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Die beiden Abenteuerinnen Vanessa und Pheona stehen vor ihrer bislang größten Herausforderung. Das Ersteigern einer alten Marmorskulptur ist der Auslöser, welcher eine Suche nach einer verschollenen Bibliothek rund um den Globus veranlasst. Die beiden jungen Frauen haben neben schwer bewaffneten Schatzjägern auch mit zahlreichen weiteren Niederschlägen zu kämpfen. Wie und ob ihnen das gelingt, erfährst du im vierten Buch des Abenteuerromanautors Ben Griessler. Dich erwarten packende Action, Verfolgungsjagden und eine durchziehende Suspense. Sei also gespannt!
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
„Sofort alle Luken dicht machen! Der Sturm kommt immer näher!“
„Jawohl Kapitän!“ antwortete ein Unteroffizier der Whydah. Die Segel hatte die Mannschaft bereits vor Stunden eingeholt. So nah vor der Küste von Cape Cod, waren Felsen und Sandbänke eine zusätzliche Gefahr.
Die Whydah. Ein atemberaubendes Schiff vom Bug bis zum Heck. Das Pinassschiff fuhr unter englischer Flagge und war stolze zweiundvierzig Meter lang.
Seit Monaten war das Schiff unterwegs. Unmengen an Gold, Silber und Rubinen schlummerten im Laderaum. Genug seltene Rohstoffe, um eine königliche Schatzkammer zu füllen. Der Legende nach waren einige Rubine so groß wie Hühnereier.
Doch dies war nichts im Vergleich zu dem, was Thomas Davis und Ian Bufford besaßen. Das geheimnisvolle Notizbuch des Schriftstellers führte angeblich zu einer Bibliothek. Eine Bibliothek, welche ausschließlich aus Büchern und Schriftrollen bestand, die nirgends anders auf der Welt zu finden waren.
Ian Bufford war ein Schriftsteller aus London. Gemeinsam mit seinem Lehrling Thomas hatte er es sich zur Aufgabe gemacht sämtliche Geschichten aufzuschreiben und zu archivieren. Deshalb waren sie immer unterwegs und sprachen mit den außergewöhnlichsten Menschen. Auf ihrer Reise sammelten sie nicht nur mündliche Erzählungen.
Neben alten Schriftrollen der Ägypter und Römer hatten sie auch eine Marmor Statue erhalten.
Die Skulptur einer Meerjungfrau mit einem Säbel war nicht nur schön anzusehen. Wenn man ihr Geheimnis kannte, ebnete sich eine Pforte in eine längst vergessene Welt.
Besagte Statue war ebenfalls an Board, und gut verstaut in der Kajüte von Bufford.
„Kapitano! Der Sturm treibt uns immer weiter vom Kurs ab!“
„In welche Richtung?“
„Dreißig Grad Nordwest! Die Klippen sind nur noch ein paar hundert Meter entfernt!“
„Verstanden. Hart Steuerboard, und das sofort!“
Doch die spontane Kursänderung half auch nichts mehr. Sie verschafften sich zwar einen größeren Abstand, doch der Hurrikan beförderte die Whydah fünfzehn Minuten später auf eine Sandbank. Gute hundertfünfzig Meter vom Land entfernt.
„Zu den Rettungsbooten!“ , befahl der Kapitän mit rauer Stimme.
Ian und Thomas steckten das Notizbuch und die Skulptur in einen alten Kartoffelsack und liefen zu einem Ruderboot. Die Anzahl der Boote reichte allerdings nur für einen Bruchteil der Mannschaft.
Gemeinsam mit einem schwächlichen Unteroffizier wurden sie ins reißende Meer gelassen.
Davis packte die Paddel und ruderte mit aller Kraft zum Ufer. Ehe er sich versah, schwappte eine Monsterwelle den Unteroffizier in den Ozean und zog ihn in die dunkle Tiefe. Die anderen Rettungsboote hatten es nicht leichter. Allesamt sanken sie oder die Mannschaft ertrank.
Nur Ian Bufford und Thomas Davis überlebten.
„Mister Davis, hier trennen sich unsere Wege. Ich bring die Statue in Sicherheit. Hierfür nehme ich gleich morgen das nächste Schiff nach Europa. Sie müssen hierbleiben und Bescheid geben. Hier, mein Notizbuch. Passen Sie gut drauf auf. Viel Glück, mein Freund!“
Thomas blickte noch einmal auf das Schiff. Er wischte eine Träne von seiner Wange und umarmte zum Abschied seinen Lehrmeister. Dankend nahm er das Buch.
„Zum Ersten, … zum Zweiten, … und verkauft, an die Nummer 98. Herzlichen Glückwunsch!“, verkündete der elegant gekleidete Auktionator.
Der glückliche Ersteigerer des Objekts stand auf und schritt zum Kassenbüro, um die Antiquität zu bezahlen. Eine Viertel Million Euro kostete ihn schließlich das Objekt der Begierde. Sein Gegenbieter, dem Akzent nach eindeutig ein Amerikaner, wurde von Dr. Kruger überboten.
Dr. Theodor Kruger stellte seine braune Aktentasche auf den Tisch und holte mehrere violette Geldbündel heraus. Diese schob er dann der Dame am Schalter durch eine kugelsichere Glasscheibe zu.
Die fünf Banderolen wurden in eine Geldzählmaschine gelegt und gezählt. Daraufhin unterzeichnete er einen Ausfolgeschein und ging in Begleitung eines Sicherheitsbeamten zum Lager.
Sie fuhren mit einem Aufzug in das zweite Kellergeschoss und gingen einen langen kalten Flur entlang. Die beiden Männer betraten einen raumgroßen Tresor. Hier wartete bereits ein weiterer bewaffneter Angestellter und verlangte das Dokument.
Theodor händigte ihm den Ausfolgeschein aus, und erhielt kurz darauf das ersteigerte Objekt.
„Mit der Zeit ist zwar das Metall am Sockel und in den Einfassungen oxidiert, das Silber und der Marmor sind aber verschont geblieben. Ein verdammt schönes Objekt was sie dieses Mal gekauft haben, Doktor Kruger!“, bemerkte der Angestellte mit großer Ehrfurcht.
„Dankeschön, ich werde es heute Abend mit nach Afrika nehmen. Einen schönen Abend noch, Peter!“
Der Lagerist übergab ihm eine kleine Holzkiste mit einer zwanzig Zentimeter großen Statue darin. Jene Skulptur welche vor dreihundert Jahren das letzte Mal gesehen wurde. Vor sechs Monaten tauchte sie am Dachboden eines alten Bauernhauses wieder auf.
Sie verabschiedeten sich mit einem festen Händedruck. Der hauseigene Wachschutz begleitete den Doktor und die Statue noch bis zum Auto. Immer wenn Theodor Kruger in Wien war, fuhr er mit seinem alten Mercedes 180D Ponton. Wenn er allerdings in seinem Haus, Büro und Labor in Namibia war, parkte er den Benz in einer Mietgarage beim Flughafen.
Das Anwesen kaufte er damals mit seiner Frau, einer Einheimischen aus Namibia. Ein Jahr später bekamen sie dann eine Tochter. Pheona Kruger. Seine Frau starb vor vierzehn Jahren bei einem tragischen Flugzeugunglück. Seither lebte er mit seiner geliebten Tochter allein auf der Erde.
Die Tatsache, dass sie in Paris arbeitete, und sie sich so nur selten trafen, machte ihm schwer zu schaffen.
„Immerhin habe ich jetzt einen guten Grund sie einzuladen. Die wird Augen machen.“, dachte sich Theodor, während er zum Flughafen nach Schwechat fuhr. Pheona arbeitete im Museum Quai Branly als stellvertretende Direktorin.
Seit Kindheitstagen gingen die gemeinsam auf die gefährlichsten und spannenden Abenteuer. Vom Bergsteigen im Himalaya-Gebirge bis hin zum Tiefseetauchen war alles dabei.
Währenddessen er bei einer Ampel auf Grün wartete, machte er ein Foto von der Figur und schickte es seiner Tochter.
Ein paar Sekunden später erhielt er eine SMS in der stand, dass sie sich bereits riesig auf das Wiedersehen freue.
Er musste grinsen. Dann steckte er sein iPhone wieder in die Tasche und lenkte den Oldtimer in die Parkgarage. Behutsam holte er die Schachtel mit der Meerjungfrau aus dem Kofferraum.
Dr. Kruger verzollte die Antiquität und seinen kleinen Reisetrolley. Dann spazierte er in die Lounge und orderte einen eisgekühlten Drink. „Einen Martini, gerührt nicht geschüttelt.“
Der Edel-Barkeeper erfüllte seinen Wunsch lächelnd und erhielt im Gegenzug ein lobenswertes Trinkgeld. Viel Zeit hatte Theodor nicht, das Getränk zu genießen. Er blickte auf seine Taschenuhr, und ging zum Gate.
Kruger zeigte sein Ticket und wurde in die Businessclass geführt. Die Aktentasche verstaute er im Handgepäckfach, nachdem er ein Buch aus einer Seitentasche herauszogen hatte.
Der Doktor schlug seinen zerflederten Roman auf und begann zu lesen. Doch nach ein paar Seiten war er zu erschöpft. Er schlief sofort ein, und wachte erst in Afrika wieder auf.
Schläfrig packte er seine Sachen zusammen und verließ das Flugzeug. Nachdem er seine beiden Gepäckstücke abgeholt hatte, legte er sie auf einen Transportwagen. Dieser diente gleichzeitig als kleine Gehunterstützung. Der Einundsechzigjährige konnte seit längerem nicht mehr viel ohne Unterstützung auskommen. Dies lag vermutlich daran, dass er vor zwei Jahren einige Gewehrkugeln in die Beine geschossen bekommen hatte.
Bei einer Expedition in Mittelamerika traf er auf eine Söldnergruppe, welche damals hinter demselben Schatz wie er her war.
Die Angelegenheit ging glimpflich aus. Den millionenschweren Schatz konnte er in Sicherheit bringen.
Jedenfalls hatte seine Abenteuerlust nie nachgelassen.
Nun war Dr. Kruger in Windhoek. Er verließ das Gebäude und kam schließlich bei der Straße zum Stehen.
Hier wartete bereits seine treue Assistentin Vanessa Kimball. Eine dreißigjährige Namibianerin mit bauchnabellangem schwarzem Haar. Mit einem IQ von hundertfünfzig war sie nicht nur äußerlich eine wahre Schönheit. Vanessa war zudem gemeinsam mit Pheona in der Schule gewesen. Sie wurden Freundinnen und erlebten ebenfalls immer wieder actionreiche Ausflüge.
„Guten Tag, Theodor. Hattest du einen guten Flug?“, fragte sie, währenddessen sie ihm die Beifahrertüre seines Autos öffnete.
„Sei mir gegrüßt. Du kennst mich, ein paar Zeilen von Shakespeare, und ich schlaf wie ein Murmeltier.“
Vanessa lud den Trolley und die Kiste in den Kofferraum und schob das Wagerl in einen markierten Bereich.
Sie setzte sich in den Wagen, startete den grünen Land Rover, und reihte sich in den Verkehr ein. Der Geländewagen von 1972 war zwar alt, aber dank einer gründlichen Wartung und viel Liebe, fuhr er noch heute wie am ersten Tag.
Sie waren etwa zwanzig Minuten unterwegs, ehe sie beim Anwesen von Dr. Kruger ankamen. Eine dreistöckige Villa mit angebundenem Labor ragte nun vor ihnen in den Himmel. Die Assistentin parkte den Rover in der Garage. Die junge Frau brachte zuerst den Koffer in das Ankleidezimmer des Hauses.
Dann kehrte sie zurück und trug die Holzkiste ins Labor und stellte sie auf einen Stahltisch.
In der Zwischenzeit wechselte Theodor seine elegante Kleidung und schlüpfte in einen weißen Kittel.
„Vanessa, könntest du mir bitte den Kreuzschraubenzieher reichen? Er müsste irgendwo dahinten liegen.“, sagte er, schon voller Neugier die Skulptur endlich auszupacken und zu untersuchen.
„Dankeschön!“ Er nahm das Werkzeug und machte sich in der Sekunde daran die vier Schrauben aufzudrehen. Eine Minute später war es so weit. Der Deckel war locker. Natürlich hatte Theodor die Skulptur schon davor gesehen. Nun war sie allerdings in seinen Besitz.
Erwartungsvoll schauten Vanessa und Dr. Kruger in die Holzkiste. Sie strichen die Verpackungsschnipsel beiseite und holten die Marmorfigur heraus.
Theodor stellte sie unter eine kaltweiße Leuchte. Dann zogen sich beide weiße Samthandschuhe an und erforschten die Statue nun intensiver.
„Okay Doc, auf wann würden sie die Figur datieren?“
„Laut dem Auktionshaus stammt sie aus dem 18. Jahrhundert. Die Kollegen in Wien haben wahrscheinlich nur auf die Oxidation geachtet. Wenn man sich aber das Kunstwerk genauer ansieht, und schon ähnliche Skulpturen gesehen hat, würde ich sagen die Marmorstatue entstand so um 1650.“, antwortete Theodor, während er den verrosteten Sockel reinigte.
Und Tatsache. Eine davor nicht sichtbare Gravur kam nun zum Vorschein.
„Vanessa, ich habe meine Brille nicht da, könntest du das bitte vorlesen.“, bat der ältere Abenteurer. Was seine Assistentin jedoch nicht wusste, war dass er das sehr wohl entziffern hätte können. Allerdings wurde sie in all den Jahren wie eine Tochter für ihn. Und zuzusehen wie Vanessa oder Pheona ein mysteriöses Rätsel lösten, erwärmte immer wieder sein Herz.
„Liebend gern! Mhhmm. Da steht, Die Bibliothek ebnet sich nur für wahre Erben. - London 1689.“, las sie verblüfft und erstaunt zugleich vor.