Romeo und Julia von William Shakespeare (Textausgabe) - William Shakespeare - E-Book

Romeo und Julia von William Shakespeare (Textausgabe) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Die bewährten Hamburger Lesehefte + Königs Materialien in einem Band. Das zeichnet die neue Reihe aus: - Die preisgünstigste Reihe im deutschsprachigen Raum! - Großes Format (DIN A5) in moderner Aufmachung - Lesefreundlicher, sorgfältig edierter Originaltext - Seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe der Hamburger Lesehefte - Breite Randspalte mit kurzen Worterklärungen - Platz für eigene Notizen - Navigationsleiste zur besseren Orientierung - Biografie des Autors (kompakt zusammengefasst) - Ausführlicher Wort- und Sacherklärungsteil - Umfangreiche Materialien, nach Themenbereichen gebündelt In William Shakespeares "Romeo und Julia" verlieben sich zwei Jugendliche aus verfeindeten Familien leidenschaftlich ineinander. Ihre tragische Liebe endet in einem Missverständnis und dem gemeinsamen Tod, der schließlich die Versöhnung ihrer Familien bewirkt.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Text und Materialien

WILLIAM SHAKESPEARE

Romeo und Julia

Ein Trauerspiel in fünf Akten

In der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel

HAMBURGER LESEHEFTE PLUSKÖNIGS MATERIALIEN523. HEFT

Zur Textgestaltung Die vorliegende Ausgabe folgt der Übersetzung August Wilhelm Schlegels, die zwischen 1797 und 1801 in acht Bänden erschien.

 

Analysiert und interpretiert (auf Grundlage einer englischsprachigen Dramenfassung) wird Romeo und Julia in Königs Erläuterungen, Band 55, C. Bange Verlag.

 

2. Auflage 2023

 

Alle Drucke dieser Ausgabe und die der Hamburger Lesehefte sind untereinander unverändert und können im Unterricht nebeneinander genutzt werden.

 

Heftbearbeitung Text: Gerhard Schack Heftbearbeitung Materialien: Carina Orf Umschlaggestaltung und Layout: Petra Michel Umschlagzeichnung: Ingeborg Strange-Friis

 

ISBN: 978-3-8044-2578-1PDF: 978-3-8044-6578-7EPUB: 978-3-8044-7578-6 © 2021 by C. Bange Verlag GmbH, Marienplatz 12, 96142 Hollfeldwww.bange-verlag.de

 

ISBN: 978-3-87291-522-1PDF: 978-3-87291-714-0EPUB: 978-3-87291-664-8 © 2021 by Hamburger Lesehefte Verlag, Nordbahnhofstraße 2, 25813 Husumwww.hamburger-lesehefte.de

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

 

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Das E-Book enthält in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, diese verweisen auf die Printausgabe des Werkes.

Versdramen weisen zusätzlich zur Seitenzählung eine Versnummerierung in entsprechender Höhe auf dem Rand aus.

Inhaltsverzeichnis

Text

Personen

Vorspruch

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Biografie

Wort- und Sacherklärungen

Materialien

Literaturgeschichtlicher Hintergrund

Theater während des „Golden Age“

Stoffgeschichte zu Romeo and Juliet

Elisabethanische Tragödien

Autor und Entstehung

Mit dem Rad auf Williams Spuren

The Traces of Shakespeare’s Life

Dichter und Geschäftsmann

Romeo and Juliet: Q1 und Q2

Die Uraufführung von Romeo and Juliet

Interpretationsansätze

Zufall, Schicksal und eigene Wahl

Carpe diem

Der Mythos der „wahren Liebe“

Mehrdeutigkeit und Humor in der Übersetzung

Die sexuelle Doppeldeutigkeit in der Sterbeszene

Die Macht der Worte

Rezeptionsgeschichte

Shakespeare kommt nach Deutschland

Europas Shakespeare

Romeo und Julia in Manhattan

Oskar und Emma

Zeffirellis Verfilmung im Jahr 1968

Shakespeare als Videoclip?

„[I]ch bin gerne dort, wo es gärt“

Darum Shakespeare!

Text

[2]PERSONEN

ESCALUS, Prinz von Verona

GRAF PARIS, Verwandter des Prinzen

MONTAGUE

CAPULET

Häupter zweier Häuser, welche in Zwist miteinander sind

Ein alter Mann, Capulets Oheim

ROMEO, Montagues Sohn

MERCUTIO, Verwandter des Prinzen und Romeos Freund

BENVOLIO, Montagues Neffe und Romeos Freund

TYBALT, Neffe der Gräfin Capulet

BRUDER LORENZO, ein Franziskaner

BRUDER MARCUS, von demselben Orden

BALTHASAR, Romeos Diener

SIMSON

GREGORIO

Bediente Capulets

PETER, Diener der Amme

ABRAHAM, Bedienter Montagues

Ein Apotheker

Drei Musikanten

Ein Page des Paris; ein zweiter Page; ein Polizist

GRÄFIN MONTAGUE, Gemahlin Montagues

GRÄFIN CAPULET, Gemahlin Capulets

JULIA, Capulets Tochter

Juliens Amme

Bürger von Verona. Verschiedene Männer und Frauen, Verwandte beider Häuser. Masken, Wachen und anderes Gefolge

DER CHOR

 

Die Szene ist den größten Teil des Stücks hindurch in Verona; zu Anfange des fünften Aufzugs in Mantua

[3]VORSPRUCH

Der Chor tritt auf.

Zwei Häuser, gleich an Würde und Gebot,

Euch in Verona unser Spiel entdeckt:

Wie altem Hader neuer Hass entloht,

Mit Bürgerblut sich Bürgerhand befleckt.

 

Wie aus der Feinde unheilschwangerm Schoß –

Unsternverfolgt – ein Liebespaar entspringt,

Das erst durch ein unselig bitter Los

Der Eltern Zwist zu spätem Frieden zwingt:

 

Ach, dieser todgeweihten Liebe Lauf,

Des Elternhasses Wüten, dem ein Ziel

Der beiden Tod nur setzt – all das zeigt auf

Zwei Stunden lang der Bühne buntes Spiel!

 

Wollt Ihr es hör’n huldvollen Ohres – wisst:

Wir bessern gern, was noch zu bessern ist!

(Ab.)

[5]ERSTER AKT

ERSTE SZENE

Ein öffentlicher Platz

Simson und Gregorio, zwei Bediente Capulets, treten auf.

SIMSON.

Auf mein Wort, Gregorio, wir wollen nichts in die Tasche stecken.

GREGORIO.

Freilich nicht, sonst wären wir Taschenspieler.

SIMSON.

Ich meine, ich werde den Koller kriegen und vom Leder ziehn.

GREGORIO.

Ne, Freund! deinen ledernen Koller musst du beileibe nicht ausziehn.

SIMSON.

Ich schlage geschwind zu, wenn ich aufgebracht bin.

GREGORIO.

Aber du wirst nicht geschwind aufgebracht.

SIMSON.

Ein Hund aus Montagues Hause bringt mich schon auf.

GREGORIO.

Einen aufbringen heißt: ihn von der Stelle schaffen. Um tapfer zu sein, muss man standhalten. Wenn du dich also aufbringen lässt, so läufst du davon.

SIMSON.

Ein Hund aus dem Hause bringt mich zum Standhalten. Mit jedem Bedienten und jedem Mädchen Montagues will ich es aufnehmen.

GREGORIO.

Der Streit ist nur zwischen unsern Herrschaften und uns, ihren Bedienten. Es mit den Mädchen aufnehmen? Pfui doch! Du solltest dich lieber von ihnen aufnehmen lassen.

SIMSON.

Einerlei! Ich will barbarisch zu Werke gehn. Hab ich’s mit den Bedienten erst ausgefochten, so will ich mir die Mädchen unterwerfen. Sie sollen die Spitze meines Degens fühlen, bis er stumpf wird.

GREGORIO.

Zieh nur gleich vom Leder: da kommen zwei aus dem Hause der Montagues.

(Abraham und Balthasar treten auf.)

SIMSON.

Hier! Mein Gewehr ist blank. Fang nur Händel an: ich will den Rücken decken.

GREGORIO.

Den Rücken? willst du Reißaus nehmen?

SIMSON.

Fürchte nichts von mir.

GREGORIO.

Ne, wahrhaftig! ich dich fürchten?

SIMSON.

Lass uns das Recht auf unsrer Seite behalten, lass sie anfangen.

GREGORIO.

Ich will ihnen im Vorbeigehn ein Gesicht ziehn, sie mögen’s nehmen, wie sie wollen.

[6]SIMSON.

Wie sie dürfen, lieber. Ich will ihnen einen Esel bohren: wenn sie es einstecken, so haben sie den Schimpf.

ABRAHAM.

Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?

SIMSON.

Ich bohre einen Esel, mein Herr.

ABRAHAM.

Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?

SIMSON.

Ist das Recht auf unsrer Seite, wenn ich ja sage?

GREGORIO.

Nein.

SIMSON.

Nein, mein Herr! Ich bohre Euch keinen Esel, mein Herr. Aber ich bohre einen Esel, mein Herr.

GREGORIO.

Sucht Ihr Händel, mein Herr?

ABRAHAM.

Händel, mein Herr? Nein, mein Herr!

SIMSON.

Wenn Ihr sonst Händel sucht, mein Herr: ich stehe zu Diensten. Ich bediene einen ebenso guten Herrn wie Ihr.

ABRAHAM.

Keinen bessern.

SIMSON.

Sehr wohl, mein Herr!

(Benvolio tritt auf.)

GREGORIO.

Sag: einen bessern; hier kommt ein Vetter meiner Herrschaft.

SIMSON.

Ja doch, einen bessern, mein Herr.

ABRAHAM.

Ihr lügt.

SIMSON.

Zieht, wo ihr Kerls seid! – Frisch, Gregorio! denk mir an deinen Schwadronierhieb. (Sie fechten.)

BENVOLIO.

Ihr Narren, fort! steckt eure Schwerter ein!

Ihr wisst nicht, was ihr tut.

(Tybalt tritt auf.)

TYBALT.

Was? ziehst du unter den verzagten Knechten?

Hierher, Benvolio! Beut die Stirn dem Tode!

BENVOLIO.

Ich stifte Frieden: steck dein Schwert nur ein!

Wo nicht, so führ es, diese hier zu trennen!

TYBALT.

Was? Ziehn und Friede rufen? Wie die Hölle

Hass ich das Wort, wie alle Montagues

Und dich! Wehr dich, du Memme! (Sie fechten.)

(Verschiedene Anhänger beider Häuser kommen und mischen sich in den Streit; dann Bürger und Polizisten mit Knitteln.)

ERSTER POLIZEIDIENER.

He! Spieß’ und Stangen her! Schlagt auf sie los!

BÜRGER.

Weg mit den Capulets! Weg mit den Montagues!

(Capulet im Schlafrock und Gräfin Capulet.)

CAPULET.

Was für ein Lärm? – Holla! mein langes Schwert!

GRÄFIN CAPULET.

Nein, Krücken! Krücken! Wozu soll ein Schwert!

CAPULET.

Mein Schwert, sag ich! Der alte Montague

[7]Kommt dort, und schwingt die Klinge mir zum Hohn.

(Montague und Gräfin Montague.)

MONTAGUE.

Du Schurke! Capulet! – Lasst los, lasst mich gewähren!

GRÄFIN MONTAGUE.

Du sollst dich keinen Schritt dem Feinde nähern.

(Der Prinz mit Gefolge.)

PRINZ.

Aufrührische Vasallen! Friedensfeinde!

Die ihr den Stahl mit Nachbarblut entweiht! –

Wollt ihr nicht hören? – Männer! wilde Tiere!

Die ihr die Flammen eurer schnöden Wut

Im Purpurquell aus euren Adern löscht!

Zu Boden werft, bei Buß an Leib und Leben,

Die missgestählte Wehr aus blut’ger Hand!

Hört eures ungehaltnen Fürsten Spruch!

Drei Bürgerzwiste haben dreimal nun,

Aus einem luft’gen Wort von euch erzeugt,

Du alter Capulet und Montague,

Den Frieden unsrer Straßen schon gebrochen.

Veronas graue Bürger mussten sich

Entladen ihres ehrenfesten Schmucks,

Und alte Speer’ in alten Händen schwingen,

Woran der Rost des langen Friedens nagte,

Dem Hasse, der euch nagt, zu widerstehn.

Verstört ihr jemals wieder unsre Stadt,

So zahl eur Leben mir den Friedensbruch.

Für jetzt begebt euch, all ihr andern, weg!

Ihr aber, Capulet, sollt mich begleiten.

Ihr, Montague, kommt diesen Nachmittag

Zur alten Burg, dem Richtplatz unsres Banns,

Und hört, was hierin fürder mir beliebt.

Bei Todesstrafe, sag ich, alle fort!

(Der Prinz, sein Gefolge, Capulet, Gräfin Capulet, Tybalt, die Bürger und Bedienten gehen ab.)

MONTAGUE.

Wer bracht’ aufs Neu den alten Zwist in Gang?

Sagt, Neffe, wart Ihr da, wie er begann?

BENVOLIO.

Die Diener Eures Gegners fochten hier

Erhitzt mit Euren schon, eh ich mich nahte;

Ich zog, um sie zu trennen. Plötzlich kam

Der wilde Tybalt mit gezücktem Schwert,

Und schwang, indem er schnaubend Kampf mir bot,

Es um sein Haupt, und hieb damit die Winde,

Die, unverwundet, zischend ihn verhöhnten.

[8]Derweil wir Hieb’ und Stöße wechseln, kamen

Stets mehr und mehr, und fochten miteinander;

Dann kam der Fürst und schied sie voneinander.

GRÄFIN MONTAGUE.

Ach, wo ist Romeo? Saht Ihr ihn heut?

Wie froh bin ich! Er war nicht bei dem Streit.

BENVOLIO.

Schon eine Stunde, Gräfin, eh im Ost

Die heil’ge Sonn aus goldnem Fenster schaute,

Trieb mich ein irrer Sinn ins Feld hinaus.

Dort, in dem Schatten des Kastanienhains,

Der vor der Stadt gen Westen sich verbreitet,

Sah ich, so früh schon wandelnd, Euren Sohn.

Ich wollt’ ihm nahn, er aber nahm mich wahr

Und stahl sich tiefer in des Waldes Dickicht.

Ich maß sein Innres nach dem meinen ab,

Das in der Einsamkeit am regsten lebt,

Ging meiner Laune nach, ließ seine gehn,

Und gern vermied ich ihn, der gern mich floh.

MONTAGUE.

Schon manchen Morgen ward er dort gesehn,

Wie er den frischen Tau durch Tränen mehrte

Und, tief erseufzend, Wolk an Wolke drängte.

Allein sobald im fernsten Ost die Sonne,

Die allerfreu’nde, von Auroras Bett

Den Schattenvorhang wegzuziehn beginnt,

Stiehlt vor dem Licht mein finstrer Sohn sich heim,

Und sperrt sich einsam in sein Kämmerlein,

Verschließt dem schönen Tageslicht die Fenster,

Und schaffet künstlich Nacht um sich herum.

In schwarzes Missgeschick wird er sich träumen,

Weiß guter Rat den Grund nicht wegzuräumen.

BENVOLIO.

Mein edler Oheim, wisset Ihr den Grund?

MONTAGUE.

Ich weiß ihn nicht und kann ihn nicht erfahren.

BENVOLIO.

Lagt Ihr ihm jemals schon deswegen an?

MONTAGUE.

Ich selbst sowohl als mancher andre Freund.

Doch er, der eignen Neigungen Vertrauter,

Ist gegen sich, wie treu will ich nicht sagen,

Doch so geheim und in sich selbst gekehrt,

So unergründlich forschendem Bemühn,

Wie eine Knospe, die ein Wurm zernagt,

Eh sie der Luft ihr zartes Laub entfalten,

Und ihren Reiz der Sonne weihen kann.

Erführen wir, woher sein Leid entsteht,

Wir heilten es so gern, als wir’s erspäht.

(Romeo erscheint in einiger Entfernung.)

[9]BENVOLIO.

Da kommt er, seht! Geruht uns zu verlassen.

Galt ich ihm je was, will ich schon ihn fassen.

MONTAGUE.

O beichtet’ er für dein Verweilen dir

Die Wahrheit doch! – Kommt, Gräfin, gehen wir!

(Montague und Gräfin Montague gehen ab.)

BENVOLIO.

Ha, guten Morgen, Vetter!

ROMEO.

Erst so weit?

BENVOLIO.

Kaum schlug es neun.

ROMEO.

Weh mir! Gram dehnt die Zeit.

War das mein Vater, der so eilig ging?

BENVOLIO.

Er war’s. Und welcher Gram dehnt Euch die Stunden?

ROMEO.

Dass ich entbehren muss, was sie verkürzt.

BENVOLIO.

Entbehrt Ihr Liebe?

ROMEO.

Nein.

BENVOLIO.

So ward sie Euch zuteil?

ROMEO.

Nein, Lieb entbehr ich, wo ich lieben muss.

BENVOLIO.

Ach, dass der Liebesgott, so mild im Scheine,

So grausam in der Prob erfunden wird!

ROMEO.

Ach, dass der Liebesgott, trotz seinen Binden,

Zu seinem Ziel stets Pfade weiß zu finden!

Wo speisen wir? – Ach! welch ein Streit war hier?

Doch sagt mir’s nicht, ich hört’ es alles schon.

Hass gibt hier viel zu schaffen, Liebe mehr.

Nun dann: liebreicher Hass! streitsücht’ge Liebe!

Du Alles, aus dem Nichts zuerst erschaffen!

Schwermüt’ger Leichtsinn! ernste Tändelei!

Entstelltes Chaos glänzender Gestalten!

Bleischwinge! lichter Rauch und kalte Glut!

Stets wacher Schlaf! dein eignes Widerspiel! –

So fühl ich Lieb und hasse, was ich fühl!

Du lachst nicht?

BENVOLIO.

Nein! das Weinen ist mir näher.

ROMEO.

Warum, mein Herz?

BENVOLIO.

Um deines Herzens Qual.

ROMEO.

Das ist der Liebe Unbill nun einmal.

Schon eignes Leid will mir die Brust zerpressen,

Dein Gram um mich wird voll das Maß mir messen.

Die Freundschaft, die du zeigst, mehrt meinen Schmerz;

Denn, wie sich selbst, so quält auch dich mein Herz.

Lieb ist ein Rauch, den Seufzerdämpf erzeugten,

Geschürt, ein Feu’r, von dem die Augen leuchten,

Gequält, ein Meer, von Tränen angeschwellt;

[10]Was ist sie sonst? Verständ’ge Raserei,

Und ekle Gall, und süße Spezerei.

Lebt wohl, mein Freund!

BENVOLIO.

Sacht! ich will mit Euch gehen;

Ihr tut mir Unglimpf, lasst Ihr so mich stehen.

ROMEO.

Ach, ich verlor mich selbst; ich bin nicht Romeo.

Der ist nicht hier: er ist – ich weiß nicht wo.

BENVOLIO.

Entdeckt mir ohne Mutwill, wen Ihr liebt.

ROMEO.

Bin ich nicht ohne Mut und ohne Willen?

BENVOLIO.

Nein, sagt mir’s ohne Scherz.

ROMEO.

Verscherzt ist meine Ruh: wie sollt’ ich scherzen?

O überflüss’ger Rat bei so viel Schmerzen!

Hört, Vetter, denn im Ernst: ich lieb ein Weib.

BENVOLIO.

Ich traf’s doch gut, da ich verliebt Euch glaubte.

ROMEO.

Ein wackrer Schütz! – Und, die ich lieb, ist schön.

BENVOLIO.

Ein glänzend Ziel kann man am Ersten treffen.

ROMEO.

Dies Treffen traf dir fehl, mein guter Schütz:

Sie meidet Amors Pfeil, sie hat Dianens Witz.

Umsonst hat ihren Panzer keuscher Sitten

Der Liebe kindisches Geschoss bestritten.

Sie wehrt den Sturm der Liebesbitten ab,

Steht nicht dem Angriff kecker Augen, öffnet

Nicht ihren Schoß dem Gold, das Heil’ge lockt.

Oh, sie ist reich an Schönheit; arm allein,

Weil, wenn sie stirbt, ihr Reichtum hin wird sein.

BENVOLIO.

Beschwor sie der Enthaltsamkeit Gesetze?

ROMEO.

Sie tat’s, und dieser Geiz vergeudet Schätze.

Denn Schönheit, die der Lust sich streng enthält,

Bringt um ihr Erb die ungeborne Welt.

Sie ist zu schön und weis, um Heil zu erben,

Weil sie, mit Weisheit schön, mich zwingt zu sterben.

Sie schwor zu lieben ab, und dies Gelübd’

Ist Tod für den, der lebt, nur weil er liebt.

BENVOLIO.

Folg meinem Rat, vergiss an sie zu denken.

ROMEO.

So lehre mich, das Denken zu vergessen.

BENVOLIO.

Gib deinen Augen Freiheit, lenke sie

Auf andre Reize hin.

ROMEO.

Das ist der Weg,

Mir ihren Reiz in vollem Licht zu zeigen.

Die Schwärze jener neidenswerten Larven,

Die schöner Frauen Stirne küssen, bringt

Uns in den Sinn, dass sie das Schöne bergen.

Der, welchen Blindheit schlug, kann nie das Kleinod

[11]Des eingebüßten Augenlichts vergessen.

Zeigt mir ein Weib, unübertroffen schön;

Mir gilt ihr Reiz wie eine Weisung nur,

Worin ich lese, wer sie übertrifft.

Leb wohl! Vergessen lehrest du mich nie.

BENVOLIO.

Dein Schuldner sterb ich, glückt mir nicht die Müh.

(Beide ab.)

ZWEITE SZENE

Titelbild

Titelseite

Impressum

Hinweis zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis

Text

Personen

Vorspruch

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Biografie

Wort- und Sacherklärungen

Materialien

Literaturgeschichtlicher Hintergrund

Theater während des „Golden Age“

Stoffgeschichte zu

Romeo and Juliet

Elisabethanische Tragödien

Autor und Entstehung

Mit dem Rad auf Williams Spuren

The Traces of Shakespeare’s Life

Dichter und Geschäftsmann

Romeo and Juliet

: Q1 und Q2

Die Uraufführung von

Romeo and Juliet

Interpretationsansätze

Zufall, Schicksal und eigene Wahl

Carpe diem

Der Mythos der „wahren Liebe“

Mehrdeutigkeit und Humor in der Übersetzung

Die sexuelle Doppeldeutigkeit in der Sterbeszene

Die Macht der Worte

Rezeptionsgeschichte

Shakespeare kommt nach Deutschland

Europas Shakespeare

Romeo und Julia

in Manhattan

Oskar und Emma

Zeffirellis Verfilmung im Jahr 1968

Shakespeare als Videoclip?

„[I]ch bin gerne dort, wo es gärt“

Darum Shakespeare!

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