Rucklingsdorf - Ein Amerikaner von Deutschen umzingelt - Jonathan Claay - E-Book

Rucklingsdorf - Ein Amerikaner von Deutschen umzingelt E-Book

Jonathan Claay

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Beschreibung

Wie ist es, von woanders her zu kommen und unter den Deutschen zu leben? Wie verhalten sich die Deutschen, wie denken sie, und was macht sie ... Nun, sagen wir mal, "so wie sie sind, in ihrer Art und Weise? Rucklingsdorf - Ein Amerikaner von Deutschen umzingelt ist eine Sammlung von Kurzgeschichten (und ein paar Essays), die Ihnen einen Einblick in den deutschen Alltag geben, von jemandem, der gleichzeitig auf der Innenseite und Außenseite ist. Wenn Sie die Deutschen wie ein Ei aufschlagen und den Inhalt in eine Pfanne gießen würden, das Ergebnis, das Sie sehen würden, wäre dieses Buch. Kaufen Sie es, lesen Sie es, und lieben Sie es! (Auch in englischer Sprache als eBook oder Taschenbuch unter folgendem Titel verfügbar: Rucklingsdorf - An American Surrounded by Germans)

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Buchrezensionen

"Kaufen Sie dieses Buch. Und lesen Sie es!"

Jonathan Claay, ein in Deutschland lebender amerikanischer Expatriate.

"Einsichtsvoll.

Unterhaltend.

Lecker!"

Eine Leseratte

"Sie werden lachen, Sie werden weinen, Sie werden sich fragen 'warum?'"

Jonathan Claay, Literaturkomponist

"Ich bin Jonathan Claay, und ich billige dieses Buch."

Jonathan Claay, Autor von

Rucklingsdorf - Ein Amerikaner von Deutschen umzingelt

Danksagung

Mit Liebe zu meiner Freundin, deren Begleitung immer der beste Teil all unserer vielen Reisen war – danke für den Sonnenschein.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ein Vereinstreffen

Es klingelt an der Tür

Kleinstadtleben

Im Buchladen

Das Deutsch der Deutschen

Eine kleine Überraschung

Im Urlaub

Ein Besuch

Im Supermarkt

Der Kaffeeklatsch

Die Zugfahrt

Karneval

Euro Trash

Das Wartezimmer

Auf dem Wochenmarkt

Ostdeutschland (Damals und Heute)

Katzen, usw.

Der neue Freund

Zwischen Demokratie und Nazismus

Der Zwischenfall am Spielplatz

Deutsche bei der Arbeit

Der Türsteher

Gäste aus dem Ausland

Die dunkle Seite

Das Hündchen

Schlusswort

Vorwort

Nachdem ich viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet habe und durch viele seiner Städte und kleinen Dörfer gereist bin, beschloss ich in den Norden zu fahren. Aber ich fand heraus, dass, je näher ich an den Rand des Landes kam, desto näher kam ich an sein Zentrum, zu dem Punkt, der sich direkt in der Mitte befindet – in der Mitte der Kultur, des Volkes, der deutschen Seele – und als ich weiter fuhr, kam ich so nah an dieses Zentrum, dass ich hinein gegangen bin und am hinteren Ende wieder heraus kam, sozusagen, an einem Ort, der nicht mehr genau auf der Karte stand; ein Ort, wo der Fortschritt, die Globalisierung und die Evolution in vielerlei Hinsicht vergessen wurde... und dieser Ort ist die Gemeinde Rucklingsdorf.

Zapfen Sie das Gehirn eines Rucklingsdorfers an (ich hatte oft selbst den Drang, das zu tun) und nachdem die Fledermäuse raus fliegen und die Spinnen davon huschen, finden Sie einen Urschlamm, und weit, weit, darunter – werden Sie den Deutschen in seiner rohsten Form sehen.

Die Leute von Rucklingsdorf haben einige Wege und Verhaltensweisen, die einzigartig sind (obwohl sie diese mit Hunderten anderer kleiner Kuhdörfer der Region teilen), aber diese sind Variationen eines Themas, reine lokale Gewohnheiten, die mosaikartig in alte germanische Tendenzen eingearbeitet sind, Tendenzen, die in fast jedem Deutschen und fast jedem Zeichen von Deutschtum zu finden sind, sei es in einem Hochhausbüro in Frankfurt, einem Dorf im amerikanischen Mittleren Westen, das schon Generationen zuvor von Vorfahren moderner Deutscher besiedelt worden ist – oder einem Rucklingsdorfer, der in seinem Maisfeld still und finster über den Keimlingen steht.

Diese Buch behandelt Rucklingsdorf – ein kleines Kuhdorf das an der Grenze und, geheimnisvoll genug, auch mitten in Deutschland steht – aber es ist auch eine Bedienungsanleitung für die Deutschen im allgemeinen – wie sie funktionieren, wie man sie pflegt, und die Art und Weise in der sie oft nicht funktionieren. Nicht alles, was gesagt wird, gilt zu jeder Zeit für alle Deutschen, aber wenn Sie mit den Menschen dieser Kultur zu tun haben, werden Sie klare Tendenzen erkennen.

Dieses Buch zeigt, wie es sich für einen Außenstehenden anfühlt, in Deutschland zu sein, und zusammen mit den Deutschen zu leben – wie es ist, sich wirklich regelmäßig mit ihnen auszutauschen.

Haben Sie es in Ihrem Privat- oder Berufsleben mit Deutschen zu tun?

Dann lesen Sie dieses Buch!

Planen Sie eine Reise oder einen Umzug nach Deutschland?

Dann lesen Sie dieses Buch!

Sind Sie selbst Deutscher?

Dann, um Ihretwillen und auch um allen anderen zuliebe, bitte.... LESEN SIE DIESES BUCH!!!!

Ein Vereinstreffen

Es war ein großer Tag für Hans Stempelkauer, denn heute war der Tag - der Abend der ersten Jahreshauptversammlung des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins, ein Verein der sich als Zweig des Rucklingsdorfer Arbeiterausschusses gebildet hatte.

Zur Feier dieses glorreichen Morgens, stöhnte Hans Stempelkauer als er auf der Seite des Bettes saß, sich vorüber beugte und seinen hängenden Bauch kratzte.

Seine Frau war bereits unterwegs um Flugblättern zu verteilen für die "Unter dem Apfelbaum" Tanzveranstaltung des Arbeiterausschusses. Die Veranstaltung war im letzten Jahr nicht so ein Erfolg gewesen wie man erwartet hatte, und gegen den Rat verschiedener Quellen (sowie nicht wenige leicht verhüllte Plädoyers), um es einfach leise in die Archive der Dorfgeschichte verblassen zu lassen, beschloss sie (weitgehend aus Angst) sich inspirieren zu lassen, um dem Anlass einen zusätzlichen "Stups" zu geben, wie sie sagte, um ihre Pflicht zu erfüllen und zu versuchen Interesse sowie Unterstützung und Teilnehmer für die Veranstaltung in diesem Jahr zu wecken.

Hans war eine der Stimmen auf der "nein" Seite, aber seine Stimme wurde schnell vom Wirbelwind des Eifers seiner Frau weggesprengt – ein Ergebnis, das er (und alle anderen) im Wesentlichen von Anfang an erwartet hatten.

Abgesehen von der Planung der Tanzveranstaltung seiner Frau, waren es heute andere Sorgen die er mit sich trug.

Heute Abend war er dazu auserkoren, die Sitzung des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins zu eröffnen und zu leiten, eine Verantwortung, die er zuvor noch nie zu tragen hatte.

Er hatte immer vorne mit Jürgen gesessen, während Karl die Besonderheiten solcher Angelegenheiten von verschiedenen Vereinsversammlungen und kommunalpolitischen Veranstaltungen behandelte. Karl, als Vorsitzender des Vereins (da er bereits Arbeitsausschussvorsitzender war), fühlte sich in dieser Position wohl, da er daran gewöhnt war, die Aufmerksamkeit der lokalen Menge zu gewinnen, sei es in der Kneipe oder bei der Zusammenarbeit mit ein paar anderen Jungen während der Reparatur eines Traktors. Es gab immer die richtige Mischung aus einem leichten Witz zur richtigen Zeit (manchmal ein bisschen unzüchtig, je nach wer anwesend war), zusammen mit dosierten klugen Aussagen, die aus jahrelanger Erfahrung und Generationen guter, solider, ländlicher Erziehung zu stammen schienen.

Hans war, na ja, besser als Unterstützung im Hintergrund denn als Spitzenreiter. Er war eher der Typ, um sich im Strom hinter dem Mann vorne mit ziehen zu lassen und eine gute Figur irgendwo am Kopf des Rudels zu machen. Er war aber nicht der Kopf. Er war eher ein "Hals und Schultern"-Typ. Wenn Karl jemanden brauchte, um über einen seiner weniger gut gelungenen Witze zu lachen, musste er nur einen Blick auf Hans werfen und konnte sich eines gutturalem Glucksens sicher sein, um die Stimmung zu setzen.

Karl wurde von seinen Pflichten abberufen wegen einer Angelegenheit, die seinen Sohn betraf, der in der Stadt lebte und sich offenbar in etwas verstrickt hatte, Karl und war der Überzeugung, dass es besser war, in dieser Sache nicht ins Detail zu gehen.

Als stellvertretender Vorsitzender des Vereins, wurde Hans plötzlich ins grelle Scheinwerferlicht des Dorfauges gestoßen, und jeder weiß, dass dieses Auge so liebenswert sein kann wie eine Frühlingswiese oder so wankelmütig wie der Wind im Vorfeld eines Sturms im späten November.

Es ist sehr stressvoll in einem kleinen Dorf wie Rucklingsdorf, vor diesen Menschen zu stehen, den eigenen Leuten, denn sie sind eigentlich ALLE die eigenen Leute. Wenn die Ereignisse der ganzen Welt zwischen Horst Peters Kuhweide im Osten und dem Schweinsteins Besitz im Westen stattfindet, dann ist die Meinung dieser wenigen die Meinung der ganzen eigenen Welt.

Dass Hans heute Abend vor dem Verein stehen wird bedeutete, dass er sich in der Lage befinden wird, Gegenstand von Diskussionen, Vermutungen und Urteilen der gesamten Nachbarschaft/Bürgerschaft zu sein, einer nach dem anderen und ein Paar nach dem anderen.

Es würde am nächsten Tag mit einem "So, wie ging das Treffen gestern Abend" beginnen, oder, für diejenigen, die einen frühen Start auf den Klatsch für die nächsten ein oder zwei Tage haben wollten, "Wie ging es Hans gestern Abend?", in einer Stimme ein paar Grad tiefer als normal und mit einem Ton von Erwartung bezüglich der Antwort, bevor überhaupt eine angeboten wurde.

Kurz nachdem er die Kneipe verlassen hatte, in der das Treffen stattfand, würde zunächst jedes der anderen Mitglieder in kleiner Runde miteinander reden. Dann würden ihre Frauen ihre Ehemänner fragen, "wie die Dinge gelaufen sind", ein Satz, der, wenn alle Beteiligten sich der gegebenen Bedingungen bewusst sind, viel bedeutungsvoller ist, als es eine solche Aussage sonst wäre. Die Ehefrauen würden dann natürlich miteinander reden (obwohl auf den Sozial Media-Seiten von irgendjemanden nichts erscheinen würde; das ist zu wissenschaftlich und definitiv für eine so amorphe und undefinierbare Angelegenheit wie der Klatsch in einem Dorf).

Dann, irgendwann würde Karl wieder aus der Stadt zurück kommen, würde die verschiedenen verschlüsselten und entschlüsselten Botschaften und Unterstellungen über den Abend in seiner Abwesenheit bekommen und würde sich Hans auf die eine oder andere Weise nähern, mit einem "So, Hans, ich habe gehört ... ", und Hansens Auftritt heute Abend ist die Kraft, die dazu bestimmt ist, das zu formen, was auch immer Karl hören würde.

Hans wusste das alles, und er war von einem Gefühl des Unbehagens und der Vorahnung erfüllt. Er sagte natürlich nichts darüber, denn das war nicht seine Art. Er ging einfach durch seinen Tag und befasste sich mit den neuesten Fragen des Arbeits- und Familienlebens, die sich im Moment ergaben, aber immer mit dem Wissen, dass das Damoklesschwert über seinem Kopf schwebt mit der Aufschrift , "Heute Abend – das Treffen".

Die Sonne begann unterzugehen und warf einen weiteren wundersamen rosa- und fedrig orangen Schweif an den Himmel und über die Felder, und Hans öffnete die Tür zum Landgasthof "Der goldene Esel", wo das Treffen stattfinden soll.

Als sich die Tür öffnete, sah Hans, dass Jürgen und die Jungs bereits an der Bar saßen und warteten, und Hans erinnerte sich plötzlich an eine Szene aus einem Mafia-Film, als ein unglückliches Mitglied der Gruppe einen Raum betreten hatte, ähnlich wie er gerade diesen betreten hatte, und im Film warteten bereits ein paar Leute auf den Kerl, genau wie Jürgen und die Jungs bereits warteten, und.....

"Da ist Hans", murmelte Jürgen zu seinem Nachbarn an der Bar, als er sein Bier gerade noch spürbar zur Begrüßung in Richtung des eintretenden stellvertretenden Vorsitzenden hob.

Als er ihnen näher kam, setzte sich Hans auf die Kante eines Hockers und nahm für ein paar Minuten am Gespräch teil, aber nach einer Weile sagte Jürgen: "Nun....", was für Hans wie ein Posaunenschrei war, um das Ereignis einzuleiten.

Alle sammelten ihre Sachen (also ihre Hüte und Biere) und marschierten nach hinten in den Saal, der für solche Veranstaltungen genutzt wird (von denen es aus irgendeinem Grund überraschend viele in diesen kleinen deutschen Bauerndörfern gibt).

Hans fühlte sich unwohl, als er bemerkte, dass andere Leute von der Bar anfingen, sich hinter ihnen zu versammeln um ihnen in den Raum zu folgen. Er hatte nie bemerkt, wie viele Leute in der Vergangenheit zu den Sitzungen des Arbeiterausschusses gekommen waren, aber plötzlich war ihm bewusst, dass es hinter ihm wie eine Menge oder ein Mob aussah (es waren Paul Paulson und seine Frau, die beiden Brüder Spuck und einige der anderen Stammgäste).

Alle setzten sich auf ihre üblichen Sitze (die gleichen, auf denen sie während der vorangegangenen Arbeiterausschuss Sitzungen gesessen hatten, d.h. mehr oder weniger die gleichen Sitze, die sie in den vorangegangenen Sitzungen mit geringfügigen Abweichungen besetzt hatten).

Hans wollte sich, an seinem vertrauten Platz vorne, seitlich von der Tischmitte hinpflanzen, als Jürgen unerwartet sein eigenes Gewicht in den Stuhl schob und Hans zwang, sich daran zu erinnern, dass sein Platz diesmal einen Schritt nach links im vollen Scheinwerferlicht war (es gab eigentlichen keinen Scheinwerfer im Raum, der etwas zu dunkel war, da noch niemand dazu gekommen war, eine der Lampen, die kaputt war, zu reparieren – aber Hans waren solche Feinheiten wie Beleuchtung und Ambiente im Moment nicht bewusst oder wichtig. Für ihn, hätte er seine Rede genauso gut mit "Liebe Mitglieder der Vereinten Nationen" beginnen können).

Er ließ das Geschwätz noch ein wenig länger weitergehen, bis es von selbst ausging, und dann erkannte er, dass er keine andere Wahl hatte, als direkt in die Menge hineinzutauchen, mit oder ohne Badehose.

Jürgen überreichte ihm den kleinen Holzhammer, den sie schon seit einiger Zeit zur Eröffnung der Versammlungen benutzten. Es war nur ein abgerundeter Holzblock auf einem Stock, den einer von ihnen geschnitzt hatte, aber er diente seinem Zweck.

"Oh", sagte Hans (er hat den Hammer fast vergessen), und er fuchtelte, während der Übergabe, ein wenig herum und ließ den Hammer klappern und rattern, wie eine Tüte Murmeln, die mitten in einer Predigt in einer Kirche fallen gelassen wurde. Einer der Spuck-Brüder kicherte leise, und dieser leise Ton des Gelächters setzte sich durch und machte die Runde durch das gesamte Publikum.

Hans erholte sich majestätisch und klopfte zaghaft mit dem Holzhammer "Klopf, Klopf, Klopf" auf die Tischplatte, und das Gelächter verstummte in ehrfürchtiger und gehorsamer Stille. Sie waren nicht an diesen Anführer gewöhnt, der so plötzlich vor ihnen auf den Berg geklettert war, aber dort stand er mit einem Holzhammer in der Hand und klopfte auf den Tisch, genauso wie Karl es gewöhnlich tat (na ja, nicht so geschickt und prägnant wie Karl es normalerweise tat, aber er klopfte, nichtsdestoweniger ), und ihr angeborener Sinn, ihren Platz in der Hierarchie zu akzeptieren und ihrem Führer zu folgen, begann seine Magie zu Gunsten von Hans zu wirken.

Hans schaute in die Masse der Gesichter vor ihm, alle Gesichter gehörten zu Leuten, die er lange und gut kannte (soweit er diese Begriffe in dieser Hinsicht verstanden hatte), aber jetzt waren es nicht nur Paul Paulson und seine Frau, die Spuck-Brüder, Holger Jansen und Jens Hansen und die anderen; es waren Gesichter mit Augen, die ihn plötzlich mit voller Aufmerksamkeit ansahen, ihn beobachteten und auf seine Worte, seine Beratung, seine Führung warteten; Sie waren bereits (dank des kleinen Holzhammers und der Sitzordnung) eindeutig auf seine neu gewonnene Autorität eingestimmt.

Und dies in einem Dorf, in dem Augenkontakt für Momente des Streits und der Zwietracht oder für sichere Diskussionen über das Wetter aufbewahrt werden und im Alltag nicht leicht genutzt werden, insbesondere nicht in relativ intimen Angelegenheiten.

Er schluckte, als er zurück starrte, auf alle als eine einzige, gesichtslose Masse, und Hans Stempelkauer ließ den Ball für einen Moment fast fallen.

Dann, zum Glück, bescherte das Charakteristikum, das die anderen in ihrer blinden Unterwerfung und Gehorsamkeit eingebracht hatten, Hans mit einem ebensolchen Respekt und einer Wertschätzung der Hierarchie, der Notwendigkeit der Ordnung und der reglementierten Kategorisierung, die der Moment in sich erforderte.

Wer auch immer der Anführer war, dieser Person sollte gehorcht und gefolgt werden, selbst wenn dieser Anführer Hans war, war er niemand, der sich der natürlichen germanischen Ordnung der Dinge widersetzte. Wenn er der Anführer dieser Hierarchie sein sollte, dann war es das, was diese Hierarchie von ihm verlangte, und er sollte gehorchen. Plötzlich hatte er ein vages Bild von sich selbst, als ob er in einer Art Uniform mit einer glänzenden Schärpe und einigen unbekannten Medaillen da stand, obwohl er gerade sein gelbes Flanellhemd trug, das er an diesem Morgen aus dem Wäschekorb gezogen hatte.

Es schien als ob ein warmer Luftzug von unter ihm aufstieg, und die Schwerkraft seines Pflichtgefühls berührte und verklärte ihn.

Er hob die Hände und breitete die Arme zur Begrüßung aus, weiter auseinander als irgendjemand es in diesem Dorf vielleicht je zuvor getan hatte, sei es bei einer Hochzeit, einer Beerdigung oder beim Kauf eines neuen Pferdes.

Er hatte nichts Besonderes als Ausgangspunkt zu sagen, aber er wusste, dass er etwas sagen musste, also ließ er sich nicht davon abhalten. Er öffnete den Mund und improvisierte.

"JAAaaaaa…".

Ein großer Teil der Vereinstreffen in Deutschland werden genauso eröffnet, Saison für Saison und Jahr für Jahr. Sie resultiert aus einem generellen Mangel an geordnetem Denken – nicht in der Lage zu sein, die Gesamtstruktur einer Materie und die Beziehung ihrer Teile zueinander zu erfassen, und daher nicht wissen zu können, welcher Teil am Anfang und welcher am Ende liegt und wie alles durchgängig aufeinander abgestimmt sein muss.

Wenn es darum geht die allgemeinen Punkte mit einer umfassenden Einführung zusammenzufassen: das können Sie vergessen.

Die Deutschen denken im Allgemeinen in Minuten, in einzelnen Details, die abgeschnitten und voneinander isoliert sind. Sie sind in der Lage, sich mit Laserpräzision auf eine bestimmte Angelegenheit zu fokussieren, bis zu einem Punkt, der andere Menschen in Angst versetzen kann. Aber bitten Sie diese Menschen, das Treffen eines örtlichen Nachbarschaftsverbandes zu eröffnen? "JAAaaaaa…".

Es gibt Ausnahmen. Es muss ja sein, wenn man bedenkt, dass es den Deutschen gelingt, so viele Präzisionsmaschinen herzustellen, um die Welt mit ihrer akribischen Genauigkeit und dem neuesten Stand der Technik zu überfluten. Bei Kongressen, bei denen die neusten Erkenntnisse der Medizintechnik einem Fachpublikum präsentiert wird, wird das Publikum von nah und fern normalerweise mit einem vorübergehend herzlichen "Meine Damen und Herren" begrüßt, aber befinden sich die gleichen Industriekapitäne oder -kaiser bei etwas weniger formellen Versammlungen und Orten zu einer anderen Zeit könnte es sehr wohl sein, dass sie auf die alte, traditionelle germanische Eröffnung zurückgreifen: das "JAAaaaaa...".

Hans Stempelkauer war kein Industriekapitän. Er war ein Mann seines Volkes, und ein großer Teil dieses Volkes saß in dieser Nacht vor ihm, von seiner Führung fasziniert.

"JAAaaaaa ..., meine Damen und Herren", sagte er nach dem vorgefassten Muster, auch wenn nur eine Frau anwesend war: "Ich MÖCHTE Sie, hier heute ABEND, WILLKOMMEN heißen", wobei er jedes Wortsegment separat sprach, wobei er es schaffte, diese aus seiner eher unfruchtbaren Vorstellungskraft hervor zu baggern, "zum ERSTEN Jahrestreffen des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins..."

Es gab eine lange Pause, denn Hans Stempelkauer hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreicht und fühlte sich bereit für sein Schlusswort.

Als die Zuhörer dies spürten, führten sie das einzigartige Ritual durch, das ich nur in Deutschland gesehen habe und das einem öffentlichen Redner gründlich verwirren und ihn dazu bringen kann, einen schnellen Schritt in Richtung der nächsten offenen Tür zu machen, wenn er es nicht kennt oder erwartet: Sie alle fingen an, im Einklang mit den Knöcheln ihrer Finger auf die Tischplatte zu klopfen, was den Klang eines Schwarms von Spechten erzeugte, um ihre Bewilligung und Zustimmung zu äußern.

Es fällt mir auf, dass sich die Menschheit, die als Spezies kollektiv die Fähigkeit entwickelt hat, sich mit der Gnade von Maria Callas und der Seelenruhe von Sarah Vaughan im Gesang auszudrücken, sich zu kurz verkaufen, indem sie auf das Schlagen ihrer Fäuste gegen harte, hölzerne Oberflächen zurückgreifen, um ihre Zustimmung zu geben. Obwohl, ist es viel sinnvoller, seine artikulationsfähigen Finger und positionierbaren Daumen im Applaus zusammenzuschlagen, wenn man darüber nachdenkt?

Wie dem auch sei, Hans wurde durch diese Anzeichen von Unterstützung und dem guten Willen ermutigt, und er führte weiter, wohin es ihn führen mag.

Da er nichts anderes zu erwähnen hatte (weil die Angelegenheiten des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins schließlich nicht sehr ernst waren, und das Dorf selbst nicht ein besonders weites Milieu bot, das einen solchen Anlass rechtfertigen würde), folgte Hans der Strömung, die in seine germanische Natur von Generation zu Generation vorhanden war.

Er sprach von Daten und Geschichte.

"Ähhhh... Der 'WAS FÜR EIN DORF' NACHBARSCHAFTSVEREIN wurde vor drei Jahren von KARL NUSSHOLZ gegründet. Es begann in seiner WERKSTATT. Jürgen und ich waren dabei. Richtig, Jürgen?," sagte er und wandte sich an seinen Freund, der neben ihm saß und, zu Hansens Überraschung, sich im Moment etwas niedriger als er befand.

Jürgen lächelte bei der Erinnerung, und Hansens Vertrauen und Lebensgeister schossen in die Höhe.

"Es läuft gut", dachte Hans, so holte er weiter aus und für fort.

"Es ist DESWEGEN, eine große EHRE, für mich, Sie als STELLVERTRETENDER VORSITZENDER, des 'WAS FÜR EIN Dorf" NACHBARSCHAFTSVEREINS, zu dieser WICHTIGEN Veranstaltung , WILKOMMEN zu heißen. "

Wieder die Spechte, die im Einvernehmen auf den Tisch klopften. Sie alle tauschten einen ruhigen Blick der Zufriedenheit mit der Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens aus, und Hans wurde von diesem Gefühl mitgezogen.

"Karls Werkstatt wurde 1947 gebaut, als –"

"– Vielleicht sollten wir über das sprechen, was wir am vergangenen Samstag erwähnt haben, Hans", unterbrach Jürgen, während er unbewusst den kleinen Holzhammer vor ihm streichelte.

"Äh, JA", antwortete Hans und hob mit dem Ausruf seinen ganzen Körper in den Himmel. "Danke, stellvertretender Assistenzvorsitzender." Er blickte Jürgen mit einem Ausdruck der Erleichterung und Dankbarkeit an, obwohl seine Augen kurz auf Jürgens Finger fielen, die den Hammer streichelten, bevor Hans seine Aufmerksamkeit wieder seinem Publikum zuwandte.

"Wir sind heute hier versammelt," nahm er in seiner lässigeren und weniger amtlichen Art wieder auf, "über die 'Was für ein Dorf' Gedenktafel zu sprechen, die am Eingang zu unserem geliebten Rucklingsdorf steht. Wie Sie vielleicht wissen, wurde uns die Tafel bereits 1952 vom Landkreis verliehen. Wir sind alle sehr STOLZ auf dieser Gedenktafel" – eine Runde von selbstzufriedenen Tischklopfen war plötzlich ausgebrochen, begleitet von mehreren beifälligen Blicken gegenseitiger Wertschätzung, die um den dunklen kleinen Raum verteilt wurden – "ja, ja... und Karl hatte die Idee, dass es Zeit wird, dass wir die Gedenktafel vielleicht ein wenig auffrischen. "

Er war hier zaghaft, denn er war an einem Punkt angelangt, an dem Maßnahmen und Konsens nötig wären.

Die deutschen Bauern sind zumindest an der Oberfläche miteinander gesellig, solange sie sich lange genug kennen und feststellen, dass sie in der Beziehung kein Risiko eingehen. Ideen gemeinsam auszutauschen und zu bewerten und zu entscheiden, welche Teile jedes Vorschlags zu behalten und welche zu entsorgen, diese Vorschläge in ein zusammenhängendes, effektives, umsetzbares Ganzes zu integrieren – sind keine Stärken, die unter den Mitgliedern einer solchen soziologischen Gruppierung zu finden sind.

"Meinst du, das Schild ein wenig aufzuputzen?", bot Holger Jansen an.

"Vielleicht mit etwas Farbe", fügte Jens Hansen hinzu. "Es sieht zu diesem Punkt etwas verblasst aus."

"NEIN... nein", sprudelt es aus Hans, bevor er sich wieder fasste. "Ich meine... nun, es war KARLS Idee.... richtig Jürgen?"

Jürgen nickte mit Zustimmung und Unterstützung über Hans' Unschuld in dem Vorschlag, und Hans ging vorsichtig vor.

"Wie auch immer, es war Karls Idee, dass wir dieses Jahr vielleicht wieder den Preis des Landkreises gewinnen könnten?"

Stille herrschte unter der Bevölkerung im Hinterzimmer Des goldenen Esels. Wieder die "Was für ein Dorf" Gedenktafel zu gewinnen? WIEDER? Das würde eine Menge.... niemand war sich sicher, was für ein Menge wovon nötigt sein würde, aber es schien sicher zu sein, dass es schwer sein würde, das, was auch immer es sein mag, zu bekommen.

Die Menschen begannen, sich sichtlich unwohl zu fühlen. Einer der Spuck-Brüder lehnte sich nach vorne auf den Tisch, ballte sich wie ein Fötus und versteckte seinen ansonsten langen Oberkörper hinter seinen Ellbogen. Dann sah er, wie sein Bruder auf seinem Stuhl zurücksank und ein wenig zusammensackte, und der erste Bruder tat das dann ebenfalls.

"Hält Karl das wirklich für notwendig, Hans?", fragte Paul Paulson, in einer Art Jammer.

Hans fühlte, wie sein Sitz auf dem Thron etwas wackelig wurde, als jemand anderes Karls Name auf diese Weise erwähnte, und er fügte hinzu: "Ja, und ich denke auch so, Paul. Na, die haben es damals getan, ich verstehe nicht, warum wir es nicht wieder tun können." Er glaubte nicht wirklich an das, was er sagte, aber er sagte es trotzdem.

"Wir werden wahrscheinlich eine Menge Schaufeln brauchen", sagte jemand.

"Ja, und Blumen und Pflanzen", kam ein anderer. "Das kann teuer werden, wenn die überall im ganzen Dorf sein sollen".

"Wir werden es mit den Leuten in Trottelskirschen zu tun haben", fügte jemand hinzu, mit einem stillen Ton von ominöser Warnung, während er sich im Raum umsah – und jeder dachte gleichzeitig an den schönen Kreisverkehr mit den blühenden violetten Schwertlilien und gelben Tulpen direkt am Eingang zu Trottelskirschen, welches etwa vier Dörfer entfernt war, von der Stelle an der sie sich selber auf der Erde befanden, dort in Rucklingsdorf. Niemand wusste von irgendjemanden der Verwandte in Trottelskirschen hatte, und so gab Ihnen dieser Ort ein Gefühl von etwas Fremden und irgendwie Gefährlichem – trotz der hübschen Tulpen und Schwertlilien und den gut gepflegten Fassaden der sittsamen kleinen Häuser.

"Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, trotzdem alles zu ändern", sagte Jens Hansen. "Alles läuft ziemlich gut, so wie es ist. Warum sollten wir alles aufwühlen?"

"Ja", fügte Holger Jansen hinzu. Das würde auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand in der Lage sein wird, frei zu nehmen, um das alles tun zu können."

Sie begannen wieder über den Kreisverkehr am Eingang von Trottelskirschen nachzudenken, und sie sanken alle etwas tiefer in ihre Stühle.

Unter den Deutschen herrscht ein Gefühl des Untergangs. Es ist nicht immer vorhanden, und sie können im Alltag an der Oberfläche recht leicht und munter sein. Aber stellen Sie sich einen Umstand vor, unter dem es Veränderungen geben muss, was bedeutet, ein, ein.... Risiko einzugehen, und alles wird anders.

Es könnte alles falsch ausgehen.

Vielleicht wird es noch schlimmer.

Was passiert wenn wir es nicht schaffen und alles einfach nacheinander zusammenbricht?

Was ist, wenn wir es bereuen?

Dann wird es uns ziemlich leid tun, dass wir die Idee überhaupt erst aufgegriffen haben.

Schließlich, ist alles ziemlich gut, wie es ist.

OK, es gibt Schlaglöcher auf den Straßen und ein paar Häuser haben eine immer größere Menge an Autoteilen und Bauschutt in ihren Vorgärten... aber ist das so schlimm? Ist es schlimm genug, um zu rechtfertigen... das zu tun, was du gesagt hast, das wir... wie wurde es genannt? Oh ja... ein R-I-S-I-K-O eingehen.

Unter den Bürgern Rucklingsdorfs, die sich an ihren Gewohnheiten orientieren und die sich heute Abend zur ersten Jahrestagung des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins versammelt hatten (und es war eine Gruppe, die eher repräsentativ für das Ganze war), entwickelte sich das Gefühl, in den Abgrund, in die Rucklingsdorfer Apokalypse zu schauen, wie sie es sich vorstellen konnten. Sie dachten an die Jugendlichen der Stadt, die sie an der Bushaltestelle gesehen hatten, die da saßen und rauchten während sie blecherne Musik von ihren Handys anhörten; sie dachten an ihre Freunde, die Probleme bei der Arbeit hatten; einer von ihnen erinnerte sich daran, etwas über das Bruttoinlandsprodukt des Landes neulich gelesen zu haben, und obwohl es keine DIREKTE Verbindung zur Blumenbepflanzung in ihrem kleinen Dorf hatte, war es etwas Schlechtes, und dieser Wettbewerb um eine neue "Was für ein Dorf" Gedenktafel konnte auch schlecht ausgehen, also war es im Grunde dasselbe, und genauso katastrophal.

Hans Stempelkauer blickte ebenfalls in den Abgrund, aber als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, wusste er, dass es an ihm lag, sein Volk ans Licht zu führen.

"Nun", bot er an, "es gibt diese Baumschule direkt an der Autobahn. Hat auch einen Haufen Pflanzen, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht wäre er daran interessiert, uns irgendwie zu helfen."

Hier kommt der Moment an dem die Deutschen besonders ängstlich werden können. Hier war eine Lösung, eine Chance, aber wenn sie es ergreifen würden, könnten sie versagen... und wo wären die dann? Ist es nicht besser, nur unten zu bleiben, den Kopf nieder zu halten und die eigene Suppe zu löffeln? Jetzt, da Hans den Vorschlag gemacht hatte, war es schlimmer, weil es keinen triftigen Grund mehr gab, in trostloser Verzweiflung passiv da zu sitzen, und einige von ihnen hassten ihn etwas dafür.

Einfach um nicht zuzugeben, dass er sich so hilflos fühlte, warf Holger Jansen ein: "Das ist keine schlechte Idee". Er erklärte es eher der Gruppe als dem stellvertretender Vorsitzenden, fast als ob er von ihnen die Erlaubnis einholen wollte, dass er an dieser wilden Idee von einem so furchtlosen Führer glaubt.

Mit diesem vorsichtigen Vorstoß in den Optimismus, verbesserte sich die allgemeine Körperhaltung der Zuschauer langsam, und die Rucklingsdorfer Apokalypse löste sich auf, um Platz zu schaffen, für das was vielleicht der hellste und schönste Frühling sein wird, den das Dorf je gesehen hatte – einschließlich des Frühlings 1952, als die Eltern und Großeltern aller Anwesenden das Bild des Bürgermeisters von Rucklingsdorf in der Zeitung sahen, als ihm die "Was für ein Dorf" Gedenktafel überreicht wurde ... die ERSTE "Was für ein Dorf" Gedenktafel... vielleicht die erste von vielen...

Es gab einen angenehmen Wortwechsel unter den Zuschauern, und viele Köpfe nickten zustimmend.

Jürgen sah Hans lächelnd an, und Hans schaute auf sein Publikum und seine Mitbürger, als er das Ergebnis dieser hervorragenden Arbeit sah, an diesem, seinem ersten Vorstoß als Vorsitzender… äh, stellvertretender Vorsitzender… als Leiter der Menschen, die ihn brauchten.

Er hat es über die Bühne gebracht. Er war ein Hit, und er wusste es. Er würde von jetzt an den Kopf im Dorf etwas höher halten, und er könnte sogar den Jungen selbst ein paar Witze erzählen, nachdem Karl zurückgekehrt war.

Dann, tat er es.

Er hatte eine gute Sache, Hans Stempelkauer. Er wurde ganz nach vorn gedrängt und stellte fest, dass er ein natürlicher Redner war, und alles nur, weil er gerade sagte, was ihm in den Sinn kam. Wie konnte diese Strategie ihn jetzt jemals im Stich lassen?

Er fügte hinzu: "Ja, vielleicht wenn ihn jemand bittet, ein paar Pflanzen zu spenden."

"Wir könnten anbieten, seinen Namen auf die Gedenktafel zu schreiben!", Sagte Holger Jansen, beinahe in einem Anfall von Freude.

"Tolle Idee!", brach es aus Hans heraus. "Holger, warum bist du nicht Schatzmeister des Vereins und fragst diesen Mann in der Baumschule, ob er nicht interessiert wäre?"

Das Klopfen auf dem Tisch war lauter als je zuvor, und obwohl Holger Jansen niemals offiziell als erster Schatzmeister des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins eingeführt wurde, war dies eine ebenso unwiderrufliche Bestätigung wie jeder Pakt unter irgendwelchen Personengruppen jemals war.

Hans ging weiter.

"Ja, Holger, ich glaube, du wärst gut dabei. Du warst immer gut, wenn es darauf ankam, Leute zu überzeugen."

Es herrschte Stille.

Es herrschte mehr Stille.

Einen Schlag, nachdem alle anderen den Fauxpas des stellvertretenden Vorsitzenden erkannt hatten, erkannte Hans selbst die Auswirkungen dessen, was er gerade gesagt hatte.

Wenn bei diesem Treffen jemand anwesend war, der kein Mitglied dieses Dorfes war (es würde keinen geben, da niemand sonst kommen wollen würde, und sie wären sowieso nicht wirklich willkommen, wenn sie es tun würden), würde der Eindringling nicht wissen warum es so plötzliche eine Meeresspiegelschwankung in der Strömung gegeben hatte, die bis vor kurzem den stellvertretenden Vorsitzenden in seiner neuen Führungsposition bestätigt hatte?

Vor langer, langer Zeit, als alle Anwesenden noch Jugendliche in der Schule waren... gab es ein Mädchen.

Sie war ein hübsches Mädchen, und das dachten alle Jungen, aber Paul Paulson war derjenige, der… nun ja, Paul Paulson war derjenige. Es lief ziemlich gut für eine Weile, bis zum Punkt, an dem Paul Paulson es nicht mehr für anmaßend hielt, mit der Sache ein bisschen zu prahlen.

Es hat sich herumgesprochen, und sie waren ein Paar.

Dann irgendwie... vielleicht war es der Mond, der in jener Nacht über dem See schimmerte, als Holger Jansen vom Fischfang herein gerudert war und sah, dass das Mädchen – Paul Paulsons Mädchen – allein am Ufer stand, während Paul Paulson weg war, um seine Cousins zu besuchen. Vielleicht war es die heiße Brise, die ihren Rock ein wenig höher wehte hatte, als er geweht werden sollte.

Was auch immer es war, es geschah, und alles änderte sich danach.

Der Wechsel dauerte lange, auch lange nachdem das Mädchen das Interesse an Holger Jansen verloren hatte und mit einem anderen Jungen aus einem anderen Dorf losging. Es wurde gesagt, dass das Mädchen und der andere Junge in die Stadt gezogen sind, nachdem die Schule fertig war, und danach, wer weiß.

Nun, die Freundschaft zwischen Paul Paulson und Holger Jansen wurde so gut wie möglich im Laufe der Zeit geflickt, wie ein Zaun, der ein Stück hat das durchgebrochen war und dann ersetzt wurde, so dass die Kühe nicht ausreißen können, aber wo immer noch die verschiedene Maserung des Holzes durch die Farbe zu sehen war, wenn man nahe genug schaut.

Paul Paulson fing an mit einem anderen Mädchen auszugehen, und dieses Mädchen hat er geheiratet, und diese verheiratete Frau saß direkt neben ihm, als der stellvertretende Vorsitzende des "Was für ein Dorf" Nachbarschaftsvereins beschloss, es auf sich zu nehmen die Aufmerksamkeit aller auf die Tatsache zurück zu führen , dass es Holger Jansen ist der von allen Anwesenden wusste, wie man andere überzeugen kann, vor allem wenn diese anderen, aus dem einen oder anderen Grund von Herzen gewollt sind.

Über die Sache wurde damals nichts mehr gesagt, aber jeder wusste, dass es bald gesagt werden würde, und auch noch lange danach – auch Hans, der stellvertretende Vorsitzende, wusste es.

Holger Jansen wurde sofort von Schuld und Scham überschwemmt – weil er das Mädchen von seinem Freund genommen hatte, weil er das Mädchen vor der ganzen Stadt in dieser Weise verloren hatte, und dass an diesem seinen ersten Tag als Schatzmeister des Vereins sein Ruf einen Makel bekommen hatte.

Paul Paulson wagte es nicht, seine Frau anzuschauen, die, wie jeder schon wusste, aber jetzt öffentlich erinnert wurde, nach dem anderen Mädchen die zweite Wahl war. Alle versuchten, wegzuschauen und so zu tun, als ob sie es nicht bemerkt hätten, während sie versuchte, ihren Kopf noch tiefer in ihre Schultern sinken zu lassen, während ihr Gesicht anfing, sich in einen Schatten von dunklem Rosa zu verfärben, und da die Menschen nichts sonst im Raum hatten wo ihr kollektiver Blick hätte hin fallen können, ließen sie das volle Gewicht dieses Blickes auf Hans Stempelkauer fallen, ihr einmaliger und kurzlebiger Anführer.

Hans war sich seines Sturzes nun bewusst, und er wusste sofort, dass der Absturz heute Abend oder sogar morgen nicht enden würde. Er würde für lange, lange Zeit dauern bis er das Ende seines Falls in Ungnade erreichen würde.

Das konnte er nicht – nicht in einem kleinen Dorf wie diesem.

Jürgen war es, der schließlich sagte: "Nun, wir werden sehen, was mit den Pflanzen passiert, " und damit rückte jeder einzelne Stuhl im Raum sofort zurück, als ob sie miteinander verbunden wären. Der Raum war für so viele Menschen zu eng, und die Stühle wurden alle ganz an die Wand geschoben. Daher, gab es keinen Platz, durch den jemand hinausgehen konnte, und jeder Stuhl blockierte die Flucht seines Nachbarn. Auf die Idee, dass einige Leute ihre Stühle wegschieben um die anderen Personen zuerst gehen zu lassen, kam einfach niemand; das lag nicht in ihrer Natur. Stattdessen, gab es viel Gekletter und schlaksiges Strecken der Beine.

Nachdem die Menge weg war, stand Hans da an der Kopfseite des Raumes, in der Kühle seines verblassten Scheinwerferlichts. Er fragte sich, wie alles passieren konnte, und er versuchte, darin einen Sinn zu finden.

Jürgen schaute ihn eine Weile an. Dann sagte er "Na", stand auf, steckte den kleinen Holzhammer in seine Tasche und ging.

Später in dieser Nacht, nach einem langen Spaziergang in der Dunkelheit, öffnete Hans seine Haustür und schloss sie sanft hinter sich. Er sagte seiner Frau nichts, und sie wusste von der Art und Weise, wie er den Raum betrat, dass sie ihn noch nichts fragen sollte.

In dieser Nacht, hob er das Bettlaken hoch und schob sich ins Bett, indem seine Frau schon lag.

Sie beobachtete ihn, und wartete.

Nach einer Zeit des schweren Schweigens, und in einem Moment der Selbstdarstellung (die sich nach Jahren der weiteren Evolution sonst der Intimität genähert hätte), sagte er, "Ich hätte heute Abend nie 'Den goldenen Esel' betreten sollen".

Er war für das Leben gezeichnet in diesem kleinen deutschen Bauerndorf .

"Hans Stempelkauers Treffen", nannten sie es.

Es klingelt an der Tür

Normalerweise wenn es unerwartet an der Haustür klingelt, macht es den Menschen sofort glücklich. Sein Herz schlägt ein wenig schneller, und er erwartet das Vergnügen, seine Haustür zu öffnen und die angenehme Überraschung zu genießen, herauszufinden, wer es sein könnte der gekommen ist, um ihn zu besuchen. Es ist wie ein Geschenk auf einer Überraschungsparty. Von all den Menschen, die es in der Nähe gibt, und wenn man bedenkt, wie viele Menschen dank Autos und Autobahnen nah und fern erreichbar sind, hat sich jemand entschieden, "Nein, dieser Mensch ist der richtige. Ich werde bei DIESER Person klingeln. DER ist es, den ich sehen will."

Nicht in Rucklingsdorf.

Wenn es hier unerwartet klingelt, ist es in der Regel jemand, der etwas von einem haben will, so oder so. gesellschaftliche Besuche, wenn sie passieren, erfolgen in der Regel nachdem der Besucher und Gastgeber ein bestimmtes Datum und eine bestimmte Zeit für dieses Treffen festgesetzt haben, wie bei einem medizinischen Eingriff.

Darüber hinaus, kommt es selten vor, dass ein Besucher fünf Minuten vor oder nach der bestimmten Zeit ankommt – was unglaublich ist, wenn man bedenkt, dass unsere Uhren nicht mit den Uhren aller anderen Menschen synchronisiert werden können – es sei denn, die Deutschen sind alle durch Radiowellen mit einer Art Netzwerk verbunden (was übrigens auch viele andere Dinge erklären würde).

Deshalb, wenn es unerwartet klingelt, ist es eine ziemlich sichere Wette, dass es keine reine gesellschaftliche Begegnung sein wird, bei der jemand gerade vorbeikommt, um Hallo zu sagen, um Sie zu fragen wie es Ihnen geht, und sich im Allgemeinen gut zu fühlen während er etwas Zeit mit Ihnen teilt; In der Regel, wird es um etwas Geschäftliches gehen, und zwar ein Geschäft von einseitigem Interesse.

Nach so vielen Jahren in dem ich die Tür in Rucklingsdorf geöffnet habe, wenn immer es jetzt klingelt und ich kein Paket erwarte, ist meine Reaktion, "Oh, Mist. Auf welche Art und Weise wird DIESE Person rücksichtslos und unhöflich sein und so meine Zufriedenheit zerstören?".

Fast immer ist es so gewesen.

Selbst wenn der Postwagen draußen ist, kann ich nie sicher sein, dass der Austausch mich nicht gründlich verärgern wird, durch die Tendenz der Deutschen über die Grenzen der zivilisierten gegenseitigen Rücksichtnahme, zu dem einen oder dem anderen Grad, hinauszugehen.

Das Volk in Rucklingsdorf hat eine subtile Art und Weise, das Rücksichtslose lässig und unnötig zu äußern, und zu ignorieren wie das, was sie tun oder sagen, den anderen Menschen, der ihnen gegenüber steht, beeinflusst – und manchmal springen sie einem geradezu an die Kehle.

Manchmal tun sie das eindeutig mit einem dämonischen Vergnügen, wie eine Katze, die einen Vogel ermordet, nur weil sie es kann, und manchmal kapieren sie es wirklich einfach nicht.

Es fehlt etwas in ihnen, das ansonsten als ein gewisses Schmiermittel in unmittelbaren sozialen Situationen dient. In Rucklingsdorf, gibt es eine Trockenheit – nicht wie das frische Gefühl, nachdem man sich aus der Dusche abgetrocknet hat – es ist eher wie die Bilder von ausgedörrten Feldern mit verwelkten Bäumen, wo die blasse Erde in einzelne Brocken aus unfruchtbarem Boden zerfällt auf dem nichts wächst.

Hier sind einige der Möglichkeiten, die einen erwarten können, wenn man in Rucklingsdorf die Tür öffnet.....

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BING-boooong.

Es ist Heike von nebenan.

"Moin", zwitschert sie von der Veranda, als wäre sie in einem Zustand von befriedigter Freude, und fröhlich, mich zu sehen.

"Moin, Heike", sage ich von der anderen Seite der Schwelle. Wir verwenden das in diesem Norden Deutschlands typische Grußwort. "Willst du hereinkommen?"

Dann ist ihr Friedenszustand erschüttert und der Tanz der unbeholfenen Ablehnung beginnt.

"NEIN, nein ... ich wollte nur einen Hammer ausleihen. Wir können unseren nicht finden."

"Sicher, ich hol einen. Komm rein", als ich ganz natürlich nach der Fliegengittertür greife, um diese zu öffnen und Platz für meine Besucherin zu machen, froh, gastfreundlich zu sein und jemanden in meinem Haus willkommen zu heißen.

"Nein, danke. Ich warte einfach hier draußen."

Ich halte kurz am Griff und schaue sie durch das Fliegengitter an. Es ist, als ob man sich in einer dieser Beichtstuben in einer Kirche befindet und durch dieses kleine Gitter auf einen Priester schaut, aber diesmal ist der Priester schuldig; Irgendwie gibt es ein Schamgefühl, das damit verbunden ist.

"Du willst draußen warten, während ich hineingehe und den Hammer hole?", Sage ich und lenke die Aufmerksamkeit auf die Merkwürdigkeit der Situation. Sie erwartet, dass ich die Tür schließe und sie draußen warten lasse, wie ein Huhn vor einem Scheunentor, während ich durch mein warmes, sauberes, sicheres Zuhause gehe, für wer weiß wie lange, nach einem Hammer suche, den ich vielleicht oder vielleicht auch nicht finden kann.

"Ja, das ist in Ordnung. Ich warte einfach hier." Das Zwitschern in ihrer Stimme ist immer noch etwas vorhanden, aber es hat sich eher zu einem Trillern entwickelt. Sie ist nervös.

Ich nehme mir einen Moment Zeit, um über die Tatsache nachzudenken, dass Menschen in verschiedenen Ländern ihre eigenen Wege haben, Dinge zu tun. Dann wiege ich das mit der Tatsache ab, dass dieser Mensch möchte, dass ich ihr etwas von mir leihe, aber sie wagt es nicht einmal, einen Schritt in mein eigenes Haus zu treten, um es zu bekommen.

Ich habe meine Entscheidung getroffen, und ich werfe ihr die Fehdehandschuh hin.

"Das ist lächerlich", sage ich. "Komm doch rein."

Ihr wilder Scharfblick zeigt, dass ich gerade einen deutschen Pakt gebrochen habe, der meines Wissens bis in das Heilige Römische Reich und Karl den Großen zurückreichen könnte.

Als ich die Fliegengittertür öffne, beginnt sie sich auf ihren Beinen hin und her zu bewegen, wie ein riesiger, schlaksiger, keuchender Kran. Sie scheint sich anstrengen zu müssen, um sich um die Fliegengittertür herum zu manövrieren und einzutreten, während sie sich gleichzeitig zurückhält, weit hinten, und es würde mich nicht völlig überraschen, wenn sie plötzlich in die entgegengesetzte Richtung rannte dann geradeaus weiter lief, um danach einfach auf der Straße zu stehen und wegschauen.

Sie zwingt sich offenbar, zu einem gewissen Grad gegen ihren Willen, ins Haus zu kommen. Sie steht starr, so nahe wie möglich an der Schwelle, so draußen, wie sie sein könnte, während sie doch offiziell drinnen ist. In dem Moment, nachdem sie die Grenze der Schwelle überschritten hatte, schießen ihre Augen wild umher und suchen verzweifelt nach etwas. Ah, sie hat es gefunden – mit einem Fuß fest an ihrem Erkundungspunkt in der Tür verankert, streckt sie ihr anderes Bein ga-a-a-a-anz zur Seite, wo es eine kleine Fußmatte gibt auf die man ausgezogenen Stiefel stellen kann wenn sie vom Regen nass sind. Nach einer ziemlich ungraziösen und breitbeinigen Pause, in der sie feststellt, dass sie auf der Matte einen ausreichend stabilen Stand erreicht hat, zieht sie ihr anderes Bein heran, um sich dem Rest von ihr anzuschließen, und sie steht wie ein Soldat auf der Türmatte, genau innerhalb des Gummirandes und überraschend gleich weit von allen Kanten entfernt.

Ich nenne die Matte jetzt die preußische Fußmatte. Das ist der Platz an dem die Preußen aufmerksam stehen und auf weitere Befehle warten.

Um ein Gespräch zu führen, frage ich sie, wie es ihrem Ehemann geht, und sie lässt ein schnelles, scharfes "Es geht ihm gut" heraus, etwas zu laut für innen. Ihre Augen suchen noch immer überall herum; zunehmend so, eigentlich. " Es geht ihm gut", wiederholt sie, obwohl ich nicht noch einmal gefragt habe.

"Ich hoffe, ich störe dich nicht", fügt sie in eine beunruhigender Lautstärke hinzu, fast brüllend. Sie steht immer noch in Habachtstellung auf dem preußischen Teppich, in Gehorsamkeit zu ich weiß nicht wen.

"Nein, ich bin nicht gestört", sage ich und lasse die Möglichkeit offen, dass so eine Beschreibung vielleicht eher zu jemand anderem in der Eingangshalle passen könnte.

Ich stelle mir vor wie es wäre, ein Gespräch an dieser Stelle fortzusetzen, und ich sehe, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine normale Gast-Gastgeber-Beziehung vom Schicksal nicht vorgesehen ist.

Ich schaue Heike an und komme zu dem Schluss, dass das schon viel Mühe für einen Deutschen an einem einzigen Nachmittag war. Ich entscheide, den Sieg für mich in Anspruch zu nehmen, und ich gehe den Hammer suchen.

Es dauert eine Weile, um ihn zu holen und hinein zu bringen, und meine Nachbarin steht immer noch da, scheinbar bequemer in ihrer durchsichtige Wachkabine, aber immer noch gut innerhalb ihrer selbst auferlegten Grenzen.

Ich gebe ihr den Hammer, sie nimmt ihn und dankt mir, und ich greife nach der Fliegengittertür. Ihr Körper lehnt sich in die Türöffnung, bevor die Fliegengittertür noch geöffnet wurde, eifrig zu gehen.

"Tschüss, Heike."

"Tschüss", sagt sie, während sie mit dem Rücken zu mir, mit dem Hammer über dem Kopf herüber winkt.

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BING-boooong.

Ich öffne die Tür für einen Mann, der lässig gekleidet ist, aber trotzdem irgendwie anständig und ordentlich aussieht.

"Hallo", sage ich.

"Hallo", sagt er. Ich höre, dass er es sagt, aber ich sehe nicht, dass er seinen Mund, in welcher Art auch, immer bewegt.

"Es wird eine Parade für die Feuerwehr an diesem Wochenende geben, und du musst dein Auto zwischen 7:45 Uhr am Samstag und 21.00 Uhr am Sonntag von der Straße wegfahren."

Auch das ist keine höfliche Bitte. Es ist eine Verordnung.

Ich stelle auch fest, dass der Zeitrahmen haarklein bis zur genauen Minute genannt ist.

Außerdem, ist die Stimme des Mannes frei von jeglicher Intonierung. Wenn wir eine Auswertung der von ihm erzeugten Schallwellen in irgendeinem Ausdruck anschauen würden, gäbe es nur eine gerade, flache Linie zu sehen.

"Es ist schön, dass es eine Parade geben wird," sage ich.

Dann macht er einen Kommentar, der durch den schmalen Schlitz seines dünnen Mundes völlig unhörbar ist. Es war offenbar ein Kommentar über die Parade, der ihn amüsierte, er lachte ein wenig. Wenn ich "lachen" sage, meine ich nicht ein fröhliches Zurückwerfen des Kopfes und ein rhythmisches Hochheben des Kopfes und der Schultern, und es gab keinen Klang, der kilometerweit über die Weizenfelder hallte und jeden der es hörte liebenswert erscheinen würde. Das Lachen des Mannes klingt eher so, als wenn man versucht, eine Plastiktüte flach zu machen und das letzte kleine bisschen Luft kaum wahrnehmbar verpufft, .

Nachdem er gegangen ist, stehe ich vor dem Spiegel und versuche in der gleichen Weise zu sprechen, um zu sehen, wie es überhaupt funktioniert. Ich praktiziere sogar das Lachen.

Es ist nicht einfach, aber nach einer Weile, habe ich es in den Griff bekommen. Ich schaue in den Spiegel und, wie ein Bauchredner, der sich selbst als seine eigene Puppe benutzt, murmelte ich zu mir selbst, "Ich denke, ich bin bereit für die Parade."

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BING-boooong.

Die Tür öffnet sich und ein freundliches Gesicht, das ich noch nie gesehen habe, erscheint.

Die Frau etwa 45 und hat eine Version der einzigen Frisur, die sich deutsche Frauen in diesem Alter aus irgendeinem Grund vorstellen können. Es ist kurz, jeder einzelnen Strang sieht im Wesentlichen einfach abgehackt aus, als ob sie statt zum Friseur zum Metzger um die Ecke gegangen ist und ihr eigenes Fleischerbeil mitgebracht hat (da sie nicht darauf vertrauen kann, dass das Fleischbeil von jemand anderem ganz zu ihrer Zufriedenheit präzise genug geschliffen wird), und als sie den Metzger sieht, beugt sie sich, um ihr Haar auf den Metzgerblock zu legen und schreit in dem Ton eines dominierenden militärischen Kommandos, "Hack es ab. HACK ES EINFACH AB!!".

Manchmal gelingt es deutschen Frauen dieses Zeitalters, die Enden der Haarsträhnen auf die eine oder andere Weise umzuorganisieren, indem sie die vielleicht ein wenig in die gleiche Richtung kurven, aber der zugrunde liegende Entwurf ist grundsätzlich immer der gleiche.

Die Frisur lässt sie aussehen wie ein 45 Jahre alter Junge. Sie ist auch noch dünn, als ob jemand zu Hause sie gezwungen hätte, von trockenen Kräckern und Enttäuschung zu leben, seit die letzten Tage der Jugend an ihr vorbeigingen. Wenn ihr Pullover über Nacht auf einem Hänger liegen gelassen würde, würde er nicht weniger ausgefüllt aussehen, als es auf ihrer skelettartigen und gestaltlosen Form aussieht, die jeder Weiblichkeit entbehrt. Ihr Körpertyp erinnert mich an die Bilder von Häftlingen in Konzentrationslagern von vor so vielen Jahren, eine Ähnlichkeit, die ihr fröhliches Lächeln merkwürdig erscheinen lässt.

"Hallo", sagt sie musikalisch, als ob sie ernsthaft froh ist, dass sie endlich das Vergnügen hat, mich in ihrem Leben zu sehen. "Ich sammle Geld für die XXX (es könnte alles sein. Es gibt in Deutschland einen endlosen Strom von Wohltätigkeitsorganisationen, und so gibt es einen endlosen Strom von Türklingeln. Ich denke, es hat mit einer Art individueller und kollektiver Seelenreinigung für die Vergangenheit zu tun.