Rhetorik für Frauen - Cornelia Topf - E-Book

Rhetorik für Frauen E-Book

Cornelia Topf

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Beschreibung

Frauen reden sich klein: sagen ja, obwohl sie nein sagen wollen, verwenden sprachliche Weichmacher, Relativierungen und vorauseilende Entschuldigungen. Für Männer dagegen ist Sprache ein Machtinstrument. Das soll nicht heißen, dass Frauen die männliche Rhetorik kopieren müssen, um beruflich voranzukommen. Sie verfügen bereits über alle rhetorischen Mittel, die für Erfolg nötig sind - sie müssen dieses Potenzial lediglich entdecken, aktivieren und pflegen. Cornelia Topf zeigt, wie es geht. Denn im Grunde ist es ganz einfach: Wenn man sagt, was man meint, bekommt man auch, was man will!

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Seitenzahl: 244

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Cornelia Topf

Rhetorik für Frauen

Cornelia Topf

Rhetorik für Frauen

Sagen Sie, was Sie meinen – erreichen Sie, was Sie wollen!

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

ISBN 978-3-86881-020-2

3. Auflage 2013

© 2013 by Redline Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, Münchenwww.redline-verlag.de

Redaktion: Leonie Zimmermann, Landsberg am Lech Lektorat: Kerstin Weigel, München Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München Umschlagabbildung: plainpicture – hasengold Satz: Jürgen Echter, Landsberg am Lech Druck: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt Printed in Germany

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung

Vorwort

1 Frauen reden sich um Kopf und Kragen

Männer haben keine Muttersprache

Männer sind wie Ochsenfrösche

Die Wirkungsfessel

Männer werden Sie lieben!

Die Sprache des goldenen Mittelwegs

2 Das rechte Wort macht Wünsche wahr

Ist die Märchenfee ein Mann?

Männer sind auf einem Ohr taub

Wie bitten?

Die rhetorische Behandlung des Kindes im Mann

Frauen fehlt Anerkennung

Stehen Sie zu Ihren Wünschen!

3 Stark sein in Konflikten

Die weibliche Konfliktschwäche

Dissoziieren Sie

Nicht über Leichen gehen

Das Verhandlungsprinzip

Die Tricks der Männer

4 Männer

Männer brüllen

Männer lügen

Männer schlagen

Männer loben nicht

5 Neinsagen können

Männer machen Karriere auf dem Rücken von Frauen

Neinsagen lernen

Vorsicht, Wiederholungstäter!

Die Emanzipation vom Ja

6 Stehen Sie zu Ihren Stärken!

Die Testosteron-Rhetorik

Frauen reden einfach besser

Charme am Arbeitsplatz

Frauen haben die bessere Strategie

7 Es reicht nicht, gut zu sein: Weibliche Eigen-PR

Reden ist Silber, Schweigen kommt teuer

Machen Sie sich nicht selbst schlecht

Eigenlob stimmt

Das Imparitätsprinzip der Eigenwerbung

8 Die Angst vor klaren Anweisungen

Frauen und ihr Problem mit der Macht

Die Verhandlungslösung

Die W-Delegation

Keine Anweisung ohne Kontrolle

9 Kritisieren Sie munter!

Frauen ärgern sich viel und sagen wenig

Kritik ist gut

Zur Sache, Schätzchen!

Die Angst vor der Retourkutsche

Kritik in komplexen Fällen

10 Wie gut vertragen Sie Kritik?

Das Mag-mich-Gen

Nehmen Sie Kritikern den Wind aus den Segeln

Frauen im Abseits

Kritik für Fortgeschrittene

11 Ihr Rhetorik-Fitness-Training

Ich frage meine beste Freundin!

Ich trau mich!

Ich hole mir das Wort zurück!

Ich wehre mich!

Ich erweitere meinen Wortschatz

Sprach-Karaoke

Sprach-Müllabfuhr

Die vier K: kurz – knapp – knackig – klar

Der Elevator-Pitch

Schlagfertigkeit

Ich jongliere!

Was Sie davon haben

12 Quickguide: Mit Worten bewegen

Wie wirken meine Worte?

Meine Einstellung prägt meine Worte

Meine affirmativen Wegbegleiter

Nachwort

Stichwortverzeichnis

Über die Autorin

Anmerkung

Um das Arbeiten mit diesem Buch für Sie möglichst einfach und effizient zu gestalten, haben wir wichtige Textpassagen mit folgenden Icons gekennzeichnet:

Achtung, wichtig Aufgabe, Übung Das sollten Sie auf jeden Fall vermeiden. Beispiel Tipp

Vorwort

Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens.

Karl Kraus

Haben Sie sich heute schon selbst zugehört?

Zugegeben, eine etwas ungewöhnliche Übung, aber sehr lohnend. Und wenn Sie gerade dabei sind, hören Sie auch gleich einigen Männern zu, am besten am Arbeitsplatz. Der Unterschied springt förmlich ins Ohr: Frauen reden anders als Männer. Sie werden jetzt sagen: Das ist doch klar! Mag sein, aber die bitteren Folgen sind uns leider nicht ganz so klar.

Wir alle wissen, dass Männer anders reden – immerhin regen wir uns fast täglich über diverse Macho-Sprüche, verbale Muskelspielchen, das typische mangelnde männliche Verständnis und das Sprachimponiergehabe vieler Männer auf. Gleichzeitig wissen wir nur zu gut, dass Frauen für dieselbe Arbeit immer noch deutlich weniger Gehalt, weniger Anerkennung, Unterstützung, Aufstiegschancen und Privilegien bekommen. Aber: Wir setzen beide Phänomene meist nicht in den direkten Zusammenhang.

Frauen sprechen anders

Wir tun so, als ob beide nicht wirklich etwas miteinander zu tun hätten. Dabei ist der Zusammenhang klar wie Kloßbrühe: Das eine ist die Ursache des anderen. Frauen sprechen anders als Männer – deshalb haben sie es schwerer in Beruf und Gesellschaft (und nicht selten sogar in der Beziehung). Eben weil Frauen eine andere Sprache sprechen, bekommen sie nicht die Anerkennung und das Gehalt, das sie verdient haben und das ihnen zusteht. Frauen reden sich beruflich täglich, wenn auch unbewusst, um Kopf und Kragen. Wenn beispielsweise der Toner vom Kopierer leer ist, sagt der Abteilungsleiter: „Meier, füllen Sie endlich das verdammte Ding nach!“ Die Abteilungsleiterin dagegen sagt: „Beim Kopierer sollte gelegentlich mal jemand den Toner auffüllen.“ Und nun raten Sie mal, auf welche Bitte hin der Toner (schneller) nachgefüllt wird, wer bei der Geschäftsführung im Ruf steht, seine Abteilung „voll im Griff“ zu haben, und deshalb eher befördert wird, welche der beiden Führungskräfte manchmal das Gefühl hat, sich nicht durchsetzen zu können, und wer von beiden Probleme hat, von seinen Mitarbeitern vorbehaltlos als Vorgesetzter anerkannt zu werden. Eine rhetorische Frage? Buchstäblich.

Frauen sabotieren sich selbst

Die weibliche Rhetorik – und nicht so sehr die bösen Männer! – hält Frauen im Beruf und anderswo davon ab, das zu bekommen, was ihnen zusteht. Frauen sabotieren sich mit ihrem typisch weiblichen Sprachstil selbst – oft besser, als das selbst der schlimmste Chauvi könnte. Heißt das, dass Sie ab sofort so grob, direkt und aggressiv reden müssen wie ein Kerl, um es zu was zu bringen?

Das ist leider die verführerischste Schlussfolgerung, der Frauen im Beruf auf den Leim gehen. Zwar gibt es Frauen, die Sprüche klopfen wie ein Mann. Wem das liegt – nur zu! Doch die meisten Frauen möchten sich nicht derart verbiegen, sich und anderen Sprachgewalt antun. Und Sie brauchen das auch gar nicht: Es gibt eine Rhetorik, die weiblich und trotzdem – nein, gerade deshalb – durchsetzungsstark, authentisch und beziehungsfreundlich ist.

Diese Rhetorik entdecken und erwerben Sie auf den folgenden Seiten. Die angenehmen Auswirkungen werden Sie sofort spüren: Oft genügen schon wenige veränderte Worte, um sich durchzusetzen, um endlich das zu bekommen, was Sie sich wünschen und was Ihnen zusteht, und trotzdem – nein, gerade deshalb – von allen gemocht und respektiert zu werden. Denn frau muss nicht grob werden, um sich durchzusetzen. Wer rhetorisch beschlagen ist, kann auf Grobheiten gut und gerne verzichten. Gute weibliche Rhetorik ist sanft und wirkungsvoll zugleich.

Die Sprache ist die Mutter des Erfolgs. Sind Sie bereit für Mutterfreuden?

1 Frauen reden sich um Kopf und Kragen

Ich sagte im Meeting mal einem Kollegen,dass ich seine emotionale Seite sehr schätze. Er ging mir danach im Flur fast an den Kragen:»Wie kannst du mir so was vorwerfen! Vor den Kollegen!«

Verdutzte Gruppenleiterin

Männer haben keine Muttersprache

Wir wissen, dass Frauen anders reden als Männer. Und obwohl die Unterschiede massiv sind, nehmen wir unwillkürlich an, dass deren Folgen es nicht sind.

MännerFrauen geben Anweisungen geben Anregungen üben Kritik geben Anerkennung reden offen und direkt reden indirekt übertreiben gern untertreiben eher machen verbal Wellen pflegen das Understatement posaunen ihre Erfolge herum stellen Erfolge unter den Scheffel kommunizieren sachorientiert reden beziehungsorientiert vereinnahmen Erfolge für sich geben Lorbeeren weiter fischen nach Lob lehnen Komplimente ab machen Vorwürfe nehmen in Schutz reden oft arrogant reden hübsch bescheiden werden bei Kritik persönlich werden bei Lob persönlich kommandieren gern herum bitten oder fragen loben gern sich selbst loben gern andere

Sie haben bei jeder Tabellenzeile stumm genickt? Eben. Jede Frau erlebt diese Unterschiede täglich. In diesem Zusammenhang von »Muttersprache« zu reden ist eine Beschönigung: Keine Mutter würde jemals so grob mit ihren Kindern sprechen, wie Männer täglich reden. Männer haben keine Mutter-, sie haben eher eine Vatersprache.

Männer sind wie Ochsenfrösche

Den Sprachunterschied zwischen Männern und Frauen könnte man und vor allem frau vielleicht noch verschmerzen oder als hübsches Sprachphänomen einordnen, wenn er keine weiteren Folgen hätte. Doch die Folgen sind gravierend.

Das Wort ist mächtiger als das Schwert

So zeigen Studien, dass Frauen auch deshalb weniger verdienen als Männer, weil Frauen viel weniger oft von sich aus Gehaltsgespräche initiieren und während des Gesprächs viel weniger und viel weniger gewichtige Argumente für ihr Anliegen vorbringen – obwohl sie die Gehaltserhöhung in der Mehrzahl der Fälle rein objektiv betrachtet eher verdient hätten als der Kollege, der sie dann tatsächlich kriegt: Das Wort ist eben mächtiger als das Schwert. Und wer das falsche Wort wählt, zahlt in harter Währung drauf!

Warum zahlen Frauen drauf? Schauen Sie nochmals die Tabelle oben an. Wie wirkt die männliche Sprache? Imposant, arrogant, beeindruckend, seriös, durchsetzungsstark, aggressiv, selbstbewusst – das sind die Attribute, die von Männern wie Frauen gleichermaßen am häufigsten genannt werden.

Männer blasen sich mit ihrer Sprache auf (der sogenannte Ochsenfrosch-Effekt), Frauen machen sich mit ihrer Sprache klein.

Da haben wir’s mal wieder: Die bösen Männer und die blöden Frauen. Stimmt aber so nicht.

Absichtslose Chauvis

Männer blasen sich verbal zwar auf wie Ochsenfrösche. Doch Männer sind genauso wenig böse wie Ochsenfrösche. Denn sie blasen sich genauso unbewusst auf, wie der Ochsenfrosch das auch tut. Da steckt keinerlei Absicht dahinter. Im Gegenteil. Den meisten Männern ist es ausgesprochen peinlich, wenn sie manchmal – natürlich erst hinterher – bemerken, wie sie sich sprachlich mal wieder künstlich aufgeblasen haben.

Das ist auch der Grund, warum bei der Erziehung der Kinder, in unseren Schulen und Universitäten und am Arbeitsplatz so gut wie nichts gegen den diskriminierenden Sprachunterschied unternommen wird.

Sprache ist eines der letzten Mysterien unserer Zeit. Denn Sprache ist in der Regel unbewusst.

Warum kriegen Männer immer das größere Stück vom Kuchen?

Und solange Sprache unbewusst bleibt, werden Männer immer das größere Stück vom Kuchen bekommen und Frauen immer fassungslos daneben stehen und die Ungerechtigkeit nicht fassen können. Ist das nicht frustrierend? Nein, das ist ganz wunderbar. Denn indem Sie diese Zeilen lesen, legen Sie den Fluch des Unbewussten bereits ab. Sie halten dieses Buch in Händen – also ist Ihnen der unbewusste Sabotagefaktor der weiblichen Sprache bereits ein wenig bewusst. Gratuliere! Sie emanzipieren sich gerade aus dem Klammergriff der Opfersprache. Werfen wir gemeinsam die restlichen Fesseln ab.

Die Wirkungsfessel

Dass der kleine Sprachunterschied Frauen immer noch derart benachteiligen kann, liegt auch daran, dass wir alle zwar täglich jede Menge reden – doch kaum eine(r) denkt über die Wirkung der eigenen Worte nach.

So treffe ich immer wieder Frauen, die beim Kopierer-Beispiel (s. Vorwort) verdutzt fragen: »Ja, das passiert mir auch dauernd. Warum muss ich etwas erst dutzendmal sagen, bevor es gemacht wird?« Weil die verwendete Sprache relativ wirkungslos ist. Schlimmer: Weil viele Frauen nie über die Wirkung der eigenen Sprache nachdenken.

Sprache geschieht unbewusst

Das machen Männer übrigens auch nicht – deshalb sind sie ja so peinlich berührt, wenn zum Beispiel die Partnerin nach einer Party sagt: »Wie konntest du unserem Gastgeber denn nur aufs Brot schmieren, dass unsere Terrasse viel größer ist als seine? Das war mir soo peinlich! Mit dir kann man nirgendwo hingehen!« Einem echten Mann ist das peinlich, weil ihm das – und bitte glauben Sie ihm – wirklich »einfach nur so rausgerutscht ist«. Er hat sich tatsächlich nichts dabei gedacht. Nicht, weil sein Hirn nicht groß genug dafür wäre, sondern weil Sprache wie der Kniesehnenreflex ist: hundertprozentig unbewusst. Damit wären Männer wie Frauen gleich schlecht gestellt, wenn es nicht den fiesen kleinen Unterschied gäbe.

Männer reden genauso unbewusst wie Frauen. Bei Männern hat die unbewusste Sprache in Beruf und Gesellschaft jedoch positive, bei Frauen leider äußerst negative Folgen.

Männer treten unbewusst oft auf wie die Sprach-Djangos – und setzen sich wie Django durch: zielsicher, schnell, direkt, oft blutig, aber in konventionellen Maßstäben gemessen äußerst wirkungsvoll und erfolgreich. Frauen dagegen beklagen sich im beruflichen Kontext immer wieder, dass sie übersehen, untergebuttert werden, sich nicht so recht durchsetzen können. Das wundert Sie jetzt nicht mehr wirklich, oder? Die Sprache ist schuld daran. Und eine weitere geistige Fessel.

Frauen unterschätzen die Wirkung der Sprache

Wenn wir in exklusiven Frauen-Coachings und -Trainings den kleinen Sprachunterschied und seine großen Folgen diskutieren, dann heben irgendwann zwei Drittel der Teilnehmerinnen die Hand und sagen: »Aber das kann doch nicht sein. Es kommt doch nicht auf die Worte an, sondern auf die Leistung, die Ergebnisse, die Kompetenz und den Einsatz bei der Arbeit!« Ohne Witz – das sagen Frauen.

Kommt es wirklich nur auf das Ergebnis an?

Wenn ich dieses Argument Männern vorstelle, lachen die einen spontan lauthals, die anderen lächeln verlegen und sagen dann etwas ganz Typisches: »Natürlich kommt es auch auf die Leistung an – aber doch noch viel mehr, wie man seine Leistung und vor allem sich selbst verkauft!«

Frauen sind im Beruf und anderswo ungeheuer engagiert, hängen sich rein, opfern sich auf, rackern und kämpfen und machen und stemmen – und ernten dafür ein Minimaß an Anerkennung, das jeden rechtschaffenen Menschen vor Zorn die Fäuste ballen lässt. Warum?

Männer leisten 50 Prozent und stellen es als 100 Prozent dar. Frauen leisten 100 Prozent und verkaufen es als 50 Prozent – wenn überhaupt!

Männer bekommen mehr Anerkennung

Ich bin noch keiner Frau begegnet, die bei dieser Erkenntnis nicht genickt und gesagt hätte: »Ja, genauso ist das!« Und die das nicht brüllend ungerecht gefunden hätte. Stimmt, das ist fies. Männer bekommen dafür mehr Anerkennung, weil sie mehr Wind darum machen. Wie gemein!

Und – was wollen Sie nun machen? Schmollend die Lippen schürzen und sich in die Trotzecke zurückziehen? »Aber ich möchte doch nicht so angeberisch reden wie Männer!« Wer sagt denn, dass Sie das sollen? Gerade aus diesem Grund haben wir uns doch hier getroffen: Damit Sie eine Sprache kennenlernen, die nicht angeberisch ist, Ihr Licht jedoch nicht länger unter den Scheffel stellt. Doch bevor wir den Scheffel (übrigens ein antiker Messbecher) vom Licht nehmen, schütteln Sie noch eine Fessel ab.

Die Sympathiefessel

Gehen Sie nochmals zur Tabelle des kleinen Sprachunterschieds zurück (s.o.). Wie finden Sie einen Menschen, der mit den Attributen der rechten Spalte redet? Das einhellige Urteil von Männern wie Frauen ist: sympathisch, nett, lieb, freundlich, höflich, beziehungsorientiert, aufbauend, tröstend. Der Clou daran ist: Auch wenn ein Mann mit diesen Attributen spricht, wird er als charmant und liebenswert wahrgenommen, was eine Linguistin einmal zu dem Spruch veranlasste: »Nicht das X-Chromosom macht die Frau, sondern die Sprache.« Deshalb funktionieren auch Filme wie Tootsie oder Mrs. Doubtfire: Selbst Dustin Hoffman oder Robin Williams gehen als Frau glatt durch, wenn sie im Fummel wie eine Frau reden.

Die weibliche Sprache lässt Frauen (und Männer!) lieb und nett erscheinen.

Der weibliche Sprachstil ist beziehungsorientierter

Der weibliche Sprachstil ist eben beziehungsorientierter, kollegialer und harmonischer als der männliche. Das ist wunderbar! Das macht Frauen für und in Beziehungen attraktiv, das gibt Harmonie in der Familie, das hebt das Arbeitsklima an jedem Arbeitsplatz. Das wird sogar im Big Business weidlich ausgenutzt. Wenn bei millionenschweren Beratungsaufträgen zum Beispiel die Consultants des Unternehmensberaters (natürlich alles Männer) den Kunden mit ihren blutigen Kündigungsorgien-Konzepten derart überfahren haben, dass er nicht mehr mit den Beratern spricht, keine Termine mehr vereinbart und mit Vertragskündigung droht, dann schickt man »die Mädels« los, um den Beziehungsschaden, den die jungen, dynamischen und arroganten Schnösel angerichtet haben, mit viel Beziehungskompetenz zu kitten. Das ist ein Standardverfahren in dieser durch und durch testosteronen Branche. Das heißt:

Die weibliche Rhetorik hat unübersehbare Vorteile.

Vorteile übrigens, für die viele Männer ihren rechten Arm geben würden. Ich kenne eine Menge Consultants, die es sehr bedauern, mit Kunden nicht so toll umgehen zu können wie einige Kolleginnen. Der Haken daran ist bloß:

Was Frauen im einen Kontext lieb und nett aussehen lässt, lässt sie im anderen durchsetzungsschwach erscheinen.

Das ist der Grund, warum viele Business-Männer über Frauen sagen: »Nicht tough enoug fürs Business«, »Die ist doch viel zu nett!«, »Die kann nicht beißen.« Oder ein Standardspruch im Management: »Mädel hier nicht rum!«, will heißen: Sei kein Weichei! Folgerichtig beklagen sich viele berufstätige Frauen:

Nicht tough enough?

❑ »Die Kerls nehmen mich einfach nicht ernst.« ❑ »Wenn ich nicht auf den Tisch haue, werde ich ständig übersehen.« ❑ »Ich bin zwar Führungskraft, aber die Kollegen nehmen mich nicht ganz für voll.« ❑ »Was ich reden muss, bevor einer meiner Vorschläge endlich angenommen wird. Die Kollegen müssen bloß husten, damit man ihnen alles vor die Füße legt!«

Leider alles eine Folge der Sprache: Wer lieb und nett spricht, spricht eben nicht durchsetzungsstark.

Sprachliche Flexibilität

Wenn Sie Ihren unbewussten Sprachmustern folgen, werden Sie der Freundin, dem Beziehungspartner, Kindern, Eltern, Verwandten, Kollegen, Kunden und Mitarbeitern als äußerst sympathisch und nett erscheinen. Das ist wirklich eine rundum gute Sache und ein Sympathiefaktor, um den Sie jeder Mann heftig beneidet. Das Problem ist nur: Wenn Sie sich im Meeting Gehör verschaffen, sich mit Ideen durchsetzen, einen schwierigen Kunden überzeugen, von Ihren Mitarbeitern als Vorgesetzte ernst genommen, von den Kollegen nicht ständig als billige Hilfskraft missbraucht werden möchten, bessere Arbeitsbedingungen oder mehr Aufstiegschancen wollen – dann ist die typisch weibliche Rhetorik der Mühlstein um Ihren Hals, der Sie nach unten zieht.

Sympathie oder Durchsetzungsvermögen?

Die typisch männliche Sprache zielt unbewusst auf Durchsetzung ab, die typisch weibliche auf Sympathie.

Männer sind deshalb in Beziehung und Familie benachteiligt, weil es dort eher auf die soziale Kompetenz ankommt und die männliche Sprache wenig sozialkompetente Elemente enthält. Frauen dagegen sind im beruflichen und gesellschaftlichen Kontext benachteiligt, weil es dort leider immer noch stärker aufs Durchsetzen als auf Harmonie ankommt. Wenn wir einmal ein Matriarchat haben, ändert sich das sicher; doch bis es so weit ist, sollten Sie sich Gedanken um Ihre sprachliche Flexibilität machen. Oder wie die Geschäftsführerin eines Familienunternehmens sagte: »Wenn ich mit meinen Kindern spiele, rede ich natürlich anders als im Meeting. Ist doch klar, oder?« Vielen Frauen eben nicht. Die reden am Arbeitsplatz genauso nett wie im Wohnzimmer – und wundern sich dann, warum sie nicht das bekommen, was ihnen zusteht.

Werden Sie sprachlich flexibel. Legen Sie sich neben dem netten Sprachstil noch einen durchsetzungsstarken zu.

Männer werden Sie lieben!

Vielen Frauen geht es im Beruf noch nicht einmal darum, sich durchzusetzen oder großartig die Karriereleiter hinaufzusteigen. Sie würden nur gern etwas besser mit den Kollegen auskommen: »Muss das denn oft so zäh und schwierig, so kompliziert sein?« Viele sagen auch: »Ich würde liebend gern besser mit den männlichen Kollegen zurechtkommen. Warum ist das manchmal so schwer?« Inzwischen ahnen Sie die Antwort: Weil Frauen Frauensprache sprechen – und Männer die nun einmal nicht verstehen.

Männer verstehen Frauensprache nicht

Männer und Frauen sprechen zwar dieselben Worte, aber verschiedene Sprachen.

Was viele Frauen überrascht: Männer sind über die Sprachprobleme genauso irritiert wie Frauen. Gerade deshalb beklagen sich Männer doch so oft:

Die Klagen der Männer

❑ »Was zickt sie denn so rum?« ❑ »Ich verstehe sie einfach nicht.« ❑ »Ich habe keine Ahnung, was sie von mir will.« ❑ »Warum sind Frauen so kompliziert?«

Nicht, weil Frauen so kompliziert, zickig, unverständlich oder ahnungslos wären, sondern weil es schlicht ein Sprachproblem zwischen Männern und Frauen gibt, das jedoch die meisten nicht erkennen, weil sie glauben: »Wir sprechen doch dieselbe Muttersprache!« Nichts stimmt weniger.

Gerade deshalb sind Männer hocherfreut, wenn Frauen sich einen zweiten Sprachstil zulegen. Sie melden reihenweise zurück:

❑ »Endlich werde ich schlau aus dir!« ❑ »Ich komme viel besser mit dir klar, seit du Tacheles redest.«

Der Ton macht die Musik

Am meisten verblüfft sind Frauen, wenn ein Mann, der sich bislang mit Zähnen und Klauen gegen etwas gestemmt hat, plötzlich rückwärts umfällt, wenn die Frau es einfach anders formuliert: »Warum hast du das nicht früher gesagt?« Natürlich hat die Frau das früher schon gesagt – nur nicht so formuliert. Der Ton macht die Musik. Der Sprachstil ist entscheidender als der Inhalt. Oder wie schon Marshall McLuhan sagte: »Style is the message.«

Männersprache ist nichts für Frauen

Noch einmal: Es geht nicht darum, dass Sie die Männersprache sprechen lernen. Es ist zwar ein erhebendes Gefühl, wenn Sie wissen, was ein Mann meint, wenn er sagt: »Dem Idioten habe ich aber richtig heimgeleuchtet!« (Er meint damit nicht, dass er einem Idioten heimgeleuchtet hat.) Es ist schön, wenn Sie Männersprache quasi simultandolmetschen können. Es wird einen immensen Beitrag zu Ihrem Verständnis für und von Männern leisten. Aber das ist ein anderes Thema, ein anderes Buch (falls es nicht schon ein Langenscheidt-Wörterbuch Mann-Deutsch gibt).

In diesem Buch geht es darum, dass Sie Männersprache zwar unter Umständen verstehen können, aber unter keinen Umständen sprechen sollten. Warum nicht? Weil eine Frau, die Männersprache spricht,

❑ sich gerade deshalb nicht durchsetzt, ❑ sich das eigene Grab schaufelt.

Die Doppelmoral der Sprache

Warum sollte keine Frau Männersprache sprechen? Betrachten wir noch einmal unser Eingangsbeispiel. Der Abteilungsleiter sagt: »Meier, füllen Sie endlich das verdammte Ding nach!« Und nun stellen Sie sich vor, dass eine Frau das sagen würde.

Wenn eine Frau grob wird, ist sie eine »Zimtzicke«

Stellen sich Ihnen dabei die Nackenhaare auf? Dann ist mit Ihnen alles in Ordnung. Denn Sie ahnen instinktiv: Wenn eine Frau derart grob wird, dann setzt sie sich nicht durch, sondern provoziert Reaktanz (Widerstandsverhalten). Denn zu einer Frau darf eine Frau auf keinen Fall so reden und ein Mann wird sich so einen harschen Ton von einer Frau niemals gefallen lassen. Er wird vielleicht zähneknirschend Folge leisten, aber erstens schlecht über die vorgesetzte »Zimtzicke« sprechen und zweitens still auf Rache sinnen.

Auch deshalb akzeptieren viele Männer Frauen nicht als Vorgesetzte: Weil vorgesetzte Frauen manchmal wie Männer reden.

Von einer Frau lässt sich ein Mann aber nicht gefallen, was er sich von einem Mann gefallen lässt. Empören Sie sich nicht! Für Frauen gilt das analog: Bestimmte Dinge lässt sich eine Frau einfach nicht von einem Mann sagen.

Er ist »konfliktstark«, sie ist »zickig«

Der zweite Nachteil von Männersprache in Frauenmund ist: Wenn eine Frau wie ein Mann redet, wirkt das nicht durchsetzungsstark, sondern komisch bis ordinär, jedenfalls deplatziert. Aus diesem Grund werden männersprachlich artikulierende Frauen im Business von Männern auch mit hübschen Kosenamen belegt: Mannweib, Emanze, Feldwebel, Zicke, Megäre, Führungsxanthippe, Männerhasserin oder Lesbe. Tja, Männer können ganz schön zickig sein, wenn sie sich verbal auf den Schlips getreten fühlen. Zickig – oder doppelmoralisch. Denn wenn ein Mann herumkommandiert, gilt er als stark, kommandiert eine Frau herum, ist sie ein Feldwebel. Wehrt ein Mann sich gegen verbale Übergriffe, ist er konfliktstark, eine Frau gilt als zickig. Sagt ein Mann klipp und klar, was Sache ist, weiß er sich durchzusetzen – eine Frau dagegen »hängt die Vorgesetzte raus«.

Wohlgemerkt: Es gibt eine Menge Frauen im Business, die tadellos damit klarkommen. Eine Fertigungsleiterin in einem PharmaUnternehmen verriet mir: »Die dürfen mich ruhig nennen, was sie wollen – solange sie spuren!« Wem das recht ist, dem soll das gegönnt sein. Doch viele Frauen scheuen sich auch deshalb vor Aufstieg und Führungsjobs, weil sie ahnen, dass sie in diesem Dilemma nie gewinnen können: Reden sie wie eine Frau, nehmen Männer und oft genug auch Frauen sie nicht ernst. Reden sie wie ein Mann, werden sie von Männern und oft genug auch von Frauen verleumdet. Dass es einen goldenen Mittelweg gibt, wird Frauen selbst in vielen Führungstrainings nicht verraten. Diesen Mangel beheben wir hier.

Die Sprache des goldenen Mittelwegs

Wenn Männer bemerken, was selten genug passiert, dass sie familiär und in der Beziehung jahrelang das Beste versäumt haben, nämlich Emotionalität, Nähe, Zärtlichkeit und Vertrauen, dann berichten Therapeuten und Coachs oft von einer sprichwörtlichen Sprachlosigkeit: Die Klienten möchten endlich mal ein offenes, ehrliches Gespräch mit Partnerin oder Kindern führen, aber: »Was sagt man denn da? Ich habe keine Ahnung!« Kein Witz! Das ist nicht die kommode Ausrede des typischen Gefühlskrüppels. Den Männern fehlen tatsächlich buchstäblich die Worte! Eigentlich einleuchtend: Was man jahrzehntelang nicht sagte, dafür hat man die Worte vergessen. Viele Männer haben sie nie gelernt.

Männern fehlen oft die Worte

Frauen geht es nicht besser. Viele Frauen sitzen im Coaching und kämpfen mit den Tränen der Verbitterung: »Die haben mich im Meeting wieder derart untergebuttert. Und ich saß nur da, schluckte und war so was von wütend. Aber am wütendsten war ich nicht auf die Kerls, sondern darauf, dass mir nicht um alles in der Welt die richtigen Worte einfielen. Ich wusste, dass mein Vorschlag der beste ist – aber ich fand einfach nicht die Worte, um die Wand der Ablehnung einzureißen!« Bestens, toll. Gratulation!

Endlich weiß ich, was du willst!

Wenn Sie einmal so weit auf dem Weg der Erkenntnis fortgeschritten sind, haben Sie das Gröbste schon hinter sich, sind Sie schon überm Berg, dämmert Ihnen bereits, dass das Problem im Grunde kein Problem ist – sondern lediglich die Suche nach den passenden Worten. Diese Worte gibt es. Worte, mit denen Frauen sich durchsetzen und dabei sympathisch bleiben. Besser noch: Die meisten Frauen berichten nach dem Sprachtraining, dass sie mit durchsetzungsstarken Worten sogar noch viel sympathischer wirken. Denn die Männer melden begeistert zurück: »Endlich sagst du mal, was du willst! Ich hatte das Herumeiern mit dir so satt!«

Sie sehen: Der Sprachkurs lohnt sich. Und wie jeder moderne Sprachkurs orientiert sich auch unser Sprachkurs an dem, was Sie im Berufsleben am häufigsten brauchen. Beginnen wir mit einem der brennendsten Sprachprobleme: die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren. Viele Frauen bekommen nämlich auch deshalb nicht das, was sie sich im und vom Beruf wünschen, weil sie oft nicht oder nicht klar genug ausdrücken, was sie denn zum Kuckuck überhaupt vom Chef, den Mitarbeitern, den Kunden und Kollegen möchten!

2 Das rechte Wort macht Wünsche wahr

Es reicht nicht, Wünsche zu haben. Man muss sie auch aussprechen.

Chinesisches Sprichwort

Ist die Märchenfee ein Mann?

Was wünschen sich Frauen vom Leben? Und kriegen sie es auch? Kriegen Sie es?

Julia hat einen ganz bescheidenen Wunsch. Sie wünscht sich, im nächsten Meeting nicht schon wieder das Protokoll schreiben zu müssen. Immerhin sind genügend gleichrangige Kollegen präsent, die in zwei Jahren der Zusammenarbeit noch kein einziges Mal Protokoll geführt haben. Als der Sitzungsleiter ihr mit wenigen Worten wieder die Protokollführung delegiert, fragt sie: »Muss das denn sein?« Seine Antwort: »Frau Rosenberg, Sie machen das so gut. Machen Sie es doch auch heute wieder.« Julia schreibt wie immer das Protokoll.

So bescheiden ihr Wunsch war, er ging nicht in Erfüllung. Wenn schon ein so bescheidener Wunsch sich nicht erfüllt, was ist dann erst mit Julias weiter reichenden Erwartungen an ihre Arbeit?

Stefanie hat bislang alle Projekte im Bereich Sicherungselektronik eines kleinen Elektronik-Unternehmens geleitet. Als ein Großkunde einen lukrativen Auftrag vergibt, sagt sie zu ihrem Vorgesetzten: »Wer leitet das neue Projekt denn? Ich meine, wo ich doch bislang alle Projekte dieser Art betreut habe.« Der Vorgesetzte sagt: »Das regeln wir in der Besprechung.« In der Besprechung meldet sich einer von Julias Kollegen und sagt: »Der Kunde kommt aus meinem Zielgruppen-Segment. Ich gehe davon aus, dass ich deshalb auch am besten die Projektleitung übernehme. Schließlich kenne ich den Kunden schon und weiß, worauf es ihm ankommt.« Was für eine Frechheit! Der Kollege hat doch überhaupt keine Erfahrung mit Sicherungsprojekten! Der gefährdet noch das Projekt, den Auftrag und das Wohl der Firma! Stefanie ist sprachlos vor Empörung, als ihr Vorgesetzter dem Kollegen die Projektleitung überantwortet. Wie kann er ihren Wunsch bloß so kaltherzig ignorieren?

Erika und Hugo fahren mit dem Auto in den Urlaub ins Tessin. Als sie an einem hübschen See vorbeikommen, sagt Erika: »Schau mal, Hugo, das da vorn ist das Restaurant, in dem wir letztes Jahr so schön zum Essen waren!« Hugo brummt: »Hm, ja, ich erinnere mich« – und fährt dran vorbei! Sie ist 50 Kilometer lang sauer auf ihn und sagt kein einziges Wort mehr. Als er sie eine Stunde später fragt, ob sie direkt ins Hotel fahren oder erst noch die Stadt anschauen sollen, platzt es aus ihr heraus:

»Weiß ich nicht! Meine Wünsche zählen doch sowieso nicht!«

»Wie kommst du denn darauf? Wieso sollte ich sonst fragen?«

»Du hast ja vorhin auch nicht angehalten, als wir an dem Restaurant vorbeikamen!«

»Aber warum hast du nicht gesagt, dass du anhalten wolltest?«

»Habe ich doch!!«

»Wie bitte? Mit keinem Wort hast du das gesagt!«

Und so weiter. Erikas Wunsch wurde nicht nur übergangen, jetzt hat sie auch noch einen handfesten Beziehungskrach am Hals.

Drei Beispiele, sechs Wünsche, eine Bilanz:

Erfüllte Wünsche

Frauen: 0              Männer: 3

Es drängt sich die Frage auf, ob die Märchenfee entgegen landläufiger Meinung und der Expertise der Gebrüder Grimm wohl doch eher ein Mann ist: Männerwünsche gehen öfter in Erfüllung als Frauenwünsche. Warum?

Stille Wünsche taugen nicht

Natürlich könnte man die ernüchternde Wunschbilanz auf die bösen Männer schieben, deren bevorzugte Beschäftigung in Freizeit und Beruf es bekanntermaßen ist, wehrlose Frauen unterzubuttern und um die verdiente Erfüllung selbst der anspruchslosesten Wünsche zu betrügen. Dieser Erklärungsansatz wird immer wieder gern benutzt. Er bringt uns nur leider nicht weiter – wenn man einmal von der Möglichkeit absieht, alle Männer in das nächste Space-Shuttle zu stecken und auf den Mond zu schießen. Ein anderer Erklärungsansatz erweist sich als nützlicher.

Dass Frauenwünsche selten in Erfüllung gehen, hat auch damit zu tun, wie Frauen ihre Wünsche äußern.

Setzen Sie nicht auf die Einsicht von Männern

Julia zum Beispiel äußert ihren Wunsch nicht explizit. Sie fragt vielmehr »Muss das denn sein?«, und erwartet, dass die versammelten Männer ihr den Wunsch von den Augen ablesen. Glaubt sie wirklich, dass ein Mann einer Frau irgendeinen Wunsch von den Augen abliest, wenn er die Frau nicht ins Bett kriegen will? Nein, das glaubt sie nicht. Sie glaubt vielmehr: »Das ist doch einfach ungerecht, dass es immer mich trifft. Das müssen die doch auch mal einsehen!« Das ist das Stichwort: Julia setzt auf die Einsicht der Männer. Da setzt sie aufs falsche Pferd.

Denn für Männer ist in der Regel die bloße Einsicht nicht handlungsleitend. Sie handeln vielmehr nach der Maxime: »Wenn einem was nicht passt, dann muss er das sagen!« Als ein Kollege, der Julias Frage verstanden hat (auch solche Männer gibt’s), nach dem Meeting seine Kumpels darauf anspricht, dass Julia wohl nicht schon wieder das Protokoll schreiben wollte, sagt einer der Kollegen ungehalten: »Ja warum sagt sie das dann nicht klipp und klar? Ich bin ja auch nicht scharf darauf, aber wenn sie’s partout nicht machen will ... « Es hilft alles nichts, wir müssen uns der Einsicht beugen:

Wenn Sie einen Wunsch haben, sprechen Sie ihn aus.

Die Meckerschleife

Was die Erfüllung ihrer Wünsche angeht, sind viele Frauen seit Jahren in einer Endlosschleife gefangen. Zum Beispiel Erika. Die Episode am See ist kein Einzelfall. Normalerweise läuft es in ihrer Beziehung folgendermaßen ab:

Die Endlosschleife

❑ Erika deutet einen Wunsch indirekt an. ❑ Hugo versteht die Andeutung nicht. ❑ Erika schmollt und schmiert’s ihm bei nächster Gelegenheit vorwurfsvoll aufs Butterbrot. ❑ Sie streiten sich oder er stürmt raus.

Julia und Stefanie geht es im Beruf ähnlich. Ist das Schicksal? Das kann man so nennen. Die Psychologin nennt es Selbstsabotage:

Wenn Sie einen Wunsch haben, sind missverständliche Andeutungen und spätere Vorwürfe die sicherste Art, ihn eigenhändig zu sabotieren.

Warum?

Indirekte Appelle taugen nicht

Warum geht Erikas Wunsch nach einer kurzen Rast in dem schönen Restaurant am See im Tessin nicht in Erfüllung? Weil Männer und Frauen ihre Wünsche unterschiedlich artikulieren:

❑ Der Mann äußert einen Wunsch: »Wenn du schon im Keller bist, hol mir doch auch gleich ein Bier hoch.« ❑ Die Frau äußert einen Wunsch: »Es ist kein Bier mehr im Kühlschrank.«

Direkter und indirekter Appell

Beide sagen etwas ganz Unterschiedliches, meinen aber dasselbe: »Hol bitte Bier!« Männer verwenden für Bitten oder Wünsche direkte Appelle, Frauen indirekte Appelle.