Qi Gong - James MacRitchie - E-Book

Qi Gong E-Book

James MacRitchie

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Beschreibung

Aus dem Inhalt: – Die Geschichte des Qi Gong, sein Ursprung, die historische Entwicklung, verschiedene Stile – Einblicke in den Taoismus, den philosophischen Hintergrund von Qi Gong – Vergleiche mit anderen westlichen und östlichen Übungsformen – Informationen über den Energie-Körper des Menschen – die gesamte Palette der Qi Gong-Anwendungen in den Bereichen Medizin, Kampfkunst, spirituelle Entwicklung – sechs einfache Übungsfolgen (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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James MacRitchie

Qi Gong

Chinesische Gesundheitsübungen. Eine Einführung

Aus dem Englischen von Michel Bouteville

FISCHER Digital

Inhalt

Dieses Buch ist meiner [...]Anmerkung des AutorsEinleitungQi Gong-Übungen zur Erfahrung Ihres Qi1. Was ist Qi Gong?Warum sollte man Qi Gong üben?Qi Gong: Das ganze SpektrumQi Gong und der AlltagGesund-SeinGemeinsame Merkmale aller Qi Gong-FormenNei Dan und Wai DanNei Dan/Statisches/Internes Qi GongWai Dan/Dynamisches/Äußeres Qi GongQi Gong und andere PraktikenZusammenfassungÜbung eins. Das heilende Lächeln2. Die Geschichte des Qi GongDie Geschichte ChinasDie Geschichte des DaoismusLao Zi und das Dao De JingZhuang Zi und Lie ZiGrundlegende Prinzipien»Reiner« Daoismus und Volks-DaoismusDie Geschichte des Qi GongDie klassischen Formen des Qi GongDas Spiel der Fünf TiereDer Klassiker der Stärkung von Muskeln und Sehnen und der Klassiker des Waschens des RückenmarksDie Sechs Heilenden LauteTaiji QuanDie Acht Brokat-ÜbungenSpontanes Qi GongLu Lu Dao YinMedizinisches Qi GongQi Gong im Westen – transkultureller TransferÜbung zwei. Die Energie-Dusche3. Fernöstliche Energie – Anatomie und PhysiologieAnatomie des EnergiesystemsDie MeridianeDie zwölf HauptmeridianeDie Acht SondermeridianeDie anderen KanäleDie Organe und die BeamtenDie PunkteDie Qi Gong-PunkteDie Drei JiaoDie PulseDie grundlegenden Substanzen – Qi, Blut und SäfteDie Drei DantianDie Drei SchätzeSeele und GeistPhysiologie der EnergieDas DaoYin und Yang und die Acht PrinzipienDie Fünf Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und WasserDie Tabelle der EntsprechungenFamilienbeziehungenMutter/KindMann/FrauBrüder/SchwesterNatürliche Zyklen und Biorhythmen – Erde, Sonne und MondDie Erde und der TagesrhythmusDer Mond und der MonatDie Sonne und die JahreszeitenKrankheitsfaktorenEnergie-Anatomie und -Physiologie und Qi GongÜbung drei. Konzentration aufs Zentrum der KörperenergieKonzentrieren Sie Ihr Qi auf Ihre Mitte, und speichern Sie es dort.4. Die verschiedenen Qi Gong-Arten und ihre AnwendungenEine Übersicht der AnwendungenQi Gong und FitnessQi Gong und die KampfkünsteQi Gong für Gesundheit und WohlbefindenQi Gong und SexualitätKultivierung als SingleKultivierung mit PartnerQi Gong und LanglebigkeitQi Gong und außergewöhnliche menschliche FähigkeitenQi Gong und spirituelle EntwicklungQi Gong und die UnsterblichkeitZusammenfassung der AnwendungenÜbung vier. An das Tor des Lebens klopfenAktivieren Sie die tiefe Ebene Ihrer ererbten Energie.5. Qi Gong und andere ÜbungssystemeWissenschaftliche und medizinische ForschungQi Gong, andere Systeme der Körperenergie und der EnergiekörperModelle der Körperenergie in verschiedenen KulturkreisenDas fernöstliche MeridiansystemDas indische ChakrensystemDas westliche AurafeldDer EnergiekörperPotpourri der NeuentwicklungenTherapeutic TouchTherapeutic Touch (TT) und Qi GongInfolgedessen …Übung fünf. Energie auftankenVerwenden Sie diese Haltungen, um Kraft herzustellen, und lernen Sie dabei, Ihre Energie im Körperinnern zu lenken.6. Qi Gong und ÜbungEmpfehlungen und VorsichtsmaßnahmenAuswahl eines LehrersWas passiert beim Üben?Wie Sie Ihre Energie kultivierenÜbung sechs. Heilende Energie in Ihren HändenWie Sie Ihre eigene Energie gewinnen und sammeln können, um damit sich und andere zu behandelnÜber die ÜbungenDanksagungQuellen der ÜbungenWeiterführende Literatur

Dieses Buch ist meiner Mutter Joan Frederica Tilley

und meinem Sohn John Michael

in Liebe gewidmet.

Anmerkung des Autors

Qi Gong ist der Oberbegriff für eine Vielfalt von Übungen und Meditationen, die, wenn sie korrekt und unter adäquater Supervision ausgeführt werden, Gesundheit und Wohlergehen fördern. Man sollte sie ernst nehmen, nicht mit ihnen spielen: Unkorrekt ausgeführt können diese Übungen unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Es ist wichtig, den Anweisungen genau zu folgen, wenn Sie die Übungen in diesem Buch nachvollziehen. Bitte beachten Sie auch die Empfehlungen, die Ihnen helfen werden, einen guten Lehrer zu finden.

Die Übungen in diesem Buch sind nicht als Ersatz für eine ärztliche Behandlung gedacht. Für medizinische Fragen konsultieren Sie bitte Fachleute.

Ich vertrete in diesem Buch meine persönlichen Meinungen, sie sind aus meiner Praxis und aus meinen Erfahrungen mit Qi Gong, aus fünfzehn Jahren Praxis der klassischen daoistischen Akupunktur und aus den Forschungen, Einsichten und Interpretationen gewachsen, die ich während der Forschungsarbeiten für dieses Buch sammelte. Sie haben nicht den Anspruch, irgend etwas anderes vorzutragen, und sind mein ganz persönlicher Standpunkt – als Schüler, Beobachter und Kommentator dieses neuen Wissensbereichs.

Ich möchte keinesfalls, daß diese Meinungen als endgültige Beurteilungen oder Schlüsse über Qi Gong betrachtet werden; es gibt viele Qi Gong-Meister und jahrtausendealte Stile oder Traditionen. Ich hoffe, daß dieses Buch ein Beitrag zum Verständnis des Qi Gong sein wird, jetzt, da es langsam im Westen bekannt wird. Ich hoffe auch aufrichtig, daß dieses Buch Sie informieren und dazu inspirieren wird, einen Lehrer zu finden, und daß Sie dann anfangen werden, diese unglaublich wertvolle Praxis zu genießen.

Einleitung

1973 nahm ich an einem Tanzseminar in Kalifornien teil. Nach zwölf sehr intensiven und sehr ausgefüllten Tagen mit ein paar Dutzend Leuten aus allen Ecken des Landes endete der letzte Tag mit einem Toben von Congaspielern, die den ganzen Nachmittag mit furiosen Rhythmen trommelten. Das ganze Studio war voll von wild tanzenden Körpern. Ich hatte mich in eine Ecke verkrochen, in eine Decke eingepackt – erschöpft, in mich zurückgezogen – und erholte mich. Plötzlich kam mir eine Frage in den Kopf, eine Frage, die mich seitdem motiviert und antreibt: »Wo kommt die Energie her … und wie funktioniert sie?«

Später, nachdem ich wieder nach England zurückgekehrt war, begann ich nach und nach zu begreifen, daß Energie von einigen Leuten als grundlegend für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden betrachtet wurde, während andere sie so hoch einschätzten, daß sie sie als die Grundlage ihres spirituellen Lebens begriffen. Andere Fragen begannen zu keimen:

Wie kann man seine eigene Energie erfahren und spüren?

Wie bildet Energie den Hintergrund für Gesundheit und Wohlbefinden?

Was kann man tun, um seine Energie zu optimieren?

Es schien mir, als seien diese einfachen Fragen der magische Schlüssel zur Erforschung der Qualität und der Grundlage des Lebens: wie ein Mensch lebt, wie er sein Leben fühlt und jeden Tag erfährt.

Ich bin ein einfacher Typ der Arbeiterklasse aus Liverpool, aus dem Norden Englands, und wollte daher einfache, direkte Antworten, die mir helfen sollten, diese Dinge nachzuvollziehen, meine Energien wieder aufzuladen, wann immer ich es wollte, und so das Leben zu genießen. Wie auch immer, es gab nichts in einfachem Englisch, geschrieben durch oder für Leute wie dich und mich, das sehr einleuchtend wirkte. Der Energiebegriff ist die Basis vieler Aspekte unseres Selbst, und dennoch, seltsam genug, fand ich nur wenig verständliche Informationen, als ich damals begann, mich umzuschauen. Es war in der Tat merkwürdig! Yoga sah wie ein nachvollziehbares System aus, aber es war nicht meins.

Ich hatte mich die letzten zehn Jahre in der Kunstszene, im Rock’n’Roll-Business und im ›Community Theater‹ engagiert und mußte mich der für einen Mittzwanziger fälligen Grundfrage stellen: »Was soll ich jetzt mit dem Rest meines Lebens anfangen?« Nachdem ich alle Möglichkeiten geprüft hatte, gewann ich den Eindruck, daß ein erster Schritt das Lernen dieser fundamentalen Sache, genannt Energie, durch das Studium eines besonderen Energiesystems sein könnte. Ich meldete mich in einer Akupunkturschule an.

Zur gleichen Zeit begann ich auch, Tanz zu unterrichten und mit dem Energiekörper zu arbeiten – als Ausdrucks- und Kreativitätsmittel und für das persönliche Wachstum. Unerwarteterweise bekam all dies eine eigene Dynamik und brachte ›The Natural Dance Workshop‹ zur Blüte. Eine Form von nicht-stilisiertem Tanzen – was jeder schaffen kann –, gemischt mit humanistischer Psychologie und Gruppenprozessen, als eine Form von sozialer Kunst. Ursprünglich in London angesiedelt, entwickelte sich diese Arbeit später in Europa und setzte sich als eine neue Tanzform durch. Nach dem Abschluß in der Akupunkturschule praktizierte ich in London auf Teilzeitbasis.

Die Akupunktur ist ein kompletter und umfassender Wissenskorpus über das Energiesystem, das in den Tiefen der östlichen Philosophie wurzelt. Aber die Akupunktur selbst, der Gebrauch von dünnen Nadeln und von Wärme, ist schlicht eine Methode oder eine Technik der Beeinflussung der Energie innerhalb des Körpers. Mir wurde bald klar, daß es mehr als eine einzige Methode geben mußte, um den Energiebegriff zu erfassen. Irgendwo mußte es eine tiefere Ebene des Verständnisses geben, aber niemand schien sehr viel darüber zu wissen.

1981 kehrte ich in die USA zurück, nach Boulder, Colorado, vor allem, um mich auf die Akupunktur zu konzentrieren – und um meine Forschungen und mein Verständnis der Energie zu vertiefen –, und gründete zu diesen Zwecken mit Anna Wise ›The Evolving Institute: A Center for Personal and Social Evolution‹, ein Selbsterfahrungs-Institut, ein Zentrum für persönliche und soziale Entwicklung.

Eines Morgens im Jahre 1983 saß ich unschuldig am Schreibtisch, dachte über meine Beschäftigung nach und schaute die Post durch. Ich öffnete ein Faltblatt. Es kündigte ein Wochenendseminar in ›Qi Gong‹ an. ›Qi was?!‹ Ich keuchte. Mein Geist begann zu rotieren. Plötzlich funkte es. All die vergangenen neun Jahre hatte ich mich in den Bereichen der Akupunktur und der östlichen Medizin engagiert, ich war Mitglied professioneller Verbände, gehörte den Bewegungen der ›Alternative Health‹ (Alternative Gesundheit) und des ›New Age‹ an, ich hatte an internationalen Tagungen teilgenommen … Kein einziges Mal hatte ich den Begriff Qi Gong auch nur erwähnt gehört. Vielleicht war’s wirklich das, was ich suchte?

An diesem Wochenende trat ich durch ein magisches Tor, das die Ausrichtung meines Lebens veränderte und es in eine neue Dimension brachte. Ich lernte meinen ersten Qi Gong-Lehrer, Meister Mantak Chia, kennen. Nachdem ich selbst intensiv geübt hatte, begann ich, Patienten in einigen dieser Methoden und Formen zu unterweisen. Seitdem bin ich einer Vielzahl von Lehrern und Übenden begegnet und habe mit ihnen studiert. Qi Gong wurde in mein Leben als meine persönliche Praxis integriert, sehr zu meinem eigenen Vorteil. Fünfzehn Jahre daoistische Akupunktur hatten mir ein solides Fundament gegeben, um mit Qi zu arbeiten und es zu verstehen. Die Unterrichtstätigkeit der acht letzten Jahre ist jetzt zu einer Vielfalt umfassender Übungsprogramme gewachsen.

Qi Gong ist lediglich eine Vorgehensweise der energetischen Körperarbeit. Ich hatte eine Vorstellung all der verschiedenen Aspekte der Körperenergie in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen und ihrer sozialen und kulturellen Relevanz, als ich 1989 zusammen mit meiner Frau Damaris Jarboux das Body-Energy Center in Boulder, Colorado, gründete. Wir interessieren uns für die Anatomie und die Physiologie des Energiekörpers und für seine Beziehungen zur Gesundheit von Körper, Geist und Seele. Wir verbinden Qi Gong mit Akupunktur, mit ›Therapeutic Touch‹ und mit anderen Heilmethoden, in privater Praxis, Trainings- und Workshops. Wir benutzen traditionelles und neues Wissen neben rituellen Formen und Mythen als Mittel der Stimulation personeller und gruppendynamischer Prozesse. Wir setzen einen unserer Schwerpunkte in die Verbesserung dieser Arbeit innerhalb eines breiteren sozialen und kulturellen Kontextes. Wir organisieren Vorträge, unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen und fördern Tanzbegegnungen.

Dieses Buch wird Sie in einen Bereich einführen, der erst jetzt im Westen langsam bekannt wird – historisch gesehen seit einem Augenblick. Im Vergleich dazu entfaltet sich in China und im Fernen Osten dieses Wissen über die Energie ständig weiter, und das schon, solange die Geschichte es dokumentieren kann, d.h. dreitausend Jahre oder hundertzwanzig Generationen. Dort ist es die Basis der Gesundheitsfürsorge, der spirituellen Entwicklung und der täglichen Lebensweise. Kaiser, Mönche, Ärzte, Kampfkünstler und andere lernen, wie sie ihre eigene Energie erzeugen, kontrollieren, entfachen, veredeln, speichern oder sogar an andere weitergeben können. Qi Gong wurde geheimgehalten, mündlich von Lehrer zu Schüler vermittelt oder für wenige Privilegierte reserviert, aber im Zeitalter des planetarischen Informationsaustauschs hat sich dieser wunderbare Wissensschatz so weit verbreitet, daß er jedem zugänglich ist. In der Volksrepublik China spricht man heute von einem ›Qi Gong-Wahn‹. 1988 fand in Peking die ›Erste Weltkonferenz für akademischen Austausch über medizinisches Qi Gong‹ statt. Vortragende präsentierten Konzepte und praktische Vorführungen, deren Bandbreite von wissenschaftlichen und medizinischen Forschungen bis zu Vergleichen zwischen höheren Bewußtseinszuständen im Buddhismus und im Yoga reichte. 1990 wurde in Berkeley, Kalifornien, der ›Erste internationale Qi Gong-Kongreß‹ gehalten, in welchem die neunziger Jahre das ›Qi Gong-Jahrzehnt‹ genannt wurden. Andere Konferenzen haben seitdem stattgefunden, und weitere sind geplant. In China ist der Drache ein altes Symbol für spirituelle Verfeinerung: Er zeigt sich jetzt überall.

Bei meinen Recherchen für dieses Buch wurde mir klar, daß der Begriff ›Qi Gong‹ erst zu Beginn dieses Jahrhunderts auftauchte. Historisch gesehen gab es anfangs die Namen für die einzelnen Übungssysteme: Dao Yin (Dao bedeutet Führen, Leiten, Yin bedeutet Dehnen), Tugu Naxin (Tugu bedeutet das Alte bzw. Verbrauchte loslassen, Naxin bedeutet das Frische aufnehmen). Die chinesische Sprache ist für unterschiedliche Übersetzungen und Interpretationen offen. Es gibt mehrere standardisierte Systeme der Transkription; hier wird die Pinyin-Transkription verwendet.

Als die Idee, dieses Buch zu schreiben, 1990 das erste Mal vorgeschlagen wurde, stand am Anfang die Frage, wie wir die Informationen sammeln sollten. Es gab sehr wenig leicht verfügbare Information und keinen Konsens über seriöse Quellen oder eindeutige Referenzen. Im Laufe meiner Gespräche mit verschiedenen Lehrern und Verlegern wurde mir klar, daß die adäquate Art und Weise der Materialsammlung eine journalistische Arbeitsweise erforderte: mit so vielen Leuten wie nur möglich sprechen und dann die Teile zusammenfügen.

Dieses Buch ist das Ergebnis von persönlichen Unterhaltungen mit Qi Gong-Lehrern, vom Studium von Dutzenden von Büchern, Zeitschriften, Artikeln und Übungshandbüchern, unzähligen Telefongesprächen, Besuchen und Diskussionen mit Autoren und Herausgebern, Umfragen, einer Reise nach England … Ein Teil dieser Forschungen umfaßte die sich schnell vermehrende Anzahl der Qi Gong-Bücher, die gleichzeitig Mitte der achtziger Jahre zu erscheinen anfingen. (Aus unerklärlichen Gründen publizierten vier Autoren gleichzeitig 1985 ihr erstes Buch auf englisch!) Aber die Mehrzahl dieser Bücher schien für längst Bekehrte gedacht zu sein – Akupunkteure, Übende des Taiji Quan, Kampfkünstler oder andere Studenten der chinesischen Kultur.

Dieses Buch ist der Versuch einer Beschreibung von Qi Gong in einer Sprache, die jeder verstehen kann. Es war für mich ein Lernprozeß und ein Werk der Liebe; durch meine Nachforschungen ist mir das Privileg widerfahren, einige bewundernswerte und beeindruckende Persönlichkeiten kennenzulernen.

Wenn Qi Gong für Sie neu ist, wird Ihnen dieses Buch helfen, sich zu orientieren. Beim Schreiben habe ich an folgende drei Zielgruppen gedacht:

Laien, die ein Einführungsbuch in Qi Gong brauchen.

Qi Gong-Studenten, die eine Übersicht über die Bandbreite des Qi Gong suchen.

Qi Gong-Lehrer, die sich mehr auf den westlichen Kontext einstellen wollen.

Qi Gong ist einer der wichtigsten und grundlegendsten Übungswege, die Sie beschreiten können. Während der letzten dreißig Jahre haben Akupunktur und die fernöstlichen Konzepte der Körper-Energie die westliche Welt wie eine Flutwelle getroffen. Heute sind sie Gemeingut. Das gleiche passiert glücklicherweise mit Qi Gong zum Vorteil aller. Ich wünsche mir aufrichtig, daß dieses Buch Sie dazu inspiriert, weiter und tiefer einzusteigen, und daß Sie beginnen, diesen grundlegenden Aspekt Ihres Lebens zu pflegen – Ihre Energie.

 

James MacRitchie

Boulder, Colorado, 1992

Qi Gong-Übungen zur Erfahrung Ihres Qi

Damit dieses Buch mehr als eine theoretische Abhandlung wird, haben wir eine Reihe von Übungen eingefügt, die Ihnen helfen werden, Ihr Qi/Ihre Energie zu fühlen. Sämtliche Übungen können mit einem durchschnittlichen Gesundheitszustand gemacht werden – unabhängig vom Alter oder von früheren Erfahrungen. Sie bauen aufeinander auf und entwickeln sich in der hier geschilderten Reihenfolge. Folgen Sie den Anleitungen. Sie sind zwar in einem gewissen Rahmen flexibel, sollten aber zumindest am Anfang genau befolgt werden. Die Übungen erscheinen in folgender Reihenfolge:

Das Heilende Lächeln

Lernen Sie, Ihre inneren Organe anzulächeln, und befreien Sie sich von Ihren Anspannungen.

Die Energie-Dusche

Nehmen Sie äußere Energie auf, und benutzen Sie sie, um sich von Ihren negativen Energien zu reinigen und sich zu erfrischen.

Konzentration auf das Zentrum der Körperenergie

Konzentrieren Sie Ihr Qi in Ihrer Mitte, und speichern Sie es dort.

An das Tor des Lebens klopfen

Aktivieren Sie die tiefe Ebene Ihrer angeborenen Energie.

Energie auftanken

Benutzen Sie diese Haltungen, um Kraft zu erzeugen, und lernen Sie, die Energie innerhalb Ihres Körpers zu lenken.

Heilende Energie der Hände

Erzeugen und entwickeln Sie Energie, und benutzen Sie sie, um sich selbst oder andere zu heilen.

Diese Übungen stammen aus verschiedenen Quellen, aber sie sind so ausgesucht, daß sie Ihnen eine gute erste Erfahrung vermitteln. Probieren Sie die Übungen, und wiederholen Sie sie langsam, bis Sie die allgemeine Ausrichtung und Absicht begriffen haben. Danach probieren Sie ohne die Beschreibung. Lockere und bequeme Kleidung ohne Einengung im Bauchbereich erleichtert das Üben.

Zu Beginn kann es hilfreich sein, wenn Ihnen die Anleitungen vorgelesen werden, während Sie üben. Sie können aber die Anleitungen auch selbst auf Band sprechen und sie beim Üben abspielen. Machen Sie es sich leicht, und lassen Sie sich Zeit. Jede Übung ergänzt die vorige. Sie können sie in der vorgestellten Reihenfolge hintereinander praktizieren. Diese Abfolge wird Ihre Energie reinigen und tonisieren, Sie erfrischen und stärken. Sie können aber auch diejenigen Übungen auswählen, die Ihnen am besten gefallen, oder eigene Übungsreihen erfinden, wenn Sie bereits weiter fortgeschritten sind. Ganz wie Sie wollen. Lernen Sie diese einfachen Bewegungen, und üben Sie sie regelmäßig, damit sind Sie im Besitz der optimalen Vorsorgemedizin. Qi Gong ist eine erstklassige Investition für Sie und Ihre Gesundheit.

Lernen Sie diese Übungen. Wenn Sie erst Ihr Qi fühlen, werden Sie tausendfach für Ihre Bemühungen belohnt.

1. Was ist Qi Gong?

Qi Gong umfaßt einen weiten Bereich. Es ist so, als fragten Sie einen Chinesen, der in den Westen kommt: »Warum sind Sie hierhergekommen?« Und er antwortet stolz: »Ich bin hier, um Musik zu studieren!« Unsere nächste Frage würde natürlich lauten: »Was für eine Art von Musik?« Und genauso, wie es viele Arten von Musik gibt, so gibt es auch viele Arten von Qi Gong. 1000, vielleicht 10000. Was kann das bedeuten?

Abb. 1: Qi Gong

Es ist jetzt vielen Leuten im Westen dank der Akupunktur, des Taiji Quan und der Kampfkünste bekannt, daß ›Qi‹ Energie bedeutet. Aber ›Gong‹ ist ein Begriff, für den wir im Westen zwar kein Äquivalent in unserem gewöhnlichen Energierahmen haben, der aber eine Grundlage der chinesischen Kultur bildet. ›Gong‹ wird am besten durch ›Kultivierung‹ wiedergegeben.

In den letzten 25 Jahren haben wir uns an Begriffe wie ›Persönliche Entwicklung‹, ›Persönliches Wachstum‹ und ›Selbsterfahrung‹ gewöhnt; und tatsächlich sind sie, im Sog der Blüte der Humanistischen Psychologie und der Human Potential-Bewegung, Ziele geworden, nach denen Menschen streben. Aber ›Kultivierung‹ bedeutet noch etwas anderes. Dieser Begriff liegt nicht auf der Wellenlänge der normalen westlichen Haltung dem Leben gegenüber. Er hat mit Eile nichts zu tun, auch nicht mit Rentabilität oder Mode. Er glänzt nicht. Er kennzeichnet etwas, das langsam und stetig, allmählich, konstant und bescheiden ist. Er erfordert eine andere Geisteshaltung als die, an die wir gewöhnt sind. Er braucht Zeit. Er beinhaltet, daß man etwas Langfristiges auf engagierte und hingebungsvolle Art und Weise vollbringt. Eine der besten Beschreibungen ist die, daß Kultivierung der eigenen Energie so etwas ist, wie ein Stück Papier auf das andere zu legen – nach einer gewissen Zeit werden Sie einen Turm von der Höhe und der Kraft eines Wolkenkratzers haben. Das ist es, was Qi Gong-Übende machen: Sie kultivieren ihre Energie und damit sich selbst.

Warum sollte man Qi Gong üben?

Warum sollte man Qi Gong üben, wenn es so sehr nach Verpflichtung einerseits und nach langwierigen Anstrengungen andererseits riecht? Und weswegen überhaupt damit anfangen? Der allereinfachste Grund ist, daß es Ihnen hilft, sich wohl zu fühlen! (Ich kenne niemanden bei einigermaßen guter geistiger Verfassung, der sich lieber unwohl als wohl fühlen würde.)

Aber was bedeutet das: sich wohl fühlen?

Es bedeutet Gesundheit, Wohlbefinden, emotionale Klarheit und Balance, geerdet sein, sich in einem erstrebenswerten Seinszustand zu befinden, sich integriert zu fühlen, einfühlsam zu sein, Glück, Zufriedenheit, Zugang zu seinem Höheren Wesen zu haben, spirituelles Wachstum … Wie Sie es auch immer nennen, es kann auf die eine oder andere Weise durch Qi Gong erreicht oder verbessert werden.

Es gibt viele Arten, dies zu erfahren:

Es können subjektive Empfindungen auftreten wie: sich (vor Freude) strahlend fühlen, Klarheit im Kopf, in Frieden, entspannt, vollkommen erfrischt oder in einem positiven und wünschenswerten Zustand sein.