Queery Tales - Seth Ratio - E-Book

Queery Tales E-Book

Seth Ratio

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Beschreibung

Der Kampf gegen Monster gehört für den Ritter Avel nicht nur zum Alltag. Für ihn ist es eine Berufung, der er mit Leidenschaft nachgeht. So steht es für ihn auch außer Frage, dass er den Auftrag annimmt, einen Drachen zu erschlagen, der Tod und Leid über das Königreich Rìoghachd bringt. Die Begegnung mit dem Magier Jagus lässt Avel jedoch nicht nur seine Mission in Frage stellen, sondern stellt sein ganzes Leben auf den Kopf. Zusammen begeben sie sich auf die Reise, um den Kampf mit dem Monster aufzunehmen. Dabei steht nicht nur der Frieden von Rìoghachd auf dem Spiel, sondern auch Avels Leben – und sein Herz.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Seth Ratio

Queery Tales

Auf magischer Reise

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Es war einmal ...

Märchen gab es zu allen Zeiten und in allen Kulturen.

Märchen berühren, faszinieren, laden zum Träumen ein.

Märchen kennt jeder.

 

Aber nun wird ein neues Kapitel im Märchenbuch aufgeschlagen: Die Queery Tales erzählen von Prinzen, die einen Prinzen suchen, von Müllersöhnen, die eine Prinzessin und das halbe Königreich ausschlagen, um einem dunklen Fremden zu folgen, und von bösen Wölfen, die einen Mann nur sprichwörtlich zum Fressen gern haben. Kurz gesagt, in den Queery Tales  wird mal klassich, mal modern erzählt, wie märchenhaft die Liebe unter Männern sein kann. In der Serie werden in loser Folge Geschichten verschiedener Autoren veröffentlicht, die jeweils in sich abgeschlossen sind.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute …

Widmung

Für alle Erwachsenen, die sich ihr inneres Kind bewahrt haben.

Für alle Träumer und Himmelsstürmer, die bereit sind, sich verzaubern zu lassen.

Für jeden, der Flucht vor dem Alltag sucht und sie in Büchern findet.

Des Ritters Alltag

Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Ritter, der den Namen Avel trug. Im ganzen Land war er für seine Tapferkeit und seinen Erfolg bekannt. Könige aus jedem Reich riefen ihn zu sich, wenn sie sich einer großen Bedrohung gegenübersahen, die sie nicht alleine bekämpfen konnten. Ob Drachen oder Seeungeheuer, Hexen oder Trolle, Avel hatte alles schon gesehen und jedes Monster, das sich ihm in den Weg stellte, mit seinem Schwert erschlagen. Die Köpfe seiner Beute brachte er immer als Beweis seiner Taten vor. Zum Dank wurde er mit Gold und Diamanten überschüttet, mehr als ein einzelner Mann je ausgeben könnte.

Doch Avel besaß kaum Interesse an dem Geld oder den Lobeshymnen der Völker, die für ihn gesungen wurden. Jede Einladung, am Hofe eines Königs zu bleiben und als persönlicher Ritter zu dienen, lehnte er ab, ebenso wie die zahlreichen Angebote eine werte Prinzessin zur Gemahlin zu nehmen und selbst irgendwann ein Reich zu regieren. Avel stand nach nichts davon der Sinn und er hatte auch nicht vor, sich irgendwann einmal niederzulassen. Inzwischen war er über drei Jahrzehnte alt. Wenn er sterben würde, dann im Sattel seines treuen Rosses oder in der Schlacht, aber ganz sicher nicht in einem unbequemen Thron oder mit einer Krone auf dem Haupt, die schwerer war als dieser selbst.

Nein, Avel liebte sein Leben so wie es war. Schon immer wollte er nur durch die Länder ziehen und etwas erleben. Die Welt sehen, unter das gemeine Volk kommen, in den Gaststätten seine Kraft mit anderen Männern beim Armdrücken messen, ein gutes Mahl oder die Wärme zweier Schenkel, zwischen denen er sich für Lust und Geborgenheit niederlassen konnte. Das waren für ihn die wirklichen Freuden des Lebens und die würde er für keine Reichtümer dieser Welt eintauschen. Ganz abgesehen von diesem wahnsinnigen Gefühl, wenn er einem Monster gegenüberstand. Dieser Rausch, der seinen ganzen Körper durchflutete, sich in jede Ecke ausbreitete und ein Kribbeln hinterließ, was man sonst nirgendwo fand.

 

So begab es sich, dass Avel eines winterlichen Abends in einer Gaststätte saß und in Ruhe sein heutiges Mahl zu sich nahm, bevor er sich noch vor Sonnenuntergang auf den Weg machen würde. Wohin seine Reise ihn diesmal führte, wusste er selbst noch nicht und es war ihm auch egal. Vielleicht zum Fluss, um sich mal wieder ein ordentliches Bad zu gönnen. Vielleicht auch zur nächsten Stadt, wo er sich etwas Gesellschaft suchen konnte. Eine junge Maid, mit schönen, langen und blonden Haaren, oder auch einen gestanden Mann, dessen raue Hände ihn zum Schaudern brachten. Bei dem Gedanken zogen sich die Mundwinkel des Ritters leicht nach oben. Ja, das würde ihm gefallen.

Schaudern musste er im nächsten Moment auch, allerdings wegen dem kalten Windzug, der sich seinen Weg durch den Raum bahnte, als die Tür des Pubs geöffnet wurde. Milde interessiert hob Avel den Blick und sah einen jungen Mann eintreten, der in seinem Mantel fast unterging. Die Kapuze wirkte doppelt so groß wie sein Kopf und ein Büschel blondes Haar stach unter ihr hervor. Die Wangen des Knaben waren vor Kälte rot gefärbt und alles in allem machte er einen recht verlorenen Eindruck, wirkte völlig fehl am Platz.

Leicht schüttelte Avel den Kopf und widmete sich mit großer Freude wieder dem Eintopf, der einfach vorzüglich schmeckte und ihn immerhin von innen aufwärmte. Monster jeder Art konnte er ohne Probleme besiegen und stellte sich ihnen fern jeder Angst, aber Kälte war eine ganz andere Sache. Die weckte in ihm immer das Bedürfnis sich unter das nächste Fell zu legen und erst wieder herauszukommen, wenn der Winter vorüber war und die Sonne ihre warmen Strahlen auf ihn nieder scheinen ließ.

Dementsprechend missmutig verzog Avel auch das Gesicht, als er eine Bewegung wahrnahm und den Knaben neben sich stehen sah. Die Kälte haftete an dem Jungen und weckte in ihm den Impuls sich selbst seinen Mantel überzuziehen. Stattdessen nahm er jedoch in Ruhe den nächsten Löffel seiner Suppe, bevor er den Neuankömmling fragend ansah. "Kann ich dir helfen, mein Junge?"

"Das kommt ganz darauf an." Man konnte sehen, wie unwohl der Knabe sich fühlte. Seine Augen huschten immer wieder zu allen Seiten, musterten jeden anderen Gast in diesem Hause mehr als nur ein wenig kritisch, bevor sie wieder gänzlich auf Avel zu ruhen kamen. "Seid Ihr der Ritter Avel von Cleen?"

"In der Tat, der bin ich."

Die Erleichterung des Jungen war fast schon mit den Händen greifbar. Schwer atmete er aus und setzte sich verstohlen zu ihm an den Tisch. Es fiel Avel schwer, keine amüsierte Miene aufzuziehen, denn genau das war er. Es machte jedoch viel zu viel Spaß dabei zuzusehen, wie der Knabe versuchte, sich unauffällig zu benehmen und genau dadurch die Aufmerksamkeit aller Leute hier auf sich zog. Der Wirt beobachtete sie mit leicht zusammengekniffenen Augen und auch die feuchtfröhliche Runde am Tisch nebenan hatte ihre Lautstärke gesenkt. Avel könnte schwören förmlich zu sehen, wie sich die Ohren der Männer und Frauen spitzten.

"Mein König schickt mich", kam der Fremdling nun endlich auf den Punkt. "In dringender Eile soll ich Euch bitten, einen Auftrag für ihn zu übernehmen."

Es war nicht das erste Mal, dass Avels Dienste auf diese Weise in Anspruch genommen wurden, und vermutlich würde es auch nicht das letzte Mal sein. Die meisten Könige wollten erst zugeben, dass sie ein Problem in ihrem Reich hatten, wenn es gelöst worden war.

"Wer schickt dich?"

"König Riog, der Fünfte."

Überrascht sah Avel auf. Das Mahl war schnell vergessen. Den Teller samt Löffel schob er achtlos zur Seite und beugte sich stattdessen ein wenig über den Tisch. "Willst du mich auf den Arm nehmen, mein Junge?"

Enthusiastisch schüttelte sein Gegenüber den Kopf und wurde gleich eine Spur blasser. "Nein, mein Herr."

"Das fällt mir schwer zu glauben. König Riogs Reich ist seit Jahrzehnten unberührt von Leid und Kummer. Ich habe noch nie gehört, dass eine Plage über das Land gekommen wäre oder ein Ungetüm seine dreckige Pranke auf diesen Boden gesetzt hätte." Wie der König dies anstellte war jedem ein Rätsel, aber niemand stellte das in Frage. Das Reich Rìoghachd war seit Generationen dafür bekannt, dass die Leute dort in Ruhe und Frieden leben konnten. Der König kümmerte sich gut um sein Volk, scheute keine Kosten und Mühen, damit jeder einzelne Bewohner Arbeit und genug zu essen besaß. Genau wie sein Vater und der davor und der davor. Es schien Avel mehr als merkwürdig, dass sich dies von heute auf morgen geändert haben sollte.

"Ich weiß", stimmte ihm der Knabe sofort zu, rutschte dabei unruhig auf seinem Stuhl hin und her. "Doch der König hat klar nach Euch verlangt. Er möchte, dass Ihr augenblicklich nach Rìoghachd reist und ihn anhört."

"Worum geht es?"

Fast schon demütig senkte der Junge den Kopf. "Das weiß ich nicht."

Nachdenklich runzelte Avel die Stirn und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sein Gegenüber ausführlich. Das war mehr als nur ein wenig seltsam. Avel war es gewohnt sofort zu wissen, worin sein Auftrag bestand und welcher Gefahr er sich diesmal stellen musste. Das hier war neu. Wenn Riog so ein Geheimnis daraus machte, dann musste es sich um ein wirklich grausames und gefährliches Monster handeln. Avel spürte das Kribbeln, das sich in ihm breitmachte. Das Blut, das deutlich schneller durch seine Adern floss. Gegen ein neues Abenteuer waren wahrlich keine Widerworte zu finden. Da war es eine Schande, dass er nicht sofort aufbrechen konnte, sondern noch einige Dinge für diese lange Reise besorgen musste.

"Sag deinem König, dass ich in drei Tagen bei ihm bin."

 

Die Reise nach Rìoghachd stellte sich als recht interessant heraus. Das Wetter war sein Freund und verschonte ihn vor Regen oder Sturm. Auch auf dem Weg in das fremde Reich traf er auf keine Hindernisse. Zum ersten Mal bereiste Avel dieses Land und zunächst entzog es sich auch seinem Verständnis, wo hier seine Dienste von Nöten sein sollten. Trotz des frühen Winters hingen noch einige Blätter an den Bäumen, während das restliche Laub den Boden zierte. Das Vieh der Bauern, an denen er vorbeikam, wirkte gesund und munter.

Erst als er näher ins Landesinnere kam, merkte er den Umschwung. Avel ritt an einem großen Feld vorbei, was von Anfang bis zum Ende zerstört war. Der Gestank von kaltem Rauch hing noch in der Luft und stieg ihm unangenehm in die Nase.

Etwas weiter kam er an Häuser vorbei, die bis auf die Grundmauern niedergerissen waren. Es wirkte fast so, als wenn ein Riese sich auf die Gebäude gesetzt und alles unter seinem Gewicht niedergedrückt hatte. Solch eine Zerstörung war Avel nicht fremd und normalerweise machte er sich nichts weiter daraus, aber diesmal traf ihn der Anblick tief in seinem Inneren.

Vielleicht lag das auch an dem Trauerzug, den er kurz vor der Hauptstadt erkennen konnte. Eine ganze Meute aus Leuten, alle in schwarz gekleidet, die zwei Särge in ihren Mitten trugen. Einen großen aus dunklem Holz und einen kleinen, in dem allerhöchstens ein Kind Platz hatte. Avel brachte sein Ross zum Stehen, damit der Zug ungehindert an ihm vorbei konnte. Das Schluchzen der Frauen, die Tränen der Kinder und die bekümmerten Blicke der Männer ließen ihn selbst unruhig zurück. Dieses Volk war es nicht gewohnt, in solch einem Ausmaß zu leiden, und Avel wollte diesem Anblick rasch entkommen.

Energisch gab er seinem Pferd die Sporen, ritt schnellen Tempos über die breite Brücke und durch das große Tor, bis er das Schloss erkennen konnte. Groß und prachtvoll erstreckte es sich vor ihm, auch wenn die dunklen Wolken über den Turmspitzen das Bild ein wenig trübten. Der rege Betrieb auf dem Markt beruhigte Avels Nerven und brachte ihn in Versuchung, sich noch etwas Zeit zu geben, einfach im Volk unterzutauchen, sich einen frischen Apfel und etwas Ruhe zu gönnen. Doch dieses merkwürdige Gefühl biss sich immer mehr in ihm fest, weswegen er direkt bis zum Schloss ritt und sich auch von nichts aufhalten ließ.

Sobald er sein Pferd in die guten Hände des Stallburschen gegeben hatte, begrüßte ihn der Hauptmann der königlichen Garde und führte ihn direkt in den Palast. Es hieße, man hätte schon auf seine Ankunft gewartet, was Avel nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Hier stimmte etwas nicht, ganz und gar nicht. Dessen war er sich immer mehr sicher. Der Knoten in seinem Magen zog sich mit jeder Minute ein wenig fester zusammen.

Die große Halle des Thronsaals hingegen wirkte dafür schon fast erschreckend normal. Die Decken waren so hoch, dass man sich auf zehn Pferde stellen müsste, um auch nur mit den Fingerspitzen dranzukommen. Gold verzierte die Fensterrahmen, Gemälde hingen ordentlich in Reih und Glied an den Wänden. Der Boden war aus edlem Marmor, auf dem nur ein langer Teppich Platz fand, der die Schritte des Hauptmannes und seine eigenen dämpfte. Nur das Rascheln ihrer Kleidung war in dem großen Raum zu hören, doch selbst das hallte echoartig von den Wänden wider.

"Sir Avel von Cleen!" Der König wirkte so begeistert, dass er fast Anstalten machte sich von seinem Thron zu erheben. Ein mahnender Blick seiner Gemahlin, die direkt neben ihm saß, erinnerte ihn aber wohl wieder an die Etikette und er blieb sitzen.

"Eure Majestät", erwiderte Avel den Gruß, während er sich tief erst vor dem König und dann vor der Königin verbeugte.