Rückflug zu verschenken - Gaby Hauptmann - E-Book

Rückflug zu verschenken E-Book

Gaby Hauptmann

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Beschreibung

So viel Mut hat Clara sich selbst nicht zugetraut: Eigentlich wollte sie auf Mallorca ja nur günstig Urlaub machen. Nachdenken, was sie ohne Paul und sein Geld anfangen soll. Sie braucht einen Job, ganz klar. Und warum nicht wieder als Innenarchitektin arbeiten, denkt sie spontan, hier sind so viele wundervolle Häuser einzurichten. Unterstützt von ihren neuen Freundinnen Lizzy, Tina, Britta und Kitty, stürzt Clara sich ins Abenteuer – sie ahnt nicht, worauf sie sich da bei ihrem mysteriösen russischen Auftraggeber eingelassen hat … Gaby Hauptmanns herzerfrischend frecher neuer Roman über ein neues Leben, gute Freundinnen und die Erkenntnis, dass ein Mann doch nicht wie jeder andere ist!

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Für die Fünf-Sterne-Frau in

meinem Journalistenleben, Gaby K.

Und für Gaby S.,

die mich auf jeder noch so schrägen

Recherchereise fröhlich begleitet.

Dank Euch beiden Gabys,

Eure Gaby

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Originalausgabe

6. Auflage Juli 2010

© Piper Verlag GmbH, München 2009

Umschlagkonzept: semper smile, München

Umschlaggestaltung: Cornelia Niere, München

Umschlagfotos: Masterfile (Montage)

Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

SIE NAHM DEN GERUCH WAHR, noch bevor sie sich darüber klar wurde, dass etwas nicht stimmte.

Sie hatte die Haustür aufgeschlossen und wie immer auf Katie gewartet, die hinter ihr her trödelte. Ihr Blick glitt über die Einrichtung in ihrer großen Eingangshalle. Mit dem Gemälde des angesagten Gegenwartskünstlers Neo Rauch, dem sie unendlich lange nachgelaufen war, bis sie es hatte kaufen können, war die Halle nun wirklich perfekt.

Sie war perfekt.

Clara lächelte.

Katie kam herangestürmt, ihre blonden Locken hüpften, als sie vor ihr stehen blieb und ihr ein vierblättriges Kleeblatt entgegenstreckte. »Da, Mami, für dich!«

Clara beugte sich hinunter und gab ihr einen Kuss. Sie würde im nächsten Jahr in die Vorschule kommen. Wie schnell doch die Zeit verging.

»Dann komm, mein Schatz«, sagte sie, »schauen wir mal, ob wir noch ein Eis für dich finden!«

Sie richtete sich auf – und da war er wieder: dieser Geruch, der hier nicht hingehörte. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, warum sie Katie in die Küche schickte, um eine hübsche kleine Vase für das Kleeblatt zu suchen. Es war einfach geschehen, wie der Instinkt eines Tieres, der funktioniert, wenn das Gehirn noch gar nicht so weit ist. Nichts erfasst hat, außer: Pass auf!

Katharina hüpfte davon, und ihr buntes Sommerkleidchen tanzte wie die blonden Locken auf und nieder. Clara lief langsam durch die Halle auf die große, breite Marmortreppe zu, die der Stolz ihres Mannes war. Der feinste Marmor hatte es sein müssen, und sie war selbst nach Carrara gefahren, damit bloß nichts schiefging. Für ihn, der durch einige glückliche Immobiliengeschäfte zu viel Geld gekommen war, durfte es im Leben nur noch vom Besten sein.

Sie stieg langsam die Treppe hinauf, noch immer den Geruch in der Nase, von dem sie plötzlich wusste, dass es ein Duft war. Ein Parfüm.

Ein fremdes Parfüm.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Gut, sie war heute früher dran als sonst, weil Katies Kindergärtnerinnen einen Projektnachmittag hatten. Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken, denn eigentlich erschien er ihr so ungeheuerlich, dass sie sich nur irren konnte. Sie steuerte direkt auf ihre Schlafzimmertür zu. Hierher führte sie der Duft. Clara presste ihr Ohr an die Tür, es war still. Sie atmete auf, dann drückte sie langsam die Klinke hinunter.

Was sie durch den Türspalt zuerst sah, war Pauls nackter Hintern. Er kniete zwischen den Schenkeln einer jungen Frau, die mit gespreizten Beinen auf ihrem gemeinsamen Bett lag. Sie stöhnte leise und heftig, war aber wohl doch noch nicht so abgeflogen, wie sie Paul weismachen wollte, denn ihr Blick heftete sich sofort auf Clara. Sekundenlang starrten sie sich in die Augen. Die Fremde vergaß das Stöhnen, und Paul verdoppelte seine Anstrengungen. Clara hätte gern weggesehen, aber sie konnte sich nicht von dem Anblick lösen. Und komischerweise schrie sie auch nicht: »Du Sauhund!«, sondern sie fragte sich, wer die junge Frau war.

Nun schien auch Paul begriffen zu haben, dass irgendetwas nicht stimmte. Er tauchte auf, schaute seine Gespielin an und folgte ihrem Blick. Mit dem Handrücken fuhr er sich über den nassen Mund, als er Clara, die die Tür inzwischen ganz aufgeschoben hatte, endlich sah.

»Du?«

»Ja. Ich wohne hier!«, gab Clara zur Antwort und fragte sich, wo ihre Emotionen blieben. Sie war kalt wie eine Hundeschnauze, sie kannte sich selbst nicht wieder.

»Ich…«, begann Paul, während die junge Frau an seinem Kopf vorbei ihre Schenkel zuklappte.

»Tja«, sagte Clara und nickte langsam. »Das war’s wohl.« Damit drehte sie sich um, schloss die Tür leise hinter sich und ging die Marmortreppe hinunter. Sie spürte noch immer nichts.

Wo hatte er denn seinen Wagen gelassen, fragte sie sich stattdessen und zuckte zusammen, als Katie aus der Küche gerannt kam, ein Schnapsglas in der Hand.

»Ist das schön, Mami?«

»Das ist phantastisch«, sagte sie, nahm das Glas, ging an den chinesischen Hochzeitsschrank, der ihnen als Bar diente, und schenkte sich einen Himbeergeist ein, den sie in einem Zug trank.

Katie schaute ihr mit großen Augen zu. »Das war doch für das Kleeblatt!«, protestierte sie.

»Für dein Glücksblatt finden wir ein anderes, noch viel schöneres«, sagte Clara und goss einen zweiten nach.

Paul war sich nicht sicher, was er wollte, aber für Clara war es klar: Sie zog aus. Und mit ihr Katie. Zurück ließ sie eine Villa, in die sie fünf Jahre ihres Lebens investiert hatte, und einen Mann, der ihren Entschluss nicht verstehen wollte. Ein kleiner Fehltritt, nichts weiter. Wie konnte sie nur so albern reagieren!

Clara blieb albern und zog bei ihrer Mutter ein. Paul stellte klar, dass sie kein Geld zu erwarten habe, schließlich waren sie nicht verheiratet. Bei Katie sah die Rechtslage anders aus: Da er ihr Vater war, bezahlte er seinem Vermögen und dem Rat seines Anwalts entsprechend 860 Euro monatlich. Dafür bekam man in Köln eine mittelgroße Zweizimmerwohnung ohne Heizung, Wasser und Strom.

Ellen, ihre Mutter, war von der neuen Situation auch nicht begeistert, aber sie räumte in ihrer Vierzimmerwohnung ein Zimmer frei und ließ die beiden bei sich wohnen. Clara mit dem festen Vorsatz, ganz schnell wieder eine Arbeitsstelle zu finden. Schließlich war sie Kunsthistorikerin und Innenarchitektin, und dazu noch promoviert, das musste ja zu schaffen sein. Aber sie war fünf Jahre raus und für eine Praktikantenstelle überqualifiziert. Außerdem, das spürte sie schnell, war sie unten durch. Die Gesellschaft wollte sie nicht mehr haben. Und wenn sie doch einem ihrer alten Bekannten zufällig begegnete, dann spürte sie eine Art von herablassendem Mitleid. Und als sie hörte, dass Pauls Betthäschen Diana nun bei ihm eingezogen sei und in ihrer Villa residiere, beschloss sie, die Stadt zu wechseln. Oder besser noch das Bundesland. Berlin, erklärte sie ihrer Mutter, böte vielleicht mehr Chancen für Innenarchitektinnen. Dort würde doch ständig gebaut, und in Potsdam gäbe es deutschlandweit das beste Netz für die Kinder berufstätiger Eltern.

Also Berlin, meinte ihre Mutter skeptisch.

Ja, Berlin, erwiderte Clara fast trotzig. In Potsdam leben und in Berlin arbeiten. Das erschien ihr genial.

Ellen war nicht davon überzeugt, dass der Immobilienboom in Berlin wirklich so großartig war, zumal sie in der Boulevardpresse immer wieder nachlesen konnte, wer dort gerade auf irgendwelchen Immobilien sitzen geblieben war und dabei sämtliches Geld verloren hatte.

Überleg dir das gründlich, sagte sie, und um ihre Tochter von einem Schnellschuss abzuhalten, schenkte sie ihr eine Reise nach Mallorca.

Arenal, sagte sie. Mehr war nicht drin. Katie bleibt so lange hier, bei mir. Du musst zu dir kommen, vielleicht gehst du dann ja auch wieder zu Paul zurück. Ein Fehltritt. Jeder Mann geht mal fremd.

Toll, sagte Clara. Ein Fehltritt. Das hat Paul auch schon gesagt. Ein Fehltritt! Vati ist nie fremdgegangen.

Dafür ist er früh gestorben, erwiderte Ellen nüchtern.

Clara packte einen Strandkoffer für Mallorca. Arenal stellte sie sich schrecklich vor, Hotelburgen und angetrunkene Männer, aber es war Anfang September, und möglicherweise war die Invasion schon vorbei. Und es war nett von ihrer Mutter, die ihre Rente ja auch zusammenhalten musste.

Ellen hatte recht, es war Zeit für eine Bestandsaufnahme. Clara war sechsunddreißig Jahre alt, ihre Mutter siebenundsechzig. Sie konnte ihr nicht dauerhaft zur Last fallen. Und Katie kam in zwei Jahren in die Schule, bis dahin musste Clara wieder eigenes Geld verdienen und ein Zuhause für sie gefunden haben.

Sie war so naiv gewesen. Wieso hatte sie nie auf einem eigenen Konto bestanden?

Im Nachhinein ist man immer klüger, sagte sie sich.

Sie musste nach vorn schauen, nicht zurück.

Der Transferbus brauchte ewig, bis er sich gefüllt hatte, und dann fuhr der Busfahrer in jede Seitenstraße von Arenal hinein, um jeweils zwei oder vier Urlauber abzusetzen. Fast jedes Mal dachte Clara: Bitte, lass das nicht mein Hotel sein.

Das letzte Mal, als sie auf Mallorca gewesen war, hatte sie in Deià im La Residencia residiert und die Insel mit einem Mercedes Cabrio erforscht. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen, sie hatten Antiquitätenläden durchstöbert, und Clara war vor allem in Schuhgeschäften fündig geworden. Bei dem Gedanken daran musste sie jetzt lächeln, aber da holperten sie schon eine Straße hinauf, die rechts und links zugeparkt war und einem Bus kaum Platz bot – oben erfuhr sie, dass sie nun angekommen seien. Sie konnte das Hotel kaum erkennen, weil es inzwischen dunkel geworden war, aber es war groß und sah im Licht der vielen Laternen gar nicht so schlecht aus.

Gott sei Dank, dachte Clara und ließ sich ihren Koffer aushändigen. Zwei Stunden war es her, seitdem sie gelandet war, und jetzt hatte sie richtig Hunger. Während sie ihren Koffer hinter sich her zur großen gläsernen Eingangstür zog, überlegte sie sich die nächsten Schritte. Einchecken, Koffer im Zimmer abstellen und sofort zum Essen gehen. Ein Fisch wäre jetzt lecker und dazu guter, süffiger Weißwein – die Ankunft musste schließlich gefeiert werden. Sieben Tage Auszeit, Bedenkzeit oder was auch immer – jedenfalls Zeit nur für sich selbst.

An der Rezeption musste sie warten, offensichtlich war sie schon etwas zu spät dran, aber dann hatte sie ihren Schlüssel, fuhr in den sechsten Stock und schritt den langen Gang ab. Gut, die Teppiche waren schon etwas abgetreten, aber darüber konnte man hinwegsehen, wenn das Leben gerade erst wieder neu begann.

Das Zimmer war klein, aber praktisch und hell eingerichtet, Bambusmöbel, gar nicht schlecht, dachte sie, und das Badezimmer schien auf den ersten Blick auch in Ordnung. Der schmale Balkon war geteilt worden, die andere Hälfte gehörte dem Zimmernachbarn, und die Dunkelheit raubte ihr die Aussicht, aber das war ja jetzt egal, denn nun lockte der gemütliche Teil des Tages.

Clara ließ den Koffer neben dem Bett stehen, trat auf den Flur hinaus und drückte dann im Fahrstuhl auf Restaurant. Geräuschlos fuhr sie in das Untergeschoss und blieb dort vor einer verschlossenen Glastür stehen. Zuerst wollte sie es nicht glauben und rüttelte an der Klinke, weil sie auf der anderen Seite noch Menschen sah, aber jemand blickte auf und deutete auf seine Armbanduhr. Dazu schüttelte er den Kopf.

Clara schaute auf ihre Uhr. Fünf nach neun. Sollte das heißen, dass es ab neun Uhr nichts mehr zu essen gab?

Sie starrte wieder in den riesigen Raum – und tatsächlich, das waren keine Gäste, sondern Angestellte, die das Büfett abräumten.

Das war bitter. Schlagartig knurrte ihr Magen noch lauter.

Okay, dachte sie, Clara, lass dir die Laune nicht verderben, jetzt brauchst du eine Alternative.

An der Rezeption erfuhr sie, dass sie noch zum Strand fahren könne, dort gebe es genug Möglichkeiten. Man rufe ihr gern ein Taxi. Oder die kleine Hotelbar, die auch eine Terrasse hatte, biete Snacks und Getränke an.

Snacks?

Einen Hotdog beispielsweise.

Das fand sie wenig verlockend, ein Taxi war ihr zu teuer, außerdem war sie müde und hoffte nun auf ihre Minibar. Im Notfall eine kleine Flasche Rotwein, Erdnüsse und Chips. Die Füße auf die Balkonbrüstung, die laue Nacht genießen und die Sterne betrachten. Vielleicht auf eine Sternschnuppe hoffen.

Auch das konnte Spaß machen.

Nur, auf ihrem Zimmer gab es keine Minibar. Und nun plagte sie auch der Durst. Aber dem Leitungswasser traute sie nicht. Und einen Zimmerservice erwartete sie nicht.

Wo bekam man um diese Uhrzeit eine Flasche Wasser her? Vielleicht gab es auf einem der Flure ja irgendwo einen Getränkeautomaten?

Als sie draußen Geräusche hörte, war sie richtig erleichtert. Ihre Zimmernachbarn hatten ihre Hälfte des Balkons bezogen. Langsam ging Clara hinaus und klopfte an die schulterhohe dünne Trennwand.

»Entschuldigung«, sagte sie, »sprechen Sie Deutsch? Or do you speak English? Darf ich kurz stören?«

Stühlerücken, und ein Kopf tauchte auf. Ein Mann um die vierzig, kurzer Haarschnitt, braun gebrannt und offensichtlich gut gelaunt.

»Aber bitte gern«, sagte er freundlich und im breitesten Sächsisch.

»Ich bin eben erst angekommen und finde mich noch nicht so richtig zurecht; wo bekomme ich um diese Uhrzeit denn noch ein Getränk her?«

»Hier schon mal überhaupt nicht«, lächelte er. »Aber morgen auf dem Weg zum Strand finden Sie einen Supermarkt, da kann man billig einkaufen.«

»Und wie weit ist es bis zum Strand?«

»Zu Fuß zwanzig Minuten. Oder eine halbe Stunde. Je nachdem.«

Clara überlegte. »Gut«, sagte sie. »Vielen Dank!« Sie sah sich schon bei Hotdog und Bier in der Bar sitzen.

»Aber wenn Sie mir Ihr Zahnputzglas rüberreichen, können wir Ihnen etwas zum Trinken geben«, sagte ihr Nachbar, und neben ihm erschien nun auch der gelockte Kopf seiner Partnerin, die ihr freundlich zunickte.

»Oh ja, das wäre schön. Ich kann mich ja dann morgen revanchieren«, sagte Clara erfreut, holte das Glas aus dem Badezimmer und reichte es über die Trennwand. Zurück kam es mit einer goldgelben Flüssigkeit.

»Das ist richtig guter Brandy«, sagte ihr Nachbar. »Trinken Sie ihn auf die erste Nacht. Wir kommen schon seit fünf Jahren hierher und können uns nichts Schöneres vorstellen.«

»Ach, ja«, sagte Clara und sah das Glas prüfend an. »Vielen Dank!« Sie prostete den beiden zu, die ihre Zahnputzgläser erhoben. Da werde ich nichts anderes mehr brauchen, dachte Clara, als sie das Glas wieder absetzte. Der Brandy war warm, schwer und gut. Und er würde müde machen, ein schönes Gefühl. Sie hatte jahrelang keinen Brandy mehr getrunken.

»Ja, hier ist es traumhaft«, schwärmte nun auch ihre Nachbarin. »Weiter rein auf die Insel darf man nicht, dort ist es schmutzig, aber hier in der Gegend ist alles astrein!«

»Oh«, tat Clara erstaunt. »Schmutzig? Na ja, in fünf Jahren haben Sie die Insel bestimmt schon so richtig erkundet.«

»Ja«, ihr Nachbar nickte. »Einmal. Mit dem Bus. Aber davon kann man wirklich nur abraten. An den Straßen entlang überall nur Abfall und… überhaupt. Es lohnt sich nicht. Wir haben hier unseren Strand Höhe Balneario 10, den lieben wir, und wenn wir etwas Abwechslung wollen, gehen wir mal rüber zu Ballermann 6, davon haben Sie ja vielleicht schon mal gehört, da ist Stimmung, und dann gehen wir früh ins Bett, damit wir morgens wieder zeitig am Strand sind. Das ist perfekt!«

»Ja, hört sich so an«, bestätigte Clara, deren Stimmung durch den Brandy bereits so milde war, dass sie nicht die Besserwisserin spielen wollte.

»Es wird Ihnen gefallen«, sagte die Frau voller Überzeugung, und Clara nickte ihr lächelnd zu. »Und wenn Sie sich wirklich mal was gönnen wollen, dann gehen Sie einen Abend zum König von Mallorca. Zu Jürgen Drews. Das ist für uns immer der Höhepunkt!«

»Vielen Dank für den Tipp«, sagte Clara und hielt das Glas noch einmal hoch. »Morgen bin ich an der Reihe!«

»Ach, denken Sie sich nichts, wir haben genug davon. Das Zeug kostet hier nicht viel!«

»Trotzdem, vielen Dank. Ich glaube, das hat mir das Leben gerettet.«

Clara ließ sich auf ihren Stuhl sinken, legte die Füße auf die Brüstung, stellte das Glas auf den kleinen Beistelltisch und betrachtete den Himmel. Und zu ihrer Verwunderung stellte sie fest, dass sie ganz zufrieden war. Die Freundlichkeit der beiden hatte sie beeindruckt. Und die spontane Großzügigkeit. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Zahnputzbecher und spürte eine seltene innere Ruhe. Und wenn jetzt eine Sternschnuppe vorübersausen würde, was sollte sie sich wünschen?

Bestandsaufnahme. Das schoss Clara durch den Kopf, als sie am nächsten Tag hungrig aufstand. Sie hatte vergessen, nach den Frühstückszeiten zu fragen, aber sie wollte nicht schon wieder vor verschlossenen Türen stehen. Wahrscheinlich von von acht bis zehn Uhr, dachte sie. Bestenfalls bis halb elf. Es war neun Uhr, also noch genug Zeit. Die wollte sie nutzen.

Bestandsaufnahme. Diesmal nicht das Leben, sondern der Körper – und das war hart. Vor allem, wenn man morgens völlig nackt und ungeschminkt vor den Spiegel trat. Sechsunddreißig Jahre alt, zu hager für betont weibliche Kleidung, jedenfalls war ihr Busen zu klein. Paul hatte ihr vor Jahren eine Brustvergrößerung schenken wollen, aber da sie den Verdacht hatte, dass er sich die eher selbst schenken wollte, verzichtete sie darauf. Inzwischen war sie froh darüber. Zumindest standen ihre Brüste noch wie eine Eins und brauchten keine Stütze. Sie drehte sich um die eigene Achse. Gut, sie war mit eins sechsundsiebzig recht groß und ihre Figur noch gut in Schuss, wenn man nicht so ganz genau hinsah. Sie sah die kleinen Veränderungen an Bauch, Po und Oberschenkeln, aber Männer verloren Haare – was war schlimmer? Sie hatte fülliges braunes Haar, das sich natürlich wellte und weich über ihre Schultern fiel. Sie mochte ihr Haar, das gut zu ihren smaragdgrünen Augen passte. Sie fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Lider und trat näher an den Spiegel heran. Feine Linien, erste Fältchen. Und ihre Mundwinkel zeigten nach unten, aber sie hatte auch schon lange nicht mehr richtig gelacht. Dabei lachte sie gern. Und im Normalfall sah man es ihr auch an, fand sie. Ihre Lippen waren für ein kleines Lächeln wie geschaffen – groß, aber nicht wulstig, ohne Hilfsmittel.

Clara lächelte sich zu.

Na, geht doch, sagte sie sich. Jetzt noch ein bisschen Bräune – irgendwie hatte sie in diesem Sommer nie Muße dazu gehabt – und dann der volle Spaß am Leben, und sei es Arenal.

Ihr Handy piepste, und sie sah, dass ihre Mutter ihr einen schönen Tag wünschte. Nach dem Frühstück würde sie mal kurz anrufen, nur so, um Katies Stimme zu hören. Die vermisste sie schon, ihr fröhliches Gegacker und ihre wilden Einfälle. Obwohl die Kleine auch stiller geworden war, seitdem Paul kaum noch Interesse an ihr zeigte. So oft wie in den letzten Wochen war sie noch nie mit ihrem Kind im Zoo gewesen – wenn auch nur, um sie von der Trennung und den Fragen nach ihrem Vater abzulenken. 2500 Euro hatte sich Clara noch wenige Monate zuvor die Patenschaft für ein Okapi kosten lassen. Jetzt bescherte ihnen diese Tat ganzjährig freien Eintritt und das Gefühl, einen triftigen Grund für den Besuch zu haben. Schließlich mussten sie »ihr« Okapi regelmäßig sehen. Katie war begeistert und konnte sich an den dunklen Minigiraffen aus den Regenwäldern des Kongos nicht sattsehen. Und sie fand auch mühelos ihren Knuffi heraus, während für Clara alle Tiere gleich aussahen.

2500 Euro. Clara schlug sich vor dem Spiegel mit der flachen Hand an die Stirn. Wie gut könnte sie das Geld jetzt gebrauchen! Dem Zoo war natürlich geholfen. Trotzdem. Im Rückblick hätte es auch eine Schildkröte für 50 Euro getan.

Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und drehte sich noch einmal um ihre eigene Achse. Gut, knusprig jung war sie nicht mehr, aber was für eine Rolle spielte das? Männer interessierten sie nicht, sie wollte auf neue Gedanken kommen, eine Idee entwickeln, gestärkt nach Köln zurückkommen. Einen Mann würde sie höchstens leiden lassen – Rache für den anderen.

Was für ein Quatsch, dachte sie und ging ins Badezimmer.

Der Weg zum Strand war tatsächlich lang. Ihre große Badetasche war für diesen Marsch zu schwer, und außerdem fand Clara kein einziges Einkaufszentrum. Ganz offensichtlich hatte sie den falschen Weg gewählt. Aber ein kleines Geschäft voller Badehosen, Schwimmflügel und Strandmatten hielt auch gekühlte Getränke bereit. Und Postkarten. Clara warf einen Blick darauf und wollte sich lieber nicht vorstellen, dass sie all das hier sehen würde. Bierlaune und dicke Busen, das war nicht ihr Ding, auch wenn es witzig rüberkommen sollte. Sie fand es grauslich. Vielleicht war sie schlicht zu nüchtern für solche Späße. Ob mit oder ohne Alkohol.

Etwas misstrauisch näherte sie sich dem Meer. Bisher waren ihr noch keine lärmenden Horden entgegengekommen, das stimmte sie zuversichtlich. Vielleicht war ja alles viel harmloser, als sie befürchtete. Sie überquerte die letzte Straße, und nun lag er vor ihr, der berüchtigte Strand von Arenal. Er war lang, breit und der Sand offensichtlich feinkörnig – und so weit das Auge reichte, war kaum jemand zu sehen. Das erstaunte sie.

»Balneario 10« las sie, aha, das war der bevorzugte Strandabschnitt ihrer Zimmernachbarn. Und Ballermann 6, diese Partyecke, von der man immer hörte, musste dann doch wohl ziemlich in der Nähe sein?

So genau wollte Clara es überhaupt nicht wissen. Sie war vom leeren Strand angenehm überrascht, ging an einem kleinen Kiosk vorbei bis zu einer niedrigen Steinmauer, die den Strand zu den Gehwegen hin abgrenzte, und schaute sich um. Einige Liegestühle, allesamt frei, einige Sonnenschirme mit runden Bastdächern, alles wirkte sauber und gepflegt. Clara zog die Schuhe aus und lief durch den warmen Sand. Welch ein schönes Gefühl, sofort spürte sie ihren Launepegel steigen. Dann schaute sie sich nach einem Liegestuhlanbieter um und rückte, nachdem sie keinen hatte ausfindig machen können, eine der blauen Liegen in den Schatten eines Schirms. Und schon wenige Minuten später hielt sie es nicht mehr aus und lief zum Meer. Was für ein Gefühl. Sie ließ sich einfach fallen, machte sich keine Gedanken über ihre einsame Badetasche, gab sich den Wellen und ihrem Gefühl im Hier und Jetzt hin. Die Dünung spielte mit ihr, sie ließ sich treiben, dann wieder schwamm sie gegen die sanften Wellen an, tauchte durch sie hindurch, schluckte Salzwasser, lachte und tauchte wieder. Sie fühlte sich wie neugeboren und als ob es auf der Welt für sie keine Probleme geben könnte. Ihr Lebensblatt war weiß, alles stand auf Anfang. Und tatsächlich war ihre Tasche noch da, als sie frisch geduscht zu ihrer Liege zurückkam. Sie zog sich ihr orangefarbenes Badetuch zurecht, und während sie sich sorgfältig eincremte, überkam sie eine angenehme Schläfrigkeit.

Irgendwann tauchte Clara aus der Tiefe ihres Traums an die Oberfläche, aber eigentlich wollte sie nicht so richtig und hielt sich noch an den letzten Traumfetzen fest. Es war ein angenehmer Traum gewesen, das wusste sie noch, aber die Erinnerung daran zerfloss, je mehr sie darüber nachdachte. Und dann bemerkte sie, dass die fröhlichen Stimmen gar nicht aus ihrem Traum kamen, sondern tatsächlich um sie herumschwirrten. Noch hatte sie die Augen geschlossen. Sie lag am Strand, okay. Sie war mutterseelenallein gewesen, als sie sich diese Liege in den Schatten gezogen hatte. Das schien sich geändert zu haben.

Als sie eine Männerstimme hörte, schlug sie ein Auge auf und erkannte, dass nicht sie gemeint war. Auf den vorher noch unbesetzten Liegestühlen saßen vier Frauen, und ihnen zu Füßen knieten zwei dickbäuchige Männer im Sand.

Clara blinzelte unter ihren Lidern hindurch. Die eine Frau, direkt neben ihr, war etwa Mitte dreißig und trug einen Tigerbikini, der ihre Üppigkeit kaum zu fassen vermochte. Die Haare waren eine Nuance zu blond und eine Nuance zu lang. Die andere trug dagegen konsequent Pink, selbst die Plastikhaarklammer, die ihre aufgezwirbelten Haare hielt, glänzte in derselben Farbe.

»Du bist doch Friseuse, das kannst du doch leicht machen«, sagte gerade der eine zu der Tigerlady.

»Ich bin Friseurin«, stellte sie richtig, um gleich darauf das Gesicht zu verziehen. »Aber eine Gummipuppe?«, fragte sie nach. »Das ist doch nicht euer Ernst?«

»Ja! Klar doch!« Der Kerl war Feuer und Flamme. »Für Reinhard. Du weißt doch, er hat Geburtstag. Hat er doch gestern an der Bar erzählt. Und du bist doch Profi, hör mal. Hast auch nicht viel zu tun, wir Männer ziehen sie an, du machst die Frisur und die Muschi, und dann setzen wir sie ihm ins Bett!«

Clara wurde hellhörig.

Der zweite Mann lachte: »Ja, er hat doch bisher noch keine abgekriegt!«

»Und wo holt ihr diese… Puppe?«, wollte die Pinkfarbene wissen.

»Die haben wir schon. Wir haben bei Beate Uhse zusammengelegt. Die blonde Perücke haben wir auch, die muss nur noch in Form kommen. Und die Haare um die Muschi herum müssen auch noch fachgerecht angebracht werden, aber da kennt ihr euch schließlich besser aus.« Er lachte schräg.

»Bist du noch knusper?«, fragte eine der Frauen aus dem Hintergrund.

»Ach, kommt schon, ist doch nur Spaß!«

Als die beiden Männer abzogen, berieten sich die Frauen.

»Ist doch ekelhaft, so eine Gummipuppe«, sagte die eine.

Clara setzte sich auf. Vielleicht gab es ja auch noch einen anderen Platz für ihren Liegestuhl?

»Oh«, bemerkte eine der vier Frauen, die offenbar zusammengehörten. »Aufgewacht?«

Verunsichert fragte Clara: »Hab ich Ihnen Ihren Platz weggenommen?«

Erst jetzt sah sie, dass sie wirklich sehr nahe an dem anderen Liegestuhl klebte und obendrein noch das einzige Schattenplätzchen unter dem Bastsonnenschirm belegt hatte.

»Kein Problem«, sagte die Frau, die in einem dunkelblauen Badeanzug verhältnismäßig unauffällig war. »Der Strand ist für alle da!«

»Ah ja«, entschlüpfte es Clara, und aus alter Gewohnheit sagte sie: »Vielen Dank, angenehm, Clara Flockheimer.«

»Kitty!« Die Frau im Tigerbikini nickte und streckte ihr die Hand entgegen, die weich und etwas feucht war.

»Das ist Flocky«, stellte sie Clara den anderen vor.

Widerwillig ergriff Clara drei weitere Hände. Lizzy war die pinkfarbene, Britta die dunkelblaue, und Tina hatte sich bisher im Hintergrund gehalten. Sie trug zu ihrer dunkelbraunen Mähne eine riesige gefakte Sonnenbrille mit einem goldenen Dior-Zeichen am Bügel.

»Und? Flocky?«, wollte Lizzy wissen. »Was bist du für eine?«

»Wie meinen Sie das?«, fragte Clara misstrauisch.

»Ja, was machst du hier allein? Oder kommt dein Typ noch?«

Clara schüttelte langsam den Kopf. Von Typen hatte sie vorerst die Nase voll. Paul mit Diana und jetzt die Gummipuppe – das gab ihr den Rest.

»Mein Typ kommt nicht«, gab sie knapp zur Antwort.

»Er hat eine andere«, grinste Kitty. »Willkommen im Klub!«

In dem Klub wollte sie eigentlich nicht willkommen sein, aber im Moment kam sie aus der Nummer auch nicht raus, ohne uncharmant zu sein. Und das lag ihr nicht. Also knabberte sie folgsam den Keks, den ihr Britta zum Trost für entgangene Mannesfreuden anbot.

Aber sie musste sich auch nicht groß anstrengen, denn bald plätscherte das Gespräch um sie herum weiter, und sie konnte ungestört ihren Tagträumen nachhängen. Bis Kitty fünf Pina Colada auf einem Tablett anschleppte. Mit einem freundlichen Lächeln reichte sie Clara, die sich langsam aufsetzte, eins der Gläser und schüttelte dabei mitleidig den Kopf.

»So, Flocky«, sagte sie fröhlich. »Du bist noch so blass. Entweder hast du Kummer oder arbeitest in einem Keller – das hier wird dir jedenfalls guttun«, und dann prostete sie allen zu, »und uns auch…«

Clara nahm das Glas, dankte etwas verhalten und sah verstohlen an sich hinunter. Es stimmte. Im Vergleich zu den vier Frauen war sie wirklich noch schneeweiß, aber das tiefe Braun ihrer neuen Bekannten hielt sie jedenfalls für dermatologisch bedenklich. Zu blond, zu braun, dachte sie. Morgen lege ich mich an einen anderen Strandabschnitt.

»Hast du heute Abend schon was vor?«, wollte Tina wissen und schob sich ihre Dior-Sonnenbrille auf die Stirn. Ihre Augen waren von einem erstaunlichen Grün.

»Nein, ich bin noch zu haben«, antwortete Clara, einfach, um auch mal etwas Lustiges gesagt zu haben, aber gleichzeitig dachte sie: Lass diesen Kelch an mir vorübergehen…

Lizzy lachte etwas zu schrill, und Kitty stieß sie mit dem Ellbogen an. »Was haben wir heute Abend denn vor?«, wollte sie von den anderen wissen.

»Jedenfalls nicht mit diesen durchgeknallten Kegelbrüdern um die Häuser ziehen«, erklärte Britta. »Das hat mir gestern schon gereicht, und das Resultat habt ihr jetzt… ich sage nur: Gummipuppe!«

»Ja, das war doch wohl ziemlich daneben«, fiel Clara ein, die nach einigen kräftigen Zügen an ihrem Cocktail die Wirkung spürte.

Lizzy nickte. »Gummipuppe. Muschi frisieren, wer hat so was schon mal gehört?« Alle vier lachten los, und Clara konnte nicht anders, nach kurzem Aufbäumen ihres guten Geschmacks musste sie einfach mitlachen.

Aus der Nummer kam sie nicht mehr heraus. Am frühen Nachmittag warfen sich Lizzy, Tina und Britta leichte Sommertücher über, und Kitty schlüpfte in ein enges getigertes Strandkleid. Clara war gerade zum wiederholten Male im Wasser gewesen, hatte sich eingecremt und fischte nun aus ihrer großen Badetasche ein Buch heraus. Jetzt war der Moment gekommen, da sie völlig relaxen wollte. Im Liegestuhl am Strand lesen, das war eine ihrer Vorstellungen von einem perfekten Strandtag.

»Was ist?«, wollte Tina wissen und nahm ihr mit langen, dunkelbraunen Fingernägeln das Buch aus der Hand. »Hast du etwa keinen Hunger? Da hinten gibt’s ein kleines Restaurant, na, sagen wir mal eine Strandbar mit allem, was das Herz erfreut. Lecker und günstig. Da kommst du jetzt mit!«

Lecker und günstig? So ganz traute Clara der Sache nicht, aber ihr Magen knurrte, das musste sie zugeben. Und lesen konnte sie auch später noch, der Tag war lang. Also schwang sie sich von ihrer Liege und reihte sich zwischen den vier Grazien ein. Allerdings fühlte sie sich in ihrem unauffälligen Leinenkleid und mit ihrer schlichten Frisur wie ein vom Himmel gefallener Meteorit unter lauter funkelnden Sternen. Aber sie war im Urlaub, hier kannte sie keiner, was sollte es also. Und sie musste zugeben, dass sie sich bei den Frauen wohlfühlte. Sie heiterten sie auf, und die feine Kölner Gesellschaft, die sie zwischen den farbenprächtigen Damen hätte ausspähen können, war weit weg.

Ein Restaurant reihte sich an das andere, dazwischen Geschäfte, deren Auslagen fast über die gesamte Breite der Gehsteige aufgebaut waren. Doch Kitty, die vorn lief, steuerte zielstrebig eine Bar mit bequemen Korbstühlen an, wo der Kellner offensichtlich schon auf sie wartete. Flugs schob er zwei Tische zusammen und schoss tausend Komplimente ab, die allesamt nicht Clara galten. Sie amüsierte sich darüber, auch über die Speisekarte, die kein einziges spanisches Gericht anbot. Pizzas, Hotdogs und verschiedene Sandwiches, das hatte sie sich schon vorher gedacht, aber günstig war es wirklich.

»Willkommen in Arenal«, sagte sie sich und bestellte eine Runde Sangria. Jetzt oder nie. Ihr Einstand war nach der Pina Colada mehr als fällig. Und vorsichtshalber eine Flasche Mineralwasser. Und zudem eine Salamipizza mit Peperoni, extrascharf.

»Extrascharf«, wiederholte der Kellner auf Deutsch, »wie Sie, Mylady!«

Clara lächelte, und die anderen nickten ihr zu.

»Na also, jeht doch!«, sagte Lizzy, und Tina rückte nur ihre Sonnenbrille nach oben.

»So siehst du schon viel besser aus, wesentlich entspannter«, meinte sie.

»Locker, Mädels, bleibt locker«, sagte Kitty, und Britta meinte: »Isch han me schon jedach, dat du us Kölle küss, ävve su ne richtije rheinländische Frohnatur biste net!«

»Lass nur«, sagte Clara und pochte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Gleich trinken wir auf Köln und auf euch. Seid ihr eine mallorquinische Zufallsbekanntschaft oder auch in Deutschland zusammen?«

»Wir sind das vierblättrige Kleeblatt«, sagte Britta. »Eine für alle, alle für eine. Das hat uns schon oft geholfen!«

»Vierblättriges Kleeblatt?«, fragte Clara und verzog kurz das Gesicht. »Das erinnert mich an etwas. Jetzt brauche ich wirklich einen Schluck!«

Clara stellte fest, dass sie sich veränderte. Am zweiten Tag machte ihr das Kellerrestaurant schon nichts mehr aus. Auch nicht, dass das Abendbüfett nicht ihren üblichen Erwartungen entsprach. Es war üppig, die Gerichte sahen gut aus, schmeckten aber allesamt nach Pappe. Was willst du mit deinen Ansprüchen, sagte sie sich, allen gefällt es. Allen schmeckt es. Was erwartest du für sieben Tage Hotel inklusive Flug für 500 Euro? Paul konnte für ein einziges Essen 500 Euro hinlegen, und das war auch nicht jedes Mal eine kulinarische Offenbarung.

Sie hatte sich eine Flasche Brandy und den Nachbarn als Andenken einen gusseisernen Salamander gekauft. Ihr Zimmer war ihr inzwischen vertraut, sie fühlte sich fast schon heimisch. Und auch die kahle Baufläche vor dem Balkon, die ihr in der ersten Nacht wie ein weiträumiger Golfplatz vorgekommen war, hatte ihre Reize. Eine dermaßen große Bauruine bekam man schließlich nicht jeden Tag zu sehen, zumindest nicht in Köln. Sie wurde langsam braun und hatte sich eine lässige Tunika für zwölf Euro gegönnt. Und sie hatte sich nur am ersten Abend gewehrt, mit dem »Kleeblatt« die Nacht zu erobern. Am zweiten Abend schon hatte sie nachgegeben und in der Schinkenstraße eine schlechte Pizza gegessen und eine Sangria mit Röhrchen aus einem Weizenglas getrunken. Wenn schon, denn schon, sagte sie und fand auch den MegaPark mit seinen Go-go-Girls und der riesigen Großbildleinwand interessant, und auch die typisch deutsche Disco Oberbayern mit Stargast Costa Cordalis hielt sie nicht vom Tanzen ab. Sie war gerade dabei, eine zweite Welt, ein zweites Ich zu entdecken. Doktor Clara Flockheimer, sagte sie sich bisweilen, bist du das überhaupt noch?

Für den dritten Tag hatte sie sich eine Inselrundfahrt vorgenommen – und weil die anderen abwinkten und sie für einen Leihwagen kein Geld hatte, meldete sie sich in ihrem Hotel für eine Busrundfahrt an. »Mallorca von seinen schönsten Seiten«, das klang doch vielversprechend. Die schönsten Seiten kannte sie zwar schon, aber jetzt, am dritten Tag, fühlte sie sich der Sache gewachsen. Sie würde in kein Jammertal fallen und nicht den vergangenen Zeiten nachtrauern. Sie würde einfach die Schönheiten der Insel genießen, ganz so, wie es auf dem Plakat stand.

»Da wirst du uns direkt fehlen«, sagte Kitty, was Clara reizend fand. Wann hatte das zuletzt jemand zu ihr gesagt? Sie konnte sich nicht erinnern – ihre Mutter vielleicht, als sie damals nach dem Abitur von zu Hause auszog?

Um zehn Uhr sollte gestartet werden, um zwanzig nach zehn bereute sie ihren Entschluss schon. Der Bus war gut gefüllt, als er endlich kam, und die lange Menschenschlange, in die sie sich einreihte, war auch nicht gerade ihr Fall. Ihre erste Reaktion war, umzudrehen. Aber dann beherrschte sie sich. Da machst du jetzt einfach mit, sagte sie sich. Rein ins Leben, und schon saß sie in der dritten Reihe auf einem Fensterplatz. Na also, freute sie sich, sofort zeigen sich die ersten Erfolge. Zudem schien die Frau, die sich neben sie setzte, auch nicht unsympathisch zu sein.

Die Reiseleiterin sprach ein etwas spezielles Deutsch und war nicht ganz so einfach zu verstehen, aber Clara hätte sowieso am liebsten Musik gehört und bedauerte, dass sie ihren MP3-Player nicht mitgenommen hatte. Sie fuhren am Meer entlang in Richtung Palma. Das war das Nächste, was sie tun wollte: einmal ein bisschen durch Palma zu streifen. Aber würde sie an all den teuren Läden vorbeikommen? Wie würde es sein, Kleidungsstücke im Schaufenster zu sehen, ohne sie kaufen zu können? Es würde sein wie früher, dachte sie. Als Studentin hatte sie das auch gekonnt – mit wenig auskommen und mit wenig zufrieden sein. Nur fühlte sich das jetzt, mit sechsunddreißig Jahren, anders an.

Sie beschloss, nicht weiter nachzudenken. Der Bus war nach Palma abgebogen, und sie bewunderte die prachtvolle Kathedrale mit dem Königspalast. Welch eine wunderbare Vielfalt an Formen, Facetten, Türmchen und Materialien. Clara konnte sich an der gotischen Architektur der Kathedrale nicht sattsehen, der Bus fuhr ihr viel zu schnell. Sie würde wiederkommen müssen, um jedes Detail aufzunehmen. Der Entschluss gefiel ihr, sie hatte ein Ziel. Irgendwie waren ihr im Lauf der Jahre ihre Ziele abhandengekommen, dachte sie plötzlich. Sie war mitgeschwommen. Hatte sich im Strom der satten Tage treiben lassen, ganz so, als wäre es gar nicht ihr Leben, sondern das einer anderen. Eines, mit dem sie nichts zu tun hatte, außer dass sie es irgendwie angenehm gestaltete. Mit ihrem Kunstverstand, mit ihrem Geschmack, ihrem Charme, ihrem Körper – aber wo war sie eigentlich selbst geblieben?

Sie starrte auf die Gebäude, die an ihr vorüberglitten, und hörte den Erläuterungen der Reiseleiterin zu, ohne ihren Sinn zu begreifen. Katie tauchte vor ihr auf. Ihr hübsches Gesicht, ihre fröhliche Art. Was würde kommen? Sie hatte die Trennung noch nicht verstanden, aber sie konnte es ja auch nicht begreifen. Und wie sollte sie es ihr erklären? Zunächst dachte Katie wohl, es sei alles ein großes Spiel. Bei der Omi einzuziehen, das fand sie irgendwie lustig. Vier kleine Zimmer, so nah war sie ihrer Mutter noch nie gewesen. In der Nacht teilten sie sich die ausziehbare Coach, und am Tag fanden sie völlig neue Spielplätze, die ihren großen Garten mit der eigenen Schaukel wunderbar ersetzten. Für Katie gab es jede Menge Neues zu sehen, und offensichtlich fand sie es auch schön, abends mit der Omi in der Küche zu werkeln. Noch war sie klein, und das Leben war ein einziges Spiel für sie. Was würde werden, wenn sie verstand, dass sie gar nicht mehr dorthin zurückkehren würden, was einmal ihr Zuhause gewesen war? Dass dort eine neue Frau eingezogen war, die sie möglicherweise nicht haben wollte?

Clara merkte, dass sie ihre Nase an der Scheibe platt drückte, so angestrengt schaute sie in ihr Leben. Sie lockerte sich etwas und versuchte, die Halsmuskeln zu entkrampfen. Entkrampfen, dachte sie, genau, das war das richtige Wort. Sie musste ihr Leben entkrampfen.

Das hatte Paul auch gesagt.

»Sieh’s doch locker. Sie bedeutet mir nichts, sonst hätte ich sie ja nicht mit nach Hause genommen, sondern irgendwo versteckt. In einer kleinen Eigentumswohnung vielleicht. Aber so…?«

Die Logik erschloss sich Clara nicht.

Sie war mit Katie geflüchtet, hatte sich stundenlang in Köln herumgetrieben, voller seltsamer Gedanken. Hatte sie das wirklich gesehen? Konnte so etwas möglich sein? Wie sollte sie mit dieser Situation umgehen? Ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt, und sie wusste, dass es keinen Weg zurück gab. Sie konnte ihn nicht mehr berühren, zu lebhaft sah sie ihn zwischen den Schenkeln dieser Frau knien. Und über diese Bilder schob sich der Ärger. Wann hatte er das zuletzt bei ihr gemacht? Bei ihr spielte er den Pascha, den überarbeiteten Mann, der sich auf den Rücken warf und bedienen ließ. »Du schläfst ja nicht mehr mit mir…«, dabei machte er sich nicht einmal die Mühe, zu ihr hinüberzugreifen, sie beim Einschlafen zu kraulen oder ihr einen Guten-Morgen-Kuss zu geben. Für Zärtlichkeiten war sie so verantwortlich wie für die stilgerechten Möbel im Haus. Fühlte er sich eine Weile vernachlässigt, machte er es ihr zum Vorwurf, ohne selbst Initiative zu zeigen.

Es war vorbei.

Möglicherweise länger, als ihr je klar gewesen war.

Aber wenn es tatsächlich vorbei war, stellte sich die Frage umso drängender: Was jetzt? Von welchem Geld leben? Und was war mit Katie? Wie konnte sie sie trösten, und wie konnte sie ihr weiterhin das Leben bieten, das sie immer gewohnt war?

Gar nicht, hatte sie anfangs trotzig gedacht. Dann kauft man statt eines einzigen Kleidchens für 100 Euro eben eine ganze Ausstattung. Auch das musste gehen. Andere schafften das schließlich auch.

Dann sah sie sich wieder in diesem kleinen Eiscafé sitzen, in das sie sich geflüchtet hatte. Sie hatte noch 40 Euro in der Tasche gehabt, und fast hätte sie darüber gelacht. 40 Euro. Plötzlich erschien ihr das Leben in einem ganz anderen Licht. Leichter würde es nicht, das war ihr in diesem Moment klar geworden.

Sie beobachtete ihre Tochter, die glücklich ihren bunten Eisbecher löffelte.

»Das ist aber schön heute, Mami«, strahlte sie.

Und das gab ihr den größten Stich. War es an anderen Tagen weniger schön? War sie zu sehr in ihrer eigenen Welt gefangen, um die Welt ihrer Tochter zu sehen?

»Das freut mich, mein Schatz«, hatte sie geantwortet und mit den Tränen gekämpft. Was sollte werden? Wo würden sie heute übernachten?

Gegen acht rief sie ihre Mutter an.

»Mutti, erschrick nicht. Aber hast du heute Platz für uns beide zum Übernachten? Es ist etwas passiert…«

Ihre Mutter war pragmatisch wie immer. Sie fragte sich, ob sie auch einmal so eine unerschrockene Mutter abgeben würde.

»Dann kommt. Ich richte das Gästebett.« Das war alles. Und als sie eine halbe Stunde später ankamen, hatte Ellen eine kleine Brotzeit gerichtet und ließ sich nichts anmerken. Erst nachdem Katie selig unter der dicken Daunendecke auf der Ausziehcouch eingeschlafen war, kam der eine Satz: »Was ist los?«

Obwohl Clara sich geschworen hatte, es nicht zu tun, tat sie es trotzdem: Sie heulte Rotz und Wasser. Und konnte kaum aufhören.

Und eigentlich musste sie danach nichts mehr erzählen, Ellen nickte nur.

»Gehst du zurück?«, wollte sie wissen.

»Ich denke nicht.«

»Und was soll werden?«

Schulterzucken.

Ellen machte eine Flasche Rotwein auf und hob das Glas. »Eigentlich habe ich bisher immer auf euer Glück getrunken«, sagte sie ernsthaft. »Vielleicht hat der Rotwein nichts getaugt.«

Clara musste unter Tränen lachen und wischte sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang.

»Na, na, Frau Doktor«, sagte ihre Mutter und reichte ihr eine Papierserviette. Und ihre Mutter hatte recht, sie war selbst jemand, nicht nur die Lebensgefährtin von Paul, dem Immobilienkönig. Doch was fängt man mit einem Doktortitel an, wenn man so viele Jahre aus dem Geschäft ist?

»Morgen sprichst du jedenfalls mit ihm«, entschied ihre Mutter. »Irgendwas muss er schließlich dazu sagen. Und du auch!«

Um Mitternacht piepste ihr Handy. »Wo steckt ihr? Warum kommt ihr nicht nach Hause?«, las sie Pauls Kurznachricht laut vor.

»Der hat Nerven«, sagte Ellen. »Gut, dass ihr nicht geheiratet habt, der ist ja völlig blöd!«

»Oder schlecht, dass wir nicht geheiratet haben«, antwortete Clara. »Ich habe ja überhaupt keine Ansprüche. Ich war nicht mal als Innenarchitektin bei ihm angestellt – das wollte er ganz zu Anfang mal aus steuerlichen Gründen –, aber irgendwie hat er es sich dann anders überlegt.«

»Aber das Kind hat rechtliche Ansprüche. Sprich morgen mit ihm.«

Clara tippte in ihr Handy: »Wir sehen uns morgen« und drückte auf Senden.

Clara wachte aus ihren Tagträumen auf, als der Bus über eine Bodenwelle schaukelte. Puerto Portals las sie auf einem Wegweiser und erinnerte sich an den Hafen mit den Luxusjachten, den hübschen, exklusiven Läden und den ausgesuchten Restaurants. Sie hatten damals im Tristán bei Zwei-Sterne-Koch Gerhard Schwaiger geschlemmt, und sie hatte in einem kleinen Geschäft unter den Arkaden sündhaft teure Schuhe erstanden. Stiefeletten aus sandfarbenem Wildleder. Die hegte und pflegte sie heute noch. Clara schloss die Augen. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Die Vergangenheit war vorbei. Aber sie konnte die Bilder nicht verdrängen. In einer Kinderboutique hatten sie Katie einen kleinen Bikini gekauft. Sie war zwei gewesen und unglaublich stolz auf das silbrige Höschen mit dem aufgesteppten Seestern. Unwillkürlich musste Clara lächeln, vor allem bei dem Gedanken an Pauls Ratlosigkeit, als Katie das Höschen nicht mehr ausziehen und direkt an den Strand wollte, wo es in Puerto Portals doch gar keine Bademöglichkeit gab. Und die kleine Katie zog in dem Geschäft alle Register, vom Betteln über Schluchzen bis zum zornigen Aufbegehren. Paul versuchte es mit weitschweifigen Erklärungen, aber schließlich erlöste Clara ihn und die Verkäuferin, zog Katie zu ihrer neuen Bikinihose einfach ein T-Shirt und ihre Sandalen an und verließ mit dem fröhlich hüpfenden Kind an ihrer Seite die Boutique.

Sie war froh, dass der Bus auf den kleinen Abstecher zum Hafen verzichtete. Sie wollte die vielen Jachten, den Luxus und den Prunk gar nicht sehen.

Als sie am ersten Morgen nach ihrer Flucht ohne Katie nach Hause fuhr, stand sein Wagen vor der Tür. Sie holte tief Luft. War diese Frau noch bei ihm? Würde er sich eine solche Dreistigkeit leisten? Sie war sich nicht sicher. Im Moment hatte sie das Gefühl, dass sie diesen Mann überhaupt nicht mehr kannte.

Sie öffnete die Haustür leise und fühlte sich dabei wie eine Einbrecherin. Nichts war mehr wie am Tag zuvor, alles hatte sich verändert. Nur er nicht. Das sah sie gleich, als er, wie immer die Krawatte im Gehen bindend, die breite Treppe aus dem ersten Stock in die Halle herunterkam.

»Na, schön, dass du dich auch mal wieder sehen lässt«, sagte er vorwurfsvoll und blieb vor ihr stehen. »Wo hast du denn die ganze Nacht gesteckt?«

»Angriff ist wohl die beste Verteidigung«, antwortete sie und fühlte ein feines Zittern. War es Angst? War es Wut? Sie konnte es nicht sagen.

»Nun werd nicht albern. Ein kleines Mädchen, eine junge Frau, die neugierig war.«

»Aha. Und du hast ihre Neugierde befriedigt.«

Paul stand vor ihr und zog die Krawatte fest. Er hatte sich frisch rasiert, seine Züge waren unbewegt. Ein gut aussehender dunkelhaariger Mann Ende dreißig. Groß, schlank und mit einem Gesichtsausdruck, der der Welt zeigte, dass er es geschafft hatte. Er sah aus wie immer.

Er war ihr völlig fremd.

»Paul. Du hast keine Neugierde befriedigt, sondern eine Frau. In unserem Haus, in unserem Bett. Tut mir leid, das ist ein Vertrauensbruch, damit kann ich nicht umgehen.«

Seine Mundwinkel glitten leicht nach oben, leicht spöttisch, so als müsse man jemandem, der ein wenig begriffsstutzig ist, etwas Kompliziertes erklären, das er ja doch nicht verstehen würde. »Es ist passiert. Einfach passiert. Da war nichts dabei!«

»Nichts dabei?« Clara wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. »Wie kannst du nur so anmaßend sein? Was wäre, wenn ich da oben mit einem Kerl gelegen hätte? Hätte ich dann auch nur seine Neugierde befriedigt?«

»Das ist etwas ganz anderes.«

»Ach so!« Sie musste an sich halten. »Und warum?«

»Weil das mein Haus ist.«

Das war der Moment, in dem sie sich umdrehte und hinausging.

Ende der Leseprobe