Sagen aus Tirol - Ignaz Zingerle - E-Book

Sagen aus Tirol E-Book

Ignaz Zingerle

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Beschreibung

Dieses eBook: "Sagen aus Tirol" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ignaz Zingerle (1825-1892) war ein Tiroler Literaturwissenschaftler, Germanist, Volkskundler und Schriftsteller. Zingerle veröffentlichte Gedichte und publizierte literaturhistorische und historische Schriften. Zusammen mit seinem Bruder Josef Zingerle sammelte er Tiroler Märchen und Sagen. Sein literarischer Nachlass wird von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck verwaltet. Aus dem Buch: "In der anderen Nacht kam wieder der Gurk und schrie: "Wenn du auf dem Kopf nicht hättest den kupfernen Kessel und im Arm die schwarze Katz und in der Hand die Noster, ich hätte dich getödtet und deine Seele in die Hölle geschickt." Dies ist sein letztes Wort gewesen, denn seitdem hat man den Gurk in Floruz nie mehr gesehen." Inhalt: Der Lorg St. Oswald Der Gurk Der Lorg von Abtei

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Seitenzahl: 173

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Ignaz Zingerle

Sagen aus Tirol

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-1701-7

Inhaltsverzeichnis

Berchtlsagen aus Alpach
Buttersalbe
Das Berchtenlaufen
Das Bergwerk bei Hohenburg
Das Brauteck
Das Dengelmannl
Das Faß
Das Fräulein auf der Hochburg
Das goldene Dach
Das goldene Kalb
Das Goldplatzl bei Barbian
Das Heidenfräulein
Das heilige Wasser
Das Hexenloch
Das Kammerveiter Nörgl
Das Kindelbettwasserle
Das Mirakelbild des heiligen Anton von Padua in der Hofkirche
Das Nörgele auf der Tann
Das Nörglein am Partschinker Sonnenberge
Das Nörglein auf dem Sonnenberg
Das Nörglen auf Woalda
Das Pützl in Eben
Das Schlangenjoch
Das Schloss auf dem Höttingerhügel
Das Venediger Männlein in Reith
Das Venediger Mannl und der Latzfonner
Das verliebte Pechmannl
Das versunkene Schloß bei Reschen
Das wilde Weibchen
Der Achensee
Der Almgeist
Der alte Advokat
Der Ambraser Meßner
Der Antichrist
Der ausgezahlte Geist
Der Bettler
Der böse Norg
Der Dengelgeist
Der Durnholzer See
Der Eimer
Der Einsiedlerfelsen
Der eiserne Handschuh
Der Esel
Der Geist auf Lichtenstein
Der Geist auf Schrofenstein
Der Geist auf Straßberg
Der Geist zu Pfaffenhofen
Der Gemsbock
Der Gurk
Der Hausgeist
Der Hirte am Zireiner See
Der kleine Schneider
Der Kratzberg
Der Langenmantel
Der Lorg
Der Lorg von Abtei
Der Mann im Monde
Der Markstein
Der Milauro
Der Musikant
Der Norg in Planail
Der Norgenkofel
Der Oberkofler
Der Pestreiter
Der Piburger See
Der Reiter
Der Riese Haymon
Der Schatz auf dem Kuhberg
Der Schatz auf der Kundlburg
Der Schatz auf Maienburg
Der Schatz in Maur
Der Schatz unter der Brücke
Der Schneiderlehrling
Der Stein des Riesen Haymon
Der Teufel holt ein Weib
Der Teufel holt einen Flucher
Der Teufelstein bei Lienz
Der Tod der Philippine Welser
Der Traum von der Zirler Brücke
Der Tuchpüngl
Der unheimliche Reiter
Der Vampyr
Der weinende Teufel
Der wilde Jäger bei Lana
Der wilde Mann auf dem Ritten
Der wilde Mann und die Katze
Der wilde Mann zu Afing
Der Zauberer an der Hochstraße
Die Auffindung des Maximilian-Bades
Die Dirne wird abgerufen
Die drei Mäher
Die Erzhüter
Die Fackelsau
Die Fanga und der Jäger
Die Frau mit den goldenen Nüssen
Die Frau zu Trautmannsdorf
Die Galgenleite
Die Goldwurzel
Die grauen Männlein
Die Gründung von Völs
Die Hollenleut
Die Hundskapelle
Die Kaiserfrau am Nachtberg
Die Kasermannlen
Die Kasermannlen ziehen ab
Die Köllerburger Frau
Die Kohlfräulein
Die letzte Tröstung
Die Magd in Andrian
Die Nacht
Die Riesen im Tschetterloche
Die Riesenrippe in Innichen
Die Salingen
Die Salingen in den Wäschfratten
Die Saxner
Die Schindwiese
Die Schlacht auf der Ulfiswiese
Die Schlange
Die Schlüsselnatter
Die Spinne
Die Spinnerin im Knappenloche
Die Stalldirne
Die Temper
Die versunkenen Glocken
Die Waldfräulein bei Falkwand
Die Waldfrauen
Die Wasserfräulein
Die Weiherjungfrau
Die weise Frau
Die weiße Geis
Die wilde Dirne
Die wilde Fahrt
Die wilde Fahrt
Die Wöchnerin in Afing
Die Wöchnerin in Pertisau
Die wüthige Fahrt
Die zwei Steine
Die zwei Wildschützen
Die Zwergenstadt
Drachen im Lechthal
Ein Christusbild blutet
Ein Schatz bei Terlan
Eine Heidenstadt
Eine wilde Frau wird abgerufen
Entführt werden
Frau Berchta bei Vilanders
Frau Hitt
Frau Hitte
Gebannte Geister
Geisterlärm
Goldkorn
Hexe getödtet
Hexen im See
Hexenobst
Hexenplätze
Hulda
Im Schlosse Stein
Irrwurzeln
Kaiser Max auf der Martinswand
König Laurin
Meran
Nächtliche Musik
Raben mit Kohlen
Saltthon
Schatz im Keller
Schloß Bruck bei Lienz
Sie Synagoge
Spuckende Nonnen
St. Kummernuß
St. Oswald
Stampa
Stempa
Taufe im Teufelsnamen
Türschentritt
Unheimliche Orte
Venediger im Ötzthal
Versunkene Stadt
Vom Burgeiser Freithof
Vom Frauenstein
Vom Lanser See
Vom Schlaraffenlande
Vom Thurnthaler See
Von den Blättern des Kirschbaumes
Von der blauen Wand
Von der Fendler Alm
Von der Salvatorskirche
Von Holzgau
Waldfräulein
Wie Hexen fremde Kühe melken
Wilde Fahrt in Vintschgau
Wilde Fräulein in Sölden
Wilde Frau
Wilde Jagd in Wälschnoven
Wilde Leute
Wilde Männer in Fersinathal
Wilde Männer in Ulten
Wilde Weiber
Wilder Mann
Wilder Mann in Martell
Wildes Weib
Willeweiß
Zwerge halten Gemsen
Zwerge in Wildschönau

Berchtlsagen aus Alpach

Inhaltsverzeichnis

1.

In der Gömachtnacht gieng einmal ein Thierbacher Bauer von der Oberau heim. Es warkalt, daß bei jedem Tritt der Schnee unter seinen Füßen krachte, denn der Himmelwar glasheiter. So hell war es in dem Kopf des Bauern aber nicht, er hatte imWirtshaus unten mit lustigen Kameraden ein bislein zu tief in’s Glas geschaut,und weil er nicht selten, statt einen Fuß vor den anderen zu setzen und zwischenden Ohren hindurch der Nase nach fortzugehen, wie der umgehende Schuster dreiSchritte vorwärts und zwei rückwärts tat, so mußte er schon fein oft Athem holen,bis er zur Breitenlechner Rastbank hinauf kam.

Es schlug eben zwölfe und er setzte sich nieder. Da hörte er aus der Ferne reden, viele Stimmen durcheinander; das kam immer näher und näher und gähling zog dieBerchtl mit ihren Kindern gerade neben ihm vorbei. Das kleinste war zu hinterst,denn es hatte ein langes Hemdlein an und trat alleweil darauf, daß es amFürbaßgehen gehindert wurde. Der Bauer hatte Erbarmen, er nahm seinStrumpfband und schürzte ihm das Hemdlein hinauf, dann setzte er sich wiedernieder. Da trat die Berchtl vor ihm hin und sagte ihm voraus, weil er somitleidig und gut gewesen, werden alle seine Nachfolger tüchtig hausen undgenug Zeug und Sach haben. Und wie die Berchtl prophezeit hat, traf es auchein, und noch heutzutage erfreuen sich die Nachkommen jenes Bauern auf demHof »zu Hörbig« eines glücklichen Wohlstandes.

2.

Ein Viertelstündchen inner der Kirche liegt gegen die Thalerkögel und das Hösl zu am erlenbeschatteten Bache ein Dörflein, von recht schönen Obstängernund Feldungen umgeben. Dort war einmal am Gömachtabend beim Lederer Bauern,derweil die Mutter kochte, ein Mädchen vor der Thür und häuselte (spielte)ganz allein und war recht zufrieden dabei, denn Kinder haben selten Langeweile.Da kam ein steinaltes Weiblein daher, – es war die Berchtl – und gieng zudem Kind hinzu und gab ihm einen verrosteten Vierer. Dieses lief geschwindin die Küche hinein und gab ihn der Mutter. Diese that ihn zu ihrem übrigenGeld und wollte dann dem Weiblein einen Küchel dafür hinaustragen, aberdieses war nirgendsmehr zu sehen oder zu erfragen, es war verschwunden mitLaub und Staub. Seit der Zeit schaute es bei diesem Bauern aus, als wennihm Zeug und Sach durch den Kamin und die Fenster hineinkämen, und aufseinem Gelde ruhte ein besonderer Segen.

3.

Im Innerthal, das von der Kirche sich gegen den Triftkopf und das Steinberger Joch zurückzieht, heißt ein großes Bauernhaus »zu Vögl.« Dort ließeinmal ein BAuer den alten Brauch, am Gömachtabend der Berchtl auf dem Tisch etwas stehenzu lassen, auch dort noch nicht abkommen, als man es gar in vielen Häusernnicht mehr that und viele nimmer an die Berchtl glaubten. Er sagte: »Bei meinem Vaterund so lang ich es denk, ist’s immer so gewesen, warum sollt’ ich anders thun? – DieAlten sind auch keine Narren gewesen; man soll nichts ab-und nichts aufbringen.«Mit dem aber war die Bäurin, die im Außerland in die Schule gegangen war,nicht einverstanden und wollte von solchen Märlein nichts mehr halten, unddeßwegen ließ sie auch der Berchtl nichts mehr stehen. Der Bauer sagte wohl,sie werde aufstehen müssen kochen, sobald sie komme. Die Bäurin aber meinte,bis die Berchtl sich sehen ließe, könnte sie noch 14 Tage nach derEwigkeit im Bette liegen. Doch gar so lang hat’s nicht gedauert. Um Mitternachtkam sie mit ihren Kindern in die Kammer, wo die Bauersleute schliefen, und dieBäuerin, die jetzt vor Schrecken zitterte wie ein Laub, mußte in die Küchehinab und der Berchtl kochen. Fortan hielt sie auch den alten Brauch gar fleißigund glaubte auch, wie ihr Mann, daß man kein altes Herkommen abbringen solle.

4.

Am Gömachtabend war es vorhin der Brauch, von allen Gerichten des Nachtmahl seinen Löffel voll dem Feuer zu geben. In manchem Hause ließ man auch das Übergebliebeneauf dem Tische stehen für die Berchtl und ihre Kinder. Wenn alles schlafen war, kam siedann und aß. Da wollte sie einmal einer belauschen und legte sich unter den großenBacktrog hinein, der unter der Bank stand, und guckte durch eine Spalte heraus.Die Berchtl kam wirklich. Sie war ein meeraltes Weiblein mit zerrütteten Haaren undtrug ein so zerlumptes Gewand, daß zehn Katzen nicht im Stande gewesen wären,darin eine Maus zu fangen. Es waren auch viele Kinder bei ihr, Buben und Dirnlein,die hatten auch gerade so zaunzerrissene Kleider an. Da sagte die Alte zum Jüngsten:»Geh hin und verstreich dort die Spalte, wo der Wunderwitz außergafft.« Das Kind giengzum Backtrog hin, fuhr mit dem Finger über die Spalte und der Mensch d’rin war augenblicklichstockblind. Das hatte er zum Lohn für die Neugierde, daß er Gespenster anschauen wollte,und niemand konnte ihm helfen. Auf den Rat eines erfahr’nen Mannes setzte er sich amnächsten Gömachtsabend wieder in den Backtrog und klagte darin seine Not. Dakam wieder die Berchtl mit ihren Kindern, kostete von den Speisen auf dem Tisch, undbevor sie gieng, sagte sie zum gleichen Buben: »Geh zum Trog und thu’ die Spaltewieder auf.« Das Kind gieng hin, blies durch die Ritze und der Blinde war wiedersehend, wie früher. (Mitgeteilt von Peter Moser.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891,Nr. 29, Seite 17

Buttersalbe

Inhaltsverzeichnis

Vor nicht langer Zeit lebte eine Bäurin, die mehr als das Vaterunser kannte. Wenn sie Kübele schlagen wollte, gab sie anstatt des Rahmes nur Milch hinein, und nahm doch den größten Butterknollen heraus. Einem Knechte kam dies sonderbar vor, und er beobachtete genau das Thun und Treiben der Bäurin. Da sah er endlich, dass sie, bevor sie anfieng schlägeln, den Kübelstecken mit einer Salbe bestreiche und allerlei wälsche. Dadurch zauberte sie fremde Butter in ihren Kübel. Sie hatte aber doch keinen Segen Gottes; denn bei allen Butterhexen heisst’s halt: »Wie gewonnen, so zeronnen.« (Passeier.)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1859, Nr. 546, Seite 304

Das Berchtenlaufen

Inhaltsverzeichnis

Alle Jahre um Dreikönig laufen die Berchten; diese sind gekleidet wie recht häßliche Tiere und haben Bockshörner auf und große Schellen an. So sind auch einmal vor langer Zeit dieBerchten – es waren ihrer zwölf – über den Hüttenbrunnen hin-und hergesprungen vorlauter Übermut. Da war auf einmal eine dreizehnte, noch viel abscheulichere, unter ihnen,welche viel höher sprang als alle anderen. Wie nun die anderen diese sahen, liefen siealle bis auf einen davon; denn dieser meinte, er würde wohl fertig werden mit jener undfieng zu raufen an. Aber sie sprang auf ihn los und warf ihn auf den Boden, daß er sicheinen Fuß brach. Die andere Berchta lief aber dann davon und als sie den Fuß aufhob,sah er, daß sie Bockfüße habe. Der Mann aber, der sich den Fuß gebrochen hatte,starb am zweiten Tage darauf. Er bereute noch seinen Frevel, daß er dort mitjener Berchta zu raufen angefangen habe. Noch jetzt haben die Bauern den Glauben,daß je mehr Berchten laufen, desto besser auch das Jahr würde. Deßhalbbewirthet man sie auch mit Schnaps und Kletzenbrod. Auch am Sebastianstage laufendie Berchten. (Fieberbrunn.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891,Nr. 37, Seite 24

Das Bergwerk bei Hohenburg

Inhaltsverzeichnis

Dieses lag bei Igels, wo noch das Schloß Hohenburg steht. Von der Entstehung dieses Bergbaues wird in einer Chronik folgendes erzählt:

Das genannte Schloß war Eigenthum des Grafen Leonhard Spaur, damals Hofkammerrath und wirklicher k. k. Kämmerer in Innsbruck. Der wirkliche Anfang des Werkes ist in das Jahr 1653 zu setzen. Zu jener Zeit reiste ein aus Venedig zurückkehrender Bäckerbursche, Namens Wintergerst, durch jene Gegend. Er hatte sich einige Jahre im Venetianischen aufgehalten und sich entschlossen, in sein Vaterland nach Schwaben zurückzukehren. So nahm er denn seinen Rückweg über Treviso, Bassano, Trient, Salurn, Bozen, Brixen, Sterzing und kam bis nach Hohenburg, woselbst er Arbeit suchte, da wegen des eingetretenen Winters im hohen Schnee weiter zu kommen schwer und gefährlich war. Er kam zufällig zu günstiger Zeit in Hohenburg an, da der dortige Bäcker vor Kurzem gestorben war und die Witwe keinen Arbeiter hatte, bekam deßhalb auch für den ganzen Winter Arbeit. Er mußte wöchentlich zur Mühle nach Sonnenburg fahren, woselbst er das Mehl für seinen Bedarf, sowie das für das herrschaftliche Schloß abzuholen hatte, und zugleich jedesmal Igls berühren.

Nachdem der Bäckerbursche einige Wochen hindurch nach jener Mühle gefahren, begab es sich, daß ihn einmal die Nacht überfiel, er die rechte Straße verfehlte und nebst Wagen und Pferd über einen hohen Rain in einen Graben hinabstürzte, woselbst er weder vorwärts noch rückwärts konnte, und weil es stockfinster war, die ganze Nacht daselbst zubringen mußte, da weit und breit kein Mensch sich befand, der ihn hätte rufen hören oder ihm zu Hilfe kommen können. Die Kälte war ziemlich streng und er wußte nicht, ob das Pferd durch den Fall nicht auch beschädigt sei; er brachte mithin die Nacht in großer Furcht und Sorge und heftig frierend zu. Zwei Pferdedecken, die er bei sich hatte, schützten noch zum Glücke ihn und das Pferd vor allzu heftigem Frost. Endlich brach der Tag an, vermehrte aber seinen Kummer, da er den Wagen ganz umgestürzt und die darauf gewesenen 8 Mehlsäcke unter demselben liegen sah, und als er nach viel Mühe und Arbeit den Wagen aufgerichtet, fand er dessen Achse zerbrochen, worauf er beschloß, in den nächsten Ort zu reiten und Hilfe zu suchen. Kaum war er eine halbe Stunde durch das Thal geritten, so begegnete ihm ein Wildschütz. Dieser fragte ihn, wo er hinaus wolle! Gewiß habe er seinem Herrn das Pferd gestohlen und wolle damit hinwegreiten. Wintergerst aber klagte ihm sein Unglück und bat, ihm Hilfe zu leisten. Der Mann versetzte: »Warte ein wenig, ich will gleich wieder zurück sein.« Damit gieng er davon, der arme Bursche, froh, Jemanden getroffen zu haben, wartete aber. Kaum waren zehn Minuten vergangen, als sich der Felsen spaltete und derselbe Wildschütz nebst sechs anderen ähnlichen Kameraden heraustrat, worüber Wintergerst heftig erschrak. Der erste Wildschütz aber sprach zu ihm: »Zeige uns den Ort, wo dein Wagen und das Mehl ist, wir wollen dir helfen!« Der Erschrockene ritt darauf zurück und die sieben Männer folgten ihm. Als sie aber an den Ort kamen, wo der Wagen lag, sah der Bursche, daß schon eine neue Achse an dem Wagen verfertigt und das Mehl aufgeladen war, doch lagen nur sieben Säcke, welche seiner Meisterin gehörten, da, der achte Sack, welcher der Herrschaft gehörte, war fort, worüber der Bäcker neuerlich sehr erschrocken sagte, er getraue sich nicht nach Hause. Der Wildschütz aber sprach zu ihm: »Fahr’ deines Weges und sage deiner Herrschaft von allen Begebenheiten, welche dir zugestoßen, merke dir auch den Ort, wo du mich mit meinen Leuten hast aus dem Felsen gehen sehen. Dort wird der Graf, wenn er dahinkommt, das Mehl ausgestreut und einen großen Schatz finden. Unterlässestt du aber, dies Alles dem Grafen zu hinterbringen, so wirst du getödtet, wie ich dich schon gestern abends in diese Schlucht hinabgeworfen habe.« Nach diesen Worten verschwanden alle sieben im Erdboden und ließen den erstaunten Wintergerst zurück.

Dieser fuhr zitternd davon und kam nach einer Stunde nach Haus, wo man ihn schon für verloren gehalten. Er erzählte alles, was ihm begegnet und gieng, eingedenk des Befehles, auch sogleich auf das Schloß, woselbst er dem Grafen die Mittheilung machte. Allein dieser ließ ihn in einen Thurm sperren, mit dem Bedeuten, er werde morgen sich hinausbegeben, um zu sehen, ob dies die Wahrheit, würde sich aber das Gegentheil herausstellen, so solle es dem Burschen schlecht ergehen.

Am nächsten Tage wollte der Graf Alles in Augenschein nehmen. Er ließ für sich und seinen Vetter Grafen Anton von Spaur zwei Pferde satteln, auch sollten vier Diener und zwei Jäger mitgehen, der Bäcker aber als Wegweiser dienen. Als sie nun an den Ort gelangt, wo Wintergerst hinabgestürzt war, sahen sie sieben schneeweiße Tauben auf dem Platze sitzen, welche, als man ihnen nahe kam, gemächlich aufflogen. Man ritt ihnen nach und sie zogen sich nach der Felsenkluft hin, wo am vorigen Tage der Wildschütz mit seinen Gesellen herausgetreten war, und flogen in das Loch im Felsen hinein. Der Graf erblickte dort den Mehlsack, welcher leer war, und sie stiegen alle von den Pferden, um zu berathen, wie sie gefahrlos in die Höhle eindringen könnten. Da sie keine Fackeln bei sich hatten, schickte der Graf rasch einen Diener zu Pferd in das Schloß zurück, um solche zu holen. Als er zurückkam, gab man jedem Diener eine brennende Fackel. Alles nahm Schießgewehre mit und die zwei Jäger wurden am Eingang postirt, um acht zu haben. So zogen zwei Bediente mit Fackeln voran, denen die beiden Grafen und der Bäcker folgten, während zwei andere Diener mit Fackeln den Zug beschlossen.

Sie fanden einen etwa 76 Klafter langen, natürlichen Gang, der sieben Schuh hoch und eine Klafter breit war, und darin das Mehl aufgestreut. Es giengen rechts und links Öffnungen in den Berg, die sie aber nicht betraten, weil daselbst kein Mehl gestreut war; auch hörten sie Wasser rauschen. Als der Gang endete, zeigte sich ein weiter Raum, auch zeigte sich eine Flamme wie ein Blitz. Die sieben weißen Tauben saßen dort auf der Erde, verschwanden aber rasch. Da sie diesen Platz erreicht, fanden sie einen hölzernen Kasten, der mit Gold und Silbererz angefüllt war. Dabei lag ein Stück Baumrinde, auf welcher Folgendes geschrieben war: »Gib Gott die Ehre – arbeite fleißig und beschenke die Bedürftigen, so wirst du allhier einen reichlichen Bergbau ohne große Arbeit und Kosten finden!«

Alles war erstaunt und überrascht, die Grafen selbst nahmen je eine Fackel zur Hand und sahen Gold-und Silberadern das Gewölbe durchziehen. Der Graf ließ nun den Kasten hinausschaffen. Das Erz wurde in das Schloß gebracht, nach einigen Tagen in der Münze zu Hall probiert und dermaßen reich befunden, daß der Centner von diesem Erz 7 Mark Silber und 2 Mark Gold hielt. In Innsbruck erhielt der Graf hierauf die Bewilligung von der kaiserlichen Hofkammer und der Bergdirektion, daselbst einen Bau zu eröffnen, unter der Bedingung der Ablieferung des Zehnten und der Ausfolgung des gewonnenen Goldes und Silbers an das landesfürstliche Münzamt nach Hall zur Ablösung. Da der Bergbau zu Schwaz, welcher damals dem Herrn von Rottenburg gehörte, zu derselben Zeit aufgelassen worden war, nahm er zwanzig Bergknappen von dort in seine Dienste und begann seinen Bau Anno 1654. Er hatte nicht nöthig, einen Stollen zu öffnen, da der lange Gang von der Natur hiezu passend war, in dem sich auch gewissermaßen Nebenstollen befanden. Er führte den Bau bis 1692 in gleichem Segen fort und lieferte 14 Mark Silber und 4 Mark Gold an das Münzamt nach Hall ab.

Wintergerst, der beständig bei dem Grafen geblieben und von diesem hochangesehen gehalten war, starb während dieser Zeit und wurde auf des gräflichen Herrn Befehl in der Schloßkapelle begraben. Ein schöner Grabstein, der ihm gesetzt wurde, läßt noch die Worte lesen:

»– – – –– – – – – – – – – – – – – – – Und so erhebet Gott nach seinem Vater Willen Uns Alle insgesammt, bis wir die müde Fahrt Auf diesem Unglücksmeer vollbringen und erfüllen; Und endlich, da indeß die Leiber wohl verwahrt Geruhet in der Erd’, an jenem schönen Lenzen, – Gleichwie die Gerst’ aufgeht in rauher Winterszeit – Mit Freuden aufersteh’n und wie die Sterne glänzen Vor Gottes Angesicht in alle Ewigkeit. Anno 1692, den 21. August.«

Zwei Jahre darauf starb auch Leonhard Graf von Spaur im 87. Jahre seines Alters, und sein Sohn und Majoratsherr übernahm die Bergwerke, die sich fortwährend erträgnißreich zeigten; es wurden von ihm neue Schächte und Gruben gebaut und die Bergleute bis auf fünfzig Köpfe vermehrt. (Nach einer Chronik in der Meraner Zeitung.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 609, Seite 343

Das Brauteck

Inhaltsverzeichnis

In Afing gieng eine Braut, vom Brautführer begleitet, zur Kirche, als sie eines gewissen Grundes wegen ein wenig vom Wege abweichen mußte. Flugs war sie entführt und kam nie mehr zum Vorscheine. Die Stelle, wo dies geschehen ist, heißt heutzutage noch das Brauteck. (Afing.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 509, Seite 283

Das Dengelmannl

Inhaltsverzeichnis

In Barbian war ein Bauer, der die Unsitte hatte, Sicheln und Sensen an Sonn-und Festtagen zu dengeln. Dies trieb er bis zu seinem Ende so fort. Als er gestorben war, dengelte es an Sonn-und Festtagen im Hause. Doch niemand konnte den Dengler sehen. Einmal hatte man auf dem Hofe einen gar frommen Knecht, der sah, wie ein Schatten, der einem Bauern ähnlich sah, gar traurig bei dem Dengelsteine saß und dengelte. Der Knecht soll endlich den Geist durch Beten und Fasten erlöst haben. (Barbian.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 417, Seite 241

Das Faß

Inhaltsverzeichnis

Auf »der Weite« in Unterinn ist eine Kapelle. Einmal sah ein Bauer, der des Weges kam, bei ihr ein Faß stehen. Da wollte er, von Vorwitz geplagt, erfahren, was im Fasse sei, und langte hinein. Mit Fett beschmutzt zog er seine Hand wieder heraus und wischte sie am Beinkleide ab. Als er nach HAuse kam, war der Fettfleck an den Hosen vergoldet. (Unterinn.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 590, Seite 334

Das Fräulein auf der Hochburg

Inhaltsverzeichnis