Regency Flowers - Die widerspenstige Braut: Rarest Blooms 2 - Madeline Hunter - E-Book
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Regency Flowers - Die widerspenstige Braut: Rarest Blooms 2 E-Book

Madeline Hunter

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Beschreibung

Hochzeit mit Hindernissen: Der historische Liebesroman »Regency Flowers – Die widerspenstige Braut« von Madeline Hunter jetzt als eBook bei venusbooks. England im 19. Jahrhundert. Zwei Jahre sind vergangen, seit die junge Lady Verity aufs Land geflohen ist, um ihrem habgierigen Cousin zu entkommen – und dem Earl of Hawkeswell, jenem Mann, den sie unter Zwang heiraten musste. Als er nun plötzlich wieder vor ihr steht, ist Verity eisern entschlossen, für ihre Freiheit zu kämpfen: Nie wieder will sie unter die Kontrolle eines Mannes geraten – ganz gleich, wie charmant und attraktiv er ist! Doch warum scheint der Earl auf einmal ebenso fest entschlossen, Verity nach allen Regeln der Kunst zu verführen? Als er ihr ganz unverschämt einen Kuss raubt, werden Veritys Knie weich … Schon bald ahnt sie, dass sie alles auf eine Karte setzen muss, wenn sie ihrem intriganten Cousin endlich die Stirn bieten will – aber kann sie es wagen, dem Earl ihr Vertrauen zu schenken … und womöglich gar ihr Herz? »Bridgerton«-Fans werden begeistert sein: »Eine wundervolle Geschichte, die der Leserin so manchen Seufzer entlockt!« Romantic Times Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Regency Flowers – Die widerspenstige Braut« von Bestseller-Autorin Madeline Hunter ist der zweite Band ihrer Regency-Saga, in der alle Romane unabhängig voneinander gelesen werden können. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 480

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Über dieses Buch:

England im 19. Jahrhundert. Zwei Jahre sind vergangen, seit die junge Lady Verity aufs Land geflohen ist, um ihrem habgierigen Cousin zu entkommen – und dem Earl of Hawkeswell, jenem Mann, den sie unter Zwang heiraten musste. Als er nun plötzlich wieder vor ihr steht, ist Verity eisern entschlossen, für ihre Freiheit zu kämpfen: Nie wieder will sie unter die Kontrolle eines Mannes geraten – ganz gleich, wie charmant und attraktiv er ist! Doch warum scheint der Earl auf einmal ebenso fest entschlossen, Verity nach allen Regeln der Kunst zu verführen? Als er ihr ganz unverschämt einen Kuss raubt, werden Veritys Knie weich… Schon bald ahnt sie, dass sie alles auf eine Karte setzen muss, wenn sie ihrem intriganten Cousin endlich die Stirn bieten will – aber kann sie es wagen, dem Earl ihr Vertrauen zu schenken… und womöglich gar ihr Herz?

»Eine wundervolle Geschichte, die der Leserin so manchen Seufzer entlockt!« Romantic Times

Über die Autorin:

Madeline Hunter studierte Kunstgeschichte und arbeitet heute als Lehrerin an einem College. Seit einigen Jahren schreibt sie außerdem mit großem Erfolg historische Liebesromane. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und sind regelmäßig auf den Bestsellerlisten der »New York Times« und »USA Today« vertreten. Bereits zweimal hat sie den begehrten RITA-Award der »Romance Writers of America« gewonnen. Madeline Hunter lebt mit ihrer Familie in Pennsylvania.

Die Autorin im Internet: www.madelinehunter.com

Madeline Hunter veröffentlichte bei venusbooks auch ihre Romane:

»Regency Flowers – Ein skandalöses Rendezvous«, Band 1

»Regency Flowers – Eine Lady von zweifelhaftem Ruf«, Band 3

***

eBook-Neuausgabe April 2021

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2010 unter dem Originaltitel »Provocative in Pearls« bei Jove Books, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Die widerpenstige Braut« bei LYX.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2010 by Madeline Hunter

This edition published by arrangement with Berkley, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2013 bei Egmont Verlagsgesellschaften mbH

Copyright © der Neuausgabe 2021 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © PeriodImages.com sowie © shutterstock / Ian Fletcher / disigner / astral232 / Anna Vershynina

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96898-135-2

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieses eBook gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Regency Flowers 2« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

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Madeline Hunter

Regency Flowers – Die widerspenstige Braut

Roman

Aus dem Amerikanischen von Stephanie Pannen

venusbooks

Kapitel 1

Ein guter Freund muss es manchmal hinnehmen, dass man seiner Wut und Frustration Luft macht, auch wenn es höchst unerquicklich ist. Und so nutzte Grayson, der Earl of Hawkeswell, seine Freundschaft zu Sebastian Summerhays schamlos aus, während sie beide an diesem strahlenden Augustmorgen in Summerhays’ Kutsche festsaßen.

»Ich verfluche den Tag, an dem mich mein Vetter diesem Mistkerl vorgestellt hat«, schimpfte Hawkeswell. Dabei hatte er sich geschworen, geschworen, sich nicht so gehen zu lassen. Doch nun saß er hier, schäumte vor Wut über die Unsinnigkeit des Lebens und jammerte Summerhays etwas vor.

»Thompson war also nicht bereit, dir auch nur ein wenig entgegenzukommen?«, fragte Summerhays.

»Kein bisschen. Aber ihr Treuhänder hat eingewilligt, mit mir zusammen eine neue gerichtliche Untersuchung zu beantragen. Und wenn mir das Schicksal und die Gerichte gnädig sind, werde ich bis zum Jahresende dieses vertrackte Desaster hinter mir haben.«

»Es macht keinen Sinn, die Untersuchung zu behindern. Der Mann ist nicht ganz bei Verstand, wenn er das versuchen sollte«, bemerkte Summerhays.

»Er will die wertvollen Verbindungen, die er in den letzten zwei Jahren geknüpft hat, nicht so schnell kappen. Besser gesagt, seine Frau will es nicht. Sie beutet sie mit aller Macht aus, solange sie noch kann. Der Treuhänder selbst ist mit der momentanen Situation auch durchaus zufrieden. Er hat die Kontrolle über das Unternehmen, und das ist alles, was er will. Wenn wir diese ausweglose Situation beenden, riskiert er, alles zu verlieren.«

»Dann ist es gut, wenn du dich für eine Weile aufs Land zurückziehst. Du kannst ein wenig Ruhe und Frieden gebrauchen.« Summerhays lächelte. Er war ein guter und verständnisvoller Freund. In seiner Stimme lag eine Art ärztliche Anteilnahme, als ob er sich um die Gesundheit des Mannes, den er hier beschwichtigte, wirklich sorgte.

Hawkeswell betrachtete seine eigene Verärgerung aus Summerhays’ Perspektive, und seine Wut verwandelte sich schnell in verbitterte Belustigung. »Ich bin eine lächerliche Gestalt, oder? Ich nehme an, dass es sich um die Bestrafung dafür handelt, damals aus rein finanziellen Interessen geheiratet zu haben.«

»Solche Ehen werden die ganze Zeit geschlossen. Du bist das Opfer seltsamer Umstände, mehr nicht.«

»Lass uns hoffen, dass sich diese Umstände bald ändern. Ich stecke bis zum Hals in Schwierigkeiten und habe verkauft, was ich kann. Diesen Winter werde ich mich wohl vornehmlich von Porridge ernähren.«

Das Gespräch wandte sich anderen Themen zu, aber ein Teil von Hawkeswells Gedanken beschäftigte sich weiter mit dem mysteriösen Rätsel um seine verstorbene Frau, das ihn nunmehr seit zwei Jahren quälte. Verity war in der Themse ertrunken, doch ihre Leiche war niemals gefunden worden. Zumindest deuteten die Kleidungsfetzen ihres Hochzeitskleides, die man in dem Fluss gefunden hatte, darauf hin. Wie sie an ihrem Hochzeitstag dorthin gelangt war und warum sie Hawkeswells Anwesen überhaupt verlassen hatte, blieb ein Geheimnis. Und es gab Personen, die in ihm den Schuldigen sahen.

Sein Ruf, jähzornig zu sein, hatte diese Spekulationen zusätzlich untermauert. Doch jeder Narr musste wissen, dass es nicht in Hawkeswells Interesse hatte liegen können, Verity an jenem Tag verschwinden zu lassen. Eine nicht richtig geschlossene und vollzogene Ehe war immer eine umstrittene Sache, wie Veritys Treuhänder deutlich verkündet hatte, als er sich weigerte, Hawkeswell das Einkommen aus ihrem Vermögen auszubezahlen. Die Kirche würde entscheiden müssen, ob die Ehe überhaupt rechtsgültig gewesen war, sollte man sie für tot erklären. In der Zwischenzeit ...

In der Zwischenzeit konnte ihr Ehemann, der vielleicht auch nicht ihr Ehemann war, warten und schmoren. Er durfte sich nicht erneut verheiraten, solange Verity offiziell noch am Leben war. Das Geld, das ihn vor den Altar geführt hatte, war jedoch unerreichbar. Er befand sich in einer Art Vorhölle.

Diese Machtlosigkeit zehrte an ihm. Er verabscheute es, ein Spielball des Schicksals zu sein. Schlimmer noch, dieser Zustand konnte noch jahrelang so weitergehen.

»Ich weiß deine Gesellschaft zu schätzen, Summerhays. Du bist zu taktvoll, um mir zu sagen, wie ermüdend ich bin. Es war sehr großzügig von dir, mich aus der Stadt zu begleiten, bevor ich in Surrey auf ein Pferd wechsle.«

»Du bist nicht ermüdend. Du steckst in einer Zwickmühle, und ich bedauere, dass ich dir nicht helfen kann, dein Problem zu lösen. Da du mir nicht erlauben willst, dir etwas zu leihen ...«

»Ich will mich nicht noch weiter verschulden, am wenigsten bei einem Freund. Ich bin ja bereits jetzt nicht in der Lage, die bisherigen Außenstände zu begleichen.«

»Natürlich. Doch wenn es wirklich auf Porridge hinauslaufen sollte, hoffe ich, dass du um deiner Cousine und deiner Tante willen mein Angebot annimmst.«

»Das kann ich nicht.« Doch natürlich hätte er es tun können. Und wenn es noch schlimmer kam, würde er Summerhays’ Angebot wahrscheinlich annehmen. Er hatte bereits erhebliche Schuld auf sich geladen, nicht nur für seine Tante und seine Cousine, sondern auch für die guten Leute, die auf seinen Ländereien lebten und die mehr Fürsorge und Großzügigkeit verdienten, als er es sich leisten konnte.

»Hast du deiner Frau gesagt, dass du einen Tag früher eintriffst?«, fragte er. Summerhays hatte im Frühling geheiratet, und seine Ehefrau besuchte regelmäßig ihre Freunde in Middlesex. Ihre Besuche diesen Sommer waren oft recht ausgedehnt, um die Hitze in der Stadt zu vermeiden.

»Ich habe gestern meine Angelegenheiten erst so spät regeln können, dass ich sie nicht mehr benachrichtigen konnte. Ich werde sie deshalb überraschen. Es wird Audrianna nicht stören.«

Hawkeswell bewunderte die Überzeugung, mit der sein Freund das sagte. Im Allgemeinen störte es Frauen sehr, wenn die Gatten ihre Pläne durcheinanderbrachten. Bei manch anderem Ehepaar konnte es zu unangenehmen Überraschungen führen, wenn der Mann unerwartet einen Tag früher eintraf.

Die Kutsche rollte die Hauptstraße des Dorfes Cumberworth entlang, während Hawkeswells schwarzer Wallach an einem Seil hinterhertrottete. Sobald sie Surrey erreichten, würde er seine Tante besuchen müssen, um ihr mitzuteilen, dass er schon bald ihr Stadthaus verkaufen musste. Es würde kein angenehmer Besuch werden.

Noch schlimmer würde die Besprechung mit seinem Verwalter werden, der ihm erneut dazu raten würde, die Allmende, also den traditionell gemeinschaftlich genutzten Teil seines Besitzes, einzuzäunen. Hawkeswell hatte lange Zeit davor zurückgeschreckt, sich dieser modernen Praktik anzuschließen, um das Elend zu vermeiden, das diese Maßnahme bei den Familien, deren Leben von diesem Land abhing, zur Folge haben würde.

Die armen Menschen, deren Verpächter nicht einmal das Dach über ihrem Kopf instand halten konnte, sollten nicht erneut und auf noch schlimmere Weise benachteiligt werden. Doch seine finanzielle Lage hatte sich weiter verschlechtert, und wenn sich nicht bald etwas änderte, würden alle darunter leiden.

Hinter der Stadt bog die Kutsche ab. Nach einer halben Meile fuhr sie auf eine Privatstraße. Ein Schild wies auf das Anwesen hin: THE RAREST BLOOMS.

Der Kutscher hielt dort an, wo die Bäume den Blick auf ein hübsches Steinhaus freigaben, das von einem schönen ganzjährigen Garten umgeben war. Summerhays öffnete die Kutschentür. »Du musst mit hineinkommen und die Damen kennenlernen. Audrianna will dich sicher auch sehen.«

»Nein, danke, ich steige direkt aufs Pferd und mach mich aus dem Staub. Du bist es, auf den sie wartet.«

»Das Pferd muss sich ausruhen. Ich bestehe darauf, dass du mitkommst. Mrs Joyes wird dir eine Stärkung reichen, bevor du deinen Ritt beginnst, und du kannst dir derweil den Garten ansehen. Es handelt sich um einen der schönsten in Middlesex.«

Da die Pflichten, die in Surrey auf ihn warteten, nicht besonders verlockend waren, folgte Hawkeswell seinem Freund zur Tür. Eine dürre Frau öffnete sie und verneigte sich, als sie Summerhays erblickte.

»Lady Sebastian hat Sie heute nicht erwartet, Sir. Sie hat noch nicht gepackt und befindet sich gerade im Garten.«

»Das ist schon in Ordnung, Hill. Es macht mir nichts aus zu warten. Ich finde selbst in den Garten, wenn Sie andere Pflichten haben.«

Hill verneigte sich erneut, begleitete sie aber dennoch durch das Haus. Sie kamen an einer Wohnstube und einer gemütlichen kleinen Bibliothek vorbei, die voll gepolsterter Sessel stand. Als sie ein weiteres, etwas informelleres Aufenthaltszimmer betraten, zog Hill sich zurück.

»Folge mir«, sagte Summerhays. Er führte ihn durch einen Gang, der in das große Gewächshaus führte. »Mrs Joyes und die anderen Damen betreiben hier ein Geschäft namens ›The Rarest Blooms‹. Du hast ihre Kunstfertigkeit auf meiner Hochzeit und auf vielen Festen der letzten Saison bewundern können. Hier entfalten sie ihren Zauber.«

Das Gewächshaus war beeindruckend und riesig. Zitrusbäume, Farne und Schlingpflanzen erfüllten es mit verschiedenen Grüntönen und exotischen Düften. Die hohen Fenster standen offen, und eine sanfte Brise ließ Blätter und Blüten erzittern.

Die Freunde schlenderten bis ans andere Ende, wo ein Rebstock voller schwerer Früchte über ein paar Eisenstühlen und einem Steintisch prangte.

Hawkeswell blickte durch die Glaswand hinaus. Die rechteckigen Scheiben verzerrten den Ausblick und ließen die Farben verblassen und ineinanderfließen. Es wirkte mehr wie ein luftiges Bild aus Wasserfarben als ein altes Ölgemälde. Doch selbst so konnte man draußen vier Frauen erkennen, die sich auf der anderen Seite des Anwesens in der Nähe einer Steinmauer in einer Gartenlaube befanden.

Summerhays öffnete eine Tür, und das Bild wurde klar. Sie schauten in eine Rosenlaube, die mit weißen Blüten übersät war. Darunter saß Audrianna auf einer Bank, neben der blassen, makellosen Mrs Joyes mit den dunkelgrauen Augen. Hawkeswell hatte Daphne auf Summerhays Hochzeit kennengelernt.

Zwei andere Frauen saßen der Bank zugewandt auf dem Gras. Eine war blond mit kunstvoll hochgestecktem Haar. Die andere trug eine schlichte Strohhaube, und die breite Krempe verdüsterte ihr Profil.

Mrs Joyes bemerkte die beiden Männer, die aus dem Gewächshaus traten, und hob den Arm zum Gruß.

Die beiden Damen auf dem Boden drehten sich sofort um, da sie sehen wollten, wem Mrs Joyes zuwinkte. Dann drehte sich die Frau mit Haube wieder zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Audrianna.

Hawkeswell überkam ein seltsames Gefühl, als ob jemand an der Saite eines geräuschlosen Instruments gezupft hätte, dessen Vibrationen nun in ihm widerhallten. Dieser Flecken Gras lag im Schatten, und die Haube verdüsterte das Gesicht zusätzlich. Und doch ...

Er starrte auf diese Haube, doch die Dame drehte sich nicht mehr um, selbst als Audrianna und Mrs Joyes riefen, Summerhays solle sich zu ihnen gesellen. Doch als ihr Kopf sich leicht nach vorne neigte, wurde die Saite wieder in ihm angeschlagen.

Er ging mit Summerhays auf die Frauen zu, über verschlungene Sandwege, die durch Tausende von Blüten führten.

»Wer sind die anderen?«, fragte Hawkeswell. »Die Damen, die auf dem Boden sitzen?«

»Die Blonde ist Miss Celia Pennifold. Die andere ist Miss Elizabeth Smith. Sie wird von ihren Freundinnen Lizzie genannt.«

»Hast du sie schon einmal getroffen?«

»Oh ja! Ich bin mit ihnen allen hier gut bekannt.«

Hawkeswell atmete tief durch. Natürlich kannte Summerhays sie alle. Die Aufregung seiner Instinkte war vollkommen unnötig.

»Nun ja, Lizzie nicht ganz, jetzt, wo du es erwähnst. Gerade fällt mir auf, dass ich sie zwar schon im Garten mit Haube und durch die Scheibe des Gewächshauses gesehen habe, aber ich glaube nicht, dass wir uns jemals richtig vorgestellt worden sind.«

Sie näherten sich den Damen. Die Haubenträgerin blieb ihnen immer noch entschieden abgewandt. Doch während des chaotischen Austauschs von Begrüßungen und Vorstellungen schien das niemand weiter zu bemerken oder als unhöflich zu betrachten.

Ebenfalls schien niemandem bewusst zu sein, dass Lizzie Audriannas Ehemann niemals offiziell vorgestellt worden war, genau wie Summerhays selbst das noch nicht einmal bemerkt hatte. Aber ein Earl hatte den Garten betreten, und während des folgenden Austauschs von Höflichkeiten konnte die Unbeweglichkeit dieses Kopfes nicht ewig andauern. Schließlich begann Audrianna mit der offiziellen Vorstellung.

Die Haube hob sich, als Lizzie aufstand. In Hawkeswells Schädel pochte das Blut, während der schlanke Körper, versteckt unter schlichtem blauem Musselin, sich zu ihm umdrehte. Mit bescheiden gesenktem Kopf und tiefen Schatten auf ihrem Gesicht verneigte sich Lizzie.

Das Pochen ließ nach. Nein, er hatte sich geirrt. Jedoch waren seine Erinnerungen an die Details so vage. So schockierend vage. Aber nein, seine Sinne hatten ihm einen Streich gespielt; das war alles.

»Ich werde Hill bitten, uns Erfrischungen zu bringen«, sagte Lizzie leise. Sehr leise. Sie flüsterte es geradezu.

Sie verneigte sich erneut und ging davon. Der Kreis der Frauen, die sich in angeregter Unterhaltung befanden, schien es nicht weiter zu bemerken.

Wieder neigte sich dieser Kopf. Die Art, wie sie ging. Erneut begann das wilde Pochen.

»Halt!«, stieß Hawkeswell mit rauer Stimme hervor.

Alle erstarrten auf seinen Ruf hin und gafften ihn an. Außer Lizzie. Die ging einfach weiter und blickte nicht zurück. Dennoch änderte sich etwas an ihrem Gang. Sie schien kurz davorzustehen loszurennen.

Er eilte ihr nach und ergriff ihren Arm.

»Lord Hawkeswell – also wirklich«, schalt ihn Mrs Joyes mit überraschtem Gesichtsausdruck. Sie blickte mit besorgter Neugier zu Summerhays.

»Hawkeswell ...«, begann Summerhays.

Dieser hob eine Hand, um Summerhays zum Schweigen zu bringen. Er starrte auf die zierliche Nase, die gerade aus dem Schatten der Haube ragte. »Sehen Sie bitte mich an! Sofort! Ich verlange es.«

Zuerst tat Lizzie gar nichts, doch nach einer langen Pause drehte sie sich zu ihm um. Sie schüttelte seine Hand von ihrem Arm und sah ihn an. Fast berührten die langen, dichten Wimpern ihre schneeweiße Wange.

Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn. Zorn? Furcht? Niemals zuvor hatte er so etwas verspürt wie in diesem Moment.

Langsam hob Lizzie die Wimpern. Es war nicht das Gesicht, das ihm Gewissheit verschaffte. Nicht seine ovale Form oder ihr dunkles Haar oder ihr Rosenmund. Es war die Resignation, das Bedauern und der Anflug von Rebellion in ihren blauen Augen.

»Verdammt, Verity! Sie sind es wirklich!«

Kapitel 2

»Wenn sie nicht in zwei Minuten hier unten ist, werde ich hochgehen. Ich schwöre, ich werde dieses Haus mit bloßen Händen einreißen, wenn ich muss, und ...«

»Beruhigen Sie sich, Sir! Ich bin sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelt.«

»Mich beruhigen? Mich beruhigen? Meine vermisste und seit zwei Jahren für tot gehaltene Frau genießt ein paar Meilen von London entfernt das Landleben, während sie ganz genau weiß, dass die Welt nach ihr sucht, und Sie sagen, dass ich mich beruhigen soll? Ich möchte Sie daran erinnern, Mrs Joyes, dass Ihre Rolle in dieser Angelegenheit ans Verbrecherische grenzt und dass ...«

»Ich werde mir keine weiteren Drohungen anhören, Lord Hawkeswell. Wenn Sie sich ausreichend beruhigt haben, um eine höfliche Unterhaltung zu führen, lassen Sie es mich wissen. In der Zwischenzeit werde ich am oberen Treppenabsatz mit meiner Pistole warten, für den Fall, dass Sie rabiat werden sollten.« Mrs Joyes’ ätherisch blasse Eleganz schwebte aus dem Wohnzimmer.

Summerhays hatte derweil die Schränke durchforstet. »Ah, da haben wir ja etwas Port! Schluss mit diesem infernalischen Auf-und-ab-Gehen, und reiß dich endlich zusammen, Hawkeswell! Du stehst kurz davor, zu einem unausstehlichen Idioten zu werden.«

Hawkeswell konnte in der Tat nicht aufhören, auf und ab zu gehen. Oder nach oben zu starren, dorthin, wo diese Frau hingeflüchtet war. »Wenn in der Geschichte der Welt jemals ein Mann eine Entschuldigung hatte, sich wie ein Idiot zu verhalten, Summerhays, dann bin ich das. Außerdem stehe ich sowieso schon wie ein Idiot da, also habe ich nichts zu verlieren.«

»Keine Gläser. Das hier muss genügen.« In einer Hand hielt Summerhays eine filigrane Teetasse und goss mit der anderen den Portwein hinein. »Jetzt trink und zähl bis fünfzig! Wie in alten Zeiten, wenn du dich so schlimm aufgeregt hast.«

»Ich werde dämlich aussehen, wenn ich aus dieser ... ach, was soll’s!« Hawkeswell riss ihm die Tasse aus der Hand und kippte ihren Inhalt hinunter. Doch es half nicht viel.

»Und jetzt fang an zu zählen!«

»Ich denk doch gar nicht dran ...«

»Zähl schon! Oder ich werde dir Vernunft einprügeln müssen, und es ist viele Jahre her, dass dein Temperament mich dazu gezwungen hat. Eins, zwei, drei ...«

Zähneknirschend begann Hawkeswell zu zählen. Und umherzulaufen. Die rote Farbe verschwand aus seinem Gesicht, aber die Wut wurde kaum weniger. »Ich kann nicht glauben, dass Mrs Joyes und deine Frau nicht wussten, wer diese Lizzie in Wirklichkeit ist.«

»Wenn du noch einmal andeutest, dass meine Frau lügt, werde ich erst dann mit dir fertig sein, wenn dich ein Fuhrwerk in die Stadt zurückbringen muss«, drohte Summerhays.

»Da wir schon bei alten Zeiten sind, vergisst du besser nicht, dass ich genauso gut austeilen wie einstecken kann. Eher besser.« Hawkeswell bemühte sich, seine Wut zurückzudrängen und seine Schritte abzuzählen. »Was ist das hier überhaupt für ein verdammter Ort?«, fragte er, als er bis dreißig gekommen war. »Wer nimmt denn eine Fremde auf und fragt nicht nach ihrer Vorgeschichte? Das ist unsinnig. Verrückt.«

»Nicht nachzufragen ist ihre oberste Regel. Offenbar ist Mrs Joyes davon überzeugt, dass es gute Gründe dafür geben kann, warum Frauen ihre Vergangenheit vollkommen hinter sich lassen.«

»Ich kann mir keinen vorstellen.«

»Wirklich nicht?«

Hawkeswell blieb stehen und starrte Summerhays wütend an. »Wenn du damit andeuten willst, dass sie sich vor mir fürchten musste, werde ich dich zum Duell herausfordern. Sie kannte mich doch kaum, verdammt!«

»Ich nehme an, das allein kann einer Frau schon Angst machen.«

»Jetzt redest du aber Unsinn.«

Summerhays zuckte mit den Schultern. »Du bist erst bei fünfundvierzig.«

»Es geht mir gut.«

»Lass uns auf Nummer sicher gehen.«

Hawkeswell marschierte fünf Schritte weiter. »So. Jetzt bin ich vollkommen beruhigt. Bitte teile Mrs Joyes mit, dass ich verdammt noch mal mit meiner Frau sprechen will!«

Summerhays verschränkte seine Arme und betrachtete ihn genau. »Noch mal fünfzig, denke ich.«

Lizzie saß auf ihrem Bett und lauschte den ungehaltenen Ausrufen von unten. Schon bald würde sie hinuntergehen müssen. Ein paar Minuten, dachte sie, würde man ihr sicherlich nachsehen. Um zu packen und sich mit der Aussicht auf eine Haftstrafe vertraut zu machen, bevor sich die Gefängnistore hinter ihr schlossen.

Eine sentimentale Närrin war sie gewesen. Sie hätte gehen sollen, sobald Audrianna eingewilligt hatte, Lord Sebastian zu heiraten. Oder spätestens letzte Woche nach ihrem einundzwanzigsten Geburtstag. Sie hatte gewusst, dass sie einen Kampf auszufechten haben würde, sobald sie volljährig war. Doch nun würde sie vielleicht nicht mal mehr in der Lage sein, einen einzigen Schuss abzufeuern.

Wenn sie in die Welt zurückgekehrt wäre, hätte Hawkeswell sie früher oder später sowieso gefunden. Es hätte gar keine Möglichkeit gegeben, das zu vermeiden. Doch sie hatte vorgehabt, unter Menschen zu sein, die sie kannte und die ihr helfen würden. Und sie wäre auf ihn vorbereitet gewesen. Doch das lange Verweilen in diesem Haus hatte schließlich zu dieser Katastrophe geführt, und möglicherweise würde sie nun, trotz all ihrer Bemühungen, es zu vermeiden, in dieser Ehe gefangen sein.

Sie sollte aufhören, sich weiter zu geißeln. Es war nicht nur Rührseligkeit allein gewesen, die sie ihre Abreise immer wieder hatte verschieben lassen. Sie war keine wirkliche Närrin gewesen. Die Liebe hatte sie hiergehalten, mehr Liebe, als sie in vielen Jahren erfahren hatte. Man konnte es ihr nachsehen, der verlockenden Aussicht auf eine letzte Woche mit ihren lieben Freundinnen nachgegeben zu haben. Die Neuigkeit, dass Audrianna zu Besuch kommen würde, war an genau jenem Tag eingetroffen, an dem sie sich hatte verabschieden wollen. Und es hatte ausgereicht, um ihren schwachen Entschluss und ihre wachsende Angst zu überwinden.

Von unten hallte das Geräusch eines aufstampfenden Stiefels wider, gefolgt von einem weiteren Fluch. Hawkeswell war an diesem Abend gut in Form.

Das war von jedem Mann zu erwarten, der eine solch unerwartete Entdeckung machen musste, aber sie hatte immer schon die Vermutung gehabt, dass er mehr von diesem männlichen Zorn in sich trug als die meisten anderen. Schon bei ihrer ersten Begegnung war ihr klar gewesen, dass sie nicht zueinanderpassten. Nun würden sie das erst recht niemals, so viel war sicher. Er war in dieser Sache natürlich mit Bertram im Bunde. Und sie hatte dadurch Schande über ihn gebracht, dass sie weggelaufen und nicht wirklich gestorben war.

Ein zaghaftes Klopfen an ihrer Tür ertönte. Sie wollte sich ihren Freunden ebenso wenig stellen wie dem Mann, der dort unten vor sich hin fluchte, aber keines von beidem war zu vermeiden. »Herein!«

Die Ausdrücke in ihren Gesichtern waren so, wie sie es erwartet hatte. Audriannas Augen waren unter ihrem modisch frisierten kastanienbraunen Haar vor Erstaunen weit aufgerissen. Aber sie war auch viel zu gut, um sich vorzustellen, dass eine Frau zu so etwas fähig war. Celia, die sich wahrscheinlich eine Menge vorstellen konnte, zu was eine Frau so alles in der Lage war, schien nur äußerst neugierig zu sein. Und Daphne ... nun, Daphne war so schön und blass und gefasst wie immer und schien gar nicht besonders überrascht zu sein.

Daphne setzte sich neben sie auf das Bett, Celia auf die andere Seite. Audrianna blieb vor ihr stehen.

»Lizzie ...«, begann Audrianna. Dann wurde ihr klar, dass dies nicht Lizzies richtiger Name war, und sie errötete.

»Ich habe selbst zwei Jahre lang nur als Lizzie von mir gedacht. Doch ich nehme an, dass ihr mich nun besser Verity nennen solltet. Ich muss mich wohl wieder daran gewöhnen.«

Audrianna wirkte plötzlich sehr enttäuscht, als ob sie sich bis dahin noch an die Vorstellung geklammert hätte, dass dies alles nur ein Missverständnis war.

»Dann hat er also recht«, sagte Daphne. Ihr Ton deutete darauf hin, dass auch sie auf eine Verwechslung gehofft hatte. »Es lag kein Fehler vor. Du bist wirklich Hawkeswells vermisste Braut.«

»Kam dir niemals der Gedanke?«, fragte Verity.

»Nein. Vielleicht war ich blind. Diese Tragödie schien weit entfernt und in einer anderen Welt stattgefunden zu haben. Nicht ein Mal habe ich vermutet, dass die junge Frau, der ich damals in der Nähe der Themse begegnet bin, das vermisste Mädchen sein könnte.«

»Ich habe es mir gedacht. Oder eher vermutet«, warf Celia ein. »Die Möglichkeit ist mir ein- oder zweimal in den Sinn gekommen.«

Audrianna starrte die hübsche blonde Celia an. Diese ergriff Veritys Hand und tätschelte sie. »Aber dann habe ich mir gesagt, nein, es kann nicht sein. Dieses Mädchen ist bestimmt tot. Es kann nicht Lizzie sein, außer sie hätte das Gedächtnis verloren. Eine Frau läuft nicht so einfach an ihrem Hochzeitstag davon, um in Armut und Bedeutungslosigkeit zu leben. Besonders dann nicht, wenn es sich um eine Erbin handelt und ihr frisch Angetrauter ein Earl ist.«

Niemand sagte etwas. Es gab eine Regel in diesem Haus. Man fragte niemanden aus. Man verlangte keine Erklärungen. Darum war sie in der Lage gewesen hierzubleiben. Doch nun, das wusste sie, waren alle nur an Erklärungen interessiert.

»Warum?«, stieß Audrianna hervor.

»Ich bin sicher, dass es einen guten Grund gab«, kam Daphne ihr zu Hilfe.

Verity erhob sich vom Bett. Sie suchte nach ihrem Spiegel und begutachtete den Schaden, den die Haube ihrer Frisur zugefügt hatte. Sollte sie sich zurechtmachen, bevor sie nach unten ging und sich Hawkeswell stellte? Das wäre nur höflich. Doch sie fürchtete, dass sie durch diese Geste noch stärker im Nachteil sein würde.

Als ihr diese Überlegungen bewusst wurden, musste sie schmunzeln. Sie nahm an, dass jede Frau im Nachteil war, was Hawkeswell anging, und dass er dieses Ungleichgewicht für naturgegeben hielt. Er war ein gut aussehender Mann, groß, schlank und muskulös. Er hatte breite Schultern und erinnerte an einen jungen Gott. Selbst ohne sein attraktives Gesicht mit den verwegenen Bartstoppeln würden seine blauen Augen ausreichen, um die meisten Frauen zum Stottern zu bringen.

Es waren diese Augen gewesen, die ihr verraten hatten, dass sie aufgeflogen war. Als er den Garten betreten und sie sich kurz umgedreht hatte, war das alles gewesen, was sie gesehen hatte, und sie hatte ihn sofort erkannt. Selbst an einem hellen Sonnentag auf der anderen Seite des Gartens war das Saphirblau seiner Augen nicht zu übersehen gewesen.

»Ich habe mir diese Ehe nicht ausgesucht.« Sie begann den dunklen Haarknoten zu richten, den die Haube durcheinandergebracht hatte. Celia kam zu ihr herüber, schob Veritys Hände fort und half ihr. »Mein Cousin Bertram hat mich genötigt. Er wollte mich zwingen, aber ich habe mich gesträubt. Schließlich hat er mich hereingelegt. Direkt nach der Zeremonie habe ich herausgefunden, wie er es angestellt hatte. Ein Versprechen, das gegeben wurde, um meine Einwilligung zu erhalten, war nicht mehr als eine Lüge gewesen.«

»Was für ein Versprechen brachte dich dazu, einen solch unwiderruflichen Schritt zu machen?«, fragte Daphne verwundert.

Zwei Jahre der Diskretion hatten eine Gewohnheit geschaffen, und Verity zögerte, es ihnen zu erzählen. Sie wollte Daphne keinen weiteren Ärger bereiten. Doch sie befürchtete auch, dass sie ihren Charakter nun neu beurteilten und sich vielleicht fragten, ob es sich bei dem Versprechen um eine kleine, unwichtige Sache gehandelt hatte.

»In der Nähe meines Zuhauses lebt eine Frau, die ich wie eine Mutter liebe. Bertram drohte, ihren Sohn wegen seiner politischen Ansichten in eine Strafkolonie schicken zu lassen. Oder Schlimmeres. Mein Cousin hat einen gewissen Einfluss und noch einflussreichere Freunde. Ich zweifelte nicht daran, dass er dieser Frau und ihrem Sohn schaden konnte, wenn er wollte. Doch gleich nach der Hochzeit erfuhr ich, dass Bertram seine Drohung ungeachtet seines Versprechens wahr gemacht und dem Sohn Schaden zugefügt hatte. Und mit ihm auch seiner Mutter.«

Alte, vergessen geglaubte Wunden rissen wieder auf, die Verity erzittern ließen. Doch gleichzeitig erwachte auch die gleiche rebellische Wut in ihr, die sie damals schon verspürt hatte.

Celia trat einen Schritt zurück. Nun zeigte der Spiegel eine von Meisterhand geschaffene Frisur und eine junge Frau mit ängstlichen blauen Augen, die um Fassung rang.

Verity wandte sich an ihre verblüfften Freunde. »Hätte ich bleiben, mich einfach in mein Schicksal ergeben sollen? Mir war böse mitgespielt worden. Meine Einwilligung war durch übelsten Betrug erwirkt worden, und ich glaube, dass Lord Hawkeswell in die Verschwörung eingeweiht war. Schlimmer noch, die Täuschung beeinträchtigte weit mehr als meinen Familienstand. Ich war so aufgebracht, dass ich kaum denken konnte. Also entschied ich, mir das von ihnen nicht antun zu lassen. Ich würde nicht zulassen, mich von ihrem Täuschungsplan zu einem beweglichen Gut degradieren zu lassen. Also flüchtete ich.«

Audrianna legte die Hände auf Veritys Wangen. Tränen schossen in ihre grünen Augen. »Sebastian sollte erst morgen kommen. Du wärst ihm ausgewichen, wenn er sich an den Plan gehalten hätte. Er hat mir unten erzählt, dass er bei eurer Hochzeit dabei war und dich erkannt hätte, also hast du es so eingerichtet, dass ihr euch niemals über den Weg gelaufen seid. Bis heute war ihm nicht bewusst, wie geschickt du dich immer zurückgezogen hast.« Sie sah sie immer noch erstaunt an. »Auch mir war es nicht aufgefallen. Es tut mir so leid, dass meine Anwesenheit hier, mein Besuch und nun seine unerwartete Ankunft dies alles verursacht haben. Ich hätte ...«

»Ich werde für immer dafür dankbar sein, dass du diesen Besuch gemacht hast«, erwiderte Verity und umarmte ihre Freundin. »Diese vergangene Woche, in der wir alle noch einmal zusammen sein konnten, war eine der besten meines Lebens. Ich werde sie niemals vergessen.«

»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Celia.

Verity zog die lange Schürze aus, die ihr schlichtes blaues Kleid bedeckte. »Ich werde nach unten gehen und hoffen, dass der Fremde, den ich geheiratet habe, nicht zu wütend sein wird, um mich anzuhören.«

Kapitel 3

Audrianna erschien in der Tür des Wohnzimmers und winkte ihren Ehemann zu sich. Summerhays ging zu ihr, und sie führten eine geflüsterte Unterhaltung.

Als Audrianna den Raum schließlich verließ, kehrte Summerhays zu seinem Freund zurück. »Verity kommt jetzt herunter. Ich bitte dich, sie anzuhören. Sie könnte für die ganze Sache gute Gründe gehabt haben.«

Hawkeswell konnte sich einige Gründe vorstellen, doch an keinem von ihnen war etwas Gutes. »Ich verspreche, mir anzuhören, was sie zu sagen hat.«

Summerhays schien nicht überzeugt zu sein, dass der Sturm vorüber war. Doch die Damen mussten beschlossen haben, dass es sicher genug war, da auf der Treppe leise Schritte zu hören waren. Verity kam in Sicht. Die Schürze war verschwunden. Das schlichte blaue Kleid hätte sie sehr gewöhnlich aussehen lassen müssen, doch sie bewegte sich mit einer solchen Anmut und einem Selbstvertrauen, das einige Herzoginnen verlegen machen würde.

An der Schwelle zum Wohnzimmer blieb sie stehen. Summerhays entschuldigte sich.

»Bitte schließe die Tür hinter dir«, sagte Hawkeswell.

Summerhays sah Verity fragend an. Sie nickte.

Es war der erste richtige Blick, den Hawkeswell seit zwei Jahren auf seine Frau werfen konnte. Erneut wurde ihm bewusst, wie wenig Details in seiner Erinnerung überlebt hatten. Die Einzelheiten ihres Aussehens waren zusammen mit denen ihres Charakters schnell zu bloßen Eindrücken verblasst.

Wunderschön, hatte er bei ihrer ersten Begegnung gedacht, und naiv. Außerdem wirkte sie jung und unschuldig. Auf die beiden letzteren Eigenschaften legte er bei Frauen normalerweise keinen besonders großen Wert. Aber er hatte auch noch nie zuvor eine Ehefrau gesucht, und das setzte schließlich andere Anforderungen voraus.

Jetzt gerade wirkte sie nicht besonders unschuldig. Doch sie war immer noch wunderschön. Sogar mehr als zuvor. Ein wenig Reife schmeichelte ihr. Das Haar war noch genauso dunkel, das Gesicht noch genauso blass, die Augen noch genauso blau. Doch ihre Züge waren klarer und betonten ihre zarte Schönheit. Veritys Gesichtsausdruck war ihm jedoch entschieden zu selbstbewusst für jemanden in ihrer Lage. Das reizte erneut sein Temperament, und er bemühte sich, die aufkeimenden Emotionen zu ignorieren.

»Ich bitte Sie, weder Daphne noch eine der anderen dafür zu verurteilen, dass sie mich aufgenommen haben. Sie wussten nicht, wer ich bin. Ich hätte gerne Ihr Versprechen, dass Sie nichts tun werden, um sie in Schwierigkeiten zu bringen.«

»Mein Interesse gilt einzig und allein Ihrem Verhalten, nicht dem Ihrer Freundinnen. Doch das ist ein Thema, dem wir uns besser später widmen sollten, wenn wir wieder zu Hause sind.«

»Ich mag vielleicht keine andere Wahl haben, als mit Ihnen zu gehen, aber ich werde es nicht freiwillig tun.«

Sie zögerte nicht, ihm diesen Fehdehandschuh hinzuwerfen, auch wenn ihr Benehmen sanft und ruhig blieb. Sie ließ ihm keine andere Wahl, als zu argumentieren und sie zu überreden, was ihm angesichts der Tatsache, dass er schuldlos war, ungerecht vorkam. Die Alternative bestand darin, Gewalt anzuwenden und genau der Grobian zu sein, für den Mrs Joyes ihn bereits hielt.

Selbst sein Zorn konnte das nicht rechtfertigen. Und Summerhays würde sich weigern, ihm zu helfen. Verity hatte die Beschränkungen, die ihm diese Situation auferlegte, genau eingeschätzt und war bereit, sie auszunutzen. Was bedeutete, dass sie keineswegs naiv war. Zumindest jetzt nicht mehr.

Er deutete auf ein Kanapee. »Wollen Sie sich nicht setzen? Wenn wir schon hier und jetzt darüber reden müssen, können Sie es sich auch genauso gut bequem machen.«

Sie nahm die Einladung an, setzte sich jedoch nicht auf das Kanapee. Stattdessen ließ sie sich auf einem hölzernen Stuhl nieder.

»Sie haben uns alle glauben lassen, dass Ihnen etwas zugestoßen sei, Verity. Haben Sie niemals daran gedacht, dass Ihre Tat anderen Kummer bereiten würde?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Cousin und seine Frau nicht um mich getrauert haben. Was Sie angeht – haben Sie um mich getrauert, Lord Hawkeswell? Unsere Verbindung war kurz und förmlich, und es war keine Liebesheirat.«

Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Nein, er hatte nicht getrauert. Das kühle Geschick, mit dem sie ihn ins Hintertreffen brachte, stachelte sein Temperament weiter an.

»Ich habe vielleicht nicht getrauert, Verity, aber ich war besorgt. Äußerst besorgt.«

»Das tut mir leid. Ich dachte, dass man mich nach ein paar Monaten für tot erklären würde. Spätestens nach dem Auftauchen des Beweises, dass ich in die Themse gefallen bin. Ich hätte niemals gedacht, dass ich nach zwei ganzen Jahren immer noch lediglich als vermisst gelte.«

»Sie sprechen mit erstaunlicher Überzeugung von diesem Beweis. Ich nehme an, Sie haben ihn selbst deponiert.«

»Oh ja! Ich wollte verhindern, dass Sie oder Bertram nach mir suchen, also dachte ich, dass es am besten wäre, wenn man mich eine Weile für tot hält.«

Ja, ich habe es getan. Tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.

»Doch ein paar Personen haben wahrscheinlich wirklich um mich getrauert«, sagte sie und zeigte endlich etwas Reue. »Ich bedauere den Schmerz, den ich denjenigen zugefügt habe.«

»Also eine Schwachstelle in Ihrem Plan.«

»Ja. Das ist bei meiner vorzeitigen Entdeckung durch Sie mein einziger Trost. Jetzt kann ich dafür sorgen, dass diese Personen schnell die Wahrheit erfahren.«

Er lief im Zimmer auf und ab und versuchte zu entscheiden, wie er mit den vielen Fragen beginnen sollte, die in seinem Kopf herumschwirrten. Er fühlte ihren Blick auf sich und spürte darin eine seltsame Mischung aus Vorsicht und Groll. Letzteres half nicht gerade, seine eigene düstere Stimmung im Zaum zu halten.

»Versuchen Sie die angemessenen Worte zu finden, um sich über den Zustand meiner Jungfräulichkeit zu erkundigen, Lord Hawkeswell? Ich nehme an, dass dies eine der drängendsten Fragen für Sie ist.«

Ihre Direktheit erstaunte ihn. »Es ist eine von vielen, die ich habe, Verity.«

»Dann erlauben Sie mir, zumindest diese Sorge zu zerstreuen. Es gab keine große Affäre, nicht mal eine kleine. Meine Ehre blieb unangetastet.«

Er war froh, das zu hören, auch wenn ihre Jungfräulichkeit das Thema nicht vollständig ausräumte. Es konnte immer noch ein anderer Mann mit im Spiel gewesen sein. Es war die logischste Erklärung, aber all das konnte an einem anderen Tag geklärt werden.

»Und Sie, Lord Hawkeswell? Wo wir schon mal beim Thema sind: Wie war es denn während meiner Abwesenheit um Ihre Tugend bestellt?«

Und wieder erstaunte sie ihn. Seine überraschte Reaktion ließ Spott in ihren Augen funkeln.

»Ich lese alle Zeitungen und Skandalblätter«, sagte sie. »Meine Nähe zu London erlaubte es mir, Neuigkeiten aus dem ganzen Land zu erfahren und immer über die Geschehnisse in der Gesellschaft informiert zu sein. Sie werden mir wohl zustimmen, dass Sie kaum ein Recht haben, über meine Tugend zu spekulieren, wenn wir sie mit der Ihren vergleichen.«

Wie, verdammt noch mal, war er plötzlich zum Schurken dieser Geschichte geworden? »Ich habe Sie für tot gehalten. Sie wussten, dass ich es nicht bin.«

Sie senkte ihren Blick. »Kein Gericht hat mich für tot erklärt, also wurde ich nur vermisst. Ich wollte damit nur sagen, dass ich alles über Ihre Affären weiß. Es macht mir nichts aus, aber ich hoffe, dass Sie kein solcher Heuchler sind, um mein Wort in dieser Sache zu hinterfragen oder ihr weiter nachgehen zu wollen.«

Er bemühte sich, die tiefe Verärgerung darüber zu bezwingen, dass sie ihn nun bereits zum zweiten Mal in einem verbalen Scharmützel geschlagen hatte, in dem sie nicht einmal über eine Waffe verfügen sollte.

Doch sein Ärger gewann die Oberhand. Er verschränkte seine Arme und durchbohrte sie mit seinem Blick, den er bis in seinen eigenen Hinterkopf spürte. »Werden Sie mir jetzt endlich sagen, warum Sie es getan haben? Ich denke, dass ich wohl ein Recht habe, es zu erfahren.«

Ihre kühle Fassade schien zu bröckeln. Ihre blauen Augen funkelten unter ihren vollen Wimpern. Sie wirkte weder zerknirscht noch verängstigt. Doch sie erhob sich, als hätte sie entschieden, dass seine Haltung es erforderlich machte, aus Augenhöhe heraus zu antworten.

»Ich ging, weil ich für den großen Plan, den Sie und mein Cousin ausgeheckt hatten, nicht mehr benötigt wurde. Alle haben in diesen zwei Jahren bekommen, was sie wollten. Dafür hat die Hochzeitszeremonie gesorgt. Sie haben das Geld gekriegt, das Sie wollten, Bertram kontrolliert weiterhin das Unternehmen meines Vaters, und Nancy hat endlich die gesellschaftlichen Verbindungen, nach denen sie so gegiert hat. Meine Mitgift war alles, was Ihnen allen wichtig war. Es spielte keine Rolle, ob ich während dieser Zeit am Leben war oder nicht.«

Ihre selbstgefällige Befriedigung brachte ihn fast dazu, seine Beherrschung zu verlieren. »Ich versichere Ihnen, dass es nicht ganz nach Ihrem brillanten Plan funktioniert hat. Das Gesetz ist in solchen Situationen ein wenig komplexer, als Sie annehmen.«

Das überraschte sie ausreichend, um ihre verdammte Ruhe aus dem Gleichgewicht zu bringen. Gut.

»Was meinen Sie damit?«

»Die Mitgift wurde nicht ausgezahlt. Sie befindet sich sozusagen im Limbo.« Genau wie ich, verdammt noch mal!

»Wollen Sie damit andeuten, dass Sie gar nichts erhalten haben? Keinen Zugang zu den Mitteln, die von der Treuhand verwaltet wurden? Nicht einmal das Einkommen dieser letzten zwei Jahre?«

»Ich habe keinen verdammten Penny gesehen.«

Ihr Gesicht wurde nun von Sorge überschattet. »Dann ist es noch bedauerlicher, dass Sie mich jetzt gefunden haben. Wenn man Ihnen die ganze Zeit über auch nur den geringsten Anteil an meiner Mitgift verweigert hat, werden Sie niemals zustimmen, vernünftig zu sein.«

»Ich bin überaus vernünftig. Und zudem äußerst geduldig. Die meisten Ehemänner würden ganz anders reagieren.«

Auch wenn er das nicht beabsichtigt hatte, versteifte sie sich, als ob es sich um eine Drohung gehandelt hätte. Sie sah so aus, als würde sie sich auf körperliche Gewalt vorbereiten. Das kränkte ihn und machte ihn umso wütender.

»Damit wollte ich sagen, dass Sie sich nun wahrscheinlich nicht mehr auf meinen sehr vernünftigen Plan einlassen werden, was als Nächstes zu tun ist«, sagte sie vorsichtig.

»Die einzige Möglichkeit besteht für uns jetzt darin, nach London zurückzukehren, die Welt sehen zu lassen, dass Sie am Leben sind, und zu versuchen, Ihr kindisches Abenteuer hinter uns zu lassen, während wir diese Ehe endlich beginnen.«

»Ich war keineswegs kindisch. Darüber hinaus täuschen Sie sich. Das ist nicht die einzige Möglichkeit.«

»Ich kann mir keine andere vorstellen.«

Nun war sie es, die wie ein gefangenes Tier auf und ab lief. Mit vor Sorge gekräuselter Stirn bewegte sie sich vor ihm hin und her.

»Sie könnten einen Antrag auf Annullierung der Ehe stellen. Es ist möglich, eine bewilligt zu bekommen. Wir hatten niemals eine Hochzeitsnacht, und ich habe gehört, dass ...«

»Warum sollte ich eine Annullierung wollen?«

Sie erstarrte mitten in der Bewegung vor ihm. Nun spielte sie ihm nicht länger die sanfte, stille Ehefrau vor, sondern gab sich als Gegnerin zu erkennen. Ihr Ausdruck und ihre Haltung versteiften sich. »Weil ich diese Ehe niemals wollte«, sagte sie. »Und Ihnen ist es doch so oder so egal.«

»Es ist mir überhaupt nicht egal. Ich habe zugestimmt. Die Papiere unterschrieben. Mein Jawort gegeben. Genau wie Sie.«

»Sie meinen, dass Ihnen das Geld nicht egal ist. Ich werde einen Weg finden, um es Ihnen auch so zu geben. Das Leben, das diese Ehe von mir verlangt, ist nicht das, was für mich vorgesehen war.«

»Ich kann nicht glauben, dass Sie eine solch absurde Idee vorschlagen, Verity. Die Kirche annulliert keine Ehe aufgrund der Laune einer Frau.«

»Ich bin nicht geflohen, weil ich einer vorübergehenden Laune nachgab.«

»Warum dann? Wir haben mit dieser Frage angefangen, und nun sind wir wieder bei ihr gelandet.«

Sie straffte ihre Schultern und blickte ihm geradeheraus in die Augen. »Weil ich nicht aus freien Stücken eingewilligt habe.«

Das ließ ihn stutzen. Das war tatsächlich ein Grund, aus dem die Kirche Ehen annullierte.

»Ein ganzer Saal voller Leute kann Ihre Einwilligung bestätigen. Einer der Zeugen befindet sich in diesem Haus.«

»Ich musste entdecken, dass meine Einwilligung auf unehrenhafte und betrügerische Weise erreicht worden war.«

»Nicht durch mich.«

»Wenn Sie das sagen.«

Ihr Misstrauen, ihre Verzweiflung und ihre Auflehnung erfüllten die Luft. Diese Mischung verhieß nichts Gutes für die Zukunft.

Er zwang sich zu neuer Ruhe und versuchte sie zu beschwichtigen. »Ja, das sage ich. Wann haben Sie von dieser Täuschung erfahren?«

»Direkt nach dem Empfang.«

»Sagen Sie mir, was geschehen ist!«

Sie betrachtete ihn, als würde sie überlegen, ob er die Mühe wert war. »Ich wehrte mich gegen die Verbindung. Schließlich gab ich mein Jawort nur, um einer Familie zu helfen, die ich kenne und liebe. Bertram drohte damit, ihnen großen Schaden zuzufügen, wenn ich dieser Ehe nicht zustimmen würde.«

Sie erzählte ihre Geschichte freiheraus, schien aber davon auszugehen, dass ihrem Mann ganz egal war, was sie sagte. Oder vielleicht war es ihr auch ganz egal, was er davon hielt. Er war sich da nicht ganz sicher.

»Anders formuliert haben Sie Ihre Einwände diesen Personen zuliebe beiseitegeschoben, um sie vor Bertram zu schützen.«

Sie nickte. »Doch direkt nach dem Hochzeitsempfang sprach mich Nancy an. Unter vier Augen. Sie sagte mir, dass Bertram bereits gegen unsere Vereinbarung verstoßen hatte. Dass er genau das getan hatte, was er versprochen hatte, nicht zu tun, wenn ich Sie heiraten würde.«

»Es tut mir leid, dass Sie glauben, von Ihrem Cousin Bertram hintergangen worden zu sein. Aber man kann es drehen und wenden, wie man will, die Hochzeit hat stattgefunden, Verity. Es ist unwahrscheinlich, dass man Ihrer Aussage, dazu gezwungen worden zu sein, jetzt noch Glauben schenken wird. Sie haben keine Beweise. Wenn solche Behauptungen bereitwillig akzeptiert werden würden, wäre es ein zu einfacher Ausweg aus einer Ehe, weil viele einfach lügen würden. Es ist an der Zeit, die Tatsache zu akzeptieren, dass diese Ehe rechtskräftig ist.«

»Wir wissen nicht genau, ob man mich anhören und mir Glauben schenken würde. Sie wollen es ja gar nicht herausfinden, weil Sie nicht riskieren wollen, das Geld zu verlieren.«

Wieder waren sie bei dem Geld angelangt. Er konnte kaum protestieren. Es war schließlich die Grundlage dieser Ehe gewesen. »Aber so werden Verbindungen nun einmal gemacht. Ihr Zorn ist vielleicht verständlich, aber mit der Zeit werden Sie sich schon damit arrangieren und glücklich werden, wenn Sie es nur zulassen. Und nun müssen wir unsere Abreise nach London vorbereiten.«

Sie ballte ihre kleinen Fäuste, und ihre Augen funkelten vor Wut. »Sie haben mir gar nicht zugehört.«

»Doch, jedes einzelne Wort. Aber es ändert nichts. Vor dem Gesetz sind Sie meine Frau, und das kann nicht rückgängig gemacht werden.«

»Nur weil Sie mir nicht dabei helfen wollen, es zu versuchen.«

»Nein, das werde ich nicht.«

»Und wenn ich mich weigere, nach London mitzukommen?«

»Bitte tun Sie das nicht! Ich will Sie nicht zwingen müssen. Selbst wenn Sie eine Möglichkeit finden, es jetzt zu umgehen, werden Sie es früher oder später doch tun müssen. Das wissen Sie genau. Als Ihr Ehemann habe ich Rechte. So ist es nun mal.«

»Ich wurde von einem Mann erzogen, der eben nicht so dachte – dass es nun mal so ist. Auch ich denke nicht so. Dies allein zeigt schon, wie wenig wir zueinanderpassen.«

»Vor zwei Jahren waren wir uns einig, dass wir zueinanderpassen. Man kann nicht nachträglich seine Meinung ändern. Und ich habe das auch nicht getan.«

»Sie und ich waren uns mit gar nichts einig. Das hier ist doch die erste private Unterhaltung, die wir überhaupt führen. Wenn Sie sich damals die Mühe gemacht hätten, mich näher kennenzulernen, hätten Sie recht schnell erkannt, dass wir nicht zueinanderpassen, und meine Gründe dafür verstanden, warum ich den Antrag das erste Mal abgelehnt habe.«

Seine Zurückhaltung begann dahinzubröckeln, aber er klammerte sich trotz ihrer äußerst ärgerlichen Sturheit weiter daran. »Sie haben mehr als deutlich gemacht, dass Sie diese Ehe für eine Art Hölle halten, Verity. Ich kann darauf nur erwidern, dass Sie besser eine Möglichkeit finden, die Flammen zu ertragen, denn was geschehen ist, ist geschehen. Sie wurden entdeckt, und das kann man nicht mehr rückgängig machen. Ich habe Sie angehört, und ich verstehe Ihre Ansichten nur zu gut. Dennoch werde ich in Cumberforth eine Mietkutsche bestellen, und wir werden unverzüglich nach London abreisen.«

Trotzig hob sie ihr Kinn, und ihre Augen funkelten vor Wut. »Freiwillig werde ich nicht mit Ihnen kommen. Diese Hochzeit hätte niemals geschehen dürfen. Sie hätten niemals geschehen dürfen.«

»Als ob mich das auch nur einen Deut interessiert!«, blaffte er. »Sie packen besser ein, was Sie mitnehmen wollen, sonst gehen Sie mit nichts als den Kleidern auf dem Leib.«

Sie betrachtete ihn vom Kopf bis zu den Zehenspitzen, wie um Maß zu nehmen. Dies war ein Rückschlag, der ihre Entschlossenheit aber nicht beeinträchtigen würde.

»Ich nehme an, dass Sie die Stärke haben werden, mich in diese Kutsche zu zwingen, wenn es so weit ist. So sei es. Doch bis dahin werde ich mich an die Orte in diesem Heim zurückziehen, wo ich seltenen Frieden genossen habe, und darauf warten, dass Sie Ihre Rechte geltend machen.«

Kapitel 4

Die neu gezüchtete Pelargonie wirkte ein wenig angeschlagen. Zwei ihrer Blätter waren vergilbt.

»Sie hat zu viel Sonne abbekommen. Du musst mir versprechen, sie bis in den späten September nachmittags hineinzustellen«, sagte Verity zu Celia. »Neue Züchtungen sind in diesen Dingen so unberechenbar.«

»Ich werde es Daphne sagen.«

Sie gingen weiter zwischen den Tischen hindurch, auf denen Topfpflanzen und Veritys gärtnerische Experimente standen.

Es war entweder Glück oder Schicksal gewesen, dass Daphne ihr an jenem Tag begegnet war und diese ihr schließlich ein Zuhause mit angeschlossenem Gewächshaus angeboten hatte. Auch wenn ihr Blumen immer schon gefallen hatten, hatte Verity erst hier mit dem Gärtnern angefangen. Nun tat sie es mit Leidenschaft und war am glücklichsten, wenn sie entweder draußen oder hier drin war, ihre Pflanzen begutachtete und Tag für Tag das Wunder des Wachsens beobachten konnte.

»Als ich an der vorderen Stube vorbeigegangen bin, hat Lord Sebastian gerade versucht, Hawkeswell davon abzubringen, überstürzt zu handeln«, sagte Celia.

»Ich bezweifle, dass Lord Sebastian dabei viel Erfolg haben wird. Oder dass er, wenn es so weit kommen sollte, sich für mich Hawkeswell entgegenstellt. Ich werde jede Freiheit verlieren, die ich zu haben geglaubt habe, und werde dieses Zuhause vielleicht niemals wiedersehen.«

»Du wirst Hawkeswell davon überzeugen, dich uns besuchen zu lassen, genau wie es Audrianna bei Sebastian gelungen ist.«

»Hawkeswell ist ein Earl, und er ist stolz auf seine Privilegien und sein Erbe. Er hat unter seinem Stand geheiratet, aber er wird mir nicht gestatten, das zu behalten, was ich kenne, denn das könnte ihn in ein schlechtes Licht rücken. Du warst es, die mir diese Dinge über die Hochwohlgeborenen beigebracht hat, Celia, also beschönige es jetzt nicht, damit ich mich besser fühle. Wir wissen beide, dass es mir dieser Mann nicht gestatten wird, dich oder sonst jemanden aus meiner Vergangenheit zu besuchen.«

Noch schlimmer war, dass ihm ihre Zeit in diesem Haus wie eine Beleidigung vorkommen musste und ihn nun in Verlegenheit brachte. Er gab Daphne die Schuld daran, weil sie Verity aufgenommen hatte, dabei hatte diese keine Ahnung gehabt.

Sie fragte sich, was Lord Hawkeswell sagen oder denken würde, wenn er von dieser ersten Begegnung zwischen Daphne und ihr an der Themse wissen würde.

Es war kühl geworden, als der Planwagen, auf dem sie sich eine Mitfahrgelegenheit erfleht hatte, die Brücke überquert hatte. Sie war lange genug unterwegs gewesen, um den Schock und ihre Wut zu überwinden, und sie hatte einen einfachen Plan geschmiedet: Sie würde als Beweis ihres Todes einige Fetzen aus ihrem Schleier und Kleid reißen und sie in den Fluss werfen. Das würde alle davon abhalten, genauer nach ihr zu suchen.

Schnell hatte sie es erledigt und starrte in den Fluss, als ein Gig, eine einspännige offene Kutsche, vorbeifuhr. Eine wunderschöne Frau, die vielleicht Mitte zwanzig und so blass wie Mondlicht war, lenkte sie. Aus irgendeinem Grund hielt der Gig an.

Vielleicht hatte Daphne die Entmutigung gespürt, die sie überkommen hatte, als ihr Schleier im Wasser versank. Wie einfach wäre es doch gewesen, aller Schuld und Pflicht und Demütigung zu entkommen, wenn sie hinterhergesprungen wäre.

Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie so wenig Glück und Liebe gekannt. Wäre sie anders aufgewachsen, hätte sie es vielleicht besser ertragen, aber ihre Kindheit war so glücklich gewesen, dass der Kontrast die letzten paar Jahre nur umso schwerer für sie gemacht hatte.

Bertrams Verrat war die letzte Demütigung einer Reihe von Affronts gewesen. Sie erinnerte sich nicht daran, dass er in ihrer Jugend auch schon so grausam gewesen war, und ihr Vater hätte ihn nicht zu ihrem Vormund bestimmt, wenn er sich so verhalten hätte. Vielleicht hatte Nancy ihn verändert oder seine schlechten Eigenschaften ermutigt, die er vielleicht besser hätte unterdrücken können, wenn er eine andere Frau geheiratet hätte.

Nancy hatte gesellschaftliche Ambitionen, und Bertram nun ebenfalls. Und sie, Verity, war das perfekte Mittel zum Zweck gewesen. Ködere London mit der Erbin eines großen Vermögens, und irgendwann wird schon ein verarmter Lord anbeißen. Damit muss er gleichzeitig zwar auch seinen Stolz hinunterschlucken, aber wenn der Köder in Schönheit oder Reichtum schmackhaft genug ist, wird er ihn schon verdauen, wenn er muss.

Es war von ihr erwartet worden, glücklich zu sein, dass es Hawkeswell gewesen war, der angebissen hatte. Sie hatten angenommen, dass sie zu geblendet sein würde, um zu bemerken, wie diese Heirat ihren eigenen Lebensplänen entgegenstand. Dem, was Verity sich eigentlich für ihre Zukunft ausgemalt hatte.

Wie oft hatte Nancy sie deswegen gescholten. Er könnte alt und fett sein und nach Tod riechen, hatte sie oft gezetert. Nur eine Närrin würde einen Mann abweisen, der so blendend aussieht. Eine Frau kann kaum denken, wenn sie in diese Augen blickt. Du bist dumm und undankbar, wenn du nicht zu schätzen weißt, wie gut du es getroffen hast.

Mit den zehn Jahren, die er ihr voraushatte, war er tatsächlich nicht alt. Er hatte wunderschöne Augen, aber sein Blick galt nicht ihr allein. Verity sah ihm an, dass ihm jede Frau recht war. Sie war nur die ganz passable Bürgerliche mit dem durch Gewerbe und Handel zusammengetragenen Vermögen, das seine finanziellen Probleme lösen würde.

»Zumindest ist er gut aussehend. Das ist wohl ein gewisser Trost«, sagte Celia, als ob sie ihre Gedanken lesen könnte. »Er gefällt der Damenwelt, also ist er im Bett wahrscheinlich nicht unbegabt, wenn es dir hilft, das zu wissen.«

»Ich bezweifle, dass er momentan besonders gewillt ist, diese Begabung bei mir einzusetzen. Bedauerlicherweise ist er auch nicht wütend genug, um mich loswerden zu wollen.« Sie beugte sich vor, um an einer Freesie zu riechen. Von diesem Duft konnte sie einfach nicht genug bekommen. »Ich hatte es irgendwie gehofft. Albern von mir, oder?«

Celia schien selten von etwas überrascht zu sein, aber nun war sie es. »Hast du erwartet, dass er sich von dir scheiden lassen will? Hat er Anlass dazu?«

»Ich war nicht mutig genug, ihm einen Anlass zu geben. Jetzt wünsche ich mir irgendwie, dass ich es gewesen wäre. Nein, ich hatte gehofft, dass er sich meinem Vorschlag, eine Annullierung zu beantragen, entgegenkommender zeigen würde, als ich ihm sagte, dass ich ihn nicht aus freien Stücken geheiratet habe. Ich bin nun volljährig, weißt du? Wenn ich mich also von ihm befreien könnte, müsste ich nicht mehr in die Obhut meines Cousins zurück. Ich wäre unabhängig.«

»Ich nehme an, dass er sich aus dem Grund geweigert hat, weil es öffentlich und sehr peinlich geworden wäre. Genauso schlimm wie eine Scheidung. Für ihn wohl noch schlimmer.«

»Ich denke, er war mehr um das Geld besorgt. In dieser Hinsicht habe ich mich geirrt. Ich dachte, dass Hawkeswell das Geld aus meinem Treuhandvermögen erhalten würde, das sich in der Zeit bis zu meiner Volljährigkeit angehäuft hatte. Es war ein ziemlich großes Vermögen, das darauf wartete, dass ich heirate oder einundzwanzig werde. Ich glaubte, dass er weniger darauf bestehen würde, mich an sich zu fesseln, wenn er dieses Geld in seiner Tasche hatte. Unglücklicherweise sagt er, dass er bis jetzt noch gar nichts davon bekommen hat.«

»Wenn man die Ehe annullieren würde, müsste er es eventuell zurückzahlen. Vielleicht auch jetzt noch, selbst wenn er es erhält«, sagte Celia. »Nicht viele Männer würden einer solchen Sache zustimmen.«

»Ich habe ihm gesagt, ich würde schon dafür sorgen, dass er das Geld erhält. Ich wollte ihm auch erklären, wie ich das zu tun gedenke. Doch wir kamen in unserer Unterhaltung gar nicht so weit.«

Doch wenn sie es deutlicher erklären könnte, würde er die Sache vielleicht anders sehen. Der Gedanke, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren war, heiterte sie ein wenig auf, aber nicht genug, um ihre angespannten Nerven und ihren aufgebrachten Magen zu beruhigen.

Sie gingen an einer Gruppe großer Tontöpfe vorbei, in denen zurückgeschnittene Myrte wuchs. »Es tut mir leid, dass du uns verlassen wirst, aber du hattest ja sowieso vor, bald zu gehen«, sagte Celia. »Du hast dich hier nur bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag versteckt, oder?«

Verity blieb stehen und nahm Celias Hände in ihre. »Wir sind hier alle nur vorübergehend, nicht wahr? Ja, ich hatte vor, sehr bald zu gehen. Ich hatte gehofft, dass du und Daphne es verstehen würdet.«

»Natürlich hätten wir es verstanden. Aber wohin hast du gehen wollen?«

»Nach Norden. Ich hatte vor, nach Hause zurückzukehren, fernab von London und Hawkeswell, und von dort eine Annullierung zu beantragen. Ich wollte unter den Menschen meiner Jugend leben, Celia, und versuchen, das Vermächtnis meines Vaters zu retten. Ich würde mein Vermögen gern so einsetzen, wie es gedacht war, und nicht dazu, die Privilegien und die Ehre eines verarmten Aristokraten zu retten. Ich muss herausfinden, was genau Bertram getan hat, um die Menschen zu verletzen, die ich am meisten liebe, und feststellen, ob ich seine Grausamkeit rückgängig machen kann.« Sie blinzelte, um die Tränen zurückzudrängen. »Vielleicht war das alles nur der naive Traum eines Kindes, aber er hat mir die letzten zwei Jahre über Kraft geschenkt.«

Celia beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich verstehe dich, meine liebste Lizzie. Jeder hat seine Geheimnisse und Wünsche, aber wir hätten niemals gedacht, dass deine so groß sind. Ich bezweifle nicht, dass du bedeutende Pläne für dich geschmiedet hast, während du dich hier versteckt und mit diesen Blumen gearbeitet hast. Doch nun musst du sie wohl ändern.«

»Ich befürchte, dass du recht hast. Und doch gelingt es mir vielleicht noch irgendwie, ihn davon zu überzeugen, dass er ohne mich besser dran ist.«

»Er hat dich wegen des Geldes geheiratet. Klär das mit ihm zu seiner Zufriedenheit, und du bekommst vielleicht doch noch deinen Willen.«

Das hoffte Verity sehr. Doch auch wenn Hawkeswell sie nicht freigeben würde, konnte sie sich zumindest wieder in der Welt bewegen, auf eine Art, wie es ihr in den vergangenen zwei Jahren verwehrt geblieben war. Sie konnte versuchen, zumindest einige ihrer Pläne erfolgreich umzusetzen. Verity bemühte sich, daraus Trost zu schöpfen, doch ihr Herz war immer noch schwer.

»Ich denke, du solltest Daphne sagen, dass die Pfropfung des Zitronenbaums nicht erfolgreich war, Celia. Es war einen Versuch wert, aber wir haben nicht die nötige Stärke gesehen, um damit fortzufahren.« Sie ging auf einen Orangenbaum zu. »Streck deine Schürze aus und lass mich ein paar Früchte pflücken. Wir können sie Mrs Hill bringen. Vielleicht kann sie sie fürs Abendessen verwenden.«

Sie pflückte drei Orangen.

»Ich denke, dass die Mietkutsche bald eintrifft«, sagte Celia leise. »Wirst du es wirklich so weit kommen lassen, dass er dich hineintragen muss?«

Die Ankunft dieser Kutsche hatte einen Schatten über ihre gemeinsame Zeit geworfen. Der Spaziergang durch das Gewächshaus hatte etwas von einer Totenwache gehabt. »Mich hinauszerren zu lassen wäre vielleicht ein wenig zu viel Drama für meinen Geschmack. Schließlich habe ich ihm meinen Standpunkt bereits zu verstehen gegeben.«

»Ich befürchte nur, dass Daphne ihre Pistole auf ihn richten wird, wenn du es tust. Sie ist sehr aufgebracht. Sie denkt, dass du Angst vor ihm hast und auch Anlass dazu besteht. Du weißt, sie hat so etwas selbst schon einmal durchmachen müssen.«