Ruhet.Sanft. - Andreas Richter - E-Book

Ruhet.Sanft. E-Book

Andreas Richter

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Starkoch Stefan Timmers droht der Ruin. In seinem neu eröffneten Restaurant, einem reetgedeckten Haus aus dem 18. Jahrhundert, sterben Gäste auf mysteriöse Weise. Stefan und seine Frau Mirja sind verzweifelt. Als ihnen ein kleines Mädchen wortlos eine Sanduhr überreicht, dämmert es Stefan und Mirja: Etwas stimmt nicht mit dem alten Haus und den Menschen, die einst darin lebten – und es ist ihre Bestimmung, das düstere Kapitel der Vergangenheit zu Ende zu schreiben ... . "Erinnerungen an "The Sixth Sense" und "The Others"." (Bild am Sonntag) "Ein Thriller, der unaufhaltsam in den Bann zieht." (Freie Presse)

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Seitenzahl: 382

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Andreas Richter

Ruhet.Sanft.

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1

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5

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Außerdem von Andreas Richter als E-Book:

Impressum neobooks

Ruhet.Sanft.

Thriller

Andreas Richter

Copyright © Andreas Richter, Ahrensburg.

Vollständig überarbeitete Ausgabe 2013.

Die ursprüngliche Fassung des Romans

erschien in 2004 unter dem Titel

"Friede ihren Seelen" bei Droemersche

Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München.

Alle Rechte liegen beim Autor.

Das Werk darf – auch teilweise – nur

mit schriftlicher Genehmigung des

Autors wiedergegeben werden.

Gestaltung Cover: edition.noack, Hemmoor.

Überden Autor:

Andreas Richter wurde 1966 in Hamburg geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und war einige Jahre lang Geschäftsführer eines Unternehmens in Berlin, bis er sich ganz dem Schreiben und Texten zuwendete. Heute lebt und arbeitet Richter als freier Autor und Texter in Ahrensburg vor den Toren Hamburgs.

www.andreasrichter.info

www.facebookcom/RichterAutor

Alle Personen, Orte und Begebenheiten dieser Geschichte könnten frei erfunden sein – doch wer weiß das schon mit Sicherheit.

Das kleine Mädchen lag unter der dünnen Bettdecke, starrte in die Dunkelheit und lauschte dem leisen Schnarchen seines älteren Bruders, der neben ihm schlief. Nachdem beide ins Bett gegangen waren und von der Mutter einen Gute-Nacht-Kuss bekommen hatten, war er sofort eingeschlafen, und das lag bereits eine lange Zeit zurück. Auch das Mädchen war müde und wünschte sich, endlich einzuschlafen, doch seine schweren Gedanken ließen es nicht zur Ruhe kommen. Das Mädchen seufzte.

Draußen heulte der Wind und ließ die Bäume ächzen und knarren. Und dann war da noch der Regen. Dieser seltsame Regen, der bereits seit vier Tagen und vier Nächten ununterbrochen und gleichbleibend kräftig vom Himmel fiel. Niemals zuvor hatte das Mädchen solch einen Regen erlebt, und auch die Eltern und die anderen sprachen kaum noch über etwas anderes. Der Pastor behauptete gar, der Herr selbst habe diesen Regen geschickt, um die Gottlosen zu mahnen, sich Seiner zu erinnern. Doch das Mädchen glaubte das nicht. Es glaubte, dass dieser Regen gar kein Regen war, sondern Tränen, doch weil es der Himmel war, der die Tränen vergoss, sah es aus wie Regen. Auch der Himmel war traurig, genauso traurig wie das Mädchen selbst, doch während es keine Tränen mehr zu vergießen hatte, konnte der Himmel unendlich weinen – der Himmel konnte alles.

Vor dem geistigen Auge des Mädchens tauchte das Gesicht der Großmutter auf. Die Großmutter lachte, ihr Mund bewegte sich, die Reste ihrer Zähne waren zu sehen und sie wischte sich über die wässerigen Augen. Dann war das Gesicht auch schon wieder verschwunden.

Vier Tage war die Großmutter nun schon tot. Sie war gestorben, nachdem sie am Abend zuvor gesagt hatte, sie spüre bereits die warme Umarmung des Todes, der sie vom Verfall des Alters befreien würde. Dann hatte sie sich das Nachthemd angezogen, sich frisiert und hingelegt. Niemand hatte zu ihr herein gedurft, nur ihr Sohn, der Vater des Mädchens, hatte ab und zu nach ihr gesehen. Der Tod hatte die Großmutter nicht lange warten lassen. Er war während der Morgenstunden gekommen, und niemand hatte es mitbekommen. Als sie die Großmutter gefunden hatten, hatte die Dämmerung wie Nebel vor den Fenstern gelegen und der Bruder des Mädchens hatte jedem erzählt, das sei der Atem des Todes. Die Nachricht vom Tod hatte sich rasch herumgesprochen und viele aus dem Dorf waren gekommen, um sich von der Großmutter zu verabschieden.

Das Mädchen drehte sich auf die Seite. Ob der Regen vielleicht doch keine Tränen war, sondern tatsächlich bloß Regen? Das Mädchen überlegte, wer ihm auf diese Frage eine Antwort geben könnte. Sein Bruder? Vielleicht sollte es ihn wecken und ihn fragen, denn wer älter war und noch dazu ein Junge, der wusste immer mehr. Die Eltern konnte es auf keinen Fall fragen, sie würden es ohne eine Antwort ins Bett zurück schicken.

Das Mädchen hatte eine Idee. Die Großmutter! Natürlich, die Großmutter wusste mit Sicherheit, ob der Himmel um sie weinte oder ob es doch bloß Regen war, und obwohl die Großmutter nicht mehr sprechen konnte, würde sie es mitteilen. Irgendwie.

Es war nicht weit zum Friedhof. Das Mädchen kannte den Weg, sie würde auch im Dunkeln dorthin finden. Sie würde auch das Grab der Großmutter finden, denn sie hatte sich die Stelle gut eingeprägt. Es würde ein unheimliches Gefühl sein, in der Nacht allein zwischen den Toten zu sein, ohne Tageslicht und ohne einen Erwachsenen, der es vor den umherfliegenden Seelen der Verstorbenen beschützte, doch dem Mädchen blieb keine andere Wahl – es musste die Großmutter fragen, und es konnte damit nicht länger warten.

Das Mädchen kletterte vorsichtig über seinen Bruder hinweg und glitt aus dem Bett hinaus. In dem kleinen Raum war es stockfinster, nur durch den Türspalt fiel ein Streifen dünnen Lichts, der verriet, dass die Eltern noch wach waren. Doch das Mädchen wusste auch in der Dunkelheit, wo was stand. Es trat an das Fenster, öffnete es und blickte in die Dunkelheit. Der pfeifende Wind schlug ihm Regentropfen ins Gesicht. Dem Mädchen kamen Zweifel. Sollte es wirklich hinausklettern? Morgen konnte es den Bruder fragen. Oder die Mutter oder den Vater, oder sie konnte dann zur Großmutter gehen, bei Tageslicht taten die Seelen der Verstorbenen den Kindern nichts. Nein, sagte sich das Mädchen schließlich, sie musste es so schnell wie möglich erfahren, noch in dieser Nacht – und das Fenster war die einzige Möglichkeit, das Haus unbemerkt zu verlassen.

Das Mädchen drückte sich am Fenstersims hoch und kletterte aus dem Fenster. Langsam ließ es sich herabgleiten, bis es die durchweichte Erde unter seinen nackten Füßen spürte. Eine Hand an der Hauswand, ging es langsam das Haus entlang. Das vorspringende Dach fing viel Regen ab. Aus einem der Fenster drang flatterndes Licht nach draußen, und das Mädchen duckte sich unter dem Fenster hindurch, obgleich es zu klein war, als dass es von drinnen gesehen werden konnte. Als es an der Haustür angekommen war, trat das Mädchen unter dem Dachvorsprung hervor. Sein dünnes Nachthemd war augenblicklich durchnässt. Das Mädchen wollte gerade loslaufen, als es drei Männer auf das Haus zukommen sah. Das Mädchen erschrak, sprang unter den Dachvorsprung zurück und beeilte sich, hinter der nächsten Ecke des Hauses zu verschwinden. Vorsichtig spähte es um die Ecke herum, und auch wenn das Mädchen es bei der Dunkelheit und dem dichten Regen nicht mit Sicherheit sagen konnte, glaubte es, die Männer nicht zu kennen. Was wollten sie hier, mitten in der Nacht?

Einer der Männer schlug kräftig gegen die Haustür, die beiden anderen sahen sich um. Das bedeutete nichts Gutes. Das Mädchen bekam Angst. Die Haustür wurde geöffnet und die Männer traten ein. Die Angst des Mädchens stieg weiter. Ihr Bruder. Ihre Mutter. Ihr Vater. Von den drei Männern ging große Gefahr aus, das spürte das Mädchen.

Die Großmutter und der Friedhof waren vergessen. Nur das, was im Haus geschah, war jetzt wichtig. Das Mädchen überlegte. Sollte es sich hier draußen verstecken und so tun, als gäbe es sie nicht? Oder sollte es zu den Nachbarn laufen und Hilfe holen? Oder sollte es in sein Bett zurück kehren und sich schlafend stellen?

Das Mädchen tat nichts von alldem. Stattdessen erinnerte es sich an eine Holzkiste, die bereits seit längerem ungenutzt hinter dem Haus stand. Es lief los und holte die Kiste. Sein Atem raste vor Angst und Aufregung. Was geschah im Haus? Das Mädchen stellte die Kiste unter das Fenster, aus dem das Licht drang. Behutsam stellte es einen Fuß auf die Kiste; sie schien sein Gewicht zu halten. Vorsichtig stieg das Mädchen auf die Kiste. Ja, sie hielt. Die Höhe war perfekt. Das Mädchen konnte gerade so eben durch das Fenster gucken, und die Wahrscheinlichkeit, dass es von drinnen gesehen wurde, war entsprechend gering.

Das Mädchen hatte nie zuvor von draußen durch dieses Fenster geschaut, von hier aus sah die Wohnstube anders aus, und es benötigte einen Moment, um sich zu orientieren. Als Erstes entdeckte es die Mutter, die starr vor Schreck auf einem Stuhl saß, und dann die drei Männer. Einer der Männer hielt von hinten den Vater mit einem Hebelgriff fest, und er war mindestens einen Kopf größer als der Vater und fast doppelt so breit. Der Vater hatte keine Möglichkeit, sich zu lösen.

Ein zweiter Mann stand vor dem Vater und schlug ihm immer wieder die Faust in den Bauch und zwischendurch auch in das Gesicht. Das Mädchen sah, dass der Vater aus der Nase und dem Mund blutete, und es hörte bis hier draußen seinen Aufschrei, wann immer ihn die Faust im Gesicht traf. Der dritte Mann war gedrungen. Er stand neben der Mutter und starrte sie unentwegt an, und etwas in seinem Blick gefiel dem Mädchen nicht, doch sie wusste nicht, was es war. Schließlich sagte der Gedrungene etwas und der andere Mann hörte auf, zuzuschlagen. Der Vater wurde losgelassen und fiel zu Boden, als sei er tot. Das Mädchen unterdrückte einen Schrei.

Der Gedrungene griff unter seinen Mantel und zog etwas hervor. Das Mädchen hielt die Luft an und sah angestrengt hin. Es war eine Papierrolle. Der Gedrungene rollte das Papier auf und legte es auf den Tisch, um es glatt zu streichen. Jetzt sah das Mädchen, dass es zwei Papierbögen waren. Dann sagte der Gedrungene etwas zu dem Vater, und dieser hob den Kopf. Das Mädchen atmete erleichtert auf. Der Mann, der den Vater geschlagen hatte, nahm die beiden Papierbögen von dem Tisch, bückte sich zu dem Vater herab und legte die Bögen vor ihm auf den Boden. Dann griff er in eine Tasche seines Mantels und holte etwas hervor, das er dem Vater in die Hand drückte. Er packte den Vater am Handgelenk und legte dessen Hand auf den ersten Papierbogen. Er ließ das Handgelenk nicht los, als der Vater langsam und träge etwas auf das Papier schrieb. Anschließend führte der Mann die Hand des Vaters auf den zweiten Bogen und das Ganze wiederholte sich. Nachdem der Vater fertig war, nahm der Mann ihm das, womit er geschrieben hatte, aus der Hand und steckte es in die Manteltasche zurück. Dann legte er einen Papierbogen auf den Tisch und rollte den anderen Papierbogen zusammen und reichte ihm dem Gedrungenem. Doch dieser steckte ihn nicht unter seinen Mantel zurück, sondern behielt ihn in der Hand – und sah die Mutter mit einem seltsamen Blick an. Schließlich sagte er etwas zu den beiden Männern, und die Männer grinsten und gingen zu der Mutter. Mit ihren großen Händen umklammerten sie deren Arme, und der Gedrungene trat dicht vor sie. Mit der freien Hand öffnete er geschickt seine Hose, packte die Mutter am Kopf und drückte ihr Gesicht gegen sein Becken. Die beiden anderen Männer lachten, während der Vater den Kopf senkte und ansonsten nichts tat. Das Mädchen verstand nicht, was geschah, hatte keine Ahnung, was die Mutter ertragen musste und wie beschämt hilflos der Vater war. Was es jedoch verstand, war die Brutalität, die dort drinnen herrschte – und dass etwas ihre Familie bedrohte. Etwas, das über diese drei Männer hinausging.

Es dauerte nicht lange, und der Gedrungene ließ den Kopf der Mutter los, trat einen Schritt zurück und machte seine Hose zu. Die beiden anderen Männer ließen die Mutter los, und sie sprang auf und spuckte hektisch etwas aus. Das Mädchen sah der Mutter mitten in das Gesicht, und in ihren Augen las sie große Abscheu und abgrundtiefen Hass. Einen solch harten und endgültigen Ausdruck hatte es bei der Mutter nie zuvor gesehen, und das schnürte ihr den Hals zu.

Die drei Männer verließen das Haus. Das Mädchen sprang von der Kiste herunter und machte sich ganz klein. Es schloss die Augen und bat den Himmel, dass die Männer es nicht entdeckt hatten und nicht nach ihm suchten. Nichts geschah. Nach einiger Zeit öffnete das Mädchen die Augen. Niemand war zu sehen. Die Männer waren fort. Das Mädchen stieg wieder auf die Kiste und blickte durch das Fenster. Es sah, dass die Mutter wie versteinert dastand und der Vater es mittlerweile geschafft hatte, aufzustehen. Beide waren in einem Raum, standen nur wenige Schritte voneinander entfernt – und waren auf eine beklemmende Weise für sich allein.

Das Mädchen ahnte, dass es nicht lange dauern würde, bis die Eltern nach seinem Bruder und ihm sehen würden. Wenn nur der Bruder im Bett lag, würden sie einen furchtbaren Schreck bekommen, und sie hatten bereits genug ertragen müssen. Das Mädchen überlegte nicht weiter, sondern lief um das Haus herum bis zu dem Fenster, aus dem es herausgeklettert war. Doch von außen war das Fenster zu hoch, es schaffte es nicht, sich hochzuziehen und hinein zu klettern. Sein Herz raste. Es dachte kurz nach, dann lief es los und holte die Kiste, stellte sie unter das Fenster und drückte sich mit aller Anstrengung hoch.

Im Zimmer herrschte Ruhe. Der Bruder schlief oder tat so. Noch waren die Eltern nicht in dem Raum. Das Mädchen sah den Lichtspalt unter der Tür, die sich schon bald öffnen würde, und dann ... dann ... .

Das Mädchen versuchte, sich in das Zimmer zu schwingen, doch kaum war es mit dem Oberkörper im Raum, verlor es das Gleichgewicht und fiel kopfüber herein. Es schlug mit dem Kopf und der Schulter auf, und ein dumpfer Schmerz durchzog seinen Körper. Das Mädchen schaffte es, den Aufschrei zu unterdrücken. Es ignorierte den Schmerz so gut es ging und rappelte sich hoch. Rasch schloss es das Fenster und beeilte sich, zu dem Bett zu kommen, als ihm plötzlich klar wurde, dass es bis auf die Haut nass war. Ohne weiter nachzudenken, zog es das Nachthemd über den Kopf und schob es unter das Bett. Schritte, das Mädchen hörte Schritte. Es sprang ins Bett, kletterte über den Bruder hinweg und schob sich unter die Bettdecke.

Die Tür öffnete sich mit einem leichten Knarren. Das Mädchen sah es nicht. Es lag auf der Seite, hatte die Bettdecke bis über die Nase gezogen und starrte mit aufgerissenen Augen an die Wand. Es hielt den Atem an.

Der Vater stand in der halb offen stehenden Tür und blickte in den dunklen Raum. Er drückte ein blutdurchtränktes Tuch gegen sein vor Schmerzen pochendes Gesicht und lauschte einen Moment lang. Als er nichts hörte, schloss er die Tür wieder und ging davon. Das Mädchen wartete noch einen Augenblick, dann drehte es sich zu seinem Bruder um. Es flüsterte seinen Namen, doch er antwortete nicht, und auch als sie ihn leicht anstieß, reagierte er nicht. Der Junge schlief wie ein Stein.

Das Mädchen zog die Beine an. Es fror und hatte Angst. Was hatte das alles zu bedeuten, was geschah hier? Wer waren die Männer gewesen, was hatten sie hier gewollt und weshalb waren sie in der Dunkelheit gekommen – und weshalb hatte der Vater sie nicht aus dem Haus gejagt, auch wenn sie in der Überzahl und größer und kräftiger gewesen waren?

Das Mädchen zitterte unter der dünnen Decke, doch es traute sich nicht, aufzustehen und sich etwas Trockenes anzuziehen. Und somit blieb es liegen, nackt und frierend, und versuchte, die schrecklichen Bilder zu vertreiben, die sich in seinem Kopf in wechselnder Reihenfolge immer wieder übereinander legten. Ein Bild war besonders scharf: Der zu Eis gefrorene Gesichtsausdruck der Mutter, nachdem sie – was auch immer es gewesen war – ausgespuckt hatte.

Das Mädchen beneidete den Bruder. Er hatte von alldem nichts mitbekommen und es beschloss, ihm nicht davon zu erzählen. Das Mädchen kauerte sich noch mehr zusammen, zog die Decke über den Kopf und begann sein Lieblingslied zu summen, damit es die Kälte nicht länger spürte und die Bilder nicht mehr sehen musste.

Und irgendwann fiel das Mädchen in einen unruhigen Schlaf.

1

An diesem Novembermorgen des Jahres 2012 war der Himmel über Hamburg verhangen und es sah nicht danach aus, als würde der Tag richtig hell werden. Die Außentemperatur lag bei unangenehmen vier Grad Celsius und ein leichter Nieselregen und stetiger Wind ließ die gefühlte Temperatur noch kälter erscheinen.

Mirja stand mit dem Rücken zum Fenster und betrachtete Stefan, der auf einem der Aluminiumstühle saß. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und blickte gedankenlos auf die gerahmte Aufnahme der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis.

»Nun sag schon was«, forderte Mirja und knuffte ihn in die Seite.

Er zuckte mit den Schultern.

»Du freust dich gar nicht richtig«, sagte sie und tat so, als schmollte sie. »Das musst du aber, weil ich mich sonst nämlich von dir scheiden lasse.«

»Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?«

Mirja baute sich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüften. Sie war zierlich und gerade mal etwas über einen Meter siebzig lang. Sie hatte ein ebenmäßiges Gesicht mit großen blauen Augen und einem vollen Mund, eine schmale Nase. Die schulterlangen brünetten Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war eine selbstbewusste Frau, die wusste, was sie wollte.

»Jetzt bekomme ich aber Angst«, sagte er grinsend.

»Das solltest du besser auch, Stefan Timmer. Los, ich will es noch einmal hören. Sag' mir, wie sehr du dich freust!«

Er legte die Hände auf ihre Oberschenkel und sah zu ihr hoch. »Ja, Schatz, ich freue mich. Ja, ich freue mich riesig. Ja, das Haus ist wie gemacht dafür, und ja, ich kann kaum erwarten, dass wir endlich den Kaufvertrag unterschreiben.«

»Braver Steff«, sagte sie schmunzelnd, beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Er sagte. »Jetzt ganz ehrlich: Ich bin wirklich mächtig aufgeregt. Seit wir das Haus zum ersten Mal gesehen haben, wusste ich, dass es das perfekte Objekt für mein Restaurant ist.«

»Perfekt? Es ist ein Schmuckstück! Wir werden etwas ganz Besonderes daraus machen.«

»Aber der Kaufpreis ist schon ganz schön hoch. Vierhundertfünfzigtausend Euro ist verdammt viel Holz. Plus die Courtage für den Makler.«

»Natürlich ist das ein Haufen Geld, aber nicht für ein solches Objekt in der Lage und mit dem Grundstück, in der Gegend. Es ist fast schon ein Schnäppchen.«

Stefan nickte vor sich. »Mein Lebenstraum wird wahr, Mirja, ist das nicht der Wahnsinn? Ich bin neununddreißig Jahre alt und mein Lebenstraum erfüllt sich. Stefan Timmer eröffnet sein eigenes Restaurant. Wow, das ist fantastisch.«

»Du hast es dir verdient.«

Er hielt einen Moment inne, dann sagte er: »Nein. Ich habe einfach nur mehr Glück als andere.«

»Erfolg ist keine Frage des Glücks, es sieht bloß häufig danach aus. Du hast Erfolg, weil du dein Talent nutzt und hart arbeitest. Die Kombination aus Talent und Arbeit macht den Unterschied. Du bist hartnäckig, und deshalb hast du es wirklich verdient.«

»So meine ich das nicht. Ich meine das Glück, dich bei mir zu haben. Ich möchte jetzt nicht die alte Leier abspielen, Mirja, aber wir werden das Haus mit deinem Geld bezahlen. Von meinem Geld können wir den neuen Gartenzaun und die Außenbeleuchtung bezahlen, aber das war es dann auch schon. Ohne dein Geld würde ich noch in dreißig Jahre in irgendwelchen Hotels arbeiten.«

»Du arbeitest nicht in irgendwelchen Hotels, aktuell arbeitest du in Hamburgs bestem Hotel. Als Küchenchef. Mach dich nicht kleiner als du bist. Und über die Sache mit dem Geld haben wir mehr als genug geredet, ich will davon nichts mehr hören.«

»Aber es ist ja nun mal so. Dein Vater hat dir den Großteil deines Erbes ausgezahlt und du gibst es für das Haus aus, damit ich ein Restaurant eröffnen kann. Unterm Strich ist es dein Haus, nicht meins.«

Sie beugte sich nach vorne. »Wie oft denn noch, Steff? Was ich mit meinem Geld mache, ist allein meine Sache, ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn ich mich entscheide, von dem Geld ein altes Haus zu kaufen, damit mein Mann sich seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklichen kann, dann tue ich das. Punkt!«

»Deine Schwester legt ihr Geld mit Sicherheit genauso an wie euer Vater es erwartet. Die beiden werden sich ihren Teil denken, dass du dein Geld in ein Restaurant steckst.«

»Erstens ist ein Hauskauf eine Geldanlage. Zweitens interessiert es mich nicht im Geringsten, was Britt und mein Vater darüber denken. Britts Mann hat bereits eine eigene Existenz, mein Mann noch nicht – doch das ändert sich jetzt.«

»Auch wenn ich Oliver nicht ausstehen kann, aber dein dämlicher Schwager hat sich seine Existenz selbst aufgebaut. Sie ist ihm nicht auf dem Silbertablett serviert worden, so wie mir. Das muss man dem Schwachkopf schon zugute halten.«

Sie schüttelte genervt den Kopf. »Es ist ja wohl etwas anderes, ob ich mir am Anfang ein kleines Büro miete, einen PC kaufe und als Steuerberater loslege oder ob ich mich mit einem Restaurant selbstständig mache. Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen. Schluss jetzt, Steff, ich will davon nichts mehr hören. Wir sind verheiratet und ich weiß, wie sehr du dir dein eigenes Restaurant wünschst. Es ist unser Haus, wir werden gemeinsam im Grundbuch stehen. Du wirst aus der alten Hütte einen Gourmet-Tempel machen, so wie du es dir vorgestellt hast. Damit ist das Thema ein für allemal beendet. Und übrigens: Ich mag es nicht, dass du ständig abfällig über meinen Schwager spricht, das weißt du genau. Mein Fall ist Oliver auch nicht, aber er ist nun mal der Mann meiner Schwester. Also hör auf damit.«

»Er ist ein herzloses Arschloch. Ich frage mich, weshalb eine so interessante und intelligente Frau wie deine Schwester ausgerechnet diesen eingebildeten Affen heiraten konnte. Ist mir echt ein Rätsel.«

»Steff, es reicht jetzt.«

Die Notargehilfin betrat den kleinen Warteraum. Sie gab den beiden die Personalausweise zurück und bat sie, ihr zu folgen. Sie führte sie über den Flur, klopfte an eine geschlossene Tür und öffnete, ohne die Antwort abzuwarten. Dann trat sie einen Schritt zurück und bedeutete Mirja und Stefan, einzutreten. Der Notar, der hinter dem wuchtigen Schreibtisch saß, blickte auf, erhob sich und begrüßte sie. Ihm gegenüber saßen zwei Männer. Einer von ihnen war der Makler, der gemeinsam mit Mirja und Stefan hergekommen und vorab zu dem Notar hereingebeten worden war. Den anderen Mann hatten sie noch nie zuvor gesehen.

»Gerald Buchelt, Rechtsanwalt«, stellte er sich vor und reichte Stefan eine Visitenkarte, die er bereits in der Hand gehalten hatte. »Ich handle nicht für mich, sondern gemäß notarieller Vollmacht für Herrn Bernd Schmolke, der Ihnen das Grundstück nebst Objekt verkauft. Ihr Makler sagte mir, er habe Sie bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass Herr Schmolke nicht selbst erscheint.«

Stefan nickte, während Mirja sagte: »Ja, das hat er. Wir hätten ihn natürlich gerne kennen gelernt, aber vielleicht lässt sich das ja nachholen. Wir werden ihn einladen wenn alles fertig ist.«

Der Notar bot Platz an, dann kam er ohne Umschweife zur Sache. Keine zehn Minuten später unterschrieben Mirja und Stefan sowie Buchelt und der Notar den Kaufvertrag.

Während Mirja im Verkaufsshop der Tankstelle verschwand, um eine Flasche Sekt zu kaufen, saß Stefan hinter dem Lenkrad seines Jeep Grand Cherokee und blickte aus dem Seitenfenster, ohne etwas von dem wahrzunehmen, was draußen vor sich ging. Er war tief in Gedanken versunken.

Ein eigenes Restaurant. Sein Restaurant. Timmers. Wieso denn Timmers, hatte Mirja gefragt, als er ihr vor einigen Tagen verraten hatte, welchen Namen das Restaurant erhalten sollte. Weil ich als Koch bereits einen bestimmten Bekanntheitsgrad habe, hatte er entgegnet, viele Köche geben ihrem Restaurant ihren eigenen Namen, das hat was mit Identifikation und Markenbildung zu tun, außerdem ist der Name kurz und knackig. Timmers, hatte Mirja nickend vor sich hingemurmelt, ja, das ist der passende Name.

Eine ältere Frau kam aus dem Verkaufsshop und ging dicht an Stefans Wagen vorbei. Stefan wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er sah der Frau hinterher, bis sie an der Zapfsäule in ihren Kleinwagen stieg. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, wünschte Stefan sich, er hätte ein intaktes Elternhaus gehabt. Anstatt liebevoll aufgezogen zu werden, war er früh auf sich allein gestellt gewesen. Seinen Vater hatte Stefan nie kennen gelernt. Er war kaum älter gewesen als Stefans Mutter, als sie mit gerade mal achtzehn Jahren schwanger geworden war. Wie andere mehr oder weniger heimlich erzählten – seine Mutter allerdings nicht, sie hatte nie mit ihm darüber gesprochen, es konnte also ebenso gut ein wildes Gerücht sein wie den Tatsachen entsprechen – war ein Zimmermann auf Wanderschaft, hatte ihr im Hinterzimmer einer Gaststätte auf die Schnelle einen ins Nest gesetzt und ward nie wieder gesehen. Seine Mutter war mitten in der Ausbildung, wohnte noch bei ihren Eltern und hatte die Schwangerschaft so lange verheimlicht, bis es selbst unter weiter Kleidung kaum noch zu übersehen war. Ihr Vater war ein Frührentner, der bei einem Autounfall ein Bein verloren hatte. Seitdem suhlte er sich mit tatkräftiger Unterstützung seines besten Kumpels Johnnie Walker im Selbstmitleid und war spätestens am Nachmittag so betrunken, dass er wegen jeder Kleinigkeit rumbrüllte. Irgendwann wurde es selbst Johnnie zu bunt und er handelte mit der Leber des Alten einen Zirrhose-Deal aus, der dem Alten schließlich das Lebenslicht ausknipste. Damals war Stefan ein halbes Jahr alt und vermutlich war es das Beste für ihn, dass der Alte ihn nun niemals richtig zwischen die Finger bekommen konnte. Seine Großmutter hatte sich so gut um Stefan gekümmert, wie es die fehlende Liebe zu ihm zuließ, während seine Mutter sich um die Fortsetzung ihre unterbrochenen Ausbildung und um wechselnde Männerbekanntschaften kümmerte. Als Stefan sieben Jahre alt war, holte der Krebs die Großmutter und seine Mutter steckte ihn in ein Heim. Zum Abschied gab sie ihm einen Kuss und sagte weinend, dass sie ihn bald besuchen kommen würde, doch er spürte, dass sie es nicht tun würde, und tatsächlich meldete sie sich nie wieder. Später hört er, dass sie in Spanien lebte, und wiederum später, dass sie tot war, und noch später, dass sie nach Kanada ausgewandert war. Irgendwann war es ihm egal, wo und ob sie überhaupt noch lebte.

Nach der mittleren Reife begann Stefan eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann, doch er stellte schnell fest, dass das nicht seine Welt war und brach die Ausbildung ab. Er wollte es als Koch versuchen. Der Vater eines Freundes besorgte ihm in einem Bremer Hotel einen Ausbildungsplatz und bereits nach kurzer Zeit wusste Stefan, dass er seine Bestimmung gefunden hatte. Die Ausbildung beendete er mit der Auszeichnung des Landesbesten. Er hätte in dem Hotel bleiben oder sich in der Stadt einen anderen Arbeitsplatz suchen können, doch er wählte die Herausforderung und entschied sich für etwas ganz Neues. Er zog nach Bayern und arbeitete dort zwei Jahre lang in einem Kurhaus-Restaurant, dann hatte er genug und zog weiter. Fortan wechselte er alle ein bis zwei Jahre den Arbeitsplatz. Stefan war ein Getriebener, angespornt von brennendem Ehrgeiz, und ständig verspürte er die Sorge, sich aus reiner Bequemlichkeit in der Mittelmäßigkeit zu verlieren. Mit jeder beruflichen Veränderung verbesserte er sich, bis er schließlich nur noch in Sternehäusern arbeitete. In einem der führenden Restaurants im Elsass wurde er als Souschef der Stellvertreter des Küchenchefs, um anschließend Küchenchef des bekanntesten Restaurants einer deutschen Nordseeinsel zu werden. Er war dreiunddreißig Jahre alt, als ihm das Inspektorenteam des Guide Michelin einen Stern verlieh und ihn die Test-Equipe des Gault-Millau Deutschland bei der Wahl des Koch des Jahres auf den zweiten Platz wählte. Kurz darauf erhielt er ein Angebot von Hamburgs bestem Hotel, und seitdem arbeitete er dort als Küchenchef für ein Gehalt, das er sich früher nicht erträumt hatte. Stefan schien am Ziel angekommen zu sein, und von seiner einstigen Unruhe war nicht mehr viel übrig geblieben. Hatte er hin und wieder überlegt, doch noch mal woanders hinzugehen, so waren diese Pläne hinfällig geworden, nachdem er Mirja kennen gelernt hatte.

Es war in der Geschenkwarenabteilung eines Kaufhauses, und sie stand vor ihm an der Kasse. Als sie bezahlen sollte, stellte sie fest, dass sie ohne Portemonnaie unterwegs war. Stefan gefiel die Selbstironie und der Charme, mit dem sie die unangenehme Situation meisterte, und er bot ihr spontan an, das Geld auszulegen. Sie könne es ihm in den nächsten Tagen zuschicken, sagte er und gab ihr seine Adresse. Bereits am übernächsten Tag hatte er das Geld zurück, aufgerundet zu einem vollen Betrag, der als Banknote in einem Umschlag steckte, auf dem kein Absender stand. An dem Geldschein hing ein Post-it mit dem Wort Danke und einer Hamburger Telefonnummer. Zwei Tage lang hielt Stefan durch, dann konnte er nicht länger widerstehen und rief an. Sie trafen sich am folgenden Samstag in einem Szene-Café zum Frühstück. Die ersten Minuten verliefen zäh, doch dann ging alles schnell, zumindest, was Stefan betraf. Jedes Mal, wenn er Mirja ansah, fand er sie hinreißender. Sie war fröhlich und hatte Humor, vertrat klare Ansichten und strahlte großes Selbstbewusstsein aus. Er verliebte sich in sie und hatte keine Chance, es zu verhindern. Mirja war sechs Jahre jünger als er und hatte gerade ihr Betriebswirtschaftsstudium beendet, demnächst würde sie bei einem großen Zeitschriftenverlag anfangen. Mirjas Mutter war bereits verstorben und ihr Vater war einer der renommiertesten Rechtsanwälte der Stadt. Als Mirja das erste Mal von ihrem Vater erzählte, war Stefan sicher, seinen Namen bereits einige Male im Zusammenhang mit größeren Verfahren gehört zu haben. Mirjas jüngere Schwester Britt steckte noch im Jura-Studium und hatte das Ziel, später in die Kanzlei des Vaters einzusteigen.

Darf ich dich anrufen, fragte Stefan, als sie sich gegen Mittag voneinander verabschiedeten, und er hörte bereits eine innere Stimme, die sagte: Nein, aber nochmals vielen Dank fürs Geldauslegen, doch Mirja sagte zu ihm wie zu einem alten Freund, dass er sie selbstverständlich jederzeit anrufen könne. In den folgenden Wochen kämpfte Stefan um Mirja, überhäufte sie mit Aufmerksamkeiten und kleinen Geschenken, und irgendwann gab es erste Anzeichen dafür, dass ihre Freundschaft zu ihm zu Liebe wurde.

Bin ich eigentlich dein Typ?, fragte er, als sie am späten Vormittag nach der ersten gemeinsamen Nacht in der Badewanne saßen. Nein, antwortete sie lächelnd, eigentlich mag ich keine Männer mit kurzen schwarzen Haaren und erst recht nicht mit Brustbehaarung, außerdem ist mir deine Nase zu spitz und du bist zu groß, du überragst mich ja um fast zwei Köpfe, neben dir komme ich mir vor wie ein Zwerg. Und was ist mit mir, bin ich dein Typ? Nicht im Geringsten, entgegnete er schmunzelnd, an dir stimmt gar nichts, von den Ohren bis zu den Zehen bestehst du nur aus zweitklassigen Einzelteilen, aber was soll’s, Scheiß drauf. Genau, entgegnete sie und schnippte Wasser in sein Gesicht, Scheiß drauf.

Anderthalb Jahre später heirateten sie still und heimlich in einer kleinen Kapelle in Oberbayern. Beide arbeitete viel, Stefan auch an den meisten Wochenenden und Feiertagen, doch die Zeit, zusammen zu sein, erkämpften sie sich immer wieder.

Der Wunsch vom eigenen Restaurant reifte langsam aber stetig heran. Zuerst war es nur eine Idee, die Stefan niemandem mitteilte. Nachdem er Mirja eingeweiht hatte, nahm der Gedanke allmählich Konturen an, und schließlich begannen sie, sich nach einem geeigneten Objekt umzusehen. Nach mehr als einem Jahr fanden sie es. Eines Tages steckte in ihrem Briefkasten die unprofessionelle Kurzbeschreibung eines Hauses. Mirja und Stefan wussten nicht, vom wem sie stammte, der Makler bestritt vehement, dass sie von ihm war. Das Objektfoto auf der Beschreibung machte Mirja und Stefan neugierig und sie fuhren hin, um sich das Haus anzusehen. Es stand im Stadtteil Duvenstedt am nördlichen Rand Hamburgs, dort, wo Villen und Landhäuser im Grünen das Bild vom hanseatischen Wohlstand prägen. Das Haus stand auf einem knapp tausendfünfhundert Quadratmeter großen verwilderten Grundstück am Ende einer kleinen Sackgasse, die erst vor wenigen Jahren geschaffen worden war. Außer dem Haus standen dort vier weitere, jedoch neu gebaute Häuser. Es war ein altes Fachwerkhaus mit einer tragenden Holzkonstruktion, auf deren horizontal verlaufenden Schwellen die Pfosten standen. Die Gefache waren ausgefüllt mit rotem Backstein, das Dach war mit Reet gedeckt. Der Zustand des Hauses war auf den ersten Blick gut, die Jahre hatten der Bausubstanz nicht viel anhaben können. Die grünen Fensterläden waren verschlossen, so dass Mirja und Stefan nicht in das Innere des Hauses sehen konnten. Im Vorgarten stand ein Schild Zu verkaufen mit dem Namen und der Rufnummer eines Maklers. Sie riefen ihn an und trafen mit ihm am folgenden Tag an dem Haus. Er hatte ein Hochglanzexposé mitgebracht und pries das komplett leer geräumte Haus in den höchsten Tönen. Das genaue Baujahr des Hauses stand nicht fest, doch laut Gutachten war es um 1760 erbaut worden. Die ursprüngliche Nutzung war die eines Einfamilienhauses mit Stallungen gewesen. Unzählige Umbauten folgten, bis es Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum reinen Wohnhaus umgebaut worden war. Sogar ein kleiner, knapp zwei Meter hoher Kellerraum, der mittels einer aufklappbaren Falltür und einer schmalen Holztreppe betretbar war, war in einer Ecke des Hauses nachträglich ausgehoben worden. Das Haus hatte eine Wohn- und Nutzfläche von rund dreihundert Quadratmetern. Unter dem Dach gab es einen kleinen, nicht ausgebauten Raum, zu dem eine Holztreppe führte. Die Feuerstelle – einst Kochplatz, Wärmespender und Lichtquelle, die sich über die gesamte Hausbreite gezogen hatte – war längst verkleinert worden. Die Lehmdielen waren einem dunklen Parkett gewichen, und da das Haus nicht unter Denkmalschutz stand, war vor dem ehemaligen Eingang ein Anbau mit einer weiteren Tür gesetzt worden.

»Wieso soll es verkauft werden?« fragte Mirja den Makler.

»Ich habe von dem Rechtsanwalt des Besitzers lediglich den Auftrag erhalten, dieses Haus zu verkaufen, über die Umstände weiß ich nichts.«

»Ein solches Haus verkauft man doch nicht so ohne weiteres, nicht mit einem solchen Grundstück und in dieser Gegend.«

»Es gibt immer Gründe, sich von einer Immobilie zu trennen«, sagte der Makler achselzuckend, »zumeist sind es Trennungen oder Erbstreitigkeiten, aber wie gesagt: In diesem Fall kenne ich die Umstände nicht.«

Noch am selben Abend waren sich Mirja und Stefan einig, dass es dieses Haus sein musste. Am nächsten Tag sprach Mirja mit ihrem Vater über die Möglichkeit der Auszahlung des Großteils ihres Erbes und er stimmte nach kurzem Überlegen zu. Anschließend sahen sich ein Sachverständiger und ein Dachdeckermeister das Haus an. Der Dachstuhl war tadellos und auch ansonsten wurden keine groben Mängel festgestellt. Verschiedene Kostenvoranschläge, unter anderem für neue Fenster und die neue Heizungsanlage, wurden eingeholt. Und heute, knapp drei Monate später, hatten sie endlich den Kaufvertrag unterschrieben.

Die Beifahrertür wurde geöffnet und Mirja stieg ein, zwei Piccolo-Flaschen in der Hand. »Auf geht's«, sagte sie, »fahren wir zu unserem Haus und stoßen wir darauf an.«

Während der Fahrt redeten sie nicht viel. Beide hingen ihren Gedanken nach, bis Stefan schließlich sagte: »Ich werde morgen kündigen. Die lassen mich vor Ablauf der drei Monate sowieso nicht gehen, aber ich muss den Kopf frei haben. Ich muss mich ja auch noch um das Personal kümmern. Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir der zweite Koch. Er muss präzise, sauber und schnell arbeiten und soll mich nicht ersetzen, sondern mir zuverlässig zuarbeiten. Ich kann niemanden gebrauchen, der meint, er sei ein Genie.«

»Richtig, ein Genie in der Küche reicht schließlich«, sagte Mirja schmunzelnd.

»Das ist doch albern, ich halte mich nicht für ein Genie.«

»Ich weiß, das sollte ein Witz sein.«

»Jetzt im ernst, Mirja: Ich brauche einen zweiten Mann, der seinen Job solide ausführt und auf den ich mich verlassen kann.«

»Du wirst schon den Richtigen finden.«

»Das sagst du so einfach, gute Leute wachsen nicht auf Bäumen.«

Erneut schwiegen sie einen Moment lang, dann fragte Stefan: »Was machen wir, wenn die ganzen Umbauten und Anschaffungen teurer werden als wir es kalkuliert haben? Wir haben ziemlich eng gerechnet, und man kennt das ja, am Ende wird es immer teurer. Was, wenn wir mit dem Geld nicht hinkommen?«

»Wir packen das schon, wir haben ja noch ein paar Reserven.«

»Du hast Reserven, nicht ich.«

Sie warf ihm einen strengen Blick zu. »Zur Abwechslung mal wieder die alte Leier?«

»Ist doch so.«

Sie sagte leicht gereizt: »Wir sind Besitzer eines unbelasteten Hauses, jede Bank wird uns einen Kredit geben, sollten wir ihn benötigen. Nun freu dich doch einfach mal über das Haus und hör auf, dir ständig Sorgen um ungelegte Eier zu machen.«

Eine Viertelstunde später steuerte Stefan den Wagen in die Sackgasse, stoppte am Straßenrand vor einem maroden Jägerzaun und stellte den Motor aus. Er sah an Mirja vorbei zu dem Haus und sagte: »Sieh mal hin. Bei diesem Wetter und bei dem trüben Licht hat das Haus noch viel mehr Atmosphäre. Es wirkt, als sei es von ... damals.«

»Es ist von damals, es ist ein altes Haus.«

»Das meine ich damit nicht. Das Haus wirkt irgendwie, als habe die Zeit es konserviert und als befände es sich noch immer im Jahr 1800, während um das Haus herum bereits das Jahr 2012 zu Ende geht. Die Vergangenheit liegt wie eine Glocke über dem Haus.«

»Wenn erst mal der ganze Schmutz runter und der Garten hergerichtet ist, wird es völlig anders aussehen.« Sie zog ihn an den Ohren zu sich heran, küsste ihn erst auf die Nasenspitze und anschließend auf den Mund. Dann stiegen sie aus und gingen den schmalen Kiesweg entlang. Stefan schloss die Haustür auf, und als er sie öffnete, knarrte sie ächzend. Sie öffneten die zweite Tür, dann standen sie in dem großen Hauptraum. Stefan öffnete zwei Fenster und stieß die Fensterläden auf, und das Licht, das nun hereinfiel, reichte aus, um den Raum matt zu erhellen.

Mirja zog die Piccolos aus der Manteltasche und schraubte sie auf. Sie sagte: »Champagner aus Gläsern wäre natürlich stilvoller gewesen, aber zur Not geht es auch ...«. Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Eine Piccolo-Flasche glitt aus ihrer Hand und zersprang auf dem Boden. Das Klirren wurde von Mirjas hellem Aufschrei übertönt.

Stefan fuhr herum und starrte sie an. Er sah den Schreck in ihrem Gesicht, und noch bevor er etwas sagen oder fragen konnte, flüsterte sie gepresst: »Steff! Da hinten ... da ist jemand.«

»Was?«, fragte er überrascht. »Wo denn?«

Mirjas Augen waren aufgerissen. Sie deutete mit dem Kopf zu der Feuerstelle.

Nun sah Stefan es auch. Tatsächlich, da war jemand. Oder etwas. Was auch immer es war, es kauerte auf dem Sims.

»Scheiße«, murmelte er und kniff die Augen zusammen, blickte anstrengt.

»Steff, was ist das?«, fragte sie. Ihr Herz hämmerte bis in den Hals hinein.

»Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung«, sagte er leise. Dann rief er: »Wer ist da?«

Keine Antwort.

»Es sieht aus wie ein großes Tier«, flüsterte Mirja.

Stefan schluckte. »He, zeigen Sie sich! Los, kommen Sie schon.«

Was auch immer auf dem Sims kauerte – nun richtete es sich auf und sprang geräuschlos herunter. Mirja biss sich auf den Daumen und unterdrückte einen Schrei. In dem matten Licht war eine schmale Silhouette zu erkennen, die auf zwei Beinen stand und langsam auf Mirja und Stefan zukam. Nach dem dritten Schritt wurde aus der Silhouette eine Gestalt. Ein Mensch. Er kam näher.

»Das gibt es doch nicht«, murmelte Stefan und die Spannung fiel von ihm ab. »Ein Kind!«

Tatsächlich. Es war ein Mädchen, und es blieb etwa zwei Schritte vor ihnen stehen. Das Mädchen war sechs oder sieben, vielleicht auch acht Jahre alt, das ließ sich schwer einschätzen. Es war schmal und trug ein weißes Kleid aus dünnem Leinen, die Füße waren nackt. Das Gesicht des Mädchens war geradezu unwirklich schön. Der weiche Mund, die geschwungene Nase und die runden blauen Augen – alles passte perfekt zueinander. Blonde Haare mit langen, wilden Locken fielen über die Schultern.

Stefan ärgerte sich, dass er sich von der Silhouette eines Mädchens hatte einschüchtern lassen. »Hallo, wer bist du denn?«, fragte er. »Na, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt, sag ich dir. Was machst du hier?«

Das Mädchen antwortete nicht, sondern sah ihn einfach bloß an.

Stefan sagte sich, dass er wohl zu barsch gewesen war. Er lächelte dem Mädchen zu und sagte: »Wir haben uns ganz schön erschrocken, denn wir hatten überhaupt nicht mit dir gerechnet. Wie heißt du?«

Doch das Mädchen antwortete noch immer nicht. Stattdessen drehte es den Kopf ein wenig und sah nun Mirja an.

Mirja sagte lächelnd: »Hallo, meine Kleine. Du hast aber schöne Haare, die sehen ja fast aus wie Gold, darum beneiden dich bestimmt alle. Hast du dich etwa auch so erschreckt wie wir? Keine Bange, wir sind nicht böse auf dich. Verrätst du mir, wie du heißt?«

Das Mädchen zeigte keine Reaktion, sondern sah auch Mirja einfach bloß an. Erst jetzt fiel Mirja auf, dass die Kleine die Hände hinter dem Rücken hielt.

»Willst du mir deinen Namen nicht verraten? Also gut, dann fange ich an und verrate dir, wie wir heißen. Ich bin Mirja. Und das ist Stefan. Uns gehört dieses Haus. So, und nun bist du dran. Ich wette, du hast einen wundervollen Namen, der genauso hübsch ist wie du.«

Das Mädchen schwieg.

»Und«, fragte Mirja. »Wie heißt du denn nun?«

Keine Antwort.

Stefan sagte: »Lass sie, Schatz, wenn sie nicht will.« Dann zu dem Mädchen: »Du brauchst uns deinen Namen nicht zu verraten. Aber du musst uns schon verraten, wo du wohnst, damit wir dich nach Hause bringen können. Wir können deine Eltern auch anrufen, damit sie herkommen und dich abholen. Was ist dir lieber?«

Wieder entgegnete das Mädchen nichts. Stattdessen zog es eine Hand hinter dem Rücken hervor. Die Hand war leer. Dann zog es langsam die andere Hand hervor. In der Hand hielt es eine Sanduhr. Das Mädchen sah Mirja an und stellte die Sanduhr auf den Boden.

Die Sanduhr war in einem guten Zustand, schlicht und zeitlos schön. Die Deck- und Fußplatte waren rund, und die drei gedrechselten Längsstäbe bestanden aus lackiertem Kirschbaumholz. Die beiden bauchigen, an den Spitzen miteinander verbundenen Glasgefäße waren dünn und fein geschliffen, und um den zwei runden Glaskolben Halt zu geben, waren sie in Holzstücke gesetzt worden. Weißlich-grauer Sand füllte das untere Gefäß mehr als zur Hälfte.

Mirja sagte: »Die ist aber schön. Hast du sie hier gefunden, im Haus?«

Das Mädchen schwieg, ging in die Hocke und betrachtete die Sanduhr.

Mirja und Stefan warfen sich einen Blick zu, dann sagte Mirja: »Weißt du was, meine Kleine: Falls du die Sanduhr hier aus dem Haus hast, darfst du sie behalten, wenn du möchtest. Wir schenken sie dir.«

Das Mädchen hob den Kopf an, betrachtete Mirja und sagte nichts.

»Hast du verstanden?«, sagte Mirja. »Du kannst du sie mit nach Hause nehmen, sie gehört jetzt dir.«

Anstatt zu antworten, erhob sich das Mädchen. Es ließ die Sanduhr stehen und ging an Mirja und Stefan vorbei in Richtung Eingangstür.

»Wo willst du hin?«, fragte Mirja.

Das Mädchen antwortete nicht und blieb auch nicht stehen. Sie verschwand durch die Zwischentür.

»Sie geht raus«, staunte Stefan. »Sie kann doch nicht einfach raus, sie wird sich bei den Temperaturen den Tod holen, sie hat ja kaum was an.«

»Hol sie zurück«, sagte Mirja hastig. »Wir bringen sie nach Hause.«

Stefan nickte und eilte aus dem Haus. Das Mädchen war fort. Er schaute den Weg hinunter, doch das Mädchen war nicht zu sehen. Stefan fluchte in sich hinein, dann lief er hinter das Haus. Aber auch hier war das Mädchen nicht. »Hallo«, rief er. »Kleines, wo steckst du?«

Keine Antwort. Stefan lief weiter um das Haus herum, bis er wieder vor der Haustür stand. Nichts, das Mädchen war fort. Erneut rief er nach ihr, doch niemand antwortete. Stefan sah zur Straße. Er zögerte einen Moment, dann lief er den Weg entlang und durch das offen stehende Gartentor. Er stand in der kleinen Sackgasse, doch von dem Mädchen war nichts zu sehen. Stefan warf einen Blick in die anliegenden Vorgärten und als er das Mädchen auch dort nicht entdeckte, lief er zur Straße. Das Mädchen war nicht zu sehen. Stefan runzelte die Stirn, dann ging er zu dem Haus zurück. Mirja stand in der Tür und ihr fragender Blick machte jedes Wort überflüssig.

»Sie ist fort«, sagte Stefan. »Keine Ahnung, wo sie abgeblieben ist.«

»Aber wir können sie bei der Kälte doch nicht draußen rumrennen lassen, barfuß wie sie ist.«

»Was soll ich denn machen?«, erwiderte Stefan. »Ich habe sie gesucht und immer wieder gerufen, mehr kann ich nicht tun. Wenn sie nicht kommt, kann ich auch nichts dafür.«

»Und was jetzt?«

»Nichts. Bestimmt wohnt sie in einem der Häuser hier. Garantiert ist sie wieder zu Hause und lacht über uns.«

Mirja vergrub die Hände in den Manteltaschen. »Wie ist sie hier rein gekommen? Die Haustür war abgeschlossen und alle Fenster waren geschlossen, die Fensterläden verriegelt. Wie ist die Kleine ins Haus gekommen?«

»Ich schätze, sie hat einen Haustürschlüssel und spielt hier mit ihren Freunden. Es würde mich nicht wundern, wenn mehrere Schlüssel in Umlauf sind.«

Mirja sah an Stefan vorbei, ihre Augen suchten den Weg ab.

»Keine Sorge, sie ist wieder zu Hause«, sagte er beruhigend.

Mirja nickte, doch sie war nicht überzeugt. »Was machen wir mit der Sanduhr? Wir wissen ja nicht mal, ob sie aus dem Haus stammt oder nicht, vielleicht gehört sie der Kleinen oder ihren Eltern.«

»Wir werden sie aufbewahren und abwarten, ob das Mädchen sie zurück haben will.«

»Ja, das ist eine gute Idee.«

»Okay, haken wir den kleinen Schreck ab. Ich würde sagen, wir starten dann mal und kümmern uns darum, dass aus diesem Schuppen rechtzeitig zum geplanten Eröffnungstermin das schon bald in der ganzen Gegend total angesagte Timmers wird.«

Mirja lächelte schmallippig.

»Als Erstes werde ich ein neues Schloss kaufen und einbauen, auch wenn es sich bei der alten Tür eigentlich nicht mehr lohnt, es kommt ja eine neue rein. Aber nicht, dass hier noch andere Leute rein und raus marschieren wie sie wollen. Das Mädchen hat mir als Überraschungsgast gereicht.«

»Mir auch.«

»Also, lass uns aufbrechen«, sagte Stefan. »Ich mache drinnen rasch noch alles zu.« Er ging um Mirja vorbei ins Haus und war im Begriff, die Fensterläden zu verriegeln, als er sich fragte, ob nicht noch weitere Kinder hier gespielt hatten und sich versteckt hielten. Er sah sich um, doch er entdeckte niemanden. »Hallo?«, rief er. »Ist noch jemand hier? Falls ja, kommt raus, es gibt keinen Ärger, versprochen. Das Haus gehört jetzt wieder jemandem und ist kein Spielplatz mehr. Also, sollte noch jemand hier sein, könnt ihr rauskommen, es ist alles in Ordnung, aber ich werde das Haus jetzt verriegeln und möchte niemanden einschließen.«

Keine Reaktion, keine Antwort. Stefan war alleine im Haus, zumindest schien es so. Er nahm die Sanduhr und stellte sie auf eine Fensterbank. Dann verschloss er die Fenster und verließ er den Raum, zog die Zwischentür zu und verschloss die Haustür.

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