Rätsel um das Spukhotel - Thomas Göhmann - E-Book

Rätsel um das Spukhotel E-Book

Thomas Göhmann

4,8

Beschreibung

Wandelt der verstorbene Professor Frankenthal als Gespenst in seinem letzten Wohnsitz, dem ehemaligen Schlosshotel Seerose, umher? Als die 'Waghalsigen Drei', Leo, Liska und Lukas, von einem Gewitter überrascht werden, beschließen sie, in der verlassenen Villa Unterschlupf zu suchen. Was sie dabei erleben, grenzt ans Unfassbare: Ein schauerlicher Spuk spielt sich vor ihren Augen ab. Wer sind die Männer, die in der Villa nachts ihr Unwesen treiben, und was hat es mit den Bildern auf sich, die der Professor wenige Jahre vor seinem Tod gemalt hat? Verbirgt sich sogar ein Schatz im alten Schlosshotel? Es gilt, schnell zu sein, denn die 'Waghalsigen Drei' sind nicht die Einzigen, die das Geheimnis der alten Villa lösen wollen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 245

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
14
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas Göhmann, 1974 in Hannover geboren, ist Gymnasiallehrer und unterrichtet die Fächer Deutsch und Geschichte. Vor seiner Tätigkeit als Krimiautor war er in seiner Freizeit als Schulbuchautor tätig. Da das Allgäu seit seiner Kindheit zu seiner zweiten Heimat geworden ist, spielt sein Krimi konsequenterweise im »Königswinkel« um Füssen, rund um das Schloss Neuschwanstein.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2014 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin eBook-Erstellung: CPI books GmbH, LeckISBN 978-3-86358-691-1 Krimi für Kinder Originalausgabe

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Personenbeschreibung der »Waghalsigen Drei«

Leo

Leo, der mit vollem Namen Leonhard Ringlstetter heißt, ist unbestritten ein Genie und der Chef der »Waghalsigen Drei«. Jeden Tag schmökert er stundenlang in der riesigen Bibliothek seines Vaters. Zur Freude seiner Lehrer und zum Leidwesen seiner übrigen Mitmenschen behält er auch noch die meisten Informationen, die er täglich in sich »aufsaugt«. Ein besonderes Faible hat er für alles, was mit Verbrechen zu tun hat. Und für Essen, weshalb er zu seinem Leidwesen mit leichtem Übergewicht zu kämpfen hat. Wenn er nicht gerade selbst ermittelt, liest er für sein Leben gern Kriminalgeschichten. Seine größte Schwäche ist der Umgang mit Mädchen, die er für unglaublich nervig und überflüssig hält– mit Ausnahme von Liska.

Lukas

Lukas Seifert ist nicht nur der beste Sportler der »Waghalsigen Drei«, sondern auch ein ausgesprochener »Sunnyboy« und der heimliche Schwarm aller Mädchen. Häufig folgt er einer spontanen Eingebung, ohne großartig nachzudenken, was ihn schon oft genug in gefährliche Situationen gebracht hat. Doch für gewagte Aktionen und Verfolgungen ist er ohnehin stets zu haben. Das Kombinieren und Entschlüsseln überlässt er im Normalfall jedoch lieber seinen beiden Detektivkollegen.

Liska

Liska Suckmayer geht wie Leo und Lukas in die Klasse

Klatschnass

Mit verkniffenem Gesicht trat Leo in die Pedale. »Los jetzt! Tempo, sonst werden wir nass«, rief er seinen Freunden mit einem gewagten Blick über die rechte Schulter zu. Sein Rad kam dabei auf der unebenen Straße bedenklich ins Schlingern.

»Mach die Augen auf und guck nach vorne, sonst landest du in der Böschung«, erwiderte Lukas schnaufend. »Und hör auf, uns anzutreiben. Wir fahren doch schon so schnell wir können!« Ihm war unerklärlich, wie sein beleibter Klassenkamerad ein solches Tempo an den Tag legen konnte, zumal Leo im Sportunterricht gerade knapp an einer Fünf vorbeigeschrammt war.

»Ich möchte jetzt keine Diskussion um meine Figur beginnen«, ereiferte Leo sich, »aber wenn hier jemand alles gibt, dann doch wohl ich. Im Vergleich zu mir seid ihr schließlich tausendmal sportlicher.«

Liska, die hinter den beiden Streithähnen fuhr, wusste, dass es sinnlos war, sich mit Leo auf lange Debatten einzulassen. Deshalb schwieg sie lieber und richtete ihren Blick stattdessen gebannt auf die Straße, die nun in einen holprigen, von Wiesen umgebenen Feldweg mündete. Nur kein Schlagloch erwischen, dachte sie, denn dass sie bei diesem Tempo über den Lenker flog und eine Bruchlandung hinlegte, war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte.

Vor vier Tagen hatten endlich die Sommerferien begonnen– und wie! Das Wetter musste mitbekommen haben, dass Ferienanfang war, denn seit Beginn der schulfreien Zeit hatte sich eine wahre Hitzewelle über der Region ausgebreitet. Also waren die drei Freunde jeden Tag zum Baden an den Alatsee gefahren. Dort trafen sie sich mit den anderen Schülern aus ihrer Klasse, die nicht oder noch nicht in Urlaub gefahren waren. Den größten Spaß bereitete ihnen dabei eine abenteuerliche Konstruktion: An einen großen Baum, dessen Äste über das Wasser ragten, hatten sie ein dickes Seil geknotet. Daran konnte man meterweit hin- und herschwingen, um dann im richtigen Augenblick mit lautem Gebrüll ins kühle, türkisblaue Nass zu springen.

Mindestens ebenso lustig waren die Reaktionen der erwachsenen Badegäste, die den Kindern meistens mit sorgenvoller Miene, manchmal aber auch mit stiller Bewunderung zusahen. Letzte Woche erst hatte Liska eine ältere Dame aus Norddeutschland fast in den Wahnsinn getrieben, als sie besonders lange unter Wasser geblieben war und anschließend lauthals von sich gegeben hatte, sie sei bis zum Teufelsfelsen hinuntergetaucht. Ob das nicht alles sehr gefährlich sei, hatte die Dame wissen wollen und war von einem Klassenkameraden mit einem lässigen »Is’ scho’ recht so! Des passt scho’!« abgefertigt worden. Die anderen Kinder, die natürlich wussten, dass es im Alatsee gar keinen Teufelsfelsen gibt, hatten sich vor Lachen kaum noch halten können.

Mit so viel Spaß vergingen die Stunden wie im Flug. Deshalb hatten sie heute auch viel zu spät bemerkt, dass das Wetter plötzlich umgeschlagen war.

Von der schönen Nachmittagssonne und der Allgäuer Bergwelt, die normalerweise eine famose Ansicht bot, war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Hohe, dunkle Wolken hatten sich in bizarren Formen vor den Bergen aufgetürmt. Eine bedrohlich wirkende Unwetterkulisse. Stellenweise regnete es bereits. In der Ferne ertönte ein leises Grummeln, und ein leichter Wind bewegte die Gräser auf den Weideflächen unruhig hin und her.

»Wollen wir die Abkürzung durch den Wald nehmen?«, fragte Lukas zwischen zwei Schnaufern. »Wir würden mindestens zehn Minuten Fahrzeit sparen.«

»Eine gute Idee!«, stimmte Liska zu. »Ich bin dafür. Was ist mit dir, Leo?«

Sie hielten an der kleinen Kreuzung an, von der aus es in den Wald ging. Leo sah mit skeptischer Miene zum Himmel hinauf.

»Hm, ich halte das für ein gewagtes Manöver«, überlegte er laut, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Wenn uns das Gewitter im Wald überrascht, wird es unangenehm für uns. Auf der Straße nach Schwangau gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich sicher unterzustellen.«

»Du immer mit deinem Sicherheitsdenken!«, widersprach Liska energisch. »Du hörst dich schon an wie dein eigener Großvater. Lasst uns nicht mehr lange diskutieren und einfach weiterfahren«, schlug sie kurz entschlossen vor. »Es geht fast die ganze Zeit abwärts. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch, bevor das Unwetter richtig losgeht.«

»Also gut«, stimmte Leo schließlich zu, und die drei schwangen sich wieder auf ihre Räder.

Der Schotterweg führte zunächst an einem kleinen Bach entlang. Regen hatte eingesetzt und wurde langsam stärker.

»Wenn es noch dunkler wird, müssen wir die Beleuchtung an den Fahrrädern anmachen, damit wir überhaupt noch etwas sehen«, meckerte Lukas. Unter lautem Stöhnen fuhr er durch eine Pfütze, die er zu spät gesehen hatte. Eine riesige Schlammfontäne spritzte nach links und rechts und schoss unter dem Schutzblech seines Hinterreifens hervor.

»Pass doch auf, du Ferkel!«, beschwerte sich Liska hinter ihm. »Um ein Haar hätte ich alles abbekommen. Eure Manieren könnten allmählich wirklich besser werden. Mädchen gegenüber benehmt ihr euch immer noch wie Elefanten im Porzellanladen.«

Lukas brummelte leise so etwas wie »Entschuldigung!«, fuhr aber ungerührt weiter. Sie erreichten den Wald, wo es so dunkel war, dass sie tatsächlich die Fahrradlampen anschalten mussten.

Nach einer Weile Fahrt durch das unebene Gelände, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, überquerten sie eine kleine Lichtung. Jetzt, da ihnen der Wald keinen Schutz mehr bot, bemerkten sie erst, wie dicht der Regen geworden war. Außerdem blies ihnen ein kräftiger Wind frontal ins Gesicht. Sie fröstelten.

Einige Abzweigungen später gelangten sie auf einen kiesbestreuten Weg, der am Ufer des Alpsees entlangführte. Im matten Licht konnte man erkennen, wie die Wasseroberfläche von Sturm und Regen aufgepeitscht wurde und den See mit weißen Schaumkronen übersäte.

Liska schauderte. Man kann gar nicht mehr erkennen, was See und was Land ist, dachte sie unbehaglich.

Urplötzlich erhellte ein grelles Licht die Umgebung. Eine Sekunde später ertönte spitz und laut krachend der erste Donner.

Liska entfuhr unwillkürlich ein Schrei. Auch in den Gesichtern von Leo und Lukas spiegelte sich die blanke Panik wider. Das Gewitter war genau über ihnen.

»Absteigen!«, rief Leo, der vorangefahren war, zu seinen Freunden nach hinten. Er bremste mit voller Wucht und schwang sich vom Rad.

Völlig überrascht stiegen Liska und Lukas in die Bremsen. Schlitternd kamen sie auf dem matschigen Boden zum Stehen.

»Puh, das hätte beinahe gescheppert«, schimpfte Liska.

»Kannst du nicht mal früher ankündigen, wenn du bremst?«

»Wir müssen unbedingt weg vom See«, erwiderte Leo, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Und wir sollten sehen, dass wir die Fahrräder loswerden. So sind wir für den Blitz ein gefundenes Fressen.«

Als ob das Wetter seine Worte bestätigen wollte, folgten im nächsten Augenblick Blitz und Donner unmittelbar aufeinander. Eilig ketteten sie ihre Räder an einen Baum.

»Wir müssen irgendwohin, wo die Bäume niedriger sind«, sagte Lukas unruhig. »Erst letzte Woche ist auf dem Campingplatz bei Buching jemand vom Blitz getroffen worden. Der soll anschließend schlimmer als ein Brathähnchen ausgesehen haben und muss noch mindestens drei Monate im Krankenhaus bleiben. Hat mir meine Mutter erzählt.«

»Kannst du jetzt mal mit den Schauergeschichten aufhören?«, fauchte Liska entnervt. »Dahinten am Waldrand ist ein Streifen niedriges Gebüsch! Vielleicht finden wir darunter Schutz.«

Hektisch und wortlos strauchelten die drei durch das Unterholz, während über ihnen die Blitze zuckten und der Regen wie aus Kübeln geschüttet vom Himmel herunterströmte. Einige hundert Meter weiter lichtete sich der Baumbestand schließlich, und die Büsche, die Liska gemeint hatte, waren nun deutlich zu sehen. Dahinter zeichnete sich ein grauer Schatten im dichten Regen ab.

»Was ist das?«, fragte Liska verdutzt. »Ein Haus? In dieser einsamen Gegend?«

Lukas schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ich weiß! Das ist das alte Schlosshotel Seerose! Besser gesagt, die Rückseite davon. Von vorne hätte ich es bestimmt sofort erkannt.«

»Sehr schön!«, grinste Leo zufrieden. »Dort finden wir sicherlich Unterschlupf!«

»Hurra, endlich eine gute Nachricht«, freute sich Liska. »An einer Heizung sitzen und einen heißen Kakao schlürfen, das ist genau das, was ich jetzt brauche.« Begeistert tänzelte sie hin und her. »Hoffentlich lassen sie uns so durchnässt überhaupt hinein. Aber sicher– sie werden bestimmt Mitleid mit uns haben«, redete sie ohne Unterlass weiter.

Leo und Lukas wechselten einen irritierten Blick.

»Liska«, unterbrach sie Leo mit einem leicht gereizten Unterton.

»Was ist denn nun schon wieder?«

»Das Hotel steht schon seit mindestens zehn Jahren leer. Das sollte man eigentlich wissen, wenn man hier in der Gegend wohnt.«

»Oh«, seufzte sie bestürzt.

Wieder blitzte und donnerte es.

»Wir gehen trotzdem rüber«, meinte Lukas. »Bestimmt gibt es einen Fahrradschuppen oder einen anderen Unterschlupf, der uns Schutz bietet.«

»Guter Plan!«, nickte Leo zufrieden.

Im Gänsemarsch liefen sie zu einigen Ginsterbüschen, die sich in unmittelbarer Nähe des Hotels befanden. Pitschnass spähten sie durch das Geäst zu dem alten Haus hinüber.

»Einen vernünftigen Unterstand scheint es nirgendwo zu geben«, sagte Lukas mit einem bedauernden Gesichtsausdruck.

»Ich glaube, ich habe eine Idee«, frohlockte Liska. »Seht ihr das Kellerfenster dort? Links vom Hintereingang?« Aufgeregt zeigte sie in die Richtung.

Leo sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Fenster hinüber und pfiff leise durch die Zähne. »Es sieht so aus, als wäre es nicht richtig verschlossen«, sagte er. »Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Allerdings würden wir dann Hausfriedensbruch begehen.«

»Immer noch besser als bei dieser Sintflut hilflos im Gebüsch zu sitzen«, wetterte Lukas. »Das ist Notwehr. Also los!«

Noch bevor seine Freunde etwas erwidern konnten, rannte er durch den Regen hinüber zu dem verlassenen Hotel. Er übersprang die vielen Pfützen und einen kleinen Stacheldrahtzaun, der das Anwesen umgab, mit spielerischer Leichtigkeit und erreichte den Parkplatz hinter dem Hotel viel eher als seine beiden Klassenkameraden. Gespannt näherte er sich dem Kellerfenster. Und tatsächlich: Der rechte Fensterflügel war einen kleinen Spaltbeit geöffnet. Neugierig schwang er ihn auf, entriegelte den zweiten Flügel und steckte seinen Kopf durch das Fenster. Der Kellerraum hatte früher vermutlich einmal zu den Versorgungsräumen des Hotels gehört. An den Wänden befanden sich leere Weinregale und in den Ecken standen Holzkisten mit einer verschnörkelten französischen Aufschrift, wahrscheinlich Weinkisten aus Frankreich.

Lukas hörte schnelle Schritte hinter sich. Liska und Leo kamen über den Hof gerannt.

»Das Fenster ist wirklich offen?«, keuchte Liska erschöpft. »Ein Glück, dann können wir uns endlich unterstellen. Ich bin völlig durchnässt.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar und streifte einige Strähnen zurück, die vor lauter Nässe in ihrem Gesicht klebten.

»Meint ihr wirklich, dass wir das tun sollten?«, fragte Leo unsicher.

»Wenn uns jemand erwischt, kann das ziemlichen Ärger geben. Auf Hausfriedensbruch steht sogar Gefängnis. Das steht im Strafgesetzbuch Paragraf123.« Leo konnte bereits seit der Grundschule alle Gesetzestexte auswendig herunterbeten. Sein Vater war Rechtsanwalt.

Noch immer strömte der Regen in Sturzbächen auf sie hernieder, und auch Blitz und Donner hielten unvermindert an.

»Du kannst ja hier draußen stehen bleiben, und ich gehe mit Lukas ins Haus«, schlug Liska vor und trat entschlossen näher an das Kellerfenster. »Ist es tief?«, erkundigte sie sich.

»Keine zwei Meter«, erwiderte Lukas, der noch immer davor hockte.

»Okay, dann mach mal Platz da!« Liska schubste ihn unsanft zur Seite– offenbar hatte sie von dem Wetter wirklich genug. Mit einem gewagten Satz sprang sie hinunter und landete sicher auf dem steinernen Fußboden. »Ist ganz einfach! Kommt hinterher!«, rief sie.

Lukas nickte Leo entschlossen zu, während er sich zum Sprung bereitmachte. Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel. Leo war einen Augenblick lang so geblendet, dass er nur noch Sternchen sah. Seine Bedenken waren mit einem Schlag wie weggewischt. Er war nun selbst hundertprozentig davon überzeugt, dass sie sich in einer absoluten Notlage befanden, die das Eindringen in ein fremdes Gebäude erlaubte.

Keine zehn Sekunden später standen alle im Keller

Eine unheimliche Begegnung

»Was für ein Sauwetter«, fluchte Leo, während er sich wie ein nasser Hund schüttelte. »So viel Wasser wie heute ist doch bestimmt das ganze Jahr zusammen noch nicht heruntergekommen.«

Auch Lukas und Liska versuchten, die Nässe aus ihren Klamotten zu schütteln, sodass sich auf dem grauen Kellerfußboden bald eine riesige Pfütze gebildet hatte.

»Ganz schön ungemütlich hier«, stellte Liska nach einer Weile fest. »Warum alte Kellerräume aber auch immer so muffig riechen müssen!« Sie rümpfte angewidert die Nase.

»Sei froh, dass du nicht mehr draußen im Gewitter stehen musst«, antwortete Lukas. Umständlich versuchte er, seine Surferfrisur zu retten, indem er die Haare hinter die Ohren klemmte.

»Wie wäre es, wenn wir uns hier mal ein bisschen umsehen?«, fragte Liska. Sie wies auf eine hölzerne Treppe in der Ecke des Raumes und machte sich schnurstracks daran, den Ausgang aus dem kleinen Lagerraum zu erkunden.

»Achtung!«, rief ihr Leo zu. »Die eine Treppenstufe ist kaputt!«

Die Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Nur mit viel Mühe gelang es Liska, das Gleichgewicht so auszubalancieren, dass sie nicht stürzte.

»Danke!«, brachte sie erschrocken hervor. »Beinahe wäre ich mit dem Fuß in das Loch getreten. Ist ja nicht gerade hell hier.« Leicht geschockt sah sie in den schwarzen Hohlraum unter der Treppe.

»Willst du wirklich das Haus erkunden?«, fragte Lukas etwas unmotiviert.

Liska drehte sich auf dem Treppenabsatz um. »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«, fragte sie. »So wie es aussieht, kann es noch stundenlang regnen, und ich habe wirklich keine Lust, die ganze Zeit in diesem stinkenden Kellerloch hier zu sitzen. Vielleicht finden wir ja irgendwo ein Sofa oder ein paar Sessel.«

Sie ging vorsichtig nach oben und warf einen Blick in den angrenzenden Raum, der zwar etwas höher gelegen war, aber offenbar immer noch zum Kellergeschoss gehörte.

»Na bitte, hier sieht es zumindest schon mal ein bisschen gemütlicher aus«, sagte sie zufrieden. »In den Ecken stehen zwar auch wieder leere Regale und Holzkisten herum, aber es gibt einen Teppich und es riecht auch nicht so. Worauf wartet ihr noch? Kommt endlich hoch!«

Leo stöhnte widerwillig. »Wie sagt mein Opa immer so schön? Wenn die Frauen erst die Hosen anhaben und das Kommando geben, ist es vorbei.« Schließlich ließ er sich aber doch erweichen und betrat schwungvoll die Treppe, die sogleich ein mitleiderregendes Knarren von sich gab. Betreten stellte er fest, dass die morschen Holzstufen unter seinem Gewicht ein wenig nachgaben.

Lukas grinste über das ganze Gesicht, verkniff sich aber eine Bemerkung. Leo hatte schon mindestens hundert verschiedene Diäten ausprobiert– ohne jeden Erfolg. Immer wenn er versuchte abzunehmen, fiel er anschließend mit umso mehr Heißhunger über alles Essbare her, was er auftreiben konnte.

Um die Belastbarkeit der Stufen nicht überzustrapazieren, ging Leo so schnell wie möglich die Treppe hinauf. Lukas folgte ihm auf dem Fuß.

Sie durchschritten den Lagerraum und gelangten durch eine offen stehende Tür in eine Kammer, die früher sicherlich einmal zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln gedient hatte. In einer Ecke standen zwei alte Kühlschränke, die schon ein wenig antik aussahen. Daneben schien eine riesige Metalltür aus dem Keller hinauszuführen. Leo, der sich zwischenzeitlich wieder an den Kopf der Gruppe gesetzt hatte, betätigte die Klinke. Mit einem lauten Quietschen schwang die Tür nach außen auf.

»Pst, nicht so laut«, zischte Lukas von hinten.

»Warum? Außer uns ist doch niemand im Haus«, meinte Liska gelassen.

Lukas war trotzdem unbehaglich zumute. »Ich meinte ja nur. Dieses alte verlassene Haus ist mir irgendwie unheimlich.«

Sie gingen einen Flur entlang und erreichten einen eckigen Raum, in dessen Mitte sich eine stabile Wendeltreppe befand. Drei weitere Stahltüren an den Seiten ließen vermuten, dass dahinter weitere Lagerräume lagen.

»Was haltet ihr davon, unseren Erkundungsgang weiter oben fortzusetzen?«, fragte Leo. »Ich habe vom Keller erst mal genug.«

»Eine gute Idee«, stimmte Liska zu. »Hoffentlich ist es oben ein bisschen wärmer.«

Hintereinander stiefelten sie die Treppe empor. Immer deutlicher hörten sie, wie oben der Regen gegen die Fensterscheiben des Hotels prasselte und der Wind durch die undichten Fenster pfiff.

»Allem Anschein nach sind wir gleich in der Eingangshalle«, sagte Leo. Obwohl er wusste, dass außer ihnen sicher niemand im Hotel war, sprach er unwillkürlich leiser als zuvor. Er blieb einen Augenblick lang stehen und lauschte, doch es war nichts weiter zu hören als der Regen und der Wind. Als sie den Treppenabsatz erreicht hatten, kamen sie in eine große Halle.

»Das war früher bestimmt einmal die Empfangshalle!«, sagte Liska begeistert, während sie sich an ihren beiden Freunden vorbeidrängelte. »Seht euch das an! Auf dem Fußboden liegt sogar noch ein roter Teppich für die feinen Herrschaften, der zum Eingang führt.«

In der Haltung einer vornehmen Dame stolzierte sie über den Teppich.

Lukas war zu einem verwinkelten Tresen hinübergegangen, der mitten im Raum stand. »Und das hier war sicherlich die Rezeption«, rief er freudestrahlend. Gekonnt schwang er sich auf die andere Seite. »Hier liegt sogar noch eine alte Portiersmütze.« Schnell setzte er die Mütze auf.

Liska kam über den roten Teppich auf seinen Tresen zuspaziert. Sie legte den Kopf in den Nacken und versuchte, möglichst eingebildet zu erscheinen. »Guten Tag! Mein Name ist Suckmayer, Sie haben mich sicherlich schon erwartet«, hüstelte sie. »Mein Gepäck ist noch draußen im Wagen.«

»Küss die Hand, gnädige Frau!«, alberte Lukas mit. »Es ist uns eine Freude, Sie in unserem Hotel begrüßen zu dürfen. Sie haben das Zimmer154. Es ist selbstverständlich die beste Suite, die wir in unserem Hause haben.«

»Ich habe auch nichts anderes erwartet«, kicherte Liska. »Schließlich bin ich hier nicht zum ersten Mal Gast.«

Lukas machte eine höfliche Verbeugung und tat so, als wollte er Liska zu ihrem Zimmer führen.

Leo konnte den Spielereien seiner beiden Freunde nichts abgewinnen. Er war inzwischen weiter durch die Halle gegangen und hatte zu seinem Erstaunen festgestellt, dass in einer Ecke des Foyers ein Ruderboot stand. Nachdenklich runzelte er die Stirn, während er das Boot sorgfältig begutachtete.

»Was ist denn das?«, fragte Lukas, der das Rollenspiel mit Liska beendet hatte und zu Leo gelaufen kam. »Ein Ruderboot?«

»In der Tat«, bestätigte Leo. »Offensichtlich wird die Hotelhalle von jemandem als Unterstand genutzt. Muss eine Privatperson sein, denn das Boot ist nicht von Hubis Bootsverleih hier am Alpsee. Ich kenne Hubi von den Pfadfindern und weiß, dass er eine andere Beschriftung verwendet. Wir haben uns mal darüber unterhalten.«

»Und was bedeutet das?«, fragte Liska etwas irritiert, die zwischen die beiden getreten war.

»Das bedeutet, dass jemand einen Schlüssel zu diesem Hotel besitzt und wir nicht die Ersten sind, die sich hier seit der Schließung des Hotels aufgehalten haben.«

»Du…« Lukas schluckte. »Du meinst, wir sind vielleicht nicht alleine?«

»Au backe! Wenn jemand seinen Kahn wegen des Unwetters untergestellt hat und jetzt vielleicht im ersten Stock ist, gibt es bestimmt Ärger«, sagte Liska.

»Kann ja gar nicht sein«, versuchte Lukas, sich selbst und die anderen zu beruhigen. »Das Boot sieht doch ganz trocken aus. Vielleicht steht es hier schon jahrelang herum.«

»Stimmt, ein Glück«, entgegnete Liska erleichtert. Mit einem großen Schritt stieg sie über den Bug auf die andere Seite. Sie landete mit ihrem linken Fuß geradewegs in einer Pfütze, die sich auf den Bohlenbrettern des Fußbodens gebildet hatte. »Ähm«, druckste sie heraus. »Ich glaube, wir haben doch ein Problem.«

Mit einem Ruck zogen Leo und Lukas den Kahn aus der Ecke des Raumes. Beunruhigt sahen sie auf Liskas linken Schuh, der in einer riesigen Wasserlache stand.

»Vielleicht ist irgendwo ein Loch im Dach, und es regnet rein?«, schlug Lukas vor, während er suchend zur Zimmerdecke hinaufsah.

»Unsinn!«, widersprach Leo energisch. »Wir sind hier im Erdgeschoss. Das Dach ist einige Stockwerke über uns.«

»Meint ihr, dass noch jemand im Hotel ist?«, fragte Liska etwas verunsichert.

Leo legte den Kopf schief. »Bei dem Lärm, den wir hier schon veranstaltet haben, würde es mich sehr wundern, wenn ja. Dann wären wir sicher längst begrüßt worden. Sogar der Regen an den Scheiben konnte euer Gebrüll eben nicht übertönen.«

Lukas und Liska sahen sich schuldbewusst an.

»Es wäre möglich, dass das Boot schon eine ganze Weile hier liegt und das Wasser nur noch nicht verdunstet ist, weil die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist«, begann Leo zu dozieren. Prüfend tastete er den Bug ab, um festzustellen, ob das Holz feucht war.

Liska stand daneben und rieb sich verwundert die Augen.

»Irgendwas ist hier komisch«, sagte sie zögerlich. »Entweder stimmt etwas mit meinen Augen nicht, oder es ist auf einmal neblig im Raum.«

»Du hast recht«, bestätigte Lukas überrascht. »Wie kann das sein? Nebel in einem Gebäude? Sag du doch auch mal was!«, drängte er Leo.

»Ich gebe zu, dass mich dieser Umstand überrascht«, gab der trocken Auskunft. »Der Nebel scheint aus dem Korridor dort zu kommen.«

»Das Hotel brennt!«, rief Liska entsetzt.

»Kann nicht sein!«, wiegelte Lukas ab. »Es riecht doch gar nicht nach Rauch.«

»Aber was ist es dann?«, fragte Liska beunruhigt. »Ich meine…« Ein leises Klappern ließ sie innehalten.

Gespannt hielten sie die Luft an.

»Was ist das?«, flüsterte Liska.

»Was soll es schon sein?«, erwiderte Leo gelassen. »Ein Fensterladen natürlich. Draußen stürmt es ja noch immer wie verrückt.«

»Ich bin trotzdem dafür, wieder zurück in den Keller zu gehen«, schlug Lukas vor. »Irgendwie ist mir die Sache hier oben nicht ganz geheuer.«

Liska nickte zustimmend.

Da ertönte ein scharrendes Geräusch aus dem Korridor, gefolgt von einem Laut wie das Rasseln von Ketten. Unwillkürlich sprang Leo einen Schritt zurück.

»Wisst ihr was?«, fragte Liska geschockt. »Ihr könnt mich ja für wahnsinnig halten, aber ich glaube, hier spukt es.«

»Das ist mal wieder typisch Mädchen!«, sagte Leo gereizt. »Es gibt keine Gespenster!« Trotzdem verspürte auch er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. »Es gibt sicherlich für alles eine ganz natürliche Erklärung.«

»Du meinst, dass das Unwetter diese Geräusche fabriziert?«, fragte Lukas wenig überzeugt.

»Das ist zumindest die wahrscheinlichste Lösung!«, antwortete Leo. »Wir sollten einfach nachsehen«, sagte er entschlossen. Mit klopfendem Herzen machte er einige Schritte auf den Korridor zu, der nun fast vollständig in weißen Dunst gehüllt war.

»Und was ist mit dem Nebel?«, fragte Lukas unsicher.

»Vermutlich steht irgendwo ein Fenster offen, und der Dampf zieht von draußen herein«, bemühte sich Leo, eine rationale Erklärung zu finden.

Lukas und Liska sahen sich ungläubig an.

»Kommt mit!«, kommandierte Leo.

Unsicher tasteten sich die drei in den Korridor vor, zur Orientierung immer mit einer Hand an der Wand.

»Ich hab mal von einem Poltergeist gelesen, der in einem Haus an der britischen Küste leben soll«, flüsterte Lukas auf einmal. »Man hat versucht, mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen, dass alles nur erfunden ist, aber es gab immer wieder mysteriöse Vorkommnisse, die man nicht erklären konnte. Verschobene Möbel, Kettenrasseln und so etwas…«

»Willst du uns völlig verrückt machen?«, fauchte Leo und warf Lukas einen strafenden Blick zu.

»Ist ja schon gut«, gab der kleinlaut zurück. »Fiel mir nur gerade so ein.«

Plötzlich blieb Liska stehen.

»Hier scheint eine Treppe nach oben abzugehen«, flüsterte sie. »Wollen wir hinaufgehen? Von oben kommt der Dunst jedenfalls nicht. Dann könnten wir immerhin wieder etwas sehen.«

»Keine gute Idee«, befand Leo. »Wir wollen doch gerade die Ursache für den Nebel und das Poltern klären.«

»Seht mal! Da vorne wird es anscheinend heller«, sagte Lukas. »Wahrscheinlich ist ein Fenster am Ende des Ganges.«

»Na bitte!«, antwortete Leo zufrieden. »Sicher ist es offen und die Ursache für deinen Poltergeist gefunden. Genau wie ich gesagt habe: Es ist einfach Nebel, der von draußen hereinzieht.«

Vorsichtig bewegten sie sich weiter auf das matte Licht am Ende des Ganges zu, bis Leo, der den Expeditionstrupp führte, unvermittelt stehen blieb.

Das Licht am Ende des Flures begann sich zu weiten, und durch den Nebel hindurch konnte man nun schemenhaft den dahinterliegenden Raum erkennen. Ein eisiger Lufthauch zog durch den Flur.

»Was ist das?«, fragte Lukas aufgeregt.

»Sieht aus wie ein Hotelzimmer zu der Zeit, als das Hotel noch in Betrieb war, mit alten Möbeln, Schränken und Teppichen«, sagte Liska zitternd. »Lasst uns verschwinden, irgendwas stimmt hier nicht.«

Sie hatte den Satz gerade beendet, als sich die Umrisse eines Mannes mit strubbeligem Haar im Nebel abzuzeichnen begannen.

Wie erstarrt blickten die drei den Gang hinunter.

»Hallo! Ist da jemand?«, fragte Leo mit erstickter Stimme. Niemand antwortete ihm, doch die Gestalt des Mannes war nun deutlich zu erkennen.

Er schien sich auf einem Stuhl niederzulassen und irgendetwas aufzuschreiben. Er hatte weiße Haare und trug einen Anzug.

Ganz langsam versuchte Leo, sich einen Schritt weiter den Gang entlang nach vorne zu schieben, um den Unbekannten besser erkennen zu können, doch seine Beine versagten ihm vor lauter Angst den Gehorsam. Er merkte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug.

»Wo kommt dieser Kerl so plötzlich her?«, wimmerte Liska panisch. »Und warum reagiert er nicht?«

Wie gelähmt starrten sie auf das Bild, das sich ihnen am Ende des Korridors bot, bis die Szenerie vor ihnen zu verblassen schien. Erst dachten sie, der Nebel wäre dafür verantwortlich, aber das Licht am Ende des Korridors wurde schwächer und schwächer, bis sich die Konturen von Zimmer und Mann im dichten Dunst auflösten.

»Er… er ist einfach verschwunden«, stotterte Liska.

»Ein Geist! Hier spukt es– ich will hier raus!«, röchelte Lukas. Panisch drehte er sich um und setzte zum Spurt an. Es dauerte keine Sekunde, bis auch Leo und Liska auf dem Absatz kehrt gemacht hatten und, so schnell sie nur konnten, durch den wabernden Nebel zurück in die Hotelhalle rasten.

Leo hatte die weitläufige Lobby schon im Blick, als ihn plötzlich etwas am rechten Bein festhielt. Noch bevor er reagieren konnte, fiel er zu Boden. Ihm entfuhr ein angsterfüllter Schrei, der durch das verlassene Hotel hallte. Im selben Augenblick rasselte und schepperte es. Reflexartig schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Irgendwelche Blechteile schlugen ihm ins Genick und fielen dröhnend auf den hölzernen Flur.

»Um Himmels willen, bist du okay?«, fragte Liska aus einiger Entfernung.

Ein dumpfes Stöhnen war die Antwort.

»Das Gespenst!«, rief Lukas entsetzt.

»Dummkopf!«, brummelte Leo. Er fühlte sich benommen.

»Komm schon Lukas, wir müssen ihm helfen«, hörte er Liska sagen.

Gleich darauf war sie neben ihm. »Hast du dir wehgetan?«

»Es geht schon, danke!«, nuschelte Leo, während er sich ächzend aufrichtete. »Wie es aussieht, bin ich mit dem Fuß an einer Ritterrüstung hängen geblieben. Sie muss hier in einer Nische als Dekoration gestanden haben.«

»Oh je, die schöne Rüstung!«, sagte Liska bestürzt. Der Dunst hatte sich etwas gelichtet, sodass die Einzelteile nun deutlich zu sehen waren. »Aber die Hauptsache ist, dass es dir gut geht. Los, lass uns verschwinden!«

»Das brauchst du mir nicht zweimal zu sagen«, stöhnte Leo. »In diesem Haus halten mich keine zehn Pferde mehr.« Wieder übernahm Lukas die Führung. In Windeseile rannten sie durch die Eingangshalle, hasteten die Wendeltreppe hinunter in den Keller und fanden sich kurze Zeit später in dem Kellerraum wieder, durch den sie hereingekommen waren. In aller Eile stapelte Lukas einige Kisten übereinander und half seinen Freunden, aus dem kleinen Fenster zu klettern. Liska stand als Erste wieder auf dem Hof, der inzwischen mit lauter Pfützen übersät war. Leo, der völlig außer Atem war, folgte ihr. Zu guter Letzt schwang Lukas sich die Kisten hinauf.

»Und jetzt? Holen wir die Fahrräder aus dem Wald?« Forschend blickte er zum Himmel hinauf. Das Gewitter war zwar weitergezogen, doch es regnete nach wie vor wie aus Kübeln.

»Die können wir immer noch holen«, antwortete Liska. »Lasst uns lieber schnell zur nächsten Bushaltestelle laufen. In Hohenschwangau ist eine. Da müssen wir bestimmt nicht lange warten. Wegen der Touristen, die vom Schloss Neuschwanstein kommen, fährt doch alle zehn Minuten irgendein Bus!«

Fragend sahen Liska und Lukas Leo an.