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Beschreibung

Die Emeritierung von Lieselotte Steinbrügge, Professorin für „Romanische Philologie, insbesondere Didaktik der Romanischen Literaturen“ an der Ruhr-Universität Bochum von 2003 bis 2017, haben sich nationale und internationale Weggefährtinnen und Weggefährten unter der Regie zweier ehemaliger Doktorandinnen der Jubilarin zum Anlass genommen, in 19 Beiträgen vielfältige romanistische Grenzgänge zu beschreiten. Diese spiegeln in besonderem Maße die Interdisziplinarität und thematische Breite von Lieselotte Steinbrügges professionellem Wirken wider: zwischen Gender Studies, Literaturdidaktik, Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaft. Komplettiert wird der Band durch ein Grußwort der Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann, einem Vorwort der Herausgeberinnen und einer Tabula gratulatoria, die die große Wertschätzung für die wunderbare Kollegin, Doktormutter, Chefin, Freundin und Ehefrau Lieselotte Steinbrügge zum Ausdruck bringt.

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Seitenzahl: 428

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Ähnliche


ibidem-Verlag, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Grußwort

Tabula gratulatoria

Grenzgänge

der Genderforschung

La femme et le brigand dans la France du XVIIIe siècle

Lise Andries (Paris)

¿Qué es una mujer?

Debates ilustrados y circulación transnacional

Mónica Bolufer (València)

Malen, photographieren, schreiben

„... eine Spur dessen, was noch nie war und nie wieder sein wird“

Brigitte Burmeister (Waren)

„Je suis, je vis, j’existe“.

Zum Konzept des repos in Graffignys Lettres d’une Péruvienne

Hendrik Schlieper (Paderborn)

Vicky, Kronprinzessin von Preußen. Die fremde Braut bei Hofe

Regina Schulte (Bochum)

Grenzwertige Frauenbilder in frankophonen Bandes Dessinées

Joachim Sistig (Bochum)

Corinne – Sibylle – Sappho. Zum Bild der Künstlerin bei Madame de Staël und Elisabeth Vigée-Le Brun

Barbara Thönnes (Bochum)

Grenzgänge

der Didaktik

Oubapo: Bild-Text-Spiele in der bande dessinée und ihr Potential für den Französischunterricht Annette Keilhauer (Erlangen)

Zur Entwicklung didaktischer Mehrwerte:

Von Oulipo zur Intermedialität

Christiane Neveling (Leipzig)

„L’enfer est pavé de bonnes intentions“ –

Die zentralen Prüfungen auf dem Prüfstand. Gewünschte oder ungewünschte Effekte auf schulischen Französischunterricht?

Lars Schmelter (Wuppertal)

Revision eines Schulklassikers: Albert Camus’ L’Etranger

in der Spiegelung von Kamel Daouds Meursault, contre-enquête

Adelheid Schumann (Siegen)

Grenzen überwinden, Gefühle zulassen:

Ein Plädoyer für die Auseinandersetzung mit Emotionen

in der Didaktik der romanischen Sprachen

Jennifer Wengler (Bochum)

Grenzgänge

der Literatur- und

Sprachwissenschaft

Maupassants Erzählung „La Petite Roque“:

Verschobene Innensichten vor dem Gattungshintergrund

der Cause Célèbre

Rudolf Behrens, Natascha Seuré, Laura Strack (Bochum)

Ivan Bunins französische Jahre Holger Gemba (Bochum)

Grenzgänge zwischen Sprache/n und Musik:

Der Gedichtband La Troisième Main von Michèle Finck

K. Alfons Knauth (Freiburg)

Die drei M von Bordeaux: Montaigne, Montesquieu, Mauriac

Johannes Rohbeck (Dresden)

Überlegungen zur Poetik der Traumgrenze

in Petrarcas Canzoniere

Dietrich Scholler (Mainz)

Die Memoria sobre educación pública von Gaspar Melchor María Jovellanos – ein säkulares Erziehungsideal in der spanischen Spätaufklärung?

Manfred Tietz (Bochum)

Entre dos mundos, entre dos lenguas? Dialektologische Überlegungen zum Grenzcharakter der Frontera Norte (Mexiko-USA)

Judith Visser (Bochum)

Romanische Sprachen und ihre Didaktik

Impressum

 

 

 

 

 

Victoria del Valle und Corinna Koch (edd.)

 

ROMANISTISCHE GRENZGÄNGE:

GENDER, DIDAKTIK, LITERATUR, SPRACHE

 

Festschrift zur Emeritierung

von Lieselotte Steinbrügge

 

 

 

 

 

 

 

 

ibidem-Verlag

Stuttgart

 

 

Prof. Dr. Lieselotte Steinbrügge Foto: Milena Schlösser

Vorwort

 

Lieselotte Steinbrügge (geb. 1953) ist für uns eine Grenzgängerin1, wie sie im Buche steht. Der Duden definiert eine Grenzgängerin als eine Person, die „re­gel­mä­ßig eine Grenze passiert, um in dem Gebiet jenseits der Grenze zu arbeiten […]“ sowie einen Grenzgang als das „Überschreiten einer [meist abstrakten] Gren­ze“. Und genau dies trifft auf Lieselotte Steinbrügge zu: das regelmäßige Über­schreiten von (abstrakten) Grenzen, um jenseits derselben zu arbeiten und die Ergebnisse entweder gewinnbringend mit dem Diesseits der Grenze zu ver­bin­den oder bewusst von ihm abzugrenzen, um daraus den Mehrwert abzuleiten. Ihre vielfachen Verweise auf einen fruchtbaren „Schwebezustand“ (Steinbrügge 2016, 51, 115, 119) lassen zudem auch dreidimensionale Grenz­gän­ge erahnen.

Nach ihrem Studium an der Université Paris-Sorbonne und der Freien Uni­ver­si­tät Berlin, das sie 1980 mit der ersten Staatsexamensprüfung in den Fächern Fran­zösisch, Geschichte, Erziehungswissenschaft und Philosophie (!) abschloss, pro­movierte sie an der Universität Siegen mit einer Dissertation zum Thema „Das moralische Geschlecht. Theorien und literarische Entwürfe über die Natur der Frau in der französischen Aufklärung“, deren Publikation (1987) zahlreiche wür­digende Rezensionen sowie eine Übersetzung ins Englische hervorbrachte. Die Jahre als Studienreferendarin am Paul-Natorp-Gymnasium in Berlin (West) und die daran anschließende zweite Staatsprüfung für das Amt der Studienrätin in den Fächer Französisch und Geschichte zeichneten ihren Werdegang insofern, als sie über Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin (u.a. am Dickinson College in Carlisle, Pennsylvania) sowie ihre Habilitation in der Ro­manischen und Allgemeinen Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth hinaus letztendlich doch den Weg zur Didaktikder romanischen Sprachen – und vor allem Literaturen – zurückfand. Von 2003 bis zu ihrer Emeritierung 2017, die als Anlass für die vorliegende Festschrift ausgewählt wurde, hatte sie am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum die Professur für „Roma­nische Philologie, insbesondere Didaktik der Romanischen Literaturen“ inne. Doch Grenzgänge beschritt sie auch weiterhin: Ihre universitäre Lehre, die ebenso die Literaturwissenschaft bediente, wie auch ihre vielfältigen romanistischen Forschungsaktivitäten spiegeln ihre breitgefächerten, immer wieder grenz­über­schreitenden Interessen wider. Auch ihren Studierenden hat sie nicht nur eine vorbildliche Interdisziplinarität vorgelebt, sie hat sie darüber hinaus stets dazu eingeladen, selbst einen Blick über den Tellerrand zu werfen, beispielsweise indem sie „marginale, von der Literaturwissenschaft vernachlässigte Gattungen“ (Steinbrügge 2016, 52) in ihren Vorlesungen und Seminaren thematisiert hat, um daraus fremdsprachendidaktisches Kapital zu schlagen. Unter ihren „Lieb­lingslektüren“ (ebd., 112) finden sich zudem bezeichnenderweise die Exer­cices de style (1947) von Raymond Queneau, die für zu „den witzigsten Exempeln moderner Literatur“ (85) zählen, sowie Gérard Genettes Klassiker Discours du récit (1972) und Harald Weinrichs „Literatur im Fremdsprachenunterricht, ja – aber mit Phantasie“ (1983).

Auch in unseren beiden Promotionsprojekten hat Lieselotte Steinbrügge uns stets ermutigt, Grenzen zu überwinden. Dies hat zu einer romanistisch-anglis­ti­schen, fachdidaktisch-sprachwis­sen­schaft­li­chen, konzeptionell-empirischen Dis­ser­tation mit dem Titel Metaphern im Fremdsprachenunterricht: Englisch, Fran­zösisch, Spanisch (Corinna Koch) geführt, die Metaphern im Sinne Liese­lotte Steinbrügges Teil der Alltagssprache auffasst (vgl. Steinbrügge 2016, 93); so­wie zu einer Dissertation Poesía Visual im Spanischunterricht (Victoria del Valle), die zwischen literaturwissenschaftlicher Analyse und didaktischer Transfor­mation einen bislang unbeachteten und zudem intermedialen Gegenstand für den Fremdsprachenunterricht Spanisch erschließt. In beiden Arbeiten wurde Lie­selotte Steinbrügges Ansicht, dass die Fachdidaktik „die Funktion der Vermit­tlung zwischen den akademischen Disziplinen und der unterrichtlichen Praxis“ (ebd.) aufgegriffen und weitergeführt, um u.a. „die Fach­wissenschaft in die Un­terrichtspraxis zu transformieren“ (ebd.). Beide Dissertationsschriften widmen sich zudem „Randbereichen“ (sowohl hinsichtlich der fachdidaktischen For­schung als auch der aktuellen bildungspolitischen Vorgaben), die Lieselotte Stein­brügge besonders am Herzen liegen, denn gerade am „Rande ausgetretener aka­demischer Pfade“ (ebd., 30) lassen sich ihrer festen Überzeugung nach, „neue Impulse für die Unterrichtspraxis“ (ebd.) finden. Um diese jedoch entdecken zu können, so hat sie immer wieder betont, ist es notwendig, die Freiheit der universitären Forschung auszukosten und bewusst auch außerhalb der Grenzen aktueller Bildungsstandards und Kernlehrpläne zu denken.

Auch wenn in der vorliegenden Festschrift längst nicht alle Weggefährtinnen und Weggefährten von Lieselotte Steinbrügge mit einem Beitrag vertreten sein kön­nen, so zeugen die vielseitigen Aufsätze und das beachtliche Panorama an The­men von der Breite ihres wissenschaftlichen Wirkens und der Wertschätzung, die ihr Kolleginnen und Kollegen entgegenbringen. Um eine bescheidene Ord­nung in der großen Vielfalt zu erzeugen, haben wir die Beiträge in drei Sektio­nen gegliedert und die Beiträge innerhalb dieser schlichtweg alphabetisch ange­ordnet: Grenzgänge der Genderforschung, Grenzgänge der Didaktik und Grenz­gänge der Literatur- und Sprachwissenschaft.

Ihre wohl stärkste Vernetzung auf internationaler Ebene bildet die Gen­der­for­schung. Die Beiträge von Lise Andries (Paris) und Mónica Bolufer (València) ste­hen in dieser Festschrift stellvertretend für Lieselotte Steinbrügges in­ter­na­tio­na­les Netzwerk. Lise Andries widmet sich in ihrem Beitrag „La femme et le brigand dans la France du XVIIe siècle“ der Beziehung zwischen Frauen und Verbre­chern, wie sie in gerichtlichen Archiven, Literatur, feuilles volantes und Biogra­phien beschrieben wird. Mónica Bolufer zeichnet in „¿Qué es una mujer? De­bates ilustrados y circulación transnacional” hingegen die großen, in­ter­na­tio­na­len Linien der Genderforschung sowie Lieselottes Steinbrügges Bei­trag zu die­sem Diskurs nach. Brigitte Burmeister (Waren) gibt in „Malen, photographie­ren, schreiben ‚… eine Spur dessen, was noch nie war und nie wieder sein wird‘“ einen Einblick in Leben, Werk und Wirken des französischen Schriftstellers Claude Simon. Hendrik Schlieper (Paderborn) vertritt in seinem Beitrag „‚Je suis, je vis, j’existe‘. Zum Konzept des repos in Graffignys Lettres d’une Pé­ru­vienne“ die These, dass Françoise de Graffignys Lettres d’une Péruvienne, denen sich Lieselotte Steinbrügge in ihrer Forschung gewidmet hat (vgl. Steinbrüg­ge 2016, 49ff.), an die Tradition Scudérys und der Frondeuses anknüpfen, zur Princesse de Clèves aber gerade eine dezidierte Gegenposition darstellen. Regina Schulte (Bochum) unterstreicht als Ge­schichts­wis­sen­schaft­le­rin das (fach-)­grenzenüberschreitende Arbeiten von Lieselotte Steinbrügge und widmet sich in „Vicky, Kronprinzessin von Preußen. Die fremde Braut bei Hofe“ dem Le­ben der englischen Prinzessin, Tochter von Queen Victoria und Prinz Albert, nach ihrer Hochzeit mit dem preußischen Prin­zen, späteren Kronprinzen und Kaiser Friedrich – dokumentiert in Briefen, die Lieselotte Steinbrügge als „epistemologische[n] Gesprächsersatz“ (Steinbrüg­ge 2016, 27) bezeichnet. Joachim Sistig (Bochum) beschreitet als Didaktiker mit seinem Beitrag zur Genderforschung selbst einen Grenzgang und skizziert in seinem Beitrag an ausgewählten Wer­ken „Grenzwertige Frauenbilder in frankophonen BandesDessinées“. Barbara Thönnes (Bochum) schließt das Genderforschungspanorama mit einem kunstgeschichtlich geprägten Beitrag zu „Corinne – Sibylle – Sappho. Zum Bild der Künstlerin bei Madame de Staël und Elisabeth Vigée-Le Brun“.

Die Grenzgänge, die Lieselotte Steinbrügges Jahre als Fremd­spra­chen­di­dak­ti­ke­rin prägten, verliefen insbesondere (wenngleich nicht nur) in der Literaturdidak­tik. Davon zeugen die didaktischen Beiträge in diesem Band. Auf der Suche nach dem „didaktischen Potenzial“ (Steinbrügge 2016, 81) von literarischen Tex­ten, schärfte sich ihr Blick dabei auf die bereits genannten „Randgruppentexte“, die nicht oder nur marginal im schulischen Kanon eine Rolle spielen. So gelangt sie beispielsweise zu Texte des Ouvroir de Littérature Potentielle (OuLi­Po), die „längst nicht zum etablierten Kanon der französischen Literatur gehör[en]“ (ebd., 81) und findet dabei „zahlreiche Parallelen zwischen dem Lernen einer fremden Sprache und den literarischen Verfahren der OuLiPiens“ (81). Das didaktische Potenzial von experimenteller Literatur bekräftigt der Beitrag von Annette Keilhauer (Erlangen) „Oubapo: Bild-Text-Spiele in der bande dessinée“. Die Autorin nähert sich dem nach dem Vorbild des OuLiPo in den 1990er Jahren gegründeten Ouvroir de bande dessinée potentielle (Oubapo) aus di­daktischer Perspektive und plädiert mit dessen Einsatz im Fran­zö­sisch­un­ter­richt für einen spielerischen und kreativen Umgang mit der Fremdsprache. Auch Christiane Neveling (Leipzig) greift in ihrem Beitrag „Zur Entwicklung didakti­scher Mehrwerte: Von Oulipo zur Intermedialität“ auf die Argumente Lieselotte Steinbrügges zurück. Dabei legt sie den Fokus auf den didaktischen Mehrwert von Intermedialität und analysiert, inwieweit intermediale Aufgabenformate in ak­tuellen Lehrwerken des Fremdsprachenunterricht Französisch und Spanisch ein­gesetzt werden. Auf der anderen Seite widmet sich Lieselotte Steinbrügge in ihren kritischen literaturdidaktischen Auseinandersetzungen auch der Hö­hen­kamm­literatur, beispielsweise der langbewährten Schullek­türe L’Etranger von Albert Camus (ebd., 61ff.). Dass bis dato „die Haltbarkeit [dieses] Schulklassikers“ (ebd.) attestiert werden kann, zeigt Adelheid Schumann (Siegen) in einer „Revision eines Schulklassikers: Albert Camus’ L’Etranger“, in der sie den Roman Meursault, contre-enquête von Kamel Daouds L’Etranger gegenüberstellt und postkoloniale Lesarten Camus’ für den Fran­zösischunterricht erarbeitet. Ein weniger fiktionaler als vielmehr anekdotischer Grenzgang über die gemeinsame Arbeit mit Lieselotte Steinbrügge in der Abi­turkommission Französisch liefert Lars Schmelter (Wuppertal) mit „L’enfer est pavé de bonnes intentions – Die zentralen Prüfungen auf dem Prüfstand. Ge­wün­schte oder ungewünschte Effekte auf schulischen Französischunterricht?“ und gewährt Einsicht in das bildungspolitische Panorama rund um das Zentralabi­tur Französisch. Abschließend erlaubt der Beitrag „Grenzen überwinden, Gefüh­le zulassen: Ein Plädoyer für die Auseinandersetzung mit Emotionen in der Didak­tik der romanischen Sprachen“ von Jennifer Wengler (Bochum) einen Ein­blick in die von Lieselotte Steinbrügge aktuell betreute Dissertation „Emotiona­les Erleben der mündlichen Fehlerkorrektur im Fremdsprachenunterricht“. Ei­ne Arbeit, die aus lern- und kognitionspsychologischer Perspektive die Rolle von Emotionen im Fremdsprachenunterricht beleuchtet und empirisch untersucht.

Von großem Interesse sind für Lieselotte Steinbrügge darüber hinaus Grenz­gän­ge in den Literatur- und Sprachwissenschaften sowie auch anderen geis­tes­wis­senschaftlichen Disziplinen (Philosophie, Kulturwissenschaft, Slavistik etc.), de­ren Grenzen zur Romanischen Philologie ohnehin als fließend zu ver­stehen sind. Das vielfältige Panorama zeichnet sich auch in dieser Sektion wun­derbar ab: Rudolph Behrens (Bochum) widmet sich in Koproduktion mit zwei herausra­genden Studierenden Natascha Seuré und Laura Strack in „Mau­passants Er­zäh­lung La Petite Roque: Verschobene Innensichten vor dem Gat­tungs­hin­ter­grund der Cause Célèbre“ den narrativen Strategien der Erzählung Maupassants und vergleicht diese mit den spezifischen Texteigenschaften der juristischen Fall­geschichte. Dieser Beitrag eröffnet über seinen Inhalt hinaus einen weiteren An­knüpfungspunkt an Lieselotte Steinbrügge, nämlich „das (hoch­schul-)­di­dak­ti­sche Moment“, welches sich in der hier vorgelegten, fruchtbaren Zusammenarbeit von Professor und Studierenden wiederfindet. Holger Gemba (Bochum) skiz­ziert in seinem Beitrag „Ivan Bunins französische Jahre“ eine Schnittstelle zwi­schen französischem Lebensraum und slawistischer Literaturgeschichte und be­schreibt wie die Zeit, die der russische Nobelpreisträger in Frankreich verbrachte, sein Werk beeinflusste. K. Alfons Knauth (Freiburg) beschreitet „Grenzgänge zwischen Sprache/n und Musik“ und stellt in diesem Zusammenhang den „Gedichtband La Troisième Main von Michèle Finck“, einer aktuellen und bisher wenig beachteten Dichterin, vor. Die Grenzgänge zwischen Romanistik und Philosophie, die Lieselotte Steinbrügge in ihrem wissenschaftlichen Schaffen eingeschlagen hat, sind ebenso bedeutungsvoll. Zum einen ist ihre Dissertationsschrift in diesem Bereich anzusiedeln, zum anderen hat ihre Lebenspartnerschaft und Ehe mit Johannes Rohbeck (Dresden) einen weiteren Rahmen geboten, Denkanstöße an den Schnittstellen der Disziplinen zu vertiefen, nicht zuletzt auch in didaktischer Perspektive. Daraus sind gemeinsame Veröffentlichungen in den Bereichen Fachdidaktik, Romanistik und Philosophie entstanden: als Autorenpaar („Wie kann man das Lehren lehren? Zur Rolle der Fachdidaktiken in der Lehrerausbildung“2) oder als Herausgeberschaft (Jean-Jacques Rousseau: Die beiden Diskurse zur Zivilisationskritik3). Für die vorliegende Festschrift greift Johannes Rohbeck auf die Geistesgeschichte der Stadt Bordeaux zurück und schlägt über die Biographien der Trois M de Bordeaux, Michel de Montaigne, Charles-Louis de Montesquieu und François Mauriac, Brücken zwischen Literatur und Philosophie. Weiter in der literaturwissenschaftlichen Linie stellt Dietrich Scholler (Mainz) „Überlegungen zur Poetik der Traumgrenze in Petrarcas Canzoniere“ an und geht an ausgewählten Gedichten exemplifiziert der Frage nach, inwiefern der Traum als Medium an der Gren­ze zwischen Diesseits und Jenseits bei Petrarca Anwendung findet. Manfred Tietz (Bochum) zeichnet in seinem Beitrag „Die Memoria sobre educación pública von Gaspar Melchor María Jovellanos – ein säkulares Erziehungsideal in der spanischen Spätaufklärung?“ sehr ausführlich die pädagogischen Ansichten des spanischen Aufklärers nach und hebt darin die in Jovellanos Denkens zu­sam­mengeführte Dichotomie einer einerseits theologisch-traditionellen versus an­dererseits säkular-modernen Richtung hervor. Zu guter Letzt betrachtet Judith Visser (Bochum) in ihrem sprachwissenschaftlichen Beitrag „Entre dos mundos, entre dos lenguas? Dialektologische Überlegungen zum Grenzcharakter der Fron­tera Norte (Mexiko-USA)“ die soziolinguistische Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Neben der beispielhaften Vielfalt und wissenschaftlichen Expertise der vor­ge­stell­ten Beiträge freut es uns sehr Maren Kroymann (Berlin) als lang­jäh­ri­ge Weg­gefährtin und Freundin von Lieselotte Steinbrügge für ein bio­gra­fisch inspirier­tes und persönliches Grußwort gewonnen zu haben, was diesem Band ohne je­den Zweifel nochmals eine spezielle Note verleiht.

Unser besonderer Dank gilt Anja Krysmanski und Johannes Rohbeck für die vielfältige Beratung und Unterstützung bei der Realisierung der vor­lie­gen­den Festschrift, allen Autorinnen und Autoren sowie Gratulantinnen und Gra­tulanten, die dieses Spiegelbild der romanistischen Grenzgänge von Lieselot­te Steinbrügge ermöglicht haben.

Enden möchten wir mit einigen persönlichen Worten: Als die beiden ersten Dok­torandinnen von Lieselotte Steinbrügge hatten wir das Privileg, über Jahre hin­weg in einen intensiven wissenschaftlich fruchtbaren und menschlich außerordentlich angenehmen Austausch mit der Jubilarin treten zu dürfen. Ihr ist es zu verdanken, dass wir beide eine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen haben, und wir wissen, dass wir auch nach dem Abschluss unserer Dissertationsschriften weiterhin auf ihre Expertise und ihren Erfahrungsschatz bauen dürfen. Dafür möchten wir uns, liebe Lieselotte, von ganzem Herzen bedanken. Für den wohlverdienten Ruhestand wünschen wir Dir alles erdenklich Gute sowie in Anlehnung an Daniel Pennac endlich ausreichend Zeit dafür, zu lesen und nicht zu lesen, Seiten zu überspringen, ein Buch nicht zu Ende zu lesen, ein Buch noch ein­mal zu lesen, irgendetwas zu lesen, dem Bovarysmus zu frönen, überall zu lesen, herumzuschmökern, laut zu lesen oder zu schweigen.

 

Hannover & Paderborn,

im Oktober 2016 Victoria del Valle & Corinna Koch

 

Bibliographie

STEINBRÜGGE, Lieselotte. 2016. Fremdsprache Literatur: Literarische Texte im Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr Francke Attempto.

 

1 Inspiriert durch ihren Aufsatz „Grenzgänge. Texte zwischen Alltagskommunikation und Literatur am Beispiel der Briefe Madame de Sévignés“ (Steinbrügge 2016, 49ff.).

2 In: Forschung & Lehre 11/2002, 591-593.

3 In der Reihe Klassiker auslegen, Band 53, 2015, Berlin: De Gruyter.

Grußwort

 

Wer vorne steht und Vorlesungen hält, forscht, und StudentINNen einen Blick auf Literatur nahebringt, hat ohne Zweifel eine Art Machtposition. Die auch als sol­che wahrgenommen wird. Niemand denkt dann mehr darüber nach, wie die Hoch­schullehrerpersönlichkeit dorthin gekommen ist, wo sie ist.

Dabei ist gerade das interessant. War der Weg geradlinig? Gab es Ab­zwei­gun­gen? Hat sich die Person eventuell mal verlaufen? War der Weg vielleicht gar nicht ausgeschildert?

Musste die Person sogar mehr oder weniger im Alleingang mit der Machete den feindlichen Dschungel abholzen, um so etwas wie einen Trampelpfad zu bah­nen?

Eine erste Weggabelung in Lieselotte Steinbrügges wissenschaftlicher Vita lag noch vor der Promotion. Es ging um ein so genanntes „Frauenthema“. Drei Stu­dentinnen schrieben 1981 einen leicht spöttischen Artikel über einen Beitrag ihres Professors bzw. künftigen Doktorvaters in der von ihm geleiteten Zeit­schrift Lendemains, in dem er den Fotografen David Hamilton hochgelobt und dessen weichgezeichnete Jungmädchen-Fotos als besondere frauenemanzipatorische Errungenschaft dargestellt hatte. Das konnten wir nicht so stehen lassen, fanden wir. Und das war dann der Bruch, Lieselotte Steinbrügge wurde auch aus der Lendemains-Redaktion ausgeschlossen. So etwas macht man eben nicht. Nicht, wenn man noch gerne bei jemandem promovieren will. Aber diese Kontroverse wurde letztendlich zum Ausgangspunkt für ihre Hinwendung zum Thema „gender“, wie es dann genannt wurde.

Dass es eine Kategorie von Sich-selbst-treu-Bleiben sein kann, strategisch un­klug zu agieren, würden wohl nicht viele Menschen in dieser Lage befürworten. Es gibt ja den Begriff „Feigheit vor dem Freund“ – analog, aber eben um­ge­kehrt, könnten wir hier den Begriff „Mut vor dem Doktorvater“ einführen. Eine äu­ßerst seltene Kategorie in einer Zeit, in der ein fast zwanghafter Drang nach dem Doktortitel die Menschen zu allen möglichen Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten im Dien­ste des copy-und-paste-Gedankens treibt.

A propos Plagiat: Auch hier war Lieselotte Steinbrügge absolut gefeit und hät­te gar nicht in die Nähe einer Gefährdung, irgendwo abzuschreiben, kommen kön­nen, weil ihr Thema so neu war. Wo es den Gedanken noch gar nicht gibt, kann man natürlich auch nicht abschreiben.

Durch die Eigenständigkeit ihres Dissertationsprojekts „Das moralische Ge­schlecht“ handelte Lieselotte Steinbrügge sich eine Absage beim nächsten angefrag­ten Doktorvater an: Das sei keine Arbeit, die die Voraussetzungen für eine li­te­ra­ri­sche Dissertation im Bereich der Romanistik erfülle. Ja, die Arbeit ist ein Zwit­ter aus Literaturwissenschaft und Philosophie, und mittlerweile ist ja auch klar, dass dieser weite Horizont genau die Bedeutung dieser Arbeit ausmacht – der internationale Triumphzug innerhalb der Wissenschaftskritik und die vielen Über­setzungen, u.a. bei Oxford University Press, belegen das. Der Außenseiterblick befruchtet das Genre – das ist in der Wissenschaft so wie in künstlerischen Be­rufen. Aus der Unfähigkeit, das Fach innerhalb der Schubladen, die vorgesehen sind, zu bedienen, entspringt die Kraft, das Fach zu verändern. Und sind nicht Schubladen sowieso meist aus demselben Material wie das Brett vorm Kopf?

Die Extravaganz des eigenen Ansatzes, zusätzlich zur Extravaganz des un-stra­te­gi­schen Vorgehens, kostete Lieselotte Steinbrügge rund zwei Jahre. Und ich erinnere mich noch gut, wie nach souverän durchgezogener Promotion aus ihr der erschöpfte Satz geradezu hervorbrach: „Also eine Habil mache ich jetzt aber auf keinen Fall noch!“ Tja, wie es dann manchmal glücklicherweise doch noch anders kommt.

Mut und Grips können eine Karriere also verlangsamen. Die Frage ist, ob das Liese­lotte Steinbrügge geschadet hat. Es hat vielleicht den Zeitpunkt ihrer Professur hinausgeschoben. Aber hat es ihr geschadet? Ihr, als Mensch? Muss die be­rufliche Vita unbedingt zeitlich deckungsgleich sein mit dem Leben? Viele be­rufliche Wege von Frauen belegen eher das Gegenteil. Auch die Geburt ihres Sohnes Gregor hat ja Lieselotte Steinbrügges berufliches Vorankommen nicht be­schleunigt. All das Erlebte, nicht nur die streng wissenschaftliche Analyse, ist bei Lieselotte Steinbrügge in ihr Denken, in ihre Arbeit mit den StudentINNen – auch beim noch hinzugekommenen Gebiet der Didaktik –, vor allem aber in ihre Hal­tung eingegangen – und das dann wieder zurück in die wissenschaftliche Arbeit. Es ist nicht mehr zu trennen: das politische Denken, die gesellschaftliche Be­trachtungsweise, Gerechtigkeitssinn und Fairness, das Interesse an Menschen, das Fördern und Fordern von Frauen, ein feministischer Ansatz, der weit mehr als nur engagiert ist, nämlich auch differenziert und dialektisch: Sonst hätte sie den Denk-Ansatz des „Machos“ Rousseau nicht so vorurteilslos und klug in seiner historischen Bedingtheit analysieren können.

Also: Du hast einen komplizierten Weg großartig gemeistert, liebe Lieselotte, – und, um auf den Anfang zurückzukommen, hast Deine Machtposition mit großer Selbstreflexion ausgeübt. Zur Freude und zum Nutzen vieler Menschen, die nachkommen, nicht nur in Deinem Fach. Und jetzt genieß die klugen Ein­las­sun­gen Deiner Dich schätzenden („liebenden“ zu sagen, ist ja nicht wissenschaftlich ...) KollegINNen!

Und freu Dich auf einen Zustand von Freiheit – in Form von ein bisschen an­ge­nehmer Arbeit mit deutlich weniger Druck! Ganz aufzuhören, schaffst Du ja sowieso nicht ...

 

Berlin, im September 2016

Deine Maren

 

Maren Kroymann

 

Tabula gratulatoria

LISE ANDRIES (Paris)

RUDOLF BEHRENS & NATASCHA SEURÉ & LAURA STRACK (Bochum)

GERALD BERNHARD (Bochum)

MÓNICA BOLUFER (València)

BRIGITTE BURMEISTER (Waren)

VICTORIA DEL VALLE (Hannover)

ROGER FRIEDLEIN (Bochum)

ROLAND GALLE (Essen)

HOLGER GEMBA (Bochum)

HANS ULRICH GUMBRECHT (Standford)

FREDERIKE HASSAUER (Wien)

ANNETTE KEILHAUER (Erlangen)

WILTRUD MIHATSCH (Tübingen)

K. ALFONS KNAUTH (Freiburg)

CORINNA KOCH (Paderborn)

MAREN KROYMANN (Berlin)

ANJA KRYSMANSKI (Bochum)

CHRISTIANE NEVELING (Leipzig)

ULRIKE C. LANGE (Bochum)

MARKUS RITTER (Bochum)

ANDREA RÖSSLER (Hannover)

JOHANNES ROHBECK (Dresden)

BJÖRN ROTHSTEIN (Bochum)

JAN SCHEITZA (Bochum)

HENDRIK SCHLIEPER (Paderborn)

REGINA SCHULTE (Bochum)

LARS SCHMELTER (Wuppertal)

DIETRICH SCHOLLER (Mainz)

ADELHEID SCHUMANN (Siegen)

JOACHIM SISTIG (Bochum)

BARBARA THÖNNES (Bochum)

MANFRED TIETZ (Bochum)

JUDITH VISSER (Bochum)

JENNIFER WENGLER (Bochum)

 

 

 

 

 

Grenzgänge

der Genderforschung

 

 

La femme et le brigand dans la France du XVIIIe siècle

Lise Andries (Paris)

 

Le projet est d’étudier la relation entre femmes et brigands dans les archives judiciaires et dans le discours des juges, avec quelques échappées vers la littérature prise au sens large, feuilles volantes vendues au pied de l’échafaud, biographies de brigands et romans. Les archives judiciaires que j’ai étudiées concernent aussi bien la petite criminalité (archives de police du Châtelet présentes dans le fonds dit de la Bastille1) que ce qu’on appelle à l’époque « le grand criminel » (série ADIII des Archives nationales2 et Table des accusés passés en appel devant la Chambre criminelle du Parlement de Paris de 1700 à 17893). Si les archives du Châtelet traitent uniquement de la ville de Paris, la série ADIII et la Table des accusés passés en appel rendent compte d’une criminalité qui se déploie dans un territoire beaucoup plus vaste comprenant l’Ile de France, la Normandie et la Champagne, régions qui étaient toutes sous la juridiction du Parlement de Paris. Il faut dire d’emblée le réalisme cruel dont témoignent les documents. Au XVIIIe siècle, la mort est souvent au bout du chemin pour le brigand et pour ses victimes. Les voleurs, lorsque le vol est commis avec des circonstances aggravantes (vol nocturne, vol domestique, vol dans les églises), peuvent être condamnés à la pendaison et les meurtriers au supplice public de la roue, après avoir été soumis à la « question », interrogatoire accompagné de tortures, destiné à leur faire avouer les noms de leurs complices éventuels.

 

 

 

A. Compagnes et complices

On appellera brigands des individus agissant en bandes et commettant des actes de violence. L’article « Brigand » du Dictionnaire universel de Furetière (1688-1689) le définit comme un « voleur de grands chemins, et à main armée » et l’associe à l’idée de bande, en donnant comme exemple « une troupe de brigands désole tout le pays ».

Dans les bandes, les femmes jouent un rôle secondaire. Le plus souvent, elles sont là parce qu’elles sont les concubines ou les épouses des brigands. Ce sont des éléments subalternes, rarement des personnages menant l’action. Elles ont cependant des rôles spécifiques dans l’économie parallèle de redistribution des richesses que représente le banditisme dans la France d’Ancien Régime. Il semble que les femmes volent surtout des étoffes et des vêtements à l’étalage. Ce sont des « anquilleuses » selon la terminologie des magistrats, c’est-à-dire des voleuses qui cachent les objets volés sous leur tablier et entre leurs jambes. C’est ce que fait Anne Caterine Braconnel, qualifiée par l’officier de police de « femme intriguante et Escrocque ». Elle a « escroqué différentes marchandises : mousselines brodées, robes de gros, quatre paires de bas » (AA7, pièce 35) et volé aussi de l’argent. Mais la principale spécialité des femmes dans les bandes est d’être « recéleuses », c’est-à-dire de cacher les biens volés et d’organiser leur écoulement. Les revendeuses de vêtements, nombreuses à Paris, sont particulièrement bien placées pour écouler les marchandises volées. Mais elles ne sont pas toujours des auxiliaires fiables car beaucoup d’entre elles servent d’« indics » auprès de la police : les papiers du Lieutenant général de police Lenoir montrent en particulier qu’à partir des années 1770 « une foule d’individus et de professions [sont] engagés dans des activités d’enregistrement et de surveillance. Les fripiers et autres revendeurs doivent tenir un registre des articles usagés qu’ils achètent afin de faciliter la lutte contre le recel » (Milliot 2008, 60). Dans la bande de Cartouche qui défraya la chronique entre 1721 et 1724 et conduisit à l’arrestation de 350 personnes, 73 personnes sont arrêtées en 1722. Parmi elles, on trouve une dizaine de femmes dont Antoinette Néron, « fille de débauche, maîtresse et l’une des concubines de Louis Dominique Cartouche ». Convaincue d’être « anquilleuse » et d’avoir été présente aux meurtres de la bande, elle est condamnée à mort.

La Table des condamnés jugés en appel par le Parlement de Paris cite de nombreux autres cas de femmes ayant commis des vols, sans qu’elles fassent nécessairement partie de bandes : Anne Dupardant est marquée au fer rouge de la lettre V de voleur et bannie 9 ans pour un vol de mousselines le 20 mars 1713, Elisabeth Le Page vole de l’argent à Loudun en utilisant de fausses clés et elle est bannie à perpétuité ; Marie Juliette Meunier, une servante de 37 ans, est coupable d’avoir volé ses maîtres. Le tribunal de bailliage de Châlons où elle comparaît d’abord, la condamne à mort mais l’affaire passe en appel devant la chambre criminelle du Parlement de Paris qui adoucit la sentence et la condamne à l’enfermement à l’Hôpital général de la Salpétrière4. D’autres femmes comme Antoinette Pierratte sont accusées de faux saunage, c’est-à-dire de commerce illicite de sel. Cette dernière, d’abord enfermée à la Salpétrière, est relâchée deux ans plus tard en mai 1716 et reléguée dans la ville de Moulins dont elle est originaire, grâce à un geste de clémence de la part des magistrats du Châtelet, conscients « qu’elle a eu le malheur de tomber [dans cette faute] par son extrême pauvreté » (Archives de la Bastille, MS 10606, pièce 259). Ce type de commentaire prenant en compte la misère comme motif du délit est rare dans les archives judiciaires. La misère est pourtant la principale cause des conduites criminelles.

Dans la bande de Rafiat, une terrible bande d’assassins surnommée la bande des « assommeurs », qui sévit dans les rues de Paris entre 1741 et 1743, les femmes sont relativement nombreuses et ce sont des dures à cuire. La spécialité de cette bande est de voler les passants, la nuit, dans un périmètre englobant la place de Grève à Paris, la rue des Quatre Fils, la rue du Roi de Sicile et l’actuel Marais (Archives nationales, ADIII, 5, pièces 188-200). Si les victimes tentent de résister à leurs agresseurs, elles sont tuées « à coups de masses de baston et de pezons attachés aux manches en bois » (ADIII 7, pièce 20). 35 personnes sont arrêtées en février 1742, dont le chef de la bande, Rafiat, âgé de 21 ans, qui est « crieur de billets de loteries » ainsi que 14 femmes qui sont presque toutes les concubines, les femmes ou les filles de membres de la bande. Hommes et femmes appartiennent au petit peuple de Paris, à cette frange de la société qui vit à la limite du dénuement. Ainsi d’Anne François, femme de René Falconnet, « cuisinière sans condition » et de Françoise Magny, veuve de Quierceau, gagne-denier. Marie Falconnet est « fille apprentisse brodeuse », Marie-Jeanne Danel, crieuse de billets de loterie, Barbe Gosset, revendeuse, et Marguerite Gauthier, « fille vendant du chocolat ». De Barbe Gosset, condamnée à mort comme recéleuse, « On dit qu’elle ne voulut rien annoncer, et mourut sans vouloir rencontrer le confesseur » (ADIII, 5, pièce 200).

Catherine Perin, Marie-Geneviève Aubin, Marie Sanglier et Marie-Françoise Lefort, fille ouvrière en linge, sont les recéleuses de la bande de Rafiat. Catherine Perin est accusée le 7 mai 1743 « d’avoir acheté à vil prix, & rescellé sciament différents effets provenants de plusieurs vols faits nuitamment à main armée dans les rues de Paris, & avec effraction, & d’avoir rescellé pendant le jour la masse dont Raffia, Desmoulins et autres se sont servis pour assassiner nuitamment » (ADIII, 7, pièce 51-58). Elle est condamnée à être pendue. La sentence est la même pour Marie-Françoise Lefort, dont Gueullette5 nous apprend qu’elle était jolie femme. Dans une note manuscrite, il souligne sa déception de n’avoir pas pu la voir lors de son exécution :

On dit que cette Marie-Françoise Lefort étoit fort jolie. Je me trouvay par hasard à son passage lorsque vers 8h du soir on la conduisit en greve, mais ny moy ni personne ne put voir son visage elle l’avoit bridé avec sa cornette et rattachée avec une épingle & toutes ces misérables de la séquelle de raffia ont obtenu d’être ainsy conduites à la potence (ADIII, 7, pièce 61).

Ce commentaire est révélateur : les jolies coupables excitent en effet le voyeurisme des hommes. Peut-être retrouve-t-on cette dimension de sadisme mêlé d’érotisme dans la différence de traitement des femmes et des hommes concernant les peines afflictives : aux hommes, le carcan et le pilori ; aux femmes, les fesses mises à nues par le bourreau et la flagellation sur les places publiques. Si l’humiliation est la même, l’exposition des corps et la violence exercée sont différentes.

L’une des femmes de la bande de Rafiat, Suzanne-Antoinette Dion, possède un pseudonyme ; on l’appelle « la frisée ». C’est probablement la preuve qu’elle appartient, plus que d’autres, au monde de la criminalité. Les brigands ont en effet presque tous un nom d’emprunt, les fausses identités permettant de brouiller les pistes et de rendre plus difficile la tâche de la police. Suzanne-Antoinette Dion est « convaincue d’avoir eu part à l’assassin[at] et commis nuitamment dans les rues de Paris ». Avant d’être pendue, elle est condamnée à subir la question « qu’elle n’eut pas parce qu’elle déclara qu’elle avoit part à tous les crimes dont elle était chargée » (ADIII, 7, pièce 38 ; note manuscrite de Gueullette).

La « frisée » commet donc des meurtres aux côtés des hommes de la bande de Rafiat mais elle fait figure d’exception. Dans les archives judiciaires, rares sont en effet les femmes coupables d’homicides. Le cas est tellement hors du commun que la littérature s’en empare immédiatement. Ainsi le crime de Madame Doineau, « maîtresse voiturière et marchande de vin à l’étape de Versailles », est-il raconté en détail en 1709 dans une feuille de colportage qui raconte comment elle a « donné une charrette attelée de 3 bons chevaux et 20 louis d’or neufs à son charretier pour aider elle & son fils à assassiner son mary » (ADIII, 4, pièce 183)6, avant d’assassiner à trois le malheureux à coups de hache dans la forêt d’Orléans. Le cas le plus fameux est celui de la femme Lescombat qui fit tuer son mari par son amant, le sieur Mongeot, et fut pendue en 1755. Comme Marie-Françoise Lefort, elle avait la réputation d’être une jolie femme et son visage fut caché sous un linge, lors de son exécution, pour ne pas exciter, dit-on, la pitié des spectateurs. Sa geste criminelle fut longuement célébrée dans des oraisons funèbres parodiques, des chansons et même une correspondance amoureuse fictive parue dans la Bibliothèque bleue sous le titre de Lettres amoureuses de la dame Lescombat et du sieur Mongeot.7

Suzanne-Antoinette Dion dite la « frisée » est « vendeuse de la Marée », c’est-à-dire marchande de poisson. Certaines professions sont associées plus que d’autres à la violence et au monde de la criminalité, les bouchers pour les hommes et les marchandes de poisson pour les femmes. Les harengères ou marchandes de harengs des Halles ont, au moins depuis le XVIIe siècle, la réputation d’avoir leur franc parler et d’aimer se quereller et se battre. Ce sont des personnages de premier plan dans la littérature burlesque du XVIIe siècle et dans le genre poissard que Vadé met à la mode au XVIIIe siècle. Ces littératures mettent principalement en scène le petit peuple parisien avec ses excès de langage, sa brutalité et son goût de l’invective. Des œuvres comme La Foire Saint-Germain en vers burlesques de Scarron parue en 1643, La Ville de Paris en vers burlesques de Berthaud, petit volume d’une quarantaine de pages publié en 1652 ou Le Tracas de Paris ou la seconde partie de la ville de Paris de François Colletet, publié en 1665, dépeignent la violence domestique et conjugale, la violence à l’atelier, celle de la foule et de la rue. Berthod, dans La Ville de Paris, fait ainsi dialoguer deux harangères qui se disputent sur le carreau des Halles, dans un texte intitulé « Compliment des Harangères de la Halle » :

La malle-peste de la femme,

Elle, & la sœur à Jean Pignon,

Nous portent toutes deux guignon,

A cause qui sont un peu belles,

Tout chacun veut aller fieux elles,

Tous ces guiebles [diables] d’Hommes y vont,

Je sçavons bien ce qu’ils y font.

[…] Mais tous les jours ne sont pas festes,

A naron [Elles n’auront] pas tourjour bon tans,

Peut estre avant qui set deux ans,

Y pourraient bien avoir les huitres,

Pu salles que de vieilles vitres (Colletet 1649, 84 ; 58-59).

 

B. Brigands et prostituées

De la compagne de brigand à la prostituée, la frontière est parfois fragile. Le couple brigand-prostituée est même un cliché littéraire, par exemple dans The Beggar’s Opera de John Gay, joué avec succès à Londres en 1728, où Macheath, chef des voleurs, a pour amies les prostituées Dolly Trull et Betty Doxy. On pourrait évoquer aussi les courtisanes dont Daniel Defoe a fait des personnages de romans comme Lady Roxana et Moll Flanders. Il n’est pas surprenant que le monde de la pègre côtoie celui de la prostitution dans un milieu social où la misère est partout présente et la frontière entre le licite et l’illicite vite franchie : à la violence à main armée pour les hommes correspond bien souvent le commerce de leur corps pour les femmes. Rappelons qu’à Paris où l’on compte 500.000 habitants au début du XVIIIe siècle, on évalue le nombre des prostituées à près de 13 % de la population féminine (Benabou 1987).

Dans les archives judiciaires, les magistrats accentuent ce lien entre crime et prostitution, même s’il relève parfois davantage du fantasme que de la réalité. A partir du moment où un individu s’écarte de la loi, pourquoi ne pas lui prêter en effet d’autres déviances ? Dans la bande de Cartouche, Jeanne Rey est qualifiée de « femme de débauche » et Jeanne Roger de « femme de débauche et complice ». Même dans des affaires qui relèvent de petits délits comme les arrestations de diseuses de bonne aventure dans les rues de Paris, l’association est souvent faite par les magistrats avec le monde de la prostitution et, pire, avec le métier d’avorteuse ou le maquerellage : Isabeau du Martray est « accusée d’avoir travaillé à la recherche des trésors, de dire la bonne aventure de faire réussir des mariages par le moyen de quelques Drogues & la nommée Clement de débaucher les jeunes filles & les tenir chez elle pour en faire mauvais commerce » (Archives du Musée de la Police, AA4, pièce 870), une autre est qualifiée de « femme suspecte de donner des secrets pour l’amour et pour faire avorter les filles et les femmes grosses » (ibid., AA5, pièce 233). En août 1700, Marie Moreau, d’abord emprisonnée à la Bastille, est transférée à l’Hôpital général un an plus tard car elle est « accusée de pactes avec le diable pour soutirer de l’argent des particuliers, travaillant à la recherche des trésors, donnant des secrets pour rendre invulnérables, secrets pour l’amour et faire réussir les mariages ». D’ailleurs, ajoute le magistrat, elle « prêtait à usure et faisait avorter les femmes » (ibid., AA4, pièce 855 ; Krampl 2011).

A la répression du désordre sur la voie publique correspond en effet la répression du désordre des mœurs, l’un accompagnant fréquemment l’autre aux yeux des magistrats. Morale et justice criminelle sont intrinsèquement liées tout au long du XVIIIe siècle. Dans le procès de la bande des chauffeurs d’Orgères, une bande de mendiants qui s’attaquaient aux fermes isolées de la Beauce dans les années 1799-1800, le président du Tribunal évoque des « ennemis implacables de l’ordre social » (Discours et résumés 2010, 15) et l’un des greffiers ajoute : « Du libertinage au crime, il n’est qu’un pas, ils le firent et s’y précipitèrent » (Leclair 2006, 31).

Il existe cependant une différence de traitement, dans le domaine des mœurs, entre les femmes et les hommes. Si les femmes sont aisément qualifiées de prostituées ou de débauchées, les brigands, de manière beaucoup plus positive, sont entourés de l’aura des grands séducteurs. Ce légendaire des grands brigands est largement amplifié par la littérature. Il se construit dans les années 1720 au moment de l’affaire Cartouche et se prolonge au XIXe siècle jusque dans l’imagerie d’Epinal. Cartouche et Mandrin, les brigands français les plus célèbres du XVIIIe siècle, ont été visités, tels des stars, dans leur prison par les hommes et les femmes de la haute société. Ils ont été célébrés dans des poèmes, des biographies et des pièces de théâtre. Bien que les textes soient ambigus et se terminent toujours par le récit édifiant du supplice, ils exaltent la force physique et le charisme de leurs héros. Michel Forest, un marchand de Valence qui rendit visite à Mandrin dans sa prison en 1755, le décrit ainsi dans son journal :

Il avait beaucoup d’esprit […], la physionomie des plus guerrières et des plus hardies, l’œil vif ; enfin sa figure montrait qu’il était capable d’entreprendre ce qu’il avait fait ; de la taille de cinq pieds et quatre à cinq pouces, cheveux blonds, les épaules larges, bien tourné et une jambe des mieux (Forest 1980, 43).

Dans l’Histoire de la vie et du procès du fameux Louis-Dominique Cartouche, une biographie publiée dans la Bibliothèque bleue et vendue par colportage tout au long du XVIIIe siècle, on peut lire :

Il ajouta à ses dépositions les noms et les demeures de ses maîtresses, et on envoya sur-le-champ des archers qui les amenèrent devant lui. Il y en avait trois. L’une était une fille grande, bien faite, d’un air modeste, et qu’il appelait sa sœur grise. Il déclara qu’elle avait eu plusieurs enfants de lui, et qu’elle en avait défait un, et sur cette déclaration, et les preuves qu’il en apporta, elle fut jettée au cachot. Sa seconde maîtresse, qui était alors maîtresse en charge, ou la salutaire régnante, comme il disait lui-même, parut ensuite, et elle parut d’un air hardi, et avec des habits magnifiques. Il ne chargea point celle-là. Ainsi on se contenta de la raser en sa présence et de l’envoyer à la maison de force pour dix ans. La troisième qui vint était une de ces fameuses poissonnières de la halle. Il l’avait toujours aimée plus que les autres. Cependant il ne l’épargna point, et lui imputa d’avoir été une de celles qui recevaient ses vols. En effet, on trouva chez elle une montre et un calice, dont il assura qu’il l’avait priée de se charger, et on la transporta dans le même moment au Châtelet (Histoires curieuses 1984, 133).

Ni les mœurs, ni les relations amoureuses ne sont une affaire privée au XVIIIe siècle. La relation public/privé ne se pose pas dans les mêmes termes qu’aujourd’hui. Le roi, représentant de Dieu sur terre, se considère comme le garant de l’ordre familial et moral. Si ses sujets commettent des écarts, c’est donc au bras armé du souverain, c’est-à-dire à sa police et à ses magistrats d’intervenir. C’est pourquoi les archives judiciaires du XVIIIe siècle, et en particulier les lettres de cachet du fonds de la Bastille (Farge & Foucault 1982), mais aussi la Table des accusés jugés en appel devant le Parlement de Paris rendent compte du désordre des familles, de la mésentente entre parents et enfants et des problèmes de mésalliance conjugale et d’adultères. Dans la Table des accusés jugés en appel devant le Parlement de Paris, les hommes comparaissent majoritairement pour actes de violence divers, rixes, duels, homicides, alors que les femmes sont jugées pour des affaires d’adultères et d’infanticides qui, toutes, relèvent du « grand criminel ». Rappelons que sous l’Ancien Régime, l’infanticide est en principe puni de mort. On trouve cinq cas d’infanticide pour la seule année 1713. Marie Bonnel, fileuse de profession, d’abord condamnée à mort, voit en août 1713 sa peine commuée par le Parlement de Paris en « ad omnia citra mortem », c’est-à-dire tout châtiment à l’exclusion de la peine capitale. C’est la même condamnation qui frappe Claire Thuillier de Nemours. Mais une autre, Madeleine Dupin, est pendue le 20 juin 1713 pour infanticide et Catherine Coadon, habitant Melun, est marquée au fer rouge des lettres VV (voleuse récidiviste), battue de verges, et bannie neuf ans le 13 mars 1714 pour « recel de grossesse » (X 2A).

Concernant l’adultère, pour lequel seules les femmes sont punies, la sentence est d’être « authentiquée », c’est-à-dire, selon le dictionnaire de Furetière, d’être condamnée à « perdre sa dot & ses conventions matrimoniales, & à être rasée & mise dans un couvent pour y demeurer 2 ans, pendant lesquels il est permis à son mari de la reprendre, à faute de quoy elle y doit demeurer renfermée à perpétuité » (Furetière 1690). C’est ce qui se passe pour la femme Barbier, épouse Manceau, accusée par son mari d’adultère en 1713 et « conduite dans un couvent choisi par son mari ». Anne Bardon, elle, est « authentiquée » la même année (X 2A). L’accusation d’adultère lorsqu’elle concerne un homme, n’est pas retenue par les magistrats. Il en est de même pour l’accusation de viol, sauf si la victime est un enfant. Pour eux, il n’y a pas matière à légiférer et l’accusé est le plus souvent « renvoyé de l’accusation », c’est-à-dire relâché. Ce que montrent en effet les archives judiciaires est que, dans les affaires de mœurs, la grande coupable, pour les magistrats, est la femme. La justice d’Ancien Régime se caractérise par un traitement très inégal des hommes et des femmes et une grande misogynie dans ce domaine.

En dehors des infanticides qui témoignent surtout de la détresse morale et sociale des femmes qui les commettent, et de quelques cas exceptionnels où des femmes se rendent coupables de meurtres comme Madame Lescombat, la violence féminine est donc peu présente dans les affaires judiciaires. Dans les bandes de brigands, les femmes jouent par ailleurs, comme on l’a vu, un rôle tout à fait secondaire. En revanche, la littérature du XVIIIe siècle a fait de la violence criminelle des femmes un thème de prédilection. Bien avant le marquis de Sade et l’impitoyable Juliette qui se délecte dans le vice et dans le meurtre, Courtilz de Sandras invente dans les Mémoires de M. d’Artagnan le personnage sulfureux de Milady que lui empruntera Alexandre Dumas dans Les Trois Mousquetaires. Mais c’est surtout l’abbé Prévost qui fait de la violence féminine un thème récurrent de l’action romanesque. Dans les Mémoires et aventures d’un homme de qualitéqui s’est retiré du monde, il invente même une femme chef de brigands qui assassine les cavaliers égarés dans la forêt de Senlis :

[Un archer] nous rapporta la manière dont cette coquine s’y prenait pour détrousser les passans, et souvent pour les tuer. Elle est à pied, nous dit-il, et vêtue proprement. Elle porte sous son bras une boîte moins pesante qu’incommode par sa grandeur. Lorsqu’elle aperçoit un cavalier qui passe dans ce chemin, elle se laisse apercevoir. Il y a peu d’hommes qui voyant une femme d’un certain air, au milieu d’une forêt, ne se laisse tenter à la curiosité de s’approcher d’elle, et de lui demander ce qu’elle y fait. Elle répond comme elle juge à propos, et se plaignant de sa lassitude, elle donne occasion au passant de lui offrir la croupe de son cheval. C’est ce qu’elle désire : elle l’accepte ; et pour se préparer plus de facilité à faire son coup, elle prie son cavalier de prendre devant lui sa boîte, afin qu’il ait les mains occupées. Alors elle prend son temps pour lui enfoncer par derrière ou dans le côté un large poignard dont elle est toujours pourvue (Abbé Prévost 1808, 345).

On peut ainsi considérer qu’il faut chercher les grandes figures féminines du crime non dans les archives judiciaires mais dans la littérature.

 

Bibliographie

 

 

Sources manuscrites

Archives Nationales

AD III, 4, pièce 183

AD III, 5 : années 1726-1734, pièces 188-200

AD III, 7 : années 1742-1750, pièces 20, 35, 38, 51-58, 61

X 2A Table des accusés jugés en appel au Parlement de Paris. Les deux premiers tomes sont consacrés aux années 1700-1725.

Bibliothèque de l’Arsenal

Manuscrit 10606, pièce 259

Archives du Musée de la Police

Série AA4, pièces 855, 870

Série AA5, pièce 233

 

 

Sources imprimées

BERTHAUD. s. d. La Ville de Paris en vers burlesques contenant les galanteries du palais, la chicane des plaideurs, augmenté de la foire St. Germain par le sieur Scaron. Paris : A. de Rafflé.

COLLETET, François. 1649. Le Tracas de Paris ou la seconde partie de la ville de Paris. Paris : A. de Rafflé.

Discours et résumés dans l’affaire d’Orgères instruite etc., par le citoyen Liendon. 2010. Paris : Le Livre d’Histoire.

Courtilz de Sandras, Gatien (de). 1700. Mémoires de M. d’Artagnan Mémoires de M. d’Artagnan, capitaine-lieutenant de la première compagnie du roi. Cologne, P. Marteau.

DUMAS, Alexandre. 1845. Les Trois Mousquetaires. Paris, Baudry.

Gay, John. 1728. The Beggar’s opera, as it is acted at the theatre-royal in Lincolns-Inn-Fields. London : J. Watts.

Histoire de la vie et du procès du fameux Louis-Dominique Cartouche. s.d. Troyes : Veuve Garnier.

Histoires curieuses et véritables de Cartouche et Mandrin. 1984. Textes présentés par H.J. Lüsebrink. Paris : Montalba.

Lettres amoureuses de la dame Lescombat et du sieur Mongeot, ou l’histoire de leurs criminelles amours. s.d. Troyes : Veuve Garnier.

ABBÉ PRÉVOST. 1808. Mémoires et aventures d’un homme de qualité qui s’est retiré du monde. Paris : Mame. Tome 6, livre 15.

 

 

Travaux critiques

BENABOU, Erica-Marie. 1987. La prostitution et la police des mœurs au XVIIIe siècle. Paris : Perrin.

FARGE, ARLETTE & FOUCAULT, MICHEL. 1982. Le désordre des familles. Lettres de cachet des Archives de la Bastille. Lettres de cachet des Archives de la Bastille au XVIIIe siècle. Paris : Gallimard.

FOREST, Michel. 1980. Chroniques d’un bourgeois de Valence au temps de Mandrin. Introduction et notes par Roger Canac. Grenoble : Presses Universitaires de Grenoble.

FURETIÈRE, Antoine. 1690. Dictionnaire universel contenant généralement tous les mots français tant vieux que modernes, volume 1. Amsterdam, Arnoud et Reinier Leers.

KRAMPL, Ulrike. 2011. Les secrets des faux sorciers. Police, magie et escroquerie à Paris au XVIIIe siècle. Paris : Éditions de l’EHESS.

LECLAIR, P. 2006. Histoire des brigands, chauffeurs et assassins d’Orgères. Paris : Editions la Bibliothèque.

MILLIOT, Vincent. 2008. « L’œil et la mémoire : réflexions sur les compétences et les savoirs policiers à la fin du XVIIIe siècle, d’après les « papiers » du lieutenant général Lenoir », dans : Revue d’Histoire des Sciences Humaines 19, 51-73.

 

1 Sous l’Ancien Régime, c’est le tribunal royal du Châtelet, une cour de justice dite « inférieure », qui traite les affaires civiles et criminelles de première instance survenues à Paris.

2 La série ADIII des Archives nationales a été constituée au XVIIIe siècle par Thomas-Simon Gueullette, homme de lettres et substitut du procureur du Châtelet de 1709 à 1766. Elle regroupe un grand nombre de documents liés aux affaires criminelles, actes du Parlement de Paris, brochures, chansons, gravures, et pièces manuscrites de Gueullette.

3 Lorsque les cours de justice dites inférieures, bailliages, sénéchaussées, prononcent des peines « afflictives » comme le pilori, le carcan, le marquage des corps et la peine de mort, l’affaire est automatiquement transférée en appel devant la chambre criminelle du Parlement de Paris qui adoucit souvent la sentence.

4 L’Hôpital général de Paris, fondé en 1656 pour l’enfermement des pauvres, comporte deux établissements principaux, la Salpétrière pour les femmes et Bicêtre pour les hommes.

5 Voir la note 2.

6Le cruel et sanglant assassinat commis par Mme Doineau, maîtresse voiturière et marchande de vin à l’étape de Versailles, A.N.

7 La Bibliothèque bleue est une collection de brochures vendues par colportage du XVIIe au XIXe siècle.

¿Qué es una mujer?

Debates ilustrados y circulación transnacional1

Mónica Bolufer (València)

 

En 1995 se publicó en versión inglesa una obra tan concisa como densa y brillante: The Moral Sex. Women’s Nature in the French Enlightenment, que ha­bía aparecido en su lengua original alemana en 1987. Por entonces acababa de finalizar mi tesis doctoral sobre la construcción de la feminidad en la Ilustración española y, convencida de la necesidad de situar ese proceso cultural y social en un contexto internacional, me había familiarizado con los textos de la Ilustración francesa sobre ese tema, cuya influencia en España, como descubrí, había sido muy notable. Por ello mismo me impresionó la claridad y sutileza con que era capaz de analizarlos la autora de ese volumen, Lieselotte Steinbrügge. Su impor­tante libro señalaba el carácter transversal que el debate había tenido en Francia, donde superó ampliamente el ámbito de los textos dedicados de forma monográ­fica a la “cuestión de las mujeres” para hacerse presente en todo tipo de discu­siones políticas, económicas, literarias, pedagógicas. Steinbrügge destacaba también la paradoja inherente a una noción central, la de “naturaleza”, que si bien tuvo en general en el pensamiento ilustrado un carácter liberador, como piedra de toque de la crítica a las inercias intelectuales y las instituciones socia­les del Antiguo Régimen, en el caso de las mujeres sirvió más bien para en­cer­rarlas en la prisión de una condición “natural” definida como complementaria de la masculina, pero también como más rígida e inamovible. En efecto, mien­tras que algunos textos significativos del debate insistían desde finales del siglo XVII (con François Poulain de la Barre) en la igualdad intelectual de los sexos, de forma gradual en el último tercio del siglo fue imponiéndose una visión que polarizaba esa diferencia, presentando a las mujeres como más condicionadas por su sexo que los hombres por el suyo e incluso como “el sexo” por antono­masia, y que reservaba la representación supuestamente neutral de la especie al varón.

 

The eighteenth-century is the period when the sex-specific character attributed to men and women developed and diverged; it is the epoch in which the ideological and institutional foundations were laid for women’s exclusion from civil rights and higher education –in short, from public life. It is the age that saw the emergence of an image of female nature that allowed precisely these exclusions to be considered “natural” (Steinbrügge 1995, 4).