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Hermann Harry Schmitz

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Beschreibung

Diese Sammlung der Werke von Hermann Harry Schmitz, des berühmten Verfassers grotesker Erzählungen und Einakter sowie Essayisten enthält: Gesammelte Werke Circulus vitiosus Der Aesthet Eine immerhin recht merkwürdige Geschichte Der Fremde Titti, das Schneelämmchen auf der Pfarrwiese Nr. 42 Ein Albdruck Irre Epilog . ist wohlgetan,. ist wohlgetan Die Tragödie aller Marionetten Hermann Harry Schmitz Die Philosophen Das Mysterium des Sonnenstichs

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Inhaltsverzeichnis
Hermann (Harry) Schmitz
Gesammelte Werke
Circulus vitiosus
Der Aesthet
Eine immerhin recht merkwürdige Geschichte
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VIII.
Der Fremde
Titti, das Schneelämmchen auf der Pfarrwiese
Personen:
1. Auftritt
2. Auftritt
Nr. 42
Ein Albdruck
Es treten auf:
Irre:
Epilog
... ist wohlgetan,... ist wohlgetan
Die Tragödie aller Marionetten
Personen:
Die Philosophen
Das Mysterium des Sonnenstichs

Hermann (Harry) Schmitz

Gesammelte Werke

Circulus vitiosus

Der Fall des Kassenboten Charley P. M. Reefkoke von derSplay Mouthed Bankin New York war eine Sensation ersten Ranges. In Aufregung war zumal die wissenschaftliche Welt. Wochenlang konnte man keine Zeitung zur Hand nehmen, ohne auf konstatierende, bezweifelnde, ablehnende, zustimmende, widersprechende Auslassungen von Autoritäten aus den verschiedenen Lagern zu stoßen, die sich mit der höchst seltsamen Angelegenheit beschäftigten. Denn anfangs eine rein medizinische Frage, griff sie, wie man sehr bald merken sollte, auf okkultistische, transzendentale, metaphysische Gebiete über. Zum Schluß hatte sie einen Monsterprozeß zur Folge, dergleichen er bis dato noch bei keinem Gerichtshof Amerikas anhängig gewesen war.

Aber ich will chronologisch die Entwickelung der Dinge berichten.

Gelegentlich der großen Typhus-Epidemie im Sommer des Jahres 1908, die besonders unter der ärmeren Bevölkerung von New York verheerend wütete, tauchte imFive-Points-Stadtteil, in dem engen, verrufenen Gassengewirr des Chinesenviertels, der indische Yogi Kapoloïh Sentama Verdrûch tès Rôg Elsche auf, der durch seine außergewöhnlichen Heilungen von Typhuskranken die Aufmerksamkeit der amtlichen ärztlichen Stellen auf sich zog.

Lediglich durch Anhauchen des Kranken und Murmeln einiger unverständlicher Worte bewirkte der Inder eine sofortige vollständige Heilung.

Wenn die Ärzte den Erfolgen Kapoloïh Sentamas bei seiner Behandlung des Typhus' ausgesprochen skeptisch gegenübergestanden hatten, so mußten sie sich angesichts des verblüffenden, um nicht zu sagen: umwerfenden Falles des Kassenboten Charley P. M. Reefkoke den Tatsachen beugen.

Vor einer Versammlung der namhaftesten Gelehrten der Welt imCollege of Physicians and SurgeonsderColumbia University, unter strengster Kontrolle der Behörden, waren dem Kassenboten Reefkoke, der bei dem gräßlichen Unglück der New Yorker Hochbahn vor einigen Jahren beide Beine verloren hatte, lediglich durch Anblasen der Stümpfe seitens des Inders binnen zehn Minuten vor aller Augen zwei neue Beine gewachsen.

Eine sofort vorgenommene, peinlich genaue funktionelle und Röntgen-Untersuchung ergab, daß man es tatsächlich mit normalen, organischen Gliedmaßen zu tun hatte.

Ein wissenschaftliches Novum: Das Nachwachsen von amputierten Gliedern, das bisher nur bei Krebsen und Fröschen beobachtet worden war, war nun auch beim Menschen als möglich erwiesen. Auffallenderweise freilich hatte der Kassenbote, der früher stark ausgeprägte X-Beine gehabt hatte, nunmehr Beine mit erheblicher O-Tendenz.

Auf alle Fragen der medizinischen Kapazitäten, die den Inder bestürmten, antwortete dieser mit den ruhigen, aber niemandem unter den Anwesenden verständlichen Worten:»Haês Dêmgè Sinne!«

Zur nämlichen Zeit, als sich solches in derColumbia Universityereignete, fuhr der Postbote John Harry F. Mincerkees mit der elektrischen Untergrundbahn von seiner Wohnung in der86th Streetzum HauptpostamtCity Hall Park. In die Ecke zurückgelehnt, die Beine übereinandergeschlagen, las er seine Zeitung, als plötzlich der Schuh des übergeschlagenen Beines polternd zu Boden fiel. Zu seinem Entsetzen bemerkte er, daß seine Beine mählich und mählich verschwanden. Zehn Minuten später hingen die Hosenbeine leer und schlaff von der Bank hinab, und im Wagen vor ihm lagen zwei leere Schuhe. Von seinen Beinen waren lediglich zwei kurze Stümpfe geblieben.

John Harry F. Mincerkees war ein Mann von außergewöhnlicher Geistesgegenwart.

Welche Ursache auch diese schauerliche Erscheinung bewirkt haben mochte, auf jeden Fall war die Untergrund-Bahngesellschaft für jede Beschädigung ihrer Passagiere haftbar. Sofort ersuchte Mincerkees den Kontrolleur des Zuges, vor allem den Tatbestand und die Namen der Zeugen protokollarisch festzustellen, ihn dann an der nächsten Station abzusetzen und für Herbeischaffung eines Arztes bemüht zu sein.

Verschiedene Fälle von erfolgreichen Versuchen betrügerischer Haftbarmachung der Bahngesellschaft in letzter Zeit (die Gesellschaft bezahlte bereits pro Jahr etwa zwei Millionen Dollar Unfallrenten) hatten die Direktion veranlaßt, ihre Angestellten dahin zu instruieren, daß sie bei Unglücksfällen von Passagieren der Untergrundbahn sich absolut passiv zu verhalten und die Betroffenen an die Gerichte zu verweisen hätten. Fiel dann die gerichtliche Entscheidung zuungunsten der Gesellschaft aus, so beugte man sich dem Gerichtsbeschluß. Dieses Prinzip hatte sich mit Rücksicht auf die Eigenart der amerikanischen Rechtsverhältnisse bisher für die Bahn als äußerst vorteilhaft erwiesen.

Eingedenk dieser Vorschrift lehnte es daher der Kontrolleur strikte ab, dem Wunsch des unglücklichen Postbeamten zu entsprechen, präsentierte ihm vielmehr, da die bezahlte Strecke inzwischen abgefahren war, ein neues Billett.

Kurz und gut, die Sache wurde überaus kompliziert.

Die Bahngesellschaft stellte sich auf den Standpunkt: Uns geht die Sache nichts an. Mincerkees ist ohne unser Zutun in den Wagen gestiegen, mag er sehen, wie er ihn wieder verläßt, durch irgendeine Hilfeleistung würden wir einen Präzedenzfall schaffen, der später einmal gegen uns angewandt werden könnte.

Mincerkees machte die Gesellschaft für alles verantwortlich und tat seinerseits nichts, um aus dem Wagen hinauszukommen. So fuhr er Tag für Tag auf und ab, von derBrooklyn Bridgebis zumBronx Park. Die Mahlzeiten ließ er sich von seiner Frau im Henkelmann (so nennt man in Amerika die Speiseträger) in den Wagen reichen; er schlief im Wagen, der nachts im Depotschuppen eingestellt wurde.

Von einer der ersten Rechtsanwaltsfirmen New Yorks,Brewster and Gangster, die sich den interessanten Fall nicht entgehen lassen wollte und sich ihm angeboten hatte, ließ er die Klage gegen die Untergrundbahn erheben. Diese wiederum verklagte ihn auf Zahlung von je 5 Cents pro abgefahrene Strecke und je 2 Dollar pro Nacht.

Eine neue Flut von aufgeregten Erörterungen ging durch die amerikanische Presse, die Tageszeitungen und wissenschaftlichen Blätter, als bekannt wurde, auf welche Art und Weise der Postbeamte Mincerkees seine Beine verloren hatte. Es lag nahe, die beiden mysteriösen Fälle, den des Postbeamten Mincerkees und den des Kassenboten Reefkoke, miteinander in Verbindung zu bringen. Tatsächlich ergab eine genaue Untersuchung der so märchenhaft gesproßten Beine auf das evidenteste, daß sie mit den abhanden gekommenen des Postbeamten identisch waren. An der ausgeprägten O-Form und einem charakteristischen Hühnerauge auf dem linken kleinen Zeh erkannten die Freunde und Familienangehörigen von Mincerkees, dieBrewster and Gangsterbei der Inaugenscheinnahme der strittigen Gliedmaßen zugezogen hatten, seine Beine unzweifelhaft wieder.

Brewster and Gangsterhätten gegen Reefkoke auf Herausgabe der nicht ihm gehörigen Beine klagen können. Aber angenommen, sie erzielten ein obsiegendes Urteil, mit amputierten Beinen war weder Mincerkees noch ihnen,Brewster and Gangster, gedient.

Nein, der Weg war nicht gangbar. In Frage kam allein die geldliche Entschädigung, und mit diesseitigen, das heißt: menschlichen und juristischen Mitteln beweisbar war ausschließlich das eine: Daß Mr. Mincerkees, als er an jenem Tage die elektrische Untergrundbahn bestieg, noch im Besitze seiner Beine sich befand und daß er sie während der Fahrt auf der elektrischen Untergrundbahn verlor.Brewster and Gangsterbeließen es also bei dem von der Untergrundbahn geforderten Schadensersatz und trugen der neuerlichen Sachlage nur insofern Rechnung, als sie die ursprüngliche Schadensersatzsumme von 300 000 Dollar auf 500 000 Dollar erhöhten.

Gegen den Yogi Kapoloïh Sentama als den eigentlichen Urheber dieser verwickelten Geschichte gerichtlich vorzugehen, wäre übrigens, selbst wenn man eine konkrete Handhabe gehabt hätte, gegenstandslos geworden. Denn seit dem Tage in derColumbia Universityhatte ihn niemand mehr gesehen. Er war und blieb spurlos verschwunden.

Daß die Untergrundbahn nicht kampflos eine halbe Million Dollar herausrückte, war natürlich. Dutzendweise ließ sie die Sachverständigen aufmarschieren. Immer wieder wußte sie die Vertagung der Sache durchzusetzen. Termin folgte auf Termin. Fieberhaft suchten unterdessen ihre Agenten nach dem Yogi Kapoloïh Sentama. Sie sagte sich, wie er dem Kassenboten Reefkoke zwei Beine besorgte, würde er auch dem Postbeamten Mincerkees diesen Liebesdienst erweisen können. Mochte es wieder einen anderen die Beine kosten. Der Präsident derUndergroundwar ein smarter Geschäftsmann.

Aber, wie bemerkt, es war, als habe den Yogi die Erde verschluckt.

Da, am 8. April 1909, lief im Zentralbureau der New Yorker Untergrundbahn ein Schreiben ein, das man zunächst einmal als einen Ulk aufzufassen geneigt war.

Er habe gehört, ließ sich der Briefschreiber vernehmen, daß der Vorgang auf der Untergrundbahn, dessen Opfer der Postbeamte Mincerkees wurde, durch einen glücklichen Zufall gefilmt worden sei. Wenn man ihm diesen Film zur Verfügung stelle, wolle er mittelst eines neuartigen Verfahrens versuchen, Mr. Mincerkees seine Beine wiederzubeschaffen. Unterzeichnet war der Brief von einem gewissen Thomas Alva Edison. –

Wirklich, die Untergrundbahn hatte einen Reklamefilm auf ihren Hauptstrecken drehen lassen, und dabei war, merkwürdig genug, das leidige Malheur, das Mincerkees traf, mitaufgenommen worden. Deutlich war auf dem Film zu sehen, wie der Schuh des übergeschlagenen Beines niederfiel, wie, klar erkennbar, die Strümpfe und die Hosen inhaltlos wurden und im Gesicht des Mannes sich das Entsetzen malte. Von einem glücklichen Zufall sprach dieser Erfinder Edison, aber wer weiß, vielleicht war es auch ein bißchen mehr.

Aus einer Art Galgenhumor heraus sandte man ihm den Film.

Und das nie und nimmer für möglich Gehaltene, das Umstürzende wurde Ereignis.

In Edisons Laboratorium geschah es, wo der Präsident der New Yorker Untergrundbahn und seine Direktoren ihren Film laufen sahen, rückwärts und in Zeitlupe. Völlig zerschmettert von dem Ungeheuerlichen, das über ihn gekommen war, sahen sie den Postbeamten Mincerkees in dem Untergrundbahnwagen sitzen, langsam füllten sich die Strümpfe. Der eine Schuh, der auf dem Boden lag, schwebte empor. Mr. Mincerkees zeigte das Gesicht eines Mannes, der nach einem guten Frühstück wohlgemut zur Arbeit fährt – –

»Und?« fragte Präsident Cuddle, von dem Gefühl beherrscht, gefoppt zu werden.

Edison hatte Erklärungen gegeben, einer chemischen Lösung Erwähnung getan, mit der Filmstreifen und weiße Wand bestrichen waren und die sich mit der Projektion verflüchtigen mußte, sich über Strahlungsgesetze, biologische Grundstoffe und Einmaligkeit eines jeden Menschen verbreitet. Von alldem hatten die Herren von der Untergrundbahn jedoch wenig begriffen, und so schauten sie sich einigermaßen komisch berührt an, als der Film zu Ende, Mr. Mincerkees, im Film, wieder komplett war.

»Also, was soll nun der verdammte Unsinn?« knurrte, deutlicher werdend, Präsident Cuddle.

»Die Gentlemen haben sich die Zeit gemerkt«, sagte Edison lakonisch. »Von elf Uhr dreißig bis elf Uhr vierzig. innerhalb dieser zehn Minuten dürfte Mr. Mincerkees seine Beine zurückerhalten haben.Good bye, gentlemen!«

Noch lachend über den Scherz, auf den sie offenbar hereingefallen waren, stiegen die Herren von der Untergrundbahn in ihre Autos.

Aber Thomas Alva Edison sollte nicht zuviel gesagt haben.Brewster and Gangstermußten einräumen, daß ihrem Mandanten Mincerkees in rätselhafter Schnelle die Beine nachgewachsen waren. O-Beine mit einem blühenden Hühnerauge auf dem linken kleinen Zeh, und daß er sogar schon wieder Dienst tat. Was sie verschwiegen, war, daß sie vergebens versucht hatten, Mr. Mincerkees zum Verzicht auf seine neuen Beine zu bewegen, mit anderen Worten, die sicher zu erwartende stattliche Entschädigung vorzuziehen. Wohl oder übel sahen sie sich genötigt, den eingeklagten Schadensersatz auf hunderttausend Dollar zu ermäßigen. Es kam zu einem Vergleich, dem zufolge die Untergrundbahn sechzigtausend Dollar zahlte, und davon empfing Mr. Mincerkees seinen Anteil: zwanzigtausend.

Am 12. Mai hatte die Filmvorführung im Laboratorium Edisons stattgefunden und war Mr. Mincerkees in den Besitz seiner Beine zurückgelangt. Am 14. Mai waren von derUndergrounddie sechzigtausend Dollar anBrewster and Gangsterüberwiesen worden. Einen Tag später, am 15. Mai, wurde das Gesicht des Präsidenten Cuddle bei der Lektüre eines soeben eingegangenen Schriftstückes beträchtlich lang. Schrieb da doch James J. H. van Proometaat, ein New Yorker Anwalt holländischer Abstammung, daß er von dem Kassenboten Charley P. M. Reefkoke mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt worden sei. Und zwar handle es sich um folgendes: Am 12. Mai, vormittags zwischen elf und zwölf Uhr, sei besagter Charley P. M. Reefkoke, gerade als er im Begriffe war, auf dem Broadway einen Wechsel zu kassieren, binnen weniger Minuten der ihm dank den Bemühungen des Yogis Kapoloïh Sentama zugewachsenen Beine wieder verlustig gegangen. Die Beule, die er zu Boden schlagend sich zugezogen habe, wolle nicht allzuviel besagen, für den Verlust der Beine aber sei die Untergrundbahn haftbar zu machen. Denn seine Ursache könne er nur in dem Experiment haben, das Thomas Alva Edison im Auftrage der Untergrundbahn um jene Stunde vorgenommen habe und über das von den Zeitungen detailliert berichtet worden sei. Er, James J. H. van Proometaat, bezifferte Mr. Reefkokes Anspruch auf achthunderttausend Dollar.

Edison, den Präsident Cuddle sofort anrief, bedauerte – der Verlust dieser Beine war nicht verfilmt, und ohne Film war nichts zu machen.

Wo war Kapoloïh Sentama?

Damals, Mai 1909, begannen die ersten amerikanischen Millionäre sich von einem Filmoperateur begleiten zu lassen, sobald sie sich der Eisenbahn oder dem Auto anvertrauten. Ende des Jahres kamen bereits Autos mit eingebauten, automatisch arbeitenden Kameras auf den Markt und hatte Edison schon eine Aktiengesellschaft gegründet, deren Spezialität es war, mit der Eisenbahn oder dem Auto Verunglückte auf Grund vorhandener Filme wieder zusammenzuflicken. Freilich, gänzlich Toten gegenüber war auch mit ihrem Patent nichts anzufangen. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden«, äußerte Edison, von einem Reporter interviewt.

Am 1. Juni desselben Jahres 1909 ritt zur Propagierung seines Auftretens im Apollo-Theater auf einem fürstlich aufgezäumten Elefanten der indische Gaukler Ba Sélémanes' dol Achsdéd échka putt durch die belebtesten Straßen der Stadt Düsseldorf. Der Elefant trug auf der Stirn einen faustgroßen, wundervoll geschliffenen Smaragd, und auch der Turban des Gauklers war grün. Radié-schèn hieß der mächtige Dickhäuter, was auf deutsch soviel wie »Würzelchen« bedeutet. Auf offener Bühne pflegte ihn sein Herr verschwinden zu lassen.

Als Jupp Kirschkamp, Generalvertreter der Zahnbürstenfabrik Kalscheuren, dem phantastischen Aufzug auf der Königsallee begegnete, stutzte er. Das Gesicht des Gauklers kam ihm bekannt vor, trotz heftigen Kopfzerbrechens wußte er jedoch nicht, wohin mit ihm. Wäre er jetzt nicht vom Frühschoppen gekommen und hätte er damals in New York, gelegentlich seines der Organisation des Zahnbürstenabsatzes in den Vereinigten Staaten gewidmeten Aufenthalts, nicht so vieldrinksgenossen, würde er unschwer den Yogi Kapoloïh Sentama wiedererkannt haben, dessen Bild ihn aus Dutzenden von Zeitungsnummern angestarrt hatte.

Der Umzug des Gauklers mußte um so mehr Aufsehen erregen, als am Morgen in den Düsseldorfer Blättern eine Großanzeige erschienen war, laut welcher er gegen eine Entschädigung von hunderttausend Mark ein Medium suchte, das sich ihm für das Experiment einer hypnotischen Einschläferung auf die Dauer eines Jahres zur Verfügung stellte.