Retroland - Constantin Gillies - E-Book

Retroland E-Book

Constantin Gillies

5,0

Beschreibung

Pac-Man in der Spielhalle. Musik von Platte. Kein Rauchverbot. Kein Handyempfang - und nur Telefonzellen. Das ist die Welt von Retroland, einem Freizeitpark, in dem die Achtzigerjahre nachgebaut sind. Genau hier wollen Nick und Kee, zwei angegraute Nerds, einen letzten gemeinsamen Kumpelurlaub verbringen. Doch plötzliche passiert das Unfassbare: Ein Fremder schießt auf Kee, die Freunde müssen flüchten. Schnell wird klar: Es geht nicht um sie. Ihre Verfolger haben es auf eine Diskette abgesehen, die Kee bei sich trägt. Eine Hetzjagd durch die bizarren Kulissen von Retroland beginnt. Doch nicht nur Nick und Kee schweben in Lebensgefahr …

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EXTRALEBEN IV – RETROLAND

CONSTANTIN GILLIES

EXTRALEBEN IV

RETROLAND

Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetunter http://dnb.ddb.de abrufbar

Alle Rechte vorbehalten.Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertungaußerhalb der Freigrenzen des Urheberrechts istohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungin elektronischen Systemen.

1. Auflage, Dezember 2015

© 2015 beim CSW-Verlag,Hauffstr. 10, 71364 Winnendenwww.csw-verlag.com

Lektorat: Ulrike Floßdorf, Alexander EhmannLogodesign: Overglow, www.theoverglow.comLayout und Satz: www.ttz-concept.deSchriften: Thesis von LucasFonts, Compacta von Fred Lambert,C64 Pro Mono von StyleISBN 978-3-941287-72-3

Geschossen? Red keinen Scheiß, Alter.

Warum guckst du denn so? Hier unten ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Okay, die Schulter tut weh. Aber das kommt nur von dem Schlag, den sie uns verpasst haben.

Insert Coin.

Der mittlere Schacht ist verstopft, sehe ich schon von hier unten, da darfste nicht deine letzte Mark reinstecken. Haste die eigentlich noch? Dann können wir gleich loszocken.

Stimmt, die haben uns gar nicht geschlagen, es hat sich nur so angefühlt wie ein Schlag. In echt stehen die Typen ja immer noch am Eingang. Und der eine hat ne Pistole in der Hand.

Was für ein Nakatomi-Plaza-Scheiß geht denn hier ab?

Wahrscheinlich alles nur gespielt, wir haben das Action- Paket gebucht, ohne es zu merken.

Da gibt’s nichts zu heulen, ist doch alles okay mit dem alten Kee. Ach, die Schulter. Die tut gar nicht weh. Haha, ist nur ’ne Fleischwunde, weißte doch.

Jetzt steh mal auf, wie müssen zurück zum Haupteingang.

Sie kommen uns zu holen, und sie werden uns auch finden, wenn wir jetzt nicht losrennen, Jeanny. Ich darf bloß Andies Umschlag nicht vergessen, sonst wird das nie was mit uns.

Andrea McArthur spürt nichts. Keine Erleichterung, keinen Schmerz, nichts. Schon die Idee zu weinen, scheint ihr absurd.

Durch ihre halb geschlossenen Augenlider sieht sie den Mann am Boden liegen. Ein blonder Hinterkopf, an dem ein dunkler Anzug hängt, mehr nicht. Wäre sein Körper nicht so seltsam verkrümmt, könnte sie denken, er schläft nur. Daneben, fast als würde er ihn umarmen, liegt der zweite Haufen Mensch. Der Mann mit dem blauen Polohemd, der ihr das Leben retten wollte.

Er war so nett, doch sie hatten keine Zeit, sich kennenzulernen.

Blut sammelt sich in McArthurs Augenwinkeln und legt über alles einen roten Schleier. Sie lässt ihre Lider sinken und atmet aus.

Nein, dass der Angreifer tot ist, gibt ihr kein gutes Gefühl. Sie kann immer noch nicht verstehen, warum er all das getan hat.

Nur für diesen lächerlichen Umschlag?

RETURN

I

 

*** #01 ***

Zwei Tage zuvor.

Die Zukunft, die sonst immer so klar vor mir lag, ist zu einem schwarzen Highway bei Nacht geworden. Ab jetzt sind wir auf unbekanntem Gebiet unterwegs.

Zwei Männer.

Ein Ziel.

Und das unendlich lange Asphaltband vor ihnen.

Es könnte ein wunderbarer Moment sein, voller Würde und Ruhe.

Wenn der Beifahrer nicht wäre.

Denn Nick hat dafür gesorgt, dass das lockere Gespräch der zwei Männer mit einem Ziel und dem unendlich langen Asphaltband vor sich blitzschnell zum erbitterten Glaubenskrieg eskaliert:

»Aber der Terminator hat ein viel cooleres Betriebssystem!«

Peinlich. Immer wenn er sich aufregt, fängt er an zu keifen wie ein kleines Mädchen. Ist ja gut, mein Freund, ist ja gut. Aus irgendeinem Grund nimmt er jede aufgewärmte Schulhofdiskussion superernst, da tickt er sofort aus, als hätte man seine Mutter ins Säurebad geschubst.

Er lockert den Gurt, um sich besser rüberlehnen zu können. »Und ich kann’s dir auch beweisen, pass auf: Also immer, wenn gezeigt wird, was der Terminator sieht, wenn man also quasi in seinen Kopf guckt, dann flimmern so Zahlenkolonnen und generisches Militär-Blabla vorbei. MISSION, TARGET und so. Jedenfalls hat jemand mit ’nem schnellen Pausentastenfinger mal geguckt, was das genau für Sachen sind. Und – surprise! Der Zahlensalat ist nichts anderes als ein Programm für den 6502-Prozessor, also den gleichen, der im Apple II steckte. Hab ich schon mal erzählt, oder?«

»Jap.«

Bleibt die Frage: Warum erzählst du’s schon wieder? Nicht, dass ihn dieser Einwand stoppen würde.

»Na, dann ist ja gut«, rattert er weiter. »In Robocop jedenfalls, da gibt es diese Szene, wo Murphy hochgefahren wird, also nachdem sie ihn zum Cyborg umgebaut haben. Und was erscheint da vor seinem geistigen Auge? Worte wie COMMAND. COM und CONFIG.SYS. Ja, Alter, du hast richtig gehört.« Irres Kopfnicken. »Robocop läuft unter DOS! Was ist also besser: coole acht Bit beim Terminator oder – kotz! – Dosenfutter bei Robocop?« Er faltet die Hände und senkt die Stimme wie ein Nachrichtensprecher, der verkündet, wie viele Tote eine Naturkatastrophe gefordert hat.

»Ich denke, die Sache ist entschieden.«

Das denke ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn man eine nüchterne waffentaktische Analyse zugrunde legt.

»Nun jaaa … der Terminator hat ja einen großen Nachteil: Der ist ab Werk unbewaffnet. Arnie musste ja erst mal eine Ewigkeit naggisch durch die Gegend rennen, bevor er jemandem seine Waffe abknöpfen konnte. Robocop dagegen hat seine Kanone immer im Bein dabei – und er ist besser gepanzert!«

Auf dieses Argument hat er anscheinend nur gewartet.

»Ach ja? Und was ist, wenn der Angreifer auf den Mund schießt? Den haben sie ja bequemerweise ungepanzert gelassen, ne?«

Seine Süffisanz ist zum Kotzen. Einfach zum Kotzen. Warum habe ich ihn bloß zu diesem Trip eingeladen? Ich hätte da ohne Probleme auch alleine hinfahren können, wäre vielleicht sogar lustiger geworden, so als Single.

Apropos. Kurzer Blick auf die Rückbank: Alles klar, er liegt noch da, der Umschlag von Andie. Was sie wohl will? Bestimmt nur geschäftlichen Kram, irgendwelche Aufhebungsverträge von der Datacorp oder so, die Amis sind ja völlig besessen von diesem rechtlichen Zeug. Aber was zählt ist ohnehin nur, dass der Umschlag von ihr kommt, von der Göttin. Nachher, wenn wir am Flughafen sind, muss Sextanerblase Nick bestimmt mal aufs Klo, dann werde ich reinschauen.

Was die Sache mit dem Mund von Robocop angeht, hat er natürlich recht. Das kam mir damals schon unlogisch vor. Wer baut eine Kampfmaschine mit so einer lächerlichen Schwachstelle?

Also gönne ich ihm den Punktsieg. Wo er sich doch immer so freut, der alte Rechthaber.

»Stimmt irgendwie.«

Er faltet die Arme und lehnt sich zufrieden zurück.

Alles wie immer also: ich am Steuer, der Beifahrer neben mir, in irgendeinem Auto, auf irgendeiner Straße. Und wir kämpfen bis aufs Blut um die nostalgische Spitzfindigkeit der Stunde: Wer würde ein Deathmatch zwischen dem Terminator und Robocop gewinnen?

Korrektur, es ist nicht wie immer. Denn dass wir, das undynamische Duo, so gepflegt den Two-Player-Modus genießen können, ist selten geworden. Seit uns die Datacorp rausgekickt hat, sehen wir uns kaum noch. Jeder macht sein Ding: Ich baumele am goldenen Fallschirm, den uns die Amis zum Abschied spendiert haben, genieße die Aussicht auf die Welt der armen Werktätigen und widme mich wichtigen Projekten wie auf der Playsi die hundertzehnte Platintrophäe zu kassieren. Weil man ja nichts Besseres zu tun hat. Überhaupt das beste Gefühl der Welt – nichts Besseres zu tun zu haben.

Nick darf leider nicht rumhängen, sonst gäb’s Ärger mit Sabina. Nein, der kann das Leben als EDV-Frührentner nicht genießen, er muss weiter den großen Businessman mimen, aber eigentlich ist es ja auch das, was er immer wollte. Also haut er richtig rein, um seine Beratungsbude am Laufen zu halten. Darauf ist er megastolz. Ständig schwafelt er davon, wie gut sein »Consulting-Ding« laufe und wie »total interessant« die letzte System-Migration wieder gewesen sei, bei der man ihn hinzugezogen habe.

Hab’s verstanden, Alter, du bist voll beschäftigt.

Zum Beispiel damit, maximal uncool zu werden!

Ich meine – Schiebetüren? Sitzen wir wirklich in einem Auto mit Schiebetüren? Schlimmer geht’s ja wohl nicht! So ein französischer Familienbomber, den nur Lehrer oder Handwerker fahren und wo anscheinend schon in der Fabrik diese Tigerenten-Sonnenschutzdinger reingeklatscht werden. Eine Demütigung. Der Beifahrer hat sich die Sache natürlich schon zurechtgebogen, mit diesem einen Wort, das mehr Horror verspricht als jedes andere:

»Alter, der ist total praktisch!«

Alles klar. Praktisch. Praktische Klamotten, praktisches Schuhwerk, praktische Frauen. Das bedeutet nichts anderes als: Sieht scheiße aus, aber du bist zu träge, dir was Besseres zu suchen. Kaum eine Liste ist länger als die mit den Sachen, die ach so praktisch sind: Schlafmaske, Bluetooth-Headset, Bändchen für die Sonnenbrille, diese Hosenbeinklemmen für Radfahrer, Cabrios mit mehr als zwei Sitzplätzen. Total superpraktisch alles. Und zugleich der schnellste Weg, die eigene Restcoolheit zu vernichten.

Praktisch. Praktisch unsichtbar sind wir jedenfalls für Frauen. Niemals in der Geschichte der Menschheit hat ein attraktives weibliches Wesen ihren Kopf zur Seite bewegt, um zu checken, wer in so einer Karre am Steuer sitzt. Sie schießen auf der Überholspur vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet.

Wir sind unsichtbar. Nein – wir sitzen in einem Stealth-Auto! Dass Nick nicht auf diesen Dreh gekommen ist! Das klingt doch gleich ziemlich militärisch und damit auf eine diffuse Art gut. Wir rollen in einem Stealth-Auto in den Sonnenuntergang, mit Kindersitzbefestigung nach ISO-Norm. Die Helden für eine Mark sind tief gefallen.

Natürlich alles nur Neid. In echt hat Nick alles richtig gemacht, das Familiending einzustielen und so. Es war einfach Zeit.

Theoretisch ist selbst mir das klar. Jeden Morgen beim Aufstehen ist da dieser nagende Gedanke: Es ist schon Halbzeit durch, wäre es nicht langsam Zeit, in die Puschen zu kommen? Der Counter zählt ja runter. Und trotzdem weigert sich der Rest des Menschen, auch nur einen Finger zu rühren. Ich stehe da, wie mit Sekundenkleber an den Boden geleimt, während vom Strand her die Tsunamiwelle anrollt, die vom Meteoriteneinschlag aufgetürmt wurde. Und warum?

Weil noch ein Extraleben bleibt.

Die Idee ist natürlich bescheuert und absurd, aber trotzdem steckt sie tief im System und lässt sich einfach nicht rauskriegen: Klar, im Augenblick krepelst du hier im Level rum, aber wenn nur der richtige Moment kommt, drückst du einfach noch mal auf Start und zockst die perfekte Runde: megacooler Job, Meister des Universums, zuhause das Model mit nassen Haaren und hohen Wangenknochen, Penthouse mit Aussicht auf die Platine der Stadt. Und da draußen eine Welt, die auf dich wartet. Yeah.

Alles nichts als geschüttelte und gerührte Jungsfantasien.

Früher als Kind dachte das jeder: Wenn erst mal das unvorstellbar weit entfernte Jahr 2000 da ist, wird alles groß-ar-tig sein, ganz sicher. Naja, es kam und es ging, das Jahr 2000, aber ich warte immer noch darauf, dass mich M zur Weltrettungsmission rein ruft. Egal, es bleibt ja noch Zeit. Noch ein Extraleben. Bis dahin kann man ja das hundertelfte Platin erzocken.

Leute wie Nick glauben nicht an ein Extraleben, die schieben nichts auf, die packen die Sache an. Blick auf den Geburtstagskuchen: über vierzig Kerzen? Jetzt wird es aber Zeit, mal zu säen. Geregeltes Einkommen einfahren, Versicherungsunterlagen abheften, Kind machen, Baum pflanzen, der ganze Scheiß.

Er hat immer nur darauf gewartet, endlich erwachsen werden zu können. Sein Slackertum war nichts als Show. Die ganzen Nächte, in denen wir in unserer Röhrenmonitor-Sauna gesessen, Quaxi Fröschli gefressen und Quake übers LAN gezockt haben, hat er im Prinzip nur gewartet. Darauf, dass das letzte Sandkorn fällt und er sich ein Hemd anziehen und in die Hose stecken kann. Eigentlich hat er mich verarscht, der alte Streber.

Egal. Wir wollen hier das Revival des entspannten Jungstrips feiern, also lassen wir das Thema mal auf sich beruhen.

Immerhin hat er mich beim letzten Stopp ans Steuer gelassen. So bleibt uns auf der letzten Etappe bis zum Flughafen eine weitere Demonstration seines omamäßigen Fahrstils erspart: Mit diesem »verschwitzten Auf-Achse-Pathos« könne er nichts anfangen, sagte er. Fakt ist: Er kann nicht fahren, Nick ist mit der Informationsverarbeitung, die man zum Steuern eines Kraftfahrzeugs braucht, total überfordert.

Wobei – so richtig Fahrspaß bringt die französische Schrankwand auch nicht. Der Kasten kriecht müde durch die vollgelaufenen Spurrillen. Frische Wischer von Bosch! Die bräuchten wir jetzt. Der Regen donnert so gegen die Scheibe, dass der Scheibenwischer nicht mehr alles weggeschaufelt kriegt.

Dafür verbraucht die Karre nichts, die Tanknadel tanzt seit zwei Stunden fröhlich um den neonroten Anschlag. Vollgetankt – das war früher echt der Inbegriff von Luxus. Ich kann also weiter schön Gas geben. Komisch, obwohl das Pedal schon gegens Bodenblech drückt, ist nicht der Hauch einer Beschleunigung zu spüren. Der Tacho scheint bei 110 festgenagelt zu sein.

Apropos, dazu kann ich ihm ein bisschen Achtziger-Futter hinschmeißen, das hebt ja immer seine Stimmung.

»Wusstest du eigentlich, dass Marty McFly gar nicht zurück in die Zukunft reisen kann? Weil der Tacho beim DeLorean abgeriegelt ist!«

Er wirbelt herum.

»Echt jetzt?« Wenn es darum geht, neue Retro-Trivialitäten aufzusaugen, ist er immer ganz Ohr. Denn damit kann er bei diesem Ewiggestrigen-Stammtisch auftrumpfen, zu dem er sich abseilt, um zuhause mal rauszukommen. Da sitzen so Freaks, die erst ruhen, wenn sie auf ihrem Handy CP/M installiert haben, dieses Betriebssystem aus den frühen Siebzigern.

Da es bei Nick so etwas wie too much information nicht gibt, kriegt er die ganze Enchilada.

»Jap. Also: Im Prinzip schafft der DeLorean 130 Meilen pro Stunde, also so rund 210 Stuckis, wie wir früher beim Quartett gesagt hätten. Aber in den Achtzigern durfte in den USA nix auf die Straße, was mehr als 85 macht. Also hat Mister DeLorean den Tacho so modifizieren lassen, dass er höchstens 85 anzeigt. Trotzdem sieht man im Film, wie Doc Brown und Marty für ihre Zeitreise auf 88 beschleunigen. Sie brechen also nicht nur die Gesetze der Physik, sondern auch die der amerikanischen Straßenverkehrsordnung.«

»Sehr geil«, stößt Nick hervor.

Dass ich was wusste, was er nicht weiß, darf natürlich nicht sein. Deshalb wird er gleich zurückschlagen, und zwar mit einem Infoschnipsel, der noch obskurer und irrelevanter ist als meiner, ansonsten wäre sein Ruf als Retro-Präsident ruiniert. Denkt er. Also bitteschön, Herr Nickmeister, ich warte auf Ihre Antwort in drei, in zwei, in …

»Wusssstest du eigentlich …« Na bitte, geht doch. »Also in Zurück in die Zukunft, da fährt Marty ja auf dem Parkplatz dieses Einkaufszentrums los. Das heißt Twin Pines Mall, also die Zwillingskiefern-Mall. Man kann sogar kurz das Logo sehen. Naja, und als Marty im Jahr 1955 landet, rebelt er mit seiner Karre ja durch einen Vorgarten und nietet da einen Baum um. Und weißte, was?«

Jetzt muss ich die Eingabe quittieren.

»Ne.«

Er giggelt schon los, weil er seine Pointe so toll findet.

»Also am Schluss, hihi, als Marty in die Gegenwart, also ins Jahr 1985, zurückkehrt, weißte, wie das Einkaufszentrum da heißt? Weißte das?«

Ich kann’s mir denken, aber weil du es bist …

»Ne.«

Er prustet los.

»Lone Pine Mall! Einkaufszentrum zur einsamen Kiefer! Ist das nicht total geil? Weil Marty den zweiten Baum umgefahren hat. Ich lieeebe solche Details, da …«

FUIP-FUIP

Alter, was für ein bescheuerter Benachrichtigungston ist das denn? Klingt ja, als ob jemand auf einen Hamster tritt. Mit so was wäre er früher nicht vor die Tür gegangen, da wurde beim Nickmeister kein Handy in Betrieb genommen, bis nicht für alle Nachrichten der Sound eines Star-Trek-Communicators eingestellt war.

Er zuckt zusammen, als ob man ihm einen Elektroschocker in den Schritt geschoben hätte.

FUIP-FUIP.

Seine Hände klopfen auf der Suche nach dem Handy im besten Alter-Sack-Style das Jackett ab. Dass er einfach mitten im Satz aufgehört hat zu reden, scheint er nicht zu registrieren. Und dass es eine Spur unhöflich sein könnte, mir seine Aufmerksamkeit so total zu entziehen, auch nicht. Junge, Junge, das hat ja schon immer genervt, diese Standleitung zu Sabina, aber seit sich diese Scheiß-Messenger verbreitet haben, läuft die Sache völlig aus dem Ruder. Man kann mit ihm keinen Level mehr am Stück zocken, ohne dass auf Pause gedrückt werden muss, weil irgendein superwichtiges Ehefrauen-Kommunikee reinkommt. Ist das hier ne Kumpeltour oder ein Familienausflug?

Er hebt den Zeigefinger.

»Momentchen.«

Endlich. Er hat sein Scheiß-Gerät gefunden – und es steckt auch noch in so einem peinlichen Schutzetui. Ein weiterer Punkt auf der »Praktisch – aber leider scheiße«-Liste.

Er wischt leicht zitternd übers Display. Weil er runterstarrt, fällt das Licht von unten auf sein Gesicht, so wie im Film, wenn auch der letzte Depp raffen soll, dass jetzt der Bad Guy auftritt.

Dämonisch.

Aber auch ziemlich unvorteilhaft.

Sollte ich ihn darauf hinweisen, dass wir zu dritt reisen? Kee, Nick – und Nicks Doppelkinn! Definitiv, dieser Wulst überm Kragen war bei unserem letzten Treffen noch nicht da. Krass. Ausgerechnet er, der Mann mit dem Teflon-Stoffwechsel, an dem nichts hängenbleibt. Jahrelang konnte er in sich reinstopfen, was er wollte. Jahrelang bestand seine Nahrungspyramide aus diesen Bahlsen-Comtess-Minikuchen und Schwip Schwap als Flüssigkeitsquelle, und trotzdem sah er immer spillerig aus wie Gandhi. Und jetzt das: ein Doppelkinn. Womit mästet Sabina ihn bloß?

Alter, hör auf zu grinsen, das macht diesen Wulst ja noch dicker!

Bestimmt hat sie ihm so ein pochendes Herzchen geschickt.

Scheiß Turteltauben. Ihre Ehe wirkt nach außen so aggressiv harmonisch wie eine Merci-Werbung in Endlosschleife.

»Äh, Alter, sag mal …« Er räuspert sich. »Da, wo wir hinfahren – oder hinfliegen …«

Ha! Das war ja klar. Jetzt will er rausfinden, wie es am Ziel unseres kleinen Überraschungstrips mit der Netzabdeckung aussieht! Im Prinzip ist das alles, was ihn noch interessiert. Schade. Er wird natürlich versuchen, die Frage irgendwie pseudolustig zu verpacken, damit er nicht wie ein verliebter Teenie rüberkommt, doch er wird sie stellen. Ich höre?

»Na ja, liegt denn unser Ziel an der …« Gekünsteltes Lachen. »… Datenautobahn, wie man in den Neunzigern gesagt hätte?«

Dem ist echt nichts mehr peinlich. Alter, ich werde einen Scheiß tun und dir verraten, wo es hingeht und wie viele Empfangsbalken du da hast, nur damit dich Sabinalein auch im Urlaub an der digitalen Hundeleine rumzerren kann.

»Datenautobahn? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Datenautobahn.«

Er zuckt zusammen. Das saß.

Apropos gar nichts, ich darf Andies Umschlag nachher nicht im Auto vergessen.

*** #02 ***

Zurück in der Interzone. Zurück in der seelenfressenden Welt der Wartelounges, Flugsteige und vierundzwanzig Stunden geöffneten Einkaufszeilen. Noch nicht abgereist, aber auch noch nicht angekommen, irgendwo dazwischen halt. Immer durstig, immer Kopfschmerzen, immer von der Klimaanlage ausgedörrte Augen, die brennen, als ob jemand eine Sandstrahlmaschine draufgehalten hätte. Sie war mal unser Zuhause, die Interzone, doch das ist unendlich lange her.

Fast sechs. Friedhofsschicht am Airport, in der leergefegten Wartehalle ist es still wie in einer Gruft, bis auf das nervtötende »Dudeldudeldu – Sicherheitshinweis. Security Advice«. Früher hätte man das eine »Bandansage« genannt, als es noch so was wie Tonbänder gab. »Sickjuritieh Ädweiß«, belehrt uns der Sprecher, mit einem gezwungen amerikanischen »w«. Der graue Marmorboden glänzt so sauber, als ob man auf ihm gefahrlos eine Herztransplantation durchführen könnte.

Auf der Positivseite: Um die Zeit starten die Touribomber, und das bedeutet: MILF-Alarm!

Ach Luis! Die junge Mutter auf der Bank gegenüber verzieht müde den Mund und fängt an, die Trümmer eines Butterkekses vom Spiegelboden aufzulesen. Es sieht aus, als würden ihre Möpse gleich aus dem Leopardenmuster-Top rauskullern. Hundertpro keine Werksausstattung, da hat Daddy sich was gegönnt. In der Mitte zwischen den sonnenbankgetoasteten Bällen ziehen sich ein paar kleine Gräben durch die Haut. Brüste mit Falten. So was war für uns als Jungs ein echter »Showstopper«, wie Nick heute sagen würde, ein Detail, das den sofortigen Rückzug bedingte. Ekelhaft, das sieht ja aus wie bei deiner Mutter! Lustig, wie schnell man sich dran gewöhnt. Der kleine Luis baumelt mit den Beinen und schiebt sich das verbleibende Keksfragment in den Grinsemund, als wollte er sagen: Security Advice, lassen Sie Ihr Gebäck niemals unbeaufsichtigt!

»Wenn einem so viel Gutes widerfährt …«

Au! Warum muss Nick immer so ins Ohr brüllen? Und wieso starrt er der Tante nicht auch in den Ausschnitt? Seit er und Sabina verdammte Symbionten geworden sind, breitet sich bei ihm eine unangenehme Möpse-Ignoranz aus. Er ist nicht prüde geworden, nein-nein. Die Sache ist viel gespenstischer: Er sieht so was überhaupt nicht mehr! Oder er hat einfach eine Überdosis abbekommen. Wäre bei der guten Sabina durchaus möglich.

Eine tiefergehende Mops-Diskussion ist jedenfalls nicht mehr drin, also muss ich sein Spiel weiter mitspielen.

»Wenn einem so viel Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert!«

Meine runtergeleierte Antwort scheint ihn nicht zu befriedigen, denn er kloppt übertrieben auf meine Schulter, als wollte er mich aufwecken.

»Ich sehe schon, Alter: Es gibt viel zu tun …«

»… packen wir’s an. Esso. Ich weiß.«

Okay, diesmal hab ich’s mit dem Leiern übertrieben. Er sendet einen giftigen Blick rüber.

»Also von mir aus müssen wir das hier nicht …«

Hach-hui, jetzt macht er gleich wieder ein Drama draus. Damit er nicht den Rest des Trips einschnappt, muss ich dem Hündchen noch ein Stöckchen hinwerfen.

»Willst du viel?«

Sofort hellt sich sein Gesicht auf.

»… spül mit Pril!« Seine Wangen glänzen wie bei dem Mädchen auf dem Rotbäckchen-Etikett.

Auto-Ausfüllen, eines seiner Lieblingsspielchen. Einer reißt ein nostalgisches Zitat an, der andere muss es ergänzen. Wie viele Stunden in der Interzone haben wir damit schon verbracht?

Zu viele.

Was geht denn jetzt ab? Er fummelt mit seinem Spinnenfinger am Hemdkragen rum und verzieht angewidert den Mund.

»Du, Resi …«

Ach, genau!

»Krognspeck!« Mein Versuch, einen bayerischen Dialekt hinzukriegen, scheitert glorios, doch sofort ist seine Stimmung wieder top. Nick kriegt so einen Schalldämpfer-Lachanfall, bei dem alles durch die Nase rauskommt. Kragenspeck, was für ein Wort. Wer würde nicht alles tun, um den loszuwerden. Für welches Waschmittel war die Reklame noch mal?

Egal, jedenfalls war es doch wieder eine gute Idee von ihm, Auto-Ausfüllen zu spielen, sonst wäre die Wartezeit niemals vergangen.

Nichts hilft eben besser gegen die langen, kalten Stunden in der Interzone, als sich um ein wärmendes Lagerfeuer herumzukuscheln. Um das einzige Lagerfeuer, an dem wir jemals gesessen haben: den Fernseher. Gab es einen Moment, in dem die Welt heiler war, als an einem späten Nachmittag im Winter 1984 vor der Glotze? Links eine Packung Schokini, rechts griffbereit diese Ultraschall-Fernbedienung von Grundig, die bei jedem Tastendruck so krass gefiept hat. Und dann Colt Seavers, Jonathan Hart oder Rick Simon sein, bis Mutter zum Essen rief. Vielleicht hat Nick doch recht mit seiner Theorie, dass es danach nur noch bergab ging.

Hey, wir haben’s geschafft.

Das grüne Lichtchen neben dem Wort Check-in titscht hin und her, was bedeutet, dass der Beifahrer sofort von der Wartepritsche aufspringt. Wie von einem Katapult abgeschossen stürzt er zum Schalter. Eincheck-Paniker war er ja schon immer, aber die Angst, dass ihn der Flieger nicht mitnimmt, scheint – wie so ziemlich jede Angst – mit jedem Lebensjahr größer zu werden. Toll, jetzt winkt er auch noch rüber, damit ich mich mit ihm in die erste Reihe stelle. Sollte ich ihn fragen, ob er nicht noch mal auf Klo muss? Besser nicht, das wäre vielleicht doch ein bisschen zu mütterlich. Aber wenn er weiter einhält, komme ich niemals dazu, in Andies Post reinzugucken …

Betont langsam – wie es das Ritual verlangt – trotte ich zu ihm rüber und lasse ihn dabei mit jeder Faser meines Körpers spüren, was für ein peinlicher Schlangen-Streber er ist.

Klar, dass er so aufgedreht ist wie Kinder bei »Tanz der Vampire«. Er weiß zwar, was unser Zielflughafen ist, aber nicht, warum, und das frisst ihn als Planungsjunkie mächtig an.

»Sag mal, Alter …« Er schwingt seinen Rucksack wie ein Schüler über die Schulter. Lockerer Plauderton? Aha, er startet einen neuen Versuch.

»Wohin fahren wir jetzt eigentlich – nach Syldavien oder Bordurien? Und warum? Suchen wir da König Ottokars Zepter?«

Gut gespielt. Syldavien und Bordurien, das waren doch diese ausgedachten Balkanländer bei »Tim und Struppi«. Hatte ich schon ganz vergessen. Da sprachen die Leute eigentlich ganz normal, nur dass Hergé überall in die Worte »Zs« und so komische Akzente reingequetscht hat. Also statt Stopp haben die syldavischen Polizisten ZSTÔP gerufen.

»Lustig, Alter«, lobe ich.

Gell, jetzt denkste, dass noch was kommt. Hehe, kommt aber nichts.

Erst wenn wir in der Luft sind, wird der Vorhang gelüftet und du siehst, was hinter Tor drei steckt: der Hauptgewinn oder der Zonk? Nachher will er noch umkehren oder so, wenn er erfährt, wohin es geht, weiß man ja bei Spießer-Nick nie.

Wenn er eingepennt ist, werde ich mich jedenfalls erst mal mit Andies Umschlag auf dem Flugzeug-Klo einschließen.

*** #03 ***

Andrea McArthur rückt mit der Ferse vorsichtig die Ledertasche zurecht, die an ihrer linken Wade lehnt. Nur ein kleiner Stupser, und die Tasche steht wieder gerade. Um sicherzugehen, dass sie wirklich nicht umfällt, klemmt sie die Beine noch enger zusammen. Das erste Mal wieder durchatmen nach vierundzwanzig stressigen Stunden.

Was für ein Aufwand, und alles nur für einen Umschlag.

Ein seltsamer Auftrag.

Etwas stimmt nicht mit diesem Fall, und wenn sie ein richtiger Profi wäre, könnte sie auch sagen, was. Aber sie ist nur ein Püppchen mit MBA, das sympathische Gesicht der Firma, und in dieser Funktion braucht sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen.

Nachdem sie sich überzeugt hat, dass die Tasche absolut senkrecht steht, wagt McArthur wieder, den Kopf zu heben. Ihre Augen folgen den Begrenzungslichtern der Startbahn, die sich in der dunklen Dorfnacht verlieren. International Airport? Ja, klar. »International« heißt hier nur, dass auch mal ein Sprühflugzeug aus dem angrenzenden County landet.

Wann sind die denn endlich fertig? McArthur dreht sich extra vorsichtig um, damit die Tasche ja ihre senkrechte Position beibehält. Durch das halb offene Hangartor kann sie ihr Flugzeug schon sehen, ein kleiner Learjet. Alles sei startbereit, hatte der Ramp Agent versprochen, man warte nur noch auf zwei weitere Passagiere. Wer kann das nur sein, hier im Nichts?

Vielleicht kommt ihr der Auftrag nur deshalb so seltsam vor, weil alles seltsam läuft, seit John »weg ist«, wie die Leute in der Firma sagen. Immer wenn sie das tun, gucken sie peinlich berührt auf den Boden und spurten nach ein paar Sekunden zurück in ihr Bürokabuff. Ein Sondereinsatzkommando habe ihn an der kanadischen Grenze erschossen, ging seinerzeit auf dem Flur rum. Er soll versucht haben, das National Reconnaissance Office zu erpressen, die Behörde, die für Spionagesatelliten zuständig ist.

Kee und sein Buddy, dieser … wie hieß er noch? Auch egal. Die Deutschen waren wohl dabei und mussten sich die Hinrichtung angucken. Der arme Kee. Das wird ihm den Rest gegeben haben. Als echter Europäer ist er ja so zimperlich, denen haben unsere Jungs das Kämpfergen damals gründlich rausgebombt. Trotzdem hat er das nicht verdient. Er gehört ja zum netten Eurotrash.

Eine skurrile Episode: Der Chief Operating Officer auf irgendeinem Acker niedergeballert, gekaperte Spionagesatelliten, entführte Mitarbeiter – das war selbst für eine bunte Bude wie die Datacorp ein bisschen zu bunt. Deshalb wird einfach nicht mehr über den Vorfall geredet. Noch so ein beliebtes Neutralwort, der »Vorfall«.

Seitdem ist alles anders.

McArthur mustert ihre Schuhe, ihre geliebten Jimmy Choos, die mit den flachen Kitten Heels, nach denen sie eine Ewigkeit gesucht hatte. Obwohl sie die letzten vierundzwanzig Stunden eigentlich nur auf Bürofluren und Parkplätzen unterwegs war, ist der schwarze Lack an der Spitze schon völlig zerkratzt. Diese beschissene Provinz fuckt alles ab.

Eine warme Brise weht über das Vorfeld. Es könnte der perfekte Sommertag sein. Wenn sie jetzt zuhause wäre, würde sie in das Sommerkleid mit dem Blumenmuster schlüpfen, sich draußen im Ambrosia auf einen der Patio-Plätze setzen und schon vor dem Mittagessen eine unvertretbare Menge White Zinfandel trinken. Stattdessen musste sie sich in diesen kratzigen Woll-Hosenanzug zwängen und über irgendwelche Äcker stolpern.

»Jetzt ist erst mal Schluss mit SoCal-Living, mit südkalifornischer Leichtigkeit, Darling«, hatte der Idiot Shaun gefeixt.

Das Geschäft ruft.

Johns Abgang war wie ein Erdbeben für die Firma; die halbe Mannschaft hat danach gekündigt, und wer blieb, wurde auf der Karriereleiter nach oben geschubst. Immer streng nach dem Peter-Prinzip: befördert bis an die Grenze der eigenen Inkompetenz, und wenn es sein muss weit darüber hinaus. Shaun zum Beispiel, früher mal schmieriger Admin irgendwo in einer Außenstelle, wurde am weitesten nach oben gespült: Er mimt jetzt den Managing Director und geht mit seinem Leadership-Getue allen auf den Zeiger.

Eigentlich hat McArthur keinen Grund sich zu beschweren, schließlich konnte die ach so talentierte Andie auch auf dem Beförderungskarussell mitfahren. Raus aus der Reiseabteilung, rein ins operative Geschäft, jetzt darf sie zum ersten Mal richtig mitspielen. Legacy Systems Support. Sie muss ran, wenn die Kunden mit ihren Uralt-Rechnern Probleme haben, aber kein Budget mehr übrig ist, um neue anzuschaffen. Dann kommt die Datacorp, flickt das alte Equipment und hält den Laden am Laufen.

Key Account: USAF.

»Du bist doch ein Air-Force-Mädchen«, hatte Shaun geschleimt.

Bastard.

Aber natürlich hatte seine Entscheidung eine gewisse Logik. Sie war schließlich ein Air-Force-Mädchen, nur, dass sie es gerne vergessen hätte.

Der ganze Kram kam sofort wieder hoch, als sie diesen Technical Sergeant Whatever das erste Mal sah. Alles an ihm brachte Erinnerungen zurück: das graugrüne Tarnmuster seiner Jacke, die kurzrasierten Haare unterm schwarzen Barrett – und diese Air-Force-Sprache. Wobei es nicht das war, was er sagte, sondern dieses unausgesprochene »Check!« nach jedem Handgriff – als ob das Leben nur aus dem Abarbeiten einer Liste bestünde. Der Soldat arrangierte die Datenträger, um die es ging, rechtwinklig auf der Schreibtischplatte, und nach jedem Handgriff war da dieses angedeutete Nicken. Check, nächster Listenpunkt.

Von ihr aus hätte er alles in einen Umschlag stecken und mit der Post an die Datacorp schicken können. Aber irgendetwas hat es mit diesen Dingern auf sich, sie seien »sensibel«, wie Sergeant Whatever sich ausdrückte. Nicht für den Postweg geeignet.

Zwei Disketten.

Technik aus der digitalen Steinzeit ins 21. Jahrhundert retten, ein typischer Datacorp-Auftrag also.

Von dem Technik-Gebrabbel, das der Sergeant absonderte, verstand sie kein Wort. Musste sie auch nicht, schließlich war sie nur das Gesicht. Die eigentliche Arbeit, Datenträger restaurieren, auslesen, kopieren oder was auch immer, würden die Jungs in der Zentrale machen. Hatte sie zumindest gedacht.

Der Heini schob die beiden Plastiklappen supervorsichtig in einen silbernen Schutzumschlag. Als sie den einfach in ihre Fendi-Aktentasche plumpsen ließ, zuckte er richtig zusammen. Mit dem Sicherheitsniveau dieser Lösung war ihr Aufpasser alles andere als einverstanden, das konnte sie an seinem Stirnrunzeln ablesen. Andererseits machte er keine Anstalten einzugreifen oder ein anderes Transportmedium vorzuschlagen.

Zum Schluss spendierte sie ihm noch ein Lächeln und fuhr sich taktisch-lasziv durch die Haare – die preiswerteste Maßnahme zur Kundenbindung, wenn auf der anderen Seite des Tischs ein Mann sitzt. Das wirkte: Sergeant Whatever vergaß sofort seine Bedenken und riss freudig erregt seine Hand hoch zum Salut.

»Ma’am.«

Sie war wieder das Air-Force-Mädchen.

*** #04 ***

Wie zerbrechlich.

Andie McArthur mustert den Jet in der Halle. Die Neonröhren an der Decke spiegeln sich im Lack und lassen die Maschine wie eine gestreifte Raubkatze aussehen. Elegant und stark – wenn nur die Flügel nicht immer so verdammt dünn wären. Trotz Hunderttausenden von Flugmeilen wundert sie sich immer wieder, dass die Kisten nicht beim kleinsten Windstoß auseinanderbrechen. Aber so was passiert nicht, »die McArthurs haben von Natur aus Auftrieb«, wie Dad immer flachst.

Auf der Basis von Sergeant Whatever wirkten alle unruhig, etwas Besonderes musste bevorstehen, das kannte sie noch von früher. Immer wenn »Top Brass« im Anmarsch war, hohe Tiere aus dem Pentagon, lagen die Nerven blank, vor allem bei den Sicherheitsleuten.

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