Rembrandt: Sein Leben - sein Werk -  - E-Book

Rembrandt: Sein Leben - sein Werk E-Book

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Beschreibung

Rembrandt Harmeneszoon van Rijn, wurde am 15.Juli 1606 im holländischen Leiden geboren war – in einer Zeit,  die von enormem Wohlstand und wissenschaftlichen Erneuerungen geprägt war: dem sogenannte „Goldenen Zeitalter Hollands“. Er ist das neunte Kind des Müllers Harmen Gerritsz. van Rijn und seiner Frau Cornelia (Neeltje) van Suijtbroeck, einer Bäckerstochter. Rembrandt zählt zu den größten Malern in der Geschichte der europäischen Kunst; ein Ruf, den er sich nicht zuletzt durch seine außerordentlichen Selbstportraits erworben hat. Dieses reich bebilderte Buch ist eine faszinierende Neubewertung seines Lebens und Schaffens. Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben die Authentizität einiger Rembrandtgemälde in Frage gestellt und zugleich überraschende Einblicke in seine Arbeitsmethode verschafft. Die Autorin greift diese neuen Informationen auf, verbindet zeitgenössische Schriftstücken mit den Erkenntnissen jüngerer Generationen von Kunsthistorikern und entwickelt so eine eigene Interpretation der Legenden um Rembrandt. Sie verfolgt sein Leben zurück bis zu den frühen Jahren Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Leiden und zeigt seine Entwicklung im Kontext mit der niederländischen Maltradition. Sie beleuchtet die erfolgreichen Jahre des Künstlers in Amsterdam, in denen die schönsten Portraits, darunter auch die Nachtwache, entstanden sind. In krassem Gegensatz dazu stehen die späteren Jahre im Leben Rembrandts, die von Misserfolgen und Geldnöten geprägt sind. Die Autorin widerspricht jedoch der Legende vom nicht anerkannten Künstler, der sein Leben in Armut beendet haben soll und belegt seine Stellung als professioneller Unternehmer, der sich seiner finanziellen Risiken zu jeder Zeit durchaus bewusst war.

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Rembrandt

Susanna Partsch

Anmerkung:

Bei den meisten Bildunterschriften findet sich der Name Bredius, gefolgt von einer Zahl. Diese Angabe bezieht sich auf den Katalog von A. Bredius, Rembrandt Gemälde, Wien 1935.

Abbildung VorderseiteSelbstporträt, 1661 

Impressum:

© by Royal Smeets Offset/VBI.B.V., Weert, Niederlande, 1994© Media Serges B.V., Weert, Niederlande 1999 und Serges Medien, Solingen 2002

Alle Rechte Vorbehalten.Fotografie und Reproduktion by Royal Smeets Offset B.V., Weert, NiederlandeDigitale Bearbeitung, Serges Medien, Solingen

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, oder ein ähnliches Verfahren) ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Auch die Nutzung und Verbreitung des Werkes (oder Teilen davon) in sog. Sozialen Medien oder ähnlichen Formaten und Plattformen bedarf der Zustimmung des Verlages.

Vorwort

Rembrandt zählt zu den größten Malern in der Geschichte der europäischen Kunst; ein Ruf, den er sich nicht zuletzt durch seine außerordentlichen Selbstportraits erworben hat. Dieses herrlich bebilderte Buch ist eine faszinierende Neubewertung seines Lebens und Schaffens.

In den letzten Jahren haben neue Forschungsergebnisse die Authentizität einiger Rembrandt-gemälde in Frage gestellt und zugleich überraschende Einblicke in seine Arbeitsmethode verschafft. Die Autorin greift diese Informationen auf, verbindet sie mit zeitgenössischen Schriftstücken sowie den Ansichten nachfolgender Generationen von Kunsthistorikern und entwickelt so ganz neue Interpretationsmöglichkeiten der Legende um Rembrandt. Sie verfolgt sein Leben zurück bis zu den frühen Jahren Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Leiden und zeigt seine Entwicklung im Kontext mit der niederländischen Maltradition. Sie beleuchtet auch die erfolgreichen Jahre des Künstlers in Amsterdam, in denen einige seiner schönsten Portraits, darunter auch die Nachtwache, entstanden sind und sich sein Ruf über die niederländischen Grenzen hinaus verbreitete. In krassem Gegensatz dazu stehen die späten Jahre im Leben Rembrandts, die von Misserfolgen und Geldnöten geprägt sind. Die Autorin widerspricht jedoch der Legende vom nicht anerkannten Künstler, der sein Leben in Armut beendete. Sie behauptet, Rembrandt sei ein professioneller Unternehmer gewesen, der sich seiner finanziellen Risiken zu jeder Zeit durchaus bewusst war.

Rembrandt unterhielt ein großes Atelier und verwandte viel Zeit darauf, seine Schüler auszubilden. In diesem Zusammenhang werden hier die Probleme der nachträglichen Zuordnung einiger Werke untersucht, wobei ein ganzes Kapitel Rembrandts Atelierarbeit gewidmet ist. Die Themen anderer Kapitel befassen sich mit seinem herausragenden Talent als Porträtist, seiner Fähigkeit, in seinen Bildern biblische und mythologische Geschichten zu erzählen und seinem Können als Landschaftsmaler.

Susanna Partsch

Inhaltsverzeichnis

Inhalt
Biographischer Überblick
Kapitel I
Rembrandt und seine Zeit
Der Befreiungskrieg
Der Streit in der reformierten Kirche: Calvinisten contra Remonstranten
Das „Goldene Zeitalter“
Kunst und Künstler in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts
Wandlungen im Rembrandt-Bild
Kapitel II
Die Anfänge: Kindheit, Jugend und Ausbildung
Das frühe Werk
Rembrandt und Lievens - eine Künstlerfreundschaft
Die frühen Selbstportraits
Kapitel III
Rembrandts Karriere in Amsterdam
Frühe Portraits
Saskia: Ehefrau und Modell
Rembrandts Bilder für den Hof in Den Haag
Mythologische Themen
Die biblischen Historien der frühen Amsterdamer Zeit
Landschaften
Rembrandt als Lehrer und sein Werkstattbetrieb
Kapitel IV
Jahre der Reife
„Die Nachtwache"
Saskias Tod
Die biblischen Historien der späten vierziger Jahre
Portraits und Studienköpfe
Kapitel V
Verlust der Unabhängigkeit - Letzte Werke
Der Konkurs
Die letzten Aufträge
Die letzten Jahre
Der lachende Maler
Kapitel VI
Das Zuschreibungsproblem der Forschung

Biographischer Überblick

1606

Rembrandt Harmenszoon van Rijn wird am 15. Juli in Leiden geboren. Er ist das neunte Kind des Müllers Härmen Gerritsz. van Rijn und seiner Frau Cornelia (Neeltje) van Suijtbroeck, einer Bäckerstochter.

1613

Besuch der Lateinschule in Leiden. Die Eltern wollen ihm, nachdem seine Brüder die Mühle des Vaters und auch die Bäckerei der mütterlichen Familie übernehmen, eine bessere Erziehung geben.

1620

Am 20. Mai immatrikuliert sich Rembrandt pro forma an der philosophischen Fakultät der Universität Leiden.

um 1621-24

Lehre bei dem Leidener Maler Jakob van Swanenburgh.

um 1624

Nach Beendigung der Lehre geht Rembrandt nach Amsterdam, um bei dem Historienmaler Pieter Lastmann seine Studien zu vervollkommnen.

um 1625

Nach sechs Monaten Rückkehr nach Leiden. Rembrandt läßt sich als selbständiger Maler nieder. Er arbeitet eng mit Jan Lie-vens zusammen.

1628

Gerrit Dou wird Rembrandts erster Lehrling. Im November kommt der Sekretär des Statthalters, Constantijn Huygens, nach Leiden und lernt die Werke Rembrandts und Jan Lie-vens' kennen.

1631

Durch die Vermittlung des Kunsthändlers Hendrick Uylen-burgh wird Rembrandt in Amsterdam bekannt. Im Herbst dieses Jahres siedelt er nach Amsterdam über und arbeitet vorläufig in der Kunsthandlung Uylenburghs.

1632

Der Statthalter Frederik Hendrik bestellt mehrere Bilder bei Rembrandt, unter anderem fünf Gemälde aus dem Passionszyklus.

1633

Am 25. Juni Verlobung mit Saskia Uylenburgh, Nichte Hendrick Uylenburghs. Sie ist eine Patriziertochter aus Friesland. 

1634

Am 2. Juli heiraten Saskia und Rembrandt in Friesland. Im selben Jahr tritt der Maler in die Lukasgilde ein und kann von da an in Amsterdam als freier Maler arbeiten. Er verläßt die Kunsthandlung Uylenburghs und gründet ein eigenes Atelier. 

1635

Im Dezember wird der erste Sohn Saskias und Rembrandts, Rumbertus, geboren, der nach zwei Monaten stirbt.

1636

Durch Briefe an Constantijn Huygens ist belegt, daß Rembrandt in der Nieuwe Doelstraat wohnt.

1638

Im Juli wird die erste Tochter Cornelia geboren, die kurze Zeit später stirbt.

1639

Rembrandt, einer der angesehensten Maler Amsterdams, kauft in der Sint Anthoniesbreestraat ein repräsentatives Haus, mit dem er seinen sozialen Aufstieg demonstriert.

1640

Im Juli wird die zweite Tochter Cornelia geboren, die ebenfalls nur wenige Wochen lebt.

1641

Geburt des Sohnes Titus, der am 22. September getauft wird. Rembrandt arbeitet an der „Nachtwache".

1642

Am 14. Juni stirbt Saskia. Titus ist gerade neun Monate alt. Rembrandt engagiert Geertghe Dircx als Kinderfrau. Sie wird für die nächsten Jahre seine Lebensgefährtin.

1643-49

Rembrandts Arbeit stagniert.

1649

Trennung von Geertghe Dircx. Die zweiundzwanzigjährige Hendrickje Stoffels wird Rembrandts neue Lebensgefährtin. 

1653

Das Haus in der Breestraat ist abgesehen von einer kleineren Anzahlung immer noch nicht bezahlt. Die Gläubiger mahnen die Restschuld an. Rembrandt nimmt wiederum Gelder auf und verspricht, sie innerhalb eines Jahres zurückzuzahlen.

1654

Die schwangere Hendrickje wird vor Gericht geladen und der Hurerei angeklagt. Im Oktober wird ihre und Rembrandts Tochter Cornelia geboren.

1656

Um sich vor seinen Gläubigern zu retten, die mit dem Schuldgefängnis drohen, beantragt Rembrandt einen ehrenhaften Konkurs. Im Juli wird ein Inventar seines Besitzes erstellt, der eine große Kunst- und Kuriositätensammlung umfaßt.

1657-58

Die Versteigerung seiner Kunstsammlung bringt sehr viel weniger ein als erwartet. Rembrandt muß auch das Haus versteigern lassen, um seine Gläubiger halbwegs zufriedenstellen zu können.

1660

Rembrandt zieht mit Hendrickje und Titus in die Rosengracht. Titus und Hendrickje gründen eine Kunsthandlung, in der Rembrandt formell als Angestellter arbeitet. Ihr Vertrag sieht vor, daß Rembrandt kein eigenes Kapital erwirtschaften kann. Dadurch entzieht er sich seinen Gläubigern. Dennoch legt er eine neue Kunstsammlung an und verschuldet sich erneut.

1663

Im Juli stirbt Hendrickje Stoffels.

1665

Titus wird volljährig und bekommt ungefähr die Hälfte des ihm eigentlich zustehenden Erbes ausgezahlt.

1668

Titus heiratet im Februar Magdalena van Loo, die in verwandtschaftlichen Beziehungen zu Saskias Familie steht. Im September stirbt Titus.

1669

Im März wird Titia, die Tochter von Titus und Magdalena, geboren. Rembrandt stirbt am 4. Oktober. Er wird am 8. Oktober in der Westerkerk beigesetzt.

Kapitel I

Rembrandt und seine Zeit

Das frühe Selbstbildnis von Rembrandt zeigt einen jungen Mann, der gleichermaßen fragend und prüfend sein Gegenüber fixiert. Obgleich die Augen verschattet sind, ziehen sie den Blick unweigerlich auf sich. Selbstbewusstsein und Unsicherheit halten sich die Waage. So ehrlich hat sich der Maler erst wieder im Alter dargestellt.

Selbstportrait, 1629, Holz, 15,5 x 12,7 cm, Bredius 2, München, Alte Pinakothek

Rembrandt Harmensz. van Rijn war 23 Jahre alt, als er 1629 dieses Selbstportrait schuf. Er war bereits ein angesehener Maler, der in seiner Geburtsstadt Leiden lebte. Zwei Jahre später ging er in die Weltstadt Amsterdam. Schon bald galt er auch als einer der größten Radierer seiner Zeit, dessen Ruhm weit über die Grenzen seines Landes hinausreichte.

Die Niederlande befanden sich damals in einer Zeit des Umbruchs. Der Befreiungskrieg der niederländischen Provinzen gegen die spanische Herrschaft war noch in vollem Gange. Dieser Krieg war auch ein Religionskrieg, denn die Lehren Martin Luthers (1483-1546), vor allem aber Johann Calvins (1509-1564), hatten hier Fuß fassen können, und viele Katholiken waren zur reformierten Kirche übergetreten. Amsterdam war noch während dieses achtzigjährigen Krieges auf dem Weg zu einer Wirtschaftsmetropole frühkapitalistischer Prägung, die von einem liberalen Bürgertum getragen wurde.

Rembrandts Kunst läßt sich zwar nur schwer in die damaligen Kunstströmungen einordnen, dennoch bildet die Zeit, in der er lebte, die Grundlage für sein Schaffen. Wichtige Voraussetzung für eine Annäherung ist daher das Wissen um den historischen Hintergrund, vor dem Rembrandts Werk entstand, und um die Stellung des Künstlers in der damaligen Zeit.

Der Befreiungskrieg

Das 17. Jahrhundert gilt in den Niederlanden wegen seiner wirtschaftlichen und kulturellen Blüte im allgemeinen als das „Goldene Zeitalter", ungeachtet dessen, dass bis in die Mitte des Jahrhunderts die niederländischen Provinzen um ihre Unabhängigkeit kämpften.

Das Gebiet, das heute die Niederlande, Belgien und Luxemburg umfasst, war im Mittelalter in kleine Territorien aufgesplittert, die - bis auf die nördlichsten Gebiete - im 14. und 15. Jahrhundert an das Herzogtum Burgund fielen. Der Versuch, diese Gebiete einer rigiden Zentralverwaltung zu unterstellen, scheiterte langfristig. 1477 musste Maria von Burgund (1457-1482) den Städten und Territorien ihre Privilegien garantieren. Durch Erbfolge fielen Burgund und damit auch die niederländischen Provinzen 1506 an den 1519 zu Karl V. (1500-1558) gewählten Kaiser. Er war bereits 1516 spanischer König geworden und gliederte das gesamte nun unter spanischer Hoheit stehende Gebiet in siebzehn Provinzen. Sein Sohn Philipp (1527-1598) wurde 1555 König von Spanien und Souverän der Niederlande. Hier vertrat ihn ab 1559 seine Halbschwester, Margarete von Parma (1522-1586), als Regentin. Die einzelnen Provinzen wurden von Statthaltern kontrolliert, die Philipp eingesetzt hatte. Statthalter von Holland, Zeeland und Utrecht war Willelm I., Prinz van Oranien und Nassau (1533-1584).

Bereits Karl V. hatte den Fehler begangen, die Privilegien der Städte und Territorien anzutasten. Als modern denkender Staatsmann begann er mit der Zentralisierung der Verwaltung und Regierung. Philipp II. setzte die Pläne seines Vaters fort, was zum erbitterten Widerstand der immer noch mittelalterlich organisierten Stadtbevölkerung führte. Zu der Angst, die Autonomie zu verlieren, trat der Unmut über Philipps Ketzerverfolgung. Die Art und Weise, in der die Reformierten - meist Calvinisten, aber auch Lutheraner - von der Inquisition verfolgt, gefoltert und ermordet wurden, ging sogar den niederländischen Katholiken zu weit. Willelm van Oranien formulierte deren Unbehagen in der Silvesternacht 1564: „Wie überzeugter Katholik ich persönlich auch bin, kann ich dennoch nicht gutheißen, wenn Fürsten sich vermessen, das Gewissen ihrer Untertanen beherrschen zu wollen und ihnen ihre Gewissens- und Religionsfreiheit zu versagen."

Die Rede Willelms hinterließ Eindruck, so dass die Regentin die Zügel lockerte. Dennoch predigten die Calvinisten eindrücklich gegen die Regierung, und ihre Polemik fiel auf fruchtbaren Boden. 1566 begann in Flandern der calvinistische Bildersturm. Die Rebellion breitete sich schnell aus und erreichte bald die nördlichen Provinzen. Der Aufstand war Anlass für Philipp, eine spanische Streitmacht in die Niederlande zu entsenden, die unter dem Oberbefehl des Herzogs Alba (1507-1582) stand. Willelm van Oranien, der 1566 in seine Stammlande geflüchtet war, versammelte ein Heer um sich und marschierte ebenfalls in die Niederlande ein. Am 23. Mai 1568 begegneten sich die Heere Albas und Oraniens erstmals in der Schlacht bei Heiligerlee. Dieses Datum markiert den Beginn des achtzig Jahre währenden Krieges, der erst 1648 durch den Frieden von Münster enden sollte. Nachdem Willlems Plan, die siebzehn südlichen und nordlichen Provinzen der Niederlande zu vereinigen, gescheitert war, verbanden sich 1579 die sieben nördlichen Provinzen (Holland, Zeeland, Utrecht, Geldern, Overijssel, Friesland und Groningen) in der Union von Utrecht und sagten sich 1581 von Spanien los. Obwohl der Statthalter damit der Funktion, ausführendes Organ des Souveräns zu sein, beraubt war, wurde dieses Amt beibehalten. Der Hof in Den Haag sammelte sich also nicht um einen Grafen, Herzog oder König, sondern um den sogenannten Statthalter. Auf Wilhelm folgte nach dessen Ermordung 1584 sein Sohn Maurits (1567-1625). Unter dessen Halbbruder Frederik Hendrick (1584-1647) wurde das Amt dann erblich.

Auch wenn der Krieg um die Unabhängigkeit der Republik bis 1648 anhielt, so spielte er sich nur in der Anfangsphase tatsächlich in dem Gebiet ab, das jeweils umkämpft war. Spätestens nach dem zwölfjährigen Waffenstillstand (1609-21) fanden kriegerische Auseinandersetzungen nur noch in Grenzgebieten und zu Wasser statt. Die reichen Provinzen waren davon nicht betroffen. Und auch die Bevölkerung wurde nicht sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, zumal da die Heere vor allem aus fremden Söldnern bestanden. Allerdings brachen in der reformierten Kirche, kaum dass sie sich konsolidiert hatte, Streitigkeiten aus, die zu einer Spaltung führten und zeitweise durch bürgerkriegsähnliche Formen die Liberalisierung in Frage stellten.

Der Streit in der reformierten Kirche: Calvinisten contra Remonstranten

Die Calvinisten, die zu Beginn des Befreiungskrieges maximal zehn Prozent der bis dahin überwiegend katholischen Bevölkerung ausgemacht hatten, begannen in den siebziger Jahren, die Katholiken aus den Beamtenstellen zu vertreiben. Zu Beginn des Waffenstillstandes von 1609 hielten sie die Macht bereits fest in den Händen. In diesem Moment der Konsolidierung, begannen - ohne sichtbare Bedrohung von außen - die Differenzen die unter den Mitgliedern der reformierten Kirche bestanden, kämpferische Formen anzunehmen. Gegen die Prädestinationslehre Calvins, die besagt, der Weg des Menschen sei vorherbestimmt und könne nicht durch eigenen Einfluss verändert werden, wandte sich der Theologe Jacobus Arminius (1560-1609), der innerhalb der reformierten Kirche eine liberalere Ansicht vertrat. 1609 kam es zu einem zehntägigen Disput zwischen Arminius und dem calvinistischen Fundamentalisten Franciscus Gomarus (1563-1641) über die Richtigkeit dieser Glaubensfrage, der keine Einigung brachte. Als Arminius kurz darauf starb, überrreichten seine Anhänger, die „Arminianer", den Staaten von Holland eine von Johannes Uytenbogaert (1557-1644) verfasste Beschwerde (Remonstration). Das brachte ihnen den Namen „Remonstranten" ein. 1611 antworteten die Fundamentalisten mit einer „Contra-Remonstration", in der sie vor allem den Staat aufforderten, sich nicht in religiöse Fragen einzumischen. Durch diese beiden Petitionen brach der schon lange schwelende Streit über die Beziehung zwischen Staat und Kirche offen aus, an dem sich bald das ganze Land beteiligte.

Der Ratspensionär Johan van Oldenbarnevelt (1547-1619), der als Landadvokat der Staaten von Holland eines der wichtigsten Ämter der nördlichen Niederlande innehatte und zudem Lehrer und Mentor des Statthalters Maurits war, trat für die Remonstranten ein. Doch hatte der von ihm ausgehandelte zwölfjährige Waffenstillstand im niederländisch-spanischen Krieg schon zuvor zu Spannungen zwischen ihm und dem Statthalter geführt. Maurits nahm dies zum Anlass, sich auf die Seite der Kontraremonstranten zu schlagen. Als er Oldenbarnevelt eigenmächtiges Vorgehen nachweisen konnte, wurde dieser gefangengenommen und 1619 hingerichtet.

Dieser Sieg der Kontraremonstranten führte zu einer Verfolgung der Remonstranten, die bis zum Tod von Maurits andauerte. Erst unter Frederik Hendrik hatte die Verfolgung ein Ende, und 1630 wurde auch die rermonstrantische Kirche legalisiert. In der Republik und vor allem in Amsterdam lebten seitdem die Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen in relativ friedlicher Koexistenz. Calvinisten, Remonstranten, Mennoniten (Wiedertäufer) und Lutheraner repräsentierten die reformierte Kirche. Katholiken wurden ebenfalls geduldet, auch wenn sie keine Kirchen bauen durften und nur in Häusern, denen man ihre religiöse Zweckbestimmung von außen nicht ansehen konnte, ihre Gottesdienste abhalten durften. Sogar den Juden, die in großer Zahl aus Spanien und Portugal nach Amsterdam kamen, wurden die bürgerlichen Rechte gewährt. Das war im Europa der damaligen Zeit einmalig.

Diese Liberalisierung läßt sich nur durch den blühenden Handel erklären, der seit der Jahrhundertwende frühkapitalistische Formen angenommen hatte. Die Kaufleute waren die mächtigsten Männer im Staat. Und das Geschäft hatte Priorität vor der Glaubensfrage. Nur so ist auch die Akzeptanz der Juden zu erklären, die Handelsbeziehungen in ganz Europa unterhielten und so maßgeblich zum Wachstum der niederländischen Provinzen beitragen konnten.

Das „Goldene Zeitalter“

Für die Niederländer hatten Landwirtschaft und Fischfang traditionell eine hohe Bedeutung. Sie exportierten Fleisch, Butter und Käse, aber auch Fisch und kauften dafür Getreide und andere Lebensmittel ein. Der Heringsfang hatte schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Nun wurden größere Schiffe gebaut, um nach Island zur Kabeljaufischerei zu fahren. Und 1612 begannen die Holländer mit dem Walfang. Mit ihrem Sommerlager auf Spitzbergen waren sie so erfolgreich, dass es 50 Jahre dauerte, bis ihr Walfangmonopol gebrochen werden konnte. Die Schiffe für den Fischfang und seinen Export wurden nur während der kurzen Sommersaison gebraucht. Den Rest des Jahres konnten sie andere Güter für ganz Europa transportieren. Diese Schiffe waren es auch, mit denen die Niederländer einen neuen Seeweg zu den ostindischen Gewürzinseln fanden, was die Handelsmöglichkeiten erheblich erweiterte. Um durch gegenseitige Konkurrenz das Unternehmen nicht zu gefährden, wurde 1602 die Vereinigte Ostindische Compagnie gegründet, die allein das Recht hatte, die Inseln auszubeuten. Diese Kapitalgesellschaft war eine der ersten, die Aktien auf dem freien Markt verkaufte. Diese Aktien waren sehr begehrt, und in späteren Jahren gehörte auch der erfolgreiche Maler Rembrandt zu den Aktionären.

Die Wege, die die Niederlande zu einem der ersten frühkapitalistischen Staaten werden ließen, muten seltsam an. Bis ins 17. Jahrhundert wurden die Städte nach mittelalterlichen Gesetzen regiert. Neben der Glaubensfreiheit war es gerade die Bedrohung ihrer mittelalterlichen Strukturen gewesen, die sie zum Aufstand getrieben hatte, im Grunde ein konservatives Aufbegehren gegen moderne staatliche Organisationsformen. Der Merkantilismus hatte bis dahin in den Niederlanden nie Fuß gefaßt. Nun aber profitierten die ehemals armen nördlichen Provinzen davon, dass die reichen südlichen Gebiete unter spanischer Hoheit blieben und durch verschiedene Restriktionen benachteiligt wurden. Antwerpen wurde mit einer Blockade belegt und schied als großes Handelszentrum aus. Viele Kaufleute retteten ihr Vermögen nach Amsterdam. Auch reformierte Christen kamen in Scharen über die Grenze. Die Tuchindustrie, bis dahin fest in flämischer Hand, begann nun auch im Norden zu blühen. Delft, Haarlem und Leiden kamen zu großem Wohlstand. Doch Amsterdam überflügelte sie alle. Die 1550 noch 30000 Einwohner zählende Stadt war 1630 schon auf etwa 115000 Einwohner angewachsen.

Im Gegensatz zu Antwerpen hatte Amsterdam seine eigene Handelsflotte, war also nicht auf auswärtige Unterstützung angewiesen. Die großen Handelsgeschäfte zogen Kaufleute aus allen Teilen Europas in die Stadt. Amsterdam begann, Antwerpen auch in der führenden Stellung auf dem Geldmarkt zu verdrängen. 1609 wurde die erste Bank gegründet und 1612 die Börse eröffnet, die der Spekulation Tür und Tor öffnete. Das große Wirtschaftswachstum führte auch zu veränderten Lebensformen. Die Kaufherren bauten sich prächtige Häuser an den Grachten. Das Bedürfnis nach Schmuck und Repräsentation stellte sich ein. Zwangsläufig veränderten diese Voraussetzungen auch die Funktionen der Kunst und daraus folgend die soziale Stellung des Künstlers, die allerdings immer noch von der mittelalterlichen Gildenordnung geprägt war.

Kunst und Künstler in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts

In der Republik der Niederlande blieben trotz des wirtschaftlichen Umbruchs die einzelnen Berufssparten weiterhin in Gilden organisiert, wie es seit dem Mittelalter üblich war. Die Maler mussten, um eine eigene Werkstatt führen zu können, der St. Lukasgilde beitreten. Zwischen Künstlern und Anstreichern wurde nicht differenziert. Den wissenschaftlich ausgebildeten Künstler mit hohem gesellschaftlichem Rang, wie er in Italien seit der Renaissance bekannt war, gab es nur im katholischen Flandern. Peter Paul Rubens (1577-1640), der zeitweise sogar als Diplomat fungierte, ist das bekannteste Beispiel. Die Preise der Bilder wurden nach ihrer Größe festgesetzt. Zu Reichtum konnte man auf diese Weise als Maler im allgemeinen nicht kommen, und viele Künstler mussten durch berufsfremde Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten.

In den meisten Fällen entstammten die Künstler der Mittelschicht, und nur wenigen gelang der soziale Aufstieg. Rembrandt gehörte zu diesen Ausnahmen, allerdings nur für kurze Zeit. Eingebunden in die soziale Ordnung, die keine humanistische Allgemeinbildung zuließ, konnten sich die holländischen Maler des 17. Jahrhunderts auch nur auf wenige zeitgenössische Kunsttheorien stützen. Der bekannteste Theoretiker, Karel van Mander (1558-1606), bezeichnete in dem Vorwort zu seinem 1604 erschienen Werk „Het schilderboek" die Malerei als „edel und frei" und übte Kritik daran, dass die Maler gezwungen wurden, in eine Handwerkszunft einzutreten.

Seine Proteste hatten jedoch keinen Erfolg. Samuel van Hoogstraeten (1627-1678) übernahm in seiner „Einführung in die Schule der Malkunst, oder: Die sichtbare Welt" von 1678 viele Gedanken van Manders. Im Hinblick auf Rembrandt besitzen seine Schriften einen besonders wichtigen Quellenwert, da er dessen Schüler gewesen war und viele Vorstellungen seines Lehrers reflektierte.

Nicht nur Hoogstraeten, sondern auch die anderen Theoretiker der Zeit ordneten die einzelnen Bildthemen nach Klassen. Die Historienmalerei, unter der man Darstellungen antiker, mythologischer, historischer, aber auch biblischer Ereignisse verstand, besaß den größten Stellenwert. Dieser folgten die Genreszenen und Landschaften, an letzter Stelle rangierten die heute so beliebten Stillleben. Die Portraitmalerei wurde sowohl der ersten wie auch der letzten Kategorie zugeordnet. Einerseits wurde sie als Betrug empfunden, da sie nur einen Schein der Wirklichkeit wiedergeben konnte, andererseits stand der Mensch, die Krone der Schöpfung, im Mittelpunkt. Dem Künstler wurde geraten, sich auf das Thema zu beschränken, das er am besten beherrschte. So gab es zum ersten Mal in der Geschichte der Malerei eine Spezialisierung nach Gattungen. Die Themenwahl blieb dem Maler Vorbehalten, ebenso wie die Art und Weise der Darstellung. Höchstes Ziel war die „inventio", die Erfindung. Damit sollte der Künstler aber nicht seine Originalität beweisen, sondern die Kunst vorantreiben: „Versucht mit aller Macht, o eifrige junge Maler, euch für eigene Entdeckungen zu schulen. ... Wer weiß, ob die Kunst noch vollkommener werden kann?"

Im allgemeinen galt für die Malerei ein fester Kanon. So sollte zum Beispiel der Künstler bei einem Historienbild zuerst die Quellen studieren, um dann bewusst einen Moment herauszugreifen, den er darstellen wollte. Eine gute Komposition zu übernehmen, galt nicht als Schande, doch sollte der Maler tunlichst ein anderes Thema wählen. Auch das Kopieren von Details aus anderen Bildern war legitim. Nach Abschluss des Quellenstudiums war es wichtig, eine gute Zeichnung anzulegen, in der die Komposition in ihren Grundzügen festgelegt wurde. Die Hauptperson musste so hervorgehoben werden, dass der erste Blick des Betrachters auf sie und nicht auf die Nebenfiguren fiel.

So gab es für den Künstler also bestimmte Anhaltspunkte, nach denen er zu arbeiten hatte. Allerdings gehorchte der freie Markt, der durch die wirtschaftlichen Umwälzungen entstanden war, eigenen Gesetzen, die denen der Theoretiker oft widersprachen. Dazu gehörte, dass Landschaften, Genreszenen und Stillleben sehr begehrt waren, Historienbilder dagegen weitaus weniger verlangt wurden. Der Künstler arbeitete in den seltensten Fällen für einen Auftraggeber, und es wurde ihm bei einem Auftrag auch nicht mehr genau vorgeschrieben, welcher Moment herauszugreifen sei bzw. wie die Komposition genau auszusehen habe, so dass er hier größere Freiheiten erlangte, als sie die offiziellen künstlerischen Richtlinien vorsahen, ihm aber auch größeres Wissen abverlangt wurde.

Die begehrtesten Aufträge kamen vom Hof in Den Haag, da dieser oft das fünfzig- bis hundertfache des üblichen Preises für ein Gemälde zahlte. Doch diese Möglichkeit wurde nur wenigen Künstlern zuteil und beschränkte sich meist auf wenige Arbeiten. Zu diesen privilegierten Künstlern gehörte Rembrandt, der sogar relativ viele offizielle Aufträge erhielt. Neben dem Hof des Statthalters und dem dazugehörigen Adel spielten vor allem die Regierung, die Regenten und Gilden als finanzkräftige Auftraggeber eine große Rolle. Die Kirche hingegen, die in katholischen Gebieten immer noch zu den größten Auftraggebern zählte, war durch die Reformation in der niederländischen Republik fast zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken.

Demgegenüber erlangte hier das Bürgertum die größte Bedeutung für den Künstler. Wohlhabende Bürger bestellten Portraits und kauften auf dem freien Markt Bilder, um ihre Häuser damit zu schmücken. Dieses Bedürfnis war jedoch nicht ausschließlich dem reichen Bürger in der Stadt vorbehalten. Auch Handwerker und Bauern verdienten bei der allgemeinen Prosperität oft so gut, dass sie es sich leisten konnten, Gemälde zu kaufen. Der wirtschaftliche Aufschwung, aber auch die gesellschaftlichen Veränderungen infolge der Reformation spielten bei der Entwicklung der holländischen Malerei im 17. Jahrhundert demnach eine große Rolle. Der Stellenwert dieser Faktoren bei der Beurteilung eines Künstlers ist von der Forschung oft übersehen worden.

Wandlungen im Rembrandt-Bild

Die Person Rembrandt und sein Werk sind im Laufe der Zeit den unterschiedlichsten Interpretationen ausgesetzt gewesen. So galt er im 19. Jahrhundert als ein ungebildeter Müllerssohn, ein verkanntes Genie, das in Armut starb. Der Außenseiter, für den man ihn im 18. Jahrhundert gehalten hatte, wurde in den Augen seiner Landsleute im 19. Jahrhundert zum Revolutionär, der für das Bürgertum und den Protestantismus gekämpft hatte. Als einem Helden der Nation wurde ihm 1852 eine Statue in Amsterdam errichtet. Im 20. Jahrhundert ging man vor allem vom Werk aus, ohne sich von der nur fragmentarisch bekannten Biographie allzusehr beeinflussen zu lassen. Nun wurde vor allem Rembrandts Hell-dunkel-Malerei hervorgehoben. Man stilisierte ihn zum Genie, das ohne Vorlagen arbeitete, Bibelillustrationen aus sich heraus schuf, nur von der jeweiligen Textstelle ausgehend.

Die Legende vom armen Müllerssohn, der keine humanistische Ausbildung genossen hatte, hielt sich lange Zeit standhaft. Sie war von den frühen Biographen in die Welt gesetzt worden. So hatte ein Zeitgenosse Rembrandts, Joachim von Sandrart (1606-1688), in seiner „Teutschen Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste", die 1675 in Nürnberg erschien, geschrieben: „Es ist fast zu bewundern, dass, da der fürtreffliche Rembrandt van Rijn nur auf dem platten Land und von einem Müller entsprossen, gleichwohl ihm die Natur zu so edler Kunst dergestalt getrieben, dass er durch großen Fleiß, angeborene Inklination und Neigung auf eine so hohe Staffel in der Kunst gelanget."

Sandrart war nicht der einzige frühe Biograph Rembrandts. Filippo Baldinucci (1624-1696) widmete ihm in seinen 1686 erschienenen Künstlerbiographien ein Kapitel. Die ausführlichste Schilderung findet sich jedoch in Arnold Houbrakens (1660-1719) Abhandlung „De Groote Schouburgh de Nederlantsche Konstschilders" von 1718. Auch wenn man aufgrund vieler inzwischen bekannter Fakten weiß, dass diese frühen Biographen sich in vielen Details, die das Leben Rembrandts betreffen, geirrt haben, wurden und werden sie immer wieder zitiert.

Der Wandel des Rembrandtbildes im Laufe der Jahrhunderte schlägt sich in einer Fülle von Literatur nieder, da jede Zeit aufgrund anderer Fragestellungen versuchte, den Maler und sein Werk zu interpretieren. Lange Zeit kämpfte die Forschung zum Beispiel gegen das Bild an, das Julius Langbehn (1851-1907) 1890 in seinem Buch „Rembrandt als Erzieher" entworfen hatte. Der Maler wurde zu einem Erzieher der Deutschen hochstilisiert, dessen echt nordischer Kunst innere Wärme und nationaler Geist innewohnen.

In Langbehns Schrift tauchten erstmals Begriffe wie „Rassereinheit", „gesundes Volksempfinden" und „Entartung" auf. Mit dem Maler und seinem Werk setzte er sich nicht ernsthaft auseinander, doch transportierte er mit dem imaginären Bild, das er über Rembrandt verbreitete, Vorstellungen, die später von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurden. Diese völlig unwissenschaftlichen und zu großen Teilen aus der Luft gegriffenen Ansichten über Rembrandt wieder geradezurücken, war nicht leicht, denn trotz der ernstzunehmenden Biographien seit Anfang dieses Jahrhunderts hielten sich die falschen Interpretationen hartnäckig.