Pride & Pretty - Chris Kaspar - E-Book

Pride & Pretty E-Book

Chris Kaspar

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Beschreibung

Die "Pretty Pennies" regieren am Graham College. Wer sich ihnen in den Weg stellt, verliert alles. Vince, Evie und Pat sind die Pretty Pennies: reich, beliebt, unantastbar. Die 16-Jährige Lynn ist nichts davon, weshalb sie sich mit einer Ladung Lügen im Gepäck bei den Pretty Pennies einschleicht. Ihr Ziel: Rache. Wäre da nicht der Außenseiter Bacon, der weiß, wer Lynn wirklich ist. Um ihr Geheimnis zu wahren, lässt sich Lynn auf einen folgenschweren Pakt mit Bacon ein. Doch plötzlich gerät alles außer Kontrolle und sie droht, viel mehr zu verlieren als ihre Chance auf Rache.  

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noir-papillon

Wenn es nichts besseres gibt...

der Anfang liest sich wirklich spannend und interessant. Doch leider wird das Buch ab der Mitte sehr abgehoben und unglaubwürdig zum Ende hin. Besonders das Ende war schwer zu ertragen.
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Über dieses Buch

Die Pretty Pennies regieren am Graham College. Wer sich ihnen in den Weg stellt, verliert alles. Vince, Evie und Pat sind die Pretty Pennies: reich, beliebt, unantastbar. Die Neue am College, Lynn, ist nichts davon. Deshalb schleicht sie sich mit einer Ladung Lügen im Gepäck bei den Pretty Pennies ein. Ihr Ziel: Rache. Wäre da nicht der Außenseiter, den alle nur Bacon nennen. Er weiß, wer Lynn wirklich ist. Um ihr Geheimnis zu wahren, lässt sich Lynn auf einen Pakt mit Bacon ein. Doch plötzlich gerät alles außer Kontrolle und sie droht, viel mehr zu verlieren als nur ihre Chance auf Rache.

 

 

 

Liebe*r Leser*in,

wenn du traumatisierende Erfahrungen gemacht hast, können einige Passagen in diesem Buch triggernd wirken. Sollte es dir damit nicht gut gehen, sprich mit einer Person deines Vertrauens. Auch hier kannst du Hilfe finden: www.nummergegenkummer.de

 

Schau gern in der Triggerwarnung nach, dort findest du eine Auflistung der potenziell triggernden Themen in diesem Buch. (Um keinem*r Leser*in etwas zu spoilern, steht der Hinweis hinten im Buch.)

 

 

 

Für Mario.

Weil ich bei dir so sein kann, wie ich bin.

 

 

 

»Bacon’s not the only thing that cured by hanging from a string.«

Hugh Kingsmill

Willkommen in Bacon’s Last Will, liebe Pretty Pennies! Schön, dass ihr auf Play gedrückt habt. Ja, ich meine euch: Evie Watson, Patrick Kennedy, Vincent Murray und Lynn Bailey.

Wenn ihr in diesen Room eingeladen wurdet, ist es Montag. Also für mich morgen. Und obwohl wir Montage alle aus dem gleichen Grund hassen, wird meiner morgen ganz besonders beschissen laufen. Denn wenn ihr dieses erste Video seht, habt ihr euer Ziel erreicht. Glückwunsch, ihr habt mich gekillt: Bacon, euren Dorn im Auge.

Die Welt wird sehr bald erfahren, was ihr getan habt. Von wem? Na, von mir! Ich werde es allen Zuschauern höchstpersönlich erzählen!

Häppchenweise.

Video für Video.

Und das hier ist das erste.

So viel Wahrheit – und dazu kostenlos. Noch kann niemand außer euch diesen Room betreten und meine Videos anschauen. Noch.

Aber keine Sorge, ich hinterlasse Bacon’s Last Will jemandem, der sich um mein Vermächtnis kümmert. In wenigen Stunden wird der Status hier auf open gestellt. Ihr wisst, was das bedeutet: freier Eintritt für alle The London Eyes äh … TLE-User! Jeder wird erfahren, was ihr getan habt. Nicht nur die Leute vom Graham. Auch eure Eltern, ach was, eure ganzen Familien, Nachbarn, Freunde, die Freunde eurer Nachbarn – einfach A.L.L.E.

Und dann passiert das, was halt passiert, sobald die Leute Blut geleckt haben: Bacon’s Last Will geht viral.

Euer Ruf wird durch den Fleischwolf gedreht und der eurer Familien gleich hinterher.

Wie lange es wohl dauert, bis die Cops auf meine Videos aufmerksam werden? Hallo, Gerichtsverfahren! Selbst wenn ihr es schafft, euch aus einer Anklage freizukaufen – euer Image könnt ihr nur schwer wieder zusammenkleben. Es wird Risse haben, die kein Anstrich der Welt überdecken kann.

Zum ersten Mal in eurem Leben seid ihr machtlos. Geld hilft euch jetzt nicht weiter. Einen Toten könnt ihr nicht zum Schweigen bringen.

Bald seid ihr nirgends mehr sicher.

Die Stadt hat Augen, vergesst das nicht. Ganz London wird eure Namen und Gesichter kennen. Die Pretty Pennies werden zur Legende. Ist es nicht genau das, was ihr immer wolltet?

Was denkt ihr, wem glauben sie am Ende mehr? Euch oder einem Toten? Schade, dass ich nicht dabei sein kann, um euren Untergang live mitzuverfolgen.

Nur ein Gedanke tröstet mich: Bacon’s Last Will verursacht den Sturm, aus dem bald ein Haufen Scheiße auf euch regnet. Und die wird alles andere als pretty sein, versprochen.

Aber einen Tod muss man sterben, richtig?

Wenn ihr das hier seht, habt ihr über meinen entschieden.

Was ist mit euch, Pretty Pennies? Bereit, draufzugehen?

Gruppenchat der Pretty Pennies

»I got this from the five finger discount.«

 

Canary Wharf Shopping Mall, Canada Place

 

»Stehen bleiben!«

Ich renne.

Den von Touris und Shoppingwütigen verstopften Seitenarm der Einkaufspassage runter in Richtung Underground. Dort springe ich in die nächste Tube und bin auf und davon. So ist zumindest der Plan.

Gut, die Verkäuferin aus dem Vision Express Store habe ich eindeutig unterschätzt, aber wer hätte ahnen können, dass sie auf ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen die Verfolgung aufnimmt?

Ein Händchen haltendes Paar springt auseinander, als es mich anrasen sieht. Ich bin ein Schneepflug, nur dass es Hochsommer ist und ich statt Schnee Menschen aus dem Weg räume. Eine Diebin hat für Höflichkeiten keine Zeit.

Mein Atem geht stoßweise, die Muskeln in meinen Beinen brennen, mein Herz rast. Wenn ich dieses Rennen gewinne, lande ich nicht im Verhörzimmer der Shoppingmall, muss den Cops nicht erklären, warum in meiner Handtasche eine Prada-Sonnenbrille liegt – neu, ohne Kaufbeleg. Werde nicht mit der Aufnahme einer Überwachungskamera konfrontiert, auf der man beobachten kann, wie ich an der Kasse des Optikers das Brillenetui einer Kundin einstecke. Muss mir keine Strafpredigt von Mum anhören.

Ich durchbreche die Schlange der Wartenden vor Krispy Kreme und fühle mich gleichzeitig, als wäre ich gegen eine unsichtbare Frittierfett-Wand gelaufen. Ein Schauer aus empörten Rufen und Beschimpfungen prasselt auf mich herab. In Gedanken aktiviere ich meine Scheibenwischer. Wegwischen, weiterlaufen. »Platz da!«

Irgendwo hinter mir höre ich Lady High Heel fluchen. Ihre Stimme klingt leiser. Gutes Zeichen. Ich hab sie fast abgehängt.

Eine Lücke tut sich im Gedränge vor mir auf. Ich lege einen Zahn zu und donnere Vollgas gegen einen Kinderwagen. Er kracht zu Boden, reißt mich mit sich. Airbags hat der Schneepflug leider keine, die Bremsen sind meine Unterarme und Ellenbogen. Das Resultat: höllischer Schmerz.

Ein in pinkes Papier eingewickelter Blumenstrauß, eine Rassel und ein Schlappohrhase schlittern an mir vorbei. Erschrocken sehe ich auf. Die Mutter, die ihr Baby – Thank God! – auf dem Arm trägt, starrt mich mit offenem Mund an.

»Sorry!« Keuchend hebe ich die Hände.

Mein Herz rennt weiter, hängt mich ab.

Leute bleiben stehen. Glotzen. Lady High Heel ist nicht unter ihnen. Noch nicht. Oder hat sie etwa das Handtuch geworfen? Wäre fast zu schön.

Ohne ein weiteres Wort rapple ich mich auf, den Schmerz in den Armen blende ich aus.

»Hey, warte mal!«, ruft die Mutter mir hinterher.

Zu spät, ich bin weg. Nach ein paar Metern habe ich das Ende der Einkaufspassage erreicht und stolpere rechts um eine Ecke direkt auf die Rolltreppe zu. Davor hat sich eine Menschentraube gebildet.

Innerlich stöhne ich genervt auf. Musste mein Geburtstag unbedingt auf einen Samstag fallen, wenn halb London unterwegs ist? Shoppingbag reiht sich an Shoppingbag, und sogar das sonst so eisern eingehaltene Gesetz »rechts stehen, links gehen« scheint heute außer Kraft gesetzt zu sein.

Entschlossen fahre ich die pochenden Ellbogen aus. »Darf ich mal? Sorry! Ich muss da durch!«

Unten angekommen, rase ich weiter zur Canary Wharf Station. Unerbittlich knallt die Sonne auf die riesige Glaskuppel über mir. Während ich auf die Reihe Metalltüren zulaufe, die mich immer an die Startboxen bei Pferderennen erinnern, taste ich nach der Oyster Card im Seitenfach meiner Umhängetasche. Die elektronische Ticketkontrolle und eine zweite Rolltreppe sind jetzt alles, was mich von den Gleisen trennt. Machbar, ja, ich kann es schaffen.

Ich erwische die Karte, aber meine Hände zittern so sehr, dass sie direkt vor dem Lesegerät zu Boden fällt.

»Haltet das Mädchen auf!«

Lady High Heel scheint das Durchhaltevermögen einer Marathonläuferin zu besitzen!

Hastig kratze ich die Karte vom Boden und halte sie an den Scanner. Die LED leuchtet. Rot!

Mein Herz steht still. Habe ich genug Geld auf der Karte?

Ein Piepsen! Das Lämpchen wird grün, und die beiden Metalltüren vor mir klappen zur Seite.

Ohne mich noch einmal umzudrehen, jage ich hindurch.

»Mind the gap, please«, schnarrt eine unhöflich klingende Männerstimme aus den Lautsprechern.

Am Gleis steht eine Tube, doch die ersten Türen schließen sich bereits. Sie ist randvoll. Die Leute, die dichter beieinanderstehen als die Emoticons bei WhatsApp, weichen meinem Blick aus. Als könnten sie mich durch Nichtbeachtung davon abhalten, zu ihnen einzusteigen.

Keine Chance!

Ich quetsche mich zwischen einen Jungen, der ein Hoverboard unter den Arm geklemmt hat, und einen Geschäftsmann, auf dessen Anzug und eng sitzende Krawatte ich alles andere als neidisch bin.

Bitte, bitte, bitte, flehe ich innerlich, bis der nervtötende Signalton – heute Musik in meinen Ohren – ankündigt, dass die Schiebetüren sich hinter mir schließen.

Endlich! Ich drehe den Kopf zur Seite und schaue durch die Fensterscheibe hinaus auf den Bahnsteig. Keine Spur von Lady High Heel. In Canary Wharf sollte ich vorerst wohl nicht mehr aufkreuzen. Kurz zwickt mich das schlechte Gewissen, aber ich schiebe es schnell weg. Momentan hab ich echt genug andere Probleme.

Mit einem sanften Ruck fährt die Tube an. Sofort stolpere ich nach links. Die Räder des Hoverboards drücken in meine Seite, und vom Anzug kassiere ich einen bösen Blick. Ich setze ein entschuldigendes Lächeln auf und zwänge mich zwischen den beiden durch, um an die nächste Haltestange zu gelangen.

Die Luft im Waggon ist zäh wie zu lang gebackener Plumpudding. Nur dass der hier nach Metall, Dreck, Schweiß und anderen Dingen riecht, über die ich lieber nicht genauer nachdenken möchte. Aber all das ist erst mal egal. Ich hab’s geschafft!

Jetzt brauche ich nur noch eine glaubhafte Geschichte, die erklärt, wie ich meine Unterarme so zugerichtet habe. Denn dass ich Evie, Vince und Pat die Wahrheit erzähle, kommt nicht infrage. Dafür habe ich MEINEN Memory Palace. Es ist nämlich verdammt schwer, bei so vielen Lügen den Überblick zu behalten. Jede einzelne ist in MEINEM Gedächtnispalast fest verankert. In Räumen, Gegenständen, Bildern. Je absurder, desto besser zu merken – und genau darum geht es ja schließlich.

Ich weiß auch schon, welcher Raum perfekt zu meinen aufgerissenen Unterarmen passt. Ein Fitnessstudio. Es zu bauen, dürfte kein Problem sein. Also schließe ich die Augen und verschwinde dorthin.

Memory Palace

 

Fitnessstudio

 

ICH reiße die Tür zu MEINEM Fitnessstudio auf. Sofort entsteht vor MEINEN Augen ein Raum. Hantelbank für DAD, Cardiogeräte für MUM und MICH. Einmal blinzeln, und zack!, trage ICH Sportsachen.

ICH steige aufs Laufband, beginne zu joggen. Und dann passiert es: eins MEINER Schuhbänder löst sich. ICH trete darauf, gerate ins Stolpern, stürze und knalle mit den Unterarmen auf das stetig weitersurrende Band. Ehe ICH die Arme hochreißen kann, hat das Band schon die oberste Hautschicht abgeschürft.

ICH stoße einen Schrei aus, renne zum Waschbecken, das neben der Tür befestigt ist, und lasse kaltes Wasser über die Wunden laufen. Sie brennen höllisch.

Dann tupfe ICH die schmerzenden Stellen ganz vorsichtig mit einem Handtuch ab.

Die Szene beginnt von Neuem.

ICH steige wieder aufs Laufband.

Jogge.

Eins MEINER Schuhbänder löst sich.

ICH falle, schürfe MIR die Unterarme auf.

Von vorne. Wieder und wieder. So lange, bis die Erinnerung aus der Shoppingmall verblasst und allmählich von der neuen überschrieben wird. Bis die Antwort auf die Frage, wie ICHMIR die Unterarme aufgeschürft habe, sitzt.

Ich bin auf dem Laufband hingefallen.

Ich bin auf dem Laufband hingefallen.

Ich bin auf dem Laufband hingefallen.

MEIN Leben ist wie Vokabeln lernen. Wiederholung ist das A und O.

»Don’t judge a book by its cover.«

 

Mister Sandman’s Café, Southwark

 

Natürlich komme ich zu spät zu meiner Nachmittagsschicht. Jerome, aka Mister Sandman, runzelt nur die Stirn, als ich mit einem »Sorry« nach hinten stürme. Offensichtlich reicht ihm ein Blick, um zu erkennen, dass ich den Beginn meiner Schicht nicht verpasst habe, weil mein Nagellack zu lange zum Trocknen gebraucht hat.

Im viel zu kleinen Pausenraum, der wegen fehlender Fenster eher den Charme einer Abstellkammer hat, werfe ich meine Tasche in den Spind. Hastig ziehe ich das karamellfarbene Arbeits-T-Shirt über, auf dessen Rückseite das Rezept für unsere berühmten Chocolate Death Brownies abgedruckt ist. Für den Fall, dass jemand danach fragt. Und das passiert oft, sehr oft.

Ich binde die mokkabraune Schürze an der Taille zu, schnalle die stylishe Bauchtasche mit dem Wechselgeld um meine Hüfte und hake das Kartenlesegerät ein wie ein Waffenholster.

Ein prüfender Blick in den Spiegel verrät: Ich fühle mich nicht nur wie frisch ausgekotzt, ich sehe auch so aus. Völlig im Einklang mit mir selbst, könnte man sagen. Der Pony klebt an meiner verschwitzten Stirn, die roten Flecken, die mein Gesicht bis zum Hals überziehen, wirken wie eine Kampfansage an die unzähligen Sommersprossen. Meine Unterarme und Ellenbogen brennen wie Hölle, aber bluten zum Glück nicht.

Als ich nach vorne ins Café gehe, nickt Jerome mir zu. Mister Sandman ist echt in Ordnung, vor allem, weil er keine blöden Fragen stellt. Auch als ich in einer Tour Bestellungen vergesse, Tische verwechsle und Tee verschütte, ernte ich nichts als besorgte Seitenblicke. Wie lange diese Schonfrist noch anhält, kann ich nicht abschätzen. Jedes Fünkchen Konzentration geht dafür drauf, mich nicht selbst zu ohrfeigen.

Das heute war mein erster Ladendiebstahl ever, und ich hab’s total vermasselt. Normalerweise halte ich MICH mit Secondhandklamotten über Wasser, Sachen aus dem Outlet oder von eBay. Ist zwar trotzdem unverschämt teuer, aber besser als das No-Name-Zeug in meinem Kleiderschrank.

Ab und zu bestelle ich auch etwas bei Shops wie Zalando, trage es ein paarmal und schicke es wieder zurück. Zu oft kann ich das allerdings nicht bringen, die vielen Lieferungen würden Mum auffallen. Und dann muss man auch noch das Preisschild verstecken und das neue Teil vor jedem ach so kleinen Fleck bewahren. Sonst ist man ein paar Hundert Pfund leichter – Blitzdiät für die Geldbörse.

Zum Glück stand ich den Pretty Pennies nicht live gegenüber, als sie mich mit meinem Geburtstag konfrontiert haben. Sie hätten mir bestimmt angesehen, dass der Witz mit den Leichen im Keller keiner war. Im Gegenteil, ich hab ein ganzes Haus voller Lügenleichen. Trotzdem! Hätte ich wenigstens eine Woche Vorlauf gehabt. Aber so hatte ich nur ein paar Stunden, um ein angemessenes Geschenk für MICH aufzutreiben. Und das, obwohl ich ziemlich knapp bei Kasse bin. Wie immer halt.

Das Netflix-Abo, das Mum mir heute Morgen geschenkt hat, hätte keinen vom Hocker gerissen. Und ein gebrauchtes Teil aus der vorletzten Kollektion hätte vor allem Evie misstrauisch gemacht. Auch die Sonnenbrille in meiner Tasche reicht allein natürlich nicht aus. Sie dient lediglich als vorzeigbares Accessoire, als handfester Beweis zur Untermauerung einer Story. Ein Stück Wahrheit, damit die Lüge besser schmeckt. Da hatte ich bei den Pretty Pennies bisher leichtes Spiel. Sie sind einfach zu hungrig. Vor allem Evie hat geradezu danach gegiert, endlich eine neue beste Freundin zu finden. Und die hat sie bekommen! Also … fast. Sie hat keine Ahnung, warum ich wirklich mit ihr und den Jungs befreundet bin. Und so soll es bleiben – zumindest vorerst.

Jerome winkt mir zu, als er wie jeden Samstagabend nach hinten ins Büro verschwindet. Zum Glück muss ich nur bedienen, für Abrechnungen und Dienstpläne hätte ich jetzt absolut keinen Nerv.

Ich schaue auf die Uhr. Gleich sechs, gleich Feierabend, was allerdings auch bedeutet, dass Bacon bald hier aufkreuzt. Kotz! Der wird meine Laune ganz bestimmt nicht heben.

Das Glöckchen über der Eingangstür klingelt. Ich hebe den Blick, erwarte Bacon zu sehen, aber es ist Priya.

»Hi, Jacky!« Priya zieht ihre buschigen Augenbrauen nach oben. »Wem bist du denn vors Auto gelaufen?«

Meine Kollegin ist ein paar Jahre älter als ich, hat Rundungen, mit denen sie Kim Kardashian Konkurrenz machen könnte, und übernimmt meist die Abendschichten, um »den Kopf vom Uni-Gestank zu entlüften«. Und sie nennt mich Jacky. Nicht Lynn. Nicht Jacklynn. Nicht Bloody Jacky. Nur Jacky. Und das ist okay.

»Frag nicht!«

Priya grinst. »Na gut.« Sie deutet nach hinten. »Ich zieh mich schnell um, und dann kannst du Feierabend machen.«

Sie verschwindet, und ich kassiere ein Pärchen ab, das sich gerade eine doppelte Portion Chocolate Death gegönnt hat. Als die beiden das Sandman’s verlassen haben, ist es ungewöhnlich still. Es kommt selten vor, dass kein Gast da ist, also nutze ich die Gelegenheit, schnappe mir einen Putzlappen und wische alle Tische ab. Jeromes Ex-Frau war es, die eine komplette Inneneinrichtung in Weiß wollte – das behauptet er zumindest immer, wenn ich beim wöchentlichen Großputz leise vor mich hin fluche. Weiße Tische, Stühle, weiß lackierte Holzdielen, weiße Theke – selbst von außen ist das Sandman’s weiß gestrichen. Trotzdem wirkt es nicht kühl, eher heimelig – was hauptsächlich an den großen weißen Kerzen liegt, die überall unter weißen Metallglocken stehen. Auch jetzt, wo die Sommerhitze teilweise den Asphalt draußen schmelzen lässt, brennen sie und werfen verspielte Muster an die Wände. Für diesen Look hat das Sandman’s es sogar in einige bekannte Reiseführer geschafft. Sicher hat Jerome deshalb alles so gelassen, obwohl er den Namen seiner Ex nicht in den Mund nehmen kann, ohne im gleichen Atemzug Würgelaute von sich zu geben.

Als ich fertig bin, hole ich mein Handy hervor und öffne Insta. Sofort springt mir Evies neuester Post entgegen. Sie steht in ihrer auf Hochglanz polierten Küche und hat eine Schürze mit rosa Rüschen umgebunden. Die knallpinken Punkte auf dem Tuch in ihren Haaren sind perfekt abgestimmt auf ihren Lippenstift. Der fingerdicke Lidstrich rundet den Anblick des sexy Sechzigerjahre-Looks ab.

Evies Mum ist ein gefeiertes Supermodel und hat ihrer Tochter die ganze Palette an Einstellungskriterien für diesen Job weitervererbt: gertenschlank, kilometerlange Beine, Haut, die wie von Weichzeichner glatt gebügelt aussieht, große, leuchtend grüne Augen, ein Gesicht, das so symmetrisch ist, als hätte man es in der Mitte gespiegelt, gekrönt von einer brünetten Wallemähne. Ein wahrer Sechser im Genlotto.

Ich zoome den glänzenden Anhänger von Evies Halskette heran: eine goldene Pretty-Penny-Münze. Vince und Pat haben auch eine, allerdings sind ihre in Lederarmbänder eingelassen.

Auf der Arbeitsplatte vor Evie thront eine kunstvoll verzierte, dreistöckige Torte. Aber um die geht es eigentlich nicht. Lynn steht in handgeletterter Buttercreme obendrauf.

Das Bild hat jetzt schon über zweitausend Likes. Evie hat mich getaggt. Auf der Torte. Also MICH, mit meinem gefakten und auf privat eingestellten Inkognito-Account. Die über 180k von Evies Beauty Paradise können mich nicht sehen. Gut so. Bestimmt ist nicht nur ein Follower aus meinem alten College Teil ihrer Community.

Im Text unter dem Foto schwärmt Evie von ihrem neuen Lippenstift, den sie später – Zwinkersmiley – mit @Pat_o_Meter noch auf seine Kussechtheit testen wird. Thx @KissThisLips. Den Konditor der Torte hat sie nicht verlinkt, die ist natürlich #homemade.

Immer wenn ich auf Evies Insta bin, tut sie mir fast ein bisschen leid. Fast! Das reiche Mädchen, das sich online kaum vor Freundschaftsanfragen retten kann – jeder will ein Stück von Evie und ihrem Fame abhaben. Doch all die Leute haben keine Ahnung, wer die Evie hinter dem Filter ist. Wüssten ihre Follower, wie es Evies ehemaligen Besties, Amanda und Rachel, ergangen ist, würden sie es sich bestimmt zweimal überlegen, ob sie wirklich mit ihr befreundet sein wollen, wenn auch nur digital.

Als ich anfing, mich mit den Pretty Pennies zu treffen, warnte mich ein Mädchen aus der Stufe unter meiner vor Evie. Sie konnte nicht ahnen, dass ich sehr genau wusste, worauf ich mich einließ. Auf der Schultoilette fing sie mich ab und erzählte mir, was mit Evies letzten Freundinnen geschehen war. Ein Gerücht machte die Runde, dass Amanda etwas mit Evies damaligem Crush angefangen hat. Kurz darauf musste Amanda das Graham verlassen, man hatte Pep Pills in ihrem Spind gefunden – der Klassiker. Alle wussten, wie die Partydrogen dort reingekommen waren, nur wagte es niemand, mit dem Finger auf Evie zu zeigen. Niemand, bis auf Rachel. Nur einen Tag später nahm sie ihre Anschuldigung zurück und verließ freiwillig das Graham. Freiwillig … wer’s glaubt! Seitdem fiel es Evie schwer, neue beste Freundinnen zu finden. Woran das wohl lag?

Ich weiß, das Mädchen auf der Schultoilette wollte nur nett sein – mich vor einer Freundin bewahren, die stets ein Messer hinter dem Rücken versteckt. Und wäre alles anders, wäre ich ihr sogar dankbar gewesen. Deshalb war es umso schrecklicher, sie Evie zum Fraß vorzuwerfen. Aber es war nötig – für MICH, um Evies Vertrauen zu gewinnen und das der Jungs gleich dazu. Also steckte ich Evie, dass das Mädchen mich vor ihr gewarnt hatte. Das war meine Eintrittskarte, die ich nicht einfach ausschlagen konnte. Trotzdem tat es mir leid, was danach geschah. Wenigstens habe ich jetzt eine leise Ahnung davon, was Evie mit einer Bildbearbeitungs-App so alles anstellen kann.

Ich tippe zweimal hintereinander auf das Tortenbild – Herzchen – und …

Die Türklingel läutet. Ich sehe auf. Diesmal ist es Bacon. Wie jeden Samstag wird er von Peanut begleitet. Der Jack Russel Terrier wedelt freudig mit dem Schwanz und zerrt an der Leine, die sein Herrchen sich ums Handgelenk gewickelt hat.

Bacons Blick huscht unruhig zwischen den Tischen umher, bis er an mir hängen bleibt. Hat er es eilig, oder warum wirkt er so … gehetzt? Er nickt mir zu.

Ich stecke mein Handy weg. »Du bist spät dran«, sage ich, was irgendwie klingt, als würde Bacon hier arbeiten oder als hätte ich sehnsüchtig auf ihn gewartet. Pah!

»Musste vorher was erledigen.«

Trotz der abartigen Hitze trägt Bacon Jeans und Sneakers. Am Kragen seines hellblauen, verwaschenen T-Shirts fehlt der mittlere Knopf. Der Saum ist wellig. Noch ein paarmal waschen, dann wird er ausfransen. Kein Used-Look vom Designer, so viel steht fest.

Jeden Samstag sehe ich ihn ohne seine Schuluniform und werde daran erinnert, dass wir uns ähnlicher sind, als mir lieb ist. Am Graham sind wir alle gleich. Na ja, das ist es zumindest, was die Uniform uns glauben lassen soll. Als ob die einheitliche Farbe und die Länge unserer Röcke und Hosen etwas daran ändern könnten, wer wir sind oder wo wir herkommen. Dabei war es doch genau diese Schuluniform, die Bacon zu seinem Spitznamen verholfen hat.

Unsere Kleidung soll keinen Unterschied zulassen. Wir sind Soldaten. Für MICH ist das gut. Es bedeutet, ich muss nur für die Wochenenden andere Outfits parat haben. Outfits, die sehr wohl einen Unterschied machen.

Mal ganz abgesehen von den abgetragenen Kleidern ist das treffendste Wort, das mir bei Bacons Anblick durch den Kopf schießt: unauffällig. Das war früher schon so und hat sich nicht geändert, seit er am Graham ist. Bacon ist mittelgroß, ein bisschen schlaksig, hat braune kurz rasierte Haare. Alles in allem wirkt er einfach … normal. Er gehört zu der Sorte Schüler, die man bei einem Klassenausflug an der Raststätte vergisst.

Nur eine Sache lässt ihn aus der Masse herausstechen – zumindest im Sommer, wenn er die Schuluniform nicht trägt. So wie heute. Wie wohl seine Eltern darauf reagiert haben, als Bacon mit einem Stück Londoner Straßenkarte auf der Haut nach Hause gekommen ist? Oder haben sie ihm das Tattoo etwa erlaubt? Die vielen feinen Verästelungen winden sich wie Risse in einer gesprungenen Scheibe über seinen blassen Oberarm. Nur das breite schwarze Band der Themse durchschneidet das weit verzweigte Straßennetz. Direkt darunter befindet sich ein Leberfleck, fast größer als eine Ein-Pfund-Münze, dessen Form mich an eine auf dem Kopf stehende Bade-Ente erinnert.

Bacon reibt sich mit der Hand über den Oberarm. Schnell wende ich den Blick ab und gehe in die Hocke.

»Hallo, mein Großer!« Ich kraule Peanut hinter den braunen Ohren. Bis auf sie und den kreisrunden Fleck um sein rechtes Auge ist sein Fell schneeweiß. Dazu steht das rote Lederhalsband im krassen Kontrast.

Peanut hechelt und wirkt irgendwie glückselig. Hund sollte man sein. Seinem Herrchen kann ich nicht halb so viel Wiedersehensfreude entgegenbringen. Am liebsten würde ich ihn sofort rauswerfen. Aber ich kann nicht, und das weiß er ganz genau.

Jetzt bemerke ich auch den unverkennbaren Geruch, der Bacon stets wie ein unsichtbarer Mantel umgibt: Männer-Deo. Maskulin, leicht süßlich und einfach nur viel zu viel. Alle, die ihn nicht kennen, denken bestimmt, er hätte die Werbung des Deo-Herstellers zu ernst genommen. Nur weiß ich genau, dass er das Zeug nicht als Frauenmagnet benutzt. Seinen Spitznamen wird er trotzdem nicht mehr los.

Ich gehe hinter die Theke und bereite den doppelten Vanille-Milchshake zu. Wie immer.

Bacon lässt sich an seinem Stammplatz hinten am Fenster nieder, die Hundeleine hängt er über die Stuhllehne. Wie immer. Peanut rollt sich neben Bacons Stuhl zu einem braun-weißen Fellball zusammen.

Wie immer.

Ich stelle den Milchshake vor Bacon ab und lege eine Zwanzig-Pfund-Note daneben. Bacon trinkt einen Schluck, rührt das Geld aber nicht an. Merkwürdig, normalerweise kann er es nicht schnell genug einstecken.

Gerade als ich gehen will, packt Bacon mich am Handgelenk. »Möchtest du dich … setzen?«

Ich winde mich aus seinem Griff. »Setzen?«, frage ich und klinge genauso schockiert, wie ich bin.

Er lächelt mich an, so als könnte er das Problem nicht verstehen. Als würde er hier nicht jeden Samstag aufkreuzen, um mich zu erpressen. Weil er weiß, dass ICH nicht echt bin. Weil er weiß, wer in MEINEM Keller eingesperrt ist. Weil er meine Beziehung zu den Pretty Pennies mit einem Fingerschnippen beenden kann – bevor ich mein Ziel erreicht habe. Ausgerechnet Bacon!

»Ja.« Er deutet auf den Stuhl ihm gegenüber. Seine Hand zittert. Ist ihm etwa … kalt? Bei der Hitze?

Erst jetzt fällt mir auf, dass er ungewöhnlich blass im Gesicht ist. Was ist hier los? Will er etwa den wöchentlichen Betrag erhöhen? Wenn er das tut, arbeite ich bald nur noch dafür, sein Schweigen zu bezahlen. Wobei … das ist eigentlich kein Grund, um auszusehen, als wäre er gerade seiner toten Großmutter begegnet.

Ich lasse mich auf den Stuhl fallen. »Was willst du, Bacon?« Das letzte Wort rutscht so schnell zwischen meinen Lippen hindurch, dass ich es nicht mehr runterschlucken kann.

Er kneift die Augen zusammen. Peanut hebt die Schnauze, als könnte er wittern, wie sich ein Unwetter der Stärke fuck-off zusammenbraut.

»Äh, ich meine …« Ich bewege mich auf sehr dünnem Eis. Mir wird heiß, das Eis knistert unheilvoll unter meinen Füßen, als ich begreife, dass ich Bacons richtigen Namen vergessen habe. Ich kenne ihn, immerhin waren wir früher jahrelang Kontrahenten im Kampf um den besten Notendurchschnitt des Jahrgangs, damals, als wir beide noch nicht am Graham waren. Aber sein Name will mir ums Verrecken nicht einfallen. Dabei weiß ich selbst nur zu gut, wie es ist, wenn alle deinen echten Namen vergessen und sich ständig über dich lustig machen. Manche Leute riechen nach geräuchertem Speck, andere tragen am falschen Tag eine weiße Hose. Bacon und Bloody Jacky – das Traumpaar.

Ich sollte Mitleid mit Bacon haben, aber davon trennt mich eine dicke Schicht Wut. Er hat mir etwas weggenommen, das viel wichtiger war als ein Name. Etwas, das ich mir verdient hatte. Das ich gebraucht hätte, um den fiesen Sprüchen an unserem alten College zu entkommen. Und jedes Mal, wenn ich Bacon leiden sehe, wird ein winziges bisschen meiner Wut abgetragen. Ob sie jemals ganz verschwinden wird, steht in den Sternen.

Das Beste ist, dass ich mich einfach zurücklehnen und die Show genießen kann. Crusty, East-End-Loser, Porkface, Fat-Fug, Donkey-Dork … so habe ich Bacon nie genannt. Ich starre ihn nicht an, halte mir nicht die Nase zu, grunze bei vorgehaltener Hand oder lache über ihn. Ich bin taub, blind und stumm. Wie die drei Affen. Mache … nichts, überlasse den Pretty Pennies die Drecksarbeit und lächle dabei in mich hinein. Ich könnte sie davon abhalten, aber ich will nicht. Jeder kriegt das, was er verdient.

Bacon schiebt mir die zwanzig Pfund zu. »Ich will dir einen Deal vorschlagen, Lynn«, presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Mir entgeht nicht, wie er meinen Namen betont. Sein Blick sagt: Siehst du, ich nenne dich nicht Bloody Jacky, auch wenn ich es könnte.

Misstrauisch beäuge ich das Geld. »Was soll das für ein Deal sein?«

»Wenn du mir hilfst, Pats Tesla zu klauen, lasse ich dich für immer in Ruhe.«

Ha! Ich wusste, ihr würdet wieder auf Play drücken! Weil ihr neugierig seid, was ich alles über euch auspacke. By the way, für mich ist es ein bisschen merkwürdig, die ganze Zeit mit der Kameralinse an meinem Laptop zu quatschen. Jetzt weiß ich, wie sich Leute fühlen, die Vlogs drehen. Total strange. Wisst ihr, was mir dabei hilft? Ich stelle mir eure dummen Gesichter vor, während ihr diese Videos anschaut.

Wo war ich stehen geblieben?

Ah, richtig! Wenn ihr das hier seht, liebe Pretty Pennies, habt ihr mich bereits auf dem Gewissen. Mein Zeitplan sagt, ihr werdet mich Montagmorgen umbringen, um acht Uhr fünfunddreißig, um genau zu sein. Aber natürlich will ich nicht, dass alle anderen Zuschauer hier denken, ich würde euch zu Unrecht beschuldigen.

Kurz nach meinem Tod wird Bacon’s Last Will für die Massen freigeschaltet. Damit die restlichen TLE-User kapieren, wie alles anfing, müssen sie euch besser kennenlernen. Euch: meine zukünftigen Mörder.

Es hilft nichts, ich muss ganz am Anfang starten. Damals wart ihr Pretty Pennies noch zu dritt – Lynn kam erst später dazu.

Viele fragen sich bestimmt, wer die Clique ist, die sich selbst als ein »nettes Sümmchen« oder »eine Stange Geld« bezeichnet. Und wozu? Als kleine Gedankenstütze? Für alle, die bisher nicht kapiert haben, dass euren Mummys und Daddys die Moneten nur so aus den Ohren quellen? Oder damit jeder sofort weiß, in welche Schublade er euch stecken soll? Als wäre jeder Mensch ein Song, den man nur verkaufen kann, wenn er sich einem Genre zuordnen lässt. Weil nichts schlimmer ist als das Undefinierbare. Denn was passiert mit einem Track, der kein Genre hinterlegt hat? Genau: Er wird in die Kategorie »Unbekannt« geschoben.

Ein Song, der sich einem Genre unterordnen lässt, ist ein guter Song. Berechenbar. Ohne böse Überraschungen.

Ich war kein guter Song.

Also habt ihr mich gleich an meinem zweiten Tag am Graham in eine Schublade gestopft.