Schicksalsbringer - Fortunas Vermächtnis - Stefanie Hasse - E-Book

Schicksalsbringer - Fortunas Vermächtnis E-Book

Stefanie Hasse

0,0

Beschreibung

Schicksalsbringer - Fortunas Vermächtnis ist das eShort-Prequel zu Stefanie Hasses neuer romantischer Fantasy-Geschichte über die Macht des Schicksals und der Liebe. Simone betrachtet das neue Gemälde im Atelier und kann es kaum fassen: Endlich hat ihre Mutter Elodie Erfolg mit den eigenen Bildern! Doch während Elodie die Glückssträhne in vollen Zügen auskostet, bleibt Simone skeptisch. Woher kommt das plötzliche Interesse an den Bildern? Könnte all das mit Elodies rätselhaftem neuen Freund zusammenhängen? Simone jedenfalls traut dem Mann nicht ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 50

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Titelseite

Kapitel 1 - Verbissen starre ich ...

Kapitel 2 - Mit noch halb ...

Kapitel 3 - Maman hatte sich ...

Kapitel 4 - In der darauffolgenden ...

Kapitel 5 - Den Anblick werde ...

Epilog

Über die Autorin

Weitere Infos

Impressum

Verbissen starre ich auf das neueste Kunstwerk meiner Mutter. Ein riesengroßes Gemälde in neun Teilen, das seit heute Morgen an unserer langen Wohnzimmerwand hängt und diese komplett einnimmt. Dieser Neunteiler ist der Abschluss einer turbulenten Zeit, die mich an den Rand der Verzweiflung getrieben hat.

Warum ist meine Mutter nur so vernarrt in diese Bilder? Nicht nur, dass sie darauf besteht, sie nicht zu verkaufen, sie vergöttert das Gemälde geradezu und scheint irgendwas in den Bildern zu sehen, das ich nicht erkennen kann. Ich vergleiche es mit den Bildern, die sich an der Wand gelehnt aufreihen und an denen ein »Verkauft«-Schild samt Adressdaten hängt.

Langsam lasse ich meine Finger über die flache Textur aus Ölfarbe gleiten. Ihre Pinselführung hat sich nicht verändert. Sie hat die Farbe nicht anders aufgetragen als bisher. Ihre Darstellungen von Personen sind nach wie vor realistisch, die Bilder an sich haben weiterhin ein eher fantastisches Thema.

Warum haben angesehene Kunstkenner bis vor Kurzem noch horrende Preise für eines dieser Bilder bezahlt und heute interessiert sich kaum einer mehr für die neuen Werke von Maman? Ich weiß, dass es auch auf dem Kunstmarkt Trends gibt und man einfach auch in sein, in der Szene als cool gelten muss, um gekauft zu werden. Aber Kunstkritiker ändern ihre Meinung doch nicht innerhalb von wenigen Wochen. Es muss einfach eine Erklärung für diesen plötzlichen Wandel in unserem Leben geben, das spüre ich.

Weder das große Gemälde an der Wand noch Mamans aktuelles Werk auf der Staffelei liefern mir eine Antwort auf die Fragen, die in meinem Kopf herumgeistern. Seit Tagen schwanken meine Gedanken zwischen Sorgen und Erleichterung, weil Maman sich zwar langsam von den Ereignissen erholt, wir aber nach wie vor im Dunkeln tappen, was das große Warum angeht. Alles scheint mit diesem Mann zusammenzuhängen, den sie vor etwas über vier Wochen kennengelernt hat. Ich weiß, dass ich wie eine eifersüchtige Tochter klinge, aber ich denke, dass ich mit meiner Ahnung richtigliege. Wer taucht schon aus dem Nichts auf, ist plötzlich über vier Wochen lang der Mittelpunkt deines Lebens und verschwindet dann spurlos?

Vom vielen Überlegen habe ich bereits einen dumpfen Schmerz in den Schläfen – vielleicht liegt es aber auch an den Farbdämpfen hier in Mamans Atelier-Zimmer. Ohne Antworten auf meine Fragen verlasse ich den Raum und durchquere den Flur, wo sich weitere und bereits fachmännisch verpackte Bilder meiner Mutter aneinanderreihen. Ob sie nun jemals noch verkauft werden? Ich betrete unsere Terrasse, laufe an der Ligusterhecke entlang und benutze das alte gusseiserne Gartentor. Gleich hinter der schmalen Straße jenseits unserer Hecke beginnt der kleine Park, in dem ich mich in den letzten Tagen ziemlich oft aufhalte, seit meine Gedanken andauernd Karussell fahren.

Hier kann ich nachdenken. Eine plausible Erklärung für die Geschehnisse der vergangenen vier Wochen habe ich bisher trotzdem noch nicht gefunden. Ich laufe quer über die Wiese und gelange über einen Trampelpfad direkt zu der kleinen Bank unter einem Rosenbogen.

Wie immer kreisen meine Gedanken um das Warum. Mein Blick schweift über die lebendige Natur, die Maman so oft zur Inspiration dient. Bei mir scheint es jedoch nicht zu funktionieren. Ich schüttele resigniert den Kopf. Anstatt mich mit meiner besten Freundin Tina zu verabreden, ins Kino zu gehen oder sich auf ein Eis zu treffen, wie es sich für sechzehnjährige Mädels gehört, sitze ich hier, grüble über die vergangenen Wochen und versuche, Mamans Leben wieder in normale Bahnen zu lenken. Ich seufze laut auf, starre zu Boden und male mit meinen Chucks Muster in den Kies.

Plötzlich bleiben meine Gedanken bei unserem gemeinsamen Museumsbesuch vor etwas mehr als vier Wochen hängen. Und mit einem Mal bin ich mir sicher, dass zu diesem Zeitpunkt alles begonnen hat. Mit Mamans Verletzung und seinem Auftritt.

Mit noch halb geschlossenen Augen schleppte ich mich an jenem Morgen in die Küche, wo Maman bereits mit der Sonntagszeitung am Tisch saß und im Kulturteil blätterte. Ich war gerade dabei, mir Kaffee einzugießen, als mich ihr Schrei so zusammenzucken ließ, dass mein Puls in die Höhe raste und ich direkt die halbe Tasse verschüttete. Ich wandte mich meiner Mutter zu, die kreidebleich dasaß und auf ihre Hand starrte.

»Bist du jetzt zum Bodypainting übergegangen?«, fragte ich bei einem Blick auf das münzgroße rote Symbol auf ihrer Handfläche, das einem Rad mit acht Speichen glich.

»Sehr witzig«, erwiderte meine Mutter mit gepresster Stimme und atmete scharf ein. »Es fühlt sich an wie eine Verbrennung. Aber ich habe die letzten paar Minuten doch bloß hier am Küchentisch gesessen und -« Sie wedelte wild mit der Hand herum und der Schmerz schien nachzulassen. Das seltsame Zeichen jedoch blieb.

»Vielleicht hast du dich geschnitten?«, fragte ich skeptisch. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie nicht wusste, wobei genau sie sich eine Verletzung zugezogen hatte. Ich schob es auf die giftigen Dämpfe im Atelier und darauf, dass Maman während eines kreativen Schubs tatsächlich etwas abwesend war. Über die Jahre hatte ich mich daran gewöhnt. Als sie mich jedoch bat, Salbe und Verbandszeug zu holen, war ich ein wenig überfordert. Mit zitternden Händen, weil die Verletzung einen immer dunkleren Rotton annahm, strich ich Salbe darauf und versuchte, den Verband straff genug, aber nicht zu eng, um ihre Hand zu wickeln.

Währenddessen fluchte Maman ununterbrochen und schimpfte, dass sie sich einfach keine Verletzung leisten könne, dass wir vom Pech verfolgt wurden und ob wir nicht irgendwann mal etwas Glück verdient hätten.

Maman war Linkshänderin, malte daher die Bilder, mit denen wir immerhin einen Teil unseres Essens und der Miete bezahlten, mit der nun verletzten Hand. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie den Verband begutachtete.