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France Carol

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Beschreibung

Leos beste Freundin Sophia wird heiraten und bittet ihn, sich in einem Tanzkurs die nötigen Fertigkeiten dafür beibringen zu lassen, damit er auf ihrer Hochzeit eine gute Figur auf dem Parkett abgibt. Nur ungern kommt er diesem Wunsch nach, zumal er feststellen muss, dass auch Sophias Bruder Marcello - ein Mann, der für ihn wie ein rotes Tuch ist - denselben Tanzkurs besucht …

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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France Carol

Queer Tango

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

1.

„Leo, das musst du einfach für mich machen“, sagt Sophia und sieht mich dabei mit ihren großen, dunklen Augen flehend an.

Sie weiß ganz genau, dass ich ihr bei diesem Blick kaum etwas abschlagen kann, und setzt diese Waffe deshalb auch immer wieder gegen mich ein. Wir sind nun schon seit über zehn Jahren gute Freunde und haben gemeinsam so manche Höhen und Tiefen des Lebens durchgestanden, was uns richtiggehend zusammengeschweißt hat.

Getroffen haben Sophia und ich uns, als wir beide die Ausbildung zum Kaufmann respektive zur Kauffrau in derselben Versicherungsgesellschaft antraten. Nach dem Abschluss erhielt jeder von uns eine Festanstellung und so sind wir noch immer Versicherungskaufleute im selben Betrieb.

Die Widrigkeiten, denen wir gemeinsam die Stirn boten, hatten meist mit unserem Liebesleben zu tun, sodass wir uns in den letzten Jahren regelmäßig mit dem anderen entweder über eine glückliche Beziehung freuten, oder aber auch den Liebeskummer teilten. Sophia hatte bei der Wahl ihrer Partner ein weitaus besseres Händchen als ich, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass sich ihr ein viel größeres Angebot auftat. Ich bin schwul und Anwärter für feste Beziehungen gibt es in meinem Universum leider nicht gerade wie Sand am Meer.

Vor bald drei Jahren hat meine Busenfreundin dann den Mann fürs Leben gefunden und ist nun dabei, den scheinbar wichtigsten Schritt im Leben einer Frau zu tun: Sie will heiraten! Henning, ihr Bräutigam, ist ein lieber Kerl und hat mich aufgrund meiner Homosexualität noch nicht einmal schräg angeguckt. Im Gegenteil, er behandelt mich genauso wie all seine anderen Freunde und fühlt sich auch nicht gedrängt, jedem meine sexuelle Ausrichtung auf die Nase zu binden.

Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, zu meinem Schwulsein zu stehen, aber es gibt noch genug Menschen da draußen, die Vorurteile hegen, weshalb ich meist nur ausgesuchte Personen darüber ins Vertrauen ziehe.

„Warum denn, Sophia? Ich komme ja sowieso nicht in Begleitung zu deiner Hochzeit. Da stört es doch dann auch niemanden, dass ich nicht tanze“, versuche ich erneut, mich herauszureden, obwohl ich insgeheim schon weiß, dass ich damit wohl scheitern werde.

„Weil ich will, dass alle meine Gäste so richtig mit mir feiern und dazu gehört eben auch das Tanzen. Zudem möchte ich von meinen beiden Lieblingsmännern – Henning einmal ausgeschlossen – übers Parkett geführt werden. Und das sind nun mal du und Cello.“

Der Name von Sophias Bruder lässt mich unweigerlich etwas zusammenzucken, weil ich den Arsch einfach nicht leiden kann. Während Sophia einen überaus liebreizenden Charakter hat, ist er das genaue Gegenteil. Grob, unsensibel und vor allem ein Machoarsch in seiner reinster Form.

Noch heute sehe ich ihn vor mir, wie er mich bei unserem ersten Zusammentreffen abschätzend von oben bis unten musterte und dann – ohne mich auch nur zu begrüßen – seine Schwester fragte, ob das wirklich ihr Ernst sei. Es dauerte etwas, bis sowohl Sophia, als auch mir klar wurde, dass Marcello – so sein voller Name – dachte, dass wir ein Paar wären.

Zu jener Zeit waren wir beide noch keine zwanzig Jahre alt und Sophia in einer Phase, wo sie sich langsam aber sicher von der fürsorglichen Umklammerung ihrer Familie lösen wollte, weshalb sie Cello auch lange nicht über seinen Irrtum aufklärte. Und wie es sich für einen besten Freund gehörte, spielte ich mit, auch wenn das für mich unzählige Gemeinheiten und Beleidigungen von dem herrischen Bruder nach sich zog. Ich beachtete den Idioten aber einfach nicht weiter, was mein Ansehen in seinen Augen natürlich auch nicht gerade steigerte, doch weil Sophias Eltern mir gegenüber freundlich gesinnt waren, kam ich damit ganz gut klar. Manchmal genoss ich es sogar, wenn die beiden Geschwister mit ihren hitzigen Temperamenten aneinandergerieten, obwohl sie dann meist ins Italienische wechselten und ich kein Wort verstand.

Die wild fuchtelnden Arme und die rot angelaufenen Gesichter der beiden Streithähne boten jedoch eine Show, die nicht zu verachten war, und wenn sich dann auch noch Mutter Maria, eine lebhafte, kleine Italienerin, einmischte, gab es kaum etwas Unterhaltsameres. Vater Norbert - ein wortkarger, aber gemütlicher Deutscher - lehnte sich dann immer schmunzelnd zurück und genoss die Darbietung, was ich ihm gerne gleich tat.

Nun also stand der große Tag meiner liebsten Freundin vor der Tür und würde in knapp fünf Monaten stattfinden. Ihr sehnlichster Wunsch – so hat sie es mir auf jeden Fall gerade verkauft – ist, dass ich bei diesem Anlass auf der Tanzfläche unbedingt eine gute Figur machen soll. Sophia und Henning sind selbst passionierte Tänzer, sodass meine Freundin mich doch einfach über meinen Kopf hinweg bei einem Tanzkurs angemeldet hat. Mir ist zwar überhaupt nicht danach, aber ich erwähnte ja bereits, dass ich ihr einfach nicht die Stirn bieten kann, weshalb ich schlussendlich also auch ergeben einwillige.

 

Zwei Tage später betrete ich also gegen 20 Uhr die Tanzschule, wo sich bereits mehrere Paare eingefunden und auf Stühlen, die an den Wänden aufgereiht stehen, Platz gefunden haben. Kurz nach mir kommt ein großer, schlanker Mann herein und klatscht in die Hände, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu ziehen.

„Also, meine Damen und Herren, ich bin Lorenz und darf Sie dazu auffordern, erst einmal Platz zu nehmen. Die Damen bitte links, die Herren rechts“, sagt er mit lauter Stimme und begibt sich mit elegant schwingenden Hüften in die Mitte des Raumes.

Mir ist sofort klar, dass ich es hier mit einem Artgenossen zu tun habe, weshalb ich ihn gleich mal genauer unter die Lupe nehme.