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Game on oder Game over – hat die Liebe von Jade und Elijah eine Chance? Den Umzug ins kleine Städtchen Auburn Falls hat Jade dringend gebraucht. Alles, was sie will, ist, den schrecklichen Unfall und die schmerzhafte Trennung von ihrem Freund hinter sich zu lassen. Um den quälenden Erinnerungen zu entfliehen, arbeitet sie hart an ihrem Traum, als Illustratorin durchzustarten. Als sie Elijah kennenlernt, den attraktiven Jurastudenten mit den eisblauen Augen, weckt er Gefühle in ihr, die sie eigentlich nicht gebrauchen kann. Ihr Herz scheint noch nicht bereit für eine neue Liebe. Die beiden verbindet jedoch ihre gemeinsame Leidenschaft für Videospiele, und bei einer Runde Mario Kart fliegen nicht nur auf dem Bildschirm gewaltig die Funken. Es kommt zu einem heißen Kuss, doch die Schatten der Vergangenheit holen Jade ein. Und sie ahnt nicht, dass auch Elijah mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Mario Kart, Pac-Man und eine große Portion Romantik. Hier schlagen nicht nur Gamer*innenherzen höher!
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Seitenzahl: 513
Veröffentlichungsjahr: 2021
Ready, Set, Love
Ally Crowe wurde 1993 in Hessen geboren und ist für ihr Wirtschaftsinformatikstudium nach Leipzig gezogen. Ihre Inspiration zieht sie aus allem, was sie in ihrem Alltag umgibt, weswegen sie nie ohne Notizbuch das Haus verlässt. Sie liest sich quer durch alle Genres, schreibt jedoch am liebsten New Adult und Fantasy. Während sie Welten kreiert und Figuren erschafft, sind Musik und Kaffee ihre treusten Begleiter. Außerdem hat sie ein Faible für Videospiele, Dreiecke und spricht Sarkasmus fließend.
Den Umzug ins kleine Städtchen Auburn Falls hat Jade dringend gebraucht. Alles, was sie will, ist, den schrecklichen Unfall und die schmerzhafte Trennung von ihrem Freund hinter sich zu lassen. Um den quälenden Erinnerungen zu entfliehen, arbeitet sie hart an ihrem Traum, als Illustratorin durchzustarten. Als sie Elijah kennenlernt, den attraktiven Jurastudenten mit den eisblauen Augen, weckt er Gefühle in ihr, die sie eigentlich nicht gebrauchen kann. Ihr Herz scheint noch nicht bereit für eine neue Liebe. Die beiden verbindet jedoch ihre gemeinsame Leidenschaft für Videospiele, und bei einer Runde Mario Kart fliegen nicht nur auf dem Bildschirm gewaltig die Funken. Es kommt zu einem heißen Kuss, doch die Schatten der Vergangenheit holen Jade ein. Und sie ahnt nicht, dass auch Elijah mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Game on oder Game over – hat ihre Liebe eine Chance?
Ally Crowe
Roman
Forever by Ullsteinforever.ullstein.de
Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin August 2021 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.comISBN 978-3-95818-638-5
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Die Autorin / Das Buch
Titelseite
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Danksagung
Leseprobe: A Sky full of Stars
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Kapitel 1
Für die liebsten Menschen in meinem Leben.Danke, dass ihr an mich glaubt.
Meine Hände glitten durch meine frisch gefärbten blauen Haare, als ich die Blicke einiger Menschen bemerkte, die an mir vorbeiliefen. Vielleicht lag es weniger an den Haaren. Vielleicht lag es eher daran, dass ich seit einer halben Ewigkeit vor der Tür meiner neuen Wohnung stand und mich nicht überwinden konnte, hineinzugehen.
Verdammt, so schwer war das nicht. Aber für mich bedeutete es den Beginn von etwas Neuem. Ich sollte mich freuen. Ich sollte euphorisch sein, meine ungeliebte Heimat Dales endlich hinter mir gelassen zu haben. Sollte akzeptieren, dass Dean kein Teil meines Lebens mehr war.
Ich war hier, weil ich es wollte. Weil ich einen Neuanfang brauchte. Und weil meine Eltern im Halbernst damit gedroht hatten, mich rauszuwerfen, wenn ich meine Zeit weiterhin in Dales verschwendete. Zumindest hoffte ich, dass Mom ihre Drohung nicht wahr gemacht hätte.
»Ist bei dir alles in Ordnung?«
Ich zuckte zusammen, und mein Schlüssel fiel mit einem Klirren zu Boden. Rasch beugte ich mich hinab und hob ihn auf, ehe ich hochsah. Vor mir stand eine Frau in meinem Alter mit moosgrünen Augen. Sie zwirbelte eine Strähne ihres langen schwarzen Haares um einen Finger und musterte mich mit einem Ausdruck, der mir sagte, dass ich absolut zu ihrer Unterhaltung beitrug.
»Sehe ich nicht so aus?«, erwiderte ich und lachte unsicher, während sich meine Hand fester um den Schlüssel schloss.
»Du stehst seit genau sieben Minuten und fünfzig Sekunden vor der Tür und siehst aus, als würdest du jeden Moment in Ohnmacht fallen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Jetzt sind es acht Minuten.«
Möglicherweise sollte ich es bedenklich finden, dass sie mich eine ganze Weile beobachtet hatte. Erst recht, da ich mir nicht erklären konnte, wo sie gestanden hatte. Aber ehrlich gesagt war es mir in dem Moment egal. Wie hatte ich es geschafft, gleich bei der ersten Person, die ich traf, superseltsam rüberzukommen?
»Großartig«, murmelte ich und seufzte.
Statt erneut zu lachen, legte sie mir locker eine Hand auf die Schulter, was für sie beneidenswert einfach war. Immerhin überragte sie mich um fast einen Kopf und hatte sich in ihrem Leben wahrscheinlich noch nie nach einem viel zu hohen Küchenschrank strecken müssen. Ihr amüsierter Blick wurde weicher. »Mach dir keine Gedanken. Erster Tag?«
»Jupp. Ich schätze, ich bin nur nervös.« Was für eine Untertreibung. Am liebsten wäre ich aus dem Wohnheim geflohen und so lange gerannt, bis meine Beine brannten. Nicht, dass das meinen ersten Eindruck verbessern würde.
»Also deine Mitbewohnerin ist super«, sagte sie und zwinkerte mir zu. »Zumindest eine.«
Ich konnte aus ihrer Mimik nicht ablesen, ob sie es ernst meinte, denn das Schmunzeln hatte sich wieder auf ihre Lippen geschlichen. Noch bevor ich mich entschieden hatte, ob ich nachfragen sollte oder nicht, lagen beide Hände auf meinen Schultern. Ganz sachte drehte sie mich, sodass ich der Tür erneut gegenüberstand, die ich mittlerweile im Schlaf zeichnen könnte. Diese schlammbraune Farbe würde mich noch in meinen Albträumen verfolgen.
Ehe ich die Nerven verlor und aus dem Wohnheim stürmen würde, schloss ich auf und wurde von einem hellen Flur begrüßt. Ich griff nach meinem kleinen Koffer und zog ihn hinter mir her.
Rechts von mir stand ein Esstisch, um den drei Stühle verteilt waren, während sich an der Wand entlang die Küchenzeile offenbarte. Im Vergleich zu dem riesigen Raum in dem Bed and Breakfast, das meine Eltern führten, kam sie mir winzig vor. Eigentlich wäre die Küche daheim nur für die Zubereitung des Frühstücks auch zu groß, aber Mom liebte es, zu kochen, und bekochte auch die Gäste, wenn sie es wollten. Die Küche in der obersten Etage, dem Teil des Hauses, den wir bewohnten, war allerdings auch nicht viel größer.
Hier musste ich wenigstens keine Angst haben, dass Gäste zu den unterschiedlichsten Zeiten klingelten, weil ihnen die Kissen nicht weich genug waren. An der gegenüberliegenden Seite, dort wo das Licht durch die Fenster hereindrang, standen eine Couch und ein Sessel sowie ein kleiner Fernseher.
Noch während ich den ersten Eindruck auf mich wirken ließ, ließ die Fremde die Tür schwungvoll ins Schloss fallen. Sie schob sich an mir vorbei, streifte im Gehen ihre Turnschuhe und ihre Jacke ab und hastete an der Küche vorbei in eines der Zimmer. Verdutzt sah ich ihr nach, bis mir klar wurde, wieso sie mich überhaupt angesprochen hatte.
Kopfschüttelnd zog ich meine Sandalen aus und stellte sie auf das kleines Schuhregal, während ich das Loch suchte, in dem ich mich verkriechen konnte. Im hellen Boden tat sich keines auf, stattdessen fiel mein Blick auf zwei Jacken, die viel zu dick aussahen, als dass man sie im August in Oregon tragen sollte. Immerhin waren es an der Westküste über fünfundzwanzig Grad.
Ich ließ meinen Koffer stehen und machte einige Schritte durch die Wohnung. Mit ein Grund, wieso ich mich für die Auburn-Falls-University entschieden hatte, waren die Einzelzimmer mit dem gemeinsamen Wohnraum. Den hatte meine neue Mitbewohnerin anscheinend schon für sich beansprucht, denn auf dem Couchtisch lagen kreuz und quer einige Zeitschriften. Nein, keine Zeitschriften. Comics. Black Panther. Catwoman. Captain Marvel. Poison Ivy.
»Sorry, dass ich dich beim Starren gestört habe, aber ich konnte echt nicht länger warten«, sagte meine neue Mitbewohnerin, als sie aus dem Zimmer kam, das dem Wasserrauschen zufolge das Bad war.
»Kein Thema. Ich hätte da wahrscheinlich noch eine Weile gestanden«, erwiderte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. »Ich bin Jade Irving.«
»Avery Forbes, stets zu Diensten«, antwortete sie mit einem Lächeln, das mich stark zweifeln ließ, wer hier wem zu Diensten war.
»Sind das deine?« Ich hielt einen Comic in die Höhe, und sie nickte.
»Mir hat keiner gesagt, dass du heute kommst. Sonst hätte ich sie eventuell weggeräumt.« Sie zuckte mit den Schultern. Eventuell auch nicht. »Unsere dritte Mitbewohnerin ist noch nicht hier.«
Damit hatte sie meine Frage beantwortet, ehe ich sie stellen konnte.
»Willst du erst mal auspacken? Dann würde ich mich noch mal aufs Ohr legen.« Wie zur Bekräftigung ihrer Worte stieß sie ein herzhaftes Gähnen aus und rieb sich über die Augen. »Weck mich, wenn du fertig bist, dann führ ich dich rum.«
Ohne auf meine Antwort zu warten, drehte sie sich um und verschwand in dem Raum rechts vom Wohnzimmer. Durch die angelehnte Tür erklang ein dumpfer Laut, als wäre sie mit dem Gesicht voran auf das Bett gefallen.
Ich wandte mich meinem eigenen Zimmer zu, das auf der anderen Seite der Wohnecke lag. Zumindest stimmte die Zahl auf der Tür mit der auf meinem Wohnheimschlüssel überein.
Es war kleiner als das Wohnzimmer, bot aber genug Platz für einen Schreibtisch, ein Bett, einen Kleiderschrank und ein Regal, das irgendwer an der Seite mit bunten Punkten und Klecksen verziert hatte. Vermutlich Nagellack, inspiriert von Jackson Pollock.
Vorsichtig ließ ich meinen Rucksack auf das Bett gleiten. Immerhin beherbergte er meinen wertvollsten Besitz: meine über alles geliebte French Press, die mich durch unzählige Nächte gebracht hatte. Anschließend räumte ich meine Kleidung säuberlich in den Schrank, sodass selbst meine ältere Schwester Garnet stolz auf mich gewesen wäre.
Allerdings war ein ordentlicher Kleiderschrank bei aktuell drei Pullovern, fünf T-Shirts, vier Hosen und etwas Unterwäsche auch keine Kunst.
Einige ausgewählte Art Books meiner Lieblingskünstlerin CAT und diverse Graphic Novels fanden sich kurze Zeit später neben meinem uralten Gameboy in dem Regal wieder. Nachdem ich mein Grafiktablet vorsichtig auf dem Schreibtisch abgelegt hatte, sah ich mich im Zimmer um und stellte fest, dass es immer noch trostlos aussah und auch die bunte Regalwand es nicht besser machte. Ich war für Deko nicht so zu begeistern wie Garnet, doch selbst mir war klar, dass eine Lichterkette, ein paar ausgedruckte Bilder und einige Kerzen helfen würden. Und noch ein paar Kissen, ergänzte ich, nachdem ich das Bett bezogen und mich darauf fallen gelassen hatte. Definitiv mehr Kissen. Selbst Draculas Sarg war besser gepolstert.
Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah hoch zur Decke, an der eine schlichte weiße Lampe hing, deren Halterung nicht den Eindruck erweckte, meine College-Zeit durchzuhalten.
Jetzt war ich also hier. In Auburn Falls. Nicht mit Dean in New York. Meine Brust zog sich zusammen, und als ich die Augen schloss, sah ich sein Gesicht ganz deutlich vor mir. Das Leuchten seiner Augen, während wir oben auf dem Empire State Building standen und die Welt zu unseren Füßen lag. Ich hörte sein Lachen, seine Stimme, als er dort allen verkündete, dass wir eines Tages zurückkehren würden.
Fühlte er sich frei, jetzt, da ich endlich weg war?
Die Vibration meines Handys, begleitet von einem leisen Pling, riss mich aus meinen Gedanken, und ich atmete tief ein. Sapphire hatte in unsere Schwesterngruppe geschrieben, die nur so langweilig pragmatisch hieß, weil Garnet bei Schere, Stein, Papier gewonnen hatte. Ich war nach wie vor der Meinung, dass Sapphs Vorschlag Die unbesiegbaren Powersisters um Welten besser war.
Hey, Schwesterherz, bist du endlich da?
Ich fand es bemerkenswert, wie man ihre unendliche Ungeduld selbst an dieser einen Zeile Text herauslesen konnte. Fast so bemerkenswert wie die Tatsache, dass sie ein verdammt gutes Timing hatte.
Jupp, tippte ich. Gerade eben.
Wir sollten die Tage telefonieren, klinkte sich Garnet ein, was ihre Art war, zu sagen, dass Sapph und ich den Chat nicht zuspammen sollten. Obwohl sie nur fünf Jahre älter war, hatte ich manchmal das Gefühl, uns trennten Jahrzehnte.
Alles klar.
Ausnahmsweise war mir das recht. Gerade musste ich selbst erstmal damit klarkommen, dass ich in Auburn Falls war, etliche Meilen von Dales entfernt. Immerhin lagen Nebraska und Oregon nicht gerade nebeneinander. Sapph war nicht hier, um jedem Schläge anzudrohen, der mich schief ansah, und Garnet konnte mich nicht in den Arm nehmen, um mir zu sagen, dass alles gut werden würde.
Ich vermisste sie jetzt schon.
Eine Weile starrte ich auf die Lampe über mir und wartete, dass sie zu Boden fiel. Doch auch nach weiteren endlosen Minuten passierte nichts.
Schwungvoll richtete ich mich auf, griff nach einigen Kleidungsstücken und nahm sie zusammen mit meinen Hygieneartikeln mit ins Badezimmer. Ich hatte diverse Stunden in Flugzeugen, Bussen und Autos hinter mir und brauchte dringend eine Dusche.
Als das Licht über die weißen Fliesen glitt, wusste ich nicht, was ich erwartet hatte. Es war ein gewöhnliches Bad, nicht sonderlich groß, aber zumindest mit einem Regal, in dem ich alles verstauen konnte. Das oberste Fach war bereits belegt. Einige Lidschatten in Gold und Kupfer lagen verstreut zwischen Eyeliner, Wimperntusche und Lippenstiften. Garnet war regelmäßig durchgedreht, wenn Sapph und ich unser Make-up so zurückgelassen hatten.
Ich schob meine Sachen in das zweite Fach, ehe ich nach dem Duschgel wühlte und mein Blick dabei kurz den Spiegel über dem Waschbecken streifte. Es würde noch eine Weile dauern, ehe ich mich an die blauen Locken gewöhnen würde.
Nachdem ich fertig geduscht und in meine frischen Klamotten geschlüpft war, fühlte ich mich besser. Als auch die French Press in der Küche stand und das seltsame Instantpulver in der hintersten Ecke des Küchenschranks versteckt war, war es fast wie zu Hause. Mit einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee bewaffnet, stellte ich mich an ein Wohnzimmerfenster und sah hinaus in den strahlend blauen Himmel. Ich entdeckte ganz in der Nähe den Wald, der sich bestimmt super für meine Joggingrunde eignete. Bei dem Gedanken spürte ich ein Kribbeln in meinem Körper. Ich musste mich unbedingt bald bewegen. Die mehr als elfstündige Reise war die Hölle des Stillsitzens gewesen. Mein unfreundlicher Nachbar auf dem Teilflug nach Salt Lake City hatte kein Verständnis gehabt, dass ich alle halbe Stunde aufstehen wollte. Zu meinem Leidwesen war er auch mein Sitznachbar auf dem zweiten Abschnitt. Am schlimmsten war aber die Fahrt in dem übervollen Bus von Portland nach Auburn Falls, auf der ich mit meinem Sitznachbar diskutieren musste, dass er nicht auch noch die Hälfte meines Platzes belegen konnte.
»Es wird alles gut«, murmelte ich und nippte an der dunklen Flüssigkeit, spürte, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. Kaffee war die Lösung für fast alle Probleme.
Ich blätterte in einem anderen Catwoman-Comic, den ich auf der Küchenzeile gefunden hatte, bis mein Handy vibrierte. Eine SMS von Mom erschien auf dem Display.
Bist du angekommen?
Kurz und knapp, wie immer, wenn sie keine Zeit hatte.
Ja, schrieb ich zurück. Mir war klar, dass darauf keine Erwiderung folgen würde. So wie ich sie kannte, lief sie hektisch durch das Haus, während ihr Handy bis zur nächsten Minipause vergessen in einer Ecke lag.
Ich schob meines zurück in die Hosentasche und wandte mich wieder dem Comic zu, bis mich ohrenbetäubender Lärm aus der Welt von Gotham City riss. Irritiert sah ich mich in der Wohnung um. War das der Feueralarm? Ich lauschte dem Klingeln einen Moment, aber auf den Gängen schien es nicht lauter zu werden. Ich stand auf. Es kam aus Averys Zimmer. Unschlüssig blieb ich davor stehen und klopfte, wodurch die Tür weiter aufschwang.
»Avery?«, sagte ich und schlug erneut dagegen, aber wie nach dem ersten Mal blieb es still. Oder ich hörte sie über den Lärm hinweg nicht.
Vorsichtig spähte ich in den lichtdurchfluteten Raum, bei dessen Anblick ich mich fragte, wie bei Draculas Sarg sie schlafen konnte. Ich wartete einen Augenblick, doch als sie immer noch nicht reagierte, trat ich ein.
Auf ihrem Nachttisch standen drei Wecker, von denen einer zwei große Glocken besaß, gegen die ein silbernes Metallteil schlug. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn ausstellte, also drückte ich jeden Knopf, bis er endlich verstummte. In meinen Ohren klingelte es noch, während ich ihn erleichtert zurückstellte.
»Bist du jetzt wach?«
Offensichtlich nicht, denn statt zu antworten, zog sie die Decke, die ich nicht einmal in den schlimmsten Wintermonaten in Nebraska gebraucht hätte, bis über ihr Kinn.
»Kaffee?«, versuchte ich es, immerhin funktionierte das bei mir meistens auch.
»Mit Milch und Zucker«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen.
Jetzt war es klar, wer wem zu Diensten war. Ehe ich zurück in die Küche ging, ließ ich meinen Blick einen Moment durch ihr Zimmer schweifen. Bilder hatte sie nicht aufgehängt, ihr Schreibtisch war voller Spielkarten, und in ihrem Regal, das nicht in ein Pollock-Meisterwerk verwandelt war, lagen diverse Zauberwürfel, von denen manche aussahen wie Kugeln oder Dreiecke. Insgesamt auch nicht wohnlicher als mein Zimmer. Oder sie mochte es minimalistisch.
Ich ging zurück in die Küche, streckte mich nach dem Kaffeepulver, verfluchte die viel zu hohen Schränke und mich selbst, weil ich es da hineingeräumt hatte.
Ich war mir nicht sicher, was genau ich von meiner neuen Mitbewohnerin erwartet hatte. Avery wirkte nicht wie die Mädchen, die ich zu Highschool-Zeiten kennengelernt hatte. Ihre Freundlichkeit fühlte sich nicht unecht an, und sie machte auch nicht den Eindruck, als fände sie es seltsam, dass ich die Wohnungstür acht Minuten lang angestarrt hatte. Falls doch, zeigte sie es wenigstens nicht. Gerade erinnerte sie mich an Garnet, und sosehr ich meine Schwester auch liebte, war ihre Comic-Vorliebe auf jeden Fall noch ein Upgrade. Wenn meine Menschenkenntnis nicht noch schlechter war als die von Arthur Poe, dem viel zu gutgläubigen Bankier aus Lemony Snickets Buchreihe, dann sollten wir uns gut verstehen.
»Hier«, sagte ich kurze Zeit später mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand und wedelte den Duft zu ihr.
Ein »Hm?« erklang, gefolgt von weiterem unverständlichem Gemurmel, bis sie plötzlich die Augen aufschlug. »Kaffee?«
Wortlos hielt ich ihr die Tasse hin.
»Beste Mitbewohnerin«, sagte sie und nahm einen Schluck.
»Du schläfst echt wie ein Stein«, bemerkte ich und deutete auf die Wecker. Als wäre das eine Aufforderung, begann ein anderer zu klingeln.
Avery war mir sympathisch, aber ich war verdammt froh, dass mein Zimmer auf der anderen Seite der Wohnung lag und nicht direkt neben ihrem. Unsere andere Mitbewohnerin würde sie wahrscheinlich hassen.
»Bereit für unsere Tour? Wir müssen unbedingt zu Mrs. Peppermint’s. Am Campus kommen wir sowieso vorbei.« Sie kippte den Rest Kaffee hinunter und sprang so energiegeladen aus dem Bett, als hätte ich einen Schalter betätigt. »Also?« In ihre Augen trat ein Funkeln.
»Lass uns gehen«, erwiderte ich lachend und verließ ihr Zimmer.
Avery folgte mir und griff nach einer Jacke.
»Draußen sind es fünfundzwanzig Grad«, bemerkte ich irritiert, aber sie schob nur die Ärmel des hellgelben Cardigan nach oben und zuckte mit den Schultern.
»Ich friere schnell. Niedriger Blutdruck.«
Avery führte mich aus dem riesigen Gebäude hinaus, das unweit des Campus lag. Das Gelände sah hübsch aus, mit vielen Grünflächen, auf denen sich Menschen tummelten, und großen, hellen Gebäuden ringsherum. Vereinzelt winkte Avery verschiedenen Leuten zu.
»Bist du aus Auburn Falls?«
Sie schüttelte ihre rabenschwarze Mähne und tänzelte auf der Bordsteinkante entlang, die uns am Campus vorbei in Richtung Stadtzentrum führte. An einiges erinnerte ich mich noch, als ich mir die Karte angesehen hatte.
»Ich bin aus einem kleinen Nest in Georgia.«
»Was verschlägt dich hierher?«
Sie lachte. »Meine Schwester. Sie wohnt in Portland. Und dich?«
»Ich wollte näher ans Meer«, erwiderte ich achselzuckend und setzte hinterher: »Ich bin aus Dales, einem winzigen Ort in Nebraska, der zwischen Omaha und Lincoln liegt.«
Avery führte mich die Straße entlang, bis sie vor einem schmalen Gebäude stehen blieb, dessen Front mit Ausnahme der pinken Tür vollkommen verglast war. Mrs. Peppermint’s stand in geschwungenen Buchstaben darüber, und ein kurzer Blick ins Innere genügte, um mich zu fragen, wieso ich diesen Laden jemals betreten sollte.
Avery stieß die Tür auf, und ein zartes Klingeln ertönte. Widerwillig folgte ich ihr. Die Tür war nicht das einzige Pinke hier. Die Wände waren es auch, ebenso wie die Tische und die Lampen, die aussahen wie riesige Kugeln aus Zuckerwatte. Und nicht zu vergessen die schätzungsweise hundert Teller mit Katzenmotiven, die mich von den Wänden aus anstarrten. Es war nicht einfach, mich zu schocken, aber dieser Ort hier hatte es geschafft.
»Kann ich euch helfen?«
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf einen älteren Mann, der hinter einem weißen, holzverkleideten Tresen stand. Rechts und links davon waren Vitrinen voller Cupcakes in den verschiedensten Farben und Formen zu erkennen.
»Ich hätte gern einen Purr-puccino. Und einen Kitty Kat Cupcake«, sagte Avery und deutete auf eine schwarze Tafel an der Wand hinter ihm. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte, doch als ich nach oben sah, entdeckte ich noch mehr absurde Namen. Latte Meow-to. Hot Choc-Cat. Chai Paw-te.
»Jade?«
»Für mich bitte dasselbe«, erwiderte ich schnell, weil ich mir nicht zutraute, einen dieser Namen über die Zunge zu bekommen, ohne lauthals zu lachen. Der Mann an der Theke lächelte sanft, und ich fragte mich, ob er wusste, wie schwer es war, seine Getränke auszusprechen.
»Kommt sofort.«
Avery führte mich durch den gut besuchten Laden, vorbei an diversen wahnsinnig gemütlich aussehenden Sesseln in die Ecke direkt an der Fensterfront. Statt Sesseln standen dort zwei weiße Holzstühle mit pinken Kissen.
»Süß, oder?«, fragte sie und sah zu den Katzentellern an den Wänden.
»Zuckersüß«, entgegnete ich, und selbst in meinen Ohren klang es sarkastischer als beabsichtigt.
»Die Einrichtung ist auch nicht meins. Aber die Cupcakes sind echt gut.«
»Wenn man sie aussprechen kann.«
Avery lachte. »Du gewöhnst dich dran.«
Ich konnte nicht sagen, ob ich mich eher an die seltsamen Namen oder an die rosafarbene Inneneinrichtung gewöhnen würde. Das war so weit von meiner üblichen Farbpalette entfernt wie Titanic davon, ein guter Film zu sein.
»Na, dann erzähl mal. Was studierst du, und was tust du sonst so, wenn du nicht ewig vor Türen stehst?«
»Das lässt du mich nicht vergessen, oder?«
»Eher nicht. Aber ich lasse mich mit Kaffee bestechen.«
Das glaubte ich ihr sofort. »Okay, ich studiere Grafikdesign und zeichne seit einigen Jahren.«
»Das ist ja cool. Kann ich was sehen?«
Meine Finger wanderten zögerlich zu meiner Hosentasche, doch in dem Moment erschien der Mann von der Theke mit einem Tablett in der Hand. Selbst die Teller mit den niedlichen Cupcakes waren voller Katzen, ebenso wie die Tassen, an denen ihre Schweife die Henkel bildeten. Das war ein völlig neues Level an Katzenliebe.
»Lasst es euch schmecken«, sagte er lächelnd und verschwand.
Ich hob die Tasse in die Höhe, betrachtete die schwarze Katze noch einen Moment, ehe ich an dem Milchschaum nippte, bis der Kaffee durchdrang. Entgegen meinen schlimmsten Befürchtungen schmeckte er nicht nach Wasser mit Kaffeearoma, sondern kräftig und weich und ohne bitteren Beigeschmack. Den bekam ich nicht in meiner kleinen Maschine hin. Hierfür konnte ich über die Inneneinrichtung des Cafés auf jeden Fall hinwegsehen.
»Also?« Avery sah mich erwartungsvoll an.
»Meine Illustrationen sind … speziell«, entgegnete ich vorsichtig und zog das Handy hervor. Zumindest hatten Deans Freunde sie manchmal so bezeichnet. Was neben abartig und krank noch das Netteste gewesen war. Also hatte ich ihnen nichts mehr gezeigt. Damals hatten mich ihre Kommentare verletzt, heute war ich nur noch wütend auf mich selbst, dass mich ihre Worte so getroffen hatten. Was aber nicht bedeutete, dass es mir egal war, was Avery dachte. Immerhin war dies mein Neuanfang.
»Jetzt will ich sie erst recht sehen«, erwiderte sie feixend. Ich tippte auf meinen Instagram-Account und scrollte meinen Feed entlang, auf der Suche nach einem Bild, welches nicht gleich Albträume für die nächsten drei Nächte bescherte.
Wortlos hielt ich ihr die Illustration einer jungen Frau hin, die mit dem Rücken an einem Spiegel lehnte, durch den sich eine Knochengestalt beugte und die Arme von hinten um sie schlang. Sie befand sich im Nichts, nur eine Kerze erhellte die Dunkelheit, zeigte das Blut, das am Boden, an ihrem Kleid und an ihrem blonden Haar klebte.
Avery nahm mein Handy entgegen und starrte eine Weile auf das Display, während das Grinsen von ihren Lippen verschwand. Ich hatte keine Ahnung, was sie dachte, denn ihr Gesichtsausdruck gab nichts preis. Was auch immer sie mit den Karten auf ihrem Schreibtisch machte, sie besaß das perfekte Pokerface.
Ich drehte die kleine Gabel unruhig zwischen meinen Fingern, weil ich nichts anderes hatte, um mich abzulenken, und sah, dass sie offenbar selbst durch meinen Feed scrollte. Nachdem ich die Zinken geräuschvoll gegen den Tellerrand schlug, legte ich sie vorsichtig ab, ehe ich noch etwas kaputt machte.
»Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der Horror mag«, sagte sie mit einem anerkennenden Pfiff und reichte mir mein Handy zurück. »Aber deine Bilder sind echt cool. Gruselig, aber richtig cool.«
In dem Moment war mir egal, ob sie das nur aus Höflichkeit sagte. Es war zu schön, diese Worte von jemandem zu hören, mit dem ich nicht verwandt war.
»Die mit den Spinnen sind mir zu heftig. Aber eine neue Abonnentin hast du trotzdem.« Avery rieb sich über ihre Oberarme, ehe sie ihr eigenes Handy aus der Tasche zog.
»Danke«, entgegnete ich. Für sie war es keine große Sache, aber fast alle meine Abonnenten waren Menschen, die ich nie getroffen hatte. Meine Schwestern bildeten die Ausnahme. Sie konnten Horror nichts abgewinnen, sie verstanden auch nicht, was mich daran faszinierte. Ich liebte das Gefühl, mich zu gruseln, ohne wirklich in Gefahr zu sein. Sie hingegen mochten das aufkommende Prickeln nicht, die ständige Anspannung oder den plötzlich einsetzenden Adrenalinschub. Aber sie hatten mich unterstützt, weiterzumachen. Mir Mut zugesprochen, wenn ich jede Skizze am liebsten vernichtet hätte. Im Gegensatz zu meinem Ex-Freund und meiner besten Freundin, die nicht verstanden, wieso ich nichts Normales zeichnen wollte. Was auch immer normal war.
»Willst du später als Illustratorin arbeiten?«
»Ja«, erwiderte ich. »Am liebsten für ein Horror-Game.« Oder mehrere. Aber irgendwo musste ich anfangen. »Du bist dran«, sagte ich und griff nach meiner Gabel, um ein kleines Stück vom Cupcake abzubrechen. Misstrauisch starrte ich einen Moment darauf.
»Starrst du irgendwas mal nicht an?«, fragte Avery belustigt.
»Ich frage mich, ob mich der Zucker umbringt.«
Sie winkte ab und schob sich ein großes Stück in den Mund. »Ich habe schon ein paar mehr gegessen und lebe noch.«
Noch. Ich aß das Stück. Es war an der Grenze zu höllisch süß, aber mit einer überraschend angenehmen, säuerlichen Note.
»Und?«
»Essbar«, erwiderte ich und verzog übertrieben dramatisch das Gesicht. Auch wenn mir das für die nächsten drei Wochen reichte.
Avery sah zufrieden aus und lehnte sich zurück. Der Stuhl gab ein leises Quietschen von sich.
»Also, zu mir. Mathematik im Hauptfach, Psychologie im Nebenfach.« Sie hielt inne, überlegte vielleicht, was sie mir nach einem halben Tag anvertrauen konnte. Doch anstatt etwas zu sagen, griff sie in ihre Jackentasche und zog etwas hervor.
Es waren Spielkarten.
Sie teilte das Deck in zwei Stapel und ließ die Karten ineinandergleiten. Ich hatte noch nie gesehen, wie jemand so elegant mischte. Schließlich fächerte sie sie auf.
»Zieh eine, und schau sie dir an. Dann schieb sie wieder zurück, sodass ich sie nicht sehe.«
Ich zog eine Karte und hob sie vorsichtig hoch – Pik Drei – und steckte sie ihrer Anweisung nach zurück. Mit einer fließenden Handbewegung schob sie die Karten zu einem Stapel zusammen, teilte ihn erneut und hielt am Ende meine Pik Drei hoch.
»Richtig«, sagte ich beeindruckt und versuchte nicht mal zu verstehen, was sie da getan hatte.
»Mathematik und Psychologie.« Sie drehte die Karte in ihrer Hand, ehe sie sie auf den Stapel legte und ihn zurück in ihre Jackentasche packte. »Du hast vorhin nach meinen Comics gefragt. Liest du auch welche?«
»Manchmal. Meistens eher Horror Graphic Novels.«
»Lieblingscharakter aus dem Superheldenuniversum?«
Ich hielt einen Moment inne. Meine Superheldenkenntnisse beschränkten sich eher auf die Filme der letzten Jahre.
»Vielleicht Scarecrow? Ich meine, er quält Menschen mit ihren Ängsten.« Ich hielt einen Moment inne und nippte an meinem Kaffee, um den Geschmack des Zuckers zu vertreiben. »Ich finde das viel spannender als Charaktere, die nur super stark sind.«
»Was nützt es dir, ein nordischer Gott zu sein, wenn du dafür nichts im Kopf hast«, pflichtete sie mir bei.
»Welcher ist dein Lieblingscharakter?«
»Prinzessin Shuri.« Die Antwort kam so schnell, als hätte sie darüber keine Sekunde nachdenken müssen. »Ich meine, sie ist unglaublich intelligent, technisch hochbegabt und einfach cool.«
»Ich kenne sie nur aus dem Black Panther-Film, aber da war sie großartig. Die Filme könnten echt noch mehr Frauen gebrauchen.«
Avery nickte, doch ehe sie etwas erwidern konnte, ertönte ein leises Klingeln. Sie warf einen Blick auf ihr Handy und klatschte begeistert in die Hände.
»Wir gehen heute Abend aus.«
Mir entging nicht, dass das keine Frage war. »Okay.« Nicht, dass ich was Besseres vorhatte.
»Super, dann lass uns losgehen. Ich brauche noch meinen Nachmittagsschlaf.«
»Es ist kurz nach fünf«, bemerkte ich mit einem Blick auf mein Handy. Zumal sie doch erst vorhin schon geschlafen hatte.
»Vollkommen korrekt.«
Nachdem ich den restlichen Cupcake bezwungen hatte, verließen wir das Café und machten uns auf den Weg zurück zum Wohnheim. Avery hatte es offenbar verdammt eilig, zu ihrem Bett zu kommen, denn wegen ihres hohen Schritttempos musste ich neben ihr herjoggen, um mithalten zu können. Als sie die Wohnung betrat, blieb sie so abrupt stehen, dass ich gegen sie prallte und zwei Schritte zurücktaumelte.
»Was ist?«
Anstatt mir zu antworten, ging sie wortlos weiter. Über den Esstisch hinweg sah ich, was sie überrascht hatte. An die Küchenzeile gelehnt, stand eine junge Frau, die ein Glas in den Händen hielt. Sie war groß, auf den ersten Blick noch größer als Avery, und hatte hellblondes Haar, das fast mit ihrer Haut verschmolz.
»Seid ihr meine Mitbewohnerinnen?«, fragte sie und richtete sich auf, die Finger fest um das Glas geschlungen. Sie musterte uns, und wenn ich vorhin gedacht hatte, dass Avery ein Pokerface besaß, konnte ich die Miene der Fremden absolut nicht lesen.
»Wenn du hier wohnst, dann ja«, sagte Avery und hielt ihr die Hand hin. »Ich bin Avery.«
»Gehören dir die Comichefte auf dem Tisch?«, erwiderte sie, ohne die Hand eines Blickes zu würdigen. Avery nickte.
»Dann räum sie gefälligst weg. Du wohnst hier nicht allein.«
Damit ging sie an uns vorbei, öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und ließ sie mit einem Knallen ins Schloss fallen. Mit einem leisen Seufzen sah Avery zu mir.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Mitbewohnerinnen super sind, war auch echt klein.«
»Sie geht nicht dran«, sagte ich zu Izzy, während wir vor der Bar standen und uns nach Avery umsahen, die ihr Handy offensichtlich nicht hörte. Oder uns absichtlich ignorierte. Wir waren dank meines exzellenten Zeitgefühls zwanzig Minuten zu spät, aber ich hatte die leise Hoffnung gehegt, dass sie und ihre neue Mitbewohnerin draußen auf uns warteten.
»Suchen wir sie drinnen?«, fragte Izzy und deutete zum Eingang der Bar, aus der eine Mischung aus Pop und Rock drang. Ich nickte, und wir drängten uns vorbei an den Leuten, die in Gruppen vor der Tür standen und rauchten. Drinnen war es nicht viel besser. Menschen drängten sich um diverse Tische oder saßen in gemütlichen Ecken und lachten laut, während sich die Musik daruntermischte. Eher würde ich Waldo finden, als Avery zufällig über den Weg zu laufen. Und das, obwohl ich sie dank ihrer Größe gut erkennen sollte. Die obere Etage, wo sich die riesige Bar befand, war einigermaßen gut beleuchtet, aber spätestens, wenn wir die Treppe runter zur Tanzfläche gingen, würde ich sie nicht einmal erkennen, wenn sie direkt vor mir stünde. Zumal auch einfach zu viele Leute hier waren, die mindestens genauso groß waren wie sie oder eine ähnliche Frisur hatten. Und in dem Licht hier konnte ich nicht mal braune Haare von schwarzen unterscheiden, was es nicht leichter machte.
»Izzy!«
Wir hatten drei Schritte ins Innere gewagt, als eine Gruppe auf uns zustürmte und jemand Izzy um den Hals fiel. Ich betrachtete die Person einen Moment, konnte mich aber nicht mal im Entferntesten daran erinnern, sie jemals gesehen zu haben. War wohl eine neue Bekanntschaft.
»Schön, dass wir uns treffen«, sagte sie so laut, dass vermutlich der halbe Laden sie hörte, und hüpfte mit meiner besten Freundin im Arm auf und ab. Hier oben dröhnte die Musik noch nicht mal. Zumindest nicht so laut, dass man einander anschreien musste. »Du musst unbedingt tanzen kommen! Und du auch!«
Sie sah mich an und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Man konnte ihr auf jeden Fall nicht vorwerfen, dass sie sich mit Kleinigkeiten aufhielt. Wie beispielsweise Namen.
»Willst du schon mal vorgehen? Ich hole uns was zu trinken«, erwiderte ich, an Izzy gewandt. Das war einer der Gründe, wieso wir ins Brix gingen. Hier nahm man es mit der Alterskontrolle nicht ganz so genau, auch wenn wir mittlerweile der Einundzwanzig näher waren als der Zwanzig.
Sie nickte lächelnd, aber mir entging der konzentrierte Blick nicht, der sich in ihre Mimik schlich, wenn sie sich für etwas wappnete, das sie Überwindung kostete. Wie in dem Fall, ohne mich mit mehr oder minder Fremden nach unten zur Tanzfläche zu gehen. Sie strich sich eine Strähne ihres flammend roten Haares hinter die Ohren und gab den Blick auf die Narbe frei, die sich über ihre Wange zog. Die zwei anderen Frauen und der Typ, der zwischen ihnen stand, starrten einen Moment darauf, doch Izzy schien es nicht zu bemerken. Während ich mit mir haderte, wie angemessen böse ich die Meute anfunkeln sollte, griff Izzys neuer Halsschmuck nach ihrem Arm und zog sie mit in die Menge. Ich sah ihr nach, bis sie von den übrigen Menschen verschluckt wurde. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Sie war erwachsen. Sie wusste, was sie tat.
Kaum dass ich mich zur Bar gewandt hatte, stach mir eine junge Frau ins Auge, die an der Seite der Theke auf einem der Hocker saß. Vielleicht lag es an dem Offensichtlichsten, ihren blauen Haaren, die ich selbst im dämmrigen Licht erkannte. Oder an ihren schlanken Beinen, die in der Luft baumelten, weil sie nicht an die Fußablage drankam. Vielleicht aber auch an der Tatsache, dass sie allein hier war und nicht glücklich wirkte. Ihr Blick wanderte in meine Richtung, doch er glitt einfach über mich hinweg. Stattdessen sah sie zu den Menschen, die verteilt an den Tischen saßen oder die Treppe zur Bar hochkamen, ehe sie wieder auf ihre Hände starrte. Anhand der Art, wie ihre Schultern hingen, hätte ich gewettet, dass sie leise seufzte.
Kurz entschlossen ging ich zu ihr hinüber und ließ mich auf den Stuhl direkt neben ihr fallen, den ein anderer Kerl gerade verlassen hatte. Wenigstens hier war mein Timing zu etwas zu gebrauchen.
»Hey«, sagte ich freundlich. Zumindest hoffte ich, dass es danach klang und nicht nach einem unheimlichen Creep aus der Nachbarschaft.
Sie sah zu mir auf und zog ihre Stirn in Falten, betrachtete mich einen Moment. Vielleicht wirkte ich doch nicht so freundlich, wie ich immer gedacht hatte. Oder sie war zu oft von seltsamen Typen angesprochen worden.
»Hey«, erwiderte sie langsam, aber der irritierte Ausdruck in ihren dunklen Augen verschwand nicht. Es war schwer zu sagen, ob sie braun oder blau waren. Wären ihre Haare schwarz gewesen, hätte sie mit ihrer hellen Haut und den roten Lippen ausgesehen wie Schneewittchen. Schneewittchen mit dunklem Eyeliner, der ihre Augen noch viel größer machte. Verdammt, war sie hübsch.
»Ich bin Elijah«, sagte ich, als mir dämmerte, dass ich sie möglicherweise zu lange angestarrt hatte.
»Jade.«
»Kann ich dir was ausgeben?«, fragte ich schließlich und nickte in Richtung des leeren Glases vor ihr. Augenblicklich rutschte sie unruhig auf ihrem Sitz hin und her.
»Nein, danke«, antwortete sie. »Ich habe einen Freund.«
Ihre Stimme ging bei dem letzten Satz so abrupt nach unten, dass ich ihn über die Musik und die Gespräche um uns herum fast nicht verstanden hätte.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen«, sagte ich und lachte leise. »Du hast nur so niedergeschlagen ausgesehen. Da dachte ich, ich leiste dir vielleicht Gesellschaft?«
Izzy amüsierte sich sicher unten auf der Tanzfläche, und bis ich Avery fand, konnten bei meinem Glück Stunden vergehen.
Sie tippte mit ihren Fingern im Takt der Musik auf die Holzoberfläche der Theke, während sie den Oberkörper leicht dazu bewegte. Allmählich bekam ich das Gefühl, dass sie tanzen wollte, es aber aus unerfindlichen Gründen nicht tat.
Als sie meinen Blick bemerkte, schlang sie ihre Hände um das Glas und drehte es, starrte in die Überreste des Eises und der Limette. Gut, offensichtlich wollte sie nicht mit mir reden. Das konnte ich akzeptieren. Gerade als ich dem Barkeeper zuwinken wollte, um meine und Izzys Bestellung aufzugeben, seufzte sie schließlich frustriert, und mein Blick wanderte automatisch zu ihr.
»So fühle ich mich auch.« Ihre Worte waren nicht harsch oder unfreundlich. Sie klangen mehr nach einer deprimierenden Feststellung. »Ich fühle mich überfordert.«
»Wieso das?«
»Ich wollte von vorn anfangen, aber ich bekomme es nicht hin, nicht ständig an zu Hause zu denken.« Mit einem dumpfen Schlag knallte sie das Glas auf den Tresen.
»Du bist neu hier, hm?«, mutmaßte ich, und sie nickte.
»Ich bin heute angekommen.«
»Auch wenn es die Antwort ist, die niemand hören will – es wird besser«, erwiderte ich und fügte grinsend hinzu: »Erst recht, wenn du so eine wundervolle Bekanntschaft wie mich in deinem Freundeskreis hast.«
Obwohl wir beide wussten, dass es nicht ganz ernst gemeint war, verzog sie ihre dunkelroten Lippen zu einem Lächeln.
»Und was macht dich zu einer wundervollen Bekanntschaft?«
Ich hatte nicht erwartet, dass sie darauf reagierte, doch nun schossen mir tausend Antworten durch den Kopf, von denen absolut keine angemessen wäre. Ich hätte lügen müssen, wenn ich behauptete, dass ich Jade nicht heiß fand, aber das hätte, unabhängig von ihrem Freund, echt nicht geholfen. Aber sie machte es mir wirklich schwer, meine Gedanken in einem jugendfreien Bereich zu halten, wenn sie sich mit der Zunge über ihre Lippen leckte.
»Erstens …«, sagte ich mit einem leisen Räuspern und griff nach ihrem leeren Glas, ehe sie damit erneut die Theke malträtieren konnte, »spendiere ich dir einen neuen Drink.«
Ich winkte dem Barkeeper zu und sah sie erwartungsvoll an. Einige Augenblicke später tauchte er auf.
»Also, was möchtest du?«
»Noch ein Caipirinha, bitte.«
»Für mich auch.«
Der Barkeeper nahm nickend mein Geld und verschwand.
»Zweitens«, fuhr ich fort und hob zwei Finger in die Luft, »kenne ich eine Menge cooler Plätze in der Umgebung. Und natürlich drittens. Ich bin einfach großartig.«
»Bescheidenheit ist bestimmt deine größte Stärke«, erwiderte sie und lachte, ehe sie kurze Zeit später nach ihrem Drink griff, das der Barkeeper vor uns abstellte.
»Trinken wir auf meine Bescheidenheit.«
Das Klirren aufeinanderprallender Gläser erklang. Während sie trank, rutschte ihr Ärmel hoch und gab ein Armband frei, dessen Anhänger mir nur allzu bekannt vorkamen. Pokéball, Stern, Pilz, mehrere Ringe, Triforce, Pac-Man. Ich grinste. Eine Seelenverwandte also.
»Okay, ehe wir Freunde sein können, müssen wir ein paar Dinge klären«, begann ich sachlich, als wollte ich mit ihr ein Bewerbungsgespräch führen. Vielleicht war es das auch. Eine Bewerbung auf meine allseits hochgeschätzte Freundschaft.
Sie hob fragend eine Augenbraue.
»Also. Mario oder Sonic?«
»Sonic«, antwortete sie ohne eine Sekunde des Zögerns, und ich seufzte, obwohl ich gar nicht so unglücklich war. Ich hatte das umwerfende Gefühl, jemanden gefunden zu haben, mit dem ich über die Spiele reden konnte, die meine Kindheit geprägt hatten. Jemand, der keine hyperrealistische Grafik brauchte, um in eine neue Welt eintauchen zu können. Oder die epischen Bit-Melodien zu würdigen wusste und nicht als nervig abtat.
»Dein Ernst?« Übertrieben resigniert rührte ich mit dem Strohhalm in meinem Eis. »Eigentlich können wir das schon beenden.«
»Hey!«, protestierte sie und boxte mir leicht gegen den Oberarm. Ich hatte so was von einen Nerv getroffen. »Sonic ist großartig.«
»Ein Igel, der schnell rennen kann, ist großartig? Was ist mit Speedy Gonzales? Oder dem Road Runner? Die können das auch.«
»Besser als ein Klempner ohne Persönlichkeit, der versucht, eine Prinzessin vor einer riesigen Schildkröte zu retten. Ich hab echt genug von Damsel-in-Distress.«
Sie verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust und reckte ihr Kinn in die Luft, obwohl ich ihr nicht einmal widersprach.
»Gut, du hast noch eine Chance. Midna oder Navi?«
Sie prustete los. »Midna. Und jeder, der etwas anderes sagt, lässt sich gern quälen.«
Ich nickte anerkennend.
»Wenigstens da sind wir uns einig. Wie gut bist du bei Tetris?«
Sie legte den Kopf schief und fuhr sich mit einem Finger über ihre Lippen, während sie nachdachte.
»Okay, denke ich. Dafür bin ich bei Mario Kart ungeschlagen.«
»Das kannst du auch nur sagen, weil du noch nie gegen mich gespielt hast«, erwiderte ich und zwinkerte ihr zu. »Außerdem dachte ich, du magst Mario nicht?«
»Mario Kart ist etwas anderes.« Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das die Erklärung für alles. »Und die anderen Spiele sind in Ordnung. Ich mag Sonic nur lieber.«
Es tat mir ein wenig im Herzen weh, dass sie das legendäre Super Mario Bros. gerade als in Ordnung bezeichnet hatte, aber so hatte eben jeder seine Favoriten.
Ich hielt ihr meine Hand hin.
»Dann sollten wir bei einem Spiel klären, wer besser bei Mario Kart ist. Was ist der Einsatz?«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie nach meiner Hand griff und sie schüttelte. Mir gefiel das Selbstbewusstsein, was sie jetzt ausstrahlte, das Funkeln in ihren Augen.
»Ich glaube, darüber muss ich nachdenken. Es soll sich auch lohnen.«
Vielleicht hatte ich den Mund etwas zu voll genommen, denn jetzt hatte ich das Gefühl, ich würde mit einem Drachen um Gold kämpfen. Ohne Schwert und ohne Rüstung.
»Jade!«
Sie wandte ihren Blick ab und sah zu der Person, die sich ihren Weg zu uns durch die Menge bahnte.
»Avery?«, stellte ich erstaunt fest, und beide starrten mich an.
»Ach, du bist es«, sagte sie nicht weniger überrascht. »Hab dich gar nicht erkannt. Ich dachte schon, ich müsste Jade vor einem dubiosen Typen retten.« Sie musterte mich von oben bis unten. »Obwohl …«
Ich war drauf und dran, zu protestieren, doch Jade begann zu lachen, und meine Worte blieben mir im Hals stecken. »Er ist dubios«, bestätigte sie vollkommen ernst. »Waren wir mit ihm verabredet?«
»So sammelst du keine Freundschaftspunkte«, murmelte ich, und Avery strich mir tröstend über den Arm, während ich krampfhaft versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Ich wusste nicht, welcher Triforce-Göttin ich danken musste, dass ausgerechnet Jade Averys Mitbewohnerin war, aber mit einer gemeinsamen Bekannten hatte ich verdammt gute Chancen, Jade wiederzusehen.
»Jupp. Wo ist Isabelle?«, fragte Avery, während sie rechts und links an mir vorbeisah.
»Unten. Sie hat Bekannte getroffen.« Mir fiel in diesem Moment auf, dass ich sie völlig vergessen hatte. Verdammt. Ich war der mieseste beste Freund aller Zeiten. Ich konnte nur hoffen, dass ihr Zeitgefühl genauso schlecht war wie meins und sie noch nicht bemerkt hatte, wie spät ich dran war. Und dass ich den ersten Cocktail ohne sie getrunken hatte.
»Dann lasst uns wieder runtergehen.«
»Ja«, sagte Jade energisch, kippte den Rest ihres Caipirinha hinunter und glitt vom Stuhl. »Kommst du mit?«
»Wenn dir so viel an meiner Anwesenheit liegt«, antwortete ich amüsiert und sah, dass Avery die Augen verdrehte, ehe sie nach Jades Hand griff und sie mit sich zog. Ich setzte mich in Bewegung und folgte ihnen durch die Menge hindurch nach unten.
Dröhnender Bass empfing uns, gepaart mit wechselnden, bunten Lichtern, die es quasi unmöglich machten, Izzy zu finden, selbst wenn sie mit ihren roten Haaren sonst überall herausstach. Mein Handy zeigte auch keine Nachricht von ihr an.
Ich glitt durch die Masse, die sich im Takt der Musik bewegte, und versuchte mich auf etwas anderes zu fokussieren als auf Jade und Avery, die wenige Schritte vor mir lauthals lachten. Es war, als zöge Jade meinen Blick geradezu magisch an, obwohl ich nach Izzy Ausschau halten sollte. Ich verdiente es wirklich, morgen mit Stolz und Vorurteil, Verstand und Gefühl und allen sechs Staffeln von Downton Abbey gequält zu werden.
Aber Jade zog nicht nur meinen Blick an, sondern auch die aller Umstehenden. Sie tanzte oft, das merkte ich an der Art, wie sie sich bewegte. Selbstbewusst und präzise. Versunken in ihrer eigenen Welt. Sie konzentrierte sich nur auf die Musik, während ich sie genauso anstarrte wie die Typen um sie herum.
»Eli!«
Es gab auf dieser Welt genau eine Person, die ich nicht in einem Pool voller Spinat ertränken wollte, wenn sie mir diesen Spitznamen lauthals ins Ohr brüllte. Genau diese Person griff kichernd nach meinen Handgelenken und versuchte mich herumzuwirbeln.
»Geht’s dir gut?«, fragte ich zweifelnd, als Izzy erneut versuchte, uns zu drehen, und daran scheiterte, dass ich stehen blieb. »Was hast du getrunken?«
»Rud ar bith«, sagte sie viel zu schnell und starrte auf meine Schuhe. Ich schnaubte. Nichts? Allein schon, dass sie mir auf Irisch geantwortet hatte, war ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass sie nicht mehr nüchtern war. Ich war allerdings beeindruckt, dass sie mich überhaupt gefunden hatte.
»Du bist eine schreckliche Lügnerin«, erwiderte ich und umfasste mit einer Hand ihre Wange, damit sie mich ansehen musste.
»Du hast viel zu lang gebraucht. Und hast nicht mal was zu trinken dabei.«
Dagegen konnte ich wenig sagen, also ließ ich zu, dass wir uns noch einmal drehten und sie ungefähr alle um uns herum anstieß, sich aber breit lächelnd entschuldigte.
»Hallo, Isabelle«, hörte ich Avery sagen, die mit Jade neben uns gerückt war.
»Ah, dich kenne ich!«, rief Izzy, ließ meine Hände los und nahm stattdessen Avery in ihre Gewalt, die sie nur verdattert anstarrte.
»Was hat sie getrunken?«, fragte sie entsetzt, während Izzy auf und ab hüpfte und versuchte, sich mit Avery zu drehen. Sie war wirklich das Musterbeispiel eines Happy-Drunk.
»Keine Ahnung.«
»Dich kenne ich noch nicht«, flötete sie dazwischen und schlang ihre Arme um Jade, die einen erstickten Laut von sich gab. »Ich bin Isabelle.«
»Ich bin Jade«, sagte sie, irritiert darüber, dass Izzy plötzlich den Kopf auf ihre Schulter legte und die Augen schloss. »Ist alles in Ordnung?«
Izzy antwortete nicht, rührte sich auch nicht, als sie von jemandem angerempelt wurde und zur Seite taumelte. Ehe ich reagieren konnte, hatte Jade bereits ihre Arme um Izzys Oberkörper geschlungen und hielt sie fest. Izzy verstand das offenbar als Einladung, denn mit einem zufriedenen Lächeln machte sie es sich wieder auf Jades Schulter gemütlich. Ich konnte froh sein, dass Jade sie davor bewahrt hatte, mit dem Boden Bekanntschaft zu machen. Izzys Mutter würde mich umbringen.
»Komm, Izzy, wir gehen«, sagte ich seufzend und versuchte den kalten Schauer zu ignorieren, der mir beim Gedanken an eine Begegnung mit Mrs. McAllen über die Haut kroch.
»Aber wir haben doch so viel Spaß!« Ihr Kopf ruckte schlagartig hoch, und sie blinzelte einige Male desorientiert, als hätte sie vergessen, wo wir waren.
»Du hast deinen Spaß«, widersprach ich ihr. »Wir sind damit beschäftigt, auf dich aufzupassen.«
Sie schürzte ihre Lippen, als passte ihr etwas an meiner Aussage nicht, dann verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. »Ich habe Hunger.«
Natürlich hatte sie den. Wie jeder, der getrunken hatte. Denn wenn ich ehrlich war, konnte ich auch etwas zu essen vertragen.
»Wie wäre es mit Burgern?«, fragte ich und versuchte ihre Arme von Jades Hals zu lösen.
»Burger!«
Ich mochte Izzy wirklich gern, immerhin kannte ich sie mein halbes Leben lang, aber es gab einen Grund, wieso ich so selten mit ihr ausging. Sie vertrug absolut nichts. Normalerweise lehnte sie sämtliche Getränke, die über ein Bier hinausgingen, wohl wissend ab, aber heute hatten es ihre Bekannten offenbar geschafft, ihr etwas aufzuschwatzen.
»Na, komm.«
Ich nahm Izzys Hand, und sie folgte mir bereitwillig. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Jade und Avery uns folgten. Ich wusste nicht, ob Izzy den beiden den Abend ruiniert hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass mich Avery das innerhalb der nächsten zehn Minuten spüren lassen würde.
»Mein Wagen steht da vorn«, sagte sie und deutete mit dem Schlüssel in der Hand auf den spärlich beleuchteten Parkplatz. »Und ich habe außer einer Coke nichts getrunken.«
Ich half Izzy auf die Rückbank und stieg von der anderen Seite ein. Meinen Wagen konnte ich morgen holen.
»Morrison’s Diner also?«
Izzy antwortete für uns alle mit einem freudigen »Yaaay«, und ich hörte Jade leise lachen, während sie an Averys Radio herumdrehte, bis sie einen Jazz-Sender fand, der ihr gefiel. Oder den sie zumindest nicht so schlimm fand wie die anderen.
Es dauerte nicht lang, bis wir an dem Diner ankamen, das im Gegensatz zum Brix über einen Parkplatz verfügte, auf dem man tatsächlich die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Es war mir ein Rätsel, wieso sie es in einem halben Jahr nicht geschafft hatten, die blöde Lampe zu reparieren.
Izzy tänzelte vor uns herum, doch ehe sie mit dem Gesicht gegen die Glastür des Diner prallen konnte, hielt ich sie zurück. Wenn es nicht das einzige Diner dieser Stadt wäre, das um diese Uhrzeit geöffnet hatte, wäre ich nie wieder in diese Hölle aus roten Plastikbezügen und seltsam gemusterten Fliesen zurückgekehrt. Aber zu seiner Verteidigung – die Burger hier waren wirklich gut.
Wir bugsierten Izzy auf eine Bank, und ich ließ mich neben sie fallen, während Jade mir gegenüber Platz nahm und ihr Blick neugierig zwischen Izzy und mir hin und her huschte. Ich zwinkerte ihr zu, und sie wandte sich sofort ab, vergrub ihr Gesicht hinter einer der Plastikkarten, die auf dem Tisch lagen.
»Das war der kürzeste Brix-Abend meines Lebens«, stellte ich mit einem Blick auf die Uhr fest. Wir waren nur eine knappe Stunde dort gewesen, doch mein Hals fühlte sich vom lauten Reden völlig ausgetrocknet an. »Danke, dass ihr mitgekommen seid.«
»Hey, wir waren verabredet«, sagte Avery. »Und wir konnten dich unmöglich mit ihr allein lassen.«
»Ich wäre schon klargekommen. Glaubt mir, Izzys Eltern haben mir sehr genau beschrieben, was mit mir passiert, wenn ich nicht auf sie aufpasse. Ihr Vater besitzt mehr als ein Gewehr, und ihre Mutter hätte wenig Skrupel, mich anschließend zu vergraben«, sagte ich und hob meine Hände abwehrend.
»Nein, würde sie nicht tun«, sagte Izzy und kicherte, was mich wenig beruhigte. »Sie würde es Mr. Smith erledigen lassen.«
»Er hätte seine helle Freude daran«, stimmte ich trocken zu und sah zu den anderen beiden. »Das ist der Gärtner. Er ist mal mit einer Schaufel hinter mir hergerannt, weil ich versehentlich über seine Rosen gestolpert bin.« Und ich hatte nicht das Gefühl gehabt, als hätte er sich zurückgehalten. Ich hatte meinen Kopf nur deshalb behalten, weil ich schneller gewesen war.
»Es waren aber auch wunderschöne Rosen.«
»Und das rechtfertigt natürlich, dass er meinen Kopf abhacken wollte.«
Izzy kicherte, und auch Jade begann zu lachen. Ich wusste nicht, wie ich es fand, dass das Thema meines vorzeitigen Ablebens zu ihrer Belustigung beitrug.
Avery klopfte mir mitfühlend auf den Arm, schaffte es aber nicht, genauso auszusehen. »Das hast nicht mal du verdient.«
»Wieso genau wollte ich noch mal was mit dir unternehmen?«, sinnierte ich sarkastisch. »Ach, stimmt ja, du hast mir geschrieben und mich gefragt, ob wir uns treffen wollen.«
Sie zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Ich habe nie gesagt, dass ich immer gute Entscheidungen treffe.«
»Du meinst, wie in der prallen Sonne einzuschlafen?«, erinnerte ich sie an unsere zweite Begegnung. »Sie hatte ein wirklich lustiges Muster an den Beinen, weil ihre Hose Löcher hatte.«
Der überhebliche Ausdruck in Averys Augen bekam für einen Moment einen Riss. Ertappt blickte sie aus dem Fenster, als würde sie nach etwas wahnsinnig Interessantem Ausschau halten.
»Suchst du was?«, fragte Izzy, völlig ahnungslos, was um sie herum passierte, und starrte ebenfalls hinaus.
»Einen guten Ort, an dem ich jemanden vergraben kann.« Avery grinste mich mit einem so finsteren Lächeln an, dass mir schlagartig eiskalt wurde. Dabei hatte sie angefangen.
»Das gibt bestimmt ein spannendes Bild ab«, sagte Jade plötzlich und klatschte in die Hände.
»Nicht du auch noch.« Jade war meine letzte Hoffnung gewesen, diesen Abend heil zu überstehen, aber mittlerweile war ich mir nicht sicher, vor wem ich mehr Angst haben sollte. Jade griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand und umklammerte sie mit ihren schlanken Fingern, während ich nicht umhinkam, wie ein Idiot auf ihren Mund zu starren, den sie zu einem liebevollen Lächeln verzogen hatte. Ich schob ihr Verhalten auf den Alkohol, konnte aber so wenigstens noch einen Moment länger auf ihre dunkelroten Lippen starren.
»Ich halte dich wunderschön für die Nachwelt fest.«
Der Moment, in dem Jades helles Lachen durch das Diner schallte, war exakt der, in dem meine Gesichtszüge völlig entgleisten. Mit was für einer freundlichen Ermunterung ich auch immer gerechnet hatte, das war sie nicht. Avery prustete ebenfalls los, zusammen mit Izzy, die absolut keine Ahnung hatte, worum es ging.
»Jade zeichnet«, sagte Avery und holte tief Luft, während sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
»Tut mir leid, das war gemein.« Jade ließ meine Hand los und besaß wenigstens den Anstand, mich schuldbewusst anzuschauen.
»Will ich wissen, was du zeichnest?«, fragte ich, um sie nicht wieder stumm anzustarren.
Sie biss sich nachdenklich auf die Lippen und ich merkte, dass meine Gedanken schon wieder in eine völlig falsche Richtung wanderten. »Kommt drauf an. Fürchtest du dich schnell?«
Okay, das war definitiv die Abkühlung, die ich gebraucht hatte.
»Nein?«
»War das eine Frage?«, entgegnete sie belustigt. Die Antwort blieb mir erspart, als ein Mann an unseren Tisch trat, der absolut nicht danach aussah, als wollte er hier sein.
»Was kann ich euch bringen?«, murmelte er und starrte auf den Block vor sich, ohne uns anzusehen. Nachdem wir bestellt hatten, schlurfte er so lustlos davon, wie er gekommen war. Armer Kerl.
»Zeig ihm das Bild.«
»Ich will’s auch sehen!«, rief Izzy dazwischen. Jade zückte ihr Handy und tippte und scrollte, bis sie mir schließlich etwas hinhielt. Ein Bild. Ein verflucht unheimliches Bild. Es war großartig gemalt, fast zu realistisch. Denn ich konnte mir Schöneres vorstellen, als von einer Skelettgestalt in einen Spiegel gezogen zu werden. Vielleicht hatte es das Mädchen auf dem Bild gewagt, dreimal Bloody Mary zu sagen. Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken, und ich drehte das Display, damit auch Izzy etwas sah.
»Cúileach! Die Skelettanatomie ist so realistisch«, sagte sie und strahlte Jade an, deren Wangen rot anliefen.
»Sie findet es cool«, sagte ich belustigt, und sie sah mich an.
»Und wie findest du es?«
Ich öffnete meinen Mund, doch in dem Moment, in dem ich in ihre großen dunkelblauen Augen sah, mit denen sie mich erwartungsvoll musterte, war mein Kopf vollkommen leer gefegt.
»Eli ist abergläubisch. Er hat Angst vor Geistern.«
Bei Izzys Kommentar zog Jade sofort ihr Handy zurück.
»Das tut mir leid«, murmelte sie und sah ehrlich zerknirscht aus.
»So schlimm ist es auch nicht. Außerdem war das kein Geist«, erwiderte ich rasch, ehe Izzy mich weiter bloßstellen konnte, und wünschte, sie würde endlich wieder nüchtern werden. Hoffentlich kamen die Getränke bald. »Das Bild sieht toll aus, Jade. Hast du noch mehr? Ohne Geister?«
»Du darfst meinem Instagram-Account folgen«, erwiderte sie und hielt mir ihr Handy erneut hin. J.Irving. Horror.
»Du weißt, wie man Marketing betreibt.« Ich holte mein eigenes Handy raus und suchte nach ihrem Account.
»Zufrieden?«, fragte ich belustigt.
»Ja.«
Ich hatte erwartet, dass ihre Antwort locker und unbeschwert klingen würde, immerhin hatte sie mehrere Zehntausend Abonnenten, doch ihr strahlendes Lächeln und ihre geflüsterte Antwort waren so entwaffnend ehrlich, dass mein Herz einen Satz machte. Ich war wirklich dankbar, dass der Kellner mich vor einem erneuten peinlichen Starren rettete, indem er das Essen brachte.
»Der ist deiner, Izzy«, sagte ich und stellte den Korb mit dem vegetarischen Burger, der von Pommes umhüllt war, vor ihr ab. Ich war mir nicht sicher, ob sie sonst den richtigen fand.
»Go raibh maith agat!«
»Bitte«, erwiderte ich und griff nach meinem Essen.
»Was ist das für eine Sprache?«, fragte Jade und nahm sich von den Pommes.
»Irisch«, antwortete Izzy stolz zwischen zwei Bissen.
»Ihre Mutter ist Irin und hat darauf bestanden, dass Izzy die Sprache lernt«, ergänzte ich bei Jades fragendem Blick.
»Und was heißt das?«
»Go raibh maith agat«, wiederholte Izzy völlig ernst, als hätte sie Jades Frage damit beantwortet.
»Ich gebe euch meine Liste. Irgendwann versteht ihr sie.«
Wenn Izzy angetrunken war, schaffte sie es meistens nicht, die Wörter zu übersetzen, sondern wiederholte sie nur, in der Hoffnung, dass man sie irgendwann verstand. Was ungefähr nie der Fall war.
»Spannend«, klinkte sich Avery ein, vielleicht mehr aus Höflichkeit, doch Izzy griff mit einer Schnelligkeit nach ihrer Hand, die ich ihr in ihrem aktuellen Zustand nicht zugetraut hätte.
»Ich kann sie dir beibringen.«
Es bereitete mir schon ein winziges bisschen Freude, Avery zu sehen, wie sie Izzy völlig sprachlos anstarrte.
»Sehr gern«, sagte sie nach einem Moment und sah dabei fast ein wenig verlegen aus. Izzy strahlte. Vielleicht lag es am Alkohol, aber im Gegensatz zu vorhin wirkte sie tatsächlich entspannt. Sie fühlte sich wohl. Es fiel ihr nicht schwer, hier zu sein und sich mit den beiden zu unterhalten. Sie lächelte nicht, weil es von ihr erwartet wurde. Sie musste sich nicht verstellen und so tun, als wäre alles in Ordnung.
In dieser Hinsicht waren wir uns leider viel zu ähnlich.
Elijah und Izzy wohnten zusammen mit ihrem gemeinsamen Freund Aiden unweit des Campus. Avery hielt Elijahs Anweisungen nach vor einem mehrstöckigen Haus. Elijah stieg aus dem schwarzen Toyota, doch ehe er sich um Izzy kümmerte, kam er zu meiner Beifahrertür und klopfte an die Scheibe. Grinsend ließ ich das Fenster herunter.
»Was ist?«, fragte ich neugierig.
»Wollen wir Nummern austauschen? Ich glaube, wir haben da noch was zu klären.«
Richtig, unser Gaming-Duell. Er holte sein Handy aus der Hosentasche, und ich suchte nach meiner Nummer, um sie ihm zu diktieren. Das konnte eine Weile dauern, bis ich sie auswendig wusste.
»Dann wünsche ich euch noch eine gute Nacht«, sagte er und zwinkerte mir zu. »War schön, dich kennenzulernen, Jade.«
Ich spürte, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich fühlte mich glücklich. Ausgelassen. Befreit. All die Angst, die ich noch vor wenigen Stunden verspürt hatte, war verschwunden. Ich hatte neue Menschen kennengelernt. Die nicht so waren wie die, die ich in Dales zurückgelassen hatte. Menschen, die sich nicht aufdrängten. Ich war mir sicher, dass er gegangen wäre, hätte ich ihm an der Bar nicht mehr geantwortet.
Aber ich war froh, dass ich es getan hatte.
»Gleichfalls«, erwiderte ich und drehte den Kopf nach hinten. »Hat mich auch gefreut, dich kennenzulernen, Izzy.«
Sie kicherte vergnügt und winkte mir begeistert zu, ehe Elijah ihr beim Aussteigen half. Ich hatte nicht das Gefühl, sie wäre in den letzten zwei Stunden auch nur ein Stück nüchterner geworden.
»Was für ein Abend.«
»Genau das, was ich gebraucht habe. Danke, Avery.«
Sie grinste. »Mission erfüllt.«
Wir fuhren zurück zu unserem Wohnheim. Es war kurz nach eins, und ich fühlte mich so müde wie schon lange nicht mehr. Normalerweise konnte ich die Nacht durcharbeiten, aber jetzt signalisierte mir mein Körper allzu deutlich, dass es für heute reichte. Morgen war für alles andere auch noch ein Tag.
Als ich endlich im Bett lag und einen Moment zur Lampe hochsah, die überraschenderweise noch hing, stellte ich fest, dass ich in den vergangenen Stunden tatsächlich keinen Gedanken an meine Heimat und an Dean verschwendet hatte. Es wurde besser. Stückchen für Stückchen.
Mein Handy brummte leise auf dem Nachttisch.
Meld dich, wenn du für unsere Wette bereit bist. Elijah