Psychologie: Wie das Hirn sich selber heilt (GEO eBook Single) -  - E-Book

Psychologie: Wie das Hirn sich selber heilt (GEO eBook Single) E-Book

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Beschreibung

Eine Therapie, die Depressiven aus ihrem Tief hilft. Die dem Zappelphilipp Ruhe schenkt, dem Phobiker die Angst nimmt. Und zwar ohne Tabletten und ohne Nebenwirkungen. Neurofeedback verlässt sich allein auf die Kraft der Gedanken Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Seitenzahl: 28

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Herausgeber:

GEO

Die Welt mit anderen Augen sehen

Gruner + Jahr GmbH & Co KG,

Am Baumwall 11, 20459 Hamburg

www.geo.de/ebooks

Inhalt

Neurofeedback

Von Ines Possemeyer

Zusatzinfos

Drei Fallbeispiele

Interview: »Der Patient lernt nur, was er lernen will«

Alternativen: Die Kunst, sich zu kontrollieren

Ansprechpartner: Wer hilft?

Literaturtipps

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Hirn, heile dich selbst!

Eine Therapie, die Depressiven aus ihrem Tief hilft. Die dem Zappelphilipp Ruhe schenkt, dem Phobiker die Angst nimmt. Und zwar ohne Tabletten und ohne Nebenwirkungen. Neurofeedback verlässt sich allein auf die Kraft der Gedanken

Von Ines Possemeyer

Jan Pradell (Name geändert) sitzt in einem Sessel und beobachtet sein Gehirn bei der Arbeit. Ganz entspannt, obwohl ihn sein Gehirn über Jahre so gequält hat, dass er dachte, er sei verrückt.

Mit 14 Jahren fing es an, nach einem Joint. Plötzliches Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern. Jan, der wohlbehütete Junge, kiffte nie wieder. Doch die Anfälle wurden schlimmer. Sprechangst, Platzangst, Prüfungsangst, Flugangst. Zwangsgedanken, aus dem fahrenden Auto springen zu müssen. Vor seinen Eltern, seiner Freundin verbarg er diese Not. Aus Sorge, sie würden ihn für schizophren halten.

Mit 18 ging er heimlich zu einem Therapeuten. Die Diagnose: „Generalisierte Angststörung“. Bis zu zehnmal täglich gipfelte Jans Furcht vor fast allem in Panikattacken. Das heißt, in Todesangst.

Auf dem blonden Scheitel des heute 30-Jährigen haften Elektroden zur Ableitung eines EEG (Elektroenzephalogramm). Sie messen Spannungsschwankungen in der elektrischen Aktivität von Nervenzellverbänden: jene „Hirnströme“, die all unser Denken, Handeln und Fühlen begleiten. In denen sich spiegelt, ob wir wach, entspannt, konzentriert oder gestresst sind, ob ein epileptischer Anfall bevorsteht – oder die Nerven im Daueralarm einer Angstattacke festhängen.

Doch Jan spürt nicht, was neurophysiologisch in seinem Kopf vorgeht, dafür hat er keine Rezeptoren. Aber er hat das EEG: Auf einem Monitor kann er seine gemessene Hirnaktivität „online“ verfolgen. Allerdings nicht als abstraktes Wellenmuster, sondern verwandelt in die Computeranimation eines Flugzeugs. Das ruckelt über den blauen Bildschirm, sackt kurz nach unten, bevor es immer deutlicher aufwärtsstrebt. Als es entschwunden ist, leuchtet eine Sonne auf: ein Lob für den Piloten! Denn Jan hat den Flieger gezielt nach oben gesteuert – indem er seine Hirnaktivität manipuliert.

Was wie ein Computerspiel ohne Maus und Tastatur anmutet, ist ein Gehirntraining, „Neurofeedback“ genannt: Indem Jan eine ausgewählte neuronale Aktivität zurückgemeldet bekommt, lernt er, diese zu verändern – nachhaltig. Gleich einem Tänzer, der eine gewünschte Haltung so lange vor dem Spiegel einstudiert, bis sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Zugegeben, das klingt ziemlich schräg. Aber es hat revolutionäres Potenzial: Denn vom Autisten bis zum Zwangsgestörten könnte Neurofeedback all jenen eine alternative Therapieform bieten, deren Leiden mit bekannten neurobiologischen Auffälligkeiten einhergeht. Die gestörte Hirnaktivität ließe sich durch ihre Rückmeldung an den Patienten gezielt ein Stück weit korrigieren. Ohne Medikamente, ohne jahrelange Therapien, stattdessen mit ein paar Dutzend Stunden am Computer.

Ein Trainingsprogramm für das verwirrte Hirn also. Werden wir das womöglich eines Tages ebenso normal finden wie den Muskelaufbau im Fitnesscenter?