Sammlung des Todes - Drea Summer - E-Book

Sammlung des Todes E-Book

Drea Summer

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Beschreibung

ABgehackt: - »Nichts sehen«, murmelte ich. Genau diese Worte werde ich dir ins Ohr flüstern. - Ein brutaler Serienmörder sucht die Urlaubsinsel Gran Canaria heim. Binnen kürzester Zeit werden die Leichen eines Obdachlosen und einer Fitnesstrainerin aufgefunden. Beide sind auf furchtbare Art und Weise verstümmelt worden. Die Ermittler der Polizei stehen vor einem Rätsel. Gibt es eine Verbindung zwischen den Opfern? Wo wird der Täter als Nächstes zuschlagen? Unterdessen werden Sven und Jenny, seit Kurzem als Privatdetektive tätig, von einem nahen Verwandten eines der Opfer beauftragt, ebenfalls nach dem Mörder zu suchen. Doch je tiefer sie graben, umso mehr bringen sich die beiden selbst in tödliche Gefahr. ANgefasst: - Und jetzt rannte er bereits das gefühlt hundertste Mal den Park ab und sah sie nirgends. »JENNY!«, brüllte er über das Gelände. - Deine Kinder sind niemals sicher! Lady, der Hund von Urs Gautier, wurde entführt, und der Schweizer beauftragt die Privatdetektive Jenny und Sven, das Tier zu finden. Doch schon einige Tage später werden Gautiers Frau und seine kleine Tochter von einem Spielplatz gekidnappt. Jenny versucht, die beiden zu retten, wird dabei niedergeschlagen und ebenfalls verschleppt. Während Inspektor Carlos Muñoz Díaz eine großangelegte Suchaktion startet, ermittelt Sven auf eigene Faust. Doch schon bald präsentiert sich alles in einem anderen Licht und lässt Sven zweifeln, seine Jenny jemals lebend wiederzusehen. Stück für Stück setzen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen, das grausamer kaum sein könnte. ANvisiert: - Ein Gong ertönte, wie bei einem Boxkampf. War das Spiel dieses Psychos vorbei? Doch was würde nun passieren? - Nachdem auf Gran Canaria zwei Jugendliche tot aus dem Meer geborgen wurden, engagiert eine besorgte Mutter die Privatermittler Sven und Jenny, um ihren Sohn zu observieren. Die Spur führt sie zu einer Clique, in die man nur nach lebensgefährlichen Mutproben aufgenommen wird. Doch dann verschwindet erneut ein Jugendlicher, und kurz darauf ein weiterer. Die Polizei vermutet dahinter einen geisteskranken Entführer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Auf der anderen Seite verbirgt sich ein uraltes, grausames Ritual, dessen Wurzeln Jahrzehnte in die Vergangenheit reichen. Letztendlich gerät Sven selbst ins Visier des Psychopathen. Wird er dem tödlichen Spiel entkommen? Fesselnd, blutig mit Gänsehaut-Garantie.

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Sammelband

des Todes

 

ABgehackt, ANgefasst, ANvisiert

Team Gran Canaria

 

von Drea Summer

 

 

 

1. Auflage, 2021© Alle Rechte vorbehalten. 

Drea Summer

Los Tenderetitos, L 134

C.C. Botanico

35100 San Fernando

San Bartolomé de Tirajana

Las Palmas de Gran Canaria

Spanien

Lektorat/Korrektorat: Lektorat TextFlow by Sascha Rimpl Covergestaltung © HollanddesignCovermotiv © Hollanddesign

 

Inhalt

ABgehackt

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ANgefasst

Prolog

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Epilog

ANvisiert

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ABgehackt

Team Gran Canaria Band 1

 

Ein brutaler Serienmörder sucht die Urlaubsinsel Gran Canaria heim. Binnen kürzester Zeit werden die Leichen eines Obdachlosen und einer Fitnesstrainerin aufgefunden. Beide sind auf furchtbare Art und Weise verstümmelt worden. Die Ermittler der Polizei stehen vor einem Rätsel. Gibt es eine Verbindung zwischen den Opfern? Wo wird der Täter als Nächstes zuschlagen?

Unterdessen werden Sven und Jenny, seit Kurzem als Privatdetektive tätig, von einem nahen Verwandten eines der Opfer beauftragt, ebenfalls nach dem Mörder zu suchen. Doch je tiefer sie graben, umso mehr bringen sich die beiden selbst in tödliche Gefahr.

1

»Heute werde ich dich holen«, flüsterte ich. Endlich kehrte Finsternis ins Haus ein. Die notwendige Ruhe, die ich für meinen Besuch brauchte. Ich kauerte schon seit Sonnenuntergang hinter der großen Staude. Das Haus hatte ich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich hatte alle notwendigen Utensilien mittags in den Rucksack gepackt, den ich nun auf meinen Schultern trug.

Ich musste es heute tun. Heute war die Nacht der Nächte, die Nacht der Abrechnung. Du hast es nicht anders verdient. Du wirst das bekommen, was dir zusteht.

Leise schlich ich hinter dem Gebüsch hervor. Wie auf Samtpfoten näherte ich mich dem Haus. Ich drehte mich in alle Richtungen, da ich keine Überraschungsgäste gebrauchen konnte.

Das Versteck des Notfallschlüssels war schnell gefunden. Erst vor Kurzem hatte ich im Fernsehen eine Reportage gesehen, dass dieser in den meisten Fällen im Umkreis von drei Metern von der Haustür versteckt war. Wie einfallslos das doch war – unter dem Blumentrog, der eine Armlänge neben dem Eingang hing. Wieso lässt man den Schlüssel nicht gleich von außen stecken?, fragte ich mich noch, als ich aufsperrte. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass kein Knirschen oder Knarren mein Eintreten verraten würde. Lautlos öffnete sich die Tür. Erleichtert atmete ich aus und setzte einen Fuß ins Innere. Der Geruch von Orange und Zimt kroch in meine Nase.

»Nichts sehen«, murmelte ich. Genau diese Worte werde ich dir ins Ohr flüstern. Sie werden sich tief in deine Synapsen einbrennen. Ganz leise und langsam werde ich es immer und immer wiederholen, bis du deinen letzten Atemzug gemacht hast. Und ich werde jede Sekunde genießen. Du wirst mich ansehen, als wäre ich ein Geist. Kein Flehen wird dich vor dem beschützen, was ich mit dir vorhabe. Du wirst genauso leiden, wie ich gelitten habe. Du bist schuld daran. Nur du. Du hast dich dazu entschieden.

Mein Herzschlag verlangsamte sich, als ich die Treppe hinaufschlich. All die Nervosität war schlagartig wie weggeblasen. Meine Gedanken kreisten nur noch um uns beide. Und darum, was gleich passieren würde. Schritt für Schritt näherte ich mich dem Schlafzimmer. Leise Atemgeräusche drangen in den Flur. Noch schläfst du tief und fest in deinem warmen, wohligen Bett. Träumst von dem unbeschwerten Leben, das du führst. Ich legte meine Hand auf den Türknauf.

Doch bevor ich die Tür öffnen konnte, überkam mich wieder der Zorn, der tief in mir loderte. Ich war enttäuscht. Diesen Moment der Ausführung hatte ich mir spannender vorgestellt. Als ich den Plan vor wenigen Wochen ausgeklügelt hatte, hatte mein ganzer Körper zu zittern angefangen, und das Flügelschlagen in meinem Bauch war deutlich zu spüren gewesen. Diese Last war endlich von mir abgefallen, und die Vorfreude hatte mich jauchzen lassen. Aber jetzt, kurz vor der Umsetzung, nichts, rein gar nichts. Ich hoffte darauf, dass wenigstens ein Anflug von Nervosität einsetzte, sobald ich die Tür öffnen würde.

2

Sven öffnete seine verschlafenen Augen. Seine rechte Seite fühlte sich an, als würde sie nicht zu seinem Körper gehören. Wahrscheinlich hatte er einfach zu lange darauf gelegen. Ein eigenartiges Klicken ganz in seiner Nähe hatte sein Hirn dazu gezwungen, die Tiefschlafphase zu beenden und nach dem Rechten zu sehen. Das fahle Mondlicht, das ins Schlafzimmer schien, zeichnete die Konturen des Eindringlings an die Wand. Sven traute seinen Augen kaum und hielt es im ersten Moment für einen Traum, doch der Schatten beugte sich vornüber. Da ertönte neben Sven schon ein schriller Schrei von Jenny. Ruckartig versuchte er, sich aufzusetzen und auf den Einbrecher loszustürmen, doch sein Körper lag da wie in Stein gemeißelt.

»Sven, hilf mir!«, schrie Jenny noch, bevor ihre Stimme brach. Er spürte ihre Hand, die sich auf seinem Rücken festkrallte, aber langsam die Kraft verlor, bis sie losließ. Kälte strömte auf seinen Körper ein, da die Bettdecke zur Seite geschlagen wurde.

Er wollte etwas auf ihre Worte erwidern, allerdings bekam er keinen Ton heraus. Was war bloß mit seinem Körper los? Wieso konnte er sich nicht bewegen und nichts sagen? Waren ihm Drogen verabreicht worden?

Aus dem einen Schatten an der Wand wurden zwei. Dieses Arschloch zerrt Jenny aus dem Bett. Der Geruch von Chloroform stieg ihm in die Nase und kroch hinauf in sein Gehirn. Das Schwein hatte Jenny betäubt.

Verschwinde, lass sie in Ruhe, befahl sein Hirn hinauszuschreien, doch es kamen keinerlei Worte über seine Lippen. Nichts an Svens Körper bewegte sich, außer seinen Augen, die an der Wand mitverfolgen konnten, was sich hinter seinem Rücken für grausame Taten abspielten. Er hörte ein dumpfes Geräusch. Etwas war zu Boden gefallen. Der Unbekannte hatte Jenny aus dem Bett geworfen und zog sie an den Oberarmen über den Boden. Gleich würde Sven die beiden sehen. Er richtete seinen Blick auf die Schlafzimmertür. Sein Geist war bereit. Dann würde er angreifen wie ein wilder Tiger, der Hunger hatte.

Er sah die dunkle Gestalt, die vornübergebeugt seine Freundin hinter sich herschleifte. Der Mond schien heller als zuvor, und er konnte direkt in das Gesicht des Einbrechers blicken. Die Haut war komplett weiß, und auf der Nase prangte ein roter Ball. Der Mund war in stechendem Rot zu einem Lachen aufgemalt. Ein Clown, durchfuhr es ihn. Gerade ein Clown wollte sie entführen. Sie hasste Clowns. Als Kind, so hatte sie ihm erzählt, hatte sie schreckliche Angst vor diesen schaurigen Gestalten gehabt. Nun sah Sven auch das Bündel, das sich regungslos von dem Täter aus dem Zimmer zerren ließ. Jennys Kopf war nach vorne geneigt und wippte von rechts nach links.

Was Sven dann erblickte, holte ihn endlich aus seiner Schockstarre, und ihm entfuhr ein gellender Schrei, der jedes Glas zum Zerbersten bringen würde. Das Adrenalin schoss durch seine Adern, und endlich schaffte er es, sich im Bett aufzurichten. Da spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Sofort aktivierten sich die Verteidigungsmechanismen in seinem Körper. Der Kampf um Jenny konnte beginnen. Niemals würde er sie aufgeben und diesem Kerl überlassen.

3

Cecilia Sanchez Pérez wunderte sich heute Morgen über das abrupte Aufbrechen ihres Mannes. Normalerweise nahmen die beiden ihr Frühstück immer gemeinsam ein. Pünktlich um halb acht standen die dampfenden Kaffeetassen auf dem Tisch. Er war eben ein echter Deutscher, der auf Recht und Ordnung bestand. Alles musste immer genau nach Plan laufen und seinen geordneten Gang nehmen. Schon seit dem ersten Kennenlernen, vor mehr als zwanzig Jahren, wusste Cecilia, dass sie es mit Horst nicht leicht haben würde. Er war eben ein spießiger Langweiler, ganz das Gegenteil zu ihrer spanischen Mentalität. Doch heute hatte er sich seltsam benommen. Sie seufzte, als sie allein am Küchentisch saß und ihren Kaffee trank. Sie schaute durch die Glasfront nach draußen und hatte einen wundervollen Blick über das gesamte San Agustín, das sich unter ihrem Haus in seiner vollen Schönheit präsentierte. Gerade eben war die Sonne aufgegangen, und das Licht spiegelte sich orangefarben im Meer wider. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es kurz vor acht war. Sie hatte noch massig Zeit, bis der erste Klient des Tages ihre Praxis betreten würde.

Da hörte sie bereits den Schlüssel im Schloss und war froh, als Maria Momente später zu ihr in die Küche trat. Seit mehr als fünf Jahren kam sie jeden Tag pünktlich zur Arbeit, kochte, putzte und pflegte Cecilias Vater, der nach einem Schlaganfall mehr oder minder in seinem Bett dahinvegetierte und darauf wartete, dass Gott ihn endlich zu sich holte.

Was würde sie bloß ohne Maria machen? Dieses freundliche Wesen mit dem Aussehen einer echten spanischen Mutter und immer mit einem Lächeln im Gesicht. Cecilia wollte sich auf keinen Fall um ihren Vater kümmern, vermutlich hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt. Doch angesichts der Tatsache, dass ihr Mann Horst nichts von dieser Geschichte in ihrer Jugend wusste, hatte sie den Vorschlag von ihm nicht ablehnen können, nach dem Tod ihrer Mutter vor knapp sechs Jahren wieder nach Gran Canaria zu ziehen. Zu groß war ihre Furcht vor dem, was passierte, wenn Horst die Wahrheit erfahren würde.

So waren sie mit Sack und Pack hierhergezogen. »Familie geht über alles. Blut ist dicker als Wasser«, hatte Horst damals gesagt, als er die Entscheidung, auf der Insel zu wohnen und ihren Vater zu sich zu holen, wie selbstverständlich getroffen hatte.

Maria war bereits durch die Balkontür verschwunden und stieg die Außentreppe hinunter in den Keller, den Horst für ihren Vater hatte umbauen lassen. Zwar hatte er nicht verstanden, warum er nicht bei ihnen oben im Haus wohnen konnte – Platz wäre doch genug gewesen –, ließ sich aber dann doch zu einem Umbau der Kellerwohnung überreden.

Durch einen Luftzug schwang die Balkontür wieder auf, und Meeresluft strömte in das Innere des Hauses. Cecilia strich ihre kinnlangen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Wie gebannt starrte sie durch die Glasfront und war in Gedanken versunken. Zurück in ihrer Studienzeit, in der sie weit weg von dieser Insel war: in Leipzig auf dem Sofa ihrer Psychiaterin. Sie war die Einzige, die die Wahrheit kannte. Die ganze grausame Geschichte, wie es sich zugetragen hatte. Die Worte der Psychiaterin hallten heute noch in Cecilias Kopf. »Erst der Tod des Peinigers wird dir auch deinen Schmerz nehmen. Und du wirst endlich loslassen können.« Warum will ich bloß an diese Worte glauben, wenn sie doch nicht wahr sind?

In diesem Moment klingelte ihr Telefon und riss sie aus ihren Erinnerungen. Eine Benachrichtigung von Facebook wurde angezeigt. Um sich von ihren düsteren Gedanken abzulenken, tippte sie auf das Display und öffnete die App. Die Seite ›Info Gran Canaria‹ erschien sogleich auf ihrem Bildschirm, und sie las den Artikel:

 

›Heute in den frühen Morgenstunden wurde von Spaziergängern eine weibliche Leiche am Strand von Playa del Inglés gefunden. Wie auch bei dem Leichenfund vor drei Tagen wurden der Frau die Füße und Hände sowie der Kopf abgetrennt. Inspektor Carlos Muñoz Díaz war heute zu einer kurzen Stellungnahme bereit. Wie er uns berichtete, handelt es sich bei dieser Frau vermutlich um Victoria Garcia Ruíz. Die rechtsmedizinische Identifizierung wird in den kommenden Stunden für Klarheit sorgen. Victoria Garcia Ruíz wurde vor drei Tagen aus ihrem Haus entführt. Wir haben bereits darüber berichtet. Inspektor Muñoz Díaz geht mittlerweile von einem Serienverbrecher aus, der auf der Kanareninsel sein Unwesen treibt. Die neuesten Ermittlungen zu dem toten Mann, der vor drei Tagen an den Strand von Maspalomas gespült wurde und dort für Aufsehen gesorgt hatte, haben ergeben, dass es sich hierbei um den siebenundsechzigjährigen Obdachlosen Helge Larsen, einen gebürtigen Norweger, handelt. Über die Hintergründe der Taten wollte der Inspektor noch nichts Näheres bekannt geben. Allerdings bittet er die Bevölkerung um Mithilfe. Sollte Ihnen in Ihrer Nachbarschaft etwas Merkwürdiges auffallen oder aufgefallen sein, verständigen Sie bitte sofort die Polizei unter dem Notruf 112.‹

 

Jetzt war Cecilia klar, warum ihr Mann heute früh so schnell das Haus verlassen hatte. Dieser Artikel war von Horst verfasst worden. Schließlich war er einer der beiden Redakteure dieser Informationsseite. Ein Serienkiller auf Gran Canaria, der anscheinend nur eine kurze Abkühlphase hatte. Was für ein Albtraum!

Der Name der Frau ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Konnte es sich wirklich um …? Aber das war doch nicht möglich. Wer hätte sie denn ermorden sollen? Und dann noch auf so eine bestialische Art und Weise? Cecilia starrte noch immer auf den Bildschirm ihres Handys, der in der Zwischenzeit schwarz geworden war. Sie musste heute ihre Praxis früher verlassen, um Horst über weitere Einzelheiten auszufragen. Dieser Fall interessierte sie persönlich sowie auch als Psychologin brennend. Schon einige Male war sie bereits in Deutschland wegen ihrer fundierten Kenntnisse für die Erstellung von Täterprofilen hinzugezogen worden. Somit könnte sie vielleicht auch hier helfen.

4

»Du solltest wirklich zu einem Arzt gehen. So kann das nicht weitergehen. Jede Nacht schreist du wegen diesem Albtraum.« Jennys Hand lag auf Svens schweißnasser Schulter. Er keuchte und rang nach Luft. Sie spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, und redete beruhigend auf ihn ein. »Schatz, es ist alles gut. Ich bin bei dir. Du hast nur schlecht geträumt. Bitte versprich mir, dass du dir Hilfe suchst.« Noch während sie sprach, schaltete sie die Nachttischlampe ein.

Sven starrte sie an, als würde er gerade einen Geist sehen. »Verdammte Scheiße«, murmelte er. »Ich habe dich gesehen. Deine Haare waren klitschnass. Von deinen Augen waren nur mehr die schwarzen Höhlen da. Und dieser Betonblock an deinen Füßen, so wie … Ich dachte wirklich …«

Sie legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund und brachte ihn so zum Schweigen. »Hör auf zu fluchen. Wir haben das doch schon besprochen. Statt zu fluchen, sagst du zukünftig Schmetterling. Also verdammter Schmetterling.« Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, das auch sie zum Schmunzeln brachte.

Er zog ihren Kopf zu sich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ja, ich weiß. Ich werde mich bessern. Ich hab es dir versprochen. Und morgen in der Früh werde ich mir gleich einen Termin bei einem Arzt besorgen.«

Nach einem kurzen Zögern sagte Jenny: »Ich habe mit Sarah über dein … Problem gesprochen. Ich weiß, du wolltest das nicht, aber ehrlich, mich überfordert das. Und wen sollte ich sonst um Hilfe bitten? Sie hat mir die Telefonnummer von einer Psychologin, Doktor Sanchez Pérez, gegeben. Die soll eine Koryphäe sein auf diesem Gebiet.«

Sven schaute sie böse an, sodass Jenny den Blick von ihm nahm und an ihm vorbeisah. Eigentlich wollte sie ihm das nicht gerade um drei Uhr morgens beichten, aber was raus musste, musste eben raus.

Sie hörte Sven schnaufen und machte sich schon auf eine Standpauke gefasst. Er strich mit seiner Hand eine braune Haarsträhne aus ihrem Gesicht und schaute ihr in die rehbraunen Augen. »Ich weiß. Du machst dir nur Sorgen. Du hast es nicht böse gemeint. Lass uns jetzt schlafen, ja? Schließlich müssen wir bald wieder aufstehen und zur Arbeit.«

 

***

 

Jenny hatte Sven bereits aussteigen lassen, bevor sie in die Tiefgarage des Centro Comercial Botanico in San Fernando einfuhr. Sie parkte das Auto auf dem Platz mit der Nummer dreiundzwanzig, holte ihre Handtasche von der Rückbank, und kurze Zeit später stand sie bereits vor dem Detektivbüro, das die beiden seit zwei Wochen ihr Eigen nannten. Auf der großen Scheibe stand »El Espía« in großen blauen Buchstaben. Den Namen hatten sie sich gemeinsam ausgesucht. Sven fand ihn passend, da es so viel wie »Spion« auf Spanisch bedeutete. Unterhalb stand auf Deutsch »Detektivbüro S & J«.

Als die beiden sich vor knapp sechs Monaten kennengelernt hatten, konnte man wahrlich nicht von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Schließlich hatte Sven Jenny anfangs als seine Geisel genommen. Doch Stunde für Stunde hatten sich die beiden angenähert, und als Jenny sich sicher gewesen war, dass Sven nicht der Gewalttäter war, für den sie ihn anfangs gehalten hatte, half sie ihm. Erst als sie glaubte, sie hätte ihn für immer verloren, merkte sie, dass sie mehr für ihn empfand, obwohl sie sich doch gerade erst wenige Tage kannten.

Als sie ins Büro trat, hörte sie noch die letzten Worte, die Sven ins Telefon sprach. Wie immer ging er beim Telefonieren im Zimmer auf und ab und strich sich mit den Fingern durch die hellbraunen Haare.

»Ja, ich bin in drei Stunden bei Ihnen.«

 

Fragend schaute sie ihn an. »Ehrlich? Du hast dir einen Termin mit der Psychologin ausgemacht? Oder war das ein neuer Kunde?«

Sven kam auf sie zu und küsste sie auf die Stirn. »Ja, ich habe einen Termin bei Dr. Sanchez. Und zwar heute noch. Diese Träume müssen einfach aufhören. Ich kann das weder dir noch mir länger antun.«

Jenny hörte das Klopfen an der Tür und drehte sich um. Ein großer, schlanker Mann Ende vierzig stand im Türrahmen. Jenny fiel auf, dass er zwar adrett gekleidet war – mit langarmigem Hemd und dunkler Jeanshose –, aber durch seinen Dreitagebart ungepflegt wirkte. Ohne ein Wort der Begrüßung trat er ein und hielt den beiden mit zittrigen Händen einen Zettel hin, auf dem in Großbuchstaben geschrieben stand ›¡TÚ ERES EL PRÒXIMO! ‹.

Sven reagierte als Erstes und nahm ihm den Zettel ab. Er legte ihm seine Hand auf den Oberarm und schob ihn in Richtung Tisch. »Buenos días. Bitte setzen Sie sich erst mal. Jenny, bringst du dem Herrn bitte ein Glas Wasser?«

Jenny holte ein Glas aus dem Schrank und schenkte Wasser ein. Momente später stellte sie es auf den Tisch und setzte sich ebenfalls dazu.

Nachdem der Mann immer noch schwieg und beide nur mit großen Augen anstarrte, suchte Sven erneut das Gespräch mit ihm. »Mein Name ist Sven Wagner. Ich bin Privatermittler. Und das ist meine Partnerin Jenny Huwer. Wer sind Sie, und wie können wir Ihnen helfen?«

Der Mann zeigte keinerlei Reaktion. Auch das Glas Wasser rührte er nicht an. Jenny kam es so vor, als ob er nicht einmal atmete. Sie schaute zu Sven, der leicht mit den Schultern zuckte.

»Sie müssen mit uns sprechen«, sagte Sven. »Ansonsten können wir Ihnen nicht helfen. Wo haben Sie diesen Zettel her? Wer könnte Ihnen diesen geschickt haben? ¿Usted puede entenderme? «

Der Mann stieß einen lauten Seufzer aus und fand schließlich seine Stimme. »Ja, ich verstehe Sie. Ich heiße Roberto. Sie müssen mir helfen.« Er sprach Deutsch mit starkem Akzent. Er knöpfte seine Hemdärmel auf und schob sie ein wenig nach oben. Auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet.

»Das kann ich nur, wenn Sie mir erzählen, was passiert ist«, entgegnete Sven.

»Das sehen Sie hier doch. Ich werde bedroht«, sagte Roberto und tippte mit dem Zeigefinger auf das Blatt Papier. »Die Polizei will mir nicht helfen. Die meinen, es handelt sich nur um einen Scherz. Aber ich habe erfahren, dass meine Schwester heute früh tot am Strand aufgefunden wurde. Ich bin sicher der Nächste, dem das passiert.«

»Wie kommen Sie darauf, dass dieser Zettel etwas mit dem Mord zu tun hat?«, fragte Jenny und nahm den Notizblock, der auf dem Tisch lag.

»Sie war meine Schwester. Das ist doch klar, dass es mich als Nächstes trifft. Die ganze Familie soll ausgelöscht werden.«

»Aber warum ist Ihre ganze Familie in Gefahr?«, fragte Jenny. »Gibt es einen triftigen Grund? Wurde Ihre Schwester auch bedroht? Von wem könnte diese Nachricht stammen?«

Nur ein Schulterzucken kam als Antwort, gefolgt von einem leisen Schluchzen.

Jenny legte ihre Hand auf Robertos Unterarm. »Keine Sorge. Es ist unsere Aufgabe, das herauszufinden.«

5

Heute werde ich ein Kunstwerk vollenden. Und dies wird erst der Anfang sein. Diese Missgeburt hat es nicht anders verdient.

Ich holte die Hände aus dem Kühlschrank und drapierte sie neben dem Kopf. Die Augen starrten mich still und glasig an. Fast anklagend durchdrangen mich die Blicke. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken aus meinem Hirn zu bekommen. Schließlich hatte ich einen Vorteil im Vergleich zu meinem Gegenüber. Ich hatte ein Hirn, das dachte. Ihres war schon Matsch. Ich nahm die Hand in meine. Ein kalter Schauer durchzuckte mich. Acht Grad kalte Haut fühlte sich an wie Leder. Falten über Falten hatten sich gebildet. Eine Berg- und Talfahrt. Unter der Oberfläche zeichneten sich die schwarzen Adern wie fette, tote Würmer ab. Still und steif streckten sich die Finger nach mir aus, so als ob sie mich ergreifen wollten.

»Nein, das lasse ich nicht zu. Fass mich ja nicht an!«, schrie ich ihr entgegen und wuchtete sie mit aller Kraft auf den Tisch. Ein Knacksen war zu hören. Der Kopf wackelte ein wenig hin und her. Er stimmte mir zu. Auch er wollte nicht, dass die Hand mich anfasste. Mein Schmerz saß tiefer als Fett und Muskelschichten. Er brannte in meiner Seele. »Niemals werde ich dir vergeben. Niemals.«

Vor einem Monat hatte das Feuer gelodert, manchmal spürte ich das erneute Aufflammen in mir, wenn ich daran dachte. Meistens allerdings nur die Glut, die langsam vor sich hin flackerte, aber niemals ganz erlosch.

Während ich mir einen Faden und eine Nadel zurechtlegte, schweiften meine Gedanken wieder ab. Was war das Schlimmste? Dass du nichts gehört hast, dass du nichts sehen wolltest oder doch, dass du nichts gesagt hast? Ich legte die Hand auf die toten Augen. Zuerst versuchte ich, nur die Finger in die richtige Position zu bringen, dann drehte ich die komplette Hand erst nach links, dann nach rechts. Aber es wollte nicht so recht passen. Ich nahm sie wieder herunter und klopfte mit dem Fleischhammer mit voller Wucht auf die Fingerknochen. Ein dumpfer Klang ertönte, und das Fleisch zerbarst unter der immensen Kraft.

»Scheiße«, murmelte ich. »Jetzt muss ich das auch noch nähen. Wie das aussieht mit den herunterhängenden Fetzen.« Ich ärgerte mich über mich selbst. Zu fest war der Aufprall gewesen. Und jetzt hatte ich die Bescherung und mehr Arbeit. Ich stöhnte leise und probierte die Hand wieder vor den Augen. Zumindest dies schien mir nun geglückt zu sein. Jetzt passte es wie angegossen. Schnell nähte ich das herabhängende Fleisch fest. Als ich es betrachtete, sah es jedoch schlimmer aus als zuvor. Was aber auch daran lag, dass der Faden für das Fleisch zu dick war. Zumindest sah man nicht mehr den weißen Knochen, der vorher noch Einblicke ins Innere des Fingers gegeben hatte. Immerhin etwas.

Dann begann ich, den ersten Finger am Gesicht anzunähen. Ich ließ mir Zeit und schob die verbleibenden Finger ein Stück nach links oder rechts. Sie sollte nie wieder etwas sehen können.

Nach einer Weile bestaunte ich mein Kunstwerk. Zufrieden huschte mir ein Lächeln über das Gesicht. Ich erhob mahnend meinen Finger. »Nie wieder wirst du lügen, etwas nicht gesehen zu haben.«

Ich schwebte fast zum Kühlschrank zurück, als ich den Kopf mit den angenähten Händen zurückstellte. Ein letzter Blick noch, dann schloss ich die Tür. Ich faltete meine Hände wie zu einem Gebet und hob sie gen Himmel.

»Danke, lieber Gott, für diese Möglichkeit.«

6

Sven war froh, als er aus dem Behandlungszimmer von Dr. Sanchez trat. In dem kleinen Wartebereich roch alles steril. Oder war es Einbildung? Vielleicht waren es auch die wenigen stylischen Möbel, die mit Sicherheit ein Vermögen gekostet hatten, die seinem Hirn den Geruch vortäuschten. Die Praxis war von seinem Detektivbüro knappe fünf Minuten mit dem Auto entfernt und lag in San Fernando im Einkaufszentrum Bella Vista. Noch einmal drehte er sich zu ihr um und reichte ihr zum Abschied die Hand. »Danke Ihnen, Frau Doktor. Falls keine Besserung eintritt, melde ich mich wieder bei Ihnen.«

Noch bevor Dr. Sanchez etwas erwidern konnte, wurde das Gespräch von einem lauten Aufschrei unterbrochen. Sven drehte sich zur Tür um und sah eine junge Dame, die aufgeregt mit ihren Händen in der Luft herumfuchtelte. »Mama, Mama! Stell dir vor, was passiert ist!« Sie rannte auf ihre Mutter zu und drückte ihr ein Handy in die Hand.

»Beruhige dich doch, Alicia. Ich hab es schon gelesen«, sagte Dr. Sanchez und strich ihrer Tochter die blonden Haare aus dem Gesicht. »Komm, lass uns im Behandlungszimmer darüber sprechen. Setz dich schon mal auf die Liege, ja, Liebes?«

»Aber, Mama. Das ist die Mutter von Diego«, sagte Alicia und kreischte die nächsten Wörter. »Sie ist ermordet worden. Ermordet! Mama! Wieso?«

»Ja, Liebes. Bitte sprich ein wenig leiser. Setz dich endlich auf die Liege und warte auf mich.« Mit einem Ruck bugsierte Dr. Sanchez ihre Tochter in den Behandlungsraum und schloss hinter ihr die Tür. Sie rang sich ein müdes Lächeln ab. »Herr Wagner, entschuldigen Sie diesen Aufstand hier. Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie einen neuen Termin möchten, ja?«

Sven hatte in der ganzen Zeit nur still dagestanden und kein Wort gesagt. Seine Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren. Er dachte an Alicias Worte: Mutter von Diego. Ermordet worden. Hierbei konnte es sich nur um die Leiche von heute früh handeln. »Es ist kein Problem, Frau Doktor. Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Sprach Ihre Tochter über die Frau, die heute Morgen gefunden wurde?«

»Ja. Das ist die Mutter von Diego. Diego ist ein enger Freund meiner Tochter. Ich kannte die Frau nicht näher. Warum fragen Sie?«

»Rein interessehalber. Adiós.« So spontan er konnte, schoss die Antwort über seine Lippen, und er ging Richtung Ausgang. Am liebsten hätte er gefragt, ob er sich mit der Tochter unterhalten dürfte. Aber er war kein Polizist, somit würde Dr. Sanchez ihm sicher nicht das Einverständnis dazu geben. Er musste es auf einem anderen Weg versuchen, an sie heranzukommen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, sie zu beschatten? Er musste schnellstmöglich mehr über diesen Mord herausfinden.

Im Einkaufszentrum setzte er sich ins nächstgelegene Café und rief Jenny an. Als diese nach dem dritten Klingeln abnahm, fiel er sofort mit der Tür ins Haus. »Schatz? Ich bin’s. Was hast du in der Zwischenzeit über den Mord herausgefunden?«

»Nicht viel. Außer dass die Leiche des Mannes vor drei Tagen bereits eine Woche im Wasser gelegen haben muss. Hast du gewusst, dass es sehr selten ist, dass Leichen, die man ins Wasser schmeißt, wieder auftauchen? Ein Mensch geht sofort unter, und nur die Leichengase, die der Körper mit dem Zersetzungsprozess …« Jenny wurde jäh von Sven unterbrochen.

»Hör bitte auf, mir das haarklein zu erklären. Du liest eindeutig zu viele Thriller. Ist ja furchtbar. So genau wollte ich das nicht wissen. Ich fasse zusammen: Es war also ein Quäntchen Glück dabei, dass der Körper angeschwemmt wurde. Okay, weiter.«

Jenny seufzte und sprach: »Na ja, ich wollte nur, dass du verstehst, warum. Aber gut, dann eben nicht. Also, der Mann wurde an den Strand geschwemmt. Bei der Frau von heute Morgen ist es aber anders. Sie wurde nur am Strand abgelegt. Sie wurde vor drei Tagen aus ihrem Haus entführt. Stell dir vor, ihr Mann hatte Nachtschicht und ihr Sohn war bei Freunden. Es kann keiner genau sagen, wann sie entführt wurde. Es ist der Zeitraum zwischen zwanzig Uhr abends und sechs Uhr morgens möglich.«

»Und ihr Sohn heißt Diego, ja?«

»Ja, woher weißt du das?«

»Von der Tochter der Psychologin. Die kam gerade total fertig bei ihrer Mutter in der Praxis an. Sag mal, kannst du herausfinden, wie Diego und Alicia zueinander stehen? Vielleicht sind sie ein Paar? Oder … keine Ahnung.«

»Klar, ich schau mal in den sozialen Medien, was ich so finden kann über die beiden. Kommst du gleich ins Büro?«

»Nein, ich werde versuchen, Alicia abzufangen. Vielleicht kann sie ein wenig Licht ins Dunkel bringen.«

»Okay, mach das. Hasta luego, mi cariño.«

»Besitos.« Sven starrte auf die Eingangstür der Praxis, die er von seinem Platz im Café gut im Blick hatte. Wenn Alicia rauskommt, bin ich da.

 

7

Jenny schaute von ihren Notizen auf, die quer über den Schreibtisch lagen, als sie Schritte hörte, die sich ihr näherten. Sie sprang von ihrem Stuhl auf, hob den sechsjährigen Jungen in die Höhe und küsste ihn auf die Wange. Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht. Er hat das gleiche spitzbübische Lächeln wie sein Vater, dachte Jenny.

»Hola, Raúl. Wo hast du denn die Mama gelassen? ¿Qué tal? «

In diesem Moment betrat Sarah das Büro. »Hallo, Jenny. Wir wollten dich besuchen kommen und sehen, wie es dir geht. Hast du Sven die Nummer von Dr. Sanchez gegeben? Du hast dich gestern nicht gut angehört, deswegen wollte ich kurz nach dir sehen. Ich habe Raúl gerade von der Schule abgeholt.« Mit einem Küsschen links und rechts auf die Wange begrüßte sie Jenny.

»Ja, er hat bereits heute einen Termin bekommen und ist gerade bei ihr gewesen. Ich hoffe, es hilft. Danke, dass du vorbeigekommen bist. Du siehst aber sehr blass aus. Bist du krank?«

Sarah strich sich eine braune Locke aus dem Gesicht und lächelte. Jenny kam es so vor, als ob dieses Lächeln eher aufgesetzt wäre. Wie eine Maske zum Fasching. Doch Sarah machte eine abwehrende Handbewegung und sagte: »Nein, alles gut. Mir ist nur etwas schwindlig heute. Ich habe vermutlich zu wenig getrunken.« Sarah schaute auf den Tisch, auf dem unzählige Ausdrucke lagen. Sie musste schmunzeln. »Das schaut hier genauso aus wie bei mir, wenn ich arbeite. Du bist anscheinend auch so ein furchtbarer Chaot wie ich. Carlos kriegt einen Anfall, wenn ich mich auf seinem Tisch so ausbreite.«

Jenny lachte laut los. Ja, mit Sven ging es ihr genauso. Er der Ordnungsfanatiker, sie die Chaotin.

Plötzlich hörte Sarah auf zu lachen und nahm ein Blatt in die Hand. »Ist das nicht die Frau, die wir heute am Strand gefunden haben? Arbeitet ihr an diesem Fall? Wer ist euer Auftraggeber?«

»Ja, heute früh war der Bruder bei uns. Wir sollen … darf ich dir das überhaupt erzählen?« Jenny wurde unsicher.

»Aber wir von der Polizei sind da ja schon dran an dem Fall. Manchmal verstehe ich die Leute echt nicht. Mehr als arbeiten können wir auch nicht.« Sarah stieß einen Seufzer aus und nahm auf dem freien Stuhl Platz.

»Darf ich dich was fragen?«, wollte Jenny wissen.

»Ich nehme mal an, dass es um den Fall hier geht, oder? Du weißt doch, ich darf keine Fragen zu offenen Ermittlungen beantworten.«

»Ja, das weiß ich doch. Aber fragen kostet nichts.« Jenny grinste und fuhr fort: »Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Opfern?«

»Jenny, ich kann dir darauf nicht antworten.« Sarah schaute sie mit einem mitfühlenden Blick an.

»Ich hab mich bereits informiert über die Opfer. Der Mann, der angespült wurde, war ein Obdachloser, der bereits seit mehreren Jahren auf der Insel lebte. Norwegischer Staatsbürger. Das Opfer von heute hatte einen festen Wohnsitz, verheiratet, einen Sohn. Arbeitete seit Jahren als Personal Coach. Sie war sehr erfolgreich und überall beliebt. Ich sehe hier keine Verbindung.«

»Ich kann nur so viel sagen, dass wir auch noch tiefer graben müssen.« Sarah zwinkerte sie an, und Jenny verstand. Also hatte auch die Polizei noch keinerlei Zusammenhänge zwischen den Opfern gefunden, wie es schien.

»Aber es muss doch irgendeine Verbindung geben. Oder tötet er … Ach, vergiss es. Du kannst mir ja sowieso nix dazu sagen.«

»Stimmt. Was anderes: Habt ihr Lust, am Wochenende zu uns zu kommen? Ich denke mal, es wird Zeit, dass Carlos und Sven sich auch anfreunden. Es war zwar ein – na ja … sagen wir mal – holpriger Start für die beiden, aber das waren auch andere Umstände. Und nachdem wir zwei uns ja gut verstehen und öfter treffen, dachte ich mir, zu viert wäre es doch auch nett. Carlos und ich würden uns auf jeden Fall sehr freuen. Wir …« Sarah wurde von Raúl unterbrochen.

»Mama, was ist mit mir? Ich freu mich auch, wenn Jenny zum Spielen kommt. Warum vergisst du mich immer, Mama?« Raúl verschränkte die Arme vor seiner Brust und zog seine Mundwinkel nach unten.

Sarah strich ihm mit der Hand über die Wange. »Aber, Liebling. Das weiß Jenny doch, dass du dich auch über Besuch freust. Ich würde dich doch nie vergessen.«

»Dann spielen wir wieder dieses eine Spiel wie letztens, ja? Wie hieß es noch mal?«, warf Jenny ein und zwinkerte Raúl zu.

Dieser schenkte ihr sein schönstes Lächeln. »Ja, wir spielen ›Mensch, ärgere dich nicht‹. Das hat mir Oma aus Deutschland mitgebracht.«

»Genau, mein Liebling«, sagte Sarah und fuhr Raúl durch sein schwarzes Haar. »Wir müssen jetzt gehen. Jenny, sagen wir Samstag um drei Uhr? Ach so, noch was: Kannst du mich am Sonntag zum Line Dance abholen? Mein Auto ist ab morgen in der Werkstatt, und na ja, du weißt ja, wie das mit der Pünktlichkeit der Werkstätten hier ist.«

»Klar, Samstag um drei und am Sonntag um zehn. Freu mich.« Jenny verabschiedete sich von beiden, und kurze Zeit später war sie wieder in ihre Arbeit vertieft, als ihr Telefon läutete. ›Sven‹ stand auf dem Display, und sie nahm das Gespräch entgegen. »Hallo. Na, konntest du mit ihr reden?«

»Nein, da war eine Gruppe von Jugendlichen, die sie abgeholt haben. Ich hatte keine Möglichkeit, sie allein zu sprechen. Ich konnte aber von allen ein Foto machen, das hab ich dir soeben geschickt. Mal sehen, was wir rausfinden können. Ich bin gleich bei dir.«

»Okay, bis gleich«, sagte Jenny und beendete das Gespräch.

8

»Und wen von euch nehme ich mir nun als Nächstes vor?«, sagte ich zu mir selbst und starrte auf die Fotos, die vor mir auf dem Tisch aufgereiht waren. Bereit für mich. Bereit, um ihr beschissenes Leben hinter sich zu lassen. Ich musste nur wählen. Aber eigentlich war es völlig egal, wer als Nächstes drankommen würde. Ich hatte mit allen eine Rechnung offen, und es gab nur ein Zahlungsmittel, das ich akzeptieren würde. »Vielleicht dich?« Ich tippte auf ein Gesicht, das mich mit einem hübschen Lächeln anstrahlte. »Oder doch lieber dich?«

Ich konnte mich nicht entscheiden, somit stand ich auf und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu holen. Die Brühe war bereits kalt, trotzdem schenkte ich mir eine Tasse ein. Ich musste wieder stundenlang auf diese Bilder gestarrt haben, denn mir kam es so vor, als ob ich mir erst vor fünf Minuten einen frischen Kaffee gemacht hätte. Ich schaute in die Tasse und stellte fest, dass die Flüssigkeit darin die gleiche Farbe besaß wie meine Seele. Tiefschwarz. Ich trank einen Schluck und hoffte auf die erlösende Entscheidung. Auf eine Eingebung. Aber nichts geschah. Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte und lauschte der Stille. Die Gedanken waren wie durch den Wind fortgeblasen. Diese Ruhe in meinem Kopf verspürte ich in letzter Zeit selten. Ich hatte nur noch ihr Bild vor meinen Augen, wie sie mich anlächelte und ihre Hände nach mir ausstreckte.

Dann hörte ich es wieder. Es dröhnte so laut in meinem Kopf, dass ich vor Schreck die Tasse fallen ließ. Der Schrei ging mir durch Mark und Bein. Die Keramik zerschellte auf den Bodenfliesen, und das kalte Getränk ergoss sich über meine nackten Füße. Ein Splitter steckte in meinem Fleisch, und das Blut rann träge heraus. Doch ich fühlte keinen Schmerz. Ich fühlte rein gar nichts mehr. Mein Körper war nur noch eine Hülle. Ein seelenloses Wesen, das existierte, weil es musste, nicht weil es wollte. Keine einzige Träne hatte ich seit vier Wochen, neunzehn Stunden und siebenundzwanzig Minuten vergossen. Keine einzige. Ich rieb an meinen Schläfen. Die Kopfschmerzen kamen wieder. Ich musste mich beeilen, sonst würde ich heute keine Entscheidung mehr fällen können.

Warum hatte ich nicht das Recht zu weinen? Ich wollte es doch so sehr. Ich hämmerte mit den Fäusten auf meinen Kopf ein, so als würde ich dadurch den Schmerz herausbekommen. Ich starrte auf die Pfütze zu meinen Füßen. Sie färbte sich rot ein. Ein Rinnsal Blut sickerte langsam den großen Zeh hinab. Dies erinnerte mich an den kleinen Unfall mit dem Beil. Über und über war ich mit Blut besudelt gewesen, nachdem ich wie von Sinnen auf sie eingehackt hatte. Das nächste Mal musste ich mir frische Kleidung mitnehmen. Wenn mich jemand gesehen hätte …

9

»Was denkst du?«, sagte Sven zu Jenny, als er sich die Ergebnisse anschaute, die sie zusammengetragen hatte. »In welcher Verbindung stehen die beiden Opfer zueinander? Ich meine, es könnte gut sein, dass die sich gekannt haben. Vielleicht brachte sie Helge Larsen ab und zu etwas zu essen vorbei. Oder auch Decken und Kleidung. Und ein anderer Obdachloser hat das beobachtet und beide getötet, da er nichts bekommen hat.«

Jenny nickte zustimmend. »Das kann gut sein. Aber an zwei verschiedenen Tagen? Ungewöhnlich, aber möglich.«

Sven kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart am Kinn und dachte nach. »Hmmm … aber was hat das nun mit dem Bruder des zweiten Opfers zu tun? Die Theorie kann nicht stimmen. Ein Obdachloser schreibt keine Briefe mit Morddrohungen. Wir übersehen etwas.«

»Ja, vermutlich. Komm, lass uns für heute Schluss machen. Wir arbeiten morgen weiter.«

»Können wir noch einen kurzen Abstecher an den Strand machen? Ich will mir die Fundorte ansehen. Es ist noch hell draußen, und ein kleiner Spaziergang am Strand tut uns sicher gut.«

»Wie schön romantisch du bist. Ein Spaziergang am Strand, um die Fundorte von Mordopfern zu besichtigen«, sagte Jenny und lachte laut auf.

»Ich bin der geborene Romantiker.« Sven stand auf und nahm Jenny in seine Arme. »Dafür hab ich mir doch eine Belohnung verdient, oder? Einen Kuss zum Beispiel.«

Jenny kam ganz nah an sein Gesicht heran. Sie musste zu ihm aufsehen, da er einen Kopf größer war als sie. Ihre Augen funkelten, und sie sprach: »Nein.« Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu lösen, doch er hielt sie fest. Dann leckte Sven seine Lippen feucht und machte schmatzende Geräusche. Jenny quietschte auf und trommelte mit ihren Fäusten auf seinen Brustkorb ein. »Hör auf! Das ist ja eklig«, rief sie laut lachend.

 

***

 

Sven nahm einen tiefen Atemzug und starrte auf das offene Meer hinaus. Die mit Salz geschwängerte Luft strömte in jede Pore seines Körpers. Jedes Mal, wenn Jenny und er einen Strandspaziergang machten, was in letzter Zeit doch ziemlich selten vorkam, genoss er jede einzelne Sekunde davon. Jenny hatte bereits ihre Schuhe ausgezogen und ging auf das Meer zu, das mit knöchelhohen Wellen auf den Strand zujagte.

Einen kurzen Moment versank er in Gedanken. An Jenny, an die Vergangenheit und an ihre gemeinsame Zukunft. Wie in einem Film sah er Bilder vor seinem geistigen Auge, die in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit dahinrasten.

»Hier irgendwo muss es sein«, sagte Jenny und winkte Sven zu sich.

Im Bericht der Tageszeitung stand, dass die männliche Leiche in der Nähe des Leuchtturms von Maspalomas gefunden worden war. Allerdings sah man keine Polizeiabsperrung weit und breit. Natürlich nicht, schließlich war der Fund schon drei Tage her, und die Touristen, die hier tagtäglich entlanggingen, sollten von der schrecklichen Tat nichts mitbekommen. Sven schaute auf den dunklen Sand. Ein wenig ärgerte er sich über sich selbst. Was hatte er erwartet, hier zu finden?

»Hmmm … hier muss er irgendwo angeschwemmt worden sein.« Sven blickte sich nach allen Seiten um. »Dort vorne ist der Steg vom Leuchtturm. Gut möglich, dass der Täter das Opfer dort hineingeworfen hat«, sagte Sven, fügte aber nach einem Moment nachdenklich hinzu: »‬‬‬‬‬Aber er könnte ihn auch von einem Boot geworfen haben. Konntest du herausfinden, wo das Opfer seinen Schlafplatz hatte?«‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬‬

Jenny schüttelte den Kopf und zeigte nur einen Augenaufschlag später in Richtung Promenade. »Aber vielleicht schauen wir uns ein wenig um? Wenn Larsen hier geschlafen hat, wird ihn wohl jemand kennen, oder?«

Sven nickte, und beide schlenderten wenige Schritte, bis sie befestigten Boden unter sich hatten und vor den drei Stufen standen, die zur Rückseite des Leuchtturms führten.

Ein älterer Mann mit einem verschlissenen Sonnenhut auf dem Kopf kam mit unzähligen Plastiksäcken in den Händen nur wenige Meter von den beiden entfernt zum Stehen. Er legte seine Habseligkeiten auf den Boden und begann, seinen Schlafplatz für die Nacht herzurichten.

Sven zückte sein Handy und suchte nach dem Foto des Opfers. Als er es nach einigen Sekunden gefunden hatte, ging er auf den Mann zu. Dieser machte es sich gerade neben der kleinen Treppe, die zur Fressmeile von Maspalomas führte, auf einer Decke bequem. Der Obdachlose lehnte sich an die Mauer des Leuchtturms, in einer am Abend unbeleuchteten Ecke, sodass er von der Promenade aus nicht zu sehen war. Als Sven nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, schaute der Mann ihn fragend an und zischte im nächsten Augenblick ein »¿Qué? « aus seinem zahnlosen Mund.

Sven setzte ein freundliches Lächeln auf. Schließlich wollte er doch nur Antworten auf seine Fragen haben. Nicht mehr und nicht weniger. Der alte Mann sollte sich auf keinen Fall von ihm bedroht fühlen. Trotz der sonnengegerbten Haut machte der Mann auf ihn nicht den Eindruck, ein Spanier zu sein.

»¿Usted habla inglés o alemán?«, fragte er den Unbekannten.

»Deutsch sprech ich. Warum? Wer will das wissen?« Seine Stimmlage hatte etwas Gereiztes an sich.

»Guten Abend, der Herr. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Sven Wagner, und das ist meine Partnerin Jenny Huwer. Wir sind Privatdetektive und ermitteln in den beiden Mordfällen, die sich hier ereignet haben. Ist das hier Ihr Platz, wo Sie immer schlafen?« Sven hielt dem Mann seine Visitenkarte entgegen, die er aus seiner Hosentasche gekramt hatte, aber der Obdachlose wehrte ihn mit der Hand ab.

»Lass mich in Ruhe. Ich will damit nichts zu tun haben.«

Doch Sven gab nicht auf und zeigte ihm das Foto. Der Mann starrte sekundenlang auf das Handydisplay.

»Ja, ich kenn ihn. Das ist Helge. Und das war sein Platz hier. Ich hab meist um die Ecke geschlafen. Er hat nie viel gesprochen. Manchmal kam er zu mir und hat mit mir sein Bier oder sein Brot geteilt, das er von irgendjemandem bekommen hatte. Wir müssen doch zusammenhalten auf dieser Insel.« Er pulte an der Decke herum, auf der er saß. Diese hatte ihre besten Jahre schon hinter sich gebracht.

»Haben Sie etwas gesehen? Ich meine, kurz bevor er ermordet wurde? Ich zahle auch.« Sven holte einen Zwanzigeuroschein aus seiner Hosentasche und zeigte ihn dem Obdachlosen. Als der Mann zugreifen wollte, zog Sven seine Hand zurück.

Nach einem Seufzer redete der Mann schlussendlich doch: »Ich habe nichts gesehen. Ich wurde von dem Gekreische geweckt vor ein paar Tagen. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Normalerweise sind die Touristen sehr leise, wenn sie morgens spazieren gehen. Aber wie gesagt, ich wurde von dem grellen Schrei geweckt. Ich rannte sofort runter zum Wasser. Man weiß ja nie, vielleicht ertrinkt jemand, und ich könnte demjenigen helfen …« Er schwieg einen Augenblick, bevor er fortfuhr. »Ich sah den Körper am Strand liegen. Ich rannte darauf zu. Doch dann … die Wellen haben sich über ihm gebrochen und den Körper unwirklich hin und her gewiegt. Der Kopf fehlte. Das sah ich, als ich näher kam. Anhand der Kleidung wusste ich sofort, dass es Helge war. Erst zwei Wochen zuvor hat er das Hawaiihemd geschenkt bekommen, von einer lieben Dame, die ab und zu mal vorbeikommt. Abrupt blieb ich stehen und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Als ich wieder aufsah, waren bereits Helfer an Ort und Stelle, die die Frau, die geschrien hatte, zu beruhigen versuchten. Mir kam es vor, als wären nur Sekunden vergangen, bis die Polizei eintraf. Auf einmal waren zig Polizisten hier am Strand, und von allen wurden die Personalien aufgenommen. Ich habe sofort gesagt, dass es sich bei dem Toten um meinen Bekannten Helge handelt. Seinen Nachnamen wusste ich nicht. Ich bin froh, dass ich meinen in der ganzen Zeit, die ich hier bereits lebe, nicht vergessen habe.« Er lächelte zahnlos.

»Und was ist dann passiert? Erzählen Sie ruhig weiter«, sagte Sven und winkte mit den zwanzig Euro.

»Na, was soll dann schon passiert sein? Mitgenommen haben sie Helge. Und ich … na ja, irgendjemand musste sich doch um seine Erbschaft kümmern.«

»Was meinen Sie damit?«

»Ich hab natürlich sofort seine Sachen zusammengepackt.« Er zeigte auf die Plastiktüten, die um ihn herum auf dem Boden standen.

»Ach so. Das ist okay, denke ich mal. Ich lasse Ihnen trotzdem meine Karte da. Für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt.«

Der Obdachlose nahm die Visitenkarte und auch den Zwanzigeuroschein entgegen und lachte laut auf, als er auf die Karte blickte. »Klar, ich kann ja ein Morsetelegramm schicken.«

Sven kommentierte das nicht mehr und hob nur die Hand zum Gruß. Jenny hatte sich in der Zwischenzeit wenige Schritte von den beiden entfernt aufgehalten, aber trotzdem das Gespräch mitverfolgen können.

Sven und Jenny entfernten sich vom Leuchtturm und gingen am Meer entlang Richtung Sanddünen. Vorbei an den unzähligen Strandliegen, die gerade von einem Arbeiter zusammengestellt wurden. Einige Pärchen kamen den beiden Hand in Hand entgegen. Das kalte Meerwasser umspülte Svens Fußgelenke bei jeder Welle, die an den Strand rauschte. Gerade als sie am FKK-Strandabschnitt vorbeigingen und Sven seinen Gedanken freien Lauf lassen wollte, fing Jenny an zu sprechen.

»Stell dir mal vor«, sagte Jenny. »Er wird morgens von einem Schrei geweckt und sieht seinen toten Freund am Strand liegen. Denkst du, dass er Angst hat? Oder schlimmer noch, vielleicht ist er sogar Helges Mörder und hat die Polizei und dich angelogen.«

»Ach, komm. Bleib auf dem Boden der Tatsachen. Er sagte doch, die beiden hätten Essen und dergleichen geteilt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Mörder ist.«

Jenny war in der Zwischenzeit stehen geblieben und malte mit ihrem großen Zeh Buchstaben in den Sand.

»Ich liebe dich auch«, sagte Sven und schaute auf das Te quiero, das gerade von einer Welle erfasst wurde, die die Hälfte der Buchstaben mit sich ins Meer riss. Die Sonne hatte bereits einen Teil ihrer Wärme verloren, und in einer guten halben Stunde würde sie den Himmel in ein wundervolles Orange tauchen. Jenny küsste Sven, dieser legte seine Arme fest um sie und drückte sie an seinen Körper. Als er sie wieder aus der Umarmung entließ, schlenderten sie Hand in Hand in Richtung des Fundortes der zweiten Leiche.

»Hier muss es gewesen sein«, sagte Jenny und zeigte auf die Stelle, an der der Strand eine Biegung machte und sich eine große Sanddüne erhob. Beide stapften durch den Sand, um sich dort genauer umsehen zu können. Allerdings gab es auch an diesem Ort keine Anzeichen dafür, dass hier noch vor wenigen Stunden eine Leiche gelegen hatte. Es waren viele Fußabdrücke zu sehen, aber die waren überall am Strand, da die Strecke zwischen Playa del Inglés und Maspalomas gerne von den Touristen für einen Strandspaziergang genutzt wurde.

»Schei…«, entfuhr es Sven, und er verbesserte sich sofort. »Schmetterling wollte ich sagen.« Ein breites Grinsen folgte.

»Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung«, quittierte Jenny sein Grinsen.

Sven sah sich fragend um, konnte aber nichts entdecken, was seine Aufmerksamkeit auf sich hätte ziehen können. »Das Einzige, was mich irritiert, ist der lange Weg von hier zum Meer. Das sind sicher gute fünfzig Meter. Ich meine, der Obdachlose ist angespült worden und sie hier ist nicht mal in die Nähe vom Wasser gekommen.«

»Das stimmt«, sagte Jenny nachdenklich. »Aber vielleicht wurde der Täter gestört oder ihm ging die Puste aus. Verstehst du?«

»Klingt nach Frauenlogik. Der Obdachlose brachte gute hundert Kilo auf die Waage, die Frau grad mal die Hälfte«, sagte Sven und prustete laut los.

Jenny boxte ihm in die Rippen und schaute ihn böse an.

 

10

»Was weißt du über den Mord an Victoria?«, sagte Cecilia laut, als sie die Eingangstür zuschlagen hörte. Doch außer einem Seufzer kam keinerlei Antwort. »Horst, ich habe dich etwas gefragt.« Diesmal war ihr Tonfall schärfer als zuvor.

Sekunden später trat ihr Mann in das Wohnzimmer und schaute sie mit ernstem Blick an. »Auch dir einen wundervollen Abend. Schön, dass du mich nach meinem Befinden fragst«, sagte Horst mit einem süffisanten Unterton.

»Es geht dir anscheinend gut. Du lebst ja noch. Und was an diesem Abend wundervoll sein soll, habe ich noch nicht verstanden. Also, was weißt du?«

Horst ließ sich auf den Stuhl neben Cecilia fallen. »Sie wurde enthauptet, und die Hände und die Füße wurden entfernt. Genauso wie bei dem anderen Opfer. Was willst du denn sonst noch wissen?«

»Das weiß ich doch schon alles. Was sagt die Polizei? Deine Tochter ist total aufgelöst heute Mittag zu mir gekommen. Ich konnte sie kaum beruhigen.« Cecilia sprang von ihrem Stuhl auf.

»Die arme Alicia. Wo ist sie denn? Ich muss unbedingt mit ihr sprechen. Schließlich kannte sie die Tote doch näher. Sie war dort oft zu Besuch, oder?«

»Deine grauenhafte Sensationsgier wird dich noch einmal ins Grab bringen. Alicia wurde von ihren Freunden abgeholt. Sie ist, so wie immer, nicht zu Hause.«

»Du kannst sie doch nicht einfach so gehen lassen! Ein Serienmörder ist auf der Insel, und du lässt unsere Tochter aus dem Haus?!«

»Sie ist siebzehn Jahre alt. Wie stellst du dir das vor? Soll ich sie im Keller fesseln und gefangen halten?«

»Nein, natürlich nicht. Da hältst du ja bereits deinen Vater gefangen. Ich geh nochmals raus. Hier ist es mir …« Horst unterbrach sich selbst mitten im Satz. »Zu kalt.«

»Du gehst nirgendwohin!«, entgegnete Cecilia. »Was weißt du über die Toten? Rück endlich mit der Sprache raus. Ich weiß genau, wie das in der Pressebranche abläuft. Sprich jetzt endlich.«

»Du kannst mich mal.« Mit diesen Worten ging Horst aus dem Zimmer, und nur einen Augenaufschlag später knallte die Haustür.

Cecilia stand noch immer wie angewurzelt mitten im Raum. Sie konnte kaum fassen, dass Horst gegangen war. Und noch weniger konnte sie fassen, dass er behauptete, sie würde ihren Vater gefangen halten. Was für eine Anschuldigung! Langsam ließ sie sich auf den Sessel gleiten. Sie richtete ihren Blick starr aus dem Fenster und beobachtete die letzten Sonnenstrahlen, die aufs Meer fielen. Gerade als sie in Gedanken versank, meldete sich das Telefon mit einem lauten Klingelton und zeigte das Symbol eines Briefes auf dem Display an. Sie drückte auf das Symbol und las die Mail. Der Absender war ihr Ehemann.

 

›Es tut mir leid. Du machst dir auch nur Sorgen. Hier schicke ich dir meine Notizen. Ich hole Alicia ab. Sie ist ganz in der Nähe im C. C. San Agustín. Wir kommen gleich.‹

 

Cecilia seufzte erleichtert auf. Vielleicht sollte sie sich selbst mehr am Riemen reißen. Und die Erwartungshaltung an Horst zurückschrauben. Sie griff nach dem Notizblock und dem Bleistift auf dem Tisch und notierte sich die Einzelheiten, die sie auf dem Foto im Mailanhang sah.

11

Ich hatte meine Auswahl getroffen und schlich mich heran. Ich konnte den Duft der Angst riechen, so nah kam ich meinem Opfer. Oder war es doch nur eine Schweißabsonderung, die in meine Nase kroch? Ich musste mehr über die Gewohnheiten und den Tagesablauf erfahren, bevor ich endgültig zuschlagen konnte. Beobachten war derzeit meine Aufgabe. So saß ich nun auf einer der unzähligen Parkbänke in der Nähe und hörte die Schritte, die sich von mir entfernten. Das Rascheln der Plastiktüten direkt neben mir war unüberhörbar. Wieder schaute ich in Richtung meines nächsten Opfers und stellte mir bereits den Genuss vor, der mir bald wieder zuteilwerden würde. Wochenlang hatte ich mich auf diesen Moment vorbereitet. Eine perfekt ausgeklügelte Idee und dann noch diese Fügung des Schicksals.

Ich bin kein gläubiger Mensch, und noch weniger betrete ich eine Kirche, aber dies muss von Gott so gewollt gewesen sein. Im Internet gibt es viele Möglichkeiten herauszufinden, welches die perfekte Mordmethode ist. Und die Polizei wird niemals auf meine Spur kommen. Langsam drifteten meine Gedanken ab. In eine Zeit, die mich in zwei Teile gerissen hatte.

Anklagend schaute ich zu dem verschwitzten Subjekt. Ich verstand nicht, wie die das hatten zulassen können. Eigentlich war ich das Opfer und die alle die Täter. Sie hatten gemeinsame Sache gemacht. Alle hatten es gewusst, und keiner hatte etwas getan.

12

Jenny hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt, als Sven sich setzte und herzhaft gähnte. Er sah aus wie ein zerstreuter Professor. Die Haare standen ihm kreuz und quer, und auf seiner linken Gesichtshälfte prangte der Abdruck seines Kopfkissens. Dennoch legte er sein Handy wie gewohnt auf den Tisch, direkt neben den Teller. Jenny fand diese Angewohnheit furchtbar. So oft hatte sie ihm schon gesagt, dass er sich das abgewöhnen solle. Da er dann ständig in Versuchung war, sein Handy auch während einer Mahlzeit zu benutzen.

Sie stellte ihm seinen Kaffee auf den Tisch. »Guten Morgen. Ich denke mal, du hast sehr gut geschlafen. Das autogene Training scheint dir gutzutun.«

Sven nickte nur und trank einen Schluck. Momentan war er nicht in der Verfassung, ein Gespräch zu führen. Er war eben kein Morgenmensch.

Still lächelte sie in sich hinein und setzte sich zu ihm. Er hatte seine Hand auf den Tisch gelegt, und seine Stirn war langsam darauf gesunken. Jenny sah seine Augen nicht, vermutete aber, dass er sie geschlossen hatte.

»Schatz?«

»Hmm?«, murmelte Sven und verharrte in seiner Position.

»Ich hab mir die Fotos von der Gruppe angesehen, die du mir gestern geschickt hast. Alle sind auf Facebook miteinander befreundet.«

»Mhm.«

»Okay, das ist keine Seltenheit. Aber es fehlt ein Mädchen auf den Fotos.«

Anscheinend hatte diese Aussage doch Svens Interesse geweckt, denn er hob seinen Kopf. »Wie meinst du, es fehlt ein Mädchen?«

»Es gibt einige ältere Fotos von der ganzen Gruppe. Und in den letzten vier Wochen ist sie hier«, Jenny deutete mit dem Zeigefinger auf ein braunhaariges Mädchen, das schüchtern in die Kamera lächelte, »auf keinem der Fotos mehr zu sehen. Ich habe mir alle Bilder im letzten halben Jahr angeschaut, und auf allen war sie drauf. Bis vor knapp einem Monat …«

Sven nahm den Ausdruck in die Hand und betrachtete ihn näher. »Und wer ist dieses Mädchen?«

»Keine Ahnung. Es gibt keinerlei Verlinkung zu ihr. Alle anderen wurden markiert. Aber sie nicht.«

»Vielleicht hat sie die Insel mittlerweile verlassen. Oder sie ist eine von denen, die kein Facebookprofil besitzen.«

»In diesem Alter? Denkst du wirklich, es gibt noch junge Männer und Frauen, die nicht in den sozialen Medien unterwegs sind?«

»Klar gibt es die. Und sie ist eben eine davon. Was hast du über die anderen rausgefunden?«

»Nichts Besonderes. Diese sieben hier stammen alle aus gutem Elternhaus. Also Mutter und Vater gehen arbeiten und schicken ihre Kinder auf die Privatschule. So haben die sich alle vermutlich auch kennengelernt.«

»Gibt es Vorstrafen?«, fragte Sven.

»So was wird kaum auf Facebook stehen. Du kommst auf Ideen.«

»Stimmt, ja. Aber die Schule steht im Profil. Ich könnte ja zur Schule fahren und Informationen sammeln. Was meinst du?«

»Einen Versuch ist es wert. Mal etwas anderes: Was hat denn die Frau Doktor gesagt zu deinen Albträumen? Du hast mir davon noch nichts erzählt. Ich durfte ja nur abends dein autogenes Training mit anhören.« Jenny schaute zu Sven, und dieser zog seine rechte Augenbraue in die Höhe. Seine Lippen bildeten einen Strich, so fest presste er sie aufeinander. Somit beeilte sich Jenny, die Wogen zu glätten, bevor er etwas sagen konnte: »Ich habe das genossen und fand es toll. Ich habe geschlafen wie ein Stein.«

Svens Gesichtsmuskeln entspannten sich wieder. »Sie hat gemeint, dass es sein kann, dass ich etwas Schlimmes erlebt oder vielleicht sogar getan habe und das nun in meinen Träumen versuche zu verarbeiten.«

»Hast du ihr etwa von …? Nein, das hast du nicht erzählt, oder doch?« Jenny steckte ein riesiger Kloß im Hals, der ihr nach und nach die Kehle zudrückte.

»Nein, ich habe ihr das nicht erzählt. Natürlich nicht. Ich hab ihr einfach eine Geschichte aufgetischt, dass meine Cousine von Männern verschleppt wurde und die sie dann im Meer versenkt haben. Sie meinte, ich würde da Schuldgefühle haben und diese im Traum auf dich projizieren. Ich habe Schuldgefühle. Da hat sie völlig recht.«

»Zu dem Zeitpunkt war sie doch schon tot. Du hättest nichts mehr für sie tun können. Du hast nur gemacht, was dein Chef dir gesagt hat.«

Ihr Gespräch wurde von Svens Handy unterbrochen. ›Carlos‹ stand auf dem Display. Sven nahm ab und schaltete auf Lautsprecher, damit Jenny mithören konnte.

»Hola, Carlos. ¿Qué tal?«

»Hola, mi niño. Gracias, bien, ¿y tú? Du musst zu mir auf die Dienststelle kommen. So schnell wie möglich. Ich habe ein paar Fragen an dich.«

»Carlos, was ist denn los?«

»Bitte komm her. Ich will das nicht am Telefon besprechen.«

»Ja, okay. Ich bin in einer Stunde da.«

Sven beendete das Gespräch und schaute zu Jenny. Sie sah die Fragezeichen in seinen Augen blitzen.

 

13

Sven saß schon eine ganze Weile im Verhörraum der Polizei in Playa del Inglés. Jenny hatte ihn vor der Tür abgesetzt und war einkaufen gefahren. Sven schaute wieder auf seine Armbanduhr. Schon kurz nach zehn. Wenn das so weiterginge, würde das Detektivbüro heute geschlossen bleiben. Er war froh, wenigstens sein Handy dabeizuhaben, und surfte in der Wartezeit im Internet.

Kurz nachdem er hier angekommen war, hatte Carlos seinen Kopf ins Zimmer gesteckt. »Komme in fünf Minuten.« Diese Worte hallten auch eine halbe Stunde später noch in Svens Ohren nach. Typisch Canario, dachte er ein wenig säuerlich. Und Carlos war mit seinem schwarzen Haar, das von weißen Strähnen durchzogen war, und der dunklen Hautfarbe anscheinend nicht nur äußerlich ein echter Spanier. Sven hatte bisher immer angenommen, dass dieses Problem mit der Pünktlichkeit nur Handwerker betraf. Wenn diese einem versprachen, dass sie morgen in der Früh um neun Uhr kommen würden, konnte man froh sein, wenn sie zumindest irgendwann im Laufe des vereinbarten Tages auftauchten.

Sven kannte diesen Raum. Vor gut sechs Monaten war er hier schon einmal verhört worden. Damals ging es um den Mord an seiner Ex-Freundin Dörte, der jemand die Kehle durchgeschnitten hatte. Man hatte ihn verdächtigt, diese Tat begangen zu haben.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Carlos und sein Kollege Cristiano eintraten. Die beiden setzten sich ihm gegenüber. Carlos räusperte sich, bevor er anfing zu sprechen. »Sven, kennst du diesen Mann?« Er legte ein Foto auf den Tisch und schob es ihm hin.

Natürlich, schoss es Sven durch den Kopf. Bei dem Anblick des Blutes, das sich um die Leiche gebildet hatte, wurde Sven regelrecht schwummrig vor Augen. Hitze stieg in ihm auf, und er rutschte auf seinem Stuhl nervös hin und her. »Verdammte Scheiße! Was soll das denn?«, brach es aus ihm heraus, und er ließ das Foto wie ein glühendes Stück Metall auf den Tisch fallen. Im nächsten Moment fand er seine Stimme wieder. »Lo siento. Ja, natürlich kenne ich diesen Mann. Das ist der Obdachlose vom Leuchtturm in Maspalomas. Ich habe doch gestern Abend noch mit ihm gesprochen.«

»Und wie lief dieses Gespräch ab?«, fragte Cristiano. »Wieso warst du dort, Sven?«

»Na, ich wollte mehr über die beiden Toten erfahren. Und wer könnte da am ehesten Bescheid wissen als jemand, der dort wohnt? Er konnte mir aber nicht wirklich behilflich sein. Also nichts, was mich in meinen Ermittlungen weiterbringen würde.«

»Wie? Deine Ermittlungen?«, warf Carlos ein.

»Mich hat der Bruder des zweiten Opfers, also dieser Frau, beauftragt herauszufinden, wer seine Schwester umgebracht hat und ihm eine Nachricht zukommen ließ.«

»Was für eine Nachricht? Warum wurden wir nicht darüber informiert?« Carlos sprang von seinem Stuhl auf und stützte sich mit den Händen auf den Tisch.

---ENDE DER LESEPROBE---