Rosa Wolken - Inga von der Stein - E-Book

Rosa Wolken E-Book

Inga von der Stein

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Beschreibung

Die siebzehnjährige Luise weiß nach einem traumatischen Erlebnis nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Unerwartet taucht ihr Vater auf, der sie und ihre Mutter in ihrer Kindheit sitzen gelassen hat für sein Leben in der Filmbranche. Um Luise zu helfen, schlägt er ihr vor, eine Rolle in seiner neuen Fernsehserie mit dem Titel 'Rosa Wolken' anzunehmen. Sie nimmt das Angebot nach anfänglichem Zögern an. Durch ihre Rolle taucht sie in die oberflächliche Filmwelt und wird ohne es zu merken ein Teil dieser Blase, die von Selbstdarstellung, Social Media und Konkurrenzkampf geprägt wird. Sie wird immer mehr wie der Filmcharakter, den sie verkörpert, sodass sie sich selbst mehr und mehr verliert. Sie freundet sich mit ihrer intriganten Kollegin an und verliebt sich in ihren umschwärmten Serienpartner. Alles scheint perfekt – doch ist es das wirklich und kann man vor seiner Vergangenheit zu fliehen?

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Inga von der Stein

Rosa Wolken

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

PROLOG

EPISODE 1

EPISODE 2

EPISODE 3

EPISODE 4

EPISODE 5

EPISODE 6

EPISODE 7

EPISODE 8

EPISODE 9

EPISODE 10

EPISODE 11

EPISODE 12

EPILOG

Impressum neobooks

PROLOG

Dicke Regentropfen prasselten auf die Scheiben des Autos. Ich folgte einer kurvigen Landstraße. Ich hatte den Führerschein noch nicht lange und war erst vor einem Monat achtzehn geworden. Es war die Hausfrauenkutsche meiner Mutter, mit der fahren durfte um Fahrpraxis zu sammeln. Jedes Mal, wenn ich aus dem Auto stieg, wurden mir verächtliche Blicke zugeworfen. Am liebsten hätte ich gerufen „Den Wagen hätte ich mir auch nicht ausgesucht“, doch ich tat es nie. Ich war froh, dass ich überhaupt einen hatte. Vor allem einen, der meine Fahrkünste aushielt.

Doch das Glück sollte an diesem Abend nicht auf meiner Seite sein. Der Asphalt war nass und rutschig durch den vielen Regen. Durch die Scheiben konnte ich kaum etwas erkennen, auch wenn die Scheibenwischer volle Arbeit leisteten. Es war schon dunkel draußen und die Scheinwerfer des Autos die einzige Lichtquelle. Schwach beleuchteten sie die Straße, die vor mir lag. Ich hatte das Radio laufen, die Stimmen der Moderatoren leisteten mir Gesellschaft. Vorsichtig lenkte ich das Auto über die Landstraße. Drückte auf das Gaspedal, wenn die Strecke gerade war und bremste, wenn eine Kurve in Sicht kam. Aber in einer Kurve bremste ich zu spät. Panisch versuchte ich gegenzusteuern. Doch das Auto fing an zu schlingern. Alles drehte sich. Ich verlor jegliche Art von Orientierung. Ich sah den Baum immer näher kommen. Hörte, wie das Auto gegen den Baum krachte. Dann war alles still. Ich spürte, wie warme Flüssigkeit über mein Gesicht sickerte. Doch ich war unfähig mich zu bewegen. Meine Mutter wird mich umbringen, war alles, was ich dachte, dann wurde mir schwarz vor den Augen.

Als ich wieder zu mir kam, hatte jemand den Arm um mich gelegt. Ich konnte kaum die Augen öffnen. „Melina, sieh‘ mich an“, vernahm ich undeutlich eine Stimme wie durch Watte. War das David? Doch ich hatte die Hoffnung aufgegeben. Ich hatte das Spiel verloren, er liebte nicht mich, sondern sie, da war ich mir sicher. Mit aller Kraft schaffte ich es meine Augenlider einen Spalt weit zu öffnen. Ich schaute in unverkennbar dunkelblaue Augen. Ohne Zweifel waren es Davids. Weinte er etwa? Nein, das durfte nicht sein. Das war kein gutes Zeichen. Er rüttelte mich. „Melina, bitte, du darfst nicht sterben, weil …“, er hielt kurz inne. „Ich liebe dich.“

Für einen kurzen Moment fühlte ich mich glücklich. Wie auf rosa Wolken. Und da wollte ich bleiben. Aber der Schmerz war stärker. Am liebsten würde ich ihm sagen, wie glücklich mich seine Worte machten. Sie erwidern. Doch es war zu spät für uns. Er hatte zu lange gewartet. Von weitem konnte ich das Heulen von Sirenen hören. Sie würden mich nicht mehr retten können. Ich merkte, wie meine Lider schwer wurden, ich das Bewusstsein verlor. Als würde mein Körper in ein Meer unendlich schwarzer Tiefe gesogen werden.

„Und Cut“ hörte ich die Stimme des Regisseurs rufen. „Habt ihr super gespielt.“ Die Filmkamera wurde auf ‚Standby‘ gestellt, das künstliche Blut von der Maske aufgefrischt und die Regenmaschine ausgestellt. Wir lösten uns aus unserer engen Umarmung.

EPISODE 1

1A. AUSSEN. - STRAßE/AUTO – TAG

Ich hasste schwarze Kleidung. Schwarz war nicht meine Farbe. Genauso wenig wie der graue Schal, den ich um meinen Hals geschlungen hatte. Aber es war kalt draußen. Viel zu kalt. Ich fröstelte. Mit den Fingern strich ich die Falten des schwarzen Rockes glatt, den mir meine Mutter aufs Auge gedrückt hatte. In dem Rock fühle ich mich, als sei ich mindestens zehn Jahre älter, der Rock war komplett blickdicht und reichte mir bis über die Knie. Doch so fühle ich mich im Moment auch. Alt und verbraucht und allein. Vor allem allein. Nicht wie siebzehn, so alt wie ich eigentlich alt war. Ich saß allein auf der Bordsteinkante an einer Straße im Nirgendwo. Ich zitterte, aber nicht wegen der Kälte. Meine Haare hatte ich zu einem braven Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Die hohen Schuhe drückten in meine Fersen. Am liebsten hätte ich sie einfach ausgezogen. Ich fühlte mich wie ein abgestellter Koffer. Ein Koffer, den jemand absichtlich vergessen hatte. Weil ihn niemand mehr wollte. Der Mülleimer zu meiner Rechten war vollgestopft mit weißen Blumen. Tulpen fuhr es mir durch den Kopf.

Doch bevor ich dem Gedanken weiter folgen konnte, hielt ein silberner Bentley mit quietschenden Reifen vor mir an und hupte. Die Scheiben waren verdunkelt. Schon auf den ersten Blick war für jeden erkennbar, dass es eine echte Protzkarre war. Eines dieser Autos, bei denen viele auf die Idee kommen würden, mit einem Schlüssel die Seite zu zerkratzen. Es passte wie die Faust aufs Auge zu seinem Besitzer. Die Beifahrertür wurde geöffnet, drinnen saß Jürgen. „Was machst du denn hier?“, war alles, was ich herausbrachte. Ich hatte ihn seit bestimmt einem halben Jahr nicht mehr gesehen. Und davor auch nicht gerade oft. Er hatte in Thailand gedreht. Sein Gesicht war kaum verändert. Aber seine Haut war gebräunt und er sah entspannt aus. Doch seine Stirn lag in Falten. Er war besorgt. Um mich. Mit einer Handbewegung gab er mir zu verstehen, dass ich einsteigen sollte. Widerwillig setze ich mich neben ihn, ich hatte keine Kraft, mich zu widersetzen und keine Ahnung, wie ich sonst nach Hause kommen sollte.

Ich hasste es in einem Kaff zu leben, in dem alles mindestens eine halbe Stunde Fußweg entfernt war. Ich senkte meinen Blick auf den Boden und zog mir den Sicherheitsgurt über die Schulter. Mein Vater war der Letzte, den ich in diesem Moment erwartet hatte zu sehen. Vor langer Zeit hatte ich aufgehört, das Wort „Papa“ zu benutzen. Seitdem nannte ich ihn einfach Jürgen. So einfach war das. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er mich umarmen, doch ein Auto hinter uns fing an laut zu hupen. Jürgen trat aufs Gaspedal. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen. Stattdessen klappte ich die Sonnenblende runter. Auf der Rückseite war ein kleiner Spiegel, der von winzigen Lichtern umgeben war, die mich nun anstrahlten. Ich dagegen bot keinen strahlenden Anblick. Im Gegenteil. Mein Mascara war verschmiert und mein Lippenstift hing mir in den Mundwinkeln. Ich klappte den Spiegel schnell wieder nach oben und starrte auf die Straße.

Mein Vater räusperte sich. „Wie geht’s dir?“ fragte er leise, ich hörte die Vorsicht in seiner Stimme, als befürchtete er, dass jede kleinste Bewegung einen Orkan auslösen könnte. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich war absolut leer. Ich fühlte mich wie ein Luftballon, aus dem man die Luft gelassen hatte. „Ich weiß nicht“, sagte ich teilnahmelos. „Was ist mit der Schule? Wann gehst du wieder?“ fragte er. Ich konnte ihn immer noch nicht anschauen. „Ich will nicht zurück in die Schule. Ich kann das einfach nicht.“ Für einen langen Moment war der leise Motor das einzige Geräusch zwischen uns. „Bist du dir sicher?“ fragte er schließlich. „Du kannst doch jetzt nicht einfach aufhören. So kurz vor Schluss.“ Ich musste schlucken. „Du weißt doch, meine Noten sind im Keller. Ich weiß nicht mal, ob ich dieses Jahr schaffen werde. Und wenn, dann hab ich ein grottenschlechtes Abi.“

Wahrscheinlich stellen sie mich noch auf ein Siegertreppchen für den schlechtesten Abgänger, dachte ich. Das wäre doch mal was. Ich stellte mir vor, wie Gianna und ich uns das Siegertreppchen für den schlechtesten NC teilten. Gianna war meine beste Freundin. Und zurzeit wohl die einzige, die schulisch ähnlich versagte wie ich. Das lag wohl an unserem … Lebensstil, wie man so schön sagte. Ich stellte mir vor, wie ich von dem Treppchen in rotem Kleid den Eltern unter mir zulächelte und winkte. Und, traurig, dass ihre Tochter nicht hier steht?

Ein abruptes Bremsen holte mich zurück aus meiner Vorstellung. „Idiot“, fluchte Jürgen, als ein langsamer Traktor vor uns auftauchte und er wohl oder übel langsamer fahren musste. Ich fragte mich, ob er von mir genauso dachte. „Du willst also wirklich nicht zurück?“, fragte er. Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage. Ich schüttelte den Kopf. Doch wir beide wussten, dass da noch etwas anderes war. Aber ich wollte, nein, ich konnte es nicht aussprechen und Jürgen tat das auch nicht, wofür ich ihm in diesem Moment unsagbar dankbar war. Ich wollte nicht noch einmal Achterbahn durch die Hölle der letzten Tage fahren.

Ich hatte noch immer die Stimme meiner Mutter im Ohr. Das Piepen des Beatmungsgerätes und das betäubende Gefühl in meinem Kopf. In meinem Körper. Und meinem Denken. Ich hatte mich auf nichts konzentrieren und keinen klaren Gedanken fassen können. Vielleicht war das gut so gewesen. Es hatte mir für eine Zeit Normalität vorgegaukelt und mich vor der Erkenntnis der schrecklichen Wahrheit bewahrt. Der Wahrheit, die ich noch immer nicht bereit war zu akzeptieren.

Ich war mir sicher, dass Jürgen so gut wie alles wusste. Meine Mutter hatte mit ihm telefoniert. Lange, stundenlang, als sie an meinem Krankenhausbett gesessen hatte. Und das sollte etwas heißen. Davor hatte sie seit über zehn Jahren kaum ein Wort mit ihm gesprochen oder über ihn verloren. Alle Fotos in unserer Wohnung, in denen er in irgendeiner Weise zu sehen gewesen war, hatte sie verschwinden lassen. Er hatte eine Affäre mit einer Schauspielerin gehabt. Mit einer bei einem der Filme, bei denen er Regie geführt hatte. Ich hatte nie ein Bild von ihr gesehen. Ich wollte nicht wissen, wie die Frau aussah, die unsere Familie zerstört hatte. Wahrscheinlich war sie hübsch, hatte ein nettes Lächeln auf dem Mund und ein Funkeln in den Augen. Das würde es nur noch schwieriger machen, sie zu hassen. Aber ich wusste, dass er nicht mit ihr zusammen geblieben war. Er hatte sie in die Wüste geschickt, genau wie meine Mutter. Manchmal fand ich, dass mein Leben wie ein Film klang. Einer dieser Filme, in denen die Protagonistin ziellos durch die Gegend irrt, von Party zu Party, auf der Suche nach irgendetwas, dass sie etwas fühlen lässt. Vielleicht könnte Jürgen es ja als Vorlage für das Drehbuch einer seiner nächsten Filme verwenden. Aber wer interessierte sich schon für die Geschichte einer 17-Jährigen?

Ich löste den obersten Knopf der Bluse. Sie engte mich ein, nahm mir die Luft zum Atmen. Blusen sind fast genauso überflüssig wie schwarze Röcke, dachte ich. Beides hässlich und absolut untragbar. Dann kam der Wagen endlich zum Stehen, Jürgen ließ den Motor laufen. Ich wandte meinen Blick nach draußen. Mit Efeu bewachsen lag dort der Eingang des Hauses, in dem ich mit meiner Mutter wohnte. Nummer 27. Einsam lag es da, die nächsten Nachbarn wohnten ein paar Kilometer entfernt. Ich liebe Landleben, dachte ich mir, wie so viele Male. Jürgen versuchte zu lächeln. Ob er sich daran erinnerte, wie er hier mit uns gewohnt hatte? Wir noch eine richtige Vorzeigefamilie gewesen waren? Wahrscheinlich konnte er sich kaum noch in die Zeit zurückversetzen, so lange war es schon her. Jürgen räusperte sich. „Eingeflogen, Biene Lulu.“ Lulu war eine kleine Biene aus einem Kinderbuch gewesen, ein Witz zwischen Jürgen und mir, über den ich als kleines Kind jedes Mal in glucksendes Lachen ausgebrochen war. Doch mir war nicht nach Lachen zu Mute. Gar nicht. Sein Gesicht verzog sich zu einer seltsam traurigen Miene und die Linien in seiner Stirn traten stärker hervor. Aus irgendeinem Grund spürte ich ein Ziehen im Bauch, als ich ihn so sah, auch wenn ich schon seit Tagen versuchte, alle Gefühle von mir wegzuschieben und fernzuhalten.

„Ich glaube, ich geh dann mal“, sagte ich schnell. „Lulu, warte.“ Jürgen hielt mich am Arm fest und stellte gleichzeitig den Motor aus. Ich hielt inne. „Darf ich fragen, was du machen willst, jetzt wo du nicht mehr zur Schule gehst?“ fragte er. Die Frage kam unerwartet. Das hatte ich mir selbst noch nicht überlegt. Ich wollte einfach nicht darüber nachdenken. Zu viele andere Gedanken hatten sich in meinem Kopf breit gemacht. Die Gesichter meiner Mitschülern schossen mir durch den Kopf, eines undeutlicher als das andere, sie alle verschwammen und formten ein anderes, mir wohl bekanntes. Nein, ich konnte nicht an diesen Ort zurückkehren, auf keinen Fall.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich kam mir so hilflos vor. „Ich …weiß es nicht“, meine Stimme versagte und ein Krächzen war alles, was ich herausbrachte. Ich spürte, wie sich meine Augen bedrohlich mit Tränen füllten. Ich versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. Ich wusste es wirklich nicht. Ich hatte absolut keine Ahnung. Jürgen zog mich in seine Arme. So verharrten wir eine Weile. Mein Kopf an seiner Schulter und seine großen Arme an meinem Rücken. Und mit einem Mal fühlte ich mich wieder wie die kleine Biene Lulu, die von ihrem Vater, dem Bienenkönig getröstet wird, nachdem ihr bester Freund davongeflogen war. Jürgen seufzte. „Du bist doch noch nicht einmal volljährig, Lulu. Was hast du dir nur gedacht? Lass uns in Ruhe später noch mal darüber sprechen. Uns wird schon etwas einfallen. Hast du morgen Zeit? Dann können wir uns nochmal darüber unterhalten.“ Ich nickte. Dann löste ich mich aus der Umarmung und stieg aus dem Auto. Meine Mutter stand schon in der Tür. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt, als würde sie gleich explodieren. Doch das tat sie nie, wenn sie wütend war, das wusste ich aus Erfahrung. Vielmehr würde sie mich so lange anschweigen, bis ich mit allem von selbst herausrückte. Ich wusste, dass sie noch sauer auf mich war, dennoch nahm sie mich in ihre Arme. Drückte mich. Kann ich was für dich tun, Maus?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss mich umziehen.“ sagte ich schnell. In meinem Zimmer riss ich mir die Klamotten so schnell es ging vom Körper und schmiss sie in den Mülleimer. Ich wollte sie nie wieder sehen. Dann übergab ich mich.

1B. RÜCKBLENDE – AUSSEN – GARTEN – NACHT

Vor eineinhalb Jahren. Anfang Mai. Ich war fünfzehn und schaute in den Abgrund einer schmutzigen Toilette. „Lu, du musst es einfach rauslassen.“ Giannas Stimme. „Ehrlich, dann wird alles besser.“ Alles drehte sich. Mir war so schlecht. Gianna fuchtelte mit ihren Händen an meinen Haaren herum und versuchte irgendwie sie hochzustecken.

„Alkohol ist scheiße“, keuchte ich und musste mich übergeben. Sofort stieg mir der Geruch von Magensäure in die Nase. Davon wurde mir sofort wieder speiübel. Ich fühlte mich wie in einem Film, den ich letztens gesehen hatte. Wie hieß er noch? Ach ja ‚Dreizehn.‘ „Das machst du gut, Lu. Dann hast du wenigstens morgen keinen Kater.“ Den Kater hätte ich an dieser Stelle gerne eingetauscht. Wir knieten auf den kalten Fliesen des Badezimmerbodens. Es war Mitte Mai und der Tag, an dem wir den letzten Teil der Zentralen Abschlussprüfungen geschrieben hatten und die erste große Party, auf der ich eingeladen war. Ein Junge aus meinem Jahrgang, Sven, hatte die halbe Stufe zu sich nach Hause eingeladen um die Prüfungen, die schlechten Noten, die Gesichter der Lehrer zu vergessen, uns selbst zu vergessen, für einen Abend. Dazu hatte er einiges an Flaschen herangeschafft mit bunten Etiketten, schönen Aufschriften und hoher Prozentzahl. Vodka, Bacardi, Rum, mehr erkannte ich nicht, doch das sollte sich im Laufe des Abends noch ändern.

Sven erzählte uns, dass er die Bar im Wohnzimmer seiner Oma geplündert hatte. „Ach der fällt das eh nicht auf. Die hat Alzheimer, praktisch, oder?“ Er lachte. Und wir anderen lachten mit ihm. Wir hatten es uns auf der Terrasse in Svens Garten bequem gemacht. Ich saß neben Chris, einem Jungen aus meiner Stufe, von dem ich wusste, dass ihn viele Mädchen süß fanden. Er war größer als die meisten anderen und trug seine blonden Haare in einem Undercut, vor allem aber versuchte er meistens coole Sprüche zu klopfen. Ich wusste nicht, ob ich ihn mögen oder nervig finden sollte. „Coole Party, was?“ sagte er zu mir. Ich nickte. Es dämmerte schon langsam. Sven verteilte rote Plastikbecher, die - wie er betonte- ihm sein Cousin als „größter Hype aus den USA“ mitgebracht hatte. Alle fühlten sich unglaublich cool. Dann spielten wir Trinkspiele. Eins nach dem anderen. Ich kannte keines von ihnen. Doch ich erkannte schnell, dass sie sich alle bloß darum drehten, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu trinken.

Die Jungs begannen damit rumzuprahlen, wie viel sie bei ihrem letzten Fußballmannschaftsbesäufnis in sich reingeschüttet hatten. Cool, dachte ich. Megacool. Alle wurden so anders unter dem Einfluss von ein paar Milliliter Ethanol. Als würden sie Masken aufsetzen und für einen Abend jemand anderes sein. Der Lustige, die Fröhliche, der Unbekümmerte, die Glückliche. Oder vielleicht war es ja auch andersrum. Als würde der Alkohol ihre sorgsam aufgesetzten Masken vom Gesicht reißen und ihre unter Verschluss gehaltenen wahren Gedanken und ihre wahre Person zum Vorschein bringen. Gianna stieß mich von der Seite an.“ Los Lu, du musst trinken. Ich habe eine zehn gezogen. Und ich verteile fünf Schlücke an mich und fünf an dich. Prost, Baby!“ Wir stießen die Plastikbecher aneinander und kippten den Becherinhalt hinunter. Der Geschmack brannte auf meiner Zunge. Purer Vodka. Am liebsten hätte ich den Inhalt sofort wieder zurück in meinen Becher gespuckt, aber alle Augen waren auf mich gerichtet. Meine Fingerkuppen wurden langsam taub. Die Bilder in meinem Kopf überlappten sich und verschwammen, wenn ich meine Blickrichtung zu schnell änderte. Und ich lachte und lachte und lachte. Worüber, das wusste ich selbst nicht. Es war, als würde ich einer von ihnen werden.

Dann war ich an der Reihe. Meine Finger fuhren über die Karten, die verstreut auf dem Tisch lagen. Ich zog eine unter einem Stapel hervor, die ganz unten lag. „Lass sehen“, rief Sven mir zu. Es war ein König Herz. „Der vierte König. Volltreffer!“ kreischte ein Mädchen, dessen Stimme ich nicht mehr zuordnen konnte. Alle grölten los. „ Was bedeutet das, der vierte König?“ fragte ich. Ahnungslos blickte ich in die Gesichter, die nicht mehr ganz erkennbar waren. In der Dunkelheit, im Licht der Kerzen sahen sie alle gleich aus.

Sven räusperte sich. „Also, meine Liebe, der vierte König bedeutet den King’s Cup.“ Schon wieder mussten alle lachen. „Das heißt, du musst in diesen Becher“, er deutete auf einen Übergroßen, der in der Mitte des Tisches platziert war, „deinen eigenen Becherinhalt kippen und ihn dann leer exen!“ Hilflos sah ich Gianna an. Doch die stieß gerade ein leises Hicks-Geräusch aus und erweckte auch sonst nicht den Anschein, als sei sie noch Herrin der Lage. Ich biss die Zähne zusammen und füllte den verbliebenen Inhalt meines Bechers in den Riesenbecher, der jetzt bis zum Rand voll war. Ich zögerte. „Komm schon Lu. Wer mitspielt, muss auch mittrinken“, sagte Sven zu mir. Sein Ton klang bitterernst. Dann begannen alle in ihre Hände zu klatschen und zu rufen „Exen, Exen, Exen!“ Auch Gianna. Schließlich griff ich nach dem Becher, setzte ihn an meine Lippen und schluckte das Zeug in einigen schnellen Zügen herunter. Die andern jubelten und applaudierten.

Etwa ein bis zwei Stunden später und ohne einen blassen Schimmer, was in der Zwischenzeit passiert war, fand ich mich über der Kloschüssel auf den Fliesen in Svens Badezimmer wieder. Gianna hielt mir die Haare. „Was ist passiert?“ fragte ich zwischen zweimal Übergeben. „Wir haben ein anderes Spiel angefangen, nachdem du praktisch den Jackpot gelöst hast.“ Sie kicherte. In diesem Moment hätte ich mich am liebsten umgedreht und wäre gegangen. Aber ich hatte keine Wahl. Die Kloschüssel würde noch eine quälend lange Zeit alles sein, was ich zu sehen bekommen würde. „Erinnerst du dich wirklich nicht?“ fragte Gianna mit quiekender Stimme. „Wir haben ‚Wenn ich du wäre‘ gespielt, war richtig lustig und dann hat Sven Chris ausgesucht und gesagt ‚Wenn ich du wäre, würde ich jetzt Lulu küssen, die sieht heute verdammt heiß aus‘ und naja dann habt ihr rumgemacht.“ Ich riss meine Augen auf. „Was? Wirklich?!“ Ich konnte mich an nichts, rein gar nichts erinnern. Es war, als wäre es nie passiert. „Und wie. Sah echt geil aus, wie im Film, richtig mit Feuer, du weißt schon, wenn ich mich richtig erinnere. Meine Erinnerung ist auch etwas verschwommen. Viel Alkohol heute Abend.“

Mir wurde wieder schlecht und ich begann mir die Frage zu stellen, die mich in der kommenden Zeit noch öfters verfolgen würde. Warum trinkt man Alkohol? Wozu soll das alles gut sein? Bestimmt nicht um nachts über einer fremden Klobrille zu hängen und sich die Seele aus dem Leib zu kotzen. Aber was dann? Um unsere Hemmungen zu verlieren? Um erwachsen und cool zu sein? Um glücklich zu sein?

Ich fand keine Antwort.

EPISODE 2

2A. INNEN/AUSSEN – HAUS/AUTO – TAG

„I heard that you like the bad girls, Honey, is that true?”

Die Musik meines Handyweckers riss mich aus dem Schlaf. Das Display zeigte 7:30. Viel zu früh. Ich zog die Bettdecke über meinen Kopf. In den letzten Tagen hatte ich nie einen Fuß vor elf vor das Bett gesetzt. Noch halb im Schlaf schaltete ich das Lied aus und quälte mich aus dem Bett. Ich öffnete die Türen meines Kleiderschranks. In der vergangenen Woche hatte ich kaum klar denken können, noch weniger hatte ich mir Gedanken über mein Aussehen gemacht. Mit ein bisschen Make-Up brachte ich es fertig, meinem Gesicht eine halbwegs gesunde Farbe zu verleihen. Beinahe war ich stolz auf mich. Ich sah fast normal aus. Wie früher. Ich würde Jürgen schon davon überzeugen können, dass das hilflose Mädchen von gestern mit dem verschmierten Make-Up und den Tränen in den Augen eine andere gewesen war. Ein böser Traum. Oder zumindest im Ausnahmezustand.

Die Küche war leer. Meine Mutter war schon weg. Ich stellte das Radio an, um die Stille zu übertönen. Am Kühlschrank hing ein Blatt Papier. Ich warf einen Blick drauf. Es war ihre alberne Lebenskurve. Jeden Tag trug sie fein säuberlich darauf ein, wie es ihr ging. Die y-Achse zeigte den Monat in Tagen an und auf der x-Achse gab es drei Smileys, einer lächelte, einer hatte einen Strichmund und einer hatte die Mundwinkel nach unten verzogen. Irgendwo dazwischen markierte meine Mutter jeden Morgen einen sogenannten Stimmungspunkt. Heute lag er irgendwo zwischen dem lächelnden und dem Strichmundsmiley. Ich fragte mich, was diese Aufzeichnungen für einen Sinn haben sollten. Hätte ich eine Lebenskurve, so wäre sie seit Jahren im Sinkflug. Wie ein abstürzendes Flugzeug, das immer weiter an Höhe verliert, sich noch eine Weile in der Luft halten kann, bis es schließlich in den Abgrund gerissen wird.

Als ich die Wohnung verließ, wartete Jürgen schon vor der Tür in seiner Protzkarre. Er hupte. Er hatte es wohl eilig. Während der Fahrt trommelte er mit seinen Fingern unruhig auf dem Lenkrad. Er tat das immer, wenn er unter Druck war. Ich wusste, dass er zurzeit mit dem Dreh für eines seiner unzähligen Projekte beschäftigt war. Ich hatte es in der Zeitung gelesen. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe. Zwischen uns herrschte Stille. Einer dieser stillen Momente, wo man besser den Mund hält, denn alles, was man sagen würde, wäre sowieso nur falsch.

„Macht‘s dir was aus, wenn wir bei mir im Büro frühstücken?“ brach Jürgen schließlich das Schweigen. „Wo arbeitest du momentan?“ fragte ich. Hoffentlich fiel ihm der desinteressierte Unterton in meiner Stimme nicht allzu sehr auf, aber es fiel mir schwer allzu freundlich zu sein. „In Köln Ossendorf. Für eine neue Produktion wurde ein ganzes Studio für drei Monate angemietet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.“ Ich nickte. „Bist du deshalb wieder zurück?“ „Ja, unter anderem.“ Konzentriert blickte er auf die Straße, als er das sagte. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Weil er ganz genau wusste, dass er mich im Stich gelassen hatte. Sein einziges Kind. Zumindest das einzige, von dem ich wusste. Vielleicht hatte er ja noch ein paar uneheliche Kinder, die er geheim hielt. Würde zu ihm passen. Ich hatte nicht einmal Lust, zu fragen, um welchen Film es diesmal ging. Oder überhaupt etwas zu sagen. Ihm schien es ähnlich zu gehen. Wir bewegten uns auf dünnem Eis und ich wusste genau auf welches Thema wir zusteuerten. Schritt für Schritt. Doch ich würde behutsam über das Eis gleiten, das Einbrechen so weit herauszögern, wie es möglich war. Stumm blickte ich aus dem Fenster.

„Und wie sieht es aus? Bist du dir klarer darüber geworden, wie du in den nächsten Monaten deine Zeit nutzen willst?“ fragte Jürgen schließlich in die Stille hinein. Schneller als gedacht, bekam das Eis seine ersten Risse. „Nein, keine Ahnung. Ist doch auch egal“, fügte ich dann hinzu. Den Trotz in meiner Stimme hörte sogar ich. Jürgen holte tief Luft. „Hör mir für einen Augenblick zu, ohne mich zu unterbrechen, in Ordnung? Ich weiß, dass du seit einer Zeit gewisse…“ Er zögerte für einen Moment. „… Probleme hast. Und ich habe mich zu wenig um dich gekümmert. War weg. Ich verspreche dir, dass ich mir ab jetzt mehr Zeit für dich nehme. Wirklich. Ehrenwort.“

Er warf einen Blick in den rechten Seitenspiegel. „Für den Dreh bin ich schon verpflichtet. Alle Verträge sind unterschrieben, du weißt schon.“ Plötzlich überquerte er zwei Spuren gleichzeitig. Ohne den Blinker anzumachen. Aus irgendeinem Grund machte mich das tierisch sauer. Aber ich sagte nichts. „Bei der Besetzung ist eine Schauspielerin überraschend abgesprungen. Und jetzt stehen wir quasi mit leeren Händen da. Die Proben sind schon morgen, übermorgen beginnen die Dreharbeiten. Als ich dich gestern so gesehen habe“, er hatte meinen traurigen Anblick des Vortages also keinesfalls vergessen. „ … hatte ich die Idee, dass du für die Schauspielerin einspringen könntest. Ich habe sofort den Produzenten angerufen und ihm ein Foto von dir geschickt. Es war nicht einfach ihn rumzukriegen, die eigentliche Besetzung war größer als du und braunhaarig, aber letztendlich hat er zugestimmt. Ein bisschen Druck meinerseits war da natürlich auch nötig. Aber ich bin schließlich der Regisseur. Ohne mich können sie das Projekt genauso wenig durchbringen. Und du bist meine Tochter. Du könntest Privatunterricht am Set bekommen. Dein Abitur genau um die Zeit machen, zu der du es auch normalerweise machen würdest. Wäre das nicht toll? Ich weiß, es wird eine komplett neue Erfahrung, aber ich glaube der Abstand wird dir gut tun. Andere Mädchen würden davon träumen, so eine Chance zu bekommen. Und eine Daily Soap ist ein interessantes Format, auch wenn man das beim ersten Hören wahrscheinlich nicht sofort denken würde. Und dadurch, dass jeden Tag 25 Minuten Spielzeit gedreht werden müssen, wirst du fast jeden Tag eingesetzt werden. Und ganz nebenbei, es ist die allererste Daily Soap, bei der ich Regie führe. Deswegen bin ich selbst auch sehr gespannt, wie es wird. Der Sender konnte sogar ein paar Newcomer überzeugen mitzuwirken.“

„Aha. Wen denn?“, fragte ich teilnahmelos, doch Jürgen ignorierte meinen gelangweilten Tonfall und fuhr unbeirrt fort. „Zum einen Olivia Ahlen. Ich kenne sie zwar noch nicht persönlich, aber alles was ich soweit gehört habe, klingt vielversprechend. Und natürlich Max Riekel. “ Ich runzelte die Stirn. Den Namen hatte ich noch nie gehört. „Keine Ahnung, wer das ist.“ „Nicht?“ ich hörte die Verwunderung in seiner Stimme. „Aber du wirst ihn noch früh genug kennenlernen, das kann ich dir versprechen. Wenn ich mich recht erinnere, hat deine Rolle eine kleine Lovestory mit ihm.“ Ich runzelte die Stirn. „Klingt ja … interessant.“ Jürgen überging meine letzte Bemerkung. „Er war letztes Jahr sogar für den Nachwuchspreis nominiert. Aber wie auch immer, ich weiß, es wird eine komplett neue Erfahrung, aber ich glaube der Abstand wird dir gut tun. Und wenn dir etwas nicht passt, kannst du zu mir kommen und wir klären das dann. Was hältst du davon, du schaust dir gleich erst mal alles an? Dann kannst du dir ein Bild davon machen und wenn du willst, bist du dabei. Im Cast. Also, was denkst du darüber, in einer Daily Soap mitzuspielen, so als richtige Schauspielerin?“ Er schaute zu mir herüber. Sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen.

In diesem Moment erinnerte ich mich daran, wie er an jenem Tag, als ich ihn das letzte Mal in unserem Haus gesehen hatte, hektisch seine Koffer gepackt hatte. Unachtsam Socken, Pullover und Zahnbürste in seinen Koffer gestopft hatte, ohne wirklich hinzuschauen. Die Eile in seinem Gesicht und der schuldbewusste Blick. Mit meinem Hasen ihm Arm hatte ich barfuß auf den Holzdielen gestanden und ihn an seinem Ärmel gezogen. „Papa, wo gehst du hin?“ hatte ich gefragt, immer und immer wieder. „Papa muss einen Film drehen, meine Bienchen“, war seine Antwort gewesen. Er hatte weggeschaut, als er das sagte. Sein Koffer war so voll gewesen, dass er kaum den Reißverschluss zugezogen bekam, dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Auf meinen Zehenspitzen hatte ich aus meinem Zimmerfenster geblickt und gerade noch sehen können, wie ein Taxi davon fuhr. Niemand sagte mir, dass er nicht mehr zurückgekommen würde, aber ich konnte es spüren. Ich konnte mir selbst nicht erklären warum. Aber man merkt solche Dinge als Kind. Jeden Tag war meine Wut ein kleines Stück größer geworden, darüber, dass er mich allein ließ, um irgendwo einen Film zu drehen. Den leeren Stuhl am Küchentisch. Wie Mamas Bett viel zu groß für sie allein gewesen war und ich immer zu ihr unter die Bettdecke gekrochen war. Fortan war das unsere Familie gewesen. Die Fotoalben waren gefüllt mit Fotos von uns zweien. Manchmal dachte ich traurig, dass ich keinen Vater hatte. Zumindest war nichts von einem zu sehen. Er schien immer so weit fort. Die Postkarten, auf deren Rückseite Fotos von Ländern abgedruckt waren, von denen ich noch nie im Leben etwas gehört hatte, schienen genauso fremd wie er. Und jetzt saß er hier vor mir und meinte über mein Leben bestimmen zu können.

„Luise?“, hörte ich Jürgens fragende Stimme. „Das war immer deine Welt, nicht meine.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht erstarrte augenblicklich. Er hat das verdient, dachte ich. Er ist doch selbst schuld. Ich hörte, wie er schwer ausatmete. „Luise, ich will dir nichts vorschreiben, mach mit deinem Leben, was du willst“ sagte er mit leiser, gepresster Stimme. „Allerdings kann ich dir versichern, dass ich nicht ewig dein Konto auffüllen werde, damit du das Geld raushauen kannst, wie es dir gefällt. Du wirst nicht ewig jung bleiben und irgendwann findest du dich ohne Schulabschluss oder eine vernünftige Ausbildung wieder und was dann? Ich will dir nicht dabei zusehen, wie du dein gesamtes Leben schon jetzt in die Tonne trittst, als wäre es nichts wert. Du bist erst 17 …“

„In den ersten 17 Jahren warst du ja erstaunlich oft anwesend“, warf ich dazwischen. Ich benahm mich nicht wie die unberührbare, kühle Erwachsene, die ich mir vorgenommen hatte zu sein. Irgendwo in mir war noch immer das kleine Mädchen, das nicht verstehen will, dass ihr Vater die Familie verlassen hat. Doch vielleicht war ich auch dabei, eine der letzten Personen, denen ich etwas bedeutete, von mir weg zu stoßen. Ich schloss die Augen. Die Kälte des eisigen Wintertages schien jede Faser meines Körpers zu durchströmen.

2B. RÜCKBLENDE – INNEN – JUGENDZENTRUM – NACHT

Alkohol durchströmte mein Blut. Meine Fingerspitzen fühlten sich seltsam stumpf an. Es war Freitagabend. Anfang Juni, vor wenigen Monaten war ich sechzehn geworden. Wir waren im einzigen Jugendzentrum, was unsere Kleinstadt zu bieten hatte auf einer Vorfi. Es waren die gleichen Gesichter wie immer, aber es war eine super Möglichkeit sich gedankenlos zu besaufen. Es waren die wenigen Stunden, in denen man tun und lassen konnte, was man wollte und nachher dem Alkohol die Schuld in die Schuhe schob. Die Momente, in denen man den Stress hinter sich lassen konnte, die Sorgen, die einen quälten, die Selbstzweifel vergessen, seinem eigenen Leben entfliehen – für ein paar mickrige Stunden. Und doch schienen diese wenigen Stunden auszureichen, um ein Maximum an Spaß zu haben und sich selbst aufzutanken, um die nächste mit Stunden vollgepackte Schulwoche zu überstehen. Denn das machte G8, die Schulverkürzung auf zwölf Jahre, mit unserer Zeit. Sie nahm sie uns. Schlicht und einfach. Leistung war alles, was zählte. Und wenn man die nicht zeigte, dann konnte man nichts, war nichts. War selbst schuld. Wir fühlten uns eingeengt, der Luft zum Atmen genommen. Doch der Freitagabend gehörte nicht dem Schulministerium oder unseren zukünftigen Arbeitgebern, sondern nur uns. Je mehr Stress es in der Schule gab, desto mehr wurde getrunken und desto extremer waren die Abstürze.

An dem Abend trugen Gianna und ich die gleichen Outfits – ein weit ausgeschnittenes weißes Spitzenshirt und darüber einen Pailettenrock- für die wir unser letztes Taschengeld geopfert hatten. Wir standen am Kicker und spielten Jungs gegen Mädchen. Der kleine Ball flog zwischen uns hin und her. Keiner konnte mehr richtig zielen. Wir alle waren schon zu betrunken. Nach dem Spiel, was wir haushoch verloren, ließen wir uns von den Jungs zwei Tequila Shots ausgeben. Gianna zog mich in eine Ecke. „Wie wär‘s, wir spielen ein Spiel?“ fragte sie mich ein wenig lallend. „Was für ein Spiel?“ fragte ich. „Das Punkte-Spiel“, sagte Gianna geheimnisvoll. „Davon hab ich im Internet gelesen. Es werden Punkte verteilt. Für Flirten gibt es einen Punkt, für Küssen zwei und alles darüber klären wir, wenn es dazu kommt.“ Sie kicherte.“ Bist du dabei?“ „Klar.“ Gianna lächelte zufrieden. „Auf Ex, Lu?“ fragte sie und hielt ihren Shot in die Luft. „Aber sowas von!“ Ich stieß mein Glas kurz an ihres, streute eilig Salz auf meine Hand und würgte dann den Inhalt hinunter. „Los geht’s“ rief Gianna. „Die Spiele sind eröffnet!“ Sie grinste mir noch kurz mit einem verschwörerischen Lächeln zu und verschwand dann in der Menge. Ich war unschlüssig, was ich tun sollte. Ich bestellte mir einen Erdbeerlimes, den ich auch so schnell es ging runterkippte. Und danach noch einen Jägermeister, nur zur Sicherheit. Ich sah Chris an der Wand neben der Tanzfläche lehnen. Zielgerichtet ging ich auf ihn zu und versuchte mich möglichst lässig neben ihn zu stellen. „Hey“, sagte ich. „Coole Party, was?“ „Ja, find‘ ich auch.“ Er nahm einen Schluck Bier aus der Flasche, die er in der Hand hielt. Als er aufblickte, biss ich auf meine Lippen und lächelte ihn an. Ich hatte in einer Zeitschrift gelesen, dass das der ultimative Flirttrick sei. „Darf ich das was fragen?“ Ich versuchte so unschuldig wie möglich zu klingen. „Klar“, antwortete Chris und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Einen kurzen Moment zögerte ich, aber ehe ich genauer darüber nachdenken konnte, waren die Worte schon über meine Lippen gekommen. „Hast du Lust mich zu küssen?“ Er grinste. „Direkt, aber steh‘ ich drauf.“ Zwei Minuten später lehnten wir draußen an der Wand und küssten uns.

Eine halbe Stunde später trafen Gianna und ich uns in der Toilettenkabine. Stürmisch umarmte sie mich. Alles schien sich zu drehen. „Und wie viele hast du?“ „Bisher vier.“ Ich musste daran denken, wie einfach die Sache doch gewesen war. „Hey“, hatte ich zu einem Jungen an der Bar gesagt, den ich vorher noch nie gesehen hatte. „Lust rumzumachen?“ Und schon lagen seine Lippen auf meinen. Bei zwei weiteren war es genau dasselbe Spiel gewesen. „Nicht schlecht, meine Liebe“, sagte Gianna anerkennend. „Das macht –Trommelwirbel-vier Mal zwei, also insgesamt acht Punkte für die beste Freundin der Welt, Lu!“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. „Also ich hab bisher nur mit zwei Typen rumgemacht. Aber jetzt halt dich fest, bei einem der beiden ist der Mund nicht das einzige, was ich geküsst habe!“ Sie sah mich vielsagend an. „Was?“ war alles was ich rausbrachte. Ich konnte es nicht glauben, ihre Worte löste in mir ein unwohles Gefühl aus. Ich hatte nicht gedacht, dass sie so weit gehen würde. „Ich weiß, ich weiß“ kommentierte sie kichernd meinen ungläubigen Gesichtsausdruck. „Du glaubst gar nicht, wie komisch das ist, aber dafür bekomme ich mindestens zehn Punkte, oder nicht?“ Sie zählte an ihren Händen ab. „Zwei mal zwei für Rummachen und einmal zehn für du weißt schon“ Sie gluckste. „Damit liege ich eindeutig vorne. Zwölf Punkte.“ Sie streckte die Arme in die Luft. „Also Lu, leg dich ins Zeug oder der Abend geht an mich.“ Nachdem wir die enge Toilettenkabine verlassen hatten, steuerte Gianna taumelnd auf die Bar zu und bestellte sich einen Vodka Energy. Erst da fiel mir auf, wie betrunken sie schon war. Sie musste mehr Alk intus haben als ich. „Warum trinkst du so viel? Gianna lass das!“ Ich versuchte ihr das Glas aus der Hand zu reißen. Aber sie hielt so sehr daran fest, wie ein Baby seine Nuckelflasche. „Ich hab Stress Zuhause, lass mir jetzt die Ablenkung und misch‘ dich nicht in mein Leben ein. Ich weiß schon, wie viel gut für mich ist.“ So zickig reagierte sie sonst nie. Ich ließ von ihr ab.

Später sah ich sie mit einem Typen, den ich nicht kannte und sie auch nicht, da war ich mir ziemlich sicher, auf der Tanzfläche. Sie tanzten so eng verschlungen, dass man kaum erkennen konnte, wo ihr Körper endete und seiner anfing. Irgendwann zog er sie an der Hand mit sich und sie verschwanden von der Bildfläche. Ich wusste nicht, was ich davon denken sollte. Am liebsten wäre ich ihr hinterhergerannt und hätte sie von ihm fortgezogen. Aber das tat ich nicht. Ich blieb einfach stehen. Wie eine Statue. Aber in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Auf einmal merkte ich, dass Sven neben mir stand. „Auch was?“ Er hielt mir seine halbleere Flasche hin. Ich schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung bei dir?“ „Ja schon, es ist nur“, setzte ich an. „Gianna und ich haben dieses Spiel gespielt.“ „Was für ein Spiel?“ fragte Sven und trank einen Schluck Bier. „Wer mit mehr Typen rummacht, bekommt so und so viele Punkte. Vielleicht war es eine dumme Idee. Und jetzt ist sie verschwunden und ich hab keine Ahnung wo sie ist.“

Ich fragte mich, warum ich so ehrlich war. So war ich sonst nicht. „Verstehe. Und jetzt hast du Angst zu verlieren?“ Ich lachte. „Das habe ich doch längst.“ Sven streckte mir seine Hand entgegen. „Tanzen? Komm zur Ablenkung“, fügte er hinzu, als er meinen wenig begeisterten Blick sah. Als die ersten Klänge von Paul Kalkbrenners „Sky And Sand“ aus den Boxen drangen, ergriff auch mich die Magie der Musik. Die Lichter verschwammen vor meinen Augen zu einem großen bunten Lichtermeer. Die dumpfen Klänge des Basses trommelten auf uns ein und wir schwangen die Arme in die Luft. Ich schloss die Augen. Der Bass war so tief und laut, dass er sich anfühlte, als sei es mein Herzschlag. Bumm, bumm, bumm. Wenn das Leben war, dann war es verdammt gut. Irgendwann stand ich ganz allein mit Sven da, die meisten anderen hatten sich schon auf den Weg nach Hause gemacht oder knutschen herum. Niemand bemerkte uns. Ich fühlte mich gut, auf eine seltsame Weise, benommen von dem Alkohol. Ich merkte, wie Sven meinen Nacken mit Küssen bedeckte und wie er leise stöhnte. Ich wünschte mir, er würde nie wieder damit aufhören und wir würden für immer in diesem bestimmten Moment verharren. Doch so sollte die Nacht nicht enden. Mit der einen Hand stellte er sein Bier auf den Boden und die andere streckte er nach meiner Hand aus und zog mich mit sich. „Wo gehen … wir hin?“ nuschelte ich. „Pscht“ raunte er und hielt seinen Finger vor meine Lippen. „Ich weiß, wie du dir ganz schnell noch ein paar Punkte dazu verdienen könntest.“ Ich nickte und musste kichern. Vielleicht hatte ich ja doch noch nicht verloren. Ich durfte Gianna schließlich nicht zu sehr nachstehen.

Es war, als wollten wir eine endlos lange Spirale hinaufklettern. Doch was war das Ziel? Wohin kletterten wir?

2C. INNEN/AUSSEN – AUTO/FILMWELTEN STUDIOS – TAG

Auf diese Frage hatte ich jetzt eine Antwort. Hätte ich sie damals auch nur im Geringsten erahnt, dann hätte ich alles anders gemacht. Dann hätte ich mich an jenem Abend nicht auf dieses dumme Spiel eingelassen und die Geschichte hätte ein anderes Ende gehabt. Nein, es gäbe überhaupt kein Ende. Wahrscheinlich säße ich jetzt kichernd neben Gianna in der Schule anstatt neben Jürgen im Auto, der mich überreden wollte in irgendeiner komischen Daily Soap mitzuspielen. Was dachte Jürgen sich überhaupt mir ein solches Angebot zu machen? Er hatte vorher noch nie mit mir über seine Filmwelt gesprochen. Vielleicht, weil er dachte, dass ich sie für das Ende unserer Familie verantwortlich machte. Ihm war sicher der Schrecken den Rücken hinunter gelaufen, als er gehört hatte, was passiert war, dass er mich um Haaresbreite nie wieder gesehen hätte und sich statt Worte für seine Siegesrede beinahe Abschiedsworte zu meiner Beerdigung ausdenken hätte müssen. War ihm dann aufgefallen, dass es nichts, aber auch gar nichts gab, was er hätte sagen können? Hatte es ihn so erschreckt, was er am Telefon gehört hatte, dass er sich entschieden hatte, doch wieder in mein Leben einzudringen?

Ich sah aus dem Fenster. Schaute den Menschen zu, die draußen vor dem Fenster an mir vorbeizogen. Männer mit Aktenkoffern und abgehetzten Gesichtern, die im Eiltempo den Bürgersteig entlang rasten, Studenten auf Fahrrädern, viel zu dicht fuhren sie an den Autos vorbei und Mofas, die sich an den anderen Autos vorbeischlängelten, als handele es sich um einen Hindernisparcours. Sie alle schienen ein festes Ziel vor Augen zu haben. Hatte ich je eines gehabt? Ich suchte in meinem Kopf, aber es fiel mir nichts ein, für das ich mich je eingesetzt hatte, für das ich alles gegeben hatte. Warum gelang das allen, außer mir? Was machte ich falsch? Was war falsch mit mir? Es war nicht das erste Mal, dass ich mir diese Frage stellte. Und vor all diesem mein Spiegelbild, dass sich im Glas des Fenster wiederspiegelte. Die blonden Haare, die grünen Augen, die Sommersprossen, die sich auf meiner Nase niedergelassen hatten. So ein hübsches Gesicht sollte lachen, fuhr es mir durch den Kopf, aber es tat es nicht.

„Ich mache es.“ Kurz und schnell sprudelten die Worte aus meinem Mund und doch klangen sie entschlossen und willensfest. Jürgen schien erleichtert. Die Falten verschwanden aus seinem Gesicht. „Aber darf ich dich was fragen? Wie heißt diese Daily Soap eigentlich, von der du die ganze Zeit sprichst?“ fragend sah ich ihn an. Jürgen lächelte.

„Rosa Wolken.“

„Rosa Wolken? Was sollte das für ein Name sein?“ „Das wirst du gleich verstehen, wenn du mit dem Produzenten redest. Er wird dir alles erklären von den Drehplänen bis zum Plot der Serie und dem Vertrag. Und wie sieht es aus? Bist du dir ganz sicher, dass du der Sache eine Chance geben willst?“ Ich nickte. Jürgen atmete sichtlich auf. „Ich bin stolz auf dich“, sagte er. „Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen. Weißt du, es ist wie ein Paralleluniversum.“ Der Begriff klang drastisch, fand ich. Extrem. Später würde er mir wieder einfallen. Denn für mich würde Rosa Wolken das werden – ein Paralleluniversum. Meine Welt. An diese Worte würde ich mich noch zu schmerzhaft erinnern.

Der Parkplatz auf den Jürgen seinen Bentley absetzte, war noch fast leer. Es war früh am Morgen, die Sonne wartete noch sich zu zeigen. „Darf ich präsentieren, die Filmwelten Studios“, sagte Jürgen, ein bisschen Stolz klang in seiner Stimme mit. Das Gebäude an den der Parkplatz grenzte sah majestätisch aus, fast wie ein Schloss. Die Statue eines Löwen prangte über dem Eingang, darunter der Schriftzug Filmwelten Studios. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, lief mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Die Eingangstüren waren aus Glas und schwer. Das Foyer war beeindruckend. Rechts und links führte jeweils eine Treppe nach oben. Die Mitte war mit einem roten Teppich ausgelegt. Fast wie bei einer Oscarverleihung, schoss es mir durch den Kopf. Es war menschenleer. Auf der rechten Seite befand sich ein Empfangstresen. Dort saßen Männer mit Anzügen. Ihm Ohr hatten sie Stöpsel. Über ihnen waren etwa zwanzig kleine Bildschirme angebracht, die verschiedene Orte zeigten. Überwachungskameras. Jürgen schritt zum Tresen. „Jürgen von Wambergen, Regisseur von Rosa Wolken“, stellte er sich vor und deutete dann auf mich. „Und meine Tochter Luise.“ Ich wusste nicht, was ich sagen wollte und warf einem der beiden nur einen kurzen bestätigenden Blick zu. „Alles klar, ich denke, Sie wissen, wo es langgeht?“ Jürgen nickte. „Natürlich.“

Ich folgte ihm über den roten Teppich durch die Eingangshalle und durch eine weitere Glastür. Wir gelangten in eine gigantische Halle, die aussah wie eine Lagerhalle, nur mit dem Unterschied, dass an der Decke hunderte von verschiedenen Lampen und Scheinwerfern angebracht waren. Ein paar Männer schoben Wände und Kleiderständer hin und her. Von der Halle gingen große Türen ab, mit Aufschriften von Shows und Serien, die ich aus der Fernsehzeitung kannte. Vor einer Tür hing ein großes Blatt Papier mit den Worten ‚Achtung Dreh.‘ Jürgen ging unbeeindruckt an all dem vorbei. Für ihn war das hier alles völlig normal. Er kannte es. Es war sein Job. Ich dagegen war eingeschüchtert von der Größe und den bekannten Namen und musste mich beeilen um mit Jürgens schnellem Schritt mitzuhalten. Wir bogen einmal nach links, dann nach rechts und gelangten schließlich zu einer Tür mit der Aufschrift ‚Rosa Wolken.‘

Jürgen blieb stehen und legte eine Hand auf meine Schulter. „Ich werde dir gleich den Produzenten von Rosa Wolken vorstellen. Er ist sowohl mein Chef, als auch mein Partner in vielen Bereichen. Er ist zuständig für Planung, Kontrolle und Durchführung des Projekts. Er hat das Sagen hier und wenn der erwartete Erfolg ausfällt, ist in erster Linie er verantwortlich. Er trägt also eine riesen Verantwortung. Ich bin froh, dass ich nicht in der Rolle stecke.“ Jürgen hielt kurz inne und sah mich dann durchdringend an. „Mach also einen guten Eindruck und präsentiere dich von deiner besten Seite. Sei freundlich. Es ist das erste Projekt, was ich mit ihm zusammen drehe, von daher kenne ich ihn auch noch nicht allzu lange. Zu mir war er stets freundlich aber … „ Seine Stimme wurde ein bisschen leiser. „Von Kollegen habe ich gehört, dass er manchmal auch etwas schwierig sein kann. Sei also achtsam, es liegt an ihm ob die Rolle wirklich bekommst. Allerdings wird es zwei Tage vor Dreh auch verdammt schwer sein einen neuen Regisseur für die Serie zu finden.“ Er zwinkerte mir zu. Falls Jürgen mich mit dieser Bemerkung beruhigen wollte, so erreichte er das Gegenteil. Nun war ich wirklich nervös. ‚Schwierig‘ - was sollte das denn bedeuten? Andererseits galten Menschen aus dem Filmbusiness ja generell nicht als die allzu einfachsten.

Dann schritten wir ein in die Welt der Rosa Wolken