Russell - Rollentausch - Hannah Rose - E-Book

Russell - Rollentausch E-Book

Hannah Rose

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Der unscheinbare, hagere Collegestudent Russell fühlt sich seit dem ersten Tag zu seiner Mitschülerin Anouschka hingezogen. Als die beiden für Shakespeares' ›Romeo und Julia‹ vorsprechen, hält das Schicksal eine Überraschung für sie bereit. Ihnen werden die Hauptrollen zugewiesen. An sich nichts Besonderes, wäre ihre Lehrerin nicht der Idee verfallen, Russel die Figur der Julia und Anouschka die des Romeo zuzuweisen. Auch sollen sie sich gegenseitig helfen, in ihre Rollen zu finden. Dass diese Aufgabe und die Aufführung ihr Leben für immer verändern wird, ahnen die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht …

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Seitenzahl: 84

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Russell

Rollentausch

Russell

Rollentausch

Transgender – Novelle

Hannah Rose

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar

1. Auflage

Covergestaltung:

© 2020 Susann Smith & Thomas Riedel

Coverfoto:

© 2020 depositphotos.com

Dieses Werk enthält sexuell explizite Texte und erotisch eindeutige Darstellungen mit entsprechender Wortwahl. Es ist nicht für Minderjährige geeignet und darf nicht in deren Hände gegeben werden. Alle Figuren sind volljährig, nicht miteinander verwandt und fiktiv. Alle Handlungen sind einvernehmlich. Die in diesem Text beschriebenen Personen und Szenen sind rein fiktiv und geben nicht die Realität wieder. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Orten sind rein zufällig. Das Titelbild wurde legal für den Zweck der Covergestaltung erworben und steht in keinem Zusammenhang mit den Inhalten des Werkes. Die Autorin ist eine ausdrückliche Befürworterin von ›Safer Sex‹, sowie von ausführlichen klärenden Gesprächen im Vorfeld von sexuellen Handlungen, gerade im Zusammenhang mit BDSM. Da die hier beschriebenen Szenen jedoch reine Fiktion darstellen, entfallen solche Beschreibungen (wie z.B. das Verwenden von Verhütungsmitteln) unter Umständen. Das stellt keine Empfehlung für das echte Leben dar. Tipps und Ratschläge für den Aufbau von erfüllenden BDSM-Szenen gibt es anderswo. Das vorliegende Buch ist nur als erotische Fantasie gedacht. Viel Vergnügen!

Impressum

© 2020 Hannah Rose

Verlag: Kinkylicious Books, Bissenkamp 1, 45731 Waltrop

Druck: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

»Ich fand Kraft darin, die Wahrheit zu akzeptieren, wer ich bin.

Es ist vielleicht nicht die Wahrheit, die andere akzeptieren können, aber ich kann nicht anders leben. Wie wäre es, in jeder Minute deines Lebens eine Lüge zu leben?«

Elison Goodman,

›Eon #1: Dragoneye Reborn‹

Kapitel 1

F

ür Russell hatte alles damit begonnen, dass er sich bis über beide Ohren in Anouschka verliebt hatte. Er war bereits seit dem Zeitpunkt in sie verknallt, seit er sie das erste Mal auf der High-School gesehen hatte. Aber er hatte nie den Mut aufgebracht, sich ihr zu offenbaren. Er fand sie umwerfend – mit ihren langen, dunklen Haaren, den groß rehbraunen Augen und ihr süßen Stupsnase. Und in all den darauffolgenden Jahren war sie für ihn nur noch schöner und attraktiver geworden.

Doch während sie immer hübscher wurde, wurde er selbst immer dünner und seine Gesichtszüge mädchenhafter, ganz gleich, was er tat, um sein Aussehen zu verbessern. Auch in anderer Hinsicht waren sie sehr unterschiedlich: Anouschka hing mit den beliebtesten Mädchen der Schule ab – den sportiven, gutaussehenden, zickigen Gören – indessen er seine Haare soweit wachsen ließ, dass sie jedem Heavy-Metall-Rocker zur Ehre gereicht hätten, nur um sich unter der üppigen Mähne verstecken zu können, und seine Angst, in den Augen der anderen ein Nichts zu sein, mit kitschiger Poesie zu übertünchen versuchte. Und all das wegen eines Mädchens, von dem er vermutete, das es nicht einmal wusste, dass er überhaupt existierte.

Nie hatte er es gewagt sie einmal anzusprechen und sich immer nur aus schützender Entfernung nach ihr gesehnt, während andere Jungs in seinem Alter frech genug waren, die Mädchen anzugraben. Und je mehr er sich in sich selbst vergrub, umso erbärmlicher empfand er sich. Dabei hatte er schon des Öfteren ihre Blicke aufgefangen, wenn er im Schulflur an ihr vorbeigelaufen war, und sich seinen Tagträumen hingegeben, vielleicht eines Tages mit ihr zusammen zu sein.

Ein oder zwei Mal hatte er sich Mut gemacht und wollte sie ansprechen, doch dann war er zurückgeschreckt und hatte sich eingeredet, dass sie sich sowieso nicht für einen femininen Spargeltarzan wie ihn interessieren würde – wo er sicher war, dass alle Mädchen von ihm, wegen seiner langen Haare und seines seltsamen Kleidungsstils, dachten, er müsse auf jeden Fall homosexuell sein. Schließlich waren die Jungs in Anouschkas Umfeld alle irgendwie gleich: groß, herausgeputzt, mit kurzen Haaren und fein ziselierten männlichen Gesichtszügen.

Auch hatte er immer vermutet, dass sie bereits ziemlich viele Erfahrungen gesammelt hatte, während er selbst immer noch Jungfrau war – ein Zustand, von dem er vermutete, dass er sich auch niemals ändern würde.

Aber all das hatte ihn nie daran gehindert, von ihr zu träumen und sich nach ihr zu verzehren.

Wie hätte er auch ahnen können, dass eine verrückte Wendung des Schicksals alles ändern würde, wenngleich keineswegs so, wie er es sich in seinen Träumen ausgemalt hatte …

Kapitel 2

R

ussell hatte sich an diesem Mittag in der Cafeteria an der Schlange angestellt, als er hinter sich eine Stimme vernahm, die ihm einen Schauer durch den Körper jagte, als er sie hörte – es war Anouschkas.

»Hey, Crystal!«, sagte sie. »Sprichst du heute Nachmittag auch für das Theaterstück vor?«

Kaum hatte sie ihrer Freundin die Frage gestellt, durchzuckte ihn ein weiterer Stromstoß – weil auch er für das Stück vorsprechen wollte –, und er sich nicht hatte vorstellen können, dass Anouschka schauspielerische Ambitionen hegte. Es war nicht wirklich seine Art, Gespräche anderer zu belauschen, aber jetzt, wo er langsam der Schlange hinterherschlurfte, war seine ganze Aufmerksamkeit auf die Unterhaltung hinter seinem Rücken gerichtet.

»Ich weiß nicht. Ehrlicherweise habe ich darüber auch noch nicht nachgedacht. Aber hast du die Schauspiellehrerin gesehen?«, antwortete Crystal. »Die ist doch irgendwie gruselig.«

»Oh, komm‘ schon«, flehte Anouschka. »Ich will nicht alleine gehen.«

»Ist ja schon okay«, seufzte ihre Freundin. »Dann komm‘ ich halt mit.«

In diesem Moment hatte Russell die Spitze der Schlange erreicht und musste wieder in die Realität zurückkehren, um sein Mittagessen einzunehmen und sein Tablett wieder wie gewöhnlich zu seinem angestammten Platz in der abgelegenen Ecke der geschäftigen Kantine zu tragen.

Das einzig andere an diesem Tag war, dass er sich nicht ganz so schlecht fühlte wie üblich. Liegt vielleicht daran, dass Anouschka auch vorsprechen will, dachte er still für sich, während er sich einem seiner dummen Tagträume hingab. Nur stießen sie diesmal darin nicht per Zufall in einem Plattenladen aufeinander und entdeckten, dass sie Fans der gleichen Band waren, oder in einem Hotel, wo sie mit ihrer Familie rein zufällig ebenfalls Urlaub machte. Nein – dieses Mal war seine Fantasie ganz mit der Realität verknüpft. Anouschka will schauspielern! Sie kommt zum Vorsprechen!

Alle die ihn kannten, wunderten sich, dass er sich für Theater und Schauspielerei interessierte – da er sich zumeist äußerst schüchtern und zurückhaltend verhielt. Doch auf der Bühne eine Rolle zu spielen, fühlte sich für ihn ganz anders an. Er mochte vielleicht kein Vertrauen in sein richtiges Leben haben, aber er empfand es immer als überraschend einfach, eine Bühnenrolle zu spielen – wirklich eine ›Rolle‹ zu spielen – und bereits zu Grundschulzeiten war ihm immer wieder gesagt worden, dass er dafür wohl ein natürliches Talent habe.

Als er die Plakate für das Romeo-und-Julia-Vorsprechen gesehen hatte, hatte er sich spontan entschieden, hinzugehen und mitzumachen. Doch jetzt spürte er eine nervöse Erregung – nicht des Vorsprechens wegen, sondern beim Gedanken daran, Anouschka vielleicht endlich ein bisschen besser kennenlernen zu können. Und er war schon sehr gespannt, ob er nun mehr über sie erfahren würde, als dass ihre Eltern noch vor ihrer Geburt aus Russland eingewandert waren.

Als Russell an diesem Nachmittag seine letzte Unterrichtsstunde beendet hatte, ging er direkt zum Raum der Theatergruppe, stieß die Doppeltüren auf und trat ein. Er sah sofort, dass sich bereits eine kleine Gruppe an Schülern versammelt hatte, überflog die Gesichter und fühlte eine plötzliche Enttäuschung, als er Anouschka nicht unter ihnen ausmachen konnte.

»Ah, wie schön, noch ein Bewerber«, zeigte sich die Schauspiellehrerin erfreut und schaut von ihrem kleinen Auditorium zu ihm hinüber. »Verrätst du uns deinen Namen?«

»Russell«, murmelte er und spürte, wie er direkt errötete, was immer geschah, wenn er vor einer Menschenmenge sprechen musste – denn das war anders, als oben auf der Bühne zu stehen. Jetzt musste er, er selbst sein – und er hasste nichts mehr als Aufmerksamkeit jeglicher Art, die sich auf sein wahres Ich bezog.

»Nun, Russell«, fuhr die Lehrerin mit einem seltsamen Lächeln fort, »warum setzt du dich nicht dort hin? … Aber ich würde mir wünschen, dass du ein bisschen mehr aus dir herauskommst, wenn es gleich ans Vorsprechen geht.«

Russell hatte Miss Stafford schon einmal gesehen und wusste, dass ihr den Ruf vorausging, etwas verrückt zu sein. Doch heute war es das erste Mal, dass er ein Wort mit ihr wechselte. Sie hatte etwas Komisches an sich, dass er nicht gut einsortieren konnte. Sie war hübsch für eine Frau ihres Alters, aber nicht gerade eine, auf die jüngere Männer noch anspringen würden. Sie hatte mehr von einem französischen Filmstar der 1930er oder 40er – groß und dunkelhaarig, mit leiser, ein wenig heiser klingender Stimme und war immer in mehrschichtige schwarzen Sachen gekleidet.

Er kam ihrer Aufforderung nach und fühlte, wie ihm ums Herz schwer wurde, als sie verkündete: »So, wie ich das sehe, sind nun alle da, und ich finde, wir sollten mit dem Vorsprechen beginnen.«

Weit und breit kein Anzeichen von Anouschka. … Vermutlich hat Crystal sie vom Kommen abgehalten, dachte er und empfand einen Anflug von Frustration, als seine große Chance, ein wenig mit ihr abzuhängen und sie kennenzulernen, in einem Schwarzen Loch zu verschwinden drohte – und als Miss Stafford weiter zu ihnen sprach, einen Stapel ausgedruckter Monologe zur Lektüre verteilte, hörte er kaum noch zu, was sie sagte, und versank immer mehr in seinem Unglücklichsein.

»Warum machst du nicht den Anfang, Russell?«, fragte Miss Stafford und riss ihn aus seinen Gedanken, als sich alle Augen auf ihn richteten. »Komm‘ schon, steh‘ auf … Stell dich dort drüben hin und trage uns deinen Monolog vor.«

Mit einem Seufzer stemmte er sich von seinem Sitz hoch und schritt im Raum nach vorne, während Miss Stafford zu ihren anderen Schülern trat, die ihn alle anstarrten, derweil er sich vorbereitete.

Doch ehe er überhaupt anfangen konnte, etwas von seinem Blatt abzulesen und es vorzutragen, schwangen die Doppeltüren wieder auf – und Anouschka und Crystal kamen herein. Sofort fühlte er ein Flattern in seiner Magengrube und wie ihm kalter Schweiß ausbrach, als er zu ihr hinübersah.

»Es tut uns leid, dass wir zu spät kommen, Miss Stafford«, entschuldigte sich Anouschka auch im Namen ihrer Freundin. »Wir haben irgendwie den zeitlichen Überblick verloren.«