Ruth: Sex, Rassismus und die Souveränität Gottes - John Piper - E-Book

Ruth: Sex, Rassismus und die Souveränität Gottes E-Book

John Piper

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Beschreibung

Ruth und Boas waren sogenannte Risk-Taker – die junge Witwe eines Bauern mit Migrationshintergrund und ein jüdischer Landbesitzer mittleren Alters laufen beide mit absoluter Integrität am Abgrund des sozialen Ausschlusses entlang. Was für ein unerwartetes Ende dies dann doch nimmt – und alle folgenden Generationen beeinflusst. Diese Geschichte von sexueller Intrige und der Allianz zwischen zwei Volksgruppen entwickelt sich auf mysteriöse Weise unter der unsichtbaren Hand Gottes. Und aufgrund ihrer riskanten Handlungen aus lauter Hingabe an Gott, ist der Lohn von Gottes Providenz unvorstellbar – sie bringen eine Ahnenlinie hervor, die bis zum König der Könige reicht.

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„Mit seiner ungewöhnlichen Klarheit, Offenheit und Einsicht führt uns John Piper gekonnt durch das kurze und doch sehr kraftvolle Buch Ruth. Piper holt dort mehr heraus als nur „eine kleine Romanze“, nämlich die Lehre über die Souveränität, Voraussicht, Gnade und Herrlichkeit. Während wir dem Bericht über Naemi, Ruth und Boaz folgen, werden unsere Leben bereichert und verändert. Ich empfehle dieses Buch jedem, der Gott besser durch sein Wort kennenlernen möchte.“

Tremper Longman, Robert H. Gundry Professor für Biblische Studien, Westmont College.

„Wir leben in einer relativistischen Kultur, in der sich die Menschen mehr darum kümmern, gemocht zu werden, als wahrhaftig zu sein. In Ruth leistet John Piper hervorragende Arbeit darin, Schlüsselwahrheiten biblisch zu verteidigen, welche die Kirche oft ignoriert. Er gibt uns ein Beispiel dessen, was es heißt, einen mutigen und fundierten Standpunkt zu Themen wie Rassismus, Reinheit und Gottes Souveränität einzunehmen.“

Francis Chan, Pastor der Cornerstone Church und Autor des Buches Eine vollkommen verrückte Liebe.

JOHN PIPERRUTH

Sex, Rassismus und die Souveränität Gottes

Impressum

Ruth – Sex, Rassismus und die Souveränität Gottes

Solid Rock Verlag GbR, c/o Postflex #2889, Emsdettener Str. 10, 48268 Greven

Veröffentlicht unter dem englischen Originaltitel:

A Sweet and Bitter Providence Copyright © 2010 by Desiring God Foundation. Published by Crossway, a publishing ministry of Good News Publishers, Wheaton, Illinois 60187, USA

This edition published by arrangement with Crossway. All rights reserved.

Diese Ausgabe wird aufgrund eines Vertrages mit Crossway veröffentlicht.

Zitierte Bibelstellen:

Bibelstellen ohne Anmerkung (Text des Buches Ruth sowie einige weitere Bibelstellen):

Bibeltext der Schlachter.

Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Bibelstellen mit einem * versehen:

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen.

Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft.

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Bibelstellen mit einem ** versehen:

Lutherbibel, revidiert 2017.

Copyright © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Ruth – Sex, Rassismus und die Souveränität Gottes

Paperback ISBN: 978-3-9822885-6-7

ePub Tolino ISBN: 978-3-949836-30-5

Übersetzung: Solid Rock Verlag GbR

Lektorat: Christina Schremmer

Covergestaltung und Satz: Harald Klein, www.haraldklein.design

Für

Noël und Talitha,

zwei edle Frauen

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Eigentlich muss man bei John Piper kein Vorwort schreiben, um die Person oder den Inhalt zu erklären, denn inzwischen ist John Piper auch im deutschsprachigen Raum ein sehr bekannter Autor. Für dieses Buch ist es dennoch hilfreich, denn wir haben uns im Rahmen der Übersetzung dazu entschlossen, das englische Wort providence nicht im herkömmlichen Sinn mit Vorsehung wiederzugeben, sondern den alten Begriff Providenz zu verwenden. Die Gründe hierfür sind:

1) Der Begriff Vorsehung hat für den theologischen Laien eher etwas mit voraussehen zu tun und weniger mit einem umfassenden Blick auf das souveräne Handeln Gottes.

2) Der lateinische Ursprung, der die Grundlage für den von uns verwendeten Begriff Providenz und auch den englischen Begriff providence bildet, deckt ein sehr umfangreiches Feld ab: Dieses reicht von etwas vor sich, weiter entfernt, zu sehen, über voraussehen, bis hin zu Vorsorge treffen, Vorkehrungentreffen und Dinge im Voraus beschaffen.

3) Zuletzt ein für uns eher emotionaler Grund: Die Tatsache, dass Vorsehung im Dritten Reich sehr missbräuchlich/manipulativ von den Nationalsozialisten verwendet wurde.

Aus diesen Gründen sei auch auf Seite 101 des Buches verwiesen, wo Piper den Heidelberger Katechismus zitiert (und auch hier haben wir uns erlaubt, Providenz zu verwenden, da dieses Wort dort im Englischen genutzt wird), welcher eine sehr klare Definition der Providenz Gottes liefert, die wir gerne gleich an dieser Stelle zitieren. Providenz ist

Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,durch die er Himmel und Erde mit allen Geschöpfen wiedurch seine Hand noch erhält und so regiert, dass Laubund Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbareJahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit,Reichtum und Armut und alles andere uns nicht durchZufall, sondern aus seiner väterlichen Hand zukommt.

Daher bitten wir um Verständnis, wenn wir uns für ein Wiederaufleben dieses alten Begriffs Providenz entschieden haben.

Euer

Solid Rock Team

Einleitung

DAS BUCH RUTH IST EIN SEHR ALTES BUCH. Die Handlungen, die dort stattgefunden haben, sind über dreitausend Jahre alt. Könnte es trotzdem relevant und hilfreich sein, auch für uns? Ich denke schon. Die Souveränität Gottes, die sexuelle Natur des Menschen und das Evangelium ändern sich nie. Und weil Gott immer noch souverän ist, du ein Mann oder eine Frau bist und weil Christus lebendig und kraftvoll ist, deshalb hat das Buch auch dir etwas zu sagen.

Ich kenne deine Lebensumstände nicht ausreichend, um dir sagen zu können, dass du dieses Buch lesen solltest. Das musst du selbst entscheiden. Und ja, es gibt andere Dinge, die genauso wichtig sind – wie zum Beispiel deinem Nachbarn von Jesus zu erzählen. Aber lass mich dir einfach nur erklären, warum ich denke, dass es hilfreich für dich sein könnte, dich mit mir auf den Weg zu machen, um das zu hören, was Ruth zu sagen hat. Hier sind sieben Gründe dafür. Ich mach’s kurz, damit du entscheiden kannst, ob du dich darauf einlässt oder nicht.

Das Wort Gottes

Erstens: ist das Buch Ruth Teil der Heiligen Schrift, welche Jesus liebte. Er sagte, „[W]as die Schrift sagt, ist unumstößlich“ (Joh 10,35*). Und er sagte auch: „Denn ich sage euch: Solange Himmel und Erde nicht vergehen, wird auch kein einziger Buchstabe und nicht ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen; alles muss sich erfüllen“(Mt 5,18*). Und das Beste, was er darüber sagte, war: „… gerade die Schrift weist auf mich hin“ (Joh 5,39*).

Der Grund, warum diese Schriften – auch das Buch Ruth – nicht an Wert verlieren, ist, weil sie Gottes Worte sind. „Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben“ (2.Tim 3,16*). „Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet“ (2.Petr 1,21*). Deshalb ist die Botschaft von Ruth auch heute noch unerschütterlich wahr. Sie ist ein Fels, auf dem wir stehen, wenn sich die Meinungen um uns herum wie Treibsand anfühlen. Sie ist ein Anker, der uns hält, wenn die Gezeiten an uns zerren.

Aber das Beste ist, dass die Bibel uns Hoffnung gibt, weil sie auf Jesus Christus hinweist. „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Röm 15,4**). Die Botschaft des Buches Ruth ist erfüllt mit Hoffnung, die von Gott inspiriert wurde.

Eine Liebesgeschichte

Zweitens ist Ruth eine Liebesgeschichte. In einem Kommentar dazu steht, dass es „die schönste Kurzgeschichte sein könnte, die je geschrieben wurde“.1 Es gibt im Buch Ruth einige Momente, die das Herz schneller schlagen lassen. Nicht oft bekommen wir die Wahrheit in dieser Tiefe und in einem solchen Reichtum präsentiert wie in dieser leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Die Art und Weise, wie Ruth und Boas sich finden, ist der Stoff, aus dem epische Liebesgeschichten gemacht sind. Hier zeigt sich, wie Gottes souveräne Macht über Nationen auch durch die Jahrtausende zum Ziel kommt. Aber es ist auch die hautnahe Erfahrung einer Familie, die den unvorhergesehenen Plan Gottes durchlebt.

Männlichkeit und Weiblichkeit

Drittens ist das Buch Ruth das Portrait einer wunderschönen, noblen Männlichkeit und Weiblichkeit. Die Größe wahrer Männlichkeit und Weiblichkeit geht über Sex hinaus. Sie ist mehr als eine schnulzige Liebesgeschichte. In einer Zeit, in der Männlichkeit und Weiblichkeit durch Filme, Fernsehen, Werbung und Internet auf die niedrigste Art und Weise dargestellt werden, ist es umso wichtiger, dass wir auf Geschichten zurückgreifen können, die die großartige Bedeutung des Mannseins und Frauseins hervorheben.

Wenn in unserer modernen Zeit Sex zur Hauptsache wird, verliert es all die Herrlichkeit, Schönheit, Tiefe und Kraft, die die Sexualität eigentlich ausmachen. Sexualität wird zu einem tiefen und gewaltigen Fluss, wenn sie sich zwischen den hohen Ufern der Rechtschaffenheit bewegt. Ruth und Boas sind außergewöhnlich. Männer und Frauen von heute brauchen solche Helden.

Ethnozentrik

Viertens berührt die Geschichte von Ruth eines der größten Probleme unserer Zeit: die Vielfältigkeit der Völker und Ethnien und deren Harmonie. Der weltweite Rassismus in unserer heutigen Zeit und jede Art von Ethnozentrik sind genauso verbreitet, wie sie es schon immer waren. Unser unmittelbarer weltweiter Zugang zum Internet lässt unseren Planeten kleiner werden und hat bereits tausende eigenartige Menschen mit merkwürdigen Lebensmodellen in unser Leben gebracht – und unsere Eigenartigkeit in deren Leben. Diversität ist selbstverständlich in unserer Welt. Die Frage dabei ist, wie wir darüber denken, fühlen und schlussendlich damit umgehen.

Lass uns einige Tatsachen anschauen, die vom Statistischen Bundesamt der USA herausgegeben wurden und auf die wir uns hier in Amerika zubewegen:

Minderheiten bilden heute [August 2008] ungefähr ein Drittel der U.S. Bevölkerung und es wird erwartet, dass sie im Jahr 2042 die Mehrheit stellen, wobei die Minderheiten im Jahr 2050 voraussichtlich insgesamt 54 Prozent ausmachen. Im Jahr 2023 werden mehr als die Hälfte aller Kinder aus den Minderheiten stammen … Der nicht-lateinamerikanische und zu einer Ethnie gehörende, weiße Anteil der Bevölkerung wird den Berechnungen zufolge bis 2050 nur leicht ansteigen (203,3 Millionen), verglichen mit 2008 (199,8 Millionen). Tatsache ist jedoch, dass diese Gruppe der Bevölkerung in den 2030ern und 2040ern Bevölkerungsanteil verlieren wird und im Jahre 2050 nur mehr 46 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen wird, wobei der Ausgangswert im Jahr 2008 noch bei 66 Prozent liegt.2

Ruth ist eine „unreine“ heidnische Moabiterin. Aber sie wird zum Glauben und in die Abstammungslinie von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, gezogen. Ihre Ehe ist eine Ehe zweier verschiedener Völker. So gibt es in diesem Buch einige Lektionen zu lernen, die wir heute mehr denn je brauchen.

Die Souveränität Gottes

Fünftens ist die bedeutendste Absicht des Buches Ruth jedoch, das Unglück und das Leid des Lebens aus dem Blickwinkel von Gottes Providenz zu sehen und uns erkennen zu lassen, dass Gottes Absichten gut sind. Es ist nicht falsch, wenn Naemi, Ruths Schwiegermutter, feststellt: „[D]er Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht! Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht … der HERR [hat] mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt?“ (Ruth 1,20-21).

Das ist alles wahr. Aber hier ist die Frage, auf die das Buch eine Antwort gibt: Hat Gottes bittere Providenz das letzte Wort? Sind die bitteren Zutaten (wie Vanilleextrakt), die man in den Mixer gibt, dazu da, um den Kuchen schlecht schmecken zu lassen? Wo immer ich mich umschaue, ob nah oder fern, ist das, was den Menschen im tatsächlichen Leben wirklich zu schaffen macht, eigentlich diese Frage: Kann ich diesem Gott, der so schmerzvoll mit mir umgeht, vertrauen und ihn lieben? Dieser Frage geht das Buch Ruth auf den Grund und will eine Antwort darauf geben.

Liebe, die riskiert

Sechstens: Das Geschenk der Hoffnung in Gottes Providenz findet Ausdruck, indem es sich auf radikale Art und Weise voller Liebe in das Leben verletzter, leidender Menschen ergießt. Das Buch Ruth steht nicht nur in der Bibel, um uns zu helfen, richtig über Gott zu denken und um seinen guten Absichten zu vertrauen. Diese hoffnungsvolle Zuversicht soll eine radikale Liebe in uns freisetzen, die auch vor Risiken nicht zurückschreckt. Sie möchte aus dir etwas Neues machen – eine Person, die fähig ist „Gerechtigkeit zu üben, Freundlichkeit zu lieben und ein demütiges Leben vor deinem Gott zu führen“ (Mi 6,8).

Die Herrlichkeit Christi

Siebtens will uns das Buch Ruth zeigen, dass die ganze Menschheitsgeschichte, selbst ihre dunkelsten Stunden, dazu dienen, um die Herrlichkeit der Gnade Gottes groß werden zu lassen. Wie wir noch sehen werden, dient das Buch schon tausend Jahre vor Christus als wunderbares Beispiel der rettenden Gnade Gottes durch das Kreuz. Bei Ruth geht es darum, wie Gott in den dunkelsten Zeiten wirkt, um die Welt auf die Herrlichkeit Jesu Christi vorzubereiten.

Ich lade dich nun ein, mit mir durch diese großartige Geschichte zu gehen.

1 F. B. Huey, Ruth, The Expositor’s Bible Commentary, Vol. 3, ed. Frank E. Gaebelein, Grand Rapids, MI: Zondervan, 1992, 509.

2 Anmerkung des Übersetzers: Das Link des Originals ist nicht mehr aktiv. Wir haben uns dennoch entschieden, es aufzunehmen, da es im Original als Quellenbeleg verwendet wurde: http//www.census.gov/Press-Release/www/releases/archives/population/012496.html.

Kapitel 1

Eine liebevolle und doch schmerzhafte Providenz

Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden;der HERR tue mir dies und das und noch mehr,wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll!Ruth 1,16-17

a

1 Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten, da entstand eine Hungersnot im Land. Damals zog ein Mann aus Bethlehem in Juda fort, um sich im Gebiet von Moab niederzulassen samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2 Und der Name dieses Mannes war Elimelech, und der Name seiner Frau Naemi, seine beiden Söhne aber hießen Machlon und Kiljon; sie waren Ephratiter aus Bethlehem in Juda. Und sie kamen in das Gebiet von Moab und lebten dort. 3 Elimelech aber, Naemis Mann, starb, und sie blieb allein übrig mit ihren beiden Söhnen. 4 Und diese nahmen sich moabitische Frauen; der Name der einen war Orpa, und der Name der anderen Ruth. Und sie wohnten etwa zehn Jahre dort. 5 Danach starben auch sie beide, Machlon und Kiljon, sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein übrig blieb.

6 Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus dem Gebiet von Moab; denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der HERR sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe. 7 So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie machten sich auf den Weg, um wieder in das Land Juda zurückzukehren. 8 Naemi aber sprach zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr es an den Verstorbenen und an mir getan habt! 9 Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie [zum Abschied]. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten, 10 und sie sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen! 11 Aber Naemi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich denn noch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? 12 Kehrt um, meine Töchter, und geht heim! Denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spräche: Es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre!—13 wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht doch, meine Töchter! Denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des HERRN gegen mich ausgestreckt ist! 14 Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr; und Orpa küsste ihre Schwiegermutter [zum Abschied]; Ruth aber hing ihr an.

15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern; kehre du auch um, deiner Schwägerin nach! 16 Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! 17 Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll! 18 Als sie nun sah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab, ihr zuzureden.

19 So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, da geriet die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen, und man fragte: Ist das die Naemi? 20 Sie aber sprach: Nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara; denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht! 21 Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naemi, da doch der HERR mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat?

22 So kehrte Naemi zurück, und mit ihr Ruth, die Moabiterin, ihre Schwiegertochter, die sich vom Land Moab abwandte; und sie kamen am Anfang der Gerstenernte nach Bethlehem.

Die Prostituierte und die Moabiterin

In den ersten Versen des Buches Ruth erfahren wir, dass die Geschichte zur Zeit der Richter stattgefunden hat. Aus diesem Grund kommt Ruth gleich nach dem Buch der sogenannten Richter in unseren Bibeln vor. Nachdem die Israeliten das gelobte Land unter der Führung Josuas betreten hatten und noch bevor es irgendwelche Könige in Israel gab, gab es einen 400 Jahre langen Zeitraum, der sich die Zeit der Richter nannte (circa 1400 v. Chr. bis 1000 v. Chr.).

Obwohl im Stammbaum von Ruth 4,18-22 wahrscheinlich einige Generationen ausgelassen wurden, wird Boas, der Ruth heiratet, zu den Nachfahren von Rahab gezählt, einer Prostituierten, die gelebt hatte, als Israel zum ersten Mal in das gelobte Land kam (Jos 2,1+3; 6,17+23). Davon wird uns in Matthäus 1,5 im Stammbaum von Jesus berichtet. Das dient uns als Zeichen, dass bald bemerkenswerte Dinge geschehen werden. Warum sollten eine Prostituierte und eine Moabiterin unmittelbar nacheinander im Stammbaum von Jesus erscheinen? Warum sollten sie überhaupt erwähnt werden? Wir befinden uns an der Oberfläche von etwas Erstaunlichem.

Gott am Werk in den schlimmsten Zeiten

Du kannst anhand der letzten Verse im Buch der Richter erkennen, welch eine Zeit das war. In Richter 21,25 heißt es: „In diesen Tagen gab es noch keinen König in Israel. Jeder tat, was er in seinen Augen für richtig hielt.“ Es war eine sehr finstere Zeit in Israel. Folgendes schlimme Muster hat sich immer und immer wiederholt: Die Menschen sündigten, Gott schickte Feinde, die gegen sie kämpften, die Menschen schrien um Hilfe, und Gott stellte einen Richter bereit, um sie in seiner Gnade zu befreien (Ri 2,16-19).

Allem äußeren Anschein nach hatten die Absichten Gottes, Gerechtigkeit und Ehre in Israel zu etablieren, versagt. Aber das Buch Ruth lässt uns einen flüchtigen Blick auf das verborgene Werk werfen, das Gott in den schlimmsten Zeiten verrichtet.

Beachte den letzten Vers von Ruth (4,22). Das Kind, das Ruth und Boas während dieser dunklen Epoche der Richter geschenkt wird, heißt Obed. Obed wird der Vater Isais werden und Isai wird der Vater Davids, der Israel zum Höhepunkt seines Ruhmes führt. Gott ist am Werk auch in den schlimmsten Zeiten – das ist eine der Hauptaussagen dieses kleinen Buches.

Die Vorfahren Christi in Position bringen

Sogar durch die Sünde seines Volkes plant Gott im Geheimen etwas Herrliches. Er hat es auf nationaler Ebene getan und, wie wir sehen werden, auch auf der persönlichen, familiären Ebene. Gott ist am Werk in den schlimmsten Zeiten. Er wirkt tausende von Dingen, die keiner außer ihm sieht. Auch im Fall dieser Geschichte bereitet Gott den Weg für Christus auf eine Art und Weise, die keiner sonst sehen kann.3 Den Grund hierzu finden wir am Ende des Buches, in dem Ruth und Boas mit David dem König zusammengefügt werden. Die letzten Worte des Buches sind: „Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai, Isai zeugte David“ (4,21-22).

Jesus selbst identifizierte sich als „der Sohn Davids“ (Mt 22,41-46). Er hat eine Brücke geschlagen, welche von sich selbst über alle Generationen hinweg bis zu Isai, Obed und Ruth reicht. Zu wissen, wie dieses Buch endet, hilft uns zu verstehen, dass nichts, was wir erleben, bedeutungslos ist. Gewaltige Dinge stehen auf dem Spiel. Gott ist dabei, die Ahnenreihe Jesu, des Messias in Position zu bringen, dessen Königreich für immer Bestand haben wird (Jes 9,6).

Hinter einer finsteren Providenz

Als Mittel zu diesem Zweck – und alles dient letztendlich dazu, Christus zu verherrlichen – offenbart das Buch Ruth die versteckte Hand Gottes in den leidvollen Erlebnissen seines Volkes. Der Zweck dieses Buches ist nicht nur, dass Gott den Weg für den König der Herrlichkeit vorbereitet, sondern dass er es auf eine Art und Weise tut, die uns zeigen möchte, dass die schlimmsten Zeiten nicht vergeblich sind. Sie sind nicht vergeblich – weder in globaler, noch in historischer, noch in persönlicher Hinsicht.

Gerade dann, wenn du den Eindruck hast, dass Gott am weitesten weg ist von dir oder sich sogar gegen dich gewendet hat, sollst du wissen, dass er, während du dich an ihn hängst, in Wirklichkeit dabei ist, Fundamente in deinem Leben zu legen, die dir weit größere Freude schenken sollen.

Urteile nicht, wenn schwer der Weg,den Gott dich hier lässt gehen.Vertraue ihm, dann wirst du nochsein Lächeln darin sehen!4

Diese Zeilen von William Cowper drücken aus, wie Gott die ewige Errettung seines Volkes zustande bringt. Das ist der Weg, wie er die Geschichte und auch unser Leben lenkt. Die Geschichten im Buch Ruth zeigen in anschaulicher Weise, wie Gott sein lächelndes Gesicht hinter einer finsteren Providenz verbirgt.

Naemis Elend

Verse 1-5 beschreiben Naemis Not – die finstere Providenz Gottes, wie wir noch sehen werden. Naemi ist eine der drei Hauptfiguren in diesem Drama. Sie wird die Schwiegermutter von Ruth werden. Sie ist aus dem Lande Israel, wie ihr Ehemann und ihre beiden Söhne Machlon und Kiljon auch. Sie sind aus Bethlehem und wir wissen, dass Jesus dort eines Tages geboren werden wird – was uns erneut bewusst macht, wie hochaktuell dieses Buch ist in Bezug auf seine Verbindung zu dem Messias.

Naemi, nicht ihr Ehemann, ihre Söhne oder Ruth, ist der Fokus des ersten Kapitels von Ruth. Dieses Kapitel handelt von ihrem Elend – ihrer schmerzhaften Providenz. Das erste Leiden (1,1) ist eine Hungersnot in Juda, dem Land, in dem Naemi und ihr Ehemann Elimelech und ihre beiden Söhne leben. Naemi weiß, wer für diese Hungersnot verantwortlich ist. Gott. Vielleicht hat sie das aus dem Wort Gottes gelernt, welches in 3.Mose 26,3-4** sagt: „Werdet ihr in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote halten und tun, so will ich euch Regen geben zur rechten Zeit und das Land soll seinen Ertrag geben.“ Mit anderen Worten, Gott regiert den Regen. Wenn der Regen zurückgehalten wird, dann ist das die harte Hand Gottes.

Ist das Gotteslästerung oder Trost?

Bitte verstehe, dass mir sehr wohl bewusst ist, wie inakzeptabel diese Wahrheit für manche ist. Viele sehen es nicht als eine gute Botschaft an, dass entsetzliches Leiden Gottes Absichten dienen soll. Schreckliche Katastrophen, wie zum Beispiel der Tsunami vom Dezember 2004, sind so verheerend in dem menschlichen Schmerz, den sie erzeugen, dass sie dazu führen, dass viele Christen dies nicht als Plan Gottes sehen können. Zum Beispiel schrieb David Hart im Wall Street Journal:

Wenn wir mit der bloßen grausamen Unermesslichkeit des Leids der Welt konfrontiert werden – wenn wir sehen, wie der gesamte Küstenstreifen des Indischen Ozeans mit zehntausenden Leichen übersät ist und davon ein Drittel Kinder sind – dann hat kein Christ das Recht so abscheuliche Plattheiten oder blasphemische Andeutungen über Gottes unergründliche Ratschlüsse zu äußern, dass all dies auf mysteriöse Weise den guten Absichten Gottes dient.5

Das sind starke Worte. Und in gleich starkem Maße widerspreche ich ihnen. Denn am Ende dienen all diese Dinge auf geheimnisvolle Art und Weise Gottes guten Absichten, wie wir im Buch Ruth noch sehen werden. Tausende Christen, die durch die Hölle gegangen sind und Abscheulichkeiten gesehen haben, finden in dem Wissen, dass Gott alle Dinge lenkt, den Halt und den Trost ihres Lebens. Es ist nicht tröstlich oder hoffnungsvoll, ihnen in ihrem Schmerz zu sagen, dass Gott nicht alle Dinge unter Kontrolle hat. Satan die entscheidende Kontrolle zu geben oder sie dem Zufall zuzuschreiben ist nicht richtig und auch nicht hilfreich. Wenn die Welt über uns zusammenbricht, dann brauchen wir die Gewissheit, dass Gott über allem regiert.

Ich schreibe diese Dinge, weil sie wahr sind. Ich schreibe sie auch, weil ich nach fünfunddreißig Jahren Dienst an realen Menschen weiß, wie kostbar diese Dinge für die Menschen sind, die leiden. Die Menschen, die die Souveränität Gottes im Leiden am meisten schätzen, sind die, die den größten Gefahren ausgesetzt sind.

Eine souveräne Kugel

Ein Beispiel: Am 20. April 2001 schoss die peruanische Luftwaffe ein Missionsflugzeug ab, das sie versehentlich für einen Drogenkurier hielt. In diesem Flugzeug saßen der Pilot Kevin Donaldson und eine Missionarsfamilie, Jim und Veronica Bowers und ihre zwei Kinder, die sieben Monate alte Charity und der sechs Jahre alte Cory. Veronica, die im hinteren Teil der Cessna 185 saß, hatte Charity auf ihrem Schoss sitzen. Als der Kugelhagel das Flugzeug durchsiebte, durchbohrte eine Kugel Veronica‘s Rücken und ging durch ihren Körper hindurch in ihre Tochter. Beide starben. Der Pilot machte mit zertrümmerten Knien eine Bruchlandung in einem Fluss und er, Jim und Cory überlebten.

Sieben Tage später gab Jim Bowers beim Gedenkgottesdienst in Fruitport, Michigan, sein Zeugnis und erklärte, warum die Souveränität Gottes im Tod seiner Frau und Tochter der Fels unter seinen Füßen ist.

Am meisten möchte ich Gott danken. Er ist ein souveräner Gott. Das merke ich immer mehr, gerade jetzt … Manche fragen sich vielleicht: „Warum Gott danken?“ … Sollte das wirklich Gottes Plan für Roni und Charity sein; Gottes Plan für Cory und mich und unsere Familie? Ich möchte euch erklären, warum ich das glaube.6

Er fährt fort und gibt fünfzehn Gründe dafür. In diesem Zusammenhang sagt er: „Roni und Charity wurden sofort getötet durch ein und dieselbe Kugel. (Würdest du sagen, dass diese eine verirrte Kugel war?) Sie hat Kevin nicht mehr erreicht, der genau vor Charity saß; sie blieb in Charity stecken. Das war eine souveräne Kugel.“

Aber was ist mit den peruanischen Kampfpiloten? Hatten sie keine Willen? Haben sie Fehler gemacht oder sich vielleicht sogar an einer unschuldigen Missionarsfamilie versündigt? Jim Bowers sagt: „Die Menschen, die das getan haben, wurden einfach von Gott gebraucht. Ob du das glauben willst oder nicht. Ich glaube es. Sie wurden von ihm benutzt, von Gott, um seine Absichten in all dem auszuführen. Vielleicht ähnlich wie der römische Soldat, den Gott benutzte, um Christus ans Kreuz zu schlagen.“7

Wir werden in der Geschichte von Ruth und vom Kreuz Christi noch sehen, dass unsere Hoffnung in diesem Leben auf ein Leben danach davon abhängt, dass Gott über alle Dinge herrscht. Es mag vielleicht schwer sein das anzunehmen, wenn der Schmerz überwältigend ist, aber noch schlimmer wäre die Schwachheit Gottes und seine Unfähigkeit, das Wehen des Windes oder den Flug einer Kugel zu stoppen.

Die Parallelen zu Josef und Ägypten

Naemi wusste, dass Gott über den Regen regiert und somit auch über die Hungersnot. Dies konnte sie aus der Bibel schließen. Oder vielleicht hat sie es aus der Geschichte von Josef gelernt. Es gibt tatsächlich einige auffällige Parallelen zwischen Naemis und Josefs Umständen. Josef, der Sohn Jakobs, wurde von seinen Brüdern in die Sklaverei nach Ägypten verkauft (1.Mose 37,28). Am Ende sollte sich herausstellen, dass dies zur Errettung jener Brüder führte, die ihn verkauft hatten. Und tatsächlich zur Errettung des ganzen Volkes Israel – und dadurch zum Erhalt der Abstammungslinie der Vorfahren des Messias. Eine Hungersnot traf das Land Israel und Josef war am Ende der, der seine Familie mit Nahrung versorgte.

Die Parallelen zu Naemis Situation zeigen sich zum Beispiel darin, dass auch sie in ein fremdes Land geführt wurde und eine Hungersnot ihr Leben und das Leben von Gottes Volk bedrohte. Doch die Abstammungslinie des Messias wurde auf eine Art und Weise bewahrt, die sich niemand hätte erträumen können – eine Moabiterin wurde zur Vorfahrin des Sohnes Gottes.

---ENDE DER LESEPROBE---