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Als die auf Bankor gestrandete Mannschaft der Promet II die Wüstenregion des Planeten erreicht, gehen ihre Lebensmittelvorräte zur Neige. Beim Versuch, dieses Problem zu lösen, geraten Vivien Raid und Jörn Callaghan in Lebensgefahr. Die Lage eskaliert. An Bord des Raumschiffes Sogtara wird die Besatzung von einem fremden Wesen angegriffen. Trotzdem verfolgt der moranische Kommandant Sok Tal seine undurchsichtigen Pläne unbeirrt weiter. Das Ziel ihres Fluges wird für seine Crew ein totaler Schock.
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Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2025
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In dieser Reihe bisher erschienen:
5001 Christian Montillon Aufbruch
5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse
5003 Vanessa Busse Dunkle Energie
5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts
5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne
5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner
5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind
5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt
5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer
5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko
5011 Ben B. Black Zegastos Kinder
5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen
5013 Achim Mehnert Böser Zwilling
5014 Achim Mehnert Sternentod
5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet
5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!
5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv
5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben
5019 Achim Mehnert Die Delegation
5020 Achim Mehnert Das Attentat
5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt
5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij
5023 Gerd Lange Das fremde Ich
5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat
5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne
5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer
5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal
5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes
5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem
5030 Andreas Zwengel Negor in Not
5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff
5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen
5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff
5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad
5035 Gerd Lange Im Licht der drei Monde
5036 Andreas Zwengel Planet der Bestien
5037 Andreas Zwengel Mysteriöse Vergangenheiten
5038 Andreas Zwengel Wächter des Schwarzen Imperiums
5039 Andreas Zwengel Der Raub der Moranerin
5040 Andreas Zwengel Transition ins Gestern
5041 Andreas Zwengel Überfall auf Wasp
5042 Gerd Lange Auf der Suche nach Moran
5043 Gerd Lange Ximenas Martyrium
5044 Manfred H. Rückert Das Geheimnis von Jiron
5045 Andreas Zwengel Die Körperlosen
5046Manfred H. Rückert Gefahr für Sperrkreis 1
5047 Andreas Zwengel Das Erbe der Agaren
5048 Andreas Zwengel Das Bangor-Desaster
5049 Gerd Lange Überfall auf Riedle
5050 Manfred H. Rückert Die Hölle von Bangor
5051 Manfred H. Rückert Bewahrer des Friedens
5052 Andreas Zwengel Projekt Cyberjohn
RAUMSCHIFF PROMET – ZU DEN STERNEN
BUCH 51
Bewahrer des Friedens
Manfred H. Rückert
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Copyright © 2025 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Andreas-Hofer-Straße 44 • 6020 Innsbruck - Österreich
Redaktion: Gerd Lange
Exposé: Gerd Lange
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati, Mario Heyer
Logo: Mark Freier
Alle Rechte vorbehalten
eBook Satz: Gero Reimer
www.BLITZ-Verlag.de
ISBN 978-3-68984-585-8
5051 vom 04.10.2025
Nahe dem Heiligtum beim verbotenen Land …
Die Unbekannten kamen aus dem Nichts. Auf einmal waren sie da und ließen ihr Sternenschiff durch die Wolken hindurch fast gemächlich absinken. Der Landeplatz befand sich in unmittelbarer Nähe des fremden Raumschiffwracks. Dieses war vor vielen Umläufen abgestürzt und steckte leicht schräg im Boden, wobei ein riesiger Hügel aus Steinen mehr als die Hälfte des Schiffes verhüllte.
Die Ebene mit dem Wrack war verbotenes Land und sie, Rena-Guu, gehörte zu den Wächtern. Die zwei Eindringlinge, soviel konnte sie im ungewissen Licht erkennen, waren schlank und hochgewachsen. Ihre Körper sahen glatt aus, ihre Gesichter, die auf diese Entfernung aus der Höhe nicht voneinander zu unterscheiden waren, wirkten unglaublich abstoßend und gefährlich zugleich. Ihre Anwesenheit galt als Entweihung des Heiligtums und das musste von den Wächtern geahndet werden.
Die Gruppe von Rena-Guu vereinigte sich mit weiteren Kiin zu einem unübersehbaren Schwarm. Die Eindringlinge mussten auf das Härteste bestraft werden. Die Kiin flogen in mehreren Wellen, mit angelegten Dretern und herausgestrecktem Gill.
Die Fremden hatten den Kiin-Schwarm bemerkt und sie legten den Weg zu ihrem Sternenschiff so schnell es ging zurück. Die Wächter flogen schneller, um die Tabubrecher noch vor dem Betreten ihres Schiffes zu erreichen.
Zu spät, schon hasteten die Eindringlinge über ein Brett, das in den Leib des Sternenschiffs führte. Die beiden seltsamen Wesen legten erschöpft die Beutestücke auf den Boden des Gangs, sicherten sie vor dem Umherrollen und betraten das Innere des Schiffs. Sie bemerkten nicht, dass sich Rena-Guu näherte, bevor sich das Brett und die Außentür schließen konnten.
Das Sternenschiff hob ab und bewegte sich in einem weiten Bogen an den fliegenden Wächtern vorbei. Durch die dabei entstehende Luftverdrängung wurden die Wächter-Kiin erbarmungslos durch die Luft gewirbelt.
Alle bis auf Rena-Guu. Sie prallte mit voller Wucht gegen zwei stählerne Wände im Inneren und blieb besinnungslos liegen. Irgendwann kam sie wieder zu sich und wusste nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war.
In diesem Raum herrschte Dunkelheit vor. Und Stille. Irgendwann hörte sie Geräusche. Eine Öffnung ließ grelles Licht auf die Kiin fallen. Sie war eine Wächterin und musste die Eindringlinge bestrafen. Sie legte drei ihrer vorderen Dreter zusammen und mit letzter Kraft erzeugte sie einen Blitz …
* * *
Raumschiff Sogtara, 12.02.2096, 17:16 Uhr Bordzeit
„Der Moraner antwortet noch nicht einmal auf Anfragen!“, schimpfte Joe Cindar und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Empört zeigte er auf das Durchgangsschott. „Er hat den Zugang zur Steuerzentrale versperrt und auch die Bordcom deaktiviert.“
Er und sein Freund und Kollege Christian Gautier hatten ihre Ruhephasen beendet und nahmen in der winzigen Kombüse neben ihren Kabinen das Frühstück ein. Beide Männer fühlten sich aus unterschiedlichen Gründen nicht wohl an Bord des shuttleförmigen Raumschiffs.
„Es war ein großer Fehler, dass wir seinen Auftrag angenommen haben“, sagte Gautier und strich seinen Bordoverall glatt. Selbst an Bord des Kleinraumers legte er Wert auf eine gepflegte Erscheinung. „Er wird mit jedem Tag eigenartiger. Manchmal kommt es mir vor, als bestünde er aus mehreren unterschiedlichen Persönlichkeiten. Damit kann ich nur ganz schlecht umgehen. Ich kann mich nur mit Mühe auf die verschiedenen Sok Tals einstellen.“
„Vor zwei Tagen warst du noch anderer Ansicht. Da warst du begeistert darüber, dass wir den Flug angenommen haben“, widersprach Cindar, der vom Charakter her eher aufbrausend war. Er beugte sich vor und wies mit dem Zeigefinger auf den großgewachsenen Bordingenieur. „Da hat dir die Aussicht auf den üppigen Lohn wohl den klaren Verstand vernebelt.“
„Dir etwa nicht?“ Gautier zog die Augenbrauen hoch und fuhr mit der rechten Hand durch das dunkelblonde Haar. Eine Geste, die seine Ratlosigkeit widerspiegelte. „Das Unternehmen hatten wir uns doch beide anders vorgestellt, obwohl von Anfang an klar war, dass der Moraner extrem eigen ist.“
„Du konntest wenigstens am Außeneinsatz auf dem Planeten der fliegenden Steine teilnehmen, während ich diesen Miniraumer bewachen musste, der in Wirklichkeit nicht viel größer als ein Beiboot ist.“ Cindar winkte ab. An Bord der Sogtara fungierte der Kybernetiker als Tronik- und Kommunikationsspezialist. „Fünfzehn Meter lang, zehn breit und acht hoch. Verteilt auf die Zentrale, die Schleuse und unseren Kabinenbereich. Ich brauche eindeutig mehr Auslauf.“
„Du bist kein Hund, Joe“, gab Gautier zu bedenken. „Wir können die Sogtara nicht mit unserer Antares mit ihren zweihundertfünfzehn Metern Länge vergleichen. Und die paar Tage bis zum Ende des Auftrags sollten wir hier ausharren.“
„Trotzdem ist mir an Bord alles zu klein“, beschwerte sich Cindar und kratzte ausgiebig seinen dunklen Dreitagebart. „Sok Tal hat sich weder bei uns gemeldet noch sonst irgendwie erklärt, wie unsere Reise weitergeht, oder wo wir hinfliegen.“
„Er sitzt im Steuerungsraum und ich gehe jede Wette ein, dass er dort auch seine Ruhephase verbracht hat.“ Gautier verschränkte die Hände und legte sie auf die Tischplatte. „Falls er überhaupt eine hatte. Auf diese Weise kann er uns besser überwachen.“
„Bleibt die Frage, wie wir uns ihm gegenüber verhalten wollen“, überlegte Cindar und aktivierte sein Multiarmband. Es diente in erster Linie als Kommunikationsgerät, enthielt daneben zusätzlich zahlreiche Sensoren und Anzeigen. „Es war uns irgendwie schon vorher klar, dass er ein elendiger Kontrollfreak ist. Was ich nicht wusste, war, dass er Beobachtungen ohne Ende durchführt. Wahrscheinlich überwacht er uns auch hier oder in unseren Kabinen.“ Er atmete tief durch und schaute auf das Armband. „Und schon wieder antwortet er nicht auf das Signal.“
„Das ist keine Art, so mit seinen Helfern umzuspringen. Ich nehme Kontakt mit ihm auf“, entschied Gautier. „Wenn er nicht über die Bordverbindung antworten will, nehme ich die private Com. Er wird schimpfen, aber das ist mir egal.“
Dass er das Verhalten des Moraners gut einschätzte, bewies dessen Reaktion. Unwirsch reagierte Tal ohne jegliche Begrüßung auf die unkonventionelle Kontaktaufnahme. Seine erboste Miene auf dem Com-Hologramm sprach Bände, er stand kurz vor einem Wutausbruch. Die tief in den Höhlen liegenden Augen verdunkelten sich.
„Was soll der Blödsinn? Ich habe Sie wirklich für klüger gehalten und nicht gedacht, dass Sie mich bei den notwendigen Arbeiten belästigen!“, ereiferte er sich. Obwohl er wie stets in flüsterndem Tonfall sprach, war seine Verärgerung über die Störung deutlich zu hören. „Ich habe doch unmissverständlich klargestellt, dass ich auf keinen Fall gestört werden will, egal was passiert. Im Alarmfall greift die Tronik ein.“
„Es wäre doch besser, wenn Sie uns einweihen, damit wir …“, begann Gautier, doch Sok Tal ließ ihn nicht ausreden.
„Ich wiederhole, dass ich absolut keine Störung akzeptiere!“, sagte der Schiffseigner mit Nachdruck und forderte seine beiden Partner auf: „Bringen Sie unverzüglich die beiden geborgenen Triebwerksteile vom Planeten Utrata fug von der Schleuse in den Lagerraum, reinigen Sie diese dort und bereiten Sie alles mit den Bordmitteln so vor, dass sie für einen Einbau in die Sogtara geeignet sind.“
„Utrata fug?“, wiederholte Joe Cindar und zog die Stirn in Falten. Er schaute seinen Freund fragend an. „Ich kenne keine Welt, die …“
„So heißt der Planet der fliegenden Steine, den wir zuletzt besucht haben“, bestätigte Tal. „Sie wissen, was Sie in den nächsten Stunden zu tun haben.“
„Nach Ihren außergewöhnlich ausführlichen Erklärungen schon“, sagte Gautier leicht verwirrt und verärgert. „Aber wie soll das miteinander kompatibel sein? Ich weiß, dass der Erfinder ein Universalgenie war, aber dass die Bauteile passgenau sind, kann ich mir bei aller Phantasie schlecht vorstellen.“
Sein Freund war ebenso verwundert, doch Tal ging darauf nicht ein und beendete schroff das Gespräch, indem er die Verbindung unterbrach.
„Was für ein Idiot!“, entfuhr es Cindar. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Was bildet sich der alte Kahlkopf ein, wer er ist? So kann er doch nicht mit uns umspringen!“
Während sich Cindar auf den paar Metern bis zur Schleuse über den Moraner aufregte, betätigte Gautier seine Com und studierte die Eingabe.
„Hast du gar nichts zu seinem Verhalten zu sagen?“, entfuhr es dem Tronik- und Kommunikationsspezialisten. Das markante Muttermal auf seiner rechten Wange schien regelrecht zu glühen, wie immer, wenn er sich aufregte.
„Reg dich ab, Alter“, empfahl Gautier und verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Weißt du, was Utrata fug aus dem Moranischen übersetzt bedeutet? Tal war bei der Benennung unglaublich kreativ. Die Bezeichnung des Planeten heißt übersetzt nichts anderes als Fliegender Stein. Nichts anderes hat uns von dieser Welt vertrieben als fliegende Steine.“
Beide Männer mussten lachen, überrascht über diesen unerwarteten Anflug von Humor ihres Kommandanten.
„Das hätte ich dem Alten gar nicht zugetraut“, gab Cindar zu. „Ganz bestimmt hat er keinen Sinn für Komik und es einfach nur als eine Art Bezeichnung gemeint.“
„Dann öffnen wir mal die Schleuse.“ Gautier hob die Hand um den inneren Schleusenmechanismus zu betätigen. „Ich … Warum bleibst du stehen?“
„Warte mal, Chris“, bat Cindar. „Ich weiß auch nicht, aber irgendetwas gefällt mir nicht.“ Unschlüssig stand er da, überlegte zwei Sekunden und hatte einen Entschluss gefasst. „Öffne die verdammte Schleuse, wenn es denn sein muss.“
Gautier grinste und fragte: „Was soll schon passieren? Stell dich nicht so an.“ Er öffnete die Schleuse mit einer bestimmten Zahlenkombination. Das Schott fuhr langsam in die Wand ein, im Schleusenraum lagen die beiden geborgenen Triebwerksteile, die Gautier und Sok Tal aus dem Wrack von Utrata fug mitgebracht hatten. Christian deutete eine Verbeugung an. „Siehst du, alles ist in Ordnung.“
„Was ist …“
Noch ehe das Schott vollständig eingerastet war, wurde ihnen eine Art blauer Kugelblitz entgegengeschleudert, der Gautier nur um Haaresbreite verfehlte, gegen die halbgeöffnete Schleusentür prallte und dann mit einem Zischen zu Boden fiel und dort erlosch.
Cindar schrie auf und stürzte zu Boden. Gautier drückte im Reflex auf den Schließkontakt der Schleuse. Die Tür schob sich vor ihnen wieder zu. Es dauerte nur zwei Sekunden, dennoch empfand der Bordingenieur die Zeit als quälend langsam.
„Was ist los, Joey?“ Er bekam keine Antwort. Sofort kümmerte sich Gautier um seinen Freund. Cindar saß auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken an der Wand und krümmte sich stöhnend vor Schmerzen. Christian ging in die Hocke und forderte den Freund auf, die Hand wegzunehmen. Zögernd und unter lauten Flüchen kam der Kommunikationsspezialist der Bitte nach. Gautier betrachtete die Wunde und verzog das Gesicht.
Cindars Bordoverall war an der rechten Schulter mit der Haut darunter verschmolzen. Es war verständlich, dass er unter großen Qualen litt und die Zähne zusammenbiss. Seine Gesichtsfarbe wechselte zu Kalkweiß, er schwitzte und rang um Atem. Die Schmerzen überwältigten ihn, kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, er begann am ganzen Körper zu zittern. Er fühlte, wie ihm schwindlig wurde. Schwarze Kreise entstanden vor seinen Augen, er kippte seitwärts auf den Boden.
„Verdammt nochmal!“, fluchte Gautier. Die Situation konnte er nicht allein lösen. Er bemühte wieder die private Com, um mit Sok Tal zu sprechen.
„Was ist jetzt schon wieder?“, blaffte der Moraner ihn an.
„Cindar ist schwerverletzt“, antwortete Gautier. „Er wurde aus dem Schleusenraum heraus beschossen.“
Selbstverständlich war der Moraner alles andere als begeistert von der Nachricht. Er verzichtete auf eine Nachfrage, stoppte sofort den Parakonflug, öffnete die Verbindung zur Steuerzentrale und eilte zur Schleuse.
Dort angekommen betrachtete er sich kurz die Szene und beugte sich hinunter. Gemeinsam schleppten sie den vor Schmerzen stöhnenden Cindar in seine Kabine. Die Sogtara besaß keine eigene Medo-Station. Eine Medo-Tronik unterstützte mobil die erste Hilfe für Kranke und Verletzte. Die beiden ungleichen Männer verarzteten seine Wunde und versetzten ihn mithilfe der Medo-Tronik in einen Heilschlaf.
„Das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte Sok Tal. „Ein Drittel der Mannschaft fällt vorerst aus. Das können wir auf keinen Fall kompensieren! Wie konnte das passieren?“
Christian Gautier stand noch unter Schock, darüber hinaus fühlte er sich durch die Wortwahl und den aggressiven Tonfall beschuldigt. „Woher soll ich das wissen?“, antwortete er in schärferem Tonfall als beabsichtigt. „Joey und ich wurden aus dem Schleusenraum heraus von irgendwem beschossen.“
„Von irgendwem?“ Sok Tal zuckte zusammen und blickte den Terraner fragend an. Seine schockgrünen Augen weiteten sich. „Ich habe einen Verdacht.“
„Und der wäre?“
Sok Tal gab keine Antwort und aktivierte stattdessen die Memoryfunktion der Schleuse. Die Tronik zeichnete alles auf, was sich während der Öffnungszeit des Schotts ereignete. Kurz vor dem Schließen der Schleuse flog ein größerer Stein mit mehreren Beinen und einem Fortsatz auf der Oberseite in den Raum und knallte gegen das Innenschott.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, entfuhr es Gautier. Durch das nach einer Schaltung freigegebene Sichtfenster der Schleuse entdeckte er das dort schwebende Utrata, das sie mit einem der blauen Energieblitze beschossen hatte, die seine Artgenossen gestern schon auf dem Planeten benutzt hatten.1
„Ursache ist einer der fliegenden Steine, der zusammen mit den beiden Triebwerksteilen auf dem Planeten unbemerkt mit in die Schleuse der Sogtara gelangt sein muss“, erklärte der Moraner, der seinen Verdacht bestätigt sah. „Wir müssen ihn unbedingt loswerden.“
„Loswerden?“, echote der Terraner. „Was soll das heißen?“
„Der fliegt zurück, durch die offene Schleuse ins All“, bemerkte Tal. „So besteht keine Gefahr mehr für uns.“
„Auch wenn er uns angegriffen hat, so handelt es sich um ein Lebewesen“, widersprach Gautier.
„Dann entscheide ich mich gerne für die brutale Lösung“, sagte der Schiffseigner. Er umging mit einigen geschickten Handgriffen die Schleusenblockierung und öffnete das Außentor der gefluteten Schleuse. Kehlig klingende Schreie, die immer heller wurden, ertönten über die Audioverbindung. Gleich danach verstummten sie. Das Wesen wurde durch den Überdruck mitsamt der beiden Triebwerksteile und einigen anderen unbefestigten Utensilien des Schleusenraums ins All hinausgeschleudert.
„Ich allein gebe die Befehle an Bord“, erinnerte Tal den von der Antares entliehenen Bordingenieur. Es hörte sich wie eine Drohung an. „Und jetzt sollten wir uns um die Bergung der Triebwerke kümmern.“
* * *
Die Öffnung schloss sich vor Rena-Guu. Erneut füllte Dunkelheit den Raum, in dem sie sich befand. Die Kiin fragte sich, ob sie in ihrer Überraschung einen Fehler gemacht hatte. Vielleicht hätte sie doch nicht die Dreter zusammenlegen und damit einen Blitz erzeugen dürfen.
Sie war durcheinander. Ihr fehlten die Befehle ihres Tegers. Nur er war in der Lage, den Schwarm auszurichten. Sie fühlte sich einsam und war von Furcht erfüllt. Getroffen hatte sie nur einen der beiden Fremden. Was würde der Zweite mit ihr anstellen?
In Gedanken malte sie sich die schlimmsten Qualen aus, die eine Kiin treffen konnten. Dass der Eigner des Raumschiffs noch viel grausamer reagierte als sie befürchtete, konnte sie nicht ahnen.
Eine kleine Stelle mitten in der Tür wurde hell. Rena-Guu wurde noch unruhiger, als sie zwei Gesichter auf der anderen Seite sah. Gehörte eines davon demjenigen, den sie getroffen hatte?
Was kann ich unternehmen, um mein Leben zu retten?, fragte sie sich. Doch bevor sie zu einem Ergebnis kam, hatte der kahlköpfige Mann mit den grünen Augen schon reagiert.
Mit einem Mal erfüllte gleißendes Licht den Raum, den Rena-Guu mangels Erfahrung nicht als Schleuse erkannte. Das Außenschott öffnete sich. Angst war das allumfassende Gefühl für die Kiin. Etwas zog an ihr, sie schrie auf, zuerst dunkel und kehlig, dann in immer hellerem Tonfall. Sie wurde förmlich aus dem Schleusenraum hinauskatapultiert. Dabei wurde sie von den Triebwerksteilen getroffen.
Rena-Guu, Mitglied des Wächterschwarms, war schon tot, ehe sie durch die Schleuse der Sogtara ins Weltall gezogen wurde. Sie besaß nicht den Hauch einer Chance zu überleben.
* * *
Vier Stunden später …
„So, das ist das letzte Fundstück“, sagte Christian Gautier über Bordcom und gab Sok Tal ein Zeichen. Der Moraner setzte den im oberen Schiffsrumpf integrierten backbordseitigen Lastenkran ein, um das Triebwerksteil in das Raumschiff zu bekommen. Nach kurzer Zeit befand sich auch das zweite Triebwerk an Bord.
Gautier betrat die Schleuse und schloss das Außenschott. Ein Blick auf die Anzeigen bewies ihm, dass der Innenraum mit Atemluft geflutet wurde. Nach dem Außenbordeinsatz las er die Strahlungswerte ab und bemerkte zufrieden, dass das Ablegen des Raumanzugs ungefährlich war. Der Helm öffnete sich, dann faltete er sich zu einer dünnen Schicht im Nacken zusammen.
Der Terraner war froh, dass er den klobigen Raumanzug zurück in die Ablage hängen konnte. Kurz hatte er die Befürchtung gehabt, dass ihn Sok Tal nicht mehr an Bord lassen wollte, nachdem er die Drecksarbeit erledigt hatte. Es war ihm gelungen, fast alles wieder einzusammeln, was bei der Entlüftungsaktion verstreut wurde.
Ausgenommen das Utrata, von dem es keine Spur mehr gab. Er hatte nach dem Leichnam des Steinwesens gesucht, um ihn zu bergen, aber nirgends etwas gefunden. Gautier war nicht zufrieden damit, wie die letzten Stunden seit der Verletzung von Cindar verlaufen waren.
Aber wer konnte schon ahnen, dass sich gestern bei unserer Flucht eins dieser Wesen an Bord geschlichen hat?, dachte er. Er hätte die Angelegenheit auf alle Fälle anders gelöst als der Eigner. Nicht so drastisch und endgültig. Zumindest hätte er eine Kontaktaufnahme versucht und darauf gewartet, ob sich das Utrata dann immer noch aggressiv verhielt. Möglicherweise hätte es kooperiert. Er zuckte die Schultern. Sie würden es nie erfahren.
