Puttis Abenteuer - Artur Kalmarczyk - E-Book

Puttis Abenteuer E-Book

Artur Kalmarczyk

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Beschreibung

In einem Fass züchtet ein Fischer Karpfen für seinen Fischteich heran, die er schließlich im Anzuchtteich und später im großen Fischteich aussetzt. Unter diesen befindet sich auch Putti, der schuppige Held des Abenteuers. Wir begleiten Putti während er größer und älter wird und allerlei Abenteuer in seinem heimischen Fischteich erlebt. Er schließt sogar Freundschaft mit dem alten Fischer, der ihn gezüchtet hat. Putti lernt viel über das Leben als Fisch und über das Ökosystem, in dem er lebt. Und er wird sogar entführt! Gelingt es dem Fischer, den mutigen Putti zu retten und wieder nach Hause zu bringen? Und wie kommt es, dass ein Karpfen und ein Kater ein Bad nehmen? Das und mehr in "Puttis Abenteuer"!

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Seitenzahl: 91

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Artur Kalmarczyk

Puttis Abenteuer

Puttis Abenteuer

Artur Kalmarczyk

Copyright: © 2013 Artur Kalmarczyk

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-4545-5

Putti

Die Fischerei, ein kleiner Familienbetrieb, liegt am Rande eines kleinen Waldes. Die rot bedeckten Häuser sind umgeben von kleinen Teichen, denen sich ein großer See anschließt. Diesen See schuf einst vor langer Zeit die Eiszeit. Sein klares Wasser spiegelt kristallklar im Sonnenlicht. Milliarden Diamanten funkeln dann im Licht. Schaut man hinein, schmerzen die Augen.

Der Fischer erbte die Anlage von seinem Vater. Etliche Generationen hatten ihr Auskommen. Keiner der Vorfahren ist verhungert. Reichtümer blieben aus. Die jetzige Generation hält sich mühsam über Wasser. Harte Zeiten sind angebrochen.

Es ist Juni. Seit Tagen brennt die Sonne vom wolkenlosen tiefblauen Himmel. Die Quecksilbersäule steigt auf fünfunddreißig Grad. In der Sonne über vierzig. Die Nacht bringt wenig Linderung. Die Abkühlung lässt auf sich warten. Mensch und Tier leiden gemeinsam. Der Hochsommer noch Wochen entfernt.

Im Teich brodelt es. Der Fischer hat die Laichkarpfen mit Hilfe eines Netzes zusammen getrieben. Mit einem Kescher fängt er ein dickes Weibchen heraus. Über einer Schüssel wird der Laich vorsichtig abgestreift. Goldgelb glitzert der Laich in der Sonne. Die Milch eines Männchens wird von der Fischersfrau mit Hilfe einer Hühnerfeder darunter gerührt. So wird die Befruchtung der Eier gewährleistet. Die Laichfische werden in den Teich zurück gesetzt. Sie erholen sich schnell, um für das kommende Jahr neue Eier produzieren zu können. Das Leben in den befruchteten Eiern beginnt. Eine neue Generation Karpfen entwickelt sich. Unter ihnen wird Putti der Karpfen sein.

In einer mit Wasser gefüllten Kanne wird der Laich zu einem Aufzuchtsteich getragen und dort vorsichtig verteilt. Der Teich wird mit einem Netz gegen Fischräuber geschützt. In der Fischerei treiben sich immer ein paar Räuber herum. Fischreiher, Krähen, Katzen und neuerdings auch Kormorane sind immer für eine Fischmahlzeit zu haben. Sie verursachen viel Arbeit und Ärger. Ewig kann der Fischer nicht am Teich bleiben. Die Gelegenheit zum Diebstahl kommt bestimmt.

Als neue Plage treten Waschbären auf. Die aus Gehegen ausgebrochenen Tiere haben sich schnell vermehrt. Sie haben im nahen Wald ihr Domizil aufgeschlagen. Gegen die gewitzten Brüder ist kein Kraut gewachsen. Sie kommen in der Nacht! Für Hasso, den Hofhund, sind es gute Kumpels. Er verbellt die Waschbären nicht, schaut nur interessiert zu, wenn sie zum Plünderzug auftauchen. Nur Mautzi, der Hofkater, faucht wild. Schließlich klauen die Brüder sein Futter. Er ist hier der Boss! Hasso schaut nur amüsiert zu. Er legt die Schnauze auf die Pfoten und betrachtet gelassen das Spektakel. Die Nacht ist lang.

Der Laich wird vom Fischer gleichmäßig im Teich verteilt. Sauerstoff und Sonne erreichen so alle Eier. Die Verluste sind gering und die Fische können sich gut entwickeln. Die Tage verstreichen und die Sonne geht dem ihr übertragenen Brutrecht eifrig nach.

Nach einigen Tagen sind zwei schwarze Punkte im Ei zu sehen. Die Augen der Fische zeichnen sich ab. Das Herz beginnt zu schlagen. Rasch entwickelt sich die Brut. Bald wird sie im warmen Wasser schwimmen.

Hastig strampelt das Fischlein der Oberfläche des Wassers entgegen. Die Blase muss mit Sauerstoff gefüllt werden. Ein Grashalm dient als Leiter. Hastig pumpt der kleine Karpfen die Luft in die Schwimmblase, sonst muss er ersticken. Es gelingt! Die Vorraussetzung zum Überleben ist gesichert. Andere Karpfen sind zu schwach entwickelt. Sie ersticken am Gewässergrund. Nur der Starke gewinnt den Überlebenskampf.

Putti ist stark. In seinem Bauch hat die Natur einen Dottersack installiert. Der reicht, die ersten Tage der Energieversorgung zu überbrücken. Doch der Dottersack behindert die kleinen Karpfen beim Schwimmen.

Im warmen Wasser des Zuchtteichs haben sich Wasserflöhe und Mückenlarven gut entwickelt. Sie sollen die erste Nahrung für die kleinen Karpfen sein. Im Teich wimmelt es davon nur so.

Putti hat Hunger. Er muss jagen. Doch wie? Er saust hinter einem der Wasserflöhe her und schnappt zu. Der Floh will sich nicht fressen lassen. Verzweifelt wehrt er sich. Doch Putti ist stark! Er verschlingt den Floh. Noch einen. Und noch einen. Bis sich das Gefühl der Sättigung einstellt. Er hat gelernt, Beute zu schlagen.

Der Fischer ist zum Teich gelaufen, um nach dem rechten zu sehen. Sein Schatten fällt auf die Wasseroberfläche. Entsetzt taucht der Schwarm der Fischlein ab. Der Schatten macht ihnen Angst! Die Instinkte warnen: Gefahr!

Lächelnd blickt der Fischer ins Wasser. Hier schwimmt der Lohn seiner Arbeit. Viele Tonnen Fischeiweiß wachsen heran. Mückenlarven und Wasserflöhe reichen noch aus, stellt der Fischer fest. Zufütterung braucht noch nicht zu erfolgen. Die Karpfen können fressen und wachsen – wachsen und fressen.

Ein Häuschen mit einem kleinen Herz in der Mitte steht unweit eines Haselgebüsches, dem sich ein kleines Gärtchen anschließt. Die Fischerin pflückt dort in der Morgenkühle grüne Bohnen. Die Bohnen gedeihen in der Wärme prächtig. Am Abend zuvor hatte die Fischerin Bohnensalat zum Abendbrot angerichtet. Der Fischer aß ihn gern. Die Wirkung war ihr vertraut.

Der Fischer strebt mit langen Schritten dem Kabäuschen zu. Die langen Gumihosen, an deren Enden sich Gummistiefel befinden, hindern nicht an der Eile. Das Örtchen im Wohnhaus will er nicht benutzen. In seinem Aufzug hat Madam etwas dagegen. Sie hält das Häuschen blitzeblank. Mit Donnerwetter würde er des Hauses verwiesen werden.

Trotz aller Eile bleibt der Fischer vor der Tür stehen, um sich eine Pfeife anzuzünden. Dazu benutzt er eine selbst angebaute Tabakmischung. Nach dem Anzünden der Pfeife öffnet er die Tür. Misstrauisch mustert er den Innenraum. Stechmücken sitzen zuhauf im Halbdunkel. Die Mücken im Örtchen hasst der Fischer. Oft stechen sie in sein Hinterteil bei anstrengender Sitzung. In den langen Gummihosen kann man sich schlecht kratzen.

Dicke Wolken pafft der Fischer ins Örtchen. In Schwärmen stieben die Mücken davon. Der Fischer grient. „Gute Mischung, prima Knaster“, murmelt er vor sich hin.

Das Feld mit dem Tabak bestellt er stets selbst. Dort hat seine Frau nichts zu suchen. Das ist Männersache! Im Winter bearbeitet er den Rohtabak weiter bis zum Gebrauch. Ein uraltes Geheimrezept, nur von richtigen Männern zu rauchen!

Nun wird es höchste Zeit. Im Bauch rumort es. Trotzdem tippt er mit dem Pfeifenstiel an ein kleines Schild, auf dem geschrieben steht: „Nun sitze hier und drück mit aller Kraft für die Not leidende Landwirtschaft!“, „Guter Spruch!“, murmelt der Fischer. Wer den Spruch mal angebracht hat, weiß er nicht. Er hing schon immer dort.

Nun wird es aber allerhöchste Zeit. Er drückt mit aller Kraft für die Not leidende Landwirtschaft. Ein donnerartiges Geräusch verlässt seinen Allerwertesten. Das löst eine ungeahnte Kettenreaktion aus. Madam war immernoch mit Bohnenpflücken beschäftigt. Eine Blechschüssel steht auf einem Hocker. Dort komen die Bohnen hinein. Beim Pflücken kann man auch seinen Gedanken nachhängen. So kommt der Donner völlig überraschend.

„Huch!“, juchzt sie und fährt hoch, stößt dabei dieBlechschüssel vom Hocker. Die scheppert auf die Steinumrandung des Bohnenbeetes. Aus dem Haselgebüsch tobt wütend und laut bellend Hasso hervor, der einen Angriff auf seine Herrschaften vermutet. Mautzi, der Hauskater, der auf der anderen Seite des Gebüsches döst, meint, der Köter will ihm ans Fell und stiebt dick aufgeplustert und fauchend den nahen Birnbaum hoch. Die Schweine im Stall hören das Scheppern, denken, es gibt Fressen und beginnen zu grunzen und zu quieken; bullern an die Koben. Das wiederum erschreckt die Haustauben auf dem Dach, die, mit den Flügeln klatschend, auffliegen. Ein perfektes Chaos hat der Fischer mit seinem lauten Furz ausgelöst.

Wütend donnert er mit der Faust an die Tür. Diese knallt auf und er brüllt: „Ruhe! Ruuuheee!!!" Alle lauschen erschrocken. So erleben sie ihren Herrn und Meister selten. Der Hund verschwindet im Gebüsch, der Kater rutscht vom Baum und die Fischerin sammelt mit einem missbilligenden Blick in Richtung Häuschen ihre Blechschüssel und die Bohnen wieder ein. Nur die Tauben fliegen noch ein paar Runden.

„Warum nicht gleich so?“, murmelt der Fischer, „Es geht doch!" In aller Ruhe setzt er sein Morgengeschäft ohne weiteren Lärm fort. Kräftig pafft er dicke Wolken aus seinem Knösel. Wirtschaftliche Gedanken gehen ihm durch den Kopf. Seit einiger Zeit gehen die Geschäfte schlecht. Ein Großteil der Jugend ist fortgezogen. Es sind keine Arbeitsmöglichkeiten im Ort. Die Alteingesessenen sind an Sparsamkeit gewöhnt und stellen auf Selbsterzeuger um. In jedem Gehöft tummeln sich wieder Federvieh und Huftiere. Er muss die Preise senken! Unwillig zieht er am Knösel. Seine Existenz ist gefährdet.

Fort mit den lästigen Gedanken! Er zieht die Buchsen hoch und begibt sich an seine Arbeit.

Seit Wochen hält die Hitzewelle das Land umklammert. Grell blendet die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel. Kein Zweig regt sich in der flimmernden Luft. Über den Feldern steht die Hitzglocke. Müde ist die Natur. Nach Regen wird jeden Tag Ausschau gehalten. Jeden Morgen klopft der Fischer ans Barometer. Der Zeiger steht unverrückt an seinem Platz. Der Fischer hat Sorgen. Das Wasser in den Zuchtteichen beginnt, beängstigend zu sinken. Das Flüsschen, das den Teich mit Frischwasser versorgt, ist nur noch ein Rinnsal.

Auch heute kontrolliert der Fischer wieder das Barometer. Ein Mal am Tag ist Muss! Achtlos will er weitergehen. Er bleibt stehen. Da ist doch was? Der Fisfcher läuft zurück. Tatsächlich! Der Luftdruck fällt! Das bedeutet, eine Wetterwende kündigt sich an. Es könnte Regen geben. Schlimme Gewitter hat das flache Land schon erlebt. Davon können Generationen erzählen. Hagelschläge, verbunden mit Sturm, sind in diesem flachen Land nicht willkomen. Zuviel Schaden kann entstehen und die oft schmalen Ernten auf den kargen Böden zerstören. Unruhe packt den Fischer. Er läuft ins Haus und holt das Radio, klemmt es sich unter den Arm und läuft zum Aufzuchtsteich. Nun kann er Wetterwarnungen verfolgen.

Ganz langsam verschwindet das strahlende Blau des Himmels. An seine Stelle tritt ein milchiges Weiß. Unerträglich wird die Schwüle. Schweiß rinnt über das Gesicht und brennt schmerzhaft in den Augen. Die Arbeit wird zur Qual. „Für heute ist Schluss!“, murmelt der Fischer. Die Uhr zeigt Elf an und in der Ferne ist ein leises Grummeln. Der Fischer horcht. Es grummelt tatsächlich! Abkühlung kündigt sich an. Das Dröhnen und Poltern rückt näher. Der Fischer überprüft das Gelände. Ist alles festgemacht? Kann nichts herumfliegen? Türen und Fenster dicht, die Netze verankert? „Scheint alles in Ordnung zu sein.“, stellt er beruhigt fest. Das Gewitter kann komen.

Eine nachtschwarze Wolkenwand schiebt sich über den Horizont. Blitze leuchten auf, der Donner grollt. Langsam kommt die Gewitterfront näher. Beim Fischer steigt die Spannung. Die Luft scheint zu knistern. Elektrizität liegt in ihr. Unter den Dächern sitzen dick aufgeplusterte Spatzen und alten die ewig schilpenden Schnäbel still. Besorgt schaut der Fischer zum Himel. Gespenstisches, fahles Gelb überzieht Himmel und Landschaft. Fortgewischt ist das Tageslicht. Kein Zweig regt sich. Lähmende Stille liegt über dem Land. Menschen und Tiere spüren das nahende Unheil.