Romana Exklusiv Band 242 - Chantelle Shaw - E-Book
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Chantelle Shaw

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Beschreibung

ARISTOS - INSEL DER ENTSCHEIDUNG von REID, MICHELLE
Da taucht Louisa nach all den Jahren doch tatsächlich auf seiner Insel auf - mit einem anderen Mann! Der Millionär Andreas Markonos rast vor Wut. Aber wie soll er sich von einer Frau scheiden lassen, die er mit jeder Nacht, mit jedem Kuss und jedem Atemzug mehr geliebt hat?

SPANISCHE HOCHZEIT von SHAW, CHANTELLE
Fast alles würde Grace tun, um ihrem Vater zu helfen! Aber einen wildfremden Mann heiraten? Unmöglich! Der millionenschwere Banker Javier Herrera bietet ihr aber genau das an. Und die dunklen Augen des stolzen Spaniers verraten, dass er meistens bekommt, was er will …

VENEDIG SEHEN - UND SICH VERLIEBEN von GORDON, LUCY
Eine romantische Gondelfahrt, ein rauschhafter Maskenball, ein Candle-Light-Dinner in seinem Palazzo - fast könnte der junge Witwer Conde Pietro Bagnelli sein Herz wieder an eine Frau verschenken. Doch leider sucht Ruth etwas anderes in Venedig: ihren festen Freund …

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Seitenzahl: 583

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Michelle Reid, Chantelle Shaw, Lucy Gordon

ROMANA EXKLUSIV BAND 242

IMPRESSUM

ROMANA EXKLUSIV erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Christel BorgesGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Erste Neuauflage in der Reihe ROMANA EXKLUSIVBand 242 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

© 2008 by Michelle Reid Originaltitel: „The Markonos Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Julie Sarnes Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe ROMANA, Band 1783

© 2007 by Chantelle Shaw Originaltitel: „The Spanish Duke’s Virgin Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Michaela Rabe Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 280

© 2008 by Lucy Gordon Originaltitel: „The Italian’s Cinderella Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Veramaria Schwallbach Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe ROMANA, Band 1781

Fotos: Angelo Cavalli / Corbis, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733740047

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

MICHELLE REID

Aristos – Insel der Entscheidung

Eine sternenklare Nacht, das Rauschen der Wellen und ein einsamer Strand, der zur Liebe geradezu einlädt – alles auf der Insel Aristos weckt in Louisa bittersüße Erinnerungen an ihren Mann! Auch wenn sie sich von dem charmanten Multimillionär Andreas Markonos entfremdet hat, flammt ihre Sehnsucht wieder auf. Aber kann sie ihm wirklich noch vertrauen?

CHANTELLE SHAW

Spanische Hochzeit

Um das Imperium seiner spanischen Familie zu übernehmen, muss der smarte Banker Javier Herrera unbedingt eine Ehefrau vorweisen! Sein Traum wäre die umwerfend schöne Grace. Doch die glaubt nicht an die Aufrichtigkeit seiner Gefühle und gewährt ihm nur eine Scheinehe. Kann Javier sie in seinem Castillo in den Bergen der Sierra Nevada vom Gegenteil überzeugen?

LUCY GORDON

Venedig sehen – und sich verlieben

Die Magie der Lagunenstadt versetzt Ruth in einen wahren Rausch. Seit ihr der zauberhafte Conde Pietro Bagnelli Zuflucht in seinem luxuriösen Palazzo gewährt hat, verdrängt sie sogar, dass sie hier ein Rätsel ihrer Vergangenheit lösen wollte. Jetzt zählt nur noch die Zukunft! Dabei gibt es auch in Pietros Vorleben dunkle Schatten, die ihr Glück bedrohen …

Aristos – Insel der Entscheidung

PROLOG

Louisa spürte es mit jeder bis zum Zerreißen gespannten Faser ihres Körpers: Das hier war kein Spiel! Nach Atem ringend, versuchte sie, die Nerven zu behalten. So selbstbewusst, wie in dieser Situation möglich, hob sie das Kinn und öffnete die Augen. Aus der Nähe betrachtet, konnte wirklich kein Zweifel mehr bestehen: Andreas war der mit Abstand bestaussehende Mann, den sie je kennengelernt hatte! Ihr Herz klopfte wild, als sie die Arme vor der Brust verschränkte.

„Und?“, fragte sie, krampfhaft bemüht, möglichst gleichgültig zu klingen. „Was willst du mir jetzt so Wichtiges sagen?“

„Du möchtest doch sicher nicht, dass die Situation ganz und gar aus dem Ruder läuft, oder? Du bist gegen Blutvergießen, ich bin dafür. Also schlage ich dir einen Deal vor.“

„Was denn für einen Deal?“

„Sei wieder meine Frau – mit allem, was dazugehört. Und ich verspreche, meinen Wunsch nach Rache im Zaum zu halten.“

„Das ist doch albern“, rief sie entrüstet. „Und überhaupt, warum müssen wir das denn jetzt diskutieren, wo wir nicht einmal wissen, ob es überhaupt etwas zu diskutieren gibt?“

„Weil es mir hierbei um weit mehr geht. Weil ich jetzt die letzten fünf Jahre zurückhaben will!“

„Das ist absolut unmöglich, Andreas!“

„Ich fürchte, dann kann ich für nichts garantieren …“

1. KAPITEL

Wäre ein Schneesturm durch die weit geöffneten Terrassentüren hereingefegt, die Stimmung in der Sommerresidenz der Familie Markonos hätte kaum frostiger sein können.

Mit wütenden Blicken musterte Andreas seinen Vater, der ihm gegenüber an dem langen Eichenholztisch saß. „Auf gar keinen Fall!“, stieß er entschlossen hervor und hieb zur Bekräftigung mit der Faust auf die Tischplatte.

„Ich verstehe dich einfach nicht“, seufzte Orestes Markonos frustriert. „Du sagst mir, dass du dich bereit fühlst, die Leitung der Firma zu übernehmen, und ich bin bereit, sie dir zu übertragen. Also, was ist dein Problem?“

Das war doch wohl offensichtlich! „Ich lasse mich nicht erpressen.“

„Du nennst es Erpressung, ich nenne es Geschäftssinn. Wer in unserer Branche erfolgreich sein will, kann sich nun mal kein derart unbeständiges Privatleben leisten. Das sollte dir doch eigentlich selbst klar sein“, predigte sein Vater. „Wir müssen blitzschnell Entscheidungen treffen, immer und überall. Und teilweise wissen wir nicht einmal, wer alles davon betroffen sein wird. Berauschend kann sie sein, diese Macht – und sehr gefährlich!“

„Versuchst du gerade anzudeuten, dass ich verantwortungslos und machtbesessen bin?“

„Ach, was!“ Orestes machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du weißt ganz genau, dass du alle mit deinem Scharfsinn und deiner sicheren Entscheidungsfähigkeit beeindruckst. Aber ich bin älter als du, Andreas, und ich weiß, wie schnell man sich die Finger verbrennen kann. Bisher habe ich dich vor Fehltritten bewahrt, weitestgehend jedenfalls. Doch was passiert, wenn ich erst im Ruhestand bin?“

„Dann muss ich mich wohl selbst vor Fehltritten bewahren …“

Seine ironische Antwort wirkte auf den alten Mann wie ein rotes Tuch auf einen kampfeslustigen Stier. Langsam und bedrohlich lehnte er sich über den Tisch, während er seinen Sohn mit zornigen Blicken anstarrte. „Wage nicht, in diesem Ton mit mir zu sprechen“, knurrte der Siebzigjährige warnend. „Du weißt ganz genau, wovon ich spreche. Ich hatte deine Mutter und meine geliebten Kinder, die mich tagtäglich daran erinnerten, was wirklich zählt im Leben. Du hingegen hast nur einige sehr unverbindliche Beziehungen zu einigen sehr unverbindlichen Damen. Und das ist ganz einfach nicht gut genug!“

„Ich werde bestimmt nicht noch einmal heiraten, weil du es so willst“, erwiderte Andreas kühl.

„Das klingt ja, als ob ich deine erste Ehe verlangt hätte! Du selbst warst irgendwann klug genug, um einzusehen, dass Louisa ein Fehler war.“

Andreas erstarrte. Dann zog er die schwarzen Augenbrauen nach oben und erklärte nachdrücklich: „Niemals habe ich das gesagt!“

„Ihr wart damals beide viel zu jung und unüberlegt“, brummte Orestes. Für seine Verhältnisse ein riesiges Zugeständnis; normalerweise gab er seiner einstigen Schwiegertochter die ganze Schuld für die Katastrophe.

Nur selten stellte Andreas sich offen gegen seinen Vater. Dazu respektierte er den alten Mann viel zu sehr. Jetzt aber bewegte er sich klar auf verbotenem Terrain! Niemand erwähnte ungestraft Louisas Namen oder seine missglückte Ehe mit ihr!

Seufzend warf er seine Serviette auf den Tisch, stand auf und ging zur Bar hinüber. Wie gewohnt hatte er seinen schlanken, muskulösen Körper in einen schwarzen Maßanzug gezwängt. Bei gemeinsamen Mahlzeiten bestand seine Mutter auf eleganter Abendkleidung, komme, was wolle.

Nachdenklich ließ Andreas den Blick durch den eleganten Salon schweifen. Seit der erste Markonos seinen Fuß auf die Insel Aristos gesetzt hatte, gab es diese Villa. Wenn auch nicht in der heutigen Form. Zahlreiche Umbauarbeiten hatten die Sommerresidenz der Markonos nach und nach zu einem wahren Prachtbau gemacht.

Trotzdem hätte er gern auf seinen Besuch hier verzichtet, wie er es auch die vergangenen fünf Sommer getan hatte. Nur die eindringliche Bitte seiner Mutter und die Andeutung seines Vaters, er habe etwas überaus Wichtiges mit ihm zu besprechen, hatten ihn letztlich umgestimmt. Allerdings auch nur, weil er ahnte, worüber sein Vater mit ihm reden wollte, sonst wäre ihm wohl in allerletzter Minute noch etwas furchtbar Dringendes „dazwischengekommen“. So wie seiner Mutter, die heute Abend mit einer höflichen Ausrede vom Abendessen ferngeblieben war, um „ihren Männern“ die Gelegenheit zu geben, unter vier Augen zu sprechen.

Längst schon wäre der Rückzug seines Vaters aus dem stressigen Tagesgeschäft des Markonos Firmenimperiums fällig gewesen. Doch bisher hatte er sich standhaft geweigert, den Chefsessel freizugeben und seinem ältesten Sohn die Firmenleitung zu überlassen. Jetzt war er zwar dazu bereit, allerdings nur unter einer Bedingung, die Andreas absolut nicht akzeptieren konnte.

„Du weißt, dass ich sehr stolz auf dich bin“, begann Orestes in versöhnlicherem Ton. „Aber wenn du meinen Platz einnehmen willst, bestehe ich darauf, dass du dich mit einer Frau verheiratest, die …“

„Ich bin bereits verheiratet“, unterbrach sein Sohn ihn barsch und griff nach der Brandyflasche.

„Das ist doch nur noch eine Formalie“, erwiderte der alte Mann ungerührt. „Meine Anwälte werden sich darum kümmern.“

„Deine Anwälte?“ Wütend fuhr er herum. Jetzt ging sein Vater wirklich zu weit!

„Natürlich nur, um für dich die nötigen Informationen einzuholen.“

„Natürlich!“ Diesmal würde sich sein Vater den ironischen Ton gefallen lassen müssen. „Aber nicht ohne mein Einverständnis.“

Das war deutlich. Aufbrausend stieß sein Vater hervor: „Fünf Jahre sind ja wohl mehr als genug Zeit, um einer Vergangenheit nachzutrauern, die nicht mehr verändert werden kann!“

Ach ja? Den Kommentar seines Vaters ignorierend, schenkte er sich ein Glas Brandy ein.

„Es ist an der Zeit, nach vorn zu schauen, dir ein neues Leben aufzubauen. Auf der stabilen finanziellen Basis, die ich dir hier anbiete. Mit einer zuverlässigen Ehefrau, die dich ab und an ein wenig zügelt. Mit einem neuen Kind.“

Der Nachsatz des durch und durch taktlosen Vortrags seines Vaters versetzte Andreas einen heftigen Stich. „Das also willst du“, brachte er mühsam hervor. „Einen neuen Enkelsohn.“

„Unsinn!“, donnerte Orestes. „Ich will, dass du endlich einsiehst, dass es mit dir so nicht weitergehen kann! Dein Lebenswandel ist mehr als ungesund! Du machst deiner Mutter große Sorgen – und mich treibst du in den Wahnsinn!“

„Tut mir aufrichtig leid, dass ich eine solche Enttäuschung für euch beide bin!“

„Ich brauche keine Entschuldigungen von dir“, erwiderte Orestes mühsam beherrscht. „Ganz egal, wie reif und erwachsen du dich fühlst, ich bin immer noch dein Vater. Und jetzt hör mir genau zu …“

„Gern“, sagte Andreas in die Atempause seines Vaters. „Wenn du etwas zu sagen hast, was ich hören will.“ Die darauf folgende Stille legte sich bleischwer über den Salon. Bestimmt würde gleich seine Mutter hereinkommen und sich nach dem Ergebnis des Vater-Sohn-Gesprächs erkundigen und dann …

Nein! Bloß nicht noch eine zermürbende Diskussion! Entschlossen machte er auf dem Absatz kehrt und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum durch die Terrassentür. Frische Luft würde ihm guttun. Das resignierte Seufzen seines Vaters ignorierend, lehnte er sich an die Hauswand und starrte grimmig in den riesigen, dämmerigen Park, der die Villa umgab. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag, während seine Blicke zum silbrig glänzenden Meer jenseits der Gartenanlagen schweiften und an den Lichtern eines Schiffes, das gerade Kurs auf die Insel nahm, hängen blieben.

Sicherlich handelte es sich um die Fähre. Da die Insel für einen Flughafen zu gebirgig war und es noch nicht einmal eine Landebahn gab, stellte das Fährschiff, das einmal die Woche im Hafen von Aristos anlegte, die einzige Verbindung zum Festland dar. Aus lebenslanger Erfahrung wusste Andreas, dass der kleine Hafen in weniger als einer Stunde vor Menschen, Autos und Waren nur so wimmelte. Wie sehr er dieses Leben und Treiben liebte! Doch nur zwei Stunden später würde der Zauber bereits vorbei sein, wenn die Fähre wieder ablegte. Dann schien die Zeit plötzlich nur noch ganz langsam zu laufen, und Aristos verwandelte sich wieder in den ruhigen kleinen Fischerort mit den hölzernen Booten der Einheimischen, die behäbig im Wasser schaukelten. Die Promenade lag wieder verschlafen da, und nur noch ein paar Fischer tranken in den urigen Tavernen ein Gläschen Ouzo vor dem Heimgehen. Die Insel würde wieder so ruhig und beschaulich sein wie eh und je, und das war auch gut so!

Da es auf Aristos keinen Massentourismus gab – und es ihn ohne Flughafen auch niemals geben würde, konnte sich wenigstens dieser winzige Teil Griechenlands seine Besonderheiten und sein einzigartiges Flair bewahren. In der Hochsaison kamen nur wenige Sommergäste auf die Insel, die die Naturschönheiten der malerischen Landschaft und das glasklare tiefblaue Meer genießen wollten. Für Pauschalreisegruppen bot Aristos ohnehin zu wenig Abwechslung. Und wer weiß, wenn dem Anwesen der reichen und mächtigen Markonos-Familie nicht ein privater Hubschrauberlandeplatz angegliedert wäre, vielleicht würden sogar sie nur selten die Abgeschiedenheit und Stille der Insel aufsuchen.

Das leise Knarren der Terrassentür kündigte das Kommen seines Vaters an.

„Louisa war …“

„Meine Frau und die Mutter meines Sohnes“, brachte Andreas den Satz zu Ende. „Ganz egal, wie jung oder alt wir bei unserer Heirat gewesen sind – ich kann dir versichern, dass rein gar nichts es leichter macht, zu ertragen, was vor fünf Jahren passiert ist.“

„Das weiß ich doch, Junge“, sagte Orestes versöhnlich. „Deshalb habe ich mich auch immer bemüht, dieses Thema möglichst zu vermeiden.“

Dass ich nicht lache! Wortlos fixierte Andreas die Lichter der Fähre. Nur mit äußerster Anstrengung konnte er die scharfe Bemerkung hinunterschlucken, die ihm auf der Zunge lag. Sein Vater und taktvoll ein Thema vermeiden! Nie hatte er das getan! Nie! Nicht, als Louisa frisch verheiratet und schwanger mit ihm hierher gezogen war. Und erst recht nicht, als sie todunglücklich und verzweifelt der Insel ein für alle Mal den Rücken kehrte.

Damals hatte sein Vater gesagt, es sei so „am besten“ – und seitdem wiederholte er dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit, insbesondere wenn er ihn dazu bringen wollte, sich doch endlich scheiden zu lassen.

Scheidung, dachte Andreas grimmig. Gab es etwas Sinnloseres auf der Welt? Wie zum Teufel sollte er sich denn von einer Frau scheiden lassen, die Nacht für Nacht in seinen Armen gelegen und die er mit jedem Blick, jeder Berührung, jedem Atemzug mehr geliebt hatte? Wie sollte er sich von all den Bildern scheiden lassen, die sich in seinem Kopf, in seine Seele eingebrannt hatten? Als sie ihm seinen Sohn geschenkt hatte, wie sie ihn gemeinsam ins Bettchen brachten – und ihn nur wenig später in der dunklen Erde für immer schlafen legen mussten. Konnte man sich davon vielleicht scheiden lassen?

Nein, das konnte man nicht! Damit musste er leben. Tag für Tag musste er damit leben, und nachts überfielen ihn die Erinnerungen. Die schönen, die traurigen und die unerträglichen, sodass er nur noch wünschte, seinen Kopf ausschalten zu können, ganz egal wie, Hauptsache, die Erinnerungen blieben weg.

Unter diesen Umständen empfand er die Behauptung seines Vaters, dass alles so „am besten“ sei, nur als grausam, und das ermutigend gemeinte „Zeit, nach vorn zu sehen“ seiner Mutter als zynisch. Denn wie sollte er jemals diesen furchtbaren Schmerz, diese unsägliche Trauer hinter sich lassen und weiterleben, als sei nichts geschehen?

Das konnte er einfach nicht. Auch damit musste er leben!

„Andreas …“

„Nein“, sagte er eisig. „Dieses Gespräch ist beendet.“

„Du bist verrückt“, tobte Orestes los, der nun nicht mehr an sich halten konnte. „Deine Ehe ist beendet! Akzeptiere das endlich. Lass dich scheiden, und fang neu an!“

Ohne seinen Vater eines weiteren Wortes zu würdigen, lief er die Treppe in den Garten hinab und verschwand mit großen Schritten in der abendlichen Dunkelheit der Parkanlagen. Zwei Minuten später saß er in seinem Sportwagen und brauste mit offenem Verdeck davon.

Warum zum Teufel war er überhaupt hergekommen? Es hätte ihm doch klar sein müssen, wohin das führen würde. Wieso hatte er die Bitten seines Vaters nicht einfach ignoriert und war dieser verdammten Insel ferngeblieben, wie er es seit Jahren klugerweise getan hatte?

Genervt bremste er für einen alten Mann, der mit seinem Eselkarren langsam über die Straße zockelte. Wie idyllisch, dachte er zynisch. Ein zerzauster Esel, ein klappriges Wägelchen und eine Flasche Ouzo unter dem Sitz, vermutlich noch eine kleine Holzhütte in den Bergen mit einer dicken, Kuchen backenden Frau darin und ein paar Hühnern und Schafen im Olivenhain hinterm Haus – was brauchte Mann mehr im Leben?

In einem Leben, das sich von seinem eigenen so sehr unterschied, dass man es kaum für möglich hielt, dass er und der Alte auf derselben kleinen griechischen Insel das Licht der Welt erblickt hatten. Wie zwei Außerirdische, die zufällig auf dem gleichen Fleckchen Erde gestrandet sind, dachte Andreas kopfschüttelnd. Oder wie er und Louisa damals. Ein selbstbewusster junger Student von zweiundzwanzig Jahren und sie, süße siebzehn, die sechs Wochen Sommerferien mit ihrer Familie in einer gemieteten Villa am Strand verbringen wollte. Sechs Wochen, die sein Leben für immer verändert hatten.

Dumme, leichtsinnige, impulsive Kinder waren sie gewesen. Er nicht fähig, seine Finger von ihr zu lassen, und sie nicht imstande, ihn abzuweisen. Insgeheim verfluchte er diese Zeit. Wie die Lemminge hatten sie sich in ihr Unglück gestürzt, fest davon überzeugt, dass sie ihre Gegensätze und die ihrer starrsinnigen Familien durch ihre Liebe überwinden könnten.

Fluchend setzte er den Wagen wieder in Bewegung. Seidig umschmeichelte die warme Abendluft sein erhitztes Gesicht, genau wie an jenem schicksalhaften Abend, als er die gleiche kurvenreiche Straße entlanggefahren war, zum Hafen hinunter, wo er sich mit seinen Freunden auf ein Bier verabredet hatte. Während sie zusammensaßen und über ihre Lieblingsthemen Autos und Mädchen redeten, beobachteten sie, wie die Fähre anlandete und die Passagiere von Bord gingen.

Ganz genau erinnerte er sich an seine Überraschung, plötzlich ein so hübsches Mädchen mit langem blonden Haar und noch längeren schlanken Beinen vor sich zu sehen. Ihre leuchtend blauen Augen, ihre weiche, helle Haut und ihr wunderschönes Gesicht, das sich schlagartig dunkelrot färbte, als sie bemerkte, dass ein halbes Dutzend junger Männer sie mit offenem Mund anstarrte, hatten sich tief in sein Gedächtnis eingeprägt. Ihren kleinen Bruder hinter sich herziehend, der unbedingt noch bleiben und die im Hafen vertäuten Boote anschauen wollte, war sie blitzschnell zu ihren Eltern gelaufen. Drei Tage lang hatte er sie nur in seinen heißesten Träumen wiedergesehen, bis er sich schließlich auf die Suche nach ihr machte.

Er verzog das Gesicht zu einer finsteren Grimasse, während er daran dachte, wie er sie dann endlich beim Sonnenbaden am Strand gefunden hatte. Zwei Wochen später waren sie beide hoffnungslos verliebt gewesen und völlig außerstande, ihrem brennenden Verlangen noch länger standzuhalten. Zwei weitere, herrlich wilde und ungezwungene Wochen folgten, bis Louisa ihm anvertraute, dass sie ein Kind erwartete, und die Hölle losbrach.

Deutlicher hätten seine Eltern ihm ihre Verachtung kaum zeigen können! Aber ihr eigentlicher Hass traf Louisa.

„Die denken doch, ich bin eine billige kleine Schlampe!“

Noch immer schmerzten ihn diese Worte. Vor allem, weil sie haargenau zutrafen. Wie sehr hatte Louisa darunter gelitten, dass seine Eltern eine so schlechte Meinung von ihr hatten!

„Sicher werden sie zur Vernunft kommen, wenn du ihnen ihr erstes Enkelkind in die Arme legst!“ Schon damals hatte sein Trost sie nicht so recht überzeugen können. Er selbst hatte es, blauäugig und naiv, tatsächlich geglaubt. Heute, acht Jahre später, wunderte er sich, dass Louisa nicht schon viel früher davongelaufen war. An ihrer Stelle hätte er es getan.

Vielleicht wäre das sogar das Beste gewesen. Der schreckliche Unfall hätte nicht passieren können, Nikos würde noch leben, und er hätte mehr als nur diesen Schmerz, um die furchtbare Leere nach ihrem Fortgehen zu füllen.

Abrupt fuhr Andreas rechts ran und sprang aus dem Auto, als stünde es in Flammen. Eine salzige Brise zauste sein dichtes schwarzes Haar, während er eine kleine Anhöhe hinaufstürmte, von der aus er einen guten Blick über die Bucht hatte, in der der Hafen lag. Die Hände in den Hosentaschen, beobachtete er mit finsterer Miene, wie die weißen Lichter der Fähre ihrem Ziel immer näher kamen.

„Lass dich scheiden, und fang neu an“, hatte sein Vater gesagt. Insgeheim wusste Andreas, dass er diesen Rat beherzigen sollte. Aber dazu würde er erst einmal loslassen müssen, und er war sich nicht so sicher, ob er das eigentlich wollte.

Ob Louisa schon losgelassen hatte? Fünf lange Jahre hatte er nichts von ihr gehört. Vielleicht hatte sie mittlerweile einen netten, zuverlässigen Engländer geheiratet und schenkte nun ihm all ihre Zärtlichkeit … Bei dem Gedanken daran krampfte sich alles in ihm zusammen.

Während er zum Auto zurückmarschierte, zerrte er ungeduldig an seiner Krawatte. In hohem Bogen flog der schwarze Seidenschlips auf den Beifahrersitz, Jackett und diamantenbesetzte Manschettenknöpfe folgten. Mit offenem Hemd und aufgerollten Ärmeln fühlte er sich schon ein wenig besser. Und für den Rest würden ein paar Drinks in seiner Lieblingsbar sorgen.

Sich mit den Armen auf die Reling der Fähre stützend, beobachtete Louisa die Scheinwerfer eines Autos, das gerade über die Halbinsel, eine Art natürliche Barriere zwischen den exklusiven Villen der Reichen und Mächtigen und der kleinen Hafenstadt von Aristos, brauste. Wenn sie wollte, könnte sie auch die Lichter der Markonos-Sommerresidenz ausmachen, denn diese war auf einer Anhöhe gelegen und hob sich deutlich von den anderen Villen ab. Aber sie wollte gar nicht. Auch wenn sie dort einmal gelebt hatte, heute verband sie nichts mehr mit dem Haus und seinen Bewohnern.

Leise seufzend strich sie sich eine Locke aus der Stirn. Seit fünf Jahren kam sie nun jeden Sommer hierher, um die Ruhestätte ihres Sohnes zu besuchen, doch nicht ein einziges Mal hatte sie dabei auch nur eine Zehenspitze auf das Anwesen der Markonos gesetzt. Alles, was auch nur im Entferntesten zu dieser Familie gehörte, hatte sie ein für alle Mal aus ihrem Leben verbannt, nachdem es zwischen ihr und Andreas aus gewesen war. Alles – bis auf die Erinnerung an ihren Sohn.

„Alles o. k.?“, riss eine tiefe Stimme sie aus den Gedanken.

Langsam wandte sie sich zu dem großen, dunkelhaarigen jungen Mann um, der plötzlich neben ihr an der Reling stand. Als sie den besorgten Blick in seinen Augen sah, lächelte sie ihm zu.

„Keine Sorge, Jamie“, erwiderte sie. „Mir geht es gut. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich hierher zurückkehre.“ Und die Zeit besänftigt den Schmerz, auch wenn sie ihn nicht auslöscht, fügte sie in Gedanken hinzu, während ihre Blicke wieder die Lichter des Autos verfolgten, bis sie auf der anderen Seite der Halbinsel in der Dunkelheit verschwanden. Wahrscheinlich wollte der Fahrer jemanden von der Fähre abholen oder einfach nur das fröhliche Treiben am Hafen genießen, das einmal die Woche die kleinen, an der Strandpromenade gelegenen Cafés und Bars erfüllte, sobald das Fährschiff anlegte.

„Kannst du dich eigentlich noch an irgendetwas hier erinnern?“, fragte sie ihren jüngeren Bruder und betrachtete ihn liebevoll. Aus dem kleinen dünnen Jungen war mittlerweile ein überaus attraktiver Mann geworden. Dennoch hatten seine markanten Gesichtszüge ihren jungenhaften Charme noch nicht verloren.

„Ja, ich weiß zum Beispiel noch ganz genau, dass wir beide damals genauso zusammen an der Reling standen wie heute, bevor wir in den Hafen einliefen.“

„‚Standen‘ ist gut. Du hingst halb über der Reling vor lauter Aufregung, und ich hab dich am Gürtel festgehalten, damit du mir nicht ins Wasser fällst.“

Grinsend erwiderte Jamie: „Daran kann ich mich komischerweise gar nicht mehr erinnern! Aber dass Mom und Dad seekrank unter Deck waren und kaum geradeaus laufen konnten, geschweige denn einen quirligen Zehnjährigen beaufsichtigen.“

„Was du alles noch weißt!“, staunte Louisa.

„Um ehrlich zu sein, ich habe rein gar nichts vergessen können: wie du Andreas kennenlerntest und all den Wahnsinn, der darauf folgte. Wie unsere Eltern dich einfach hier zurückgelassen haben.“

„Unsere Eltern haben mich doch nicht ‚einfach hier zurückgelassen‘.“

„Natürlich! Sie haben dich regelrecht zu dieser schrecklichen griechischen Familie abgeschoben.“

„Quatsch!“

„Und dann hat dich Andreas auch noch im Stich gelassen und ist abgehauen!“

„Aber nur, um sein Studium zu beenden“, versuchte sie, ihren Bruder zu beruhigen.

„Unsere Eltern haben ihn gezwungen, dich zu heiraten, weil er dich geschwängert hat. So war es doch. Und dann hat er sich bei der nächstbesten Gelegenheit aus dem Staub gemacht, dieser feige Hund!“

„Jamie!“, rief sie entsetzt. „Ich dachte, du mochtest Andreas.“

„Das habe ich auch“, erwiderte er achselzuckend. „Jedenfalls bis er dein Leben kaputt machte und dich aus seinem ausschloss.“

„Er hat mich von gar nichts ausgeschlossen.“ Warum verteidigte sie eigentlich gerade ihren Ex? „Ich habe Andreas verlassen. Weil ich es so wollte. Und ich wüsste wirklich sehr gern, warum du unbedingt mit mir nach Aristos reisen musstest, wenn dich all das noch so sehr belastet!“

„Wegen Nikos“, murmelte er, die Hände in den Taschen seiner weiten Baggy-Jeans vergrabend. „Denn wenn ich erst einmal zur Uni gehe, werde ich wahrscheinlich nicht mehr den ganzen Sommer freimachen können. Und außerdem …“, unwillkürlich ballte er die Hände in den Hosentaschen, „… habe ich gehofft, diesem Feigling Andreas zu begegnen und ihm endlich das zu geben, was er verdient!“

Sein Ton ließ keinerlei Zweifel zu, dass er es ernst meinte. Trotzdem musste Louisa lachen. „Er würde dich erledigen, bevor du die Fäuste auch nur anheben könntest“, sagte sie neckend. „Du hast wohl vergessen, wie groß er ist? Eins fünfundachtzig und um einiges muskulöser gebaut als du, Brüderchen.“

„Ich trainiere aber schon seit einiger Zeit.“ Sein Ton klang beleidigt.

„Um dich mit Andreas zu prügeln?“

„Natürlich nicht!“ Seine Schwester wusste doch ganz genau, dass er damit die Mädels beeindrucken wollte. „Aber wenn er mir über den Weg läuft, kann er sich auf etwas gefasst machen!“

„Und wieso, bitte? Du hast kein Recht, ihn anzugreifen!“

„Jeder Bruder hat das Recht, seine Schwester zu verteidigen! Außerdem habe ich nie verstanden, warum Dad Andreas nicht windelweich geprügelt hat, als er dich in deiner Verzweiflung allein ließ.“

Weil Dad wusste, dass er auch verzweifelt war, dachte Louisa und unterdrückte einen schweren Seufzer. Wochenlang hatten ihre Eltern damals auf sie eingeredet, wieder zu ihnen nach England zurückzukehren, und irgendwann hatte sie nachgegeben. Allerdings hatte sie fest damit gerechnet, dass Andreas ihr folgen und sie zurückholen würde. Wie sehr sie sich doch in ihm getäuscht hatte!

Kopfschüttelnd rief sie sich zur Ordnung. Wenn sie jetzt daran dachte, in welcher Situation sie ihn dann vorgefunden hatte, als sie irgendwann von sich aus zu ihm zurückkehrte … Sie würde nur wieder die alte Wut und Enttäuschung heraufbeschwören.

„Du wirst ihn hier aber nicht treffen“, informierte sie schließlich ihren Bruder. „Seine Mutter hat mir geschrieben, dass er diesen Sommer in Thailand verbringen will. Und da diese Reise Nikos gilt, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du deine Rachepläne in Zukunft für dich behalten könntest!“

Nachdenklich starrte sie über die Reling in das dunkle Wasser. Warum verteidige ich ihn nur immer wieder, diesen feigen, treulosen …

„Tut mir leid“, sagte Jamie leise.

Stillschweigend seine Entschuldigung akzeptierend, erwiderte sie nur: „Gleich legen wir an.“

Langsam näherten sie sich den Hügeln der Insel, die sich in der Dämmerung dunkel gegen den samtigen Abendhimmel abhoben. Wie hatte sie Aristos vermisst! Die grünen Berghänge und die weißen feinkörnigen Sandstrände im Süden, die rauen Klippen und abgelegenen Bergdörfer im Norden und das Inselinnere mit den versteckten kleinen Wasserfällen, die kleine Teiche speisten – all das umgeben von kristallklarem, blaugrünem Meer.

Nirgends konnte man so gut nachdenken und zur Ruhe kommen wie hier. Wie sie sich danach sehnte, wieder durch die kühlen Zedernhaine zu wandern und auf den Bergwiesen Blumen zu pflücken, die im Frühjahr und Sommer die Insel wie ein dichter bunter Blütenteppich überwucherten. Fast konnte sie jetzt schon den harzig-aromatischen Duft der Zistrosen riechen, aus denen die Einheimischen nach uralten Rezepten Salben und Tinkturen herstellten und deren weiß, violett und rosa blühende Sträucher überall auf Aristos zu finden waren.

Auch wenn ihr Herz immer schwerer wurde, je näher die Lichter des Hafenstädtchens kamen, freute sie sich auf milde Abende mit glutroten Sonnenuntergängen, die sanfte Morgendämmerung, die die Felsen golden erstrahlen ließ, und die Stille der unberührten Meeresbuchten, in denen die üppige mediterrane Pflanzenwelt fast bis ans Wasser wucherte.

Jetzt waren die bunten Lämpchen der Cafés und Bars an der belebten Strandpromenade schon ganz nah. Vertraute griechische Melodien drangen an ihr Ohr und hießen sie ein weiteres Mal an einem warmen Sommerabend auf der Insel willkommen.

Während Andreas Richtung Hafen fuhr, war seine Miene immer noch grimmig. Als er in die Straße nahe der Hafenpromenade einbog, schlug ihm der wohlbekannte Mix aus griechischer Musik und aufgeregtem Stimmengewirr entgegen.

Also ist die Fähre schon da, dachte er, während er im Schneckentempo die überfüllte Straße entlangfuhr und zwischen Wohnwagen, Cabriolets und Eselkarren einen Parkplatz suchte.

Endlich fand er eine Lücke, parkte geschickt den Sportwagen ein und stellte den Motor ab. Warum er trotzdem nicht ausstieg und stattdessen das Gewimmel von Menschen, Autos und Kisten voller Waren beobachtete, das nach und nach von der Fähre auf die Insel strömte, wusste er nicht. Eigentlich wusste er nicht einmal, weshalb er zum Hafen gefahren war. Schließlich hatte er dem Impuls, die furchtbaren Erinnerungen mit Alkohol zu betäuben, schon seit Jahren nicht mehr nachgegeben. Arbeit erfüllte diesen Zweck ja auch – und diese Methode bevorzugte er bei Weitem!

Während er noch grübelte, setzte plötzlich sein Herzschlag aus. Jeder einzelne Muskel seines Körpers verkrampfte sich, als seine Blicke die hübsche junge Frau in der weißen Leinenhose und dem eng anliegenden hellblauen Top trafen, die gerade von Bord ging. Die Abendbrise spielte mit ihrem goldblonden Haar und wehte ihr einige weiche Locken ins Gesicht. Ein Gesicht, das er im Leben nicht vergessen würde und das ihm seit fünf langen Jahren jede Nacht im Traum erschien.

Louisa! Louisa ging dort von der Fähre an Land!

Sie war nach Hause gekommen!

Während Jamie sich mit ihren beiden Reisetaschen belud, nahm Louisa den Rucksack ihres Bruders. Dann reihten sie sich in den Menschenstrom ein, der die Fähre verließ.

Wie gut es tat, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren! Weniger angenehm waren allerdings die dicken Abgaswolken der wartenden LKWs, sodass sie sich beeilten, um den Pier so schnell wie möglich hinter sich zu lassen.

Kaum hatte sich das Getümmel um sie herum ein wenig gelichtet, verkündete Jamie: „Meine Handy-Karte ist schon wieder leer. Glaubst du, dass ich sie hier irgendwo aufladen kann?“

„Aristos ist vielleicht ein wenig abgeschieden, aber ich denke, was eine Prepaid-Karte ist, weiß man hier auch schon“, antwortete sie neckend und fügte verwundert hinzu: „Hattest du die Karte nicht erst kurz vor unserer Abreise aufgeladen?“

„Doch schon. Aber das Guthaben ist durch die vielen Abschieds-SMS an meine Freunde bereits wieder aufgebraucht …“

Mit einem nachsichtigen Lächeln sagte sie: „O.k., ich warte hier auf dich. Lass die Taschen bei mir. Kosta ist eh noch nicht da, um uns abzuholen.“

„Gut, dann bis gleich“, erwiderte er und stellte schwungvoll die schweren Reisetaschen ab, ehe er in der Menge verschwand. Sekunden später war er urplötzlich wieder da. „Entschuldigung noch mal wegen vorhin“, rief er und drückte sie stürmisch an sich. „Ich wollte das alles nicht wieder aufwühlen.“

„Ich weiß“, antwortete Louisa und zeigte ihm mit einem Kuss auf die Wange, dass sie ihm verziehen hatte. „Jetzt lauf aber, damit ich hier nicht ewig herumstehen muss!“

Mit einem breiten Grinsen gehorchte er seiner großen Schwester, die ihm kopfschüttelnd nachsah. Typisch Jamie! Dann suchte sie mit den Augen die Straße nach dem silbernen Mercedes der Markonos-Familie ab, zu der sie ja, wenigstens auf dem Papier, auch immer noch gehörte. Bevor sie einen Fuß auf die Insel setzte, kontaktierte sie stets ihre Schwiegermutter, um ihren Besuch anzukündigen, vor allem aber um sicherzugehen, dass Andreas zu diesem Zeitpunkt möglichst weit weg war.

Zumindest in diesem Punkt konnte sie sich ganz auf die Familie ihres Exmannes verlassen. Selbst wenn Andreas vorgehabt haben sollte, zeitgleich mit ihr auf der Insel zu sein, würden seine Eltern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass er es sich ganz schnell anders überlegte.

Wieso eigentlich? fragte sich Louisa und setzte sich auf eine der Reisetaschen. Ob Isabella Angst hat, dass ich mich ihrem heiß geliebten Sohn sofort wieder an den Hals werfen werde, wenn wir uns zufällig auf der Insel begegnen?

Oder war das vielleicht sogar Andreas’ Befürchtung?

Nachdenklich hielt sie weiter nach dem silbernen Mercedes Ausschau, der sie abholen sollte. Normalerweise kam Kosta nie zu spät, sondern stand schon in der ersten Reihe vorne am Pier, um sie herzlich auf Aristos willkommen zu heißen. Ihr Blick blieb an einem gut aussehenden jungen Mann haften, und plötzlich begann ihr Herz wie wild zu rasen. Groß, dunkelhaarig und kaum zwei Meter von ihr entfernt an einen schicken Sportwagen gelehnt. Andreas?

Schwer atmend presste sie die Hand auf die Brust, in der unsinnigen Hoffnung, ihr Herzschlag würde sich dadurch ein wenig normalisieren. Weißes Hemd, schwarze Anzughose, sonnengebräunt – nein, das konnte er nicht sein! Er reiste doch gerade durch Thailand. Wahrscheinlich sah sie Gespenster, weil das Gespräch mit Jamie sie so durcheinandergebracht hatte!

Aber als er mit geschmeidigen Schritten auf sie zukam, konnte kein Zweifel mehr bestehen. Zu vertraut war die plötzliche Hitze, die von ihrem Körper Besitz ergriff, zu bekannt die weichen Knie, wenn er ihr in die Augen sah.

„Andreas“, hauchte sie atemlos.

„Louisa!“

2. KAPITEL

Tiefster Schmerz oder überwältigendes Glück– Worte konnten nicht beschreiben, was Louisa beim Klang seiner Stimme empfand. Krampfhaft schluckte sie die aufsteigenden Tränen hinunter und bedeckte mit der Hand ihre bebenden Lippen.

Ein sonderbarer Schimmer lag in Andreas’ Augen, er wirkte angespannt. Langsam wanderten seine Blicke erst ihren Körper hinab, dann zu den Bars an der Promenade. Schließlich stieß er wütend hervor: „Was zum Teufel soll das?“

Mit dieser Frage hatte Louisa jetzt wirklich nicht gerechnet. Was meinte er denn damit? Dass er von diesem unerwarteten Treffen ebenso geschockt war wie sie?

„Wir … wir sind gerade angekommen. Mit … mit der Fähre“, stotterte sie verwirrt.

„Das habe ich gesehen“, knurrte er. „Ich muss schon sagen: Einen gut aussehenden jungen Liebhaber hast du dir da geangelt!“

Was denn für ein junger Liebhaber? Er meinte doch nicht etwa Jamie? Trotz der unangenehmen Situation, in der sie sich gerade befand, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das ist nur mein …“, begann sie zu erklären, aber das Ende des Satzes ging im Lärm einer Gruppe Teenager unter, die direkt hinter ihnen lautstark ihre Wiedersehensfreude hinausschrien.

Kurz darauf stürmte die ganze Clique wie auf Kommando los, wahrscheinlich eine Art Wettlauf zur Strandbar, und riss Louisa fast mit sich. Verzweifelt darum bemüht, das Gleichgewicht zu halten, breitete sie die Arme aus, und … Sekunden später lag ihr Gesicht an Andreas’ muskulöser Brust, ihre Hände umklammerten krampfhaft seine Oberarme, die sich reflexartig um ihren Körper schlangen, sie festhielten und so vor einem schmerzhaften Sturz bewahrten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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