diese Chance auf eine Bilderbuchkarriere zweifellos nutzen.

Als das Meeting vorbei war, stand sie genau wie ihre Kollegen auf, um den Sitzungssaal zu verlassen und sich wieder auf ihre Aktenberge zu stürzen. Doch Quentin Armadon stellte sich ihr in den Weg.

„Rebecca, bleiben Sie kurz hier“, sagte er und zog sein unvermeidliches Mundspray aus der Tasche, mit dem er sich in regelmäßigen Abständen frischen Atem verpasste. Der Boss hatte einen echten Spleen, was Hygiene anging. Er desinfizierte sich jedes Mal nach Kundenkontakt mehrfach die Hände und ließ sich täglich die Schuhe samt Sohlen putzen, unten bei Rajesh, der seinen Stand gleich am Ausgang des funkelnden Bürogebäudes aufgebaut hatte. Angeblich trug er auch seine Socken nur einen Tag und entsorgte sie dann, aber das war vielleicht nur ein böswilliges Gerücht. Auf jeden Fall war er einer der Top-Anwälte von New York und Rebecca verehrte ihn für seine Statistik der gewonnenen Fälle wie einen Popstar.

Nervös fuhr sie sich durch ihre schulterlangen Haare. War etwas mit dem Vortrag nicht in Ordnung gewesen? Quentin wartete, bis alle anderen den Raum verlassen hatten, dann wandte er sich ihr zu.

„Gute Arbeit. Ich sehe, es war die richtige Entscheidung, Sie hier einzustellen“, sagte er und ihr fielen die halben Rocky Mountains vom Herzen. Quentin war nicht unbedingt für seinen lobenden Führungsstil bekannt. „Da haben Sie sicher jede Menge Zeit hineingesteckt. Beschwert sich Ihr Verlobter denn nicht, wenn Sie ihn so vernachlässigen?“

Lächelnd winkte Rebecca ab. „Ach wissen Sie, der war am letzten Wochenende sowieso unterwegs. Drüben in Boston, ein Termin mit wichtigen Kunden. Er nimmt seinen Job ebenfalls sehr ernst.“

Ihr Verlobter war ehrgeizig, als hoch bezahlter Manager in der Automobilbranche tätig und – nicht real. Rebecca hatte ihn sich ausgedacht. Für eine Beziehung fehlten ihr Zeit und Lust, sie wollte sich ausschließlich auf ihre Karriere konzentrieren. Aber weil der Boss Wert auf geregelte Familienverhältnisse legte und die Kollegen oft von ihren Ehefrauen sprachen, hatte sie sich kurzerhand einen Lebensgefährten zusammengereimt.

Quentin sah sie durchdringend an. „Trotzdem sollten Sie sich um Ihr Privatleben kümmern. Nur wenn das in Ordnung ist, kann man auch im Job alles geben.“

Rebecca spitzte die Ohren. Es war ganz offensichtlich an der Zeit, eine andere Taktik einzuschlagen. Sie nickte eifrig.

„Keine Sorge, Mister Armadon. An diesem Freitag kommt er pünktlich von der Arbeit, das hat er mir versprochen. Und dann haben wir das ganze Wochenende für uns. Reine Entspannung, damit ich am Montagmorgen wieder fit bin für die Kanzlei.“

Zufrieden lächelte sie. Selbstverständlich hatte sie alles im Griff, gar kein Problem. Sogar ein Foto ihres imaginären Liebsten – aus einem Prospekt für ein Mittel gegen Haarausfall ausgeschnitten – steckte vorsorglich in ihrem Geldbeutel. Rebecca war wie immer perfekt vorbereitet. Sie hasste Überraschungen wie die Pest und war schon in der Schule dafür bekannt gewesen, immer alles gut durchzuplanen. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.

„Das freut mich für Sie“, sagte Quentin. „Dann können Sie ihn am Samstag zum Dinner im ‚Per Se‘ mitbringen, nur ein kleiner Kreis. Randolph, Darren, ich und Sie, jeweils mit den Ehepartnern. Wenn man so viele Stunden zusammen arbeitet, muss man sich auch hin und wieder mal privat sehen. Ich freue mich schon darauf, Ihren Verlobten kennenzulernen!“

Damit drehte er sich um und verließ den Sitzungssaal mit den langen Schritten eines Mannes, der sich seiner Bedeutung bewusst ist.

Rebecca starrte ihm entsetzt hinterher. Verdammt!

Das war in ihrem Plan nicht vorgesehen. Wo zum Teufel sollte sie jetzt einen Verlobten herzaubern? Es blieb nur eine Möglichkeit – sie musste sich eine Ausrede für den Abend ausdenken. Irgendetwas Unabkömmliches. Einen Besuch bei einer kranken Tante. Oder dass ihr Lover leider mit einer Sommergrippe flach lag.

Nachdenklich schob sie ihre Unterlagen zusammen, steckte sie in ihre Mappe und schritt den Gang entlang, direkt auf ihr Büro zu.

Auf der rechten Seite öffnete sich eine Tür. Randolph Myers, ein aufgeblasener Wichtigtuer, der sich auf Scheidungen spezialisiert hatte, kam heraus. Als er sie sah, nickte er ihr zu.

„Gut gemacht, Rebecca. Du hast offenbar sogar San Quentin beeindruckt! Er hat mir gesagt, dass du auch zum Quartalsdinner eingeladen bist. Das schafft kaum jemand so schnell.“

Rebecca hasste es, wenn jemand den Chef „San Quentin“ nannte, in Anspielung auf das berühmte Gefängnis in Kalifornien. Er hatte wirklich mehr Respekt verdient! Aber es stand ihr nicht zu, ihren Kollegen in die Schranken zu weisen. Noch nicht.

„Was meinst du mit ‚Quartalsdinner‘?“, fragte sie Randolph.

„Eine super wichtige Angelegenheit. Einmal im Vierteljahr lädt Quentin diejenigen Anwälte zum Essen ein, die ihm besonders positiv aufgefallen sind. Schafft man es innerhalb eines Jahres nicht, dort zum Austernschlürfen vorgeladen zu werden, kann man seine Sachen packen. Er ist da knallhart.“

Rebeccas Hals war mit einem Mal völlig zugeschnürt.

„Und die Ehepartner?“, presste sie hervor.

„Die nimmt er auch unter die Lupe, ist doch klar. Wer für ‚Armadon, Hall and Piddlefield‘ arbeitet, hat kaum Privatleben. Deshalb ist es Quentin wichtig, dass die Partner das unterstützen. Hat er den Verdacht, dass das heimische Umfeld zu viel Kraft kostet, ist man schnell weg vom Fenster.“

Damn it!

Erst jetzt wurde Rebecca klar, wie tief sie in der Patsche saß. Absagen war quasi unmöglich. Und auch die Krankheitssache würde nichts helfen, denn irgendwann lud sich Quentin ganz sicher ihren hoch dotierten Manager der Automobilindustrie vor.

„Wo ist die Akte zum Weldon-Fall?“, rief einer der Seniorpartner dazwischen und Rebecca eilte in ihr Büro, um die Unterlagen zu holen, an denen sie gearbeitet hatte. Sie musste sich jetzt auf den Job konzentrieren, über das Dinner würde sie später nachdenken. Irgendeine Lösung fiel ihr sicher ein.

Vier Stunden später war sie auf dem Weg in ihre Wohnung. Da ihr Gehalt größtenteils für die Rückzahlung des College-Darlehens draufging, konnte sie sich nur ein Zimmer in einer WG leisten. Es wurmte sie immer noch, dass eine Handvoll geistig unterbelichteter Football-Spieler aus ihrer Highschool sich aufgrund von Sportstipendien das beste College hatten aussuchen können, während sie als Jahrgangsbeste noch heute den Kredit abstotterte. Sie investierte ihren Lohn in elegante Kleidung und einen guten Friseursalon, neulich hatte sie sich sogar einen echten Montblanc-Füller geleistet. Niemand in der Kanzlei sollte erfahren, dass ihr Vater bei „Fred’s Burger Heaven“ arbeitete und ihre Mutter bei Walmart an der Kasse saß. Das würde einfach nicht zum Stil von „Armadon, Hall and Pidddlefield“ passen, denn ihre Kollegen unterhielten sich gemeinhin über ihre Golfhandicaps und die Wertpapierdepots ihrer Eltern. Rebecca wollte auf keinen Fall negativ auffallen, sondern sich in die Kanzlei einfügen wie die Tintenpatrone in die glänzende Öffnung ihres Schreibgerätes.

Dazu gehörte dummerweise auch ein Begleiter für das Quartals-Dinner. Noch in der U-Bahn verfluchte sie sich dafür, dass sie kaum Kontakte pflegte. Aus ihrem Bekanntenkreis konnte sie also keinen Pseudo-Verlobten rekrutieren. Blieben also nur zwei Männer übrig: Jamie und Mo, ihre WG-Mitbewohner.

Rebecca stieg an der Station am Union Square aus und ging zwei Blöcke der 15. Straße entlang, bis sie zum Mietshaus kam, in dem sie wohnte. Als sie die Treppe nach oben stieg, hörte sie schon erste Reggae-Töne. Ganz offensichtlich war Mo bereits zu Hause. Er kam zwar aus Wisconsin statt aus Jamaika, fühlte sich aber trotzdem wie die bleiche Reinkarnation von Bob Marley. Mo jobbte in einem Plattenladen am Washington Square drüben in Greenwich und Rebecca hatte das Gefühl, dass er selbst sein bester Kunde war. Zumindest stapelten sich CDs und alte Vinylscheiben in jeder Ecke seines Zimmers.

„Hey, Baby, alles klar?“, begrüßte er sie, als sie im Flur aus ihren Pumps schlüpfte. Er trug ein Batik-Shirt mit Hanfblatt-Muster und seine Rastalocken hüpften im Takt zur Musik.

Rebecca entschied, dass es eine unlösbare Aufgabe sein würde, aus ihm einen repräsentativen Manager in der hochpreisigen Automobilbranche zu machen. Sie hatte den flippigen Kerl wirklich in ihr Herz geschlossen, aber als seriösen Geschäftsmann konnte sie ihn beim besten Willen nicht verkaufen.

„Yo, alles easy“, erwiderte sie, ging in ihr Zimmer und warf sich in bequemere Klamotten. In ihrem Kleiderschrank war natürlich alles penibel einsortiert, schließlich wollte sie niemals in einem Chaos leben wie ihre Schwester Rhonda. Sie räumte ihr Business-Outfit auf, wobei sich ihre Gedanken ausschließlich um das anstehende Dinner drehten. Ihre einzige Hoffnung war Jamie.

Um ihn für diese Mission zu begeistern, musste sie sich einen ordentlichen Plan zurechtlegen, aber das war schließlich Rebeccas Stärke. Sie setzte sich aufs Bett und machte eine gedankliche Liste. Jamie hatte eine halbwegs gute Schulbildung, mit etwas Coaching würde er geschäftlichen Smalltalk hinbekommen. Punkt eins war somit abgehakt.

Sein Look war nicht berauschend, aber annehmbar. Er trug einen Kurzhaarschnitt und an beiden Unterarmen großflächige Seeungeheuer. Mit einem langen Hemd und Sakko würde man die Tattoos verstecken können. Zwei Straßen weiter war ein Kostümverleih, da könnte sie ihm einen tollen Anzug besorgen. Das Aussehen passte also auch.

Punkt drei auf ihrer Liste war etwas heikler, denn sie mussten schließlich ein verliebtes Paar spielen. Rebecca wusste, dass Jamie ein bisschen auf sie stand, wollte ihm aber keine Hoffnungen machen. Sie hatte im Moment keinerlei Interesse an einem Boyfriend. Das würde sie einfach vorab klären und alles war okay.

Erleichtert stand sie auf, band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz und verließ voll Tatendrang ihr Zimmer, weil sie gerade die Wohnungstür gehört hatte.

Sie fand Jamie in der Küche, wo er am Herd stand und sich irgendetwas in der Pfanne brutzelte.

„Jamie, ich habe ein Riesenproblem. Du bist der einzige, der mir helfen kann“, begann sie und setzte sich hinter ihn an den kleinen Esstisch.

„Lass mich raten: Über deinem Bett sitzt eine Spinne?“ Er schlug ein Ei auf und gab klein geschnittene Zwiebeln ins Essen.

Rebecca lachte. „Nein, dieses Mal ist es etwas anderes. Ich bin zu einem Dinner eingeladen und mag nicht ohne Begleitung hingehen. Deshalb dachte ich, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.“

„Eine Party?“ Pfeffer und Tabascosoße folgten. Rebecca musterte Jamies athletischen Rücken, der ihr durchaus gefiel. Es war fast schon sexy, wie sein Hintern wackelte, während er eifrig rührte.

„Eher ein Geschäftsessen.“

„Ne, sorry, auf steife Anwälte habe ich wirklich keinen Bock.“

Mist. Sie hatte schon erwartet, dass das ein Problem darstellen würde. Jamie war Grafikdesigner und Anarchist, außerdem spielte er leidenschaftlich Bass in diversen Bands. Mit Anzugträgern hatte er nicht viel am Hut. Aber wie alle Musiker hatte er etwas anderes, nämlich chronische Geldsorgen.

„Es ist echt wichtig für mich“, sagte Rebecca. „Ich gebe dir sogar fünfzig Dollar, wenn du mich begleitest.“

„Fünfzig Mäuse?“ Jamies Schultern strafften sich. „Dann haben wir ‘nen Deal!“

Rebecca grinste zufrieden. Na also. War doch gar nicht so schwer gewesen. Doch als Jamie sich umdrehte, einen Untersetzer auf den Tisch warf und die Pfanne schwungvoll darauf stellte, starrte sie ihn fassungslos an.

„Was ist das?“ Sie deutete auf seine Nase. Dort glänzte etwas Metallisches, das da Rebeccas Meinung nach absolut nichts zu suchen hatte.

„Cool, oder?“, sagte er, nahm sich eine Gabel und begann in aller Seelenruhe, das Essen in sich hineinzuschaufeln.

„Du hast ein Piercing!“, rief Rebecca schrill.

„Hey, du hörst dich an, als sei das der Untergang des Abendlandes. Ist doch nichts Außergewöhnliches.“ Jamie sah sie an, als wäre sie die größte Spießerin des ganzen Bundesstaates.

„Für einen Manager in der Automobilbranche schon! Kannst du das Ding rausmachen?“

Er zog die Augenbrauen zusammen. „Du redest wirres Zeug. Hast du was von Mos Keksen gegessen? Ich arbeite immer noch als Grafiker, nicht als Manager. Und nein, das muss erst verheilen, hab das Ding ja heute erst stechen lassen. Tat übrigens gar nicht mal so weh.“

Verflucht!

Rebecca sparte sich die Erklärung und stand auf. So konnte sie Jamie auf gar keinen Fall auf den stets gepflegten und frisch gebügelten Quentin loslassen. Was sollte sie nur tun?

Mo steckte seinen Kopf in die Küche.

„Die Jungs kommen gleich, wir proben ein paar neue Stücke. Bist du fertig, Jamie? Dann bauen wir die Anlage auf.“

Auch das noch. Rebecca hatte null Lust auf eine Horde kiffender Möchtegern-Musiker, die nach dem einzig wahren Groove suchten. Normalerweise hörte sie gerne bei den Proben zu, aber heute wäre das eindeutig zu viel. Sie marschierte in ihr Zimmer, zog ihre Sporttasche unterm Bett hervor und machte sich auf den Weg ins Fitnessstudio. Dort begann in einer halben Stunde ein Poweryoga-Kurs und der war herrlich ruhig im Vergleich zu ihrer Wohnung.

 

*

 

Frisch gedehnt, aber nicht wirklich entspannt, saß Rebecca zwei Stunden später an der kleinen Bar des Studios. Gwendolyn Morehouse ließ ihre Tasche neben sich fallen und zog einen Barhocker heran. Ihr blonder Bob hatte auch nach den Verrenkungen auf der Bodenmatte noch scharfe Kanten, im Gegensatz zu ihren Formen, die eher gut gerundet waren. Da half auch der viele Sport nichts, sie hielt sich eben nicht so konsequent wie Rebecca von Süßem fern.

„So richtig relaxt siehst du nicht aus“, stellte Gwen fest. „Fandest du den Kurs nicht gut?“

„Es liegt nicht am Yoga, sondern an einem Hinkelstein von Problem, das ich mit mir herumschleppe.“ Sie legte ihrer Sportkameradin kurz dar, worum es ging.

Gwen zog am Strohhalm ihres Joghurt-Fruchtshakes mit Heidelbeeren und sah dann auf.

„Wieso hast du dir überhaupt diesen Verlobten ausgedacht? Du hättest doch einfach sagen können, dass du Single bist.“

Doch Rebecca schüttelte den Kopf. „Das wird nicht gern gesehen. Quentin Armadon stellt nur Leute mit geregeltem Privatleben ein, das hat mir eine Insiderin geflüstert. Singles stehen bei ihm nicht hoch im Kurs, die sind angeblich zu unzuverlässig.“

„So ein Idiot“, schimpfte Gwen, die ebenfalls keinen Mann vorweisen konnte. „Du hast also gleich beim Vorstellungsgespräch geflunkert?“

„Klar. Ich dachte, ich könnte die angebliche Verlobung ja lösen, wenn ich erst einmal in der Kanzlei Fuß gefasst hätte. Habe das dann aber irgendwie vergessen.“

„Oder dir gefiel die Idee von einem tollen Manager-Verlobten, der dich daheim auf Rosen bettet.“

Rebecca seufzte. Ein bisschen hatte Gwen damit ja recht. Es war tatsächlich eine schöne Sache gewesen, den anderen von gemeinsamen Wochenenden zu erzählen, von Theaterbesuchen und Candlelight Dinnern im Liebesnest. Manchmal hatte sie fast selbst daran geglaubt, gerade von einem spannenden Ausflug mit ihrem Lover zurückgekommen zu sein. Es schlichen sich durchaus Abende und Nächte in ihr Leben, in denen sich das Alleinsein nicht besonders prickelnd anfühlte.

„Na ja, wenn du keinen Freund hast, dann miete dir eben einen“, sagte Gwen und schlug die kleine Speisekarte auf. „Weißt du zufällig, wie viele Kalorien ein Caesar’s Salad hat?“

Wie vom Blitz getroffen starrte Rebecca ihre Freundin an.

„Mieten?“, wiederholte sie, ohne auf den Salat einzugehen.

Gwen rollte mit den Augen. „Natürlich! Das macht doch fast jede. Ruf bei ‚Angel Escort‘ an und buch dir Christopher, den nehme ich immer. Der Mann ist einfach ein Traum!“

Ihr Blick verschleierte sich und sie lächelte glückselig. Dann winkte sie den Ober herbei und bestellte eine Baked Potato mit doppelter Portion Sourcream.

Rebecca rückte näher heran.

„Du hast dir eine männliche Hostess gemietet?“, fragte sie mit ungläubig kratzender Stimme.

„Mein Gott, du klingst ja, als hätte ich vier griechische Lustknaben für eine Orgie bestellt! Es ging doch nur um eine Begleitung, genau wie bei dir. Ist keine große Sache. Wie gesagt, Christopher ist dein Mann! Unglaublich attraktiv, ein Typ wie aus der Parfumwerbung, elegant, redegewandt und ein echter Gentleman. Jeder wird dir abkaufen, dass er dein Manager-Lover ist. Und wenn du ein Scheinchen drauflegst, kannst du ihn auch noch die ganze Nacht behalten.“

Gwen kicherte wie ein junges Mädchen.

Angewidert lehnte Rebecca sich zurück. „Das habe ich nicht vor. Ich brauche ausschließlich jemanden, der bei einem Dinner im Nobelschuppen meinen Verlobten spielt. Und zwar mit Stil.“

Die Freundin nickte und schlürfte lautstark ihren Shake leer.

„Den hat er auf alle Fälle. Er kennt sich mit Politik aus, mit Wirtschaft und Kunst. Ein echter Volltreffer, total kultiviert. Ich glaube, er lässt seine Anzüge sogar maßschneidern. Glaub mir, wenn Christopher von der Entwicklung des Dow Jones erzählt und dir gleichzeitig tief in die Augen schaut – da beneidet dich jede einzelne Frau im Lokal um diesen Mann. Ich kriege schon Gänsehaut, wenn er nur das Wort ‚Bruttosozialprodukt‘ ausspricht.“ Gwen seufzte träumerisch. „Ruf am besten heute noch an und buche dir deinen Mister Elegant. Du wirst sehen, ihr werdet einen absolut fabelhaften Abend haben.“

Rebecca strahlte. Das klang nach einem Plan ganz nach ihrem Geschmack. Als Gwen verschwand, um sich die Nase zu pudern, holte Rebecca ihr Handy hervor und ließ sich von der Auskunft mit „Angel Escort“ verbinden. Für einen Mann, der sich so gut in der Finanzwelt und dem Big Business auskannte, dazu noch elegant und klug war, würde sie sogar ein paar Dollar ausgeben. Von jetzt an würde alles perfekt laufen, das spürte sie!

 

 

Hey Männer,

 

ihr seid der Wahnsinn! Es kamen über dreißig Beiträge, in denen ihr euch Luft gemacht habt. Sieht aus, als ob das ein heißes Thema ist.

(@Jasper: Ich finde auch, dass Perlenstickerei kein wirklich männliches Hobby ist und sie dich nicht dazu zwingen kann!)

Also Jungs, ich hab mir Folgendes überlegt:

Die Natur hat mir ein halbwegs ansehnliches Gesicht mitgegeben und da ich mein Geld mit echter Arbeit verdiene, ist auch mein Körper in Schuss. Bei den Frauen komme ich gut an, aber ich weiß, dass viele von euch sich irrsinnig abmühen. Ihr verschleudert eure mühsam verdienten Dollars für Blumen und Pralinen, legt euch ne Menge Komplimente zurecht, helft ihr in den Mantel und nickt interessiert zu jeder Story über ihre öden Kolleginnen.

Schluss damit.

Ich arbeite an den Wochenenden seit einiger Zeit für eine Begleitagentur und habe auch sonst ein paar Eisen im Feuer. Und soll ich euch was sagen? Die Señoritas stehen auf harte Kerle. Ich verbiege mich nicht und lass mich nicht zum Müsli-Esser bekehren.

Wie das geht?

Ganz einfach. Ich stelle es von Anfang an klar. Schon beim ersten Treffen umschwärme ich die Dame nicht mit abgedroschenen Floskeln oder verkaufe mich als kulturell interessierter Top-Manager. Ich stehe zu dem, was ich bin: Ein Mann, der mit seinen Händen arbeitet und auch mal ein Bier trinkt.

Ich überhäufe sie auch nicht mit ausgelutschten Komplimenten, sondern lasse am ganzen Abend nur ein einziges fallen. („Schöne Augen“ kommt immer wieder gut an!). Glaubt mir, sie ist dafür dankbarer, als wenn ich ihr alle zehn Minuten vorlüge, wie unwiderstehlich sie ist.

Seid also sparsam mit Komplimenten, dann haben sie viel mehr Effekt!

 

Das war‘s erst mal für heute, ich hab noch ein Date. Geschäftsfrau. Natürlich werde ich nicht pünktlich sein, sondern eher ein wenig zu spät kommen, das macht meinen Auftritt viel spannender. Lasst sie zappeln und haut sie dann um mit eurer Männlichkeit, wenn ihr endlich auftaucht. Das zieht mehr als ein Strauß Rosen, mit dem ihr schon da steht, wenn die Lady endlich ankommt. Macht euch rar, dann bleibt ihr viel interessanter!

In diesem Sinne:

Hasta luego

Euer El Hombre

 

 

2. Elegant Dinner for Eight

 

 

Am Samstagabend, um drei Minuten nach halb sieben, lief Rebecca in ihrem Zimmer auf und ab wie ein Raubtier, das frisch im Zoo gelandet war. Langsam wurde es Zeit! Alle dreißig Sekunden riss sie ihr Handgelenk hoch und starrte auf ihre Armbanduhr. Sie trug ein schwarzes Kleid, das elegant, aber trotzdem bescheiden wirkte, dazu täuschend echt aussehende Brillantohrringe und eine Hochsteckfrisur, die Sandy ihr aufgeschwatzt hatte.

„Glaub mir“, hatte die Hairstylistin beteuert, „mit dieser klassischen ‚Banane‘ am Hinterkopf wirst du rüberkommen wie Grace Kelly. Und jeder Mann liebt die gute Grace! Ich finde sowieso, du hast eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr. Diese kühle Eleganz, hach, dafür beneide ich dich.“

Sandy, die gern schrille Frisuren und knallbunte Outfits trug, hatte herzerweichend geseufzt und dann mit resoluten Strichen weitergebürstet.

Rebecca war sich nicht sicher, ob der Grace Kelly-Style für eine Anwältin wirklich erstrebenswert war und ob kühle Eleganz etwas Beneidenswertes darstellte, aber sie konnte die sorgfältig eingeschlagenen Haare sowieso nicht mehr lösen. Außerdem war sie inzwischen dazu übergegangen, sich nicht mehr über ihr Aussehen, das ihrer Meinung nach keineswegs mit der ebenmäßigen Leinwandschönheit zu vergleichen war, zu ärgern. Vielmehr regte sie sich über die Verspätung des gebuchten Begleiters auf.

Sie hatte bei der überaus freundlichen Telefondame von „Angel Escort“ angegeben, dass Christopher um Punkt halb sieben in ihrer Wohnung sein sollte. Es gab schließlich noch eine Menge Details durchzugehen. Rebecca warf zum wiederholten Mal einen Blick auf die Liste, die sie vorbereitet hatte und in der alle wichtigen Punkte akribisch genau aufgeführt waren.

Viertel vor sieben!

Allmählich wurde es Rebecca richtig flau im Magen. Um halb acht begann das Dinner, sie mussten aber vorher noch mit dem Taxi rauf zum Columbus Circle, wo sich das Sternelokal „Per Se“ befand. Natürlich wollte sie auf jeden Fall pünktlich sein und der Verkehr in Manhattan am Samstagabend war nicht zu unterschätzen.

Als ihr Handy vibrierte, zuckte sie zusammen.

Eine SMS, Nummer unbekannt. Das war sicher Christopher. Hoffentlich würde er rechtzeitig kommen! Nervös rief sie den Text auf.

„Hatte Ärger mit dem Bentley. Ich schaffe es aber, wenn wir uns direkt in der Lobby des Time Warner Centers treffen, vor den Aufzügen. Durch die blaue Tür gehen wir dann gemeinsam.“

Rebecca las die Nachricht zweimal. Erst wusste sie nicht, von welcher Tür er sprach, aber dann fiel ihr ein, dass man das berühmte Restaurant durch diese betrat. In irgendeinem Magazin hatte sie ein Foto davon gesehen. Im Gegensatz zu ihr war Christopher also schon im „Per Se“ gewesen. Diese Tatsache und die Erwähnung eines Bentleys beruhigte sie so sehr, dass sie ihm sogar die Verspätung verzieh. Gwendolyn hatte recht gehabt, er war ein Mann mit Stil. Fuhr mit einem britischen Luxuswagen vor, das konnte nun wirklich nicht jeder. Und wie passend die Wahl der Marke war! Sie hatte schließlich bei der Buchung angegeben, dass er als Manager in der Automobilbranche auftreten musste. Als würde er Gedanken lesen, hatte er sich für einen hochpreisigen Wagen entschieden, sicher nur geliehen, aber das war egal. Dieser Christopher wusste genau, worauf es ankam.

Rebecca fühlte sich erstaunlicherweise viel ruhiger nach diesem ersten Kontakt, obwohl sie Verzögerungen hasste. Aber dieser Mann war ein Profi, das spürte sie aus jedem Buchstaben, den er ihr geschickt hatte.

Schnell schrieb sie zurück.

„Perfekt! Ich werde in der Halle warten, mittelgroß, schwarzes Kleid, hellbraune Haare, Grace Kelly-Frisur.“

Anschließend nahm sie ihre kleine Handtasche und ging nach unten auf die 15. Straße, um sich eines der gelben Cabs heranzuwinken und sich in Richtung Central Park chauffieren zu lassen. Kaum saß sie auf der Rückbank, meldete ihr Handy eine neue Nachricht.

„Keine Sorge, ich werde dich auf jeden Fall erkennen, auch ohne Beschreibung.“

Rebecca lächelte. Ihr Herz begann schneller zu klopfen, als sie Christophers Sätze las. So aufgeregt war sie schon lange nicht mehr gewesen, und das lag nicht nur am wichtigen Geschäftsessen. Sie stellte erstaunt fest, dass sie sich richtig auf ihren charmanten Begleiter freute. Es war ewig her, dass sie mit einem Mann Essen gegangen war, und die Vorstellung, ausnahmsweise mal nicht alleine oder mit Freundinnen in einem Lokal zu sitzen, gefiel ihr von Minute zu Minute mehr.

Als sie nach der Ankunft vor dem Time Warner Center zahlte und ausstieg, konnte sie es kaum mehr erwarten, Christopher endlich zu sehen.

In der Lobby bei den Lifts angekommen, ging sie ein paar Minuten auf und ab, aber dann entschloss sie sich, vor einer Plakatwand zu warten und so zu tun, als würde sie die Poster studieren. Aus den Augenwinkeln blickte sie natürlich ständig auf die Tür. Irgendwo im Center spielte eine Jazz-Combo „Fly me to the moon“ und der würzige Geruch frisch gerösteter Kaffeebohnen drang aus einem Café bis zu den Aufzügen.

Dann sah sie ihn.

Sie erkannte ihn sofort. Zwischen all den anderen Menschen, die durch die gläserne Eingangstür strömten, stach er heraus wie ein Diamant aus einer Handvoll Kieselsteine.

Ihr Begleiter für den heutigen Abend kam mit geschmeidigen Schritten auf sie zu, lässig und selbstbewusst. Seine schwarzen Schuhe glänzten in den einfallenden Strahlen der Abendsonne. Wer auch immer seinen Anzug geschneidert hatte, verstand sein Handwerk, denn der Stoff brachte Christophers Körper perfekt zur Geltung. Rebecca vergaß fast, zu atmen, als der Mann sich weiter näherte. Sein dunkles Haar war mit einem Hauch von Gel in Form gebracht worden und unterstrich seine markanten Züge. Das kräftige Kinn und die gerade Nase passten zu seiner maskulinen Ausstrahlung, ebenso wie die dunkelbraunen Augen, die unter dichten Brauen wie blank polierte Kastanien schimmerten. Rebecca roch ein herbes Aftershave, das sie an altes Leder, Mahagoniholz und ein bisschen an den Geruch von Benzin erinnerte. Nur ein echter Mann konnte so ein Parfüm tragen.

Sie hatte nach der Unterhaltung mit Gwen aus unerfindlichen Gründen einen blonden Mann erwartet, aber dieser hier hatte die geheimnisvoll dunkle Aura eines Latin Lovers. Sein Lächeln begann bei den Augen und war pure Verheißung, sein Blick versprühte Funken.

Rebecca musste schlucken. So wie es aussah, hatte Gwen tatsächlich nicht übertrieben. Dieser Christopher war elegant, stilvoll und unfassbar attraktiv. Er strahlte die Selbstsicherheit eines Mannes aus, der wusste, worauf es ankam. Im Job eiskalter Geschäftsmann, privat gebildeter Gesprächspartner. Und in der Nacht überaus talentierter Verführer. Sie war völlig hingerissen von seinem Charisma.

Als er ihr – noch ohne ein Wort – die Hand entgegenstreckte, schien die Luft zu knistern, als stünde man direkt unter einer Hochspannungsleitung. Rebecca ergriff Christophers Finger und ein heißes Prickeln durchlief ihren Körper. Sie waren rau und fest, nicht die Hände eines Schönlings, sondern die eines echten Mannes. Herrlich maskulin.

Ihr Blick traf den seinen und sie merkte, wie ihre Knie leicht zitterten.

Dann hörte sie zum ersten Mal seine Stimme, dieses heisere Timbre fuhr ihr sofort mitten in den Bauch. Zumindest, bis seine Worte in ihrem Gehirn ankamen.

„Hallo, meine Süße. Ich bin Logan“, sagte er. „Dann werden wir deine Anwaltsfuzzis mal gehörig aufmischen.“

Völlig versteinert starrte Rebecca ihn an. Sie war so verdutzt, dass sie erst beim zweiten Anlauf ein Wort herausbrachte.

„Logan?“, wiederholte sie krächzend.

„Genau. Christopher hat sich irgendeinen dämlichen Virus eingefangen, deshalb hab ich seinen Job übernommen.“

Sie zog ihre Hand, die er immer noch festhielt, zurück. Hatte er tatsächlich von „Anwaltsfuzzis“ gesprochen? Und von „aufmischen“?

Der Glanz, der noch vor ein paar Momenten von ihm ausgegangen war, als wäre er ein überirdisches Wesen, schien plötzlich verschwunden zu sein. Rebecca stellte fest, dass ein dunkler Bartschatten auf seinem Kinn lag und sein oberster Hemdknopf unter der Krawatte offen stand.

„Wir müssen noch einiges durchgehen.“ Sie zog eilig die Liste aus ihrer Handtasche. „Du weißt Bescheid, dass du einen Manager spielst, oder? Kennst du dich aus in der Automobilbranche?“

„Kein Thema, Sweetheart, bei Autos macht mir keiner was vor.“ Er grinste erschreckend selbstsicher.

Na immerhin.

„Nenn mich nie wieder Sweetheart!“, erwiderte sie und sprach schnell weiter. „Du bist viel unterwegs, wir gehen gerne ins Theater, du wohnst noch in deiner eigenen Wohnung, wir wollen aber zusammenziehen, sobald es in deinem Job ruhiger ist.“

„Aye, Captain.“ Sein Lächeln war so breit, dass Rebecca sich fragte, ob es freundlich oder unverschämt war. Aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn es gab noch jede Menge zu klären.

„Für mich hängt immens viel von diesem Abend ab“, erklärte sie. „Ich muss unbedingt einen guten Eindruck auf Quentin Armadon machen, das ist der Boss der Kanzlei.“

„Das bekomme ich hin. Ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Meist braucht man ihnen gar nicht allzu viel vorzuspielen, sondern ist am besten man selbst.“ Er schnipste einen Fussel von seinem Anzugärmel.

Allmählich geriet Rebecca in Panik. Lässigkeit war ja etwas Schönes, aber doch nicht, wenn es um den stets perfekten Quentin ging!

„Überlass einfach mir das Reden“, schlug sie vor. „Dann geht nichts schief. Vorher noch ein paar Dinge zu uns.“ Sie checkte kurz die Liste. „Und mach um Himmels willen deinen Kragen richtig zu!“, sagte sie, bevor sie rasch die weiteren Details mit ihm klären wollte.

Logan lockerte die Krawatte und fummelte ungeschickt am obersten Knopf herum. Entnervt verdrehte Rebecca die Augen. Was hatte sie nur angerichtet? Dieser Kerl hielt sich zweifelsohne für den tollsten Mann unter der Sonne, hatte aber schon mit dem Hemdkragen Probleme! Jetzt fiel ihr sogar ein, warum ihr sein Name bekannt vorkam. War „Logan“ nicht einer der X-Men? Das passte zu diesem Typen, sich als Superheld auszugeben. Dabei hätte sie so dringend einen bescheidenen, seriösen und makellosen Begleiter gebraucht, um bei dem Dinner einen perfekten Eindruck zu hinterlassen.

Sie schob die Liste, die sie inzwischen auswendig konnte, in ihre Handtasche und seine Hände von seinem Kragen.

„Lass mich das machen“, beschloss sie und legte selbst Hand am widerspenstigen Knopf an. Ein wenig Zeit blieb noch, da würde sie Logan alles eintrichtern, was sie sich über ihr Kennenlernen zurechtgelegt hatte. Bei einer Vernissage war es passiert, so hatte sie es sich ausgedacht. Moderne Kunst kam sicher gut an. Das musste sie ihm nur noch einbläuen.

Eine Stimme ließ sie erstarren.

„Gefummelt wird später“, hörte sie Quentin Armadon sagen. „Aber schön, dass Sie beide so pünktlich sind. Das mag ich.“

Rebecca fuhr herum.

„Mister Armadon!“, rief sie überrascht und spürte, wie sie rot anlief. Sie war noch nicht bereit!

Doch es gab kein Zurück mehr. Der Boss, wie immer im tadellosen Anzug und faltenfreien Hemd, schüttelte erst ihre Hand und streckte sie dann ihrem Begleiter entgegen.

„Sie sind also Rebeccas Verlobter. Schön, Sie kennenzulernen. Es ist ein Graus mit den engen Kragen, stimmt es?“

„Logan Rodriguez, ebenfalls sehr erfreut. Oh ja, da haben Sie recht. Aber ich fürchte, in T-Shirts lässt man uns nicht ins ‚Per Se‘ hinein.“

Er schenkte Quentin eine Art kumpelhaftes Lächeln, das seinen Zweck ganz offensichtlich nicht verfehlte.

„Kommen Sie, wir genehmigen uns einen Aperitif, bevor die anderen kommen“, beschloss Rebeccas Boss und drückte auf den Aufzugsknopf. Hinter ihm stand seine Frau Edna, eine klapperdürre Kleiderstange um die fünfzig mit gelangweiltem Blick, hängenden Mundwinkeln und dem teuersten Schmuck, den Rebecca jemals gesehen hatte. Selbst ihr Händedruck war spröde. Langsam wurde Rebecca klar, warum ihr Boss so selten lächelte.

Er betrat als erster den Lift und wählte den vierten Stock. Anschließend zog er ein kleines Feuchttuch aus seiner mitgebrachten Aktentasche und desinfizierte sich damit die Hand. Logan beobachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, ließ das Ganze aber zum Glück unkommentiert.

Im „Per Se“ angekommen, wurde Quentin vom Chefkoch persönlich begrüßt und seine Austernbestellung bestätigt. Danach nahmen sie an einem Tisch am Fenster Platz, der beste Aussicht über den Columbus Circle bot. Eine sehr junge Kellnerin, die etwas unsicher wirkte, brachte vier Martini on the Rocks.

Nach ein wenig Smalltalk kamen auch Randolph und Darren mit ihren Frauen an. Die Kollegen beäugten Rebeccas Begleiter neugierig. Quentin hatte darauf bestanden, dass Rebecca neben ihm saß, was sie ein wenig verunsicherte. Sie kam sich vor wie bei einem wichtigen Bewerbungsgespräch, wobei man auch noch ein mehrgängiges Menü meistern musste, und war angespannt. Es lag auf der Hand, dass ihr Boss einiges über sie erfahren wollte, und sie war sich nicht sicher, ob ihr schrecklich uninteressantes Privatleben seinen Ansprüchen genügen würde.

„Was machen eigentlich Ihre Eltern, Rebecca?“, ging es auch los, kaum dass die erste Vorspeise – ein Salat aus violetten Artischockenherzen, Kumquats und Rettich – serviert worden war.

Rebeccas Puls beschleunigte sich. Nun musste sie bereits zum ersten Mal flunkern.

„Mein Vater ist in der Lebensmittelindustrie tätig. Er leitet ein kleines Food Imperium, wenn ich es so nennen darf.“ Das war nicht ganz gelogen, denn bei „Fred’s Burger Heaven“ hatte er immerhin noch eine koreanische Küchenkraft unter sich, die Zwiebeln schnitt.

„Und Mom sorgt zu Hause dafür, dass alles perfekt ist.“ Wenn sie nicht gerade an der Walmart-Kasse saß. „Es gibt ja doch ab und zu gesellschaftliche Verpflichtungen, die recht aufwendig sind.“ Zum Beispiel das BBQ mit den Nachbarn, wo der einzige Beitrag ihrer Mutter darin bestand, fünf gesalzene Maiskolben in die Mikrowelle zu schieben.

„Sehr schön“, nickte Quentin. Offenbar hatte ihn ihre Antwort zufriedengestellt. Er aß ein paar Bissen Salat und wandte sich danach an Randolphs Begleitung, sodass Rebecca sich entspannen konnte.

„Wie läuft es bei meiner Lieblingsgeigerin?“, fragte er die zierliche Brünette. Sie hieß Victoria und spielte offenbar in einem der berühmten New Yorker Orchester. Das passte zu dieser eleganten Erscheinung mit den feingliedrigen Händen. Rebecca war sehr froh, dass sie einen Manager an ihrer Seite vorzuweisen hatte. Mit allem anderen hätte sie sich in dieser Runde sicher disqualifiziert.

Eine riesige Platte mit Austern wurde herangetragen und der Chefkellner beobachtete mit Argusaugen seine junge Kollegin, die den passenden Weißwein in die Gläser goss.

Erst jetzt fiel Rebecca auf, dass Quentin ein flaches Täschchen neben den Teller gelegt hatte, aus dem er sein eigenes Besteck hervorzog. Die Salatgabel, die nun auf einer Serviette ruhte, trug am Griff in verschnörkelter Gravur seine Initialen. Also, ein klein wenig übertrieb er es schon mit seinem Hygienewahn, fand Rebecca, versuchte aber, den nun hervorgeholten funkelnden Löffel nicht weiter zu beachten.

Logan schaufelte sich beherzt Austern auf seinen Teller, während Rebecca mit ihrem Ekel zu kämpfen hatte. Dieses Glibberzeug sollte sie nun essen? Widerwillig griff sie zur Zange und legte sich zwei der Muscheln auf den Teller. Gerade, als sie eine davon in ihren Mund leerte und die Auster nur mit viel Überwindung schlucken konnte, drehte sich Quentin zu Logan.

„Sie sind in der Automobilindustrie tätig, wenn ich mich recht entsinne?“

Logan schlürfte seine Auster leer und nickte. „Genau. Ich repariere alte Chevys und Fords und so Sachen.“

Rebeccas lautes Husten ließ alle am Tisch zusammenzucken. Hatte Logan den Verstand verloren?

Sie tat so, als hätte sie sich an einer dieser ekelhaften Austern verschluckt, was nur dazu führte, dass Logan ihr mitfühlend auf den Rücken klopfte. Der Hustenanfall hatte die Kollegen leider nicht wie erhofft von seiner Aussage abgelenkt.

„Sie sind Automechaniker?“, wiederholte Randolph und das Entsetzen in seiner Stimme war deutlich zu hören.

„Wir dachten, Rebeccas Verlobter ist Manager“, mischte sich nun auch Darren ein und sah sie so vorwurfsvoll an, dass sie am liebsten an Ort und Stelle im Boden versunken wäre.

„Alte Chevys?“, donnerte Quentins mächtige Stimme über den Tisch.

Instinktiv zog Rebecca den Kopf ein. Ihr brach der kalte Schweiß aus, denn nun ging es ihr an den Kragen. Der Boss fand es mit Sicherheit nicht witzig, dass sie ihm Märchen über ihren Verlobten aufgetischt hatte. Ja, er würde ganz bestimmt auch nachbohren, was die Jobs ihrer Eltern betraf, und am Ende würde ihr sorgsam zurechtgelegter Lebenslauf wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen. Und ihre Karriere dazu, denn Lügnerinnen würde die Kanzlei „Armadon, Hall and Piddlefield“ garantiert nicht weiterbeschäftigen.

Verflucht!

Alles nur, weil dieser idiotische Logan sich nicht an die Absprachen hielt!

„Ja“, sagte dieser ungerührt. „Ich bin Mechaniker bei ‚Eddie’s Classic Cars‘. Wir haben uns auf Oldtimer spezialisiert. Gerade heute hatte ich Ärger mit einem 52er Bentley, das Getriebe machte Zicken.“

Hatte Logan einen Knall? Statt sich wenigstens als Chef der Werkstatt zu verkaufen oder irgend so was, um ihren Kopf zu retten, laberte er jetzt völlig deplatziert von uninteressanten Schrottteilen! Sie hätte ihm jetzt gerne gegen sein Schienbein getreten.

„R-Type oder Mark IV?“, fragte Quentin und seine Augen leuchteten mit einem Mal, als hätte jemand den Weihnachtsbaum am Rockefeller Center angeknipst.

„Mark IV. Einer der letzten, die gebaut wurden. Sie kennen sich aus mit Classic Cars?“

Plötzlich kam es Rebecca vor, als wären die anderen Anwälte abgeschrieben. Quentin hatte nur noch Augen für Logan. Er drehte sogar seinen Stuhl etwas zur Seite, um sich besser mit ihm unterhalten zu können.

„Ich habe unter anderem einen 41er Chevrolet.“ Quentin klang so stolz, als würde er von einem Sohn sprechen, der die Law School summa com laude abgeschlossen hatte.

„Das Coupé?“

„Ganz genau.“

„Wow. Netter kleiner Wagen“, bestätigte Logan, lächelte anerkennend und schlürfte die letzte Auster leer.

Randolph konnte nicht mehr an sich halten. „Das war aber ein starkes Stück von Rebecca, uns alle anzulügen“, rief er über den Tisch.

Dieses Kollegenschwein! Rebecca sog die Luft ein. Nur weil er mal nicht im Mittelpunkt von Quentins Gunst stand, musste er gleich petzen wie ein kleines Mädchen in der Elementary School.

Doch der Big Boss machte eine wegwischende Handbewegung. „Ach was, das ist doch völlig in Ordnung. Sie dachte sicher, wir wären alle Snobs und sie müsste Mister Rodriguez’ Beruf etwas aufpäppeln, um dazuzugehören. Das ist kein Kapitalverbrechen, sondern gesunder Menschenverstand.“

Er schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln, was sie ziemlich verwirrte. Dann wandte er sich wieder Logan zu und diskutierte eine Keilriemenfrage.

Die Kellnerin räumte ab und trug kurz darauf den nächsten Gang auf, Täubchenbrust mit Pasteten und Cranberry-Burgunder-Soße.

„Wo haben Sie beide sich eigentlich kennengelernt?“, fragte die Geigerin Victoria freundlich.

Dummerweise antworteten Rebecca, die darauf vorbereitet war, und Logan, der offenbar parallel zwei Unterhaltungen folgen konnte, gleichzeitig.

„Bei einer Vernissage“, ratterte sie ihr sorgfältig geplantes Drehbuch herunter.

„Bei einem Footballspiel“, kam von ihm spontan aus dem Bauch.

Verwirrt sah die aparte Victoria sie beide an und auch Darrens Frau, eine rundliche Blonde, schaute von ihrem Teller auf.

„Stimmt schon“, erklärte Logan geistesgegenwärtig. „Zum ersten richtigen Date zerrte sie mich in eine Galerie. Aber getroffen haben wir uns bei den Giants. Sie saß zufällig neben mir auf der Tribüne und sah sehr süß aus in ihrem Fan-Shirt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Oder auf den ersten Touchdown.“ Er strahlte sie an, als würde er sich frisch verknallt an ihren Kennenlerntag im „MetLife Stadium“ erinnern.

Ausgerechnet Football! Rebecca schnappte nach Luft. Legte er es darauf an, sie zu blamieren?

„Gegen welches Team haben die Giants denn gespielt?“, kam auch sofort die Frage von Darren, der erklärter Fan dieser rabiaten Sportart war.

Rebecca musste reagieren, sonst würde es noch peinlicher werden. Falls das überhaupt möglich war. Sie griff sich an das linke Auge und begann, hektisch damit zu zwinkern. „Ich glaube, ich habe meine Linse verloren“, sagte sie und tastete ihr Kleid ab. „Sie ist wohl unter den Tisch gefallen. Hilfst du mir suchen, Schatz?“

Sie funkelte ihn mit dem anderen Auge an.

„Na klar, Becky“, erwiderte Logan und kroch mit ihr zusammen unter den Tisch.

„Ich heiße Rebecca, nicht Becky“, zischte sie ihm so leise wie möglich zu, als sie am Fußboden ankamen. „Und wie kommst du dazu, dich nicht an die Absprachen zu halten? Du solltest einen Manager spielen!“

„Ich mache das nicht zum ersten Mal“, flüsterte er zurück. „Und ich habe ein Gespür dafür, was Leute wie dieser Anwaltsfuzzi hören wollen. Du siehst doch, er fährt voll auf meinen Job ab.“

„Zufall“, fauchte sie halblaut. „Außerdem ist das mit dem ersten Treffen völlig idiotisch, ich hasse Football!“

„Ach komm schon, hör endlich auf, herumzuzicken. Es läuft doch alles prima.“

„Prima?“, japste sie und wich einem Fuß von Randolph aus, der gerade seine Beine ausstreckte. „Du machst mich zum Gespött der Kollegen!“

„Aber dein Boss liebt mich.“ Logan grinste so selbstzufrieden, dass Rebecca ihm am liebsten die Krawatte um den Hals gewickelt und zugezogen hätte.

„Ich habe null Ahnung von Football“, erklärte sie.

„Das kriegen wir hin, Darling. Mach dir keinen Kopf. Was ist jetzt mit deiner Linse?“ Er scannte den Fußboden.

„Die war nur eine Ausrede, um dir zu sagen, du sollst dich zurückhalten. Ich brauche keine Brille.“

„Clever!“ Logan kam näher, was wegen des im Weg herumstehenden Tischbeins gar nicht so leicht war, und sah sie genau an. „Du hast echt schöne Augen, weißt du das?“

„Das ist das elaborierteste Kompliment, das ich jemals unter einer Tischdecke erhalten habe. Hör auf mit dem Unsinn und übernimm deine Rolle!“

„Was treibt ihr so lange da unten, sucht ihr nach Rohdiamanten?“, belustigte sich Randolph von oben.

Sie krochen beide wieder nach oben. Rebecca strich sich das Kleid glatt.

„Linse gefunden?“, fragte Quentins Frau.

„Ja, es war ein Fehlalarm, die Linse war nur verrutscht. Aber es war natürlich nett von Logan, mir erst beim Suchen zu helfen. Er ist ein echter Gentleman.“

Sie sah ihn eindringlich an, um ihm zu zeigen, dass sie genau das von ihm erwartete. Logan legte seine Hand auf ihre. „Das ist doch selbstverständlich, mein Schatz.“

Er strahlte sie an und ihr blieb nichts anderes übrig, als zurückzulächeln, dabei kochte sie innerlich. Es war nie die Rede davon gewesen, dass er sie antatschen sollte! Gerade eben hatte sie doch betont, er solle ein Gentleman sein. Und nun dachte er überhaupt nicht daran, seine kratzigen Finger wieder von ihrer Hand zu nehmen. Um ein Haar hätte sie seinen Arm weggeschoben, aber das ging natürlich nicht.

„Also, welches Spiel war es?“, hakte der impertinente Randolph nach. Dabei war Football eher Darrens Thema. Aber Randolph schien zu ahnen, dass Rebecca in diesem Punkt unsicher war und nutzte das natürlich gnadenlos aus.

„Ach, ich weiß gar nicht mehr, das ist schon ein Jahr her. Ich hatte die Karten geschenkt bekommen.“

Randolph sah nicht überzeugt aus.

„Hey, Randy“, kam von Logan, „glaubst du wirklich, Rebecca hatte noch Augen für das Spiel? Nachdem wir ins Gespräch gekommen waren, schaute sie natürlich keine Sekunde mehr auf das Feld, sondern nur zu mir. Sie bekam kaum mit, dass das Match irgendwann vorbei war, geschweige denn den Ausgang.“

Sein selbstsicheres Grinsen war widerlich.

„So war es doch, Schatz, oder?“, fragte er und strich ihr über den Rücken.

Rebeccas Nackenhaare stellten sich auf. Sie hasste es, wenn ein Fremder sie anfasste. Und dass sie auch noch gute Miene dazu machen musste, setzte dem Ganzen die Krone auf.

„Ganz genau“, presste sie hervor.

Randolphs Verlobte kam zu Hilfe. „Du weißt sicher auch nicht mehr, welchen Komponisten ich bei unserem ersten Treffen gespielt habe, oder?“, fragte Victoria ihn. Dankbar lächelte Rebecca die Geigerin an.

„Äh …“, stammelte Randolph. „Irgendeinen aus der Romantik?“

Lachend schüttelte Victoria den Kopf, während ihr ertappter Lebensgefährte rot anlief. Geschah ihm recht!

Rebecca war wirklich froh, als auch der nächste Gang geschafft war und man bald beim Dessert ankommen würde. Sie musste diesen Abend irgendwie durchstehen, danach würde sie zwei Wochen warten und ihre Trennung von Logan bekannt geben. Auf diese Weise musste sie diesen selbstverliebten Macho nie mehr wiedersehen.

Als die junge Kellnerin Rebeccas Geschirr abräumte, fiel ihr klappernd ein Messer herunter. Sofort kam der Chefkellner herangestürmt und zischte dem verunsicherten Mädchen zu, dass so etwas nie mehr passieren dürfe, sonst sei sie ihren Job los. Logan, auf dessen Stirn sich eine Falte gebildet hatte, hob den Arm, um sich einzumischen.

„Entschuldigen Sie bitte“, sagte er, „hier liegt ein Missverständnis vor. Ich habe meinen Stuhl zurück geschoben, als Ihre junge Kollegin hinter mir stand, und sie angerempelt. Es ist meine Schuld, dass ihr etwas herunterfiel.“

Rebecca sah ihn überrascht an. Sein Stuhl hatte sich keinen Millimeter bewegt, da war sie sich sicher.

„Dann bitte ich um Verzeihung.“ Der strenge Kellner deutete eine Verbeugung in Logans Richtung an und presste für die junge Frau ein Lächeln hervor. Anschließend verschwanden beide.

„Ich hasse Ungerechtigkeiten“, brummte Logan, als er Rebeccas fragenden Blick bemerkte. „Reicht schon, dass ich mit einer Ladung Rechtsverdreher hier sitze, da muss sich nicht auch noch der Kellner wie ein Halbgott aufführen.“

Gut, dass Quentin sich gerade angeregt mit Darren über die Börsenkurse unterhielt und hoffentlich nichts gehört hatte. Was nahm dieser Logan sich eigentlich heraus? Sie zahlte ihm immerhin gutes Geld dafür, dass er hier beim exklusivsten Dinner von ganz New York City sitzen durfte, und er kritisierte ständig an ihrem Beruf herum.

Immerhin erntete er ein zuckersüßes Lächeln von der Bedienung, als sie den Nachtisch – Variationen von verschiedenen Desserts – servierte. Und natürlich flirtete er sofort mit dem jungen Ding. Rebecca schüttelte sich innerlich. Womanizer, wie er einer war, hatte sie noch nie leiden können. Solche Typen waren ihr schon oft begegnet. Nur schleimige Sprüche, aber nichts dahinter. Klar, Komplimente hatten sie drauf und sicher gingen ihnen die Frauen reihenweise auf den Leim. Aber wenn man genauer hinsah, waren sie fürchterlich oberflächlich.

Sie probierte von der recht üppigen Mousse au Chocolat und legte anschließend ihren Löffel zur Seite. Bei Süßem war sie sehr zurückhaltend, denn sie sah vor ihrem inneren Auge ständig ihre Schwester Rhonda vor sich, die auf dem Sofa lag, eine Soap Opera ansah und Schokoladeneis aus einem 2-Liter-Eimer in sich hineinstopfte, obwohl selbst ihre ausgeleiertsten Jogginghosen überall spannten. Niemals wollte Rebecca so werden. Sie wusste, dass gerade als Businessfrau in Manhattan Designerkleidung Pflicht war, und man passte nur in ein Armani-Kostüm, wenn man schlank genug war. Deshalb hatte sie es sich mühsam abtrainiert, Süßigkeiten zu essen.

„Isst du das nicht mehr?“, fragte Logan, der seinen Dessertteller so leer gefegt hatte, dass Rebecca eine Sekunde lang vermutete, er hätte das Porzellan abgeleckt. Zum Glück würde nicht mal er so weit gehen.

„Nimm ruhig.“ Sie schob ihm ihren Nachtisch zu und er stürzte sich sofort darauf.

Als er fertig war, wandte er sich an Quentin. „Das Essen hier ist wirklich einzigartig. Ich bedanke mich jetzt schon mal, dass Sie mich eingeladen haben, Mister Armadon.“

„Nennen Sie mich Quentin.“

Rebecca traute ihren Ohren nicht. Jeder in der Kanzlei wusste, dass es lange dauerte, bis man den Boss mit seinem Vornamen ansprechen durfte. Das war sozusagen ein Ritterschlag, von dem Rebecca noch meilenweit entfernt war, obwohl sie unfassbar hart gearbeitet hatte, seit sie dort eingestellt worden war. Und nun bot Quentin das ausgerechnet einem Automechaniker an?

„Sie denken also, man könnte den Chevy wieder zum Laufen bringen?“, kam Quentin auf sein Lieblingsthema zurück.

„Einen Versuch wäre es wert.“ Logan erklärte irgendetwas, das für Rebecca wie Fachchinesisch klang, deshalb unterhielt sie sich den Rest des Abends mit der Verlobten von Randolph und Darrens Frau. Edna Armadon hüllte sich in Schweigen und sah nicht aus, als sei sie an einem Gespräch interessiert, sei es mit oder ohne das spannende Thema Stoßdämpfer.

Es war schon weit nach elf Uhr, als Quentin die Runde auflöste. Erleichtert stand Rebecca auf. Endlich hatte sie den Abend überstanden und war somit auch ihren selbstverliebten Gigolo los! Sie war heilfroh, das Dinner mit ihrem „Verlobten“ abhaken zu können und vor allem, ebendiesen nie mehr wiedersehen zu müssen. Sollte er doch einer anderen Bedürftigen Kosenamen geben oder das Händchen halten, ihr Fall war dieser Latin Lover ganz und gar nicht.

„Lassen Sie ihre Verlobte nicht so viel allein“, riet ihm Quentin gut gelaunt, als sie durch das Lokal zum Ausgang gingen. „Nicht dass da noch ein anderer dazwischenkommt. Sie ist schließlich eine attraktive Frau.

Rebecca fand es entwürdigend, dass man über sie sprach, als wäre sie gar nicht anwesend. Aber sie presste die Lippen zusammen und ging einfach weiter den Gang zwischen den Tischen entlang, einen halben Schritt vor den beiden Männern her.

„Keine Sorge“, gab Logan zurück, „sie gehört nur mir.“ Als Bestätigung seiner Besitzansprüche tätschelte ihr dieser widerliche Kerl tatsächlich den Hintern! Rebecca konnte den Reflex, sich umzudrehen und ihm eine zu scheuern, nur mit größter Mühe unterdrücken. Ihre Backenzähne mahlten. Sie hielt sich an der Aussicht fest, Logan nur noch maximal zwei Minuten ertragen zu müssen, denn länger würde die Fahrt nach unten und das Einsteigen in ein Taxi nicht dauern.

Als sie das Gebäude verließen, verabschiedete sich Quentin erst von Randolph und Darren samt deren Begleiterinnen. Edna stand unbeteiligt daneben und wischte auf ihrem goldenen Dolce - und Gabbana-Handy herum.

„Nehmen Sie ruhig das erste Taxi, Mister Armadon“, sagte Rebecca und deutete auf das gelbe Cab an der Spitze der wartenden. Wenn die Armadons erst einmal abgefahren waren, würde es nicht auffallen, dass Logan und sie verschiedene Taxen nehmen und getrennte Wege gehen würden.

„Ja, das machen wir. Aber eine Sache gibt es noch zu klären.“

Er blieb stehen, während die hagere Edna schon den Wagen bestieg, und packte wieder sein rares Lächeln aus.

„Wissen Sie was, Rebecca? Übernächsten Freitag fahre ich mit Randolph zu einer Lodge oben in Vermont. Bisschen Angeln, vielleicht ein paar Hasen schießen. Ein kleiner intimer Kanzleiausflug sozusagen. Und ich hätte gerne, dass Sie und Logan mitkommen.“

„Ich … äh … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Rebecca war nicht nur überrascht, sondern völlig entsetzt. Sie musste sich eine Ausrede einfallen lassen, schnell! Doch ihr Kopf war so leer wie ein Gerichtssaal nach der Räumung.

„Oder haben Sie etwas Besseres vor?“ Quentins Augen verengten sich gefährlich.

„Natürlich nicht“, erwiderte Rebecca sofort. „Es ist nur eine so große Ehre!“

„Ach was. Wir besprechen Ihre weitere Karriere in der Kanzlei. Mir scheint, Sie sind eine fähige Mitarbeiterin. Und Logan kann an diesem Wochenende ein wenig an meinem Baby basteln.“

Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Rebecca, dass ihr Boss Logans wahre Bestimmung als Gigolo durchschaut habe und ihn auf sein sprödes Eheweib ansetzen wolle, aber dann fiel es ihr zum Glück ein: Er sprach von seinem Oldtimer!

„Na logisch schaue ich mir Ihren Kleinwagen an.“ Logan fand die Situation offenbar immens witzig. „Bin sehr gespannt auf das Innenleben der Kiste.“

„Perfekt!“

Quentin strahlte wie ein kleiner Junge, dem man einen Besuch im Disneyland versprochen hatte, verpasste sich noch eine Ladung seiner Mundsprays und bestieg das wartende Taxi.

Als es abfuhr, drehte sich Rebecca langsam zu Logan um. Ihr Hals war wie zugeschnürt und sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt.

„Sieht aus, als hätten wir noch einmal das Vergnügen, Becky“, sagte er, schenkte ihr ein breites Zahnpastawerbung-Grinsen und knöpfte mit einem erleichterten Seufzen seinen Hemdkragen auf.

 

 

Hey Männer,

 

hier bin ich wieder. Es freut mich sehr zu lesen, dass einige von euch meine Tipps zum ersten Date ausprobiert haben und solche Erfolge damit hatten. Ihr seid auf dem richtigen Weg, Jungs!

(@Jasper: Nein, deine Freundin kann nicht darauf bestehen, dass du ausschließlich im Sitzen pinkelst. Vor allem nicht, wenn ihr einen Waldspaziergang macht!)

Heute widme ich mich mal dem Thema Gespräche.

Du hast gerade ein Problem mit deinem Boss und da die Lady auch eine halbe Stunde lang von Zickereien unter Kolleginnen berichtet hat, willst du der Dame von deinen eigenen Schwierigkeiten erzählen?

Vergiss es. Sie will keinen Jammerlappen. Wenn du Sorgen hast, geh mit deinen Kumpels in die Bar und lass dich mit Whiskey volllaufen, aber labere die Señorita nicht damit zu. Erzähl ihr, wie du deinem Chef die Meinung gegeigt hast. Oder den nervigen Kollegen gefragt hast, ob er den Streit mit dir nicht lieber draußen vor der Tür klären will. Dann wird sie dich anhimmeln und alles über dich wissen wollen, statt dich mit fadem Büroklatsch zu langweilen.

Wichtig: Du musst weder ein Schläger sein noch Karate beherrschen und schon gar nicht deinem Kollegen jemals eins übergebraten haben. Sie muss nur glauben, dass du bereit wärst, das zu tun! Das ist alles.

Keine Frau der Welt will einen Warmduscher. Also, gib ihr die Illusion, dass du tickst wie ein harter Kerl, dann wird sie das auch in dir sehen. Und dich sogar dein blutiges Steak essen lassen.

Glaubt mir: Die Frauen tun zwar oft so, als hätten sie gerne den angepassten Krawattenträger an ihrer Seite, aber in ihrer Schublade mit der Unterwäsche liegt garantiert ein Foto von einem halb nackten Bauarbeiter. Und drei Mal dürft ihr raten, von wem sie träumen, während sie Blümchensex mit ihrem langweiligen Bürohengst haben …

Macht’s gut, Männer!

Hasta luego

Euer El Hombre

 

3. Family and other Fantasies

 

 

Den Sonntag hatte Rebecca darauf verwendet, auf Logan zu schimpfen, ihre Socken zu sortieren und sich den Kopf zu zerbrechen, wie sie aus der Nummer mit der Blockhütte in den Wäldern von Vermont rauskommen sollte. Bis zum Abend war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass trotz der peniblen Ordnung in ihrem Kleiderschrank fünf einzelne Söckchen fehlten und es keinen Ausweg aus der Pfadfinder-Sache gab. Wohl oder übel musste sie sich noch einmal mit ihrem glutäugigen „Verlobten“ herumschlagen.

Da sie durch Zufall mitbekommen hatte, wie teuer das Dinner gewesen war, wollte sie eine Kleinigkeit für Quentin besorgen, sozusagen ein kleines Dankeschön. Deshalb stand sie am Montag etwas eher auf und machte sich auf den Weg in die 16. Straße.

Eine der Sekretärinnen in der Kanzlei besorgte jeden Tag Gebäck für ein verspätetes Frühstück und hatte Rebecca den Tipp mit „Pastry Passion“ gegeben. Angeblich war Quentin völlig verrückt nach den Chocolate Bomboloni – gefüllten italienischen Krapfen – die es dort gab. Als Rebecca erfahren hatte, dass diese Bäckerei sich gleich in ihrer Nachbarschaft befand, war sie auf die Idee gekommen, auf dem Weg zur Arbeit dort vorbeizugehen.

Ein roter Oleander im Terrakottatopf schmückte den Eingang des Ladens, der wohl eher eine Konditorei als eine herkömmliche „Bakery“ war. Rebecca drückte die Tür auf und ein altmodisches Glöckchen verkündete ihre Ankunft. Umgehend stieg der Duft nach Vanille, feinen Gewürzen und frisch gebackenem Hefeteig in ihre Nase. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.

Eine junge Frau mit dunklen Locken, die munter wippten, und einem freundlichen Lächeln, eilte aus einem Nebenzimmer herein und rief: „Guten Morgen!“

Überrascht sah Rebecca sie an. Das war doch die Freundin von Richard Stone, dem CEO des Stone Imperiums! Sie hatten sich vor einigen Wochen bei einem Meeting getroffen, da war diese Emilia hereingeplatzt und hatte einige Dinge ins Rollen gebracht.

„Wir kennen uns von irgendwoher“, stellte auch Emilia fest und schien zu überlegen.

„Ich war als Juristin bei einer Besprechung im Stone Konzern dabei“, half ihr Rebecca auf die Sprünge.

Sofort hellte sich das Gesicht der Ladenbesitzerin auf.

„Ja richtig! Wollten Sie nicht einen neuen Vertrag ausarbeiten für die Zuständigkeiten in Richards Firma?“

„Genauso ist es.

---ENDE DER LESEPROBE---